Tipp der Woche

Der Tipp der Woche gibt (meistens von Werner Winkler verfasst) wöchentlich einen Input aus dem naturellwissenschaftlichen Fundus, häufig mit aktuellem Bezug.
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Zum Nachlesen finden Sie unten die bislang versendeten Tipps der Woche.

Tipp Nr. 628: Naturelltyp und Emotionen

Menschliche Emotionen lassen sich in drei Kategorien einteilen:

- positiv-angenehme (z. B. helle Freude, Begeisterung, Zufriedenheit)
- neutral-ausgewogene (z. B. stille Freude, ruhig-genießendes Gefühl)
- negativ-unangenehm (z. B. Scham, Fremdscham, Ärger, Zorn, Wut)

Mir ist immer wieder aufgefallen, dass hier jeder Naturelltyp (wie zu erwarten) eine bevorzugte und eine vermiedene Kategorie zeigt.

Beispiel: Wenn ich als Beziehungstyp Schach spiele, fällt es mir sehr schwer, gelassen-ruhig-sachlich zu bleiben. Meine Emotionen pendeln eher zwischen Freude und Ärger. Oder wenn ich mir ein Fußball- oder Handball-Spiel anschaue und ich mich mit einer der Mannschaften emotional verbunden fühle - dann bereitet mir das keine Freude; der emotionale Stress ist einfach zu hoch. Ich schaue mir deshalb lieber Spiele an, bei denen ich neutral bleiben kann, weil ich keine Präferenz habe :)  

Erlebe ich Handlungstypen beim Spiel, freuen diese sich nur selten (bei Erfolg); das Spielen an sich bereitet ihnen eher keine Freude - außer, es ist noch zusätzlich ein fröhlicher sozialer Kontakt geboten bzw. Alkohol im Spiel.

Sachtypen scheinen (wie schon Dietmar Friedmann beschrieben hat) dazu zu neigen, ihre negativen Emotionen herunterzuschlucken, zu verdrängen, zu verleugnen etc. – mit entsprechenden körperlichen Beschwerden (z. B. hindert sie der Ärger nachts am Schlafen).

Zusammengefasst:

Beziehungstypen neigen zu positiven Emotionen, spüren auch ihre negativen deutlich, tun sich jedoch schwer mit den neutral-sachlichen (z. B. sachliche Gelassenheit beim Spiel, klar-neutraler Blick auf die eigenen Finanzen oder wissenschaftliche Analyse eines Phänomens).

Sachtypen pendeln eher zwischen neutral-sachlichen und positiven Emotionen, umgehen jedoch nach Möglichkeit die negativen (z. B. Nicht-Wahrhabenwollen einer unguten Situation, einer unaufgeräumten Wohnung, einer körperlichen Krankheit).

Handlungstypen spüren negative Emotionen deutlich und wie von selbst, kennen auch in guten Momenten die ruhigen-gelassenen-sachlichen (z. B. stille Freude beim Anblick eines überraschend positiven Kontoauszuges oder eines ertragreichen Auftrages) - sie erleben jedoch nur selten durchweg positive Emotionen wie helle Freude oder Faszination (z. B. Verliebtheit, Beeindrucktsein von Kunst, Mitgerissenwerden von Musik, Berührtsein vom Glück anderer). Oft sind sie auch von ihren Emotionen abgeschnitten und spüren einfach nichts.

Aber auch hier scheint es möglich, die naturellbedingt schwächer ausgeprägten Aspekte zu üben und dadurch zu stärken.

Beziehungstypen können etwa üben, die neutral-sachlichen Aspekte einer Situation wahrzunehmen. Sachtypen können bewusst das Negative in ihrem Leben wahrnehmen (und an einer Verbesserung arbeiten). Und Handlungstypen können sich selbst zum Schönen und Fröhlichen zwingen oder mitreißen lassen.

Wie immer lese ich gerne Rückmeldungen jeder Art - auch ganz neutral-sachliche :)

Text: Werner Winkler





Tipp Nr. 627: Downloads zur Naturellwissenschaft

Die Webseite der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft ist ebenso alt wie der Verein selbst: 25 Jahre! Vor allem unser langjähriges Mitglied Holger Hägele und sein Team begleiten, pflegen und optimieren im Hintergrund und tragen dazu bei, dass wir monatlich viele Tausend Besucherinnen und Besucher auf der Seite haben. Herzlichen Dank an dieser Stelle!

Eine der viel besuchten Unterseiten ist unsere Download-Seite, auf die ich heute besonders hinweisen möchte, da manche gar nicht wissen, dass es sie gibt: https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html

Hier gibt es z. B. die aktuellen Naturell-Bücher Band 1-3 als Leseprobe, außerdem die beliebte DIN A5-Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit" oder der Artikel von Günter Hiller über Leben und Werk von Dietmar Friedmann. Alles natürlich kostenlos und durch die freundlichen Zuwendungen unserer Mitglieder bzw. Förderer ermöglicht.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 626: Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war

Heute gibt es mal wieder einen Lesetipp mit garantierter Naturelltyp-Erkennungsgarantie.

Von Erich Kästner kennen viele nur seine Kinder- bzw. Jugendbücher wie Das doppelte Lottchen oder Das fliegende Klassenzimmer. Er hat aber weit mehr geschrieben, unter anderem einen kleinen Band mit biografischen Erinnerungen aus seiner Kindheit.

Darin gibt es, wie zu vermuten, viele Hinweise auf seinen Naturelltyp (und den seiner Mutter und anderer Verwandten) zu finden. Einen kleinen Beispieltext möchte ich hier zitieren. Er erzählt davon, dass die Eltern immer wieder Lehrer und Lehrerinnen zur Untermiete hatten und dass dies den kleinen Erich in seinem Berufswunsch stark beeinflusste.

Er schreibt:
Ich konnte noch nicht lesen und schreiben, und schon wollte ich Lehrer werden. Nichts anderes. Und trotzdem war es ein Missverständnis. Ja, es war der größte Irrtum meines Lebens. Und er klärte sich erst auf, als es fast zu spät war. (…) Ich war kein Lehrer, sondern ein Lerner. Ich wollte nicht lehren, sondern lernen. Ich hatte Lehrer werden wollen, um möglichst lange ein Schüler bleiben zu können. Ich wollte Neues, immer wieder Neues aufnehmen und um keinen Preis Altes, immer wieder Altes weitergeben. Ich war hungrig, ich war kein Bäcker. Ich war wissensdurstig, ich war kein Schankwirt. Ich war ungeduldig und unruhig, ich war kein künftiger Erzieher. Denn Lehrer und Erzieher müssen ruhig und geduldig sein. Sie dürfen nicht an sich denken, sondern an die Kinder. Und sie dürfen Geduld nicht mit Bequemlichkeit verwechseln. Lehrer aus Bequemlichkeit gibt es genug. Echte, berufene, geborene Lehrer sind fast so selten wie Helden und Heilige.

Erich Kästner, Als ich ein kleiner Junge war, Atrium-Verlag, erstmals veröffentlicht 1957, hier zitiert aus der 2. Auflage 2017, dort auf S. 67)

Nun könnte jemand, wenn ich behaupte, hier den Beziehungstyp schreiben zu sehen, einwenden: Halt, das lebenslange Lernen ist doch die Spezialität der Sachtypen. Aber der Satz "ich war ungeduldig und unruhig" zeigt, dass die Sachtyp-Vermutung unwahrscheinlich ist. Kästner hat durch die Gesellschaft der Lehrer schon als Vorschulkind erkannt, wie wertvoll das Wissen ist, das diese Berufsgruppe verwaltet. Er entdeckte hier seine Ressource, nicht seine naturellbedingte Neigung.

Ich habe viele Sachtypen getroffen, die sehr gerne gelernt und studiert, aber weniger gerne gelehrt bzw. ihr Wissen weitergegeben haben. Dazu brauchen sie erst eine attraktive Motivation - z. B. die Aussicht auf ein gutes Gehalt, einen Titel oder viel Aufmerksamkeit. Beziehungstypen hingegen geben ihr Wissen (oder Halbwissen) hingegen gerne ungefragt und großzügig weiter ... etwa in Form von Tipps der Woche :)

In diesem Sinne: Viel Vergnügen mit diesem wunderbaren Buch, nicht nur beim Entdecken der Beziehungstyp-Geschichten. Man kann viele Geschichten darin übrigens auch seinen Kindern, Enkeln usw. vorlesen, um ihnen einen Eindruck von der Zeit Erich Kästners (geb. 1899) zu vermitteln.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 625: Vielfalt der Untertypen beim Handlungstyp in Beziehungen

Liebe Leserinnen und Leser,
 
heute betrachten wir das Rote Naturell und schauen uns an, wie wir in Alltagssituationen die individuellen Stärken und Schwächen des Handlungstyps mit den Untertypen Denker, Fühler und Macher berücksichtigen können.
 
Zu den Stärken der Handlungstypen im Untertyp "Denker" zählt das aktive Verarbeiten von großen Informationsmengen und Aussortieren von (für sie) nicht relevanten Informationen. Hieraus resultiert dann auch direkt eine Schwäche, denn sie tun sich schwer damit, positiv-emotional zu kommunizieren, da sie scheinbar unrelevante Aspekte, die für andere jedoch von Bedeutung sind, einfach unter den Tisch fallen lassen.
 
Prominente Persönlichkeiten dieses Typs (Vermutungen) sind Helmut Schmidt, Loki Schmidt und Karl Lauterbach.

Beispielsweise organisierte Helmut Schmidt während des Hochwassers in Hamburg 1962 die Hilfsdienste und erwarb sich damit seine Reputation als Führungskraft.
 
Für den Umgang in Diskussionen und Planungen ist es also hilfreich, dem Roten Naturell klare hierarchische Verantwortlichkeits-Strukturen und konkrete Ansagen zu bieten. Gleichzeitig sollte ihnen jedoch genügend Raum für Flexibilität gelassen werden, damit sie die auch spontan auftretenden Impulse angemessen ausleben können. Da Handlungstypen gerne zuerst und rasch "Nein" oder "so nicht" sagen, lohnt es sich, mehrmals nachzuhaken und beispielsweise mit einer Gegenfrage zu kontern: "Wie denn stattdessen?".
 
 
Die Stärken der Handlungstypen im Untertyp  "Fühler" sind sicherlich ebenso das aktive Aufnehmen von großen Informationsmengen und das Ausblenden von (für sie) nicht relevanten Sinneseindrücken. In diesem Fall tun sie sich jedoch schwer damit, positiv-emotional zu denken.
 
Prominente Persönlichkeiten (Vermutungen) sind Claudia Roth, Ursula von der Leyen und Konstantin Wecker. Ursula von der Leyen gelingt es bespielsweise immer wieder, auch in großen Runden mit vielen unterschiedlichen Eindrücken aktiv zuzuhören und die wichtigen von den unwichtigen Redebeiträgen zu trennen. Damit ist sie besonders als Moderatorin erfolgreich und weithin anerkannt.
 
In Diskussionen und Planungen kann es besonders hilfreich sein, den Handlungstyp-Fühlern ausreichend Informationen zu liefern. Dies kann auch in Form von grafischen Darstellungen, Fotos und Filmen geschehen. Dann brauchen sie genügend Zeit, um das Gesehene, Gelesene und Gehörte zu verarbeiten, indem sie eine bzw. einige Nächte darüber schlafen. Sie sollten keinesfalls zu raschen Handlungen, die auf Basis der gerade erst aufgenommenen Informationen beruhen, gezwungen werden.
 
 
Das zielgerichtete Kommunizieren zählt ganz klar zu den Stärken der
Handlungstypen vom Untertyp "Macher". Sie teilen gerne mit, was sie denken und planen und eben auch, was sie nicht wollen. Sie tun sich jedoch äußerst schwer damit, die positiven und emotionalen Seiten des Lebens, einer Person oder eines Projekts wahrzunehmen. Sie fokussieren sich oft zu sehr auf das, was nicht gut ist, schiefgehen oder Schaden anrichten könnte und übersehen so die wertvollen und wichtige andere Aspekte.
 
Prominente Beispiele (Vermutungen) sind Gerhard Schröder, Oliver Kahn und Renate Künast. Dem Torhüter Oliver Kahn gelang es z. B. in seiner Zeit als Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft immer wieder, seine Mitspieler auf Erfolg und Sieg einzuschwören – und sie auch während des Spiels durch gestenreiche und gut hörbare Anweisungen auf seine Linie zu bringen. Wurde er jedoch auch emotional gefordert, z. B. zu Beginn eines Spiels, wenn er noch fremden Menschen oder Kindern die Hand schütteln sollte, kam er leicht aus dem Konzept und verlor seinen Fokus.
 
Der Tipp im Umgang mit diesen Menschen könnte sein, in Diskussionen und Planungen den Handlungstyp-Machern auch einmal Paroli zu bieten, sie im Redefluss zu unterbrechen oder ihnen wichtige Informationen sehr deutlich und wiederholt vor Augen zu halten. Sie lassen sich nämlich ansonsten von ihrem eigenen Machen mitreißen und merken zu spät, dass sie in eine nicht optimale Richtung laufen. Sie lassen sich zudem auch zu sehr von Zielen leiten und nehmen zu wenig wahr, was zwischenzeitlich Neues passiert und berücksichtigen es deshalb oftmals nicht ausreichend.
 
Bei der Zusammenarbeit mit den Handlungstyp-Machern als Mitarbeitende ist es ratsam, klare Prioritäten zu setzen, die Aufgaben zu begrenzen und Pausen für Regeneration einzuplanen. Die Kunst liegt darin, einen ausgewogenen Rhythmus zwischen dem Handeln und der Erholung zu finden, denn sonst neigt dieser Untertyp zum Ausbrennen durch den Verlust von positiven sozialen Kontakten und Lebensfreude.
 
 
Fazit: 
Durch ein tieferes Verständnis der Stärken und Schwächen des Roten Naturells in Kombination seiner Untertypen können Beziehungen und Freundschaften gezielter unterstützt werden. Denken wir immer daran, dass jede Persönlichkeit und jedes Naturell einen einzigartigen Beitrag zu unserer gemeinsamen Reise leistet.

Text: Sophia Martina Müller und Werner Winkler

Tipp Nr. 624: Naturelltypen im Alter

Schon sehr früh nach Entdeckung bzw. Beschreibung der drei Grundtypen fiel (z. B. Dr. Klaus Fritz oder Dijana Gerber) auf, dass Menschen im Alter häufig wieder sehr deutlich ihren ursprünglichen Naturelltyp zeigen. Und zwar auch in ihrem täglichen Verhalten, also auch dort, wo die zwischenzeitlich erlernten, gesellschaftlich gewünschten Verhaltensweisen nicht dem eigenen Naturell entsprechen.

Wir scheinen gewissermaßen zu unserer Persönlichkeits-Natur zurückzukehren und viel von unserer angelernten (oder aufgesetzten) Kultur wieder aufzugeben bzw. zu verlieren.

Beispiele:
Ein fast 90-jähriger Beziehungstyp, ein ehemaliger Bankberater und berufsbedingt sehr gut in Gelddingen, fängt in letzter Zeit zum Leidwesen seiner Kinder an, sein mühsam erspartes Vermögen scheinbar willkürlich zu verschenken. Ebenso diverse Wertsachen aus seinem Besitz und einen Großteil seiner Zeit. Die Beschenkten sind häufig Kinder in der Nachbarschaft, aber auch Menschen, die in seinen Augen Unterstützung brauchen. Er begründet das so: Warum soll ich das alles meinen Kindern vererben? Die haben doch schon mehr als genug und wenn ich Nachbarn sehe, denen etwas von meinem Geld oder Vermögen Freude bereitet und hilft, dann freue ich mich auch. Wenn ich gestorben bin, freue ich mich nicht mehr mit den Erben, also verschenke ich lieber großzügig.

Eine ältere Sachtyp-Politikerin zieht sich nach Ende ihrer Amtszeit weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Sie lehnt alle Angebote für neue Posten und Ämter ab, genießt die freie Zeit, schreibt an ihren Memoiren und holt das nach, was ihr in den vielen Jahren der permanenten Beanspruchung gefehlt hat. Auch körperlich erholt sie sich wieder.

Hingegen der alternde Handlungstyp-Präsident: Er hält an seinem Posten mit aller Gewalt fest. Sogar die Verfassung wurde ihm zuliebe geändert, damit er bis zu seinem Tod weiterarbeiten kann. Je älter er wird, umso deutlicher tritt seine boshafte, gewalttätige Seite zu Tage, die er sich als Kind auf der Straße zugelegt hatte. Er überfällt einen Nachbarn nach dem anderen, mischt sich überall auf der Welt in kriegerische Auseinandersetzungen ein, baut sich persönlich große Anwesen, die er mit allem Luxus ausstattet, um damit vor seinen weniger werdenden Freunden zu prahlen. Seine Frau hat ihn längst verlassen. Abtrünnige Mitstreiter und unliebsame Konkurrenten lässt er von seinem Geheimdienst ermorden. Nur ein schon lange schwelendes körperliches Leiden werde ihn stoppen, sagen seine Ärzte, weshalb er wie besessen auf seine Fitness und bestmögliche Ernährung achtet.

Hier eine kleine Liste prominenter älterer Menschen, die es sich aus meiner Sicht zu beobachten lohnt - also wenn man etwas über die Eigenarten unserer Naturelltypen lernen möchte:

Beziehungstypen: Joe Biden, Jane Goodall, Papst Franziskus, Donald Trump, Uschi Glas, Tom Hanks, Otto Waalkes, Gregor Gysi, Rod Stewart, Bill Murray

Sachtypen: King Charles, Queen Camilla, Friedrich Merz, Meryl Streep, Oskar Lafontaine, Bill Gates, Günther Jauch, Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier

Handlungstypen: Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdoğan, Hillary Clinton, Kevin Costner, Gérard Depardieu, Ursula von der Leyen, Claudia Roth, Renate Künast

Gut zu beobachten sind auch Menschen im eigenen Umfeld, die man schon länger kennt und bei denen man Veränderungen direkt wahrnehmen kann. Und falls man selbst schon dabei ist, langsam zu den "Alten" zu zählen, taugt natürlich auch die eigene Person für solche Beobachtungen ;)  

Text: Werner Winkler (mit besten Grüßen an den geschätzten Kollegen B., der mich zu diesem Tipp der Woche inspiriert hat)

P.S. Heute um 16 Uhr findet unsere Veranstaltung über Zoom statt. Thema: Nachfragen zum 25-jährigen Vereinsjubiläum. Die Einwahldaten finden sich hier: https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/termine.html


Tipp Nr. 623: Roy Orbison – interessantes Beispiel für einen Sachtyp-Musiker

Wenn es darum geht, den Naturelltyp eines Menschen nur aus dem äußeren Eindruck zu erahnen (also ohne ein fachliches Analysegespräch), ist es hilfreich, sich weniger an einzelnen Merkmalen zu orientieren, sondern mehr am Gesamtbild.

Und um sich eine nützliche Sammlung von prägnanten Gesamtbildern zu erarbeiten, braucht es auch prägnante Gestalten. Eine solche ist für mich der Musiker Roy Orbison ("Pretty Woman", "Only the lonely"). Bei ihm springt selbst dem noch wenig Naturellkundigen schon nach kurzer Beobachtung sein Sachtyp-Naturell unausweichlich ins Auge.

Aktuell und noch bis März gibt es auf ARTE eine sehr gelungende Dokumentation über ihn:
https://www.arte.tv/de/videos/107166-000-A/von-pretty-woman-zu-only-the-lonely/

Darin kommt er selbst zu Wort, aber auch seine Frau und viele langjährige Begleiter werden interviewt; so entsteht ein recht gutes Gesamtbild seiner Persönlichkeit und zahlreiche Hinweise auf sein "Blaues Naturell" tauchen auf.

So etwa seine minimale, aber ausdrucksstarke Mimik, sein sparsamer Gebrauch der Stimme, das Geheimnisvolle, das seine Erscheinung umgab, sein Umgang mit dem Leid, das er erlebte. Aber wie gesagt: weniger die einzelnen typischen Merkmale weisen bei ihm auf das Sachtyp-Naturell hin, sondern vor allem das Gesamtbild seiner Persönlichkeit.

Viel Freude beim Schauen und vor allem Hören (für mich sind seine Lieder, die er mit den "Traveling Wilburys" aufgenommen hat, mit die schönsten aus dieser Rubrik Musik)!

Werner Winkler

Tipp Nr. 622: 20 Fragen und Antworten anlässlich 25-jährigem Vereinsjubiläum – korrigierter Link!

Günter Hiller und Holger Hägele haben zusammen 20 Fragen an Werner Winkler formuliert, um die Geschichte des Vereins bis heute hier und da etwas aufzuhellen.

Wen die Antworten interessieren, findet sie als PDF-Download im Downloadbereich der Vereins-Webseite:
https://www.naturellwissenschaft.org/files/inhalte/naturellwissenschaft/download/Fragen-Antworten-2024.pdf

Zudem gibt es am Sonntag 25.2.2024, 16.00 Uhr online die Möglichkeit zu Nach-Fragen bzw. zum Austausch über die Antworten selbst.

Der Zugangslink für alle Online-Veranstaltungen ist
https://us05web.zoom.us/j/2899799389?pwd=ZG03TVlsWHdYUDZEbmpUbGxFc3hwdz09

Sie benötigen ein Endgerät mit Kamera und Mikrophon. Es wäre freundlich, die Kameras einzuschalten, damit wir uns auch sehen. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ca. 1 - 1,5 Std. dauern.






Tipp Nr. 621: So einfach wie möglich ...

Neulich bekam ich ein DIN A4-Blatt in die Hände, auf dem beidseitig in kleiner Schrift in einer langen Liste (1) 34 menschlichen Stärken/Typen beschrieben waren. Sie wurde wohl in einem Großunternehmen für die Beurteilung von Mitarbeiter:innen verwendet.

Erstaunlich fand ich, wie einfach die Texte gehalten sind – ein Beispiel: "Ideensammler. Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent zum Ideensammler möchten stets Neues lernen."

Heute deshalb ein augenzwinkernder :) Versuch, in diesem Duktus unsere 12 Gruppen von Naturelltypen (3 Grundtypen, 9 Untertypen) in ebenso einfache Sätze zu fassen. Vielleicht ist das einmal nützlich, wenn man jemand in einem einzigen Satz etwas zu (s)einem Naturell sagen möchte?  

Beziehungstypen: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, emotionale Verbundenheit zu zeigen und sich gleichzeitig wenig um Zeit und Geld zu sorgen.

Sachtypen: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, gut mit ihren Zeit- und Geldressourcen umzugehen und gleichzeitig die für ihren Erfolg notwendige körperliche Aktivität auf ein Minimum zu begrenzen.

Handlungstypen: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent zu körperlicher Aktivität bei gleichzeitigem Ausblenden emotionaler Aspekte des Lebens.

Du-Verbundene: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, sich auf ein Gegenüber zu beziehen und dabei den Bezug zu sich selbst zurückzunehmen.

Ich-Verbundene: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, sich auf sich selbst zu beziehen und dabei den Bezug zu dem sie umgebenden "Wir" auszublenden.

Wir-Verbundene: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, sich auf den sie umgebenden Wir-Bezug zu beziehen und dabei ihr konkretes Gegenüber nicht besonders zu beachten.

Gegenwartsorientierte: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, die Gegenwart wichtig zu nehmen und dabei die Vergangenheit auszublenden.

Vergangenheitsorientierte: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, die Vergangenheit als wichtig zu erachten und dafür die Zukunft zu ignorieren.

Zukunftsorientierte: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, die Zukunft als bedeutend und die Gegenwart als vernachlässigbar zu erachten.

Fühler: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, reichlich Eindrücke aufzunehmen, diese jedoch nur schwer zu verarbeiten.

Denker: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, Eindrücke und Wahrnehmungen ausführlich zu verarbeiten, das Ergebnis ihrer Verarbeitung aber eher nicht oder nur mit Mühe nach außen abzugeben.

Macher: Menschen mit einem außergewöhnlich stark ausgeprägten Talent, sich zu äußern und gleichzeitig die Aufnahme von Eindrücken einzuschränken.


Texte: Werner Winkler

(1) Das Modell heißt "Clifton Strengths Finder®", falls das jemand interessiert.

Tipp Nr. 620: Filmtipp: Die Kinder von Windermere

Noch bis Ende April ist in der ZDF-Mediathek ein sehr beeindruckender Film kostenlos verfügbar: Die Kinder von Windermere.

https://www.zdf.de/filme/spielfilm-highlights/die-kinder-von-windermere-114.html

Er erzählt die wahre Geschichte einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die nach dem Ende des 2. Weltkriegs nach England kommt. Sie alle haben die Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt und dabei bis auf wenige Ausnahmen ihre gesamten Familien verloren.

Eine kleine Gruppe von Betreuern, Therapeut:innen, Sportlehrern und ein Rabbi versuchen das scheinbar Unmögliche - sie wieder für ein normales Leben in Freiheit vorzubereiten. Wie ihnen das gelingt, ist hervorragend beschrieben und auch gespielt.

Und natürlich kommen bei so einem Thema auch die unterschiedlichen Naturelltypen zum Vorschein, aber das sei ausnahmsweise nur am Rande erwähnt. Ich denke, Filme wie dieser sind in Zeiten, in denen wieder Menschen darüber nachdenken, erneut ganze Gruppen "Nicht-Deutscher" aus unserem Land zu deportieren, wichtiger denn je.

Wer Kinder hat und ihnen ohne brutale Bilder, aber dennoch eindrücklich einen Zugang zu dieser Lektion unserer Geschichte eröffnen möchte, hat mit diesem Film eine gute Gelegenheit dazu.

Und spätestens am Ende sollten die Taschentücher bereit liegen. Denn dann treten einige derjenigen selbst auf, von denen diese Geschichte handelt. Auch hier gibt es noch einmal Gelegenheit, die unterschiedlichen Naturelle zu erkennen. Aber wie gesagt: Diesmal ausnahmsweise nur am Rande erwähnt.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 619: Vielfalt der Untertypen des Beziehungstyps in Beziehungen

(von Sophia Martina Müller mit redaktioneller Unterstützung von Werner Winkler)

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

herzlich willkommen zum "Tipp der Woche", der sich dieses Mal den Beziehungstypen in ihren Nuancen widmet – und zwar im täglichen Miteinander in Beziehungen und Freundschaften. Wir rücken dabei ins Licht: Beziehungstyp-Fühler, Beziehungstyp-Denker und Beziehungstyp-Macher.

Beziehungstyp-Fühler: Herzliche Verbindungskünstler

Beziehungstyp-Fühler setzen auf tiefgreifende Verbindungen und emotionale Intelligenz. In Freundschaften agieren sie als emotionale Unterstützung, indem sie Einfühlungsvermögen und Herzlichkeit einbringen.

Positive Aspekte:
- emotionale Intelligenz und Herzlichkeit
- authentische Ausdrucksweise
- Schaffung von vertrauensvollen Bindungen  

Negative Aspekte:
- Neigung, die eigenen existenziell-sachlichen Bedürfnisse (Zeit, Geld) hintenanzustellen
- gelegentliches Überwältigtsein von intensiven Emotionen, die durch starken Input ausgelöst werden

Beispiel: Hans (BT+Fühler) hat, nachdem er gekündigt wurde, bei einem früheren Lieferanten eine Praktikumsstelle angeboten bekommen, die evtl. zu einer festen Stelle werden soll. Obwohl er fast kein Geld bekommt, investiert er viel Herzblut und Zeit, was ihn bald an seine Grenzen bringt. Die Menge der neuen Informationen und die vielen neuen Kolleginnen und Kollegen fordern ihm mehr ab, als er vorhergesehen hatte. Zudem bekommt er zu wenig Schlaf, was für ihn als Fühler mehr als eine kleine Katastrophe ist. Als er zufällig eine frühere Kollegin trifft, sagt die ihm rundheraus, dass er in wenigen Monaten um Jahre gealtert erscheint. Aber sein Einsatz lohnt sich und der neue Chef ist begeistert, so einen einsatzfreudigen, kreativen und auch freundlichen Mitarbeiter gewonnen zu haben.


Beziehungstyp-Denker: Reflektierte Wegbegleiter

Beziehungstyp-Denker bringen eine tiefe Reflexion in ihre Beziehungen ein. Mit ihrem analytischen Denkstil sind sie gute Gesprächspartner und schätzen tiefgehende Verständigung.

Positive Aspekte:
- analytischer Denkstil und Reflexion
- tiefe Kommunikation und Ratgebung
- Betrachtung von Beziehungsfragen aus verschiedenen Perspektiven.

Negative Aspekte:
- gelegentliche Schwierigkeiten, komplexe Gedanken leicht zu vermitteln
- Tendenz zum Über-Überdenken in manchen Situationen

Beispiel: Sandra (BT+Denker) lernte auf einer eher langweiligen Fortbildung Julia (BT+Macher) kennen, weil sie sich in der Kaffeepause gleichzeitig über die verschenkte Zeit beklagten. Doch sie verbrachten mehr und mehr Zeit miteinander, erst am Telefon, dann auch bei gemeinsamen Unternehmungen. Sandra mag an Julia, dass sie bei ihr ihre Gedanken ungestört und ausführlich formulieren kann. Da beide aus dem gleichen Fachbereich kommen, verstehen sie sich auch dahingehend sehr gut. Im Gespräch mit Julia gelingt es Sandra immer öfter, ihre Gedanken zu einem Thema fast druckreif auszusprechen oder auch per Mail aufzuschreiben. Bisher hatte sie keine Kollegin, bei der ihr das so gut möglich war.


Beziehungstyp-Macher: Lebendige Beziehungsenthusiasten

Beziehungstyp-Macher zeichnen sich durch ihre lebhafte Kommunikation und Lebensfreude aus. In Freundschaften bringen sie mit ihrem expressiven Stil Schwung und Spontaneität.

Positive Aspekte:
- lebhafte und expressive Kommunikation
- spontanes Handeln und positive Ausstrahlung
- Vertrauen in das eigene Gefühl

Negative Aspekte:
- gelegentliche Unachtsamkeit beim Zuhören oder Lesen
- Tendenz, in der Fülle von Details das Wesentliche zu übersehen

Beispiel: Aus Julias (BT+Macher) Sicht ist die Freundschaft zu Sandra ebenfalls eine Win-Win-Beziehung. Neben der fachlichen Bereicherung (Sandra ist um einiges älter und länger im Fachbereich tätig) weiß sie Sandras Fähigkeit zu schätzen, wichtige Themen länger und auch rascher zu durchdenken, als sie selbst das gewöhnlich tut. Zudem verarbeitet Sandra eine enorme Menge an Informationen und liest mit einer Geschwindigkeit und Freude Fachartikel, die Julia fremd ist. Meist ist sie zu müde, sich auf längere Texte zu konzentrieren. Von Sandra bekommt sie dann eine knappe Zusammenfassung inklusive einer kritischen Einschätzung.


In einer der kommenden Ausgaben der "Tipps der Woche" werden wir noch den letzten fehlenden Grundtypen, nämlich den Handlungstyp und seine drei Untertypen im Aktivitätsbereich (Fühler/Denker/Macher genauer unter die Lupe nehmen.

So entsteht ein umfassenderes Bild der Naturellvielfalt und ihrer Einflüsse auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und die sich ergebenden Vor- und Nachteile in alltäglichen Situationen.

Wir wünschen Ihnen viele inspirierende Momente, neue Erkenntnisse und tiefe Verbindungen in Freundschaften und Beziehungen.

Herzliche Grüße
Sophia Martina Müller



Tipp Nr. 618: Film-Doku über Franz Beckenbauer

(von Werner Winkler)

Franz Beckenbauer hat viele von uns ein Leben lang medial begleitet – erst als Fußballspieler, dann als Teamchef der Männer-Fußball-Nationalmannschaft und schließlich als oft umstrittener Funktionär.

Grund genug, ihn anlässlich seines Todes und einer zufällig gerade fertiggestellten Dokumentation (hier kostenlos anzuschauen: https://www.ardmediathek.de/video/beckenbauer/beckenbauer-legende-des-deutschen-fussballs/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzg4NGI1NjhhLThlOTItNDJlNC1hNGZkLWE3Yzg1ODYyYzNjOQ) naturellwissenschaftlich unter die Lupe zu nehmen.

Wer noch nicht ahnte, dass Beckenbauer wohl ein Beziehungstyp-Naturell mitbekommen hatte, bekommt schon in den ersten Szenen des Films ausreichend Argumente geliefert. Meistens freundlich (oder dramatisch aufgeregt, wenn die Mannschaft nicht das tat, was er wollte), offen und den Menschen um ihn zugewandt, so die Beschreibung derer, die ihn gut kannten. Eine seiner Partnerinnen meinte sogar, er wäre wie ein kleines Kind, das die Welt entdecken wolle.

Spannend sind neben den Statements seiner Ex-Frauen auch die ausführlichen Erzählungen seiner Weggefährten. So kommen Sepp Maier, Lothar Matthäus, der frühere Innenminister Otto Schily, der frühere Außenminister Joschka Fischer, Paul Breitner und Günther Netzer ausführlich zu Wort, ebenso der kürzlich verstorbene Wolfgang Schäuble. Rührend auch die Interview-Szenen mit seinem älteren Bruder Walter. Überall lässt sich schon bei oberflächlichem Hinhören etwas vom Beziehungstyp heraushören.

Deutlich etwa der Retter-Impuls, der immer wieder angeregt wurde und gegen den er sich nicht wehren konnte ("Er konnte dazu nicht Nein sagen, wenn er um Hilfe gebeten wurde"). Und leider auch das war beziehungstypisch an ihm: dass er nicht mit seinen Finanzen umgehen konnte und sie an einen Manager delegierte, der ihn wohl nicht optimal managte. Ebenso seine Naivität, wenn es um gesellschaftspolitische Themen oder die Menschenrechte ("Ich habe keine Sklaven gesehen in Katar") ging.

Trotz dieser Schattenseiten bleiben wohl seine grandiosen fußballerischen Fähigkeiten und sein Charisma in Erinnerung. Im Film bekommt er vor allem von den Handlungstypen (Schily, Netzer und Fischer) hierfür gute Noten.

Wer sich auch von den Untertypen her für Beckenbauers Naturell interessiert, findet in der Doku zahlreiche Hinweise auf seine Ich-Verbundenheit und seine Bevorzugung des Denkens (unvergessen etwa, wie er nachdenklich, ganz bei sich, nach gewonnener Weltmeisterschaft über den Rasen schritt, anstatt mit den anderen zu feiern oder seine Frau zu begrüßen, die im Stadion war).

Also eine zeit- und fußballgeschichtlich plus naturellwissenschaftlich sehenswerte Dokumentation, bei der ich mich gefragt habe, was Beckenbauer selbst wohl darüber dachte, als er sie kurz vor seinem Tod (vermutlich) noch gesehen hat?

Tipp Nr. 617: Vielfalt der Untertypen des Sachtyps in Beziehungen

(von Sophia Martina Müller mit redaktioneller Unterstützung von Werner Winkler)

Liebe Leserinnen und Leser,

herzlich willkommen zum ersten "Tipp der Woche" im neuen Jahr, in dem wir diesmal zunächst den Sachtyp genauer unter die Lupe nehmen. Und zwar auf dessen unterschiedlichen Ausprägungen innerhalb der trisde der Triade der drei Untertypen, nämlich  Sachtyp-Fühler, Sachtyp-Denker und Sachtyp-Macher.


Sachtyp-Fühler sind feinsinnige Beobachter
............

Sachtyp-Fühler zeichnen sich durch eine besonders genaue Wahrnehmung ihrer Umgebung aus. Sie lesen gerne, hören viel Musik und sind empfänglich für die Feinheiten des Lebens. In Beziehungen fallen sie durch ihre - im Vergleich zu anderen - verstärkte Wahrnehmung und Reizaufnahme auf, doch genau dies kann auch zur Herausforderung für sie werden. In Beziehungen kann selbst der Partner ein Auslöser für die Reizüberflutung sein.

Positive Aspekte:
- genießen Sinnesreize intensiv (auch Speisen, Musik, ...),
- können genau hinhören, zuhören, ein Essen abschmecken, ein Instrument stimmen, u.v.m.
- bleiben eher sachlich-neutral und gelassen, auch bei intensiven Sinneseindrücken

Negative Aspekte:
- Gefahr des schnellen Machens (Reden, Schreiben... ); sie überspringen oft das Denken
- leiden unter der Verarbeitung zu vieler Reize und fühlen sich dann von ihnen erschlagen
- brauchen unbedingt ausreichend Schlaf, um sich zu regenerieren.

Sachtyp-Fühler vernachlässigen häufig die Verarbeitung von Informationen. Sie "sammeln" zu viele Informationen und fühlen sich dann "voll", "überladen" und "überreizt". Auch bei der Nahrungsaufnahme übertreiben sie es gerne und haben deshalb viel häufiger als Sachtyp-Denker oder Sachtyp-Macher Verdauungsprobleme. Besonders dann, wenn sie sich auf "bequeme Kalorien" begrenzen, was bei Sachtypen häufig zu beobachten ist (Wurst, Käse, Milch, Eier). Offenbar möchten sie ihrer Verdauung die Arbeit ersparen. Hier kann die Partnerin oder der Partner durchaus positiv Einfluss nehmen, um den Speiseplan zu ändern und für eine reizärmere Umgebung sorgen. Das ist vor allem für  Kinder und gestresste Partner(innen) sehr wichtig.




Sachtyp-Denker sind tiefgründige Analysierer
............

Sachtyp-Denker sind intensive Verarbeiter von Reizen. Sie haben häufig Schwierigkeiten, ihre Gedanken in Worte zu fassen, neigen aber dazu, tiefgründige Analysen durchzuführen. In Beziehungen können sie durch ihre tiefen Gedanken und ihre ruhige Art sehr beeindruckend wirken.

Positive Aspekte:
- intensive Verarbeitung von Informationen
- gründliche Reflexion über Themen
- häufig intensive Träume

Negative Aspekte:
- Schwierigkeiten, Gedanken in Worte zu fassen
- Tendenz zu Gedankenschleifen

Was in bestimmten Bereichen ein Segen ist, kann in anderen zu Problemen führen. Sachtyp-Denker übertreiben es nämlich desöfteren mit der Informationsverarbeitung, ihre Gedanken führen sozusagen ein stilles Eigenleben, von dem wenig nach außen dringt. Hier macht es einen bedeutenden Unterschied, ob der Sachtyp-Denker die Gelegenheit findet, seine Gedanken aktiv und selbst gesteuert auszudrücken. Zum Beispiel fand der berühmte Psychotherapeut Steve de Shazer, der höchstwahrscheinlich ein Sachtyp-Denker war, seine bahnbrechenden Entdeckungen anfangs "kaum der Rede wert". Erst als seine Handlungstyp-Frau Insoo Kim Berg ihn bedrängte, wenigstens einen kleinen Artikel für eine Fachzeitschrift zu schreiben und dieser dann hohe Wellen schlug, wurde ihm klar, dass er etwas ganz Besonderes entdeckt hatte. Anschließend hat er die nächsten Jahre damit verbracht, bahnbrechende  Bücher zu schreiben und weltweit Vorträge und Seminare zu halten.



Sachtyp-Macher sind expressive Handlungsprofis
............

Sachtyp-Macher reden gerne und viel, auch während ihrer Arbeit (und auch mit sich selbst) und drücken automatisch aus, was sie bewegt. Sie können ihrem Gefühl trauen und gehen oft "plötzlich, ganz dringenden" Bedürfnissen nach. In Beziehungen zeigen sie sich expressiv, so, dass es ihre Mitmenschen manchmal erschrecken kann und übersehen dabei jedoch auch leicht Gefahren oder Unannehmlichkeiten, in die sie mit ihrem Verhalten hineingeraten.

Positive Aspekte:
- expressive Kommunikation,
- unkompliziertes Handeln und
- Vertrauen in das eigene (Bauch-)Gefühl.

Negative Aspekte:
- Tendenz, sich selbst beim Reden nicht zuzuhören
- Gefahren und wichtige Details werden leicht übersehen

Sachtyp-Macher neigen in der Informationsverarbeitung zu passiver und zu grober Informationsaufnahme, da Passivität zu den Schwächen der Sachtypen und die eher grobe Reizaufnahme zu den Machern gehört. Sie überhören oder überlesen des öfteren (unbeabsichtigt!) wichtige Informationen, schauen nicht aktiv und gezielt hin, sondern lassen sich "berieseln". Hier hilft es den zwischenmenschlichen Beziehungen bewusster und aktiver Reize aufzunehmen. Etwa indem gezielt und mehrfach etwas wiederholt, d.h. gelesen oder ausgesprochen wird, vor allem Dinge, die von großer Bedeutung sind.

In den kommenden Ausgaben der "Tipps der Woche" werden wir auch die anderen beiden Grundtypen – Beziehungstyp und Handlungstyp – und ihre Untertypen auf der Aktivitätsebene genauer beleuchten. So entsteht ein umfassendes Bild der Naturellvielfalt und wie sie unsere zwischenmenschlichen Interaktionen beeinflusst.


Wir wünschen euch und Ihnen interessante Impulse und ein schönes 2024.

Sophia Martina Müller und Werner Winkler

Tipp Nr. 616: Typgerechter Jahresrückblick

Heute ein Tipp bzw. drei Tipps für diejenigen, die Jahresrückblick halten wollen.

Entsprechend dem eigenen Naturelltyp neigen
- Beziehungstypen dazu, das Schöne, Besondere, Dramatische aufzulisten
- Sachtypen bleiben eher beim Neutralen, Beständigen, bei Gründen für Dankbarkeit oder bei ihren Ängsten und
- Handlungstypen erinnern besonders das Negative (Krankheiten, Todesfälle etc.)

Aus der naturellwissenschaftlichen Theorie abgeleitet kann also der Tipp lauten, dass
- Beziehungstypen zum Beispiel darüber reflektieren und Dankbarkeit entwickeln dafür, was in diesem Jahr gleichbleibend, beständig und eher neutral war; und dabei vielleicht doch ihren Ängsten rational, ohne Drama, ins Gesicht zu schauen und mögliche Konsequenzen zu bedenken

- Sachtypen sich aktiv dem stellen, was nicht gut war und ist; aber nicht klagend-selbstkritisch, sondern praktisch-konstruktiv, also auf tatsächliche Veränderung zielend

- Handlungstypen sich auf das Schöne, Gute, Gelingende des Jahres besinnen, auf alles, was ihnen Freude, Glück und positive Emotionen beschert hat; daraus können sie dann für das neue Jahr Pläne schmieden, um "mehr vom Guten" zu generieren.

Einen typgerecht-guten Jahreswechsel, verbunden mit einen herzlichen Dank an alle, die sich 2023 mit Rückmeldungen, Fragen oder Beiträgen am Tipp der Woche beteiligt haben!

Werner Winkler

Tipp Nr. 615: Einen Unterschied machen ...

Ein gutes Geschenk ist eines, das einen Unterschied ausmacht. Es schenkt etwas, das vorher nicht da war, es füllt eine Lücke oder regt zu Neuem an.

Ein naturelltyp-gerechtes Geschenk ist so gesehen eines, das für einen bestimmten Naturelltyp einen Unterschied ausmacht.

Das kann für einen Beziehungstyp z. B. ein Buch sein, das ihm neue Erkenntnisse schenkt (das muss kein neues Buch sein!).

Oder für einen Sachtyp eine gemeinsame Unternehmung, die ihn körperlich in Bewegung bringt.

Oder für einen Handlungstyp ein (Telefon-)Gespräch, in dem er Zuneigung und Verbundenheit verspürt.

Schon eine simple Frage wie: "Kann ich heute etwas für dich tun?" oder "Womit könnte ich dir eine Freude machen?" kann einen Unterschied bewirken. Ein einfaches Dankeschön ebenso. Oder schlicht das Dasein für einen anderen.

In diesem Sinne wünsche ich frohe Weihnachtstage und fröhliches Beschenken und Beschenktwerden!

Werner Winkler  

Tipp Nr. 614: Ganz kurze Tipps für jeden Naturelltyp

Kurz vor Weihnachten haben vermutlich die meisten Leser:innen wenig freie Zeit. Daher ist der heute Tipp auch ganz prägnant und kurz – für jeden der drei Naturelltypen nur ein Satz:

Tipp für den Beziehungstyp: Trotz Zeit-Stress jeden Tag mindestens eine halbe Stunde "Nichts" tun, z. B. mit geschlossenen Augen auf dem Sofa oder Boden liegen und der Stille lauschen.

Tipp für den Sachtyp: Trotz der vielen Arbeiten, die noch erledigt werden sollten, gut für den eigenen Körper sorgen – z. B. in Ruhe etwas Hochwertiges kochen, es genüsslich essen und danach einen längeren Spaziergang machen.

Tipp für den Handlungstyp: Nicht nur das "Pflichtprogramm" zu Weihnachten abarbeiten, sondern/stattdessen drei Dinge tun, die wirklich Freude machen (einem selbst oder anderen).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 613: Film über den (vermuteten)Sachtyp Albert Einstein

Durch Zufall wurde ich auf eine kleine biografische Serie über Albert Einstein aufmerksam: Sie ist in der Reihe "Genius" von National Geographic erschienen und z. B. auf Disney+ verfügbar (bei Amazon kosten alle zehn Folgen der Staffel 15-20 Euro, je nach Auflösung).

Hier ein Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=40yqDWiEr_g

Ich habe die Filme mit großem Vergnügen gesehen, auch weil sie das (vermutliche) Sachtyp-Naturell von Albert Einstein sehr treffend darstellen, ebenso das seiner ersten Frau Mileva Maric (vermutlich ebenfalls Sachtyp – und dazu die Beziehungsdynamik zwischen den beiden. Seine zweite Frau Elsa scheint hingegen ein Beziehungstyp gewesen zu sein.

Nebenbei bekommt man noch etwas Nachhilfe in den historischen Umständen zwischen 1900 und 1950, erfährt viel über die Wissenschaft im Deutschland dieser Zeit, den 1. Weltkrieg oder die Kommunistenangst der US-Amerikaner.

Also gut ausgegebenes Geld bzw. sinnvoll verbrachte Zeit. Der ältere Einstein wird übrigens von Geoffrey Rush hervorragend und mit sichtlichem Vergnügen dargestellt, der jüngere ebenso überzeugend und nuanciert von Johnny Flynn.

P.S. Wer genau zuhört, kann gegen Ende des Films Hinweise auf die Wir-Verbundenheit Einsteins entdecken – sowohl im positiven wie im eher negativen Sinn. Und wer Albert Einstein in Farbe sprechen hören und sehen will: hier ist ein kurzes Video mit ihm: https://www.youtube.com/watch?v=sp72iH3g2pc

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 612: Familien-Naturellanalyse

Wie im letzten Tipp der Woche kurz angedeutet, verändert oder erhellt die Einsicht in den eigenen Naturelltyp nicht nur das Selbstbild, sondern auch den Blick auf die nächsten Mitmenschen.

Hier steht die eigene Familie, auch die Herkunfsfamilie, ganz oben auf der Liste derjenigen, von denen man den Naturelltyp kennen sollte. Wer hier mit den eigenen Analysefähigkeiten am Ende ist, kann sich Unterstützung bei einer Naturellanalystikerin oder einem Naturellanalytiker holen, die/der einen neutralen Blick auf die Familienmitglieder werfen und eine Einschätzung abgeben kann. Oft steht man selbst einfach zu nah an den anderen, um das Naturell zu erkennen. Adressen finden sich auf der Vereinsseite: https://www.naturellwissenschaft.org/de/die-initiative/adressen.html

Für mich persönlich war (während des Lesens von "Wer bin ich? Wer bist du?" von Friedmann/Fritz 1996) hier der erste Aha-Moment: Ich erkannte in meinem Vater den Sachtyp, in meiner Mutter den Handlungstyp und in mir selbst den Beziehungstyp. Danach konnte ich auch meine Brüder und andere Verwandten, die mit uns im Haus lebten, zuordnen und so einen ganz neuen Blickwinkel auf meine Kindheit einnehmen. Oder anders gesagt: Der Nebel meines Unverständnisses für viele Situationen lichtete sich nach und nach :)  

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 611: Informationen zum Naturell statt Ankreuztest ...

Obwohl wir ja seit Jahren diverse Ankreuztests zur Ermittlung des Naturelltyps auf der Webseite des Vereins haben, zeigt sich immer wieder die Grenze dieser Methode.

Oft kreuzen nämlich diejenigen, die sich für ihren Naturelltyp interessieren nicht das an, was ihrem angeborenen Naturell entspricht, sondern vielmehr mehr das, was sie gerne wären. Im Vergleich dazu kreuzen etwa langjährige Partner:innen, die Kinder oder Kolleg:innen wesentlich zutreffender an :)

Jedoch erlebe ich immer wieder, dass Informationen über die Naturelltypen, ihre Eigenarten, Erkennungsmerkmale usw., einen weitaus besseren Ansatz bieten, wenn sich jemand selbst analysieren will. So kann etwa die Infoseite https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/das-naturell.html und auch die dort verlinkte Broschüre zum Erkennen des eigenen Naturelltyps überaus nützlich sein.

Trotzdem ist aber eine professionelle Naturellanalyse, (wie sie z. B. auf www.naturellanalyse.de beschrieben ist), die fachlich beste Methode der Wahl – vor allem dann, wenn sich die zu Analysierenden vorab etwas einlesen und evtl. auch schon selbst einzuschätzen versuchen. Auch deshalb bieten die von der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft e. V. Beauftragten schon lange Ausbildungen in Naturellanalyse an: https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/ausbildung.html  

Gerade dann, wenn man naturelltyp-gerechte Beratung oder Therapie anbieten möchte, erhöht eine Aus- oder Weiterbildung in Naturellanalyse die Sicherheit bei der Einschätzung der Klient:innen deutlich.

P.S. Drei Beispiele, welche spannenden Erkenntnisse man aus der Naturellanalyse gewinnen kann, anbei :)

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 610: Beziehungstyp kann trotz Krieg noch lachen

Dieser Tage sah ich ein spezielles kurzes Video: Der ukrainische Präsident Selenskyj, den man vor allem mit einem der Situation angemessenem ernsten Gesicht kennt, zeigt seine (beziehungstypische) fröhliche Seite: https://www.spiegel.de/panorama/ukraine-wolodymyr-selenskyj-wuenscht-sich-in-interview-planet-der-hunde-a-601ec091-62fd-4c95-aedd-faa4fca9d182

Interessant fand ich hier auch, was ihn zum Lachen bringt :) ... das kann ich als Beziehungstyp sehr gut nachvollziehen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 609: Handlungstyp Loriot zum 100. Geburtstag

Heute wäre Vicco von Bülow alias Loriot 100 Jahre alt geworden.

In der ARD-Mediathek ist dazu eine sehenswerte Würdigung zu finden:
https://www.ardmediathek.de/video/100-geburtstag-loriot/loriot-100-oder-doku-zum-100-geburtstag/ard/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5NDg3MDE

Aus naturellwissenschaftlicher Sicht interessant sind darin nicht nur die Beiträge zu ihm selbst, sondern auch die Kommentare anderer. So urteilte etwa seine langjährige Filmpartnerin Evelyn Hamann über ihn: „pingelig, nein, präzise”.

Auch wer die handlungstypischen parallelen Handbewegungen sehen möchte, kommt auf seine Kosten: zum Beispiel nach min. 30:00, 36:00, 37:00, 42:00, 1:19:00.

Und wer sich mehr in die handlungstypische Weltsicht Loriots vertiefen möchte, kann seinen Film "Ödipussi" anschauen. Darin ist etwa die besonders innige Beziehung der Handlungstypen zu ihrer Mutter thematisiert.

In "Papa ante portas" hingegen geht es um die Frage, was ein Handlungstyp macht, der überraschend in die Rente geschickt wird und sich nun eine neue "Arbeit" suchen muss.

Ein sehenswertes, ausführliches, etwas älteres Interview mit Loriot findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=mbhpcBE4W7k

Zu seiner Motivation als Künstler sagte er einmal: „Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-Reden.“

Oder auch: „Ich will versuchen dazu beizutragen, dass man nicht alles allzu ernst nimmt.” (im Interview mit Heiner Gautschy, 1979)

Und speziell aus Anlass des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht sehenswert scheint mir ein Interview, wie er als 15-jähriger Schüler in Stuttgart diese Ereignisse erlebt hat: https://www.youtube.com/watch?v=9LoMFTp1M1A – hier ist er auch ausnahmsweise einmal überhaupt nicht lustig oder bissig, sondern im wahrsten Sinne "todernst".

Insgesamt also eine beeindruckende Handlungstyp-Persönlichkeit mit einer ungeheuren Kreativität und Schaffenskraft!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 608: Beziehungstyp-Rede: Robert Habeck zu Antisemitismus

Nach Sahra Wagenknecht (Sachtyp), Benjamin Netanyahu (Handlungstyp) heute ein prägnantes Beispiel für einen bekannten Beziehungstyp: Robert Habeck.

Seine aktuelle Rede über Antisemitismus, Deutschland und seine Beziehung zu Israel zeigt anschaulich, wie sich sachlich-fachliches Wissen (die Ressource der Beziehungstypen) mit emotionaler Anteilnahme verbindet.

Hier die Originalrede, auch in voller Bildhöhe, auf der die Körpersprache besser zu sehen ist als in manchen anderen veröffentlichten Bildformaten, in denen vor allem das Gesicht zu sehen ist: https://www.youtube.com/watch?v=MdZvkkpJaVI

Man achte auch auf die Bewegtheit von Habeck, die vielen Adjektive, Bilder und Geschichten, die er zur Verdeutlichung seines Anliegens verwendet. Hätte z. B. ein Sachtyp wie Frank-Walter Steinmeier oder Olaf Scholz diese Rede gehalten, wäre sie sicher lange nicht so positiv und zu Herzen gehend aufgenommen worden.

Hier einige Textabschnitte zur Verdeutlichung, die aus meiner Sicht zeigen, dass er wohl große Teile seiner Rede selbst geschrieben hat:

"... so vielen Menschen, deren Leben von Angst und Leid zerfressen wird. Die öffentliche Debatte ist seit dem Angriff aufgeheizt, mitunter verworren. Ich möchte mit diesem Video einen Beitrag dazu leisten, sie zu entwirren."

"In einem intensiven, in einem schmerzhaften Gespräch erzählten mir die Gemeindevertreterinnen und -vertreter, dass ihre Kinder Angst haben, zur Schule zu gehen, dass sie nicht mehr in Sportvereine gehen, dass sie auf Anraten ihre Eltern die Kette mit dem Davidstern zu Hause lassen."

"Und ein jüdischer Freund berichtete mir von seiner Angst, seiner schieren Verzweiflung, seinem Gefühl von Einsamkeit."

"Die Relativierung des Zweiten Weltkriegs, des Nazi-Regimes als 'Fliegenschiss' ist nicht nur eine Relativierung des Holocaust, sie ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer und Überlebenden."

"Ja, das Leben in Gaza ist Leben in Perspektivlosigkeit und Armut. Ja, die Siedlerbewegung in der Westbank schürt Unfrieden und nimmt Palästinensern Hoffnung und Rechte und zunehmend auch Leben. Und das Leid der Zivilbevölkerung jetzt im Krieg ist eine Tatsache, eine fürchterliche Tatsache. Jedes tote Kind ist eines zu viel."

"Und weil ich kürzlich im Ausland damit konfrontiert wurde, wie der Angriff auf Israel am 7. Oktober als – Zitat – 'unglücklicher Vorfall' verharmlost wurde, ja sogar die Fakten infrage gestellt wurden, noch einmal hier in Erinnerung gerufen: Es war die Hamas, die Kinder, Eltern, Großeltern in ihren Häusern bestialisch ermordet hat. Deren Kämpfer Leichen verstümmelt haben, Menschen entführt und lachend der öffentlichen Demütigung ausgesetzt haben. Es sind Berichte des schieren Horrors – und dennoch wird die Hamas als Freiheitsbewegung gefeiert? Das ist eine Verkehrung der Tatsachen, die wir nicht stehen lassen können."

Der komplette Text der Rede ist hier nachzulesen: https://www.sueddeutsche.de/politik/habeck-rede-wortlaut-antisemitismus-israel-deutschland-1.6297311

Text und Zitateauswahl: Werner Winkler

Tipp Nr. 607: Handlungstypen unter sich: Lex Fridman interviewt Benjamin Netanyahu

In den letzten Wochen hatten wir ja u. a. das Thema der typgerechten Kommunikation besprochen.

Eine Leserin hat mich auf die Podcasts von Lex Fridman hingewiesen, der sich relativ einfach als Handlungstyp erkennen lässt, wenn man ihm etwas zuhört.

Angesichts der aktuellen-alten Konflikte im Nahen Osten ist es vielleicht sinnvoll, sich anzuhören, wie der Regierungschef von Israel, Benjamin Netanyahu, ebenfalls gut als Handlungstyp zu erkennen, denkt und wie er auf einen anderen Handlungstypen reagiert, der ihn eine Stunde lang mit klaren Worten konfrontiert.

https://www.youtube.com/watch?v=XpC7SVDXimg

Das Interview wurde vor drei Monaten geführt, also vor dem Terrorangriff der Hamas gegen Israel.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 606: Typ der Woche: Sahra Wagenknecht

Obwohl die Politikerin und Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht schon lange sehr präsent in der Öffentlichkeit ist, sehen wir sie dieser Tage noch häufiger. Anlass für mich, sie noch einmal in Sachen Naturell etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Für den Sachtyp-Verdacht gab und gibt es ja zahlreiche Hinweise. Etwa das lange Zögern, ob sie nun eine eigene Partei gründen soll oder nicht. Oder ihre sachlich-fachlich extreme Kenntnis bei ihren Lieblingthemen. Ebenso kann man in ihren Interviews oder Auftritten gut die für Sachtypen typische dezente Mimik und ihr körperlich wenig kraftvolles Auftreten wahrnehmen. Ebenso ihre Vorliebe für "gute, sachliche Argumente" und Vernunft.

Ich habe mir zwei Interviews ausgesucht, in denen es nicht nur um Politik geht – in einem davon erläutert sie zum Beispiel, warum sie es wichtig findet, sachlich und vernünftig zu sein (und warum sie die Handlungstyp-Frau Claudia Roth und ihr emotionales Auftreten nicht mag). Ab min. 24.00 ist das zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=y952K3FVRwM

Spannend fand ich auch, wie sie auf fünf ihr kommentarlos gereichte Gegenstände reagiert ("Interview ohne Fragen"): https://www.youtube.com/watch?v=IklVheW_0SQ
- auch da kommt sie sehr sachtypisch rüber.

Außerdem ist in beiden Interviews ihr starker Ich-Bezug recht deutlich. Sie bezieht sehr viel auf sich und ihre eigene Biografie (vielleicht ein Hinweis auf eine Vergangenheitsorientierung), sagt sehr oft "Ich", "mir", "mein" etc. – wenn man sie vor großen Gruppen sprechen sieht, wirkt sie eher distanziert und so, als ob ihr das unangenehm ist. Als Jugendliche ist sie gerne längere Strecken gelaufen und würde das auch gerne wieder öfters machen – typisch für Menschen mit Bevorzugung der Ich-Verbundenheit.

Das Wort "Denken" benutzt sie eher selten, hingegen oft "sehen", was auf eine Bevorzugung von Fühlen hindeuten könnte. Für meinen Eindruck antwortet sie oft "unüberlegt", was ihr trotz ihrer unbestreitbar hohen Intelligenz immer wieder harte Kritik oder Unverständnis einbringt.

Für das Ich als bevorzugte Verbundenheitsform spricht für mich auch, dass ihr oft "Ego-Tripps" vorgeworfen werden und mangelnde Team-Player-Qualitäten; vermutlich weiß sie das selbst und hat deshalb so lange gezögert, ob sie eine neue Partei gründen soll? Dass sie jetzt mit ihrer Parteigründung sogar ihren eigenen Namen in den Parteinamen aufnehmen lässt (so wird berichtet), spricht sehr für einen "Ich-Menschen".  

Da sich die Bevorzugungen des Naturells besonders in Lebenskrisen oder in besonders anspruchsvollen Situationen zeigen, dürfte ihr Naturell in den nächsten Tagen und Wochen deutlich zu sehen sein – eine Beobachtung lohnt sich also zumindest aus naturellwissenschaftlicher Sicht. Politisch ist sie sicher eine Bereicherung für das demokratische Spektrum, auch wenn ich viele ihrer Thesen und Ideen nicht gut finde; aber das steht ja hier nicht zur Debatte ...

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 605: Bessere Kommunikation in Beziehungen (3)

Dieser Tipp der Woche von Sophia Martina Müller beleuchtet die Auswirkungen der Zeitorientierung auf die verschiedenen Naturelltypen und gibt Empfehlungen für effektive Kommunikation in Beziehungen.

Die Macht der Zeit: Wie Zeitorientierung die Beziehungen beeinflusst

Liebe Leserinnen und Leser,
Zeit ist ein faszinierender Faktor, der nicht nur unseren Alltag, sondern auch unsere Beziehungen maßgeblich beeinflusst. In diesem Tipp der Woche werden wir einen Blick darauf werfen, wie die Zeitorientierung - die Betrachtung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - die Art und Weise beeinflusst, wie verschiedene Naturelltypen in Beziehungen agieren.

Zeitorientierung in Beziehungen
Unsere Art, Zeit wahrzunehmen, lässt sich in drei Kategorien einteilen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese Zeitorientierung  beeinflusst unser Verhalten und unsere Erwartungen in Beziehungen erheblich.

… vergangenheitsorientiert …
Diese Menschen betrachten oft die Geschichte und Traditionen. Sie schätzen die Erfahrungen, die sie in der Vergangenheit gemacht haben, und lernen aus ihnen. In Beziehungen können sie dazu neigen, auf frühere Erfahrungen und Enttäuschungen zurückzublicken.

… gegenwartsorientiert …
Diese Menschen leben im Hier und Jetzt. Sie genießen das Leben in vollen Zügen und sind oft spontan. In Beziehungen sind sie in der Lage, das gegenwärtige Glück und die Freude zu schätzen, können aber gelegentlich langfristige Pläne übersehen.

… zukunftsorientiert …
Sie  planen gerne und setzen sich klare Ziele. In Beziehungen können sie dazu neigen, langfristige Verpflichtungen und Zukunftspläne in den Vordergrund zu stellen, was für nicht zukunftsorientierte Partner möglicherweise zu weit weg sein kann.

Auswirkungen auf verschiedene Naturelltypen

Jetzt, da wir die Zeitorientierung betrachtet haben, lassen Sie uns sehen, wie sie sich auf die Naturelltypen im Beziehungskontext auswirken kann:
Vergangenheitsorientierte Sachtypen schätzen Erfahrung und Tradition. Sie könnten darauf bestehen, bestimmte Vorgehensweisen  beizubehalten. Gegenwartsorientierte Sachtypen konzentrieren sich gerne auf aktuelle Fakten und Optionen. Zukunftsorientierte Sachtypen blicken gerne  sich auf Innovation und Fortschritt.

Vergangenheitsorientierte Beziehungstypen sind nostalgisch und erfreuen sich an gemeinsamen Erinnerungen. Gegenwartsorientierte Beziehungstypen konzentrieren sich auf das Hier und Jetzt der Beziehung. Zukunftsorientierte Beziehungstypen mögen es, Pläne für die gemeinsame Zukunft schmieden.

Vergangenheitsorientierte Handlungstypen setzen auf bewährte Methoden und Prozesse. Gegenwartsorientierte Handlungstypen konzentrieren sich auf aktuelle Handlungsschritte. Zukunftsorientierte Handlungstypen fokussieren sich auf die Etappen der zukünftigen Ziele.

Effektive Kommunikation und Verständnis
Um die unterschiedlichen Auswirkungen der Zeitorientierung in Beziehungen zu bewältigen, ist es entscheidend, sich gegenseitig zu verstehen und zu respektieren. Hier sind einige Empfehlungen:

Rückblick in die Vergangenheit: Sprechen Sie über Ihre individuellen Zeitorientierungen und wie sie sich in der Beziehung bisher zeigten. Was war gut? Was eher nicht? Und wie lässt es sich verbessern?

Flexibilität in der Gegenwart: Versuchen Sie, die Perspektive des Partners zu verstehen und auf die Bedürfnisse einzugehen, wenn es nötig und Ihnen möglich ist.

Gemeinsame Ziele in der Zukunft: Identifizieren Sie gemeinsame Ziele und Pläne, welche die Zeitorientierung jedes Partners respektieren.

Zeit ist der Schlüssel zu tieferen Beziehungen. Die jeweilige Zeitorientierung kann eine aufschlussreiche Perspektive bieten, um die Dynamik in Beziehungen besser zu verstehen und effektiver damit umzugehen. Indem wir die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gleichermaßen schätzen, können wir ein Gleichgewicht in unseren Beziehungen finden und gemeinsam eine erfüllende Zukunft gestalten.

Mit herzlichen Wünschen für Ihre Zeitreise in der Beziehung
Sophia Martina Müller

Tipp Nr. 604: Drei Naturelltypen im optischen Vergleich

Eine der ersten Fragen, wenn jemand anfängt, sich mit Naturellwissenschaft zu befassen, ist: Woran erkenne, wie unterscheide ich die drei Grundtypen?

Wichtig hier: Das Gesamtbild! Wenn man nur auf einzelne Merkmale schaut, ist man irgendwann verwirrt oder wird leicht fehlgeleitet. Um aber genügend Gesamtbilder zu haben, braucht es geeignete Beispiele – entweder im eigenen Umfeld oder aus Filmen. Deshalb heute drei prägnante, wie ich finde:

1. Ein Sachtyp (Interviewer) und ein Handlungstyp (Professor Gerhard Vollmer) im Gespräch: https://www.youtube.com/watch?v=ye7TifCXiCU

2. Zum Vergleich den hier neulich schon einmal vorgestellten Muster-Beziehungstyp (James Cordon) im Gespräch mit einem zweiten Beziehungstyp (Drew Barrymore): https://www.youtube.com/watch?v=5id3gzSGeM0

Die Unterschiede springen da förmlich ins Auge. Speziell, was die Mimik betrifft. Viel Spaß damit :)

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 603: Bessere Kommunikation in Beziehungen (2)

Liebe Leserinnen und Leser,

heute folgt der zweite Teil der Serie, in der wir uns genauer anschauen, wie welche Art der bevorzugten Verbundenheit die Kommunikation in Beziehungen beeinflussen kann.

Emotionalen Verbundenheit: Du, Ich oder Wir (siehe die Triade im Anhang)

Zusätzlich zu den Naturell-Grundtypen spielen auch die Untertypen im Bereich emotionale Verbundenheit eine wichtige Rolle bei der Kommunikation in Beziehungen. Hier sind einige Beispiele, wie sie die Art und Weise der Kommunikation beeinflussen:

Du-Verbundenheit: Menschen mit einer starken Du-Verbundenheit legen Wert auf persönliche Beziehungen zu einem Gegenüber und auf Einzelgespräche.

Was sie schätzen: Aufmerksames Zuhören, Eingehen auf die Einzelperson und persönliche Gespräche.
Was sie stört: Ignoranz des Persönlichen oder Ablenkung während des Gesprächs durch Dritte.

Ich-Verbundenheit: Personen mit einer starken Ich-Verbundenheit legen den Fokus auf das Eigene, z. B. ihre eigenen Bedürfnisse und Meinungen.

Was sie schätzen: Freiheit zur Selbstexpression sowie Raum für ihre individuellen Wahrnehmungen und Gedanken.
Was sie stört: Eingriff in ihre Privatsphäre und übermäßige Kritik an ihrer Person (vor allem in Kombination mit Sachtyp-Naturell).

Wir-Verbundenheit: Menschen mit einer starken Wir-Verbundenheit betonen die Bedeutung von Gemeinschaft und Kooperation.

Was sie schätzen: Zusammenarbeit und das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe/Familie/Nation/Mannschaft etc.
Was sie stört: Konflikte und Egoismus im Miteinander.

Hier einige Empfehlungen, um Beziehungen zu stärken und Probleme zu vermeiden:

• Geben Sie bei Du-Typen viel Raum für Erlebnisse zu zweit und widmen Sie ihnen größtmögliche Aufmerksamkeit durch Einzelgespräche (auch am Telefon, in E-Mails und Messenger).

• Lassen Sie einem Ich-Typen Raum für seine Individualität, seine eigene Freiheit, seine speziellen Gedanken und Ideen; er muss nicht konform mit der Gruppe sein.

• Kooperieren Sie, wo immer es für Sie möglich ist, mit dem Wir-Typen; d. h. schlagen Sie gemeinschaftliche Aktivitäten vor, entwickeln Sie zusammen Pläne und entwerfen Sie Ideen gemeinsam.


Wie bei den Naturell-Grundtypen gilt auch im Bereich der emotionalen Verbundenheit — die Kunst der Kommunikation in Beziehungen erfordert die Fähigkeit, die Vielfalt der Naturelle zu erkennen und (wert) zu schätzen. Dies fördert nicht nur tiefere Bindungen, sondern verleiht auch Stabilität und stärkt die Widerstandsfähigkeit der Beziehung. Dieser Zusammenhalt ermöglicht es, sich sowohl Halt als auch den individuell erforderlichen Freiraum in schwierigen Lebenssituationen zu geben und sich und sein Gegenüber besser zu verstehen.

Wir hoffen, dass Ihnen diese Anregungen nützliche Impulse geben und Ihnen dabei helfen, gut zu kommunizieren und Beziehungen zu stärken.

Mit den besten Wünschen für ein wertschätzendes Miteinander
Sophia Martina Müller und Werner Winkler

Tipp Nr. 602: Beziehungstyp trifft auf Paul McCartney

Ein schönes Beispiel dafür, wie sich ein Zusammentreffen von Beziehungstyp und Handlungstyp entwickeln kann, zeigen in der Reihe "CarPool" James Cordon und Paul McCartney auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=QjvzCTqkBDQ

Es ist wirklich erstaunlich, wie der Bilderbuch-Beziehungstyp hier mit seiner Begeisterung den anfangs recht steifen Handlungstypen auflockert. Man gewinnt den Eindruck, McCartney habe am Ende wirklich Spaß dabei, fremden Menschen eine Freude zu machen.

Sehenswert und hörenswert, nicht nur aus naturellwissenschaftlicher Perspektive! Spannend auch, was Paul McCartney über seine Mutter erzählt (Handlungstypen haben ja sehr häufig eine besonders innige Beziehung zu ihrer Mutter). Und wie im anhängenden Screenshot zu sehen zeigt McCartney auch immer wieder die für Handlungstypen so bezeichnenden parallelen Handbewegungen und bei James Cordon ist die beziehungstypische vielfältige Mimik unübersehbar :)  

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 601: Bessere Kommunikation in Beziehungen (1)

von Sophia Martina Müller
 
Liebe Leserinnen und Leser,
 
Beziehungen sind ein zentraler Bestandteil unseres Lebens, sei es in der Familie, im Kollegenkreis, in Freundschaften oder in romantischen Partnerschaften. Die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung und Aufrechterhaltung gesunder, erfüllender Beziehungen. In einer kleinen Newsletter-Serie werden wir uns genauer anschauen, wie die Naturelltypen die Kommunikation in Beziehungen beeinflussen können. Zunächst Tipps für den Umgang der drei Grundtypen:
 
Sachtyp, Beziehungstyp und Handlungstyp in Beziehungen
 
Jeder von uns hat eine einzigartige Art, Informationen zu verarbeiten (Sachtyp), zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten (Beziehungstyp) und Aufgaben anzugehen (Handlungstyp). Die drei Naturelltypen und deren Ausprägungen variieren stark und beeinflussen maßgeblich, wie wir uns ausdrücken und wie wir auf andere reagieren. 
 
Sachtypen bevorzugen klare und sachliche Kommunikation. Sie legen Wert auf Fakten und Daten und suchen nach logischen Lösungen für Probleme. 
• Was sie besonders schätzen: Logik und sachliche Argumentation. 
• Was sie besonders verletzt: Mangelnde Anerkennung ihrer Bedürfnisse oder Gefühle.
 
Beziehungstypen legen den Fokus auf emotionale Verbundenheit und zwischenmenschliche Harmonie. Sie sind sensibel für Stimmungen und versuchen, Konflikte durch Freundlichkeit und Empathie zu vermeiden. 
• Was sie besonders schätzen: Einfühlungsvermögen und emotionale Unterstützung. 
• Was sie besonders stresst: Wenn ihre emotionalen Bedürfnisse dauerhaft missachtet werden. 
 
Handlungstypen zeigen sich eher pragmatisch und zielorientiert. Sie möchten Ergebnisse sehen und mögen klare Handlungsschritte. 
• Was sie besonders schätzen: Effiziente, direkte Kommunikation und konkrete Pläne. 
• Was sie besonders nervt:  Fehlende Bereitschaft zur Umsetzung ihrer Anweisungen oder Ideen. 
 
Was folgt daraus für eine möglichst gute Kommunikation in Beziehungen?
 
Um gute Kommunikation in Beziehungen zu fördern, ist es wichtig, den Naturelltyp der anderen zu erkennen, um hieraus stimmige Rückschlüsse und ein passendes Kommunikationsverhalten ableiten zu können. 
 
Hier einige Empfehlungen: 
• Zeigen Sie Flexibilität. In Beziehungen, in denen unterschiedliche Naturelltypen aufeinandertreffen, ist die Bereitschaft zum Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven zur Identifikation der Bedürfnisse entscheidend. 
• Praktizieren Sie Empathie, auch wenn die Reaktionen des Gegenübers für Sie nicht auf Anhieb nachvollziehbar sind. Versuchen Sie, die Perspektive Ihres Gesprächspartners zu verstehen und empathisch zuzuhören. 
• Wie oben beschrieben: Wenn Sie mit einem Sachtyp sprechen, präsentieren Sie klare Fakten. Bei einem Beziehungstyp zeigen Sie freundliche Empathie. Bei einem Handlungstyp formulieren Sie klare Handlungsschritte. 

Die Kunst der Kommunikation in Beziehungen liegt in der Fähigkeit, die Vielfalt der Naturelltypen zu erkennen und zu respektieren. Ebenso die spezifischen Stärken zu fördern und die Schwächen möglichst als liebenswerte Besonderheiten, die den Menschen ausmachen, mit einem Augenzwinkern anzunehmen. So kann es gelingen, tiefere und erfüllendere Verbindungen zu schaffen und dauerhaft aufrecht zu erhalten. 
 
Wir hoffen, dass Ihnen diese Anregungen nützliche Impulse geben konnten und Ihnen dabei helfen, gut zu kommunizieren und Beziehungen zu stärken. 
 
Mit den besten Wünschen für ein wertschätzendes Miteinander,
Sophia Martina Müller

Tipp Nr. 600: Jesper Juul und die Gleichwürdigkeit der Kinder

Vielen Leser:innen hier dürfte Jesper Juul ein Begriff sein. Der 2019 verstorbene Familientherapeut und Autor hat sich vehement dafür eingesetzt, Kinder als kompetente Personen anzusehen. Er sprach von "Gleichwürdigkeit" – ein Begriff, der nahe an den Werten liegt, die sich aus der Naturellwissenschaft ableiten.

Ein hörenswerter, halbstündiger Beitrag auf SWR2-Wissen würdigt ihn freundlich-kritisch: https://www.ardaudiothek.de/episode/swr2-wissen/jesper-juul-das-erbe-des-erziehungsgefaehrten/swr2/94765236/

Mir persönlich gefällt auch sein Ansatz, dass Eltern und andere Erwachsene, die mit Kindern möglichst gut umgehen möchten, zuerst sich selbst gut kennenlernen sollten – um dann auch die Kinder als eigenständige Persönlichkeiten sehen zu können.

Wer Jesper Juul selbst hören und sehen möchte, findet reichlich Gelegenheit auf YouTube, z. B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=phvcvSgHWPU

Text: Werner Winkler

P.S. Nächsten Sonntag, 17.9.23 findet um 17 Uhr unsere nächste Online-Veranstaltung statt (Typanalyse live). Alle Termine und die Zugangsdaten finden sich auf https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/termine.html

Tipp Nr. 599: Dein Weg zu besseren Lösungen im Alltag: Erkenne deine Stärken und Schwächen

(zum Ende der Sommerpause heute ein Tipp von Sophia Martina Müller)

Liebe Leserinnen und Leser,

im hektischen Alltag begegnen uns oft verschiedenste Herausforderungen, die unsere Fähigkeiten und unsere Persönlichkeit auf die Probe stellen. Heute wollen wir uns mit einem zentralen Thema beschäftigen, das uns alle betrifft. Dabei werden wir uns auf die Persönlichkeitstypen konzentrieren - die Sachtypen, Handlungstypen und Beziehungstypen.

Das Thema: Zeitmanagement

Im Alltag begegnet uns das Zeitmanagement fast überall. Es ist allzu leicht, in der Hektik des Lebens den Überblick über unsere Zeit zu verlieren. Ob es darum geht, einen vollen Terminkalender zu jonglieren, unerwartete Aufgaben zu bewältigen oder den Spagat zwischen Arbeit und Privatleben zu meistern - Zeitmanagement ist eine Herausforderung für uns alle.

Die Stärken der Persönlichkeitstypen:

1. Sachtypen zeichnen sich durch ihre organisierte und strukturierte Denkweise aus. Sie neigen dazu, analytisch vorzugehen und können klare Pläne und Zeitrahmen erstellen, um ihre Aufgaben effizient zu erledigen. Ihre sorgfältige Herangehensweise ermöglicht es ihnen, wichtige Details nicht zu übersehen.

2. Handlungstypen sind entscheidungsfreudig und agieren proaktiv. Sie packen Herausforderungen sofort an und zeigen oft eine hohe Belastbarkeit, wenn es darum geht, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen. Handlungstypen sind darin geübt, ihre Zeit gut einzuteilen und Prioritäten zu setzen.

3. Beziehungstypen sind empathisch und haben ein gutes Gespür für die Bedürfnisse anderer. Sie können gut kooperieren und Netzwerke nutzen, um Hilfe bei der Lösung von Zeitproblemen zu erhalten. Ihre sozialen Fähigkeiten helfen ihnen, Unterstützung zu finden und das Gefühl der Überforderung zu reduzieren.


Die Schwächen der Persönlichkeitstypen und ein Konzept für bessere Lösungen:

1. Sachtypen tendieren dazu, sich in Details zu verlieren und Perfektion anzustreben, was zu Zeitverlust führen kann. Um dieses Problem zu bewältigen, sollten sie sich bewusst Zeitlimits setzen und sich darauf fokussieren, die wesentlichen Aspekte zu erledigen.

2. Handlungstypen können dazu neigen, sich zu viel vorzunehmen und zu hastig zu handeln, was zu übersehenen Details und unvollständigen Aufgaben führen kann. Um dieses Problem zu lösen, ist es ratsam, bewusst einen Schritt zurückzutreten, bevor sie handeln, und sich einen Moment Zeit zu nehmen, um die Situation zu überdenken.

3. Beziehungstypen fehlt manchmal nur die passende Struktur zur Priorisierung in der Zeitplanung. Das kann zu Chaos und Verwirrung bei den Beteiligten führen und den Beziehungstyp unflexibel machen, so das er nur noch schwer Kompromisse eingeht und die verfügbare Zeit ineffektiv und seine Energien gesundheitsgefährdend einsetzt. Um eine gute Balance im Zeitmanagement zu finden, ist es deshalb wichtig, dass der Beziehungstyp lernt sich Prioritäten zu setzen und je nach Verbundenheit – die eigenen oder andere – Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.



Fazit:
Jeder Persönlichkeitstyp hat seine eigenen Stärken und Schwächen im Umgang mit Alltagsthemen, insbesondere im Bereich des Zeitmanagements. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit unserem Naturell können wir uns weiterentwickeln und Strategien entwickeln, um unsere Schwächen zu überwinden und unsere Stärken gezielt einzusetzen. So können wir das tägliche Zeitmanagement verbessern und ein ausgewogeneres und erfüllteres Leben führen.

Wir hoffen, dass Ihnen dieser Tipp der Woche geholfen hat, Ihre Perspektive zu erweitern und praktische Lösungsansätze für den Alltag mitzunehmen.

Bis zum nächsten Mal!

Sophia Martina Müller vom Newsletter-Team

Tipp Nr. 598: Zu viel des Guten ...

Die Triaden der Naturellwissenschaft sind nicht nur als Anleitung zur Regulation der eigenen Gewichtung nutzbar, sondern auch im Sinne von Balance und Harmonie.

Angenommen, jemand erlebt ständig neue Abenteuer und führt ein aufregendes Leben voller Glücksgefühle – aber er hat keine freie Zeit mehr, lebt in finanzieller Unsicherheit und leidet an vielerlei körperlichen Beschwerden. Dann nützt das ganze aufregende Abenteuerleben nichts.

Ebenso bei einseitigem Fokus auf Sicherheit oder Gesundheit. Was nützt es, viele Millionen auf dem Konto zu haben, aber unglücklich und krank zu sein? Oder bei bester Gesundheit 100 Jahre alt zu werden, wenn man unglücklich und verarmt ist?

Was hier exemplarisch für Einzelne beschrieben ist, gilt vermutlich auch für Familien, Gruppen oder ganze Gesellschaften. Und auch hier kann bei Einseitigkeiten ein Blick auf alle drei Aspekte eines "guten Lebens" nützlich sein, um wieder in eine harmonische Balance zu kommen.

Wenn man es problemorientiert beschreiben möchte, könnte man so gesehen von naturelltypischen "Fallen" sprechen. Also im Sinne eines "Zuviel des Guten":

Beziehungstyp: zu viel Abenteuer, Aufregung, Empathie, Glücksgefühle, Beziehungen

Sachtyp: zu viel freie Zeit, zu viel finanzielle Sicherheit, zu viel geistig-spiritueller Tiefgang, zu viel Vorsicht

Handlungstyp: zu viel Arbeit und Erfolg, zu viel körperliche Gesundheit, zu viel Freiheit, zu viel Ordnung, zu viel Besitztümer, zu viel Verantwortung

Um nur einige Beispiele zu nennen.

Einen harmonischen Sommer! Ich verabschiede mich in die Sommerpause und sammle fleißig Material für neue Tipps :)

Werner Winkler, Juli 2023

P.S. Zur Erinnerung: Heute abend findet die zweite Veranstaltung unserer Reihe 2023 statt

So. 9. Juli 2023, 17 Uhr: Kollegialer Austausch für Praktizierende
Diese Veranstaltung kann auch zum Kennenlernen untereinander und zum Netzwerken dienen.

Der Zugangslink für alle Veranstaltungen ist
https://us05web.zoom.us/j/2899799389?pwd=ZG03TVlsWHdYUDZEbmpUbGxFc3hwdz09

Sie benötigen ein Endgerät mit Kamera und Mikrophon. Es wäre freundlich, die Kameras einzuschalten, damit wir uns auch sehen. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ca. 1 - 1,5 Std. dauern.

Tipp Nr. 597: Triade aus drei Wortarten

Eine sehr nützliche Triade, speziell in Sachen Problemlösung und Veränderung ist die der drei Wortarten: Adjektive - Substantive - Verben.

Als ich anfing, nach Hinweisen auf die Typzugehörigkeit zu suchen, fiel mir auf, dass die drei Grundtypen gerne bestimmte Wörter, aber auch Wortarten verwenden. Ich erinnere mich an einen Artikel des Soziologen Niklas Luhmann. Er war zwar sehr interessant, aber ich verstand ihn nur mühsam. Als mir auffiel, dass er aus extrem vielen Substantiven bestand, war mir klar, warum. Es war mir (als Beziehungstyp) einfach zu abstrakt. Zudem kannte ich viele der Begriffe nicht gut genug, um deren Sinn einzuordnen.

Drei fiktive Beispiele für die dynamische, weiterleitdende Verwendung dieser Triade:

Eine Beziehungstyp-Frau wird von ihrer Kaufsucht gequält. Sobald sie etwas Schönes sieht, ploppen die entsprechenden Adjektive in ihrem inneren Dialog auf wie Sprechblasen: Tolles Kleid, schöne Vase, faszinierende Schuhe usw. – zusammen mit der Therapeutin übt sie nun, statt einem Adejektiv ein weiteres Substantiv oder/und ein unattraktives Adjektiv einzuführen: tolles Kleid aus billigem Nylon; schöne Vase aus zerbrechlichem Porzellan; faszinierende Schuhe mit Leder voller Chemie usw.

Die Sachtyp-Geschäftsführerin hat ihr Führungsteam zum Meeting geladen. Auf der ersten Seite ihrer Präsentation stehen nur Substantive: Krankenstand, Liquiditätsengpässe, Lieferschwierigkeiten. Die Teammitglieder erwarten wie so oft nun eine langatmige und ermüdende Analyse der gesammelten Probleme. Stattdessen zeigt sie nun eine zweite Seite (die sie mit ihrem Coach erwarbeitet hat). Darauf ist jedem Substantiv ein Verb zugeordnet: Krankenstand senken, Liquiditätsengpässe vorbeugen, Lieferschwierigkeiten aktiv vermeiden. Als sie um Anregungen und Vorschläge bittet, sind alle hellwach und neugierig, was die Kolleg:innen beizutragen haben.

Ein Handlungstyp-Junge (6 Jahre alt) fordert von seinen Eltern in einem kleinen Wutanfall "mehr zu essen, mehr zu spielen, mehr fernsehen dürfen". Dann verschränkt er angespannt die Arme und zeigt ein wütendes Gesicht. "Gerne", erwidert der Vater, was den Kleinen sichtlich überrascht und verwirrt. Wenn du uns sagen kannst, welche Eigenschaften das Essen, die Spiele und die Fernsehsendungen haben sollen. Möchtest du mehr ekliges Essen, mehr langweilige Spiele und mehr doofe Fernsehsendungen? Jetzt kann er sein Lachen nicht mehr zurückhalten und er muss genau überlegen, welche Art von "mehr" er gerne hätte.

Tipp für alle Naturelltypen: Wörter, die eine Beschwerde beschreiben, durch Änderung in andere Wortarten ihren Schrecken nehmen – fachlich: Sprachspielen als Intervention verwenden. Beispiel: Ein Klient klagt über seine Depressionen (Substantiv). "Was genau drückt Sie denn nieder?" (verwerbung und eindeutschung) fragt der Arzt und der Klient muss nachfragen, weil er zunächst nicht versteht. Am Ende der Besprechung haben beide eine Liste der Verhaltensweisen, die eher "depressiv/niedergedrückt" oder "leicht/aufgehellt" wirken (Adjektive).

Werner Winkler, Juli 2023


Tipp Nr. 596: Video-Spiele als Medizin – für welchen Naturelltyp?

Im Wissenschaftsmagazin Scinexx wurde neulich ein längerer Artikel veröffentlicht, der therapeutische und medizinische Wirkungen von Video-Spielen beschreibt – teilweise sogar von umfangreichen Studien unterlegt.

Hier nachzulesen: https://www.scinexx.de/dossier/zock-dich-gesund/

Spannend dabei: nicht alle Patient:innen profitieren von einem Spiel, sondern nur eine Teilgruppe. Ich vermutet, dass hier das Naturell eine Rolle spielt, womöglich auch der Untertyp.

Es wäre interessant zu wissen, welchen Typen/Untertypen welche Spiele gegen/bei was helfen. Mir selbst (Beziehungstyp-Denker) hilft etwa ein spannender Film, wenn mir im Frühjahr wegen zu vielen Pollen in der Luft die Nase läuft. Spiele habe ich dafür bisher nicht genutzt.

Für Erfahrungsberichte und Hinweise, was welchem Naturelltyp hilft, wäre ich dankbar und werde sie gerne hier in einem späteren Tipp gerne veröffentlichen. Vielleicht hat auch jemand etwas Relevantes bei seinen Kindern oder Enkeln beobachtet?

Werner Winkler, Juni 2023

Tipp Nr. 595: Körperliche Triaden

In letzter Zeit habe ich mich nochmal mehr mit den Triaden befasst und dazu auch mit drei Kollegen ausgetauscht. Dabei wurde mir klar, dass dieses Thema doch wesentlich komplexer ist als gedacht.

So sind mir z. B. Triaden aufgefallen, die rein körperlich basiert sind (im Gegensatz zu den zahlreichen eher mentalen/psychischen).

Beispiel 1: Einatmen - die Luft anhalten/verwerten - Ausatmen

Beispiel 2: Nahrung aufnehmen - Nahrung verdauen/verwerten - den Rest ausscheiden

Beispiel 3: wach sein - (Einschlafen/Schlafen) - wach werden (wobei hier die Übergänge etwas unscharf sind)

Beispiel 4: hungrig sein - Essen - Gesättigt sein (ebenso durstig - trinken - Durst gestillt)

Beispiel 5: heranwachsen - ausgewachsen sein - körperlicher Verfall

Was unterscheidet diese Triaden von "unseren"? Sie lassen sich nicht konkret einem Naturelltyp zuordnen, sondern sind bei jedem Menschen/Lebewesen identisch.

Teilweise sind es einfach zeitliche Phasen oder natürliche Abläufe, in die man nur begrenzt eingreifen kann.

Was sie aber mit den psychographisch-naturellwissenschaftlichen verbindet ist, dass man mit ihnen drei Aspekte einer Sache unterscheiden bzw. bewusst machen und beleuchten kann. Und dadurch vielleicht entdeckt, dass man eine davon zu viel oder zu wenig beachtet (Bsp. Schlaf-Wach-Triade).

Interessant auch, dass es bei Wikipedia einen Artikel über Triaden gibt: https://de.wikipedia.org/wiki/Triade_(Familientherapie)

Werner Winkler, Juni 2023

Tipp Nr. 594: Das Drama-Dreieck - die Ur-Triade

Die "Ur-Triade", aus der sich die Psychographie von Dietmar Friedmann und dann die Naturellwissenschaft entwickelt hat, war das "Drama-Dreieck" von Stephen Karpman (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Dramadreieck)

Dabei war Karpman sich vermutlich gar nicht bewusst, eine Triade formuliert zu haben. Erst Friedmann fiel auf, dass wir Menschen eine dieser drei Rollen (Retter, Opfer, Verfolger) als Lieblingsrolle und eine andere als Vermeidungsrolle zeigen. Dazu noch die spannende Beobachtung, dass die Vermeidungsrolle gleichzeitig wertvoll ist – weil sie vernachlässigte Ressourcen beinhaltet.

Beispiel: Wenn sich jemand bevorzugt in der "Opferrolle" erlebt, macht für ihn die "Verfolgerrolle" einen Unterschied (in der Regel zum Besseren). Oder der "Verfolger" entdeckt seine Retterqualitäten. Und der etwas zwanghaft zum Retten neigende merkt, dass er durchaus zum Opfer werden kann (und deshalb vorsichtiger agieren sollte) oder dass es manchmal sinnvoll ist, etwas zu absichtlich zu opfern, um einem Drama zu entkommen oder einen Angreifer/Verfolger abzuwehren (s. Ukraine).

Um das Drama-Dreieck mit einer kleinen, harmlosen Szene zu illustrieren: Die Mutter fordert ihre beiden Kinder nachdrücklich auf, endlich ihre Zimmer aufzuräumen (Verfolgerrolle). Diese sehen sich unberechtigt kritisiert, verweigern sich dieser Aufforderung und schmollen bzw. schimpfen über den Sauberkeitsfimmel der Mutter (Opferrolle, etwas rebellisch angehaucht). Der Vater, der sich in seinem Wunsch gestört sieht, in Ruhe die Zeitung zu lesen, sieht sich genötigt, die Retterrolle einzunehmen und hilft den Kindern, rasch das Zimmer soweit in Ordnung zu bringen, dass die Mutter zufrieden sein kann.

Ein zweites, weniger harmloses Beispiel: Diktator A. findet, dass die Hälfte eines schönen Nachbarlandes eigentlich zu seinem Reich gehört und fängt einen Eroberungskrieg an (Verfolger/Angreifer/Täter). Er rechnet damit, dass das viel kleinere Land rasch kapituliert (also die Opferrolle akzeptiert). Womit er nicht gerechnet hat: mit dem angegriffenen Land befreundete Staaten organisieren einen Rettereinsatz und helfen bei der Verteidigung. Am Ende ist der Diktator selbst das Opfer, weil seine Unterstützer sich von ihm abwenden.

Aus meiner Beratungserfahrung nützt hier häufig alleine schon das Bewusstmachen, d. h. das Ansprechen der drei Rollen-Alternativen für einen Wandel. Denn so wird den Beteiligten klar, dass sie nicht auf eine Rolle (häufig ihre vom Naturell her bevorzugte) festgelegt sind. Sie können sich anders verhalten als es ihrer Neigung entspricht und so ein Drama auflösen. Auch wenn das nicht der bequemste Weg ist, bringt er doch am Ende meist eher an ein gutes Ziel.

Anbei das Drama-Dreieck erweitert – also mit zusätzlichen Begriffen und im Sinne der Naturellwissenschaft mit den Pfeilen der Ausgleichsrichtung.


Werner Winkler, Juni 2023

Tipp Nr. 593: Ergänzte Ja-Vielleicht-Nein-Triade

Neulich hatte ich hier die Triade "Ja-Vielleicht-Nein" als eine der prägnantesten in der Naturellwissenschaft vorgestellt.

Da aber unsere Sprache immer etwas "unscharf" ist, ist es vielleicht sinnvoll, noch einige weitere Begriffe zu ergänzen, z. B. diese hier:

zu Ja:
positiv, zustimmend, offen-zugänglich, neugierig, entgegenkommend, freundlich

zu Vielleicht:
neutral, unentschieden, hinauszögernd, mehrere Optionen offen lassen, kritisch

zu Nein:
negativ, ablehnen, verschlossen, ausschließen, zumachen, beenden, misstrauisch

Damit sind dann nicht nur konkrete Wörter, sondern auch einige Haltungen oder Verhaltensweisen abgedeckt. Bei einer Häufung derselben, die wir bei jemand anderem erkennen, lässt sich so der Grundtyp leichter erkennen bzw. ein begründeter "Typverdacht" formulieren.

Ebenso dient diese erweiterte Begriffsliste dazu, die typspezifisch eher vernachlässigten Ressourcen zu erkennen und zu aktivieren – auch wenn dies unter Umständen wirklich anstrengend oder gar eine Zumutung für uns ist.

Mit meinem Beziehungstyp-Naturell etwa ist es sehr schwer, "neutral, unentschieden, hinauszögernd, mehrere Optionen offen lassend, kritisch" zu sein – selbst wenn dies angebracht und der Situation angemessen wäre. Ich weiß aber aus inzwischen ca. 25-jähriger Erfahrung, wie sinnvoll es ist, hier über den eigenen "Naturell-Schatten" zu springen. Und wie häufig mich diese Anstrengung oder Selbstüberwindung in kritischen Situationen vor Fehlern, Ärger oder finanziellen Verlusten bewahrt hat.

Wie hat es Arthur Schopenhauer so schön formuliert: "So hat zum Beispiel mir meine Philosophie nie etwas eingebracht; aber sie hat mir sehr viel erspart."
Quelle: https://zitate-aphorismen.de/zitat/philosophie-hat-mir-viel-erspart/

Werner Winkler, Juni 2023

Tipp Nr. 592: Über Erinnern, Vergessen und Nicht-Wissen-Wollen

Diese Woche hörte ich in SWR2-Wissen eine sehr spannende und aufschlussreiche Sendung über das Erinnern, Vergessen und auch Nicht-Wissen-Wollen.

Dass die Forschung dabei nicht nur Erkenntnisse aus dem NLP, sondern auch die Individualität der Gehirne registriert hat, wundert nicht.

Eine sehr unterhaltsame Sendung mit reichlich Beispielen, aber auch handfester Forschung. 30 Minuten, die sich lohnen – zum Nachhören oder Nachlesen hier verfügbar: https://www.swr.de/swr2/wissen/die-psychologie-des-vergessens-warum-nicht-wissen-schwerfaellt-104.html

Oder halt nachlesen, aber das Hören ist hier wegen der Originalzitate eher zu empfehlen!

Werner Winkler, Mai 2023

Tipp Nr. 591: Ja-Vielleicht-Nein-Triaden

Die Triaden aus der "Ja-Vielleicht-Nein-Familie" (s. auch anhängende Bilder) sind mit die beliebtesten in der Naturellwissenschaft.

Da in ihnen die Begrifflichkeiten recht eindeutig sind, lassen sich mit ihrer Hilfe die Prinzipien der (vollständigen, dynamischen und naturelltyp-relevanten) Triaden* gut erläutern:

- es gibt drei Optionen, die sich einem der drei Naturelltypen zuordnen lassen
- sie stehen in dynamischer Verbindung, d. h. in Pfeilrichtung ergibt sich bei übertriebener Nutzung einer Option ein Ausgleich
- jeder von uns zeigt eine bevorzugte und einen vernachlässigte Option

Beispiele aus dem Alltag, die illustrieren, wie jemand gemäß seinem Naturell eine der drei Optionen bevorzugt bzw. vernachlässigt, sind leicht zu finden:

- Bernd Blümlein ist Beziehungstyp und bei seinen Freunden dafür bekannt, dass man ihn zu allem Möglichem rasch überreden kann. Sein "Ja, ja" ist ebenso schnell ausgesprochen wie seine positiv-bejaende Grundhaltung ein Teil seines Charakters. Zögern oder lange zu überlegen mag er nicht, auch Selbstkritik gehört nicht zu seinen Stärken. Entweder Ja, Ja oder Nein, Nein – wie er es schon in der Kinderkirche von seinem großen Vorbild Jesus gelernt hat. Wobei ihm das Ja am liebsten ist. Er gehört gerne dazu, mag es, eingebunden und gemocht zu werden, anderen zu helfen oder ihnen gut zuzusprechen.

- Sandra Sanftleben ist Sachtyp und neigt dazu, bei Entscheidungen eine neutrale, offene, unentschiedene "Vielleicht-Haltung" einzunehmen. Erst wenn andere eine Entscheidung getroffen haben, schließt sie sich an oder "rebelliert" (wenn die Mehrheitsentscheidung ihr völlig gegen den Strich geht und ihre Leidensfähigkeit überstrapaziert). Von sich aus Nein zu sagen oder etwas aktiv zu beenden ist nicht ihr Ding. Das kostet sie zu viel Kraft und sie hat auch Angst, dann kritisiert zu werden oder mit so einer klaren Entscheidung einen Fehler zu machen.

- Harald Handfest ist Eigentümer einer kleinen Baufirma und auf Abbrüche aller Art spezialisiert. Das Wegmachen und Wegräumen war schon als Kind seine Lieblingsbeschäftigung, weil "Ordnung muss sein" – zum Leidwesen seiner Geschwister, die ständig ihre Spielsachen suchen mussten. Seine Mitarbeiter wissen, dass sein "Nein" oder "Geht nicht" keinesfalls in Beton gemeiselt ist, sondern eher ein Reflex, wenn man etwas von ihm möchte oder ihn etwas fragt. Ein zweiter oder dritter Anlauf ist also sinnvoll und er lässt sich durchaus zu einem Ja bewegen, wenn jemand ihm deutlich sagt, was das Ziel der Aktion ist.

Hier zeigt sich dann sehr deutlich, was Dietmar Friedmann beobachtet hat: dass Menschen sind in heiklen Situationen nicht automatisch angemessen (dem Lebensbereich entsprechend) verhalten, sondern eher ihre Lieblingshaltung einnehmen – und ihre vernachlässigte Seite als Möglichkeit oft ausblenden. Damit jedoch gelingt nur in einem Drittel der Herausforderungen auch eine bestmögliche Antwort.

Denn wenn etwa eine positiv-offene Haltung angemessen wäre (einem fremden Kind gegenüber), der Handlungstyp-Lehrer aber lieber in seiner naturell-typisch abweisenden Nein-Haltung auftritt, hat er sicher nicht den erhofften Erfolg. Oder wenn ein Beziehungstyp bei Kreditverhandlungen in der Bank zu sehr auf seinen Charme setzt und seinen Verstand erst nach der Unterschrift einschaltet ...  

Wer mehr Triaden nutzen möchte, findet eine Liste ab S. 111 im Band 2 der Naturell-Reihe – hier als PDF-Leseprobe als Download verfügbar: https://www.naturellwissenschaft.org/files/inhalte/naturellwissenschaft/download/Winkler-Naturell-Band1-Leseprobe.pdf

Ich werde in den nächsten Wochen versuchen, einige Triaden mit Beispielen hier vorzustellen und bin wie immer neugierig auf jegliche Rückmeldungen dazu!

Werner Winkler, Mai 2023

PS: Aus den Rückmeldungen zum letzten Tipp der Woche bezüglich der Mediennutzung kamen einige ähnliche Berichte wie mein eigener. Vor allem die gezielte und reduzierte Mediennutzung scheint allen Naturelltypen gut zu tun. Der Spruch von der Dosis, die das Gift macht, scheint hier anscheinend besonders zutreffend.

* PPS: Da es auch andere triadische Ansätze gibt – etwa den von Gieseke (triadisches-denken.de), wie mir Günter Hiller dieser Tage dankenswerterweise mitgeteilt hat – sollten wir in der Naturellwissenschaft vielleicht "unsere" Triaden genauer benennen? Für Ideen und Anregungen dazu wäre ich ebenfalls dankbar!


Tipp Nr. 590: Nachrichten ohne Bilder

Offenbar bin ich nicht alleine damit, dass mir Nachrichtensendungen im Fernsehen oder Nachrichten-Portale im Internet, auf denen viele Bilder zu sehen sind, eher nerven als informieren. Ähnliches höre ich in letzter Zeit immer wieder.

Gerade in Zeiten, in denen scheinbar die Welt nur noch aus Krisen, Kriegen und Katastrophen besteht, sind solche geballten und drastisch illustrierten Informationsquellen für manche Menschen häufig eine Zumutung. Sie entziehen sich dann ganz, schauen keine Nachrichten mehr, hören kein Radio oder lesen keine Zeitungen mehr, um sich zu schonen.

Vielleicht sind hier Beziehungstypen eher betroffen, weil bei diesem Naturelltyp die Neigung zum Drama, zu emotionaler Anteilnahme und auch zu einer blühenden Fantasie stark ausgeprägt sind. Und dramatische Bilder sind hier ein gefundenes Fressen für das Beziehungstyp-Gehirn.

Eine wie ich finde gute Alternative sind dann Nachrichtenticker ohne Bilder. Zwar wird auch dort nicht nur über "Gutes, Wahres und Schönes" berichtet. Aber neben dem Vorteil, dass solche Seiten uns nicht zu jeder Schreckensmeldung gleich noch ein möglichst reißerisches Bild vorsetzen, fehlt dort auch die sonst übliche Wiederholung von Artikeln: Um nämlich die eine neue Meldung zu finden (etwa auf tagesschau.de oder heute.de) muss ich mir dort ständig die älteren Beiträge nochmal anschauen.

Ich nutze deshalb seit einigen Wochen den Nachrichtenticker des ZDF: https://www.zdf.de/nachrichten/nachrichtenticker-100.html
und fühle mich damit ausreichend und gut informiert. Parallel lese ich gerne die ZEIT in einer Version für Lesegeräte – ebenfalls ohne Bilder. Und ungefähr einmal die Woche blättere ich kurz durch die anderen Nachrichtenseiten oder Magazine und habe dann wieder genug visuellen Input.

Mich würde interessieren, was die Strategien der hier Mitlesenden sind, um mit der Nachrichtenflut umzugehen. Gerne sammle ich Tipps und gebe sie dann hier weiter. Idealerweise bitte den eigenen Naturelltyp mit angeben, dann kann ich die Tipps typgerecht sortieren, falls sich Muster zeigen sollten. Danke für Rückmeldungen dazu!

Werner Winkler, Mai 2023

Tipp Nr. 589: Das Kurzzeitgedächtnis trügt manchmal

Aus Anlass eines besonders spannenden Artikels möchte ich heute die Webseite www.scinexx.de empfehlen – nicht nur für neugierige Beziehungstypen, aber speziell für diese Naturellgruppe sind die Texte dort zwar fachlich, aber doch lesbar. Zudem meist mit aussagekräftigen Bildern oder Zeichnungen versehen.

Ich schaue dort fast täglich rein und finde immer wieder Neues und Spannendes aus der Welt der Wissenschaft. Diese Woche z. B. eine aktuelle Forschung über das Kurzzeitgedächtnis und wie es unsere Wahrnehmung kurzerhand verändert, wenn diese nicht zur Erwartungshaltung psast*.

Doch lesen Sie selbst: https://www.scinexx.de/news/psychologie/wie-uns-das-kurzzeitgedaechtnis-truegt/

Werner Winkler, Mai 2023

* solche Tippfehler etwa "korrigiert" unser Gehirn häufig recht effektiv, weshalb Korrekturlesen eine ziemliche Mühe ist und selbst Profis hier öfters einmal versagen ...

Tipp Nr. 588: Barbara Schöneberger (von Birgit Reuhl)

Ohne besonderes Interesse an Barbara Schöneberger stieß ich vor einiger Zeit auf diesen Podcast: https://audio.podigee-cdn.net/1046120-m-3a3126d842a2b2cd2698dfd62b86b007.mp3?source=feed. Und befand mich davon weitestgehend fasziniert, jedoch nicht identifiziert (dieser Erfolg! diese Resilienz!).

Wie so oft, wenn man auf den eigenen Typ, noch dazu in quasi "Reinform" trifft, erkennt man diesen nicht sofort und so wendete ich mich an Werner Winkler mit dem Gedanken, es doch sicher mit einem typisch erfolgreichen "Handlungstypen" zu tun zu haben. Ich lag vermutlich verkehrt, wie mir bald klarwurde.

Werner diagnostizierte, nachdem er sich schmerzerfüllt durch 1:23 h laute weibliche Mitteilsamkeit gequält hatte, zwei reinrassige Beziehungstypen. Barbara Schöneberger sei eine Gelbe, die durch das Nichterleben von Schwierigkeiten oder gar Schicksalsschlägen in ihrem Grundtyp ohne Weiterentwicklung aufs Ursprünglichste verhaftet geblieben sei (ich bin sicher, ich gebe seine Wortwahl gerade ungenau wieder, aber so ähnlich habe ich ihn verstanden).

Mir war mehr das Faszinierende an ihrer Persönlichkeit aufgefallen, weniger das Fehlende. Ich finde den Podcast wirklich lustig und anregend. Naja, ich bin eben gelb. Dazu bevorzuge ich das Denken, aber doch bitte nicht zu sehr ins Negative hinein!

Ich fürchte, Barbara Schönebergers Karrierre basiert zum großen Teil auf dem von Caroline Kebekus sehr schön beschriebenen Prinzip "Es kann nur eine geben". Als einzige Frau wurde sie häufig von machthabenden Männern für exponierte Positionen (so als einzige deutsche Samstag-Abendshow-Moderatorin) ausgewählt. Ihre Unkompliziertheit und Zugewandtheit zu den Männern prädestinieren sie dafür. Selbstverständlich ist sie auch sehr fleißig und belastbar. Und da sie wunderbar menschlich rüberkommt, ist sie auch den meisten Frauen sympathisch, denke ich.

Mit zunehmenden Alter sei es Barbara Schöneberger zu wünschen – ich stimme hier Werner Winkler zu – sich vom Oberflächlichen weg breiter aufzustellen. Diese Richtung deutet sich im Gespräch der beiden Frauen durchaus bereits an.

Hier noch mehr Material zu B.S.:
https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_91274532/barbara-schoeneberger-habe-keine-allzu-positive-sicht-auf-die-zukunft-.html.

https://www.youtube.com/watch?v=KSN571TQyDI
Vielleicht hat noch jemand Spaß daran!

Birgit Reuhl, April 2023

Tipp Nr. 587: Sein und Identität

Bei Jutta Deiß, dem langjährigen Vorstandsmitglied, möchte ich mich für die Anregung für diesen Tipp der Woche bedanken.

Es geht um die Frage, wie sehr man sein "Typsein" (also die Zugehörigkeit zu einer Naturellgruppe oder Untergruppe) als Teil der eigenen Identität versteht.

Ich möchte ein Beispiel benutzen: Angenommen, da steht ein alter Baum im Wald. Der Förster geht hin und sagt nach kurzem Blick nach oben und auf die Rinde: "Pinus sylvestris", ungefähr 120 Jahre alt.

"Ist" dieser Baum nun "Pinus sylvestris"? In den Augen des Botanikers ist das keine Frage. Aber fragen wir den Baum selbst, dann sagt der vielleicht, dass er sich vor allem als Teil seines Waldes versteht und keinen Unterschied zwischen Kiefern, Buchen und Tannen machen möchte. Fragt man das Wildschwein, das sich am Baum schubbert, wird das ihn vielleicht "Schubberbaum" nennen. Das Eichhörnchen meint, das sei sein Heimatbaum; hier wäre es geboren, zur Schule gegangen und großgezogen worden. Der Kleiber pocht darauf, dass es ein Jagdgebiet, reich an Insekten, sei. Und der Waldbesitzer denkt womöglich nur: Der ist locker 5000 Euro wert, aber ich vererbe ihn meinen Enkeln.

Es ist also nicht so einfach mit dem "Sein", gerade dann, wenn es um abstrakte Kategorien und hier vor allem um uns Menschen geht. Wir sind bekanntlich eher zimperlich, wenn man uns in Schubladen zu stecken versucht. Wer möchte schon als "Blutgruppen-A0-Mitglied" angesprochen werden? Oder als "typische Waage"?

Trotzdem wählen viele Menschen einzelne ihrer Persönlichkeitsmerkmale als wesentlichen oder gar dominanten Teil ihrer Identität: "Ich bin Mönch", "Ich bin eine Hessin" oder "Alle in unserer Familie sind Schalker". In meiner Kindheit war es z. B. im Dorf noch üblich, zunächst zu klären, ob man evangelisch oder katholisch ist. Denn sich in ein "andersgläubiges" Mädchen zu verlieben war riskant, weil "gemischte Ehen" verpönt waren. Wie die Zeiten sich ändern!

Meine Empfehlung ist daher, seinen Naturelltyp als einen von viele Faktoren zu betrachten und seine Identität nicht zu sehr an einen einzelnen Faktor zu knüpfen. Trotzdem kann man ja vom Erfahrungsschatz einer Naturellgruppe profitieren und sich mit den "eigenen" oder "fremden" Naturelltypen vergleichen.
Gerade Kindern oder Jugendlichen sollte man mitsamt der Aufklärung über ihren Naturelltyp auch das Wesen von Persönlichkeit (also ihre puzzle-artige Zusammensetzung und ihre Wandelbarkeit im Laufe des Lebens) erklären.

Werner Winkler, April 2023

Tipp Nr. 586: Analoge Kommunikation

Heute oute ich mich mal als einer der ca. 10 % in Deutschland, die nur selten oder nie ein Smartphone nutzen.

Warum verzichte ich in der Regel darauf und trage auch keines mit mir herum? Weil ich mit meinem normalen Mobiltelefon und seinem Akku, der eine Woche hält, völlig zufrieden bin. Und weil ich normalerweise mit einem Telefon telefoniere und die anderen Sachen am Laptop erledige, mit einem richtigen Bildschirm, einer richtigen Tastatur, Stromanschluss und jede Menge Speicherplatz. Nur für die Bankgeschäfte und um manchmal Fotos zu schießen brauche ich es und bin auch dankbar, dass es solche Technik gibt.

Außerdem ist es mir viel lieber, an einer richtigen Tastatur zu schreiben (genauer: zu tippen), weil ich da sehr schnell bin und leicht korrigieren, einkopieren etc. kann. Oder ich mag es, mit jemand am Telefon zu sprechen anstatt Sprachnachrichten oder Kurztexte hin und her zu schicken. Noch besser: Menschen zu sehen, zur Not am Bildschirm, idealerweise persönlich. Analog halt, wie man das heute manchmal etwas abwertend nennt.

Tipp der Woche deshalb: Rufen Sie mal wieder jemand an oder noch mutiger, besuchen Sie den anderen, statt ihm Textnachrichten zu schicken. Sitzen Sie in ein Café, spazieren Sie durch den Wald.

Und wenn Sie mögen und die Naturellwissenschaft Sie interessiert, schauen Sie nächsten Sonntag in unseren ersten Zoom-Call zur Naturellwissenschaft rein, Thema ganz offen: Fragen und Antworten. Sie können auch nur zuhören und zuschauen, wie Sie mögen. Nicht ganz analog, aber schon nahe dran ;)  

Für den Terminkalender:
So. 30. April 2023, 17 Uhr: Fragen und Antworten zur Naturellwissenschaft

Hier werden wir u. a. die Fragen besprechen, die in der Umfrage neulich rückgemeldet wurden.

Der Zugangslink dafür ist:

https://us05web.zoom.us/j/2899799389?pwd=ZG03TVlsWHdYUDZEbmpUbGxFc3hwdz09

Sie benötigen ein Endgerät mit Kamera und Mikrophon. Es wäre freundlich, die Kameras einzuschalten, damit wir uns auch sehen. Die Veranstaltungen werden voraussichtlich ca. 1 - 1,5 Std. dauern.

Vielleicht sehen wir uns dann? Würde mich freuen :)

Werner Winkler, April 2023

Tipp Nr. 585: Analyse der eigenen Untertyp-Mischung

Mit herzlichem Dank an den Leser Herr K. aus Berlin, der mich zu diesem Tipp inspiriert hat, möchte ich heute dazu anregen, sich der eigenen Bevorzugungen in den drei Unterbereichen (s. Landkarte in der Anlage) bewusst zu werden – und nicht nur den eigenen Grundtyp zu kennen.

Für mich selbst ist dieser Teil der Selbsterkenntnis nach fast 24 Jahren so selbstverständlich geworden, dass ich manchmal ganz vergesse, wie hilfreich/sinnvoll/nützlich dieses Wissen für mich ist. Deshalb heute drei Beispiele dazu.

1. Mehr Ressourcen
Zuerst wurde mir durch den Unterricht bei Dietmar Friedmann bzw. sein Buch "Wer bin ich? Wer bist du?" bewusst, zu welchem Grundtyp ich gehöre. Das alleine hat mir schon so viel klar gemacht, auch über die Beziehungen zu den anderen Mitgliedern meiner Herkunftsfamilie oder warum ich mit welchen Menschen wie gut/schlecht klarkomme, dass es einen bedeutenden Unterschied ausgelöst hat.
Zudem wurden mir meine "blauen" Ressourcen bewusst, greifbar und verfügbar, auch wenn ich bis heute regelmäßig trainieren muss, um hier fit zu bleiben :)

Durch die zusätzlichen drei Ressourcen in den Unterbereichen war es aber dreimal so viel an Erkenntnissen und Unterschied – auch in Kombination ("Leitsatz").

2. Bessere Beratung/besseres Coaching
Da ich bald lernte, auch die Bevorzugungen meiner Klient:innen in den Unterbereichen zu erkennen, konnte ich auch hier den "Unterschied durch Wissen" auslösen – manchmal nur mit einem Satz, z. B. "Jetzt sind Sie eine halbe Stunde auf Ihre Vergangenheit eingegangen, wollen wir jetzt über Ihre Zukunft sprechen?"

3. Analyse von Paaren, Familien und Teams
Irgendwann wurde dann klar, dass auch für die Interaktionen von mehreren Personen nicht nur die drei Grundtypen bedeutend sind (was ja oft schon eine deutliche Erleuchtung bewirkt). Angenommen, in einem Team fehlt die Bevorzugung "Vergangenheit", ist naheliegend, dass hier wertvolle Ressourcen verschenkt werden. In einem solchen Fall lag z. B. das Firmenarchiv völlig brach, was immer wieder zu unnötiger Sucherei führte.

Ähnlich bei Paaren: Ich erinnere mich an eines der ersten, die ich gemeinsam analysieren konnte und wo sich zwei mal das "Ich" als Bevorzugung zeigte. Als ich das Wort "Wir-Beziehung" ins Spiel brachte, fiel förmlich neues Licht in die Gesichter. Danach war es auch leichter, Ausnahmen zu finden, in denen es bereits gelungen war, mehr "Wir" zu leben.

Mir ist bewusst, dass es Zeitaufwand, Arbeit und Mühe bedeutet, so detailliert in die eigene Persönlichkeit zu schauen. Aber ungefähr eine Stunde pro Person zur Analyse und dazu die individuelle Beratungs- oder Lesezeit sind in der Regel gut investiert, wenn Interesse an der eigenen Person oder an einem guten Miteinander vorhanden ist.

Mir selbst ist jedenfalls noch einmal bewusst geworden, dass mein Leben in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht ärmer gewesen wäre, wenn ich das nicht getan hätte.

Werner Winkler, Ostersonntag 2023

Tipp Nr. 584: Schreiben Sie doch mal selbst einen Tipp der Woche

Immer mal wieder bekomme ich einen Hinweis, z. B. auf Videos, Filme oder Bücher, die für einen "Tipp der Woche" geeignet wären. Dafür bin ich auch dankbar!

Aber nach inzwischen so vielen Tipps der Woche wäre es toll, ab und zu auch mal andere Stimmen zu hören – deshalb heute die Ermutigung (für Sachtypen), Aufforderung (für Handlungstypen) und Bitte (an die Beziehungstypen), mal selbst einen Tipp der Woche zu formulieren, der dann hier veröffentlicht werden kann.

Es muss nicht perfekt formuliert sein (das sind meine Tipps ja in der Regel auch nicht), sondern kann auch "frisch von der Leber weg" ins Smartphone getippt und an naturellwissenschaft@t-online.de geschickt werden. Ich melde mich dann und wir bringen es ggf. zusammen in die passende Form.

Im Voraus herzlichen Dank!
Werner Winkler, April 2023

P.S. Einige auf der Empfänger:innen-Liste bekamen die letzten 2-3 Tipps nicht oder erst verspätet. Unser Web-Team hat jetzt den Fehler gefunden: In einer neuen Mail-Adresse war ein Punkt an einer ungewohnten Stelle. Der hat das Versandprogramm dazu bewegt, ab dieser Adresse keine Adressaten mehr anzuschreiben. Ich vermute mal, das Programm ist Sachtyp und leicht zu verunsichern bzw. es hatte Angst, etwas falsch zu machen und hat dann lieber mal nicht weiter gemacht :)

Tipp Nr. 583: Triaden und Sprachspiele

Ab und zu entdecke ich irgendwo zwei Sätze oder Wörter, bei denen mir dann der/das dritte fehlt, um eine Triade zu bilden.

Beispiel auf einer Spruchkarte: "Gib, was du hast! Sei, was du bist!"

Das passt in die Triade Haben-Sein-Können (die ich heute nicht anhänge, um nicht wieder Probleme beim Versand durch die sensiblen Spam-Filter zu verursachen).

Fehlt also der Satz zu "Können". Doch beim zweiten Hinsehen fällt auf, dass im ersten Satz sowohl von Haben als auch von Geben die Rede ist. Dann fehlt im zweiten schon die Ergänzung zum "Sein", weil ja "sei/bist" letztlich das Gleiche ist.

Beim Durchblättern meiner inneren Wortlisten entdecke ich letztlich folgende drei Paarungen:

Haben - Geben (zum Gelben Naturell/-anteil gehörend)
Sein - Dasein (zum Blauen Naturell/-anteil gehörend)
Können - Zeigen (zum Roten Naturell/-anteil gehörend)

Die drei Aufforderungen hießen dann:

"Gib, was du hast!"
oder "Gib anderen von dem, wovon du viel hast!"

"Sei da!"
oder "Sei für andere als der da, der du für sie bist!"

"Zeige, was du kannst!"
oder "Zeige anderen, was du gut kannst!"

Spannend auch die Gegenstücke, die offenbar keine Lebensqualitäten beschreiben:

"Sei neidisch auf das, was du nicht hast."
"Entziehe dich den anderen."
"Vermeide zu zeigen, was du nicht zu können glaubst."

Sicher ergeben sich aus diesen Begrifflichkeiten noch andere Sprachspiele. Oder man entdeckt naturelltyp-bedingte Sätze, die man umstellen, anzweifeln oder für das eigene Naturell als unpassend abweisen bzw. besonders zutreffend unterschreiben kann.

Werner Winkler, März 2023



Tipp Nr. 582: Obama (BT) meets Seinfeld (HT)

Was passiert, wenn Jerry Seinfeld (vermutlich Handlungstyp-Denker) auf Barack Obama (vermutlich Beziehungstyp-Denker) trifft und sie sich bei einem Rundgang durchs Weiße Haus über Gott und die Welt unterhalten?

Hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=UM-Q_zpuJGU

Ich fand das spannend zu beobachten, zum Beispiel, wie gut sich die beiden Denker verstehen, obwohl sie unterschiedliche Naturell-Grundtypen zeigen. Bei genauem Hinhören wird dieser Naturellunterschied auch immer wieder deutlich, z. B. wenn es um dem Umgang mit Macht geht, ums Arbeiten an sich oder auch bei den Fragen, die eher für den Handlungstyp Jerry Seinfeld als Fragensteller von Interesse sind.

Gleichzeitig erkennt man gut, dass ein identischer Untertyp im Bereich "Aktivität" (hier die beiden Denker) eine gute Basis bilden, um einander zu verstehen.

Vergnügliches Anschauen und Studieren wünscht

Werner Winkler, März 2023

P.S. Offenbar kam der Tipp letzte Woche bei einigen Nutzerinnen und Nutzern nicht an, was wohl am Anhang (eine jpg-Datei) lag, den manche Provider als gefährlich einstuften. Sämtliche Tipps sind aber jederzeit auf der Webseite https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/tipp-der-woche.html nachzulesen.

Tipp Nr. 581: Wglssn

Das Weglassen (auch Vermeiden, Verzichten) ist eine Verhaltensweise oder Lebenseinstellung, die ich oft bei Sachtypen beobachte. Sie kommen eher als die anderen Naturelltypen mit wenig(er) aus, sind ökonomisch und sparsam, speziell beim Umgang mit Energie, Geld und Zeit.

Der (Sachtyp-)Philosoph Seneca hat es so ausgedrückt: "Wenig verlangt die Natur, die landläufige Meinung unermesslich viel." (Epistula XVI, 8)

Deshalb ist mein Tipp heute vermutlich vor allem für Beziehungstypen nützlich: Anstatt "Mehr" oder "Anderes/Neues" einmal die Option "Weniger" zu versuchen. Zum Beispiel weniger Zucker essen, weniger Fleisch und Milchprodukte, weniger Alkohol, weniger Kalorien, weniger Medienkonsum, weniger Zeit am PC/Smartphone, weniger Ablenkung und Zerstreuung, weniger Arbeit, mit weniger Geld auskommen, weniger einkaufen, weniger Kleider oder Bücher im Schrank aufbewahren usw.

Mir ist bewusst, dass Verzicht und das "Weniger" derzeit nicht in Mode sind. Auch Ärztinnen oder Apotheker tendieren eher zum "Mehr" als zum "Weniger". Als mich zum Beispiel vor nunmehr fast 35 Jahren das Weglassen von Milchprodukten von einem lebensbedrohlichen "allergischen Asthma" heilte und ich das meinem (Beziehungstyp-)Apotheker erzählte, meinte der: Das ist doch keine Therapie, einfach etwas wegzulassen. Erst als ich ihn auf die lange Tradition von Diäten als Behandlung hinwies, stimmte er mir stirnrunzelnd zu. Mir war natürlich klar, dass er mir lieber regelmäßig ein Medikament oder wenigstens seine Placebo-Globuli verkauft hätte.

Weglassen kann auch für Sachtypen im Sinne von "Nein sagen" oder "Beenden" eine nützliche Ressource sein, aber in der Regel sind sie schon asketisch oder reduziert genug, so dass ihnen eher das "Mehr vom Guten" in einer Krise weiterhilft.

Und um die Triade noch aufzufüllen: Die Ressource der Handlungstypen, deren Motto ja häufig "Viel hilft viel" ist, lautet "Anders/Neu". Also sich auf etwas Neues, Anderes einzulassen und dafür zu öffnen anstatt "mehr desselben" zu versuchen. Bei ihnen bezieht sich das Weglassen dann eher auf die Reduktion der Übermaße, häufig in Sachen Arbeit oder körperliche Anstrengung.

Gerne lese ich Rückmeldungen, speziell natürlich von Beziehungstypen, denen das Weglassen zu mehr Lebensqualität verholfen hat.

Wrnr Wnklr, Mrz 23 :)



  

Tipp Nr. 580: Steckt man in seinem Naturell fest?

Jakob Wassermann schreibt in seinen "Selbstbetrachtungen": "Was mich veranlasst, mit Menschen geduldig zu sein, ist immer die Vorstellung von der Möglichkeit der Verwandlung, obgleich mir die Erfahrung sagt, dass Verwandlung ein dichterisches Phänomen ist, nicht aber ein reales. Jeder steckt unrettbar in seinem Charakter und kehrt demgemäß immer zu sich selbst zurück (...)."

Stecken wir ebenso in unserem Naturell fest, sind quasi Opfer unserer naturellbedingt angeborenen Muster, Vorlieben, Neigungen?

Wer so denkt, hat eine entscheidende Erkenntnis der Naturellwissenschaft übersehen: nämlich, dass wir alle eine Mischung der je drei "Farben" darstellen und sich das Naturell aus der Bevorzugung einer davon ergibt, nicht aus der Ausschließlichkeit.

Anders gesagt – auch ein Handlungstyp hat eine "gelbe" und eine "blaue" Seite. Er muss sich nicht immer "rot" verhalten, sondern hat die Möglichkeit, durch bewusste Entscheidungen gegen das naturelltypisches Muster zu agieren. Und zwar ganz ähnlich wie wir uns auch gegen die Nutzung unserer "starken Hand" entscheiden können.

Im Gespräch mit Klientinnen und Klienten nutze ich hier gerne die Metapher der drei Menschenaffen im Sinne von: "Nutzen Sie doch öfter mal Ihre Gorilla-Seite". Das wird gut verstanden und häufig mit einem Lächeln quittiert. Auch kennen die Klient:innen durchaus Momente, in denen ihnen das bereits einmal gelungen ist (Ausnahmen, die öfters genutzt werden können).

Was der oben zitierte Dichter mit "dichterischem Phänomen" meint, könnte man als "therapeutische Möglichkeit" übersetzen – wir Menschen können also (im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren) bewusst lernen, uns bewusst anders verhalten, uns auch Muster und Möglichkeiten von anderen abschauen und sie nachahmen. Wir sind keine fertigen Programme, sondern sehr flexible Wesen. Auch wenn viele von uns das erst spät im Leben erkennen, oft erst nach schweren Einschnitten, Krisen oder Herausforderungen.

Auch deshalb erscheinen vielen, die irgendwann lernen, dass sie ein Naturell haben, diese Erkenntnisse so besonders und bedeutend – weil sie ihnen viele bis dahin nicht bewusst verfügbare Möglichkeiten eröffnet.

Werner Winkler, März 2023

Tipp Nr. 579: Mal wieder ein Gedicht lesen, z. B. von Peter Horst Neumann

Gedichte zu lesen (oder gar zu schreiben!) ist eher aus der Mode gekommen. Leider werden ja auch im Radio oder TV so gut wie nie welche vorgelesen.

Ein gutes Argument für Gedichte ist: viel schneller als das etwa mit einem Roman möglich, können wir schon aus einem kurzen Gedicht viel von der Persönlichkeit (und damit auch vom Naturell) einer Autorin oder eines Autors erfassen.

Und dann erspüren, ob dieser Mensch uns womöglich etwas zu sagen hat. Mir geht es schon lange so, dass mich manche Gedichte (häufig von Sachtypen!) in einer Weise bereichern oder besser: ernähren, dass ich sie immer wieder mit den gleichen Genuss und "Sättigungsgefühl" lesen kann.

Dank des Internets haben wir heute bequemen Zugang zu sehr vielen Gedichten, sogar fremdsprachigen, die ohne Internet nie auch nur in die Nähe einer deutschsprachigen Buchhandlung oder Bibliothek gekommen wären.

Der Tipp der Woche ist also heute eher ein "Geheimtipp der Woche", nämlich der schon verstorbene Dichter Peter Horst Neumann. Er hat einige wunderbare kleine Verse hinterlassen, etwa diese beiden hier:

Wanderlied
(Kurzfassung, reimlos,
für einen gehbehinderten
Freund:)

Bleib stehen.
Es kommt
auf dich zu.

Und ein anderes, "Mutabor" überschrieben, was aus dem Lateinischen stammt und so viel bedeutet wie „ich werde verwandelt werden":

Der Kritiker Jürgen P. Wallmann,
der mich als einen Vogelkundigen
kennt, hat sich nach flüchtiger
Sichtung meiner Gedichte
zu der Behauptung verstiegen,
ein Ornithologe sei eben doch kein Vogel.

Dagegen erkläre ich hier von oben herab:
"Im September vorigen Jahres
begab ich mich in mein Schlaf-
zimmer, öffnete das Fenster weit,
verzauberte mich und flog davon.
Ich habe es nicht bereut".

Beide zitiert und mit originalem Zeilenfall aus dem Sammelband "Pfingsten in Babylon / Die Erfindung der Schere" (Rimbaud)

Mehr zum Autor auf http://www.peterhorstneumann.de/

P.S. der Gedichtband von Peter Horst Neumann, den ich antiquarisch für wenig Geld erstanden habe, stellte sich als ein ungelesenes Exemplar heraus, das der Dichter wohl mit persönlicher Widmung verschenkt hatte; offenbar hatte jemand da keinen Sinn für Gedichte und hat es weiterverkauft – jetzt ist es bei mir und vielen anderen Büchern in guter Gesellschaft :)

Werner Winkler, Februar 2023

Tipp Nr. 578: Beziehungstypen unter sich (Helge Schneider und Sigmar Gabriel)

Da ich gerade (wie im anbrechenden Frühjahr üblich) durch Haselnuss-Pollen gedanklich weitgehend lahmgelegt bin, muss ich mir mit starker Ablenkung behelfen – das ist das Einzige, was neben Schlafen vor der Schniefnase rettet.

Eine sehr gute Ablenkung sind für mich spannende Filme, Reportagen oder auch lustige Sachen. So habe ich einige sehr witzige Filme mit Helge Schneider auf YouTube entdeckt, die mich tränenreich lachen und meine Schniefnase plus Heufieber vergessen ließen – zum Beispiel eine Szene, in der er (ich schätze ihn ob seiner vielen Talente, seiner sagenhaften Grimassen und seinem spitzbübischen Humor vorläufig als Beziehungstypen ein) dem damaligen Außenminister Sigmar Gabriel (vermutlich auch Beziehungstyp) Ratschläge erteilt: https://www.youtube.com/watch?v=IZ1PVq5Bf0U

Wer also, warum auch immer, etwas zum Lachen braucht, ist bei Helge Schneider in der Regel gut aufgehoben, ebenso, wer Jazz-Improvisationen mag: https://www.youtube.com/watch?v=H77OMIt8I78

Und hier ist zum Beispiel seine ernsthafte Seite zu sehen; da fällt er nicht in seiner Komikerrolle, sondern spricht ganz normal: https://www.youtube.com/watch?v=qW_7l5RLU10

Gerne lese ich in meinem Posteingang Tipps für andere lustige und möglichst geistreiche Ablenkungen :)

Werner Winkler, Februar 2023

Tipp Nr. 577: Handlungstyp-Sachtyp-Erfolgsduo

Die Sängerin Annie Lennox ist weltberühmt – aber wer kennt ihren langjährigen Partner bei den Eurythmics, den Gittaristen Dave Stuart?

In einer sehenswerten aktuellen ARTE-Doku lässt sich ein Grund gut erkennen: Stuart ist offenbar Sachtyp, Lennox Handlungstyp. Es ist spannend und interessant zu sehen, wie die beiden musikalisch und zeitweise auch in privater Beziehung interagiert haben. Das Thema "Verschiedenheit" kommt dabei häufig zur Sprache, ebenso die scheinbare Unüberwindbarkeit dieser Unterschiede - genauso aber auch, wie diese den Erfolg mit möglich gemacht haben.

Gegen Ende der Doku geht es dann vor allem um das nach-musikalische Engagement von Annie Lennox. Auch hier bekommt der Typverdacht "Handlungstyp-Naturell" reichlich Futter.

Auf ARTE nur kurz verfügbar, aber auf YouTube vermutlich dauerhaft, deshalb dieser Link: https://www.youtube.com/watch?v=jMxa0rqNJlw

Werner Winkler, Februar 2023

Tipp Nr. 576: Leitdreieck erweitert

Viele der hier Mitlesenden kennen sicher mein "Leitdreieck", das einen naturelltypgerechten Prozessablauf für den Umgang mit schwierigen Situationen, Problemen und Zielen beschreibt.

In der einfachen Form geht es darum, dass sowohl
- eine Situationsbeschreibung bzw. Bestandsaufnahme (Start für Beziehungstyp)
- eine Auflistung der Problemthemen (Start für Sachtyp) sowie
- die möglichen Ziele oder Lösungsmöglichkeiten (Start für Handlungstyp)
erörtert werden – z. B. in der Psychotherapie, Beratung oder im Coaching.

Da unsere drei Grundtypen meist typgerecht in ihrer Ecke starten und die nächste Ecke, die ihre Ressource darstellt, vermeiden, kann hier die naturellwissenschaftliche Expertise zu einer optimierten und gut strukturierbaren Vorgehensweise verhelfen.

Nun lassen sich diese drei Prozessschritte auch mit zusätzlichen Begriffen auffüttern und sie so gleich vom Start weg präziser formulieren – und zwar durch Hinzunahme von Qualitäten der anderen Naturelltypen.

Dann sieht es so aus (s. auch im Anhang als Bild):

Startpunkt für Beziehungstypen:
realistische, sachliche Bestandsaufnahme und Situationsbeschreibung sowie die eigene praktische Einbindung darin

Startpunkt für Sachtypen:
praktisch lösbare, vermeidbare bzw. zu ertragende Problemthemen analysieren, inwiefern sie mich konkret betreffen

Startpunkt für Handlungstypen:
positive, freundliche Zielbilder für Lösungsmöglichkeiten entwickeln und entschlossen darauf hinarbeiten

Hat man es mit einer Gruppe zu tun (Team, Familie, Mannschaft usw.) versucht man, alle drei Aspekte anzuschauen und zu bearbeiten.

Beispiel: Ein Unternehmen leidet auf Grund diverser Krisen unter einem Umsatz- und Ertragsrückgang. Das Leitungsteam analysiert sowohl die Situation, macht eine genaue Bestandsaufnahme (auch früherer Erfolge), benennt klar die Problemfelder, die sich zeigen – und entwickelt gemeinsam Zielbilder und Lösungsschritte auf dem Weg zu diesem Ziel.

So werden alle eingebunden, ernst genommen, berücksichtigt und auch in die Verantwortung genommen. Kritisch wird es, wenn in solchen Arbeitsgruppen nur ein Naturell dominiert, z. B. weil die Geschäfts- oder Gruppenleitung ihr eigenes Muster auf die anderen übertragen möchte (und die Macht dazu hat, wie beim Sachtyp-Kanzler Olaf Scholz immer wieder zu beobachten).

Tipp: Einfach mal mit eigenen Anliegen oder mit dem eigenen Team das erweiterte Leitdreieck ausprobieren. Über Rückmeldungen oder Nachfragen freue ich mich wie stets.

Werner Winkler, Februar 2023

P.S. Das Buch von Anne Donath, das ich verlost hatte, hat Philipp B. gewonnen. Danke an alle, die mitgemacht und mir ihre Kommentare bzw. Typverdächtigungen geschickt haben :)

Tipp Nr. 575: Naturelltyp bei älteren Menschen einschätzen am Bsp. Anne Donath

Bei älteren Menschen ist das Erkennen des Naturelltyps manchmal eine echte Herausforderung – speziell dann, wenn sie "lebensweise" sind und alle ihre Anteile ausleben.

Ein Beispiel dafür ist für mich die Lebenskünstlerin und Autorin Anne Donath. Ich lernte sie vor ca. 20 Jahren kennen, da war sie um die 50 und es war mir rasch klar, was für einen Naturelltyp ich da vor mir hatte. Welcher es meiner Meinung nach ist, verrate ich ausnahmsweise hier nicht, ich möchte den Spaß beim Analysieren nicht nehmen :)

Wer sich für diese ungewöhnliche Frau und ihre praktische Lebensweisheit interessiert, dem empfehle ich einen aktuellen SWR-Kurzfilm:
https://www.swr.de/room-tour/wohnen-auf-4x4-meter-ohne-strom-100.html

Dieser Film wurde seit Mitte Dezember schon über 1,2 Millionen mal angeklickt. Und das sicher nicht nur, weil Anne Donath schon lange, bevor von "Tiny Houses" die Rede war, in einem kleinen Holzhaus ohne Strom mitten in einem schwäbischen Dorf lebt und vor ihrem Ruhestand nur soviel gearbeitet hat, wie für ihr bescheidenes Leben notwendig war.  

Auf Ihre/eure Rückmeldungen mit Typverdacht und Begründung bin ich neugierig. Bitte per Mail an naturellwissenschaft@t-online.de schicken. Unter allen Rückmeldungen verlose ich einmal das Buch "Wer wandert, braucht nur, was er tragen kann" von Anne Donath als gebundene Ausgabe.

Werner Winkler, Januar 2022

Tipp Nr. 574: Naturelltyp leichter erkennen unter Beanspruchung

Dass man den Naturelltyp eines Menschen leichter unter besonderer Beanspruchung oder in Lebenskrisen erkennt als im Alltagsmodus, gehört zum Grundwissen der Naturellwissenschaft.

Beim Lesen der aktuellen ZEIT fielen mir da einige Sätze über Olaf Scholz und den neuen deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius auf, die dieses Phänomen recht gut beleuchten.

Über Scholz steht da im Leitartikel: "Fehler aber gesteht Scholz nicht gern ein, sein Anspruch ist es, die Fehler von morgen bereits gestern durchdacht, erkannt und damit schon so gut wie vermieden zu haben. Der Kanzler tritt zudem am liebsten als Wissender auf, auch da, wo er wie alle anderen ein Lernender ist."

Und über Pistorius ist (ebenfalls in der ZEIT) im Artikel "Der Neue" von Peter Dausend zu lesen: "... als Typen könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein: hier der wortkarge Olaf Scholz, der sein Kanzlersein als Versuchsanordnung versteht, in wild bewegter Zeit die reine Vernunft zu verkörpern, welshalb er die tonlos vorgetragene Grundsatzrede (...) zu seinem Markenzeichen erkoren hat (...) und dort der kommende Verteidigungsminister, der sich als politischer Nahkämpfer versteht, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht und beim politischen Trash-Talk nicht nur über Nehmerqualitäten verfügt, sondern auch mal kräftig austeilen kann - selbst da, wo es nicht zwingend nötig erscheint. Der notorische Defensivspieler Scholz holt sich die Offensivkraft Pistorius ins Kabinettsteam und gibt ihm den nun wichtigsten Posten - das kann noch interessant werden."

Es scheint mir (auch von seinen ersten Auftritten im Amt her) doch ziemlich deutlich, dass Boris Pistorius zu den Handlungstypen zählt, was bei seiner Vorgängerin Christine Lambrecht eher auszuschließen ist.

Werner Winkler, Januar 2023

Tipp Nr. 573: Royals oder Sesamstraße?

Nicht jeder kann sich ja mit den britischen Royals anfreunden, auch wenn sie über die Jahre eine ganz unterhaltsame und auch naturellwissenschaftlich interessante Vorstellung abliefern.

Deshalb für die Nicht-Royalisten aus Anlass des 50. Geburtstages der Sesamstraße ein schönes Video: https://www.youtube.com/watch?v=YEKwEq6fqG4
Bert in der Rolle des Handlungstyps (Egal was du sagst, meine Antwort ist Nein!), Ernie natürlich als Beziehungstyp und die Interaktion zwischen den beiden ist einfach zum Wegwerfen komisch :)

Zurück zu den Royals: Hier stehen sich jetzt interessanterweise drei Paare gegenüber, die jeden unserer Naturell-Grundtypen doppelt besetzen: William und Kate (zwei Beziehungstypen), Charles und Camilla (zwei Sachtypen) sowie Harry und Meghan (zwei Handlungstypen, derzeit im Angriffsmodus). Hier wird es in den nächsten Wochen sicher spannend zu beobachten sein, wie die 3x2 sich schlagen bzw. aus der Affäre ziehen. Noch spannender wäre natürlich, alle sechs zu einem Workshop einzuladen und ihnen die Naturellunterschiede zu erläutern. Träumen ist ja erlaubt ...

Werner Winkler, Januar 2023

P.S. Wer keine Rundbriefe aus unserem Verteiler bekommt, aber trotzdem an unserem normalerweise alle zwei Jahre stattfindenden Fachtag Naturellwissenschaft hat, ist herzlich eingeladen, die folgenden Fragen zu beantworten und an die Antworten an naturellwissenschaft@t-online.de zu mailen:

Liebe Mitglieder und Freundinnen/Freunde der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft e. V.,

der Vorstand möchte euch/Sie wegen dem (für diesen Herbst bislang in Waiblingen bei Stuttgart geplanten) Fachtag 2023 befragen, um ihn optimal vorbereiten zu können:

1. Hast du/haben Sie prinzipiell Interesse an einem Fachtag zur Naturellwissenschaft?

Antwort: ......

Falls Ja, wäre es dir/Ihnen lieber
a) nur vor Ort
b) nur per Live-Stream online
c) hybrid, d. h. vor Ort plus Live-Stream im Internet

Antwort: ......


(Falls Frage 1 mit Nein beantwortet wurde, ist die Umfrage schon zu Ende.)


2. Falls mit Ja, würde uns interessieren, welche Themen für so einen Fachtag für Sie/für dich von Interesse sind?

Antwort: ......


3. Zu welchen naturellwissenschaftlichen Themen könntest du/könnten Sie selbst einen Beitrag zum Fachtag leisten?

Antwort: ......


4. Möchtest du/möchten Sie uns sonst noch etwas mitteilen?

Antwort: ......


Herzlichen Dank für eine Rückmeldung bis zum 31.1.2023!

Der Vorstand

Petra Schmalzl, Holger Hägele, Werner Winkler

Tipp Nr. 572: Pele - Beziehungstyp-Fußballer

Kürzlich ist der brasilianische Fußballer Pele gestorben, der schon bei oberflächlicher Anlayse gut als Beziehungstyp zu erkennen ist, wie mir scheint.

Wer ein genauer nach Hinweisen suchen und das Leben dieses sympathischen Sportlers Revue passieren lassen möchte, kann dies z. B. mit diesem Film in der ARD-Mediathek tun:
https://www.ardmediathek.de/video/sportschau/nachruf-peles-weg-zur-fussball-ikone/das-erste/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvYzBlNzUxYzgtZTdiZi00NzE1LWJjZjQtMjc5OTcxODYyMmNl

Hier gibt es viel zu sehen, was den Typverdacht erhärtet, z. B. die Freundlichkeit, Kreativität und Emotionalität von Pele. Auch kleinere Interviews geben interessante Einblicke in seine Persönlichkeit.

P.S. Über den (vermuteten) Sachtyp-Fußballer Messi sagte ein Reporter neulich während des Endspiels der WM, er "habe das Schleichen zur Kunstform erhoben". Offenbar läuft er oft so langsam übers Feld, dass er fast keine Kraft verbraucht - um sie dann parat zu haben, wenn er gebraucht wird bzw. eine Torchance sieht.

Werner Winkler, Januar 2023

Tipp Nr. 571: Handlungstyp-Sachtyp-Duo (Stan Laurel und Oliver Hardy)

In der ARTE-Mediathek ist noch bis März 2023 (und im TV am Sonntag, 8. Januar um 15:10 Uhr) eine neue Dokumentation über das berühmte Komiker-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy zu sehen - sehr gut gemacht, mit vielen Filmausschnitten, Interviews und neu aufgetauchten Bildern.

Auch naturellwissenschaftlich lehrreich und interessant. So werden etwa die Unterschiede der beiden in der Arbeitsmoral geschildert: Während Oliver Hardy nach Ende der Dreharbeiten sofort seinen Freizeitvergnügungen nachgeht (Golf spielen, Essen, Pferderennen), verbringt Stan Laurel fast seine ganze Zeit mit Arbeiten, Nacharbeiten oder Vorarbeiten. Über ihn heißt es auch, dass er privat eine völlig andere Haltung zeigte als in der Filmrolle.

Spannend auch, wie sich beide für sich und in ihrer freundschaftlichen Beziehung im Lauf der Jahre entwickelt haben. Oder wie wichtig für Stan Laurel die sozialen Kontakte auch nach Ende seiner Karriere waren.

Mein Tipp daher: Sehr sehenswert!

https://www.arte.tv/de/videos/045366-000-A/laurel-und-hardy/

Werner Winkler, Januar 2023

Tipp Nr. 570: Film über Handlungstyp-Gärtnerin

Neulich habe ich eine Reportage gesehen, die mich wegen der Thematik (Permakultur, Gärtnerei) interessierte, da ich als Schüler lange in einer Gärtnerei gejobbt habe.

Es ging um eine Gärtnerei in Frankfurt, die sich mit einer Gruppe Hobby-GärtnerInnen zusammengetan hat, weil das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig war.

Im Laufe des interessanten Films fiel mir jedoch auf, dass es gleichzeitig ein recht lehrreicher Film in Sachen Naturelltypen, speziell Handlungstypen ist. Denn die Gärtnermeisterin und auch eine der drei Hauptfiguren zeigen sehr deutliche Merkmale dieses Naturelltyps – und die zweite Hauptfigur ist offenkundig Beziehungstyp, was auch in der Interaktion der drei spannende Momente hervorbringt.

Die Reportage ist ca. 1,5 Std. lang und begleitet das Projekt fast ein Jahr lang. Also ideal um in den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr ein paar Plätzchen zu knabbern, einen heißen Tee zu trinken und sich diesen Film in der ARD-Mediathek anzusehen:
https://www.ardmediathek.de/video/erlebnis-hessen/erfolgreich-mit-permakultur/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xODgxODY

Viel Vergnügen damit und erholsame Feiertage!

Werner Winkler, Dezember 2022

P.S. Inzwischen sind über 400 Bücher "Warum Kinder so verschieden sind" verschickt. Gerne verlängere ich das Angebot an KollegInnen (so lange Vorrat reicht) noch ins Neue Jahr: 2 Euro/Stück inkl. Versand, unabhängig von der Menge.

Tipp Nr. 569: Naturelltypisches benennen hilft (Untertypen Teil 3)

Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft und damit Handlungsspielräume eröffnet.

Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Aktivität":

Eine Fühler-Sekretärin nimmt die Stimmungen ihrer Vorgesetzten und Kolleginnen permanent wahr und fühlt sich häufig dadurch in ihrer Konzentration beeinträchtigt – zumal sie zu den Beziehungstypen gehört und gerne allen irgendwie helfen und ihr Mitgefühl zeigen möchte. Als sie einmal von ihrer Chefin mit dem Satz gelobt wird, sie sei ja so etwas wie die Erdbebenwarte in der Firma und wie toll es sei, dass sie so sensible Antennen fürs Zwischenmenschliche habe, ist sie zunächst erschrocken. Nachdem sie jedoch darüber geschlafen hat, kann sie ihre Veranlagung als Stärke akzeptieren und nimmt sich vor, besser zu lernen, ihre Antennen auszuschalten, wenn sie sich auf eine anspruchsvolle Aufgabe konzentrieren muss.

Ein Denker-Fußballtrainer steht häufig während des Spiels still am Spielfeldrand und analysiert das Spielgeschehen. Sein neuer Co-Trainer fragt ihn nach der ersten Halbzeit in seinem neuen Job, ob er ihm vielleicht ab und zu sagen könne, was in seinem Kopf vor sich geht – er könne sicher noch etwas davon lernen. Erst da fällt dem Denker auf, dass er es dem Neuen schuldig ist, seine Gedanken in Worte zu fassen. Sein früherer, langjähriger Co-Trainer wusste nämlich mit der Zeit schon, was er dachte und reagierte von sich aus entsprechend.

Eine Macher-Verkaufsleiterin stieß ihre Kollegen und Kolleginnen im Team regelmäßig damit vor den Kopf, dass sie einfach losredete, wenn ihr etwas auffiel – sowohl Positives wie Negatives. Ein neuer Mitarbeiter (ebenfalls Macher vom Untertyp her) beschwerte sich über eine in seinen Augen unangemessene Kritik vor versammelter Mannschaft im gleichen Tonfall, worauf die ganze Runde ob der Dreistigkeit erstarrte und auf eine noch schlimmere Reaktion der Verkaufsleiterin wartete. Diese riss jedoch zunächst die Augen auf, als ob sie sich verhört hatte, lachte dann aber übers ganze Gesicht und klopfte anerkennend auf den Tisch: So eine klare Ansage gefalle ihr! Das wünsche sie sich öfters! Und ja, sie gab ihm recht, sie hatte wieder einmal zu schnell geredet und keinen Filter zwischen Kopf und Mund eingeschaltet. Aber die anderen würden sie ja kennen und wissen, dass sie nicht alles so drastisch meinte, wie es im ersten Moment klingen würde. Das entspannte Grinsen in der Runde gab ihr jedoch das Gefühl, dass dem nicht unbedingt immer so war ...

Werner Winkler, Dezember 2022

Tipp Nr. 568: Naturelltypisches benennen hilft (Untertypen Teil 2)

Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft (auch im Sinne von: einen Spiegel vorhalten) und damit Handlungsspielräume eröffnet.

Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Zeit":

Ein gegenwartsorientierter Professor wird durch die Corona-Pandemie daran gehindert, einen sorgsam vorbereiteten Vortrag zu halten. Dieser wird von der Universität stattdessen als PDF-Datei zum Download für die Studierenden angeboten. Nach Pandemie-Ende fragt ihn die Fachbereichsleiterin an, ob er seinen Vortrag nun im Rahmen der nächsten Fachkonferenz halten möchte. Er lehnt zunächst mit dem Verweis ab, dass der Vortrag doch schon so alt wäre, lässt sich jedoch mit dem Argument überzeugen, dass das Thema an sich eher zeitlos und für viele Studierenden weiterhin aktuell wäre, auch wenn er selbst damit im Prinzip schon abgeschlossen hatte.

Eine vergangenheitsorientierte (Handlungstyp-)Ärztin lernt in einem Seminar über die Naturelltypen und deren typspezifisches Verhalten im Krankheitsfall. Sie erkennt, dass ihr besonders die männlichen Sachtyp-Patienten unangenehm sind und entwickelt eine Aversion, wenn sie einen solchen zu erkennen glaubt. Durch den Hinweis einer Kollegin auf ihren starken Vergangenheitsbezug wird ihr jedoch klar, dass sie selbst wesentlichen Einfluss auf das Zustandekommen einer guten Ärztin-Patienten-Beziehung hat und nimmt sich für die Zukunft vor, hier offen-neugieriger zu sein anstatt ihren eigenen Vorerfahrungen zu viel Gewicht zu geben (und damit häufig eine selbsterfüllende Prophezeihung auszulösen).

Ein zukunftsorientierter Klimawissenschaftler liegt immer häufiger in der Nacht wach, weil ihm die Zukunft des Ökosystems große Sorgen bereitet. Als er jedoch im Fachartikel einer Psychologin darüber liest, dass es vielen anderen, die eher vorausdenkend und -handelnd strukturiert sind, ähnlich ergeht, kann er seine Schlafstörung als gesunde Reaktion seiner Psyche akzeptieren. Er lernt, auch seine Gedanken zum Thema auf die Zukunft (in der Regel auf den nächsten Tag oder die nächste Diskussionsrunde im Kolleg:innenkreis) zu verschieben, bis sie ihn nicht mehr am Schlafen hindern.

Werner Winkler, Dezember 2022

Tipp Nr. 567: Naturelltypisches benennen hilft (Untertypen Teil 1)

Heute einige weitere Beispiele, die zeigen sollen, wie das fachliche Benennen von naturelltypischen Verhaltensweisen nützlich sein kann – weil es Bewusstsein schafft und damit Handlungsspielräume eröffnet.

Diesmal für die drei Untertypen im Bereich "Verbundenheit":

Eine du-verbundene Lehrerin gerät permanent in Stress, weil sie sich auch in größeren Klassen möglichst mit jedem einzelnen Kind gut verstehen und es individuell unterstützen möchte. Eine Kollegin rät ihr, sich nicht als Mutter der ganzen Klasse zu sehen, sondern eher als Trainerin einer großen Mannschaft. So verlagert sich ihr Fokus auf ihre eigene Haltung.

Ein ich-verbundener Grafik-Designer wird häufig für seine sehr individuellen Gestaltungen gelobt und deshalb auch engagiert. Er gerät jedoch regelmäßig in Konflikte, wenn er es nicht nur mit einem Auftraggeber zu tun hat, sondern mit einem größeren Team. Er bezieht zu viel auf sich und lädt sich zu viel Verantwortung auf. Erst als ihn der Teamleiter nach einer Sitzung beiseite nimmt und ihm deutlich sagt, dass er hier in einer Gruppensportart und nicht in einem Einzelsport tätig ist, realisiert er seine Einseitigkeit.

Ein wir-verbundener Fußballtrainer äußert nach einer hohen Niederlage seines Teams in der Nachbesprechung den Satz: Es geht hier vor allem um die Mannschaft. Jeder Einzelne ist ersetzbar! Darauf fragt der Spielführer zurück, wen konkret er denn damit meine und ob er sich selbst in diese Einschätzung einschließe. Als er in die enttäuschten Gesichter schaut, wird ihm sein Fehler bewusst und er entschuldigt sich.



Tipp Nr. 566: Naturelltypisches benennen hilft

Ein so komplexes Phänomen wie das Naturell lässt sich in Alltagssituationen kaum angemessen erklären. Dafür braucht es schon etwas mehr Zeit, ein Buch, ein Seminar usw.

Aber das Benennen naturelltypischer Verhaltensweisen kann durchaus Sinn und einen Unterschied zum Besseren machen. Drei Beispiele:

Ein Beziehungstyp liest auf dem Instagram-Kanal seiner Firma einen Kommentar, den er als unangemessen empfindet. Er schickt ihn seinem Vorgesetzten, der es ähnlich sieht und sich ebenfalls aufregt. Da sie sich aber unsicher sind, wie sie reagieren sollen, zeigen sie den fraglichen Satz einer weiteren Kollegin. Sie liest ihn jedoch ganz anders, neutraler, und meint: Ihr seid aber ziemlich dramatisch drauf! Sie überzeugt die beiden, nur kurz und sachlich zu reagieren und die Angelegenheit nicht zu eskalieren.

Ein Sachtyp brütet über den anstehenden Investitionen seines Handwerksbetriebs. Er zögert und zweifelt die bisher getroffenen Vorentscheidungen an, entwickelt Existenzängste und kann kaum noch schlafen. Seine Frau bringt ihm ein Glas Tee an den Schreibtisch, als er frühmorgens schon wieder Excel-Tabellen bearbeitet und meint: Na, will der Herr Professor mal wieder jedes Risiko vermeiden? Dann erinnert sie ihn daran, dass sich diese Szene in den 30 Jahren ihrer Ehe fast jährlich wiederholt hat. Er versteht, dass er sich einen Ruck geben und das Risiko eingehen muss, auch einmal einen Fehler zu machen, wenn er Unternehmer sein möchte und nicht nur Handwerker.

Eine Handlungstyp-Frau macht seit längerer Zeit pro Woche 10-20 unbezahlte Überstunden. Dadurch vernachlässigt sie ihren Schlaf, eine angemessene Ernährung und die ihr sonst so wichtigen sozialen Kontakte. Ihre Partnerin schlägt vor, sie solle doch ihren Stellenumfang auf 150 % aufstocken, dann würde sie auf 50 % reduzieren und sich mehr um den Garten kümmern. Dermaßen konfrontiert (und überholt) muss sie lachen und erkennt ihr schädliches Verhaltensmuster.

Solche alltagsintegrierten und typgerechten Interventionen brauchen kein Psychologiestudium oder vertiefte naturellwissenschaftliche Kenntnisse. Speziell wenn es um Menschen geht, mit denen wir viel Zeit verbringen. Dann ist von unserer Seite aus ein gesunder Blick möglich - und das in der Beziehung vorhandene Vertrauen ermöglicht die Annahme des (kritischen) Feedbacks.

Im Übrigen gelten die oben für die drei Grundtypen beschriebenen Beispiele auch für die Untertypen. Dazu demnächst mehr Beispiele.

Werner Winkler, November 2022

Tipp Nr. 565: Gottschalk und Elstner

Eine aufmerksame Kollegin hat mir dieser Tage ein kurzes Video geschickt, in dem sich Thomas Gottschalk mit Frank Elstner anlässlich dessen 80. Geburtstages unterhält.

Dabei kommen auch die Unterschiede zwischen einem vergangenheitsorientierten (Gottschalk) und zukunftsorientierten (Elstner) Menschen recht gut zum Vorschein; sie sprechen sogar selbst das Thema an.

Ob die geschilderten Vorlieben aus dem Naturelltyp resultieren oder aus anderen Ursachen, wissen wir natürlich nicht. Aber ich finde es spannend, dass diese beiden hier über Unterschiede sprechen, die wir auch in der Naturellwissenschaft beobachten.

Hier zu sehen: https://fb.watch/gTOKIelU2F/

Werner Winkler, November 2022

Tipp Nr. 564: Handlungstyp-Sportlerin Aljona Savchenko

Heute möchte ich einen Dokumentationsfilm empfehlen, bei dem man naturellwissenschaftliche Studien mit guter Unterhaltung verbinden kann.

In der ARD-Mediathek gibt es derzeit einen Film über die Olympia-Goldmedaillen-Gewinner im Eiskunstlauf, die ukrainische Sportlerin Aljona Savchenko und den aus Frankreich stammenden Bruno Massot. Sie zeigt deren Vorgeschichte und biografische Entwicklung anhand ihrer sportlichen Karriere auf - mit vielen Interviews, auch von Trainern und Weggefährten der beiden.

Dass Aljona Savchenko eine Handlungstyp-Frau ist, wird dabei rasch klar. Sie sagt z. B. über sich: „Ich brauche keinen Druck, ich mache mir schon selbst genug Druck.” oder auch „Es war von vorneherein für mich klar: Entweder 100 Prozent oder gar nicht.” Ein Trainer sagt über sie: „Aljona ist zwar ein Fliegengewicht, aber charakterlich ein schwerer Brocken.”

Auch ihre Körperspannung und Haltung beim Eislaufen ist sehr handlungstypisch und gut zu erkennen. Spannender ist die Einschätzung ihrer beiden Eislaufpartner. Zuerst Robin Szolkowy, den ich als Beziehungstyp sehe. Dann Bruno Massot, mit dem sie die Goldmedaille gewann: Er hat sofort die Zusammenarbeit mit dem bisherigen (Handlungstyp-)Trainer verweigert, was für einen Sachtyp, als den ich ihn einschätze, durchaus verständlich ist.

Sein langjähriger Trainer, der sein Talent entdeckt hat, sagt über ihn: „Er ist hochbegabt, aber etwas trainingsfaul.” Es ist aber im Film gut zu sehen, dass er sehr sachtypisch durch ein attraktives Ziel motiviert wird und sich dann auch körperlich massiv verausgabt, um das Ziel zu erreichen. Danach (nach der Goldmedaille) ist es aber auch gut. Dann will er noch etwas Geld verdienen und sich nicht mehr übermäßig körperlich anstrengen bzw. quälen.

Interessant auch, dass der neue Trainer Alex König wohl Beziehungstyp ist. Er leidet emotional stark mit (im Film während der Kür, die zu Gold führt, gut zu sehen), freut sich aber auch wie ein Kind, wenn etwas gelingt. Ein deutlicher Unterschied zum Handlungstyp-Trainer, der bestimmt auch Anteil am letztendlichen Erfolg hatte.

Die Dokumentation ist ca. eineinhalb Stunden lang und noch einige Zeit in der Mediathek verfügbar:
https://www.ardmediathek.de/video/dox-der-dokumentarfilm-im-br/die-kuer-ihres-lebens-oder-doku/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzMzYWQ0NWEzLWEwNWEtNGNmYy1iOGE0LTRjM2NmYzliMmI5Mg (evtl. den Link herauskopieren und von Hand in die Browserzeile einfügen)

Wer nicht so viel Zeit hat und nur den Gold-Lauf sehen möchte, der ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=oI-cJJhsiRI

Werner Winkler, November 2022

Tipp Nr. 563: Typ der Woche: Taylor Swift

Als ich neulich davon hörte, dass eine Sängerin namens Taylor Swift es als erste geschafft hatte, sämtlichen vorderen Plätze der US-Album-Charts zu belegen, musste ich mir eingestehen, dass ich kein einziges Lied von ihr kannte (also bewusst).

Beim ersten Hören, als ich mich diesem Phänomen widmete, klang sie für mich eher langweilig. Ich verstand nicht, warum sie so einen Hype auslöst, warum so viele sie vergöttern und ihre selbst geschriebenen Lieder auswendig kennen.

Aber da es mich interessierte, zu welcher Gruppe von Naturelltypen sie wohl gehört, habe ich mir Interviews mit ihr angesehen, vor allem frühe (als sie um die 18 Jahre alt war und noch ganz frisch im Musikgeschäft).

Ergebnis: Sie scheint Beziehungstyp zu sein, vielleicht ein ich-bezogener. Sie wollte nach ihrer eigenen Aussage schon als Kind immer „dazugehören”, aber es funktionierte nicht gut, weil sie zu speziell war, zu „eigen”. Das erscheint mir typisch für Menschen mit starkem Ich-Bezug.

In einem Interview sagte sie z. B. (sehr beziehungstypisch): „I’m bored like a 100 percent of my freetime”. Oder gefragt, was sie am Internet stört, ist ihre erste spontane Antwort: „People write: I hate her, she is ugly.” - also typisch für einen Beziehungstyp, der geliebt werden will und schön sein.

Recht typisch auch ihre Antwort, was sie von der Zukunft erwartet (gefragt, als sie 18 ist): „The thing I learned about life is that I know absolutely nothing compared to what I am going to know”. Damit hat sie bei ihrem immensen Erfolg völlig recht behalten.

Wer selbst nachsehen möchte, hier drei Links mit sehenswerten Videos:
- ein frühes Interview mit ihr: https://www.youtube.com/watch?v=vBgiDYBCuxY
- Aufnahmen von ihrem ersten Konzert (da war sie 16!): https://www.youtube.com/watch?v=r1gnUa0nb6E
- mehr Aufnahmen aus der Kindheit in einem längeren Beitrag, aus dem auch die beiden obigen Zitate stammen: https://www.youtube.com/watch?v=WWxhIIdNQzI
- hier ein Video, in dem sie sehr beziehungstypisch ein Beziehungsdrama spielt und vertont: https://www.youtube.com/watch?v=e-ORhEE9VVg

Inzwischen ist sie über 30 und wirkt ziemlich abgeklärt, aber trotzdem noch spontan und freundlich. Spannend fand ich, dass sie ein älteres Lied, das auf einem früheren Album von den Produzenten stark gekürzt wurde, dann in der ursprünglichen 10-Minuten-Version herausbrachte, als sie das Album nochmal neu aufnahm. Zudem drehte sie gleich noch einen Kurzfilm dazu, der auf YouTube zu sehen ist (Achtung: sehr beziehungstypisch emotional und eher rührselig!): https://www.youtube.com/watch?v=tollGa3S0o8

Es wird interessant zu beobachten sein, wie sie sich weiter entwickelt. Und ob sie neben der Musik noch andere Themen findet, die ihr wichtig sind. Gerade in diesem Alter (zwischen 30 und 35) wäre das für einen Beziehungstyp nicht weiter verwunderlich. Auch große Erfolge werden ja irgendwann langweilig für diese Typfamilie ...   

Werner Winkler, November 2022




Tipp Nr. 562: Filmtipp für lange Herbstabende: State of Happiness

Ab und zu taucht aus der Masse der neuen Filme und Serien eine Ausnahme auf, bei denen man denkt: Das sollten möglichst viele Leute sehen, so gut ist das gemacht.

Seit dem Frühjahr und noch bis März 2023 gibt es bei ARTE eine Miniserie mit dem Titel "State of Happiness", die in diese Rubrik fällt.

Wie in vielen guten Filmen sind auch hier die Naturelltypen und ihre Interaktionen teilweise sehr gut zu erkennen. Die Dialoge sind durchdacht, die Geschichten glaubwürdig. Und gleichzeitig bekommt man einen Einblick in die Lebenswelt der 1960er-Jahre, inklusive die damalige Mode, den Stand der Technik und welche Weltanschauungen damals vorherrschten bzw. aufeinander trafen.

Deshalb meine heutige Empfehlung, z. B. für lange Herbstabende oder einen freien Tag: State of Happiness!

Hier gibt die erste Folge (alle kostenlos) zu sehen:
https://www.arte.tv/de/videos/104749-001-A/state-of-happiness-1-8/

Werner Winkler, Oktober 2022

Tipp Nr. 561: Behandle den anderen so ...

Neulich fiel mir beim Blick aus dem Fenster (wir wohnen über einer Einkaufsstraße) wieder ein Eltern-Kleinkind-Paar auf, das einen interessanten Machtkampf austrug.

Die Mutter wollte frühmorgens wohl rasch an ihr Ziel kommen, das ca. 3-jährige Kind stattdessen lieber den Spaziergang dazu nutzen, alles Interessante ausführlich anzuschauen oder anzufassen. Erst zog die Mutter noch am Arm. Als das Kind sich freimachte, wechselte sie zu verbalem Antrieb, den das Kind geflissentlich ignorierte. Stattdessen bewunderte es die Schönheit eines behauenen Steins in einer Hausmauer.

Als ich kurz darauf im Buch "Warum Kinder so verschieden sind" blätterte (in Vorbereitung auf eine Neuauflage), fiel mir dort der Satz auf: "Behandle den anderen so, wie ER selbst behandelt werden will."

Die besagte Mutter hatte wohl eher das Motto "Behandle den anderen so, wie du selbst behandelt werden willst" im Kopf. Sie trieb sich selbst zur Eile an und deshalb auch ihr Kind, trotz dessen viel kürzerer Beine.

Ganz klar: Es macht Mühe, andere ihrem eigenen Wesen nach zu behandeln. Dafür muss ich sie erst einmal kennenlernen, beobachten, verstehen. Eine kleine Abkürzung bei dieser Mühe bietet uns die Naturellwissenschaft – denn haben wir erst einmal den Naturelltyp eines Gegenübers erkannt, können wir daraus einige wichtige Tipps ableiten, wie diese Person denn gerne behandelt würde.

Vor allem dann, wenn die andere Person nicht zum gleichen Naturelltyp gehört wie wir selbst, kann das einen deutlichen Unterschied bedeuten (sowohl für uns selbst und unser Verhalten als auch für den anderen, der davon profitiert).

Tipp hierzu: nochmal im oben genannten Buch nachlesen, was für den typgerechten Umgang mit Kindern besonders wichtig ist (und auch für Erwachsene noch zu großen Teilen gilt). Wer das Buch noch nicht im Regal hat, bitte das P. S. hier beachten. Leider kann ich den Text noch nicht als PDF zur Verfügung stellen, da die Rückgabe der Rechte und die Neuauflage noch ein bisschen dauern.

Werner Winkler, Oktober 2022


P.S. Letzte Woche schrieb mich der Verlag an, der das oben genannte, 2006 entstandene Buch "Warum Kinder so verschieden sind" herausgegeben hatte.

Sie überlassen mir die restlichen Bücher der Erstauflage. Ich kann also demnächst über 1000 Exemplare zum Preis von 2 Euro (inkl. Versand) an Interessierte abgeben. Wer sich schon welche vorbestellen möchte, kann das ab sofort tun. Lieferung so lange Vorrat reicht.

Tipp Nr. 560: Gespräche über Bäume

In letzter Zeit kommt mir immer wieder die Gedichtzeile aus Bertolt Brechts "An die Nachgeborenen" in den Sinn:

"Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!"

Müssten wir statt über "Bäume" oder auch über Naturellwissenschaft öfter über den Krieg Putins gegen die Ukraine reden? Über die Menschenrechte im Iran oder die Corona-Toten? Über die schlimme Dürre mit darauf folgenden Überschwemmungen in Pakistan im Speziellen oder die Erderwärmung im Allgemeinen? Über Jemen, Somalia, den Libanon oder Afghanistan? Über steigende Preise oder drohende Stromausfälle?

Bertholt Brecht löst das Dilemma, gleichzeitig in einer aufgewühlten Zeit und in einem alltäglich-normalen Leben zu existieren, am Ende seines Gedichts an die Nachgeborenen so auf:

"Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht."

Denn selbstverständlich müssen wir auch über Bäume, über Gedichte oder über Naturellwissenschaft sprechen. Weil wir als Menschen auf das Gespräch, den Austausch, die Kommunikation, die Gedanken und Wahrnehmungen anderer angewiesen sind - ob von Angesicht zu Angesicht, am Telefon, per Brief, Mail oder Whatsapp (in dieser Reihenfolge!).

Was wir als Naturellwissenschaftler:innen wissen: Als Beziehungstypen sollten wir öfters über Kritisches und Riskantes sprechen, als Sachtypen über das offenkundig Negative, als Handlungstypen über Schönes, Lustiges und Gutes.

Und weil zum Gespräch das Zuhören gehört, lautet mein Tipp heute auch, das ganze Gedicht Brechts zu lesen. Hier ist es im Netz zu finden: https://www.lyrikline.org/de/gedichte/die-nachgeborenen-740

Wobei man natürlich einschränkend mit Reiner Kunze sagen kann: "Nicht jedes Gedicht eines jeden Dichters ist in jedem Augenblick etwas für jeden."

Werner Winkler, Oktober 2022

Tipp Nr. 559: Alte Webseiten wiederfinden

Neulich erhielt ich wieder eine Anfrage nach Inhalten einer nicht mehr im Internet verfügbaren Webseite.

Tatsächlich habe ich viele Inhalte der frühen Webseiten in meine Bücher "Das Naturell" übertragen. Sie sind auf der Vereinsseite https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html kostenlos zugänglich und natürlich auch bei Amazon käuflich zu erwerben.

Einige Inhalte konnten jedoch aus rechtlichen Gründen nicht in die Bücher übernommen werden oder ich fand sie aus fachlicher Sicht nicht mehr zu 100 % vertretbar.

Wenn Sie nachsehen wollen, was früher im Netz verfügbar war, können Sie dies jederzeit auf die Webseite "Waybackmachine" tun. Die archivieren so ziemlich alles: https://web.archive.org/ – geben Sie einfach die gesuchte Webseite ins Suchfeld ein, dann können Sie sehen, welche Versionen (etwa von www.psychographium.de oder www.psychographie.de) archiviert sind und diese anschauen; auch die erste Version der Webseite aus dem Jahr 1999: https://web.archive.org/web/19991214230303/http://psychographie.de/

Werner Winkler, Oktober 2022

Tipp Nr. 558: Mehr vom selben oder etwas anderes?

Eine der nützlichsten Erkenntnisse aus der Naturellwissenschaft scheint mir die, dass es leichter wird, zwischen "mehr vom selben" und "etwas anderem" zu unterscheiden.

Häufig verschärfen sich Probleme ja dadurch, dass jemand mehr von dem versucht, was seinem Naturell entspricht (und ihn häufig überhaupt erst in die problematische Lage gebracht hat). Beispiel Wladimir Putin: Er versucht es mit immer mehr Druck, Gewalt, Kampf, Lügen etc., was seinem Handlungstyp-Muster für Erfolg entspricht und ihm in den letzten Jahren wohl auch nützlich war. Anstatt aber endlich den erhofften ganz großen Erfolg damit zu haben und weltweit respektiert zu werden, wird er immer unbeliebter und verliert früher oder später seine Macht. In weniger extremen Fällen sieht man Handlungstypen darin ihr Glück suchen, dass sie immer mehr arbeiten, immer perfekter werden möchten oder immer mehr Reichtum anhäufen.

Bei Beziehungstypen lässt sich beobachten, dass sie versuchen, immer netter, hübscher oder freundlicher zu werden oder mehr Freunde zu haben (im Zeitalter der Sozialen Medien in Form von Klicks, Freunden oder Kontakten scheinbar sehr gut messbar). Trotz scheinbarem Erfolg bleibt aber ihr Gefühl aus, ein sinnvolles Leben zu führen.

Sachtypen, die "mehr vom selben" versuchen, sammeln immer mehr Wissen und Informationen, machen eine Fortbildung nach der anderen, stapeln gelesene Bücher in ihren Regalen, werden scheinbar immer klüger, wirken aber auf ihre Umwelt häufig dem Alltag nicht gewachsen. Sie wissen dann oft von einem Thema so viel, dass sie von allem anderen gar nichts mehr verstehen. In ihren eigenen Augen werden sie so zum verkannten Genie oder sie fühlen sich übersehen und ignoriert, weil sich die wenigen Menschen, die ihr angehäuftes Wissen wertschätzen könnten, sie nicht genügend beachten.

Was ist nun das "Andere", das aus diesen naturelltypischen Fallen hilft oder vor den Extremen schützt? Es ist die wohldosierte Aneignung derjenigen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die bei denjenigen Naturellen zu beobachten ist, die unsere jeweiligen Ressourcen bzw. Entwicklungsbereiche ausleben:

Ein Handlungstyp kann also mehr auf positive emotionale Verbundenheit, auf Zuneigung, Liebe und Freundlichkeit setzen. Ein Beziehungstyp auf vertieftes Lernen, genaues Informieren und ausreichend Zeit zur Pflege eines einzelnen Themas, das ihn bisher nur oberflächlich interessiert. Und die Sachtypen entgehen dem "Mehr-vom-selben-Muster", indem sie ihre gesammelten Erkenntnisse in praktisch verwertbare Anwendungen übertragen und vielleicht auch anderen verfügbar machen.

Drei positive Beispiele dazu, die mir in letzter Zeit aufgefallen sind: Bundeskanzler Scholz zeigt sich nicht nur als wissend-überheblicher Sachtyp, sondern auch als jemand, der praktische Problemlösungen sucht und mutig umsetzt. Und die Außenministerin Baerbock (Beziehungstyp) hat offenbar verstanden, dass sie nicht damit punktet, dass sie einen scheinbar glänzenden Lebenslauf vorlegt, sondern sich fachlich so gut in Themen einarbeitet, dass sie sich mit ihren Kenntnissen Respekt verschafft. Beim Finanzminister Lindner (Handlungstyp) lässt sich beobachten, dass er nicht mehr nur auf die Zahlen und die korrekte Einhaltung der Regeln achtet, sondern nun auch versteht, dass hinter den Zahlen konkrete Menschen und Schicksale stehen und dass er mithelfen kann, deren finanziellen Problem zu lindern ...


Werner Winkler, Oktober 2022



Tipp Nr. 557: Lars Reichow: Ich wär so gern ein König

Nicht nur zur Aufheiterung, aber auch, empfehle ich diese Woche das Nachhören der Musikalischen Monatsrevue des Kabarettisten Lars Reichow – einem klugen, wortgewandten Handlungstyp feinster Ausprägung: https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/lars-reichow-die-musikalische-monatsrevue-september-2022-100.html

Nicht nur sein Lied "Ich wär so gern ein König" ist hörenswert, auch die Beschreibung der Interaktion mit seiner Beziehungstyp-Frau, die völlig anders an die Hürden des Alltags herangeht - sei es das Einrichten des neuen Fernsehers, sei es der Einkauf einer neuen Hose.

Hier wird wieder einmal deutlich, dass die Kenntnis der Naturelltypen neben wertvollen Erkenntnissen auch immer wieder Anlass zur Heiterkeit bietet, die Nicht-Wissenden vorenthalten bleibt. :)

Eine lohnenswerte Dreiviertelstunde am Radio, vielleicht für den ersten Regen-Herbsttag oder wenn man etwas Bedarf nach mehr Licht in der Seele verspürt ...

Werner Winkler, September 2022

Tipp Nr. 556: Serien-Tipp als Lehrfilm

Wie bei manchen Filmen gibt es auch in Unterhaltungs-Serien solche, bei denen unsere drei Naturell-Grundtypen überdeutlich auftauchen. Sie taugen daher als Lehrfilme zur Naturellwissenschaft.

Ein sehr unterhaltsames, teilweise lustiges und zudem (US-)gesellschaftskritisches Beispiel ist die eher harmlos daherkommende Serie "Superstore". Darin wird der Alltag eines Warenhauses und die Interaktion ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. die mit der Kundschaft und der Geschäftsleitung thematisiert.

Speziell bei den Hauptfiguren sind die Typunterschiede sehr deutlich erkennbar und ihr Verhalten sowie ihre Interaktion ist über die Serie hinweg häufig besonders typisch.

Hier ein Teaser: https://www.youtube.com/watch?v=NgZXnTZbF3g

Die Serie läuft teilweise im TV, aber auch bei Netflix.

P.S. Wer keine Serien mag, kann sich derzeit auch alternativ die drei Hauptakteure der Ampel-Koalition ansehen: Olaf Scholz (Sachtyp), Christian Lindner (Handlungstyp) und Robert Habeck (Beziehungstyp) – aus Naturellsicht im Grunde eine gute Kombination der Kompetenzen.

Werner Winkler, September 2022

Tipp Nr. 555: Was war so gut, dass es bleiben soll?

Über den Sommer und falls man im Urlaub auf Reisen war, erlebt man gerne etwas, das man besonders geschätzt hat. Oder man getraut bzw. genehmigt sich Dinge, die man sonst im Jahr eher nicht tut.

Steve de Shazer hat die therapeutische Frage "Was ist so gut, dass es bleiben soll?" häufig als Universalschlüssel genutzt, um den Fokus auf das Wertvolle und Erhaltenswerte zu lenken; speziell in Zeiten der Veränderung.

Vielleicht lohnt es sich, gerade jetzt, wenn sich Vieles ändert, eine Liste von Bleibenswertem anzulegen und das zu pflegen, was uns wertvoll ist und bei dem wir selbst mitbestimmen können, ob es uns erhalten bleibt.

Ebenso kann es sinnvoll sein, nach vergessenem Gutem zu fahnden. Wie leicht geht etwas verloren, das einen wertvollen Beitrag zum guten Leben geleistet hat! Hier setzen z. B. Rituale und Gewohnheiten an, damit das Wertvolle durch Gewöhnung immer wieder auf die Tagesordnung kommt - oft über Generationen hinweg.

Werner Winkler, September 2022

Tipp Nr. 554: Vortrag über Kreativität - Sommerpause

Bevor ich mich mit den Tipps der Woche in die Sommerpause verabschiede, möchte ich noch auf einen interessanten Vortrag des Philosophen Wilhelm Schmid über Kreativität hinweisen.

Häufig sind ja solche "Weisheiten" stark vom eigenen Naturell geprägt, so dass ein Großteil der Zuhörenden nicht so viel damit anfangen kann. In manchen Fällen jedoch (so auch hier) scheint eine vom Naturell unabhängige, übergreifende Sichtweise zu gelingen, von der praktisch Jede/r etwas mitnehmen kann.

Der Vortrag ist auf SWR2-Wissen nachzuhören und dauert eine halbe Stunde: https://www.swr.de/swr2/wissen/kreativ-werden-aber-wie-geht-das-swr2-wissen-aula-2022-06-19-100.html

Ein Zitat daraus als Kostprobe: "Die Menschen spinnen. Aber das ist ihr Job." (Wilhelm Schmid)

P.S.
Gerne lese oder höre ich auch weiterhin "Tipps für die Tipps". Als "Denker" geht es mir nur im Sommer oft so, dass mein Gehirn etwas herunterfährt, zumal wenn es so heiß ist wie zur Zeit. Das wundert mich noch weniger, seit ich gelesen habe, dass es im Inneren des Gehirns über 40 Grad warm ist (https://www.scinexx.de/news/medizin/unser-gehirn-ist-heisser-als-gedacht/).

In diesem Sinne einen kühlen Kopf trotz Hitze wünscht

Werner Winkler

Tipp Nr. 553: Bundeskanzlerin a. D. – Sachtyp-Lehrfilm

Seit dem Ausscheiden von Angela Merkel als Bundeskanzlerin haben wir nicht mehr viel von ihr gehört. Interessant nun, nicht nur aus naturellwissenschaftlicher Sicht, wie sie sich rückblickend mit sechs Monaten Abstand diese Woche äußerte.

https://www.phoenix.de/sendungen/ereignisse/phoenix-vor-ort/altkanzlerin-angela-merke-a-2815654.html?ref=aktuelles

Aus meiner Sicht ist dieses Gespräch durchaus ein Zeitdokument. Und es lässt das Sachtyp-Naturell mit allen seinen Facetten sehr eindrücklich erkennen - etwa die bekannte Verteidigungshaltung, die Abneigung gegen Kritik und den vernünftig-sachlichen Blick auf die Dinge.

Und ja, es dauert eineinhalb Stunden. Aber diese Zeit sollte man sich nehmen, wenn man sich für den Menschen Angela Merkel (und ihr Naturell) interessiert. Das Thema "Zeit" spielt dabei durchaus auch inhaltlich eine Rolle – wie nicht anders zu erwarten :)

Text: Werner Winkler, Juni 2022

Tipp Nr. 552: Tipp für die Queen in Sachen Arbeit

Diese Woche hatte ich Gelegenheit, mich mit einer 98-jährigen Frau zu unterhalten, die immer noch in ihrer eigenen Wohnung lebt. Was für ein Alter! Was man in so einem langen Leben alles erlebt hat! Danach musste ich an die Queen denken, die ja momentan durch ihr Thronjubiläum medial sehr präsent ist: Sie tat mir leid. Sie hat den Zeitpunkt verpasst, ihre Pflichtarbeit gegen Arbeiten zu tauschen, die ihr einfach Spaß machen.

Zur Erinnerung: Für Handlungstypen (zu denen ich Queen Elizabeth zähle) ist Arbeit zunächst Pflicht und Selbstverständlichkeit. Spaß und Freude daran sind dann die Sahnehäubchen. Wenn aber Spaß und Freude zu kurz kommen (und auch noch die Möglichkeit, soziale Interaktionen zu pflegen, ausbleiben), dann wird es rasch zur Quälerei.

Zum Vergleich: Für Beziehungstypen sind Spaß, Freude und soziale Interaktion bei der Arbeit die Basis; das Sahnehäubchen ist Sinnhaftigkeit und das Gefühl, eigene Ideen und Träume umsetzen zu können.

Für Sachtypen liegt der Sinn der Arbeit zunächst schlicht im existenziellen Bedürfnis (keinen Mangel bzw. Hunger leiden). Stark vereinfacht gesagt: Sachtypen tauschen vor allem Zeit gegen Geld, wenn sie für Geld arbeiten. Kommen dann noch positive Aufmerksamkeit, Anerkennung oder zusätzliche Einnahmen dazu, für die nicht viel zusätzlicher Aufwand nötig waren, sind sie besonders zufrieden.

Mein Tipp für die Queen wäre, sich nun den Job zu teilen. Sie ginge dann als erste Teilzeit-Queen in die Geschichte ein und Charles müsste nicht auf seine alten Tage noch seine vielseitigen Interessen für eine Aufgabe zurückstellen, die ihm vermutlich nicht sehr reizvoll erscheint. Und wenn seine Mutter dann gar keine Lust mehr hat oder es körperlich nicht mehr schafft, kann sein Sohn die frei gewordene halbe Stelle übernehmen :)

Und Queen Elizabeth könnte sich mehr Zeit für ihre geliebten Pferde nehmen. Oder die Enkel und Urenkel.

Text: Werner Winkler, Juni 2022

Tipp Nr. 551: Nachsicht gegenüber übertriebenem Positivismus der Beziehungstypen

Ein freundlicher Effekt des Wissens um die Naturellunterschiede ist die Nachsicht, die man gegenüber den Besonderheiten der Naturelltypen entwickelt.

So etwa gegenüber dem übertriebenen Positivismus von Beziehungstypen, für die ich gerne zwei Beispiele aufführen möchte: Diese Woche las ich von einem der überlebenden Schüler der Amoktat in Texas den Satz, "Ich hoffe, die Eltern der Getöten sind dankbar dafür, dass ihre Kinder jetzt an einem besseren Ort sind".

Auch wenn sich so eine Aussage sicher zum Teil mit dem Schock erklären lässt, unter dem dieser Junge stand, zeigt sie doch auch die Fähigkeit des Beziehungstyps, selbst schrecklichste Ereignisse irgendwie ins Positive zu drehen.

Ein anderes Beispiel, das mir neulich begegnet ist: In eine Weltkarte, die zeigt, wie eine im Durchschnitt um 4 Grad erwärmte Welt aussehen könnte (erschreckend!), wurden quasi als "Zuckerguss" überall Windräder oder Solarzellen-Felder eingezeichnet. Und die dann wärmeren Gegenden im Norden und in der Antarktis kurzerhand als ideale Orte für neue große Städte ausgelobt, in denen die Klimaflüchtlinge Aufnahme finden könnten. Dafür braucht man schon eine enorme positive Vorstellungskraft, da es sich um ca. 6 Milliarden Menschen handelt. Die unzähligen Tiere wurden übrigens ebenso ausgeblendet wie die vielen verlorenen Ökosysteme in so einem (durchaus möglichen) Szenario.

Die Karte ist bei Interesse z. B. hier zu sehen: https://blog.richmond.edu/livesofmaps/files/2017/09/Warmer_World.jpg

Falls Ihnen also (vor allem wenn Sie selbst kein Beziehungstyp sind) der übertriebene Positivismus dieser Naturellgruppe störend auffällt, hilft es Ihnen vielleicht zu mehr Nachsicht bzw. Verständnis zu wissen, dass dieses Verhalten Teil des angeborenen Musters ist, mit dem Beziehungstypen versuchen, sich die Welt mitsamt ihren Schrecken erträglicher zu machen.

Text: Werner Winkler, Mai 2022

Tipp Nr. 550: Handlungstyp-Lehrfilm mit Jack Nicholson und Helen Hunt

Der Film, den ich heute empfehlen möchte, ist zwar schon ein bisschen älter (von 1997), aber mit einer der besten "Lehrfilme" über Handlungstypen, den ich bisher gesehen habe: "Besser gehts nicht".

Besonders gelungen ist er auch deshalb, weil beide Hauptrollen offenkundig für Handlungstypen geschrieben sind und auch von Handlungstypen gespielt werden: Jack Nicholson und Helen Hunt. Sie bekamen für ihre Rollen in diesem Film einen Oscar (bester Hauptdarsteller/beste Hauptdarstellerin).

Zum Inhalt aus naturellwissenschaftlicher Sicht: Was passiert, wenn ein ziemlich zwanghafter und garstiger, nur seiner Arbeit zugewandter Handlungstyp auf einen anderen trifft, der ganz ähnlich tickt und beide sich wechselseitig verstehen, erziehen, lieben lernen, kurieren?

Eine Vorschau gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=FMchTyC-cwM – der Film selbst findet sich z. B. bei Netflix oder als Leih- bzw. Kauf-Film bei diversen Anbietern. Tipp: möglichst im Original anschauen bzw. -hören!

Es gibt auch einen Wikipedia-Artikel zum Film, für diejenigen, die vorher wissen wollen, was passiert: https://de.wikipedia.org/wiki/Besser_geht%E2%80%99s_nicht

Text: Werner Winkler, Mai 2022



Tipp Nr. 549: Lang-Lang, Handlungstypen und Mimik

Vor einiger Zeit hatte ich schonmal einen Film über den Pianisten Lang-Lang empfohlen. Nun ist mir in einer Aufnahme von ihm etwas Interessantes aufgefallen: er zeigt eine Art "Hand-Mimik" während des Spiels, während seine Gesichtszüge eher gleichmäßig bleiben.

https://www.youtube.com/watch?v=GR-At2tHdOk

Dass Handlungstypen gerne ihre Aussagen durch (meist parallele) Handbewegungen unterstreichen, ist ja seit langem bekannt – aber dass ein Pianist während des Spiels eine Hand bzw. eine Geste dazu nutzt, eine Emotion (?) auszudrücken oder die Musik zu verstärken, habe ich bisher so nicht wahrgenommen.

Über Beobachtungen und Rückmeldungen freue ich mich wie immer. Besonders dann, wenn jemand etwas Ähnliches in anderen Aufnahmen aufgefallen ist.

P.S. Wer die Goldberg-Variationen komplett hören möchte, findet hier das berühmte Leipziger Konzert mit Lang-Lang: https://www.youtube.com/watch?v=lpXCu-8p1s8 – auch dabei zeigt er ab und zu deutlich "Handgesten", als ob er parallel ein Orchester anweisen müsste.

Text: Werner Winkler, Mai 2022

Tipp Nr. 548: Worst-Case-Szenarien und Naturell

Ob Finanzkrise, Corona-Pandemie, Kriegsgefahren oder Unsicherheiten in der Lebensmittelversorgung – je nach Naturell reagieren die unterschiedlichen Naturelltypen teilweise sehr verschieden auf die (vermutete, absehbare) Unterbrechung der gewohnten Lebensabläufe.

Dazu kommt, dass die verschiedenen Naturelle mit der einen Art von Krise recht gut zurechtkommen und mit einer anderen eher nicht. Hier ist es dann von Vorteil, in einem Unternehmen, Team oder in einer Familie nicht nur einen Naturelltyp zu haben, sondern verschiedene, die sich gegenseitig ausgleichen und ihre besonderen Komptenzen einbringen können.

Beziehungstypen neigen bekanntlich zum Dramatisieren, Sachtypen dazu, die Dinge zu "sachlich-kühl" zu sehen (siehe Olaf Scholz) und Handlungstypen sehen schonmal gerne alles schwarz-düsterer, als es in Wirklichkeit ist oder wird. Und jede dieser Reaktionen hat ja potentiell seine Berechtigung, je nach Situation – nur hilft eben nicht jede "für alle" und so ist eine gewisse Diversität der Krisenbewältigungskompetenzen nützlich.

Der Austausch der Naturelle bietet somit eine "Imkompetenzkompensationskompetenz" – dieses schöne Wort stammt vom Philosophen Odo Marquard.

Mein Tipp für alle Naturelltypen ist, sich den jeweils eigenen "Worst-Case" konkret-praktisch vorzustellen, ihn also nicht zu verdrängen, schönzureden oder übertrieben zu dramatisieren. Und dann im nächsten Schritt zu schauen, was man in diesem Fall tun würde bzw. was man präventiv jetzt schon tun kann, um die denkbaren Probleme zu reduzieren. Und dabei auch von denjenigen Naturelltypen zu lernen, die für dieses Problem eine potentiell höhere Lösungskompetenz vorweisen.

Da mag dann ein Beziehungstyp andere Prioritäten haben als ein Handlungstyp oder Sachtyp und ein Vergangenheitsorientierter andere Schwerpunkte setzen als ein Zukunftsorientierter, ebenso ein junger Mensch andere als ein älterer. Aber nur wenn jeder den eigenen Blickwinkel und die eigenen Wichtigkeiten ernstnimmt (ohne sie für allein gültig zu erklären), durch die der anderen (z. B. anderer Naturelle) ergänzt, entstehen individuell passende Lösungen, die uns dann auch Gelassenheit verschaffen.

Text: Werner Winkler, Mai 2022

Tipp Nr. 547: Studie zur Persönlichkeit von Hunden

Eine ganz aktuelle Studie, die an der University of Massachusetts durchgeführt wurde, legt nahe, dass nur ein sehr kleiner Anteil der Persönlichkeitsmerkmale eines Hundes von seinem genetischen Hintergrund (seiner "Rasse") abhängt.

Hier nachzulesen (in Englisch): https://www.nature.com/articles/d41586-022-01193-1

Dies deckt sich mit den Beobachtungen von Naturellwissenschaftler:innen wie Petra Schmalzl, die ich in meinem Buch "Das Naturell" aufgenommen habe (hier als kostenloser Download erhältlich: https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html).

Falls Sie sich also überlegen, einen Hund aufzunehmen, ist es wohl sinnvoll, nicht nach den (zugeschriebenen) Merkmalen einer bestimmten "Hunderasse" auszuwählen, sondern (vor allem/auch) den individuellen Hund und seine Gesamtpersönlichkeit zu beobachten. Und dabei natürlich auch sein Naturell.

Wer etwa nach einem Familienhund sucht, der sofort mit den Kindern und anderen Tieren im Haushalt spielen will, wäre sicher mit einem Beziehungstyp-Hund gut beraten. Handlungstyp-Hunde eignen sich z. B. gut als Wach- oder Schutzhunde. Einen Hund für blinde Menschen oder einen Therapiehund würde ich hingegen eher unter den Sachtyp-Hunden suchen.

Zur Erinnerung: Auch wir Menschen sind biologisch gesehen Tiere. Wer also hofft, dass seine Kinder oder Enkel von der Wesensart ihren Vorfahren gleichen, wird in 2/3 der Fälle enttäuscht werden. Ganz wie bei den untersuchten Hunden der aufgeführten Massachusetts-Studie :)

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 546: So tun als ob und Link-Korrektur

Was man von Handlungstypen (unter anderem) lernen kann ist das "So tun als ob": also dass man sich manchmal einfach so verhält, "als ob" (es einem gut geht, man verliebt ist, man Erfolg hat usw.). Und häufig tritt dann genau das ein, also innerlich, was man äußerlich nur vorspielt.

Ein schönes Beispiel dafür ist das über das grundlose, absichtliche Lachen und seine Folgen von Vera Birkenbihl, vergleichbar mit dem Lachyoga:
https://www.youtube.com/watch?v=tOEbI9o-xrY

Vielleicht hilft das dem Einen oder Anderen, dem aktuell durch die vielen schlimmen Dinge in der Ukraine und anderswo das begründete Lachen vergangen ist? Gerade Handlungstypen, so meine Beobachtung, neigen in solchen Zeiten dazu, nur noch das Negative zu sehen und dadurch mentalen Schaden zu nehmen.

Text: Werner Winkler

P.S. Korrektur für den Link zum Buchtipp der letzten Woche (da ist mir leider ein Fehler unterlaufen) https://www.vorablesen.de/buecher/was-man-von-hier-aus-sehen-kann

Tipp Nr. 545: Buchtipp: Was man von hier aus sehen kann

Gerade in Zeiten, in denen die aktuellen Nachrichten einen über die Maßen in Beschlag nehmen können, scheint mir das Lesen eines guten Buches ein gesunder Ausgleich – zumal wenn es sich um eine eher zeitlose Geschichte handelt.

Früher, als ich noch eine eigene Buchhandlung hatte, habe ich sehr viel und gerne gelesen. Bei vielen Büchern bin ich kaum über die ersten Seiten hinaus gekommen. Manche haben mich jedoch bis zur letzten Seite gefesselt und ich habe sie gerne weiterempfohlen.

Ein Buch, das ich neulich durch meine Frau entdeckt habe und das in die obige Kategorie fällt, kann ich auch für naturellwissenschaftlich Interessierte wärmstens empfehlen. Denn es werden nicht nur die Hauptfiguren sehr fein und auch mit ihrem Naturell gezeichnet, sondern auch der Blick der Autorin Mariana Leky (die ich für eine Sachtyp-Frau halte nach ihrem Schreibstil) ist überaus scharf, detailgenau und bei aller Liebe zur Wahrheit doch gnädig-freundlich.

So erkennt man gleich zwei Handlungstypen leicht (auch) daran, dass sie auf keinen Fall angefasst werden möchten und auf soziale Kontakte überaus skeptisch bis abweisend reagieren. Die Sachtypen haben eine Eselsgeduld, die Beziehungstypen ihre Schrulligkeiten und sogar der Hund, der eine Hauptrolle spielt, lässt sein Naturell erahnen.

Ihre philosophischen Gedanken zur Zeit und zur Liebe verstärken die Lesefreude ebenso wie ihre Sprachkraft. Sie schafft es sogar, den ersten und letzten Satz des Buches identisch zu Papier zu bringen, ohne dass es gekünstelt wirkt. Es würde mich nicht wundern, wenn die Autorin an diesem Buch viele Jahre gefeilt hätte.

Wer sich also an die Leseprobe wagen möchte, hier gibt es sie als kostenlosen Download (das Buch selbst inzwischen sowohl als Taschenbuch wie auch gebraucht günstig erhältlich, sicher auch in der Bibliothek): https://www.vorablesen.de/buecher/was-man-von-hier-aus-sehen-kann

Text: Werner Winkler, April 2022

Tipp Nr. 544: Scholz und Habeck im Vergleich

Es ist immer erhellend, Beschreibungen von öffentlichen Personen von Menschen zu lesen, die (wahrscheinlich) nichts von Naturellunterschieden wissen – und darin dann die Unterschiede trotzdem gut erkennbar wiederzufinden.

Sehr deutlich sind die Typunterschiede zwischen Olaf Scholz und Robert Habeck in einem Artikel der Deutschen Welle beschrieben: https://www.dw.com/de/olaf-scholz-und-robert-habeck-die-krisenmanager/a-61314405

Ein lesenswerter Artikel, finde ich.

Text: Werner Winkler, April 2022

P.S. Der Link zum Film über Patti Smith letzte Woche war leider unzugänglich gemacht, nachdem ich ihn gesehen hatte. Hier ein ganz ähnlicher, der ihr Leben und ihre künstlerische Entwicklung zeigt: https://www.youtube.com/watch?v=5Nyj7YIVNlQ

Tipp Nr. 543: Typ der Woche: Patti Smith

Als Kind und Jugendlicher habe ich gerne Biografien gelesen – vor allem von Menschen, die mich beeindruckten.

Heute geht es ja leichter, sich ein genaueres Bild über Prominente zu machen, weil übers Internet bzw. auf YouTube rasch viele Informationen zu finden sind.

Neulich stolperte ich über eine Sendung zur Musikerin Patti Smith, die ich sehr erhellend fand; speziell dahingehend, dass mir dabei (nochmal) klar wurde, dass sie wohl zur Gruppe der Sachtypen gehört.

Sehr aufschlussreich und evtl. auch ein bisschen ernüchternd (wenn man sie wie ich als Künstlerin schätzt), aber auf jeden Fall empfehlenswert zum Anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=TwyFh7dEg88

Text: Werner Winkler, April 2022

Tipp Nr. 542: Doku: Kohlenstoff als Beziehungstyp ...

Manchmal liest man einen Artikel, ein Buch oder sieht einen Film, eine Dokumentation, wobei man in kürzester Zeit mehr zu einem Thema lernt und versteht als zuvor.

Im konkreten Fall habe ich in einem wunderbar animierten (und für Beziehungstypen bunt illustrierten, liebevoll gestalteten) Doku-Film viel mehr über Kohlenstoff verstanden als damals im Chemieunterricht.

Bis Anfang November 2022 kostenlos auf ARTE in der Mediathek zu sehen: https://www.arte.tv/de/videos/096274-000-A/kohlenstoff/

Besonders lustig fand ich, dass Kohlenstoff quasi menschliche Eigenschaften zugeschrieben werden, genauer gesagt: beziehungstypische Eigenschaften. Und dass Kohlenstoff eine Stimme bekommt, über sich und sein Verhältnis zu uns und zur Welt spricht.  

Eine sehr sehenswerte Dokumentation, sowohl für Kinder wie Erwachsene.

Text: Werner Winkler, März 2022

Tipp Nr. 541: Beziehungstyp-Prototypen

In den aktuellen Nachrichten werden die Naturelltyp-Unterschiede bei führenden Politikerinnen und Politikern (wie in Krisenzeiten üblich) besonders deutlich sichtbar.

Trotzdem spielen natürlich diese Personen auch eine Rolle und zeigen uns nicht nur den typischen Handlungstyp (Putin, Lindner), Sachtyp (Scholz, Merz) oder Beziehungstyp (Selenskyj, Biden, Baerbock, Habeck).

Aber wenn man sich die sehr auffälligen Vertreter:innen eines Naturelltyps anschaut, werden die Ähnlichkeiten durchaus sichtbar – etwa der Hang zur Dramatik und zur Schauspielerei beim Beziehungstyp, was sehr extrem beim leider zu früh verstorbenen Robin Williams (nach meiner Einschätzung war er BT-Macher) sehr deutlich in diesem Beispiel zu sehen ist: https://www.youtube.com/watch?v=id5b0PYgvwo

An zwei Tipps in Sachen Beziehungstyp, die uns Dietmar Friedmann hinterlassen hat, möchte ich bei dieser Gelegenheit erinnern:
1. "Bei dramatischen Äußerungen des Beziehungstyps die Hälfte abziehen, dann kommt es der Wirklichkeit nahe" und
2. "Beim Beziehungstyp gilt häufig: Große Probleme – einfache Lösung.".

Text: Werner Winkler, März 2022

Tipp Nr. 540: Sting zum Krieg

Sting (Gordon Matthew Thomas Sumner, in meinen Augen ein Handlungstyp der feinsten Sorte) hat schon 1985 in seinen Lied "Russians" die folgenden Verse geschrieben:

We share the same biology
Regardless of ideology
What might save us, me and you
Is if the Russians love their children too

und dieses Lied aus aktuellem Anlass noch einmal gesungen:

https://www.youtube.com/watch?v=IW0Wq-t4kSQ

Hier der ganze Text: https://www.azlyrics.com/lyrics/sting/russians.html
und die Hintergründe zum Lied: https://de.wikipedia.org/wiki/Russians

Tipp der Woche: Nicht öfters als einmal am Tag Nachrichten schauen/hören und stattdessen ein gutes Lied wie das obige anhören.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 539: W. Putin, W. Selenskyj, M. C. Escher

Über den derzeitigen russischen Präsidenten Putin und seine Aggressionen könnte man viel schreiben, aber außer dass ich daran erinnern will, dass er wohl ein Handlungstyp, Denker, ich-bezogen und vergangenheitsorientiert ist (was sein  Verhalten womöglich etwas verständlicher macht), möchte ich lieber auf einen anderen, weitaus sympathischeren Handlungstypen verweisen – den recht bekannten Künstler M. C. Escher.

Viele kennen seine Bilder mit den unendlichen Treppen oder den sich wiederholenden Mustern. Über ihn gibt es derzeit auf ARTE einen sehr eindrucksvollen Dokumentarfilm, an dem er selbst mitgewirkt hat. Darin lassen sich auch viele Hinweise auf sein Handlungstyp-Naturell entdecken – falls man dafür neben den schönen Bildern noch ein Auge frei hat.

https://www.arte.tv/de/videos/099732-000-A/m-c-escher-reise-in-die-unendlichkeit/

Prädikat: Sehr empfehlenswert!

Ebenfalls in der ARTE-Mediathek jetzt zu sehen ist die ukrainische Serie "Diener des Volkes", durch die Präsident Selenskyj bekannt wurde und die ihm zum Wahlsieg verhalf (ukrainisch mit deutschen Untertiteln):
https://www.arte.tv/de/videos/RC-021804/diener-des-volkes/

Ich schätze Wolodymyr Selenskyj als Beziehungstyp ein, vermutlich Macher im Untertyp – aber das ist aus Filmen oder aus öffentlichen Auftritten nicht ganz einfach abzuleiten. Wer aber die Ukraine besser verstehen möchte, kann mit dieser Serie auf jeden Fall seinen Kenntnisstand erweitern.

Gute Gedanken trotz den derzeit oft weniger guten Nachrichten wünscht
Werner Winkler

P.S. Unser ukrainischer Naturellwissenschafts-Kollege ist glücklicherweise mitsamt Familie in Sicherheit, wie mir eine Kollegin dieser Tage schrieb.

Tipp Nr. 538: Angela Merkel nochmal ...

Über viele Jahre habe ich durch Angela Merkel viel über Sachtypen (auch über ihre Untertyp-Bevorzugungen Denken/Wir/Zukunft) gelernt und das auch hier oder in meinen Seminaren immer wieder geteilt.

Seit dem Ende ihrer Amtszeit ist es ja ruhiger um sie geworden, aber jetzt bietet eine aktuelle Reportage auf ARTE die Gelegenheit zu einem kompakten Rückblick:

https://www.arte.tv/de/videos/058922-000-F/angela-merkel-im-lauf-der-zeit/

Eine Fundgrube für alle, die sich für die Naturellwissenschaft und speziell für das Sachtyp-Naturell interessieren!

Werner Winkler, Februar 2022

Tipp Nr. 537: Mozart-Effekt, zwei Handlungstypen am Piano

Wissenschaftler:innen haben letztes Jahr eine schon länger bestehende Vermutung bestätigt – nämlich, dass bestimmte Mozart-Musikstücke eine außergewöhnliche Wirkung auf das menschliche Gehirn ausüben.

Besonders deutlich ist dies wohl bei einer Sonate für zwei Klaviere, KV 448: Schon nach wenigen Minuten des Hörens reagiert das Gehirn. Aber nicht bei jedem Zuhörenden gleich. Deshalb empfehle ich, erst einmal in Ruhe das Stück anzuhören und zu beobachten, wie man sich dabei fühlt – und dann den Fachartikel zu lesen. Er ist unten verlinkt.

Hier eine besonders hörenswerte Aufnahme besagten Stücks mit zwei Legenden der Klavierkunst, Martha Argerich und Daniel Barenboim. Da sie augenscheinlich sehr gut harmonieren und sich ähnlich bewegen, habe ich nach Hinweisen auf deren Naturelltyp gesucht (ich mache das gerne in Interviews). Ergebnis: Ich denke, beide sind Handlungstypen. Aber das nur nebenbei. Die Aufnahme, inkl. der Art, sie zu filmen, ist jedenfalls die knappe halbe Stunde Zeit wert:

https://www.youtube.com/watch?v=9iePyP2HOr8

Hier noch der Artikel, in dem der Effekt erklärt wird, die dieses Musikstück bewirkt: https://science.orf.at/stories/3208709/

Viel Vergnügen beim Hören und Schauen wünscht
Werner Winkler, Februar 2022

Tipp Nr. 536: Drei Sachtypen an der Spitze

Mit der heutigen Wiederwahl von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stehen (neben Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas) wieder drei Sachtypen an der Staatsspitze in Deutschland.

Da alle drei erst relativ spät in diese Positionen kamen, demonstrieren sie gut die schon länger gemachte Beobachtung, dass Sachtypen eher langsam die Karriereleitern emporklettern. Oder besser: vom Zufall/Schicksal/Geschehen emporgehoben werden. Denn meist bemühen sie sich nicht allzu aktiv darum, eine Aufgabe zu bekommen, sondern bekommen sie angetragen oder angeboten. Winfried Kretschmann (ebenfalls ein Sachtyp, der spät zu seinem Ministerpräsidenten-Job kam) formulierte es einmal so: Das Amt kommt zum Mann, nicht der Mann zum Amt.

Speziell für Eltern von Sachtyp-Kindern, aber auch für Beratende mit Sachtyp-Klienten kann diese Erkenntnis nützlich sein: Es macht wenig Sinn, Sachtypen zu drängeln oder gar zu hetzen. Im Gegenteil, es blockiert sie eher, als es ihnen nützt. Passender ist es, ihre grundgelassene, entspannte Haltung zu übernehmen und den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, um aktiv zu werden – auch wenn das für Nicht-Sachtypen oft eine enorme Herausforderung darstellt!

Zu unterscheiden wäre allerdings zwischen der angeborenen Eigenart und dem konkret von einer Rolle/Funktion/Aufgabe erwarteten Verhalten: Während es etwa dem Naturell des Sachtyp-Denkers Olaf Scholz völlig entspricht, nicht auf jede tagesaktuelle Meldung mit hektischen Aktivitäten zu reagieren, sondern in Ruhe die nötigen Informationen für eine weise Entscheidung zu sammeln, entspricht es der Rolle eines Bundeskanzlers, sich und sein Verhalten aktiv zu erklären. Also regelmäßig darüber zu sprechen, was man tut, was man gerade denkt, worüber man sich mit Fachkreisen berät. Angela Merkel hat dies in ihren regelmäßigen Video-Podcasts gemacht; auch sie scheint ja Sachtyp-Denker zu sein, wie Scholz.

Tipp also für die drei Sachtypen an der Staatsspitze und alle anderen Sachtypen in Führungs- oder Leitungsfunktionen: Das eigene Wesen und Naturell als Stärke annehmen, aber die Ausübung der Funktion regelmäßig mit handlungs- und beziehungstypischen Verhaltensweisen anreichern, um den Rollenerwartungen gerecht zu werden. Das vermeidet auch einiges an Kritik und sicher so manchen Fehler, der durch übertriebene Zurückhaltung, Risikoscheu oder Angst vor Kritik entstehen kann.

P.S. Falls jemand eine/n dieser drei Sachtypen persönlich kennt, gerne den Tipp weiterleiten :)

Text: Werner Winkler, Februar 2022

Tipp Nr. 535: Seinfeld: Drei Naturelltypen in einer Serie

In einer der erfolgreichsten Serien der Welt, "Seinfeld", zeigen die vier Hauptfiguren sehr deutlich unsere drei Naturelltypen:

Jerry Seinfeld: Handlungstyp
George Costanza: Sachtyp
Elaine Benes und Kramer: Beziehungstypen

Da viele Episoden zudem mit gut gemachten Geschichten und witzigen Dialogen aufwarten, kann ich diese Serie als lehrreich in vielerlei Hinsicht empfehlen – auch weil sie wie eine Zeitkapsel das Amerika der 1990er-Jahre konserviert hat.

Als kleinen Teaser hier eine 2-Minuten-Szene, in der drei der vier Hauptfiguren vorkommen: https://www.youtube.com/watch?v=nlL_krkAd9s&list=PLpOYU7n3RJbJ7RyDpOKidA0A4BYR4cMhn&index=2

Kramer, ein überdeutlicher Beziehungstyp, zeigt sich hier von seiner besten Seite in der Ophrah-Show (zusammen mit den anderen drei Hauptfiguren): https://www.youtube.com/watch?v=vAYZKxYwQm8

Enjoy! :)

Text: Werner Winkler, Februar 2022

Tipp Nr. 534: Filmtipp "Die Wannseekonferenz"

Ausnahmsweise möchte ich den hier Mitlesenden einen Film empfehlen und gleichzeitig zumuten, der keinen positiven Grundton hat: Die Wannseekonferenz.

Der Film lief diese Woche im ZDF, ist aber noch länger in der Mediathek dort verfügbar unter: https://www.zdf.de/filme/die-wannseekonferenz/die-wannseekonferenz-104.html

Tatsächlich scheint es besser, sich den Film in der Mediathek anzusehen, weil man so jederzeit anhalten kann, wenn es einem zu viel wird. Oder ihn in 2-3 Portionen über mehrere Tage verteilt zu Gemüte führen.

Worum geht es darin? In Form einer eineinhalbstündigen Live-Dokumentation (in Farbe, nicht im historisch verklärenden Schwarz-Weiß) zeigt der Film fast in Echtzeit die bekannte Wannsee-Konferenz, bei der 15 führende Männer 1942 besprechen, wie die Vernichtung von 11 Mio. Jüdinnen und Juden in Europa umgesetzt werden kann.

Die ZEIT schreibt dazu in einer Rezension: "Obwohl er eine eigentlich undramatische Konstellation darstellt (schließlich sind sich ja alle einig), erlebt man eine Vielfalt menschlicher Abgründe: Aus jedem tönt das Grauen anders herauf. Man ist so gebannt, dass man sich kein Wort entgehen lässt."

Als Naturellwissenschaftler:innen interessiert uns ja nicht nur das Naturell eines Menschen, sondern auch dessen gesamte Persönlichkeit – inklusive der Kultur, Moral, Ethik usw. – und wie sich diese auf sein Denken und Handeln auswirkt.

Zwar lassen sich auf Grund der sehr überzeugenden Schauspielkunst auch Hinweise auf die verschiedenen Naturelle der Konferenzteilnehmer erahnen, jedoch tritt das zunehmend dadurch in den Hintergrund, dass die Anwesenden eine gemeinsame Ansicht teilen: Nämlich dass es in Europa mindestens 11 Mio. Menschen gibt, denen auf Grund einer angenommenen "Rasse" das Recht zu Leben abgesprochen wird. Und zwar so selbstverständlich, dass einem aus heutiger Sicht regelmäßig der Atem stockt.

Diesen Film sollten wir uns zumuten. Auch deshalb, weil er verständlicher macht, was diejenigen ausblenden, die in den Jahren danach und bis heute lieber wegschauen, verharmlosen, relativieren. Und nicht, weil wir (also die Mehrheit der hier Mitlesenden) Deutsche, sondern weil wir Menschen sind. Saba-Nur Cheema hat es in der ZEIT so formuliert: "Für mich war die Erinnerung an die Schoah nie eine Frage der Abstammung, der Nationalität oder der Hautfarbe. Die Schoah ist nicht nur deutsche Geschichte, sondern Menschheitsgeschichte."

Wie lässt der Filmautor eine Hauptperson am Ende der Sitzung sagen: Bitte ein Protokoll an alle, „nicht dass es später wieder heißt, dass keiner was wusste.”

Text: Werner Winkler, Januar 2022

Tipp Nr. 533: Neue Erkenntnisse über Primaten

Leider nur noch bis Di. 25.1.22 ist in der 3sat-Mediathek ein Beitrag zu sehen, der sich mit der Leistungsfähigkeit von Primatenhirnen beschäftigt – und auch einige neue Erkenntnisse liefert.

Zum Beispiel wird ein Bonobo gezeigt, der mittels tausenden Zeichen auf einem Bildschirm kommunizieren und auch selbständig Feuer machen kann (um sich Marshmellows zu rösten). Außerdem bringt er das, was er von Menschen gelernt hat, seinem Sohn bei. Absolut erstaunlich und sehenswert, finde ich.

https://www.3sat.de/dokumentation/tiere/die-wunderbare-welt-der-affen-3-superhirne-100.html

Sehr lustig fand ich auch die Szene, in der ein Gorilla-Vater seinem Nachwuchs zeigt, wie man bestimmte Blätter mit Stacheln so faltet, dass man sie gut schlucken kann – die Junggorillas schauen nicht richtig hin und spielen lieber. Das rächt sich dann ... und die Gesichter bzw. Verhaltensweisen sind unglaublich "menschlich".

Auch ein kluger Orang-Utan kommt im Beitrag vor, der nur durch Beobachtung lernt, wo jemand die begehrten Bananen aufbewahrt und wie man die Tür öffnet, die den Weg dahin versperrt.

Und wer ganz genau hinschaut, findet auch dezente Hinweise auf das Naturellphänomen, das sich ja auch bei unseren nächsten Verwandten zeigt :)

Text: Werner Winkler, Januar 2022

Tipp Nr. 532: Typ der Woche: Nicole Chevalier

Als Gegenstück zu David Bowie, einem Vertreter der moderneren Musik, möchte ich heute einladen, eine Vertreterin der Klassik, Nicole Chevalier, kennenzulernen:
https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/nicole-chevalier-sopranistin-100.html

Selten habe ich in einem Radiobeitrag so überdeutlich den Naturelltyp eines Menschen erkannt wie bei dieser Sängerin. Lohnende eineinhalb Stunden also nicht nur für Naturellwissenschaftler:innen, sondern auch für Klassikliebhabende :)

Wer nur ein paar Minuten Zeit aufwenden möchte, kann hier schön sehen, wie gut Beziehungstypen ihre Mimik verändern und Dramatik spielen können: https://www.youtube.com/watch?v=ajlXELP0dMY

Oder hier ein kürzeres Interview mit ihr für einen ersten Eindruck: https://www.youtube.com/watch?v=Mzy3KcvNz14

Und wer noch nie etwas von einer "Pop-up-Opera" gehört hat, hier ein Beispiel dafür, ebenfalls mit Nicole Chevalier: https://www.youtube.com/watch?v=a2Ubykgmej8

Text: Werner Winkler, Januar 2022

Tipp Nr. 531: Typ der Woche: David Bowie

Seine Ex-Frau sagte über den bekannten Künstler, der am 8. Januar 2022 75 Jahre alt geworden wäre:

"Bowie war einer der am stärksten kontrollierten Menschen, die ich je getroffen habe.(…) Er gehört zu den kältesten und berechnendsten Menschen, die ich je
kennengelernt habe, ein Mann aus Eis"

Wie jemand, der sehr deutlich mit einem Handlungstyp-Naturell ausgestattet war, dennoch ein so kreatives Leben führen konnte, beschreibt eine halbstündige Radio-Doku auf SWR2 sehr anschaulich.

https://www.swr.de/swr2/wissen/david-bowie-112.html

Einige Auffälligkeiten, die auf den Handlungstyp hindeuten:
- er machte häufig andere nach und versuchte dabei, besser zu sein
- er mochte es, eine selbst definierte Rolle zu spielen, weil er noch nicht sicher war, wer er selbst wirklich war
- das Äußere (Kleidung, Körper, Frisuren, Showeffekte) spielten eine große Rolle für ihn
- er litt lange unter Drogenabhängigkeit und Überarbeitung
- im Alter wurde er "milder" und seine Interessen weiteten sich immer weiter aus

Interessant auch, was Udo Lindenberg (den ich auch als Handlungstyp einschätze) über ihn sagt – sie hätten eine "gute Verbindung" gehabt. Wen wundert's :)

Viel Spaß beim Hören (oder nachlesen, das Manuskript kann heruntergeladen werden)!

Text: Werner Winkler, Januar 2022

Tipp Nr. 530: Typ der Woche: Desmond Tutu

Der diese Woche verstorbene Friedensnobelpreis-Träger Desmond Tutu ist mir schon länger als ein klares Beispiel für einen Beziehungstypen aufgefallen, ebenso wie seine Freunde Nelson Mandela und Kofi Anan.

Hier zwei kurze Beiträge, die einen Rückblick auf sein Leben geben, einmal aus Anlass seines Todes, einmal aus Anlass seines 82. Geburtstages. In beiden wird auch ohne genaueres Hinsehen das Beziehungstyp-Naturell dieses außergewöhnlichen Menschen sichtbar.

Beitrag auf Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=uvfUsMp0_88
Beitrag auf Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=AaCQNeF4VLI

Zum Schmunzeln und Beleg für seinen legendären Humor noch zwei Zitate von ihm:

„Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land.“
Quelle: gutezitate.com/autor/desmond-tutu

If you are neutral in situations of injustice, you have chosen the side of the oppressor. If an elephant has its foot on the tail of a mouse and you say that you are neutral, the mouse will not appreciate your neutrality.
Quelle: www.brainyquote.com/authors/desmond-tutu-quotes

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 529: Persönlichkeit und Hamburger

Neulich kam während eines Gesprächs mit alten Freunden die Sprache darauf, warum die Kinder trotz gleicher Eltern so unterschiedlich "in der Art" seien – worauf ich spontan auf das Bild eines Hamburgers zurückgriff, der mit unterschiedlichen Schichten belegt wird, um verständlich zu machen, dass die Gene und die Umwelt, in der ein Mensch aufwächst, nicht alles ist, was die Persönlichkeit prägt.

Tatsächlich scheint mir die Hamburger-Metapher gut als Erklärungsmodell zu taugen: Obwohl äußerlich ähnlich, sieht es "innen" doch oft recht verschieden aus: Die einen lassen den Käse weg, die anderen mögen keine Zwiebeln, das Patty besteht gar nicht aus Fleisch, sondern aus veganen Zutaten usw. – trotzdem lässt sich das Ergebnis stets als Hamburger erkennen.

Wie bei uns Menschen – rein äußerlich oft recht ähnlich, aber bei genauerem Hinsehen doch sehr verschieden in vielerlei Hinsicht!

Wieder zuhause fiel mir ein, dass ja in der Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit" dieses "Schichtenmodell" bereits enthalten ist – wenn auch nicht wie bei einem Hamburger übereinander, sondern nebeneinander aufgelistet.

Persönlichkeit ist eben nicht nur Vererbung, Gene usw., sondern auch das, was danach noch während der embryonalen Entwicklung und nach der Geburt im Laufe des Lebens geschieht (nicht nur in der Kindheit!).

Auch spät im Leben schichten wir manchmal noch etwas um, legen Gewohnheiten ab oder nehmen neue an. Der Prozess der Persönlichkeitsbildung ist ja nie richtig abgeschlossen und selbst in den letzten Lebenstagen zeigen sich manchmal noch erstaunliche Veränderungen bei Hochbetagten.

Meine Wünsche daher an die Leserinnen und Leser der Tipps der Woche für den Übergang ins Jahr 2022: Offenheit für neue Einsichten, Bereitschaft, alte Gewohnheiten abzulegen oder neue anzunehmen (sich einmal im Jahr gegen ein potentiell tödliches Virus impfen zu lassen zum Beispiel!) und die Fähigkeit, das  besonders Wertvolle zu bewahren (auch in Pandemiezeiten).

P.S. Falls jemand das Schichtenmodell wie oben beschrieben sucht, hier im Anhang als .jpg-Datei (andere lassen sich leider nicht mitschicken) und auf Anforderungen gerne als PDF per Mail.

Die genannte Broschüre ist übrigens wieder neu aufgelegt und weiterhin erhältlich (Preise je nach Abnahmemenge auf Anfrage).

Tipp Nr. 528: Lehrfilm Sachtyp-Beziehungsverhalten

Neulich wurde uns der Film "The Girl in the Cafe" wärmstens empfohlen und wir nahmen uns die Zeit, ihn anzuschauen – er entpuppte sich nicht nur als wirklich sehenswert, sondern gleichzeitig als Lehrfilm über das Beziehungsanbahnungsverhalten von Sachtypen.

Ebenso kann man gut beobachten (da Filmfiguren und Darsteller offenbar übereinstimmend Menschen mit Sachtyp-Naturell sind), wie etwa Körperhaltung und Mimik von Sachtypen das Naturell verraten.

Kurzum: Ich gebe den Filmtipp weiter und verspreche gute Unterhaltung. Zu sehen bei den bekannten Streamingdiensten, auf DVD oder kostenlos nach Alters-Anmeldung (keine Ahnung warum) auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=z7Jt7Rj-guo

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 527: Naturelltypen im Kabinett Scholz

Wie versprochen heute eine erste Einschätzung der Naturelltyp-Zugehörigkeiten im Kabinett des neuen Bundeskanzlers Olaf Scholz:

vermutlich Beziehungstypen:
- Annalena Baerbock, Auswärtiges
- Robert Habeck, Wirtschaft und Klimaschutz
- Hubertus Heil, Arbeit und Soziales
- Cem Özdemir, Ernährung und Landwirtschaft
- Anne Spiegel, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
- Svenja Schulze, Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

vermutlich Sachtypen:
- Olaf Scholz, Bundeskanzler
- Steffi Lemke, Umwelt, Naturschutz
- Bettina Stark-Watzinger, Bildung und Forschung
- Marco Buschmann, Justiz

vermutlich Handlungstypen:
- Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien
- Christian Lindner, Finanzen
- Nancy Faeser, Inneres und Heimat
- Karl Lauterbach, Gesundheit
- Volker Wissing, Digitales und Verkehr

Naturelltyp unklar:
- Christine Lambrecht, Verteidigung (unklar)
- Klara Geywitz, Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (unklar, eher kein - Handlungstyp)
- Wolfgang Schmidt, Chef des Bundeskanzleramts (unklar, eher kein Handlungstyp)

Es scheint also eine recht ausgewogene Mischung der Grundtypen zu geben, was für ein Team dieser Größe nicht ungewöhnlich ist.

Wenn ich den Kabinettsmitgliedern einen Tipp geben dürfte, wäre es vor allem der: Achten Sie darauf, dass alle Naturelltypen zu Wort kommen und die Stärken aller drei Naturelle genutzt werden – vor allem in den Politikbereichen, wo sie jeweils ihre "angeborenen Talente" haben.

So sollten z. B. bei den Finanzen die Sachtypen besonderes Gehör finden, bei der Kommunikation die Beziehungstypen und bei der praktischen Umsetzung von Beschlüssen die Handlungstypen (ebenso im Umgang mit autokratisch-diktatorischen Führungspersönlichkeiten!).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 526: Robert Habeck (BT-Denker-Wir) und Ina Müller (BT-Macher-Ich)

Sehr unterhaltsam, wie zwei ähnliche, aber doch auch unterschiedliche Beziehungstypen hier aufeinander treffen und sich unterhalten – BT-Denker-Wir (Robert Habeck) und Ina Müller (BT-Macher-Ich):
https://www.youtube.com/watch?v=LlZ4u6XH_gc

Einmal erkennt Habeck sogar selbst den Naturell-Unterschied (als er endlich einmal zu Wort kommt): Er erklärt Ina Müller den Unterschied zwischen ihr und ihm: "... du auf dem Ego-Trip und ich als Team-Player".

Übrigens fällt mir auch in den Diskussionen rund ums Impfen immer wieder auf, dass hier der Gegensatz zwischen dem "Wir" und dem "Ich" deutlich wird: Während die einen auf ihre individuelle Freiheit bzw. ihr Recht, sich nicht impfen zu lassen, pochen, plädieren die anderen dafür, sich für das Wohl aller impfen zu lassen – also weil man ja nicht nur selbst gefährdet ist, sondern auch andere gefährdet.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 525: Drei Parteien, drei Lebensbereiche

Eine kleine Beobachtung aus der Politik: Diese Woche soll ja eine neue Bundesregierung die Geschäfte übernehmen – bestehend aus drei (!) sehr unterschiedlichen Parteien.

Interessant dabei erscheint mir, dass diese drei Parteien jeweils besonders stark für einen der drei Lebensbereiche einstehen, die wir in der Naturellwissenschaft als unterscheidbar betrachten:

- die SPD kümmert sich bevorzugt um das Soziale, das Zwischenmenschliche, die Gesellschaft, das Miteinander (gelber Bereich)

- die FDP sieht sich besonders der Ökonomie, den Finanzen und dem wirtschaftlichen Erfolg verpflichtet (blauer Bereich)

- und die Grünen stehen primär für die Ökologie, also die materielle Welt, inkl. Artenschutz, Klimaschutz, Umweltschutz etc. ein (das würde ich dem roten Bereich zuordnen)

Alle drei Parteien haben sozusagen einen "Markenkern" und sprechen damit ihre jeweiligen Zielgruppen an. Das Problem der CDU/CSU könnte so gesehen darin fußen, dass sie durch ihre Geschichte und Größe praktisch gezwungen ist, alle drei Bereiche gleichermaßen abzudecken. Also eine "Volkspartei für alle" zu sein.

Spannend wird in den nächsten Wochen sein, wie sich die drei Parteien an den Konfliktlinien zwischen den drei Bereichen, in denen sie sich besonders profilieren, einigen bzw. streiten werden.

Wenn die neue Bundesregierung steht und die Ministerien vergeben sind, werde ich versuchen, eine Zuordnung der Naturelltypen zu den handelnden Personen vorzulegen, so dass hier die Beobachtungen einfacher werden.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 524: Wie vom Impfenlassen überzeugen?

Falls Sie jemand in Ihrem Umfeld haben, der noch ohne Corona-Impfung ist, hier für jedes Naturell drei passende Überzeugungshilfen:

1. Beziehungstyp
- an Fürsorge appellieren (für wen sollte man sich impfen lassen?)
- um Mithilfe/Mitwirkung bitten (damit sich alle besser fühlen im Umfeld)
- eine Belohnung aussetzen, auch eine humorvolle :)

2. Sachtyp
- gute Argumente vorlegen (Zahlen, Daten, Fakten zu Impferfolgen und -stoffen)
- Zweifel am Zweifel wecken, falls der Zweifel den Schritt zur Tat blockiert
- an historische Hintergründe für kulturell verankerte Impfskepsis erinnern

3. Handlungstyp
- ideal: Impfpflicht (dann ist es Gesetz für alle und wird gemacht); bis dahin: auf positive Vorbilder setzen im eigenen Umfeld
- überholen: die ungeimpften Verwandten um ein Testament, eine Lebensversicherung bitten (da ja das Sterberisiko deutlich höher ist ohne Impfung)
- klare Ansage, Befehl, "Erpressung", Streik ("Ich koche erst wieder für dich, wenn du geimpft bist!")

Ähnliches gilt natürlich für die jetzt nötige Nachimpfung!

Text: Werner Winkler (letzte Woche frisch geboostert)



Tipp Nr. 523: Träume - Wünsche - Erwartungen

Wie viele andere habe ich in den letzten Wochen beobachtet, was auf der Weltklimakonferenz in Schottland geschah (bzw. nicht geschah).

Neulich fiel mir dabei auf, dass sich die bekannte Triade Traum/Wunsch/Erwartung (s. Anhang) in den Äußerungen von Teilnehmenden oder Demonstrierenden zeigt:

- die beziehungstypischen "kindlichen" Träume (heile Welt, alles soll gut werden bzw. irgendwie werden die Erwachsenen es schon richten, es wird schon nicht so schlimm werden etc.)

- die sachtypischen "undeutlichen/heimlichen" Wünsche (die anderen sollen es richten, mein Land/mein Unternehmen/ich selbst soll keinen Aufwand haben, ich würde gerne wirtschaftlich vom Kampf gegen den Klimawandel profitieren, ich will als Opfer anerkannt und entschädigt werden ohne dass ich meinen Anteil an Verantwortung eingestehe usw.)

- die handlungstypischen hohen bzw. nicht erreichbaren Erwartungen (mit viel Technik lässt sich das schon lösen, zur Not ziehen wir das diktatorisch durch was notwendig ist, alle Staaten/Menschen/Unternehmen müssen ihr Äußerstes geben zur Lösung, wir verklagen einfach alle Klimaschädiger, wir wandern auf den Mars aus ...)

Spannend wird es, wenn die naturelltypisch bevorzugten Verhaltensmuster verlassen und die eher vernachlässigten genutzt werden:

Dann hört man

- vom Beziehungstyp eine klare Bitte, einen bisher heimlichen Wunsch oder ein schlüssig-überzeugendes Argument,

- vom Sachtyp eine deutliche Erwartung, eine klare Ansage, eine konkrete Forderung und

- vom Handlungstyp seine Träume, Hoffnungen, Utopien.

Und da in der voraussichtlich nächsten Bundesregierung mit Olaf Scholz (Sachtyp), Robert Habeck und Annalena Baerbock (Beziehungstypen) sowie Christian Lindner (Handlungstyp) alle drei Naturelle prominent vertreten sein werden, gibt es auch für den naturellwissenschaftlich Interessierten hier bald reichlich Gelegenheit zu beobachten, wer in seinem bevorzugten Bereich bleibt und wer sich in den Ressourcenbereich traut.

Dann würde Olaf Scholz das Aus für die Kohleverstromung für Ende 2022 durchsetzen, Habeck/Baerbock einen wissenschaftlich fundierten Gesetzentwurf für eine adäquate Bepreisung von Klimagas-Ausstoß vorlegen und von Christian Lindner käme ein Buch auf den Markt, das er für seine Enkel geschrieben hat und in dem er seinen Traum von einer Welt skizziert, die trotz Klimaveränderungen noch irgendwie Platz für die Kinder von Morgen bietet.

Text und Zeichnung: Werner Winkler


Tipp Nr. 522: Jane Goodalls Schimpansenauffangstation

Jane Goodall ist sicher die bekannteste Schimpansenforscherin der Welt. Auf ihrer Auffangstation Tchimpounga werden verwaiste, verletzte oder misshandelte Schimpansen aufgenommen und wo möglich auf die Wiederauswilderung vorbereitet.

Spannend: Um die Gruppen entsprechend den recht unterschiedlichen Charakteren zusammenleben zu lassen, wurden dort drei Flussinseln zu natürlichen Gehegen gemacht.

Auf der einen Inseln leben die "bösen Jungs" – dort geht es sehr laut zu, es gibt (die unter Schimpansen üblichen) Rangkämpfe, aber insgesamt ist die Hierarchie für das Zusammenleben geklärt. Allesamt sind "Raufbolde", aber es klappt insgesamt ganz gut.

Auf der zweiten Insel leben die "Sonderlinge" – Schimpansen, die die unterschiedlichsten Traumata oder Verhaltensweisen zeigen und so schwer in einer normalen Gruppe existieren oder sich anpassen könnten. "Unter sich" verstehen sie sich aber gut, wie die Mitarbeitenden erzählen. Alle verhalten sich seltsam, aber sie akzeptieren sich untereinander. In der Praxis funktioniert es. "Sie genießen es, in Freiheit "ihr Ding" zu machen – was auch immer das ist".

Und auf der dritten Insel leben die "Normalos", das sind diejenigen Schimpansen, die sich sozial gut integrieren und besonders freundlich zueinander sind. Hier geht es sehr harmonisch zu; die Schimpansen sind besonders zufrieden und ausgeglich, die gesündeste Gruppe.

Hier ein beeindruckender Bericht auf ARTE, die drei Inseln werden ab Min. 35:00 beschrieben, die Begründung ab Min. 41:00.
https://www.arte.tv/de/videos/104824-000-A/schimpansen-im-kongo-mit-jane-goodall/

Wer eine Weihnachtsspende zu Gunsten des Jane Goodall-Institut tätigen möchte, kann das hier tun: https://www.janegoodall.ch/projekte/schimpansenschutz/auffangstation-tchimpounga/

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 521: Wer kann was besonders gut?

Da ich seit vielen Jahren immer wieder Kreativkurse (Kalligrafie) anbiete, hat sich hier ein reicher Fundus an Beobachtungen angesammelt - auch dahingehend, was die drei Naturelltypen besonders gut können ...

Beziehungstyp-Naturell:
etwas Neues anfangen, etwas Neues ausprobieren, Techniken kombinieren, mit Farben arbeiten, Überraschendes entdecken, anderen Kursteilnehmer:innen helfen, kindliche Neugier zeigen

Sachtyp-Naturell:
selbstkritisch sein, an Fehlern arbeiten, geduldig-ausdauernd arbeiten, Kraft und Aufmerksamkeit dosiert einsetzen, sich an einem Erfolg freuen, sparsam mit Material umgehen

Handlungstyp-Naturell:
handwerklich hohen Anspruch umsetzen, Arbeitsaufträge abarbeiten, gute Vorbilder nachahmen/kopieren, über Stunden an einem eng begrenzten Werk arbeiten, akkurat und sauber arbeiten, mutig an Herausforderungen wagen, sich Kritik aussetzen bzw. diese sogar aktiv einfordern

Aus naturellwissenschaftlicher Perspektive nicht weiter verwunderlich: die echten Fortschritte machen die jeweiligen Naturelltypen dann, wenn sie sich auf ihre Ressourcen einlassen – also das, was der jeweilige Ressourcentyp schon gut kann, auch einzuüben oder zuzulassen.

Dann wird

- der Beziehungstyp konstanter, geduldiger und ausdauernder
- der Sachtyp traut sich Neues, gesteht sich Fehler zu, nimmt Kritik an
- der Handlungstyp macht etwas nur zum Spaß, spielt mit Farben, öffnet sich Neuem

Kein Wunder also, dass viele Kursteilnehmer:innen von solchen Kursen über den Kurs hinaus für sich profitieren – weil sie Seiten an sich entdecken, die sie vergessen oder vernachlässigt hatten.

Tipp der Woche an dieser Stelle: Einmal wieder etwas Künstlerisches ausprobieren oder neu lernen!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 520: Schwachstellen im Team ausgleichen

Wenn man in Teams arbeitet und die Naturellzugehörigkeiten der anderen Teammitglieder kennt, kann man die naturellbedingten Schwachstellen gezielt ausgleichen und so dem Team insgesamt helfen.

Beispiele:

Den Beziehungstypen kann man dabei helfen, Probleme nicht zu dramatisieren, sondern sachlich-vernünftig nach Lösungen zu suchen. Oder sie daran erinnern, dass sie sich ausreichend Zeit nehmen und nicht unnötige Hektik verbreiten bzw. sich selbst unter Zeitdruck setzen (lassen).

Den Sachtypen kann man Unterstützung bei Aufgaben anbieten, die ihnen eher schwer fallen – z. B. wenn es darum geht, etwas aufzuräumen, zu sortieren, wegzuwerfen oder Entscheidungen zu fällen, bei denen ein Nein nötig sein könnte. Meist ist auch jegliche praktische Unterstützung willkommen; sie sollte das Sachtyp-Teammitglied jedoch vor anderen nicht unterstützungsbedürftig erscheinen lassen.

Den Handlungstypen kann man Aufgaben abnehmen, die sie unnötig stressen – etwa Kontakte zu ihnen unbekannten Menschen anbahnen, einen Vorrat an Ideen bereitstellen oder sie zum Lachen bzw. zum spielerischen Experimentieren ermuntern. Auch einmal signalisieren, dass 95 % genug ist und es nicht immer 100 % sein müssen, bewahrt sie vor dem Ausbrennen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 519: Mimik-Vergleich

Bekanntlich unterscheiden sich unsere drei Naturell-Grundtypen ziemlich deutlich in ihrer gewöhnlichen Mimik.

Dies führt jedoch immer wieder zu Missverständnissen, z. B. dann, wenn sich der Beziehungstyp (der selbst eine variantenreiche Mimik zeigt) wundert, warum andere Menschen nur sehr dezente (Sachtyp) oder fast gar keine (Handlungstyp) Mimik zeigen.

Oder, wie im Fall der Handlungstypen häufig zu sehen, nur eine "Standardmimik". Diese kann in der Ausübung einer Rolle auf andere "aufgesetzt freundlich" wirken oder auch "grimmig-böse".

Zwei Beispiele, um diesen Unterschied zu verdeutlichen:

Einmal vom ehemaligen US-Präsident Ronald Reagan (Beziehungstyp-Naturell):
https://www.youtube.com/watch?v=mN3z3eSVG7A

Und dann den inzwischen sehr bekannten (ehemaligen) Speaker des britischen Parlaments, John Bercow ("Order! Order!"):
https://www.youtube.com/watch?v=kAM-YW-6vdU

Beide, ich verspreche es, bieten einige unterhaltsame Minuten parallel zur Mimik-Beobachtung!

P.S. Falls jemand sich die Zeit nehmen möchte, ein längeres Interview mit John Bercow anzusehen, in dem z. B. auch die für Handlungstypen typischen parallelen Handbewegungen regelmäßig zu sehen sind: https://www.youtube.com/watch?v=RdpaMuqk2sc

Fazit: Die häufig anzutreffende Grundannahme, man könne von sich auf andere schließen, zeigt sich gerade in Bezug auf die Mimik und ihre "Lesbarkeit" als falsch. Ich kann etwa als Beziehungstyp nicht davon ausgehen, dass die Mimik eines Handlungstyps automatisch seine Stimmungslage widerspiegelt. Oder dass die minimale Mimik eines Sachtyps auch eine minimale innere Beteiligung am Geschehen verrät.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 518: Armin Laschet und sein Naturell

Bekanntlich tritt das Naturell eines Menschen während außergewöhnlicher Ereignisse oder Lebenskrisen besonders hervor. So wundert es nicht, dass auch beim Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten der CDU, Armin Laschet, im Laufe der letzten Monate sein Naturell immer deutlicher zum Vorschein kam.

Zuerst seine sozialen Stärken, seine Umgänglichkeit und Freundlichkeit, die ihm die meisten Stimmen bei der Wahl zum CDU-Vorsitzenden einbrachte.

Dann zeigte sich jedoch auch die Kehrseite des Beziehungstyp-Naturells: seine oft wenig fundierten und daher schwankenden Meinungen zu Pandemie oder Klimakrise. Oder sein Lavieren um den heißen Brei bei anderen Themen, bei denen er sich offenkundig zu wenig auskannte, um eine klare Meinung zu äußern. Und nicht zuletzt seine fast pampige Art mit Fragestellern umzugehen (sogar mit Kinder-Journalisten – das Video davon hat ihn bestimmt einige Sympathien gekostet) und das Kichern im Hintergrund auf einer Gedenkveranstaltung für Hunderte Tote, was Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit schürte.

Sicher hat ihn auch getroffen, in Teilen seiner Partei nie richtig "geliebt" zu werden und auch bei Umfragen nur wenig Zuspruch zu finden. Da halfen dann weder die große Partei im Rücken noch die Fehler der anderen Kandidierenden.

Zudem fehlen ihm (auch als Beziehungstyp) viele der Qualitäten, die bei der bisherigen Kanzlerin über die Jahre immer mehr hervortraten: Konstanz, Gelassenheit, Sachlichkeit, Ruhe, Professionalität und unaufgeregtes Auftreten.

Was hätte man ihm wann raten können? Vermutlich war die Weiche für ihn in dem Moment erreicht, als zumindest den Außenstehenden klar war, dass nicht er, sondern Markus Söder der beste Kandidat von CDU/CSU ist. Hier hätte er sich selbstbewusst zurücknehmen können – dann wäre er weiterhin Ministerpräsident oder hätte ein wichtiges Ministeramt bekommen, falls er das gewollt hätte. Und er hätte in einem Handlungstyp-Kanzler Söder einen wichtigen Verbündeten gehabt, der seine Beziehungstyp-Qualitäten sicher dringend gebraucht hätte.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 517: Sachtyp-Trainer im Fußball

Ein kleines Fundstück aus der Sommerpause bzw. der Fußball-Europameisterschaft zeigt anschaulich, wie stark häufig das Naturell eines Menschen sich auch in seinem Beruf niederschlägt.

Wer ab und zu Fußball schaut, kennt das Phänomen der Unterschiede zwischen den Trainer, die am Spielfeldrand ihre Arbeit machen: Die einen still und stoisch im feinen Anzug, die anderen lebhaft im Trainingsanzug, als wollten sie gleich mit einsteigen und der eigenen Mannschaft zum Sieg verhelfen.

Zu den ruhigeren Typen gehört der Mr. Southgate aus England. Über ihn bzw. sein Team war in einem Spielbericht folgende Beobachtung zu lesen, die direkt aus einem Lehrbuch zur Naturellwissenschaft stammen könnte und den Verdacht nahelegt, dass er seine Sachtyp-Natur auf die ganze Mannschaft übertragen hat:

"Statt ihre beinahe beängstigende körperliche Überlegenheit auszuspielen, es womöglich gar zu wagen, die eigene Kraft und Geschwindigkeit in eine offensivere Idee von Fußball zu verwandeln, spielte es nicht nur im Finale abwartend, vorsichtig, fast ängstlich. Dabei verbrachten offensive Ausnahmetalente wie Phil Foden, Marcus Rashford und Jadon Sancho das Turnier meist auf der Bank. Außer halt beim Elfmeterschießen. Karma is a bitch.

(…)

In der 120. Minute, der letzten Minute der Verlängerung also, wechselte er Jadon Sancho und Marcus Rashford ein. Zwei hochbegabte, junge Offensivkräfte, die während der EM aber kaum gespielt hatten, weil sie nicht zu Southgates abwartenden und kontrollierenden Stil passten."

Quelle: https://www.zeit.de/sport/2021-07/finale-italien-england-fussball-em-elfmeter/seite-2

Und nochmal zur aktuellen Politik in Deutschland: Da scheinen sich ja in den Vorbereitungen zur "Ampel" alle drei Naturelltypen am Verhandlungstisch zu treffen – Scholz (Sachtyp), Lindner (Handlungstyp) und Baerbock/Habeck (Beziehungstypen). Das dürfte auch aus naturellwissenschaftlicher Sicht interessant werden ...

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 516: Paul Watzlawick zum 100. Geburtstag

Dieses Jahr wäre Paul Watzlawick 100 Jahre alt geworden.

Aus diesem Anlass hat SWR2-Wissen einen Beitrag mit vielen Originalaufnahmen gesendet, der hier nachzuhören ist: https://www.swr.de/swr2/wissen/paul-watzlawick-warum-wir-nicht-nicht-kommunizieren-koennen-swr2-wissen-2021-07-23-100.html

Da sich auch die Naturellwissenschaft stark auf den Konstruktivismus bezieht, den Watzlawick für die Psychotherapie und Kommunikation nutzbar machte, ist diese Radiosendung eine lohnende halbe Stunde – vielleicht während wir heute abend auf die ersten Hochrechnungen oder Prognosen warten ...

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 515: Olaf Scholz und Angela Merkel

Noch eine gute Woche und wir wissen (vielleicht? hoffentlich?) wer nach 16 Jahren auf Angela Merkel im Bundeskanzleramt folgt.

Auf tagesschau.de hat man sich neulich Gedanken dazu gemacht, warum Merkel und Scholz sich ähnlich sind und wieso nicht. Hier nachzulesen:
https://www.tagesschau.de/inland/btw21/wahlkampf-merkel-scholz-101.html – da ging es aber mehr um die Politik (also das Verhalten) als um die Personen.

Aus naturellwissenschaftlicher Sicht sind beide, Merkel und Scholz wohl Sachtyp-Denker. Merkel schätze ich zudem als wir-verbunden und zukunftsorientiert ein, Scholz als ich-verbunden und vermutlich ebenfalls zukunftsorientiert. Wobei ich bei der Zeitorientierung noch unsicher bin und weiter beobachten werde.

Es ist also nicht verwunderlich, wenn manche Beobachter eine gewisse Ähnlichkeit zwischen beiden feststellen, etwa im Hinblick auf die dezente Mimik, die stark auf Vernunft ausgerichtete Politik oder eine gewisse Liebe zum Detail. Eher typisch für das Sachtyp-Naturell auch, dass beide gerne unterschätzt werden und bei Auftritten eher dozieren als mitreißende Reden halten.

In den nächsten Wochen gibt es also reichlich Beobachtungsgelegenheiten, nicht nur politisch, sondern auch naturellwissenschaftlich!


Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 514: Handlungstyp-Musiker unter sich (Lang-Lang/Bach)

Nach Ende der Sommerpause möchte ich heute auf einen besonderen Film hinweisen, der nur noch bis Mitte Oktober in der ZDF-Mediathek verfügbar ist – er heißt "Lang-Langs Goldberg-Variationen".

https://www.zdf.de/kultur/musik-und-theater/lang-langs-goldberg-variationen-112.html

Darin wird die Geschichte des (Handlungstyp-)Pianisten Lang-Lang erzählt, wie er sich mit dem (Handlungstyp-)Komponisten Johann Sebastian Bach nicht nur auseinandersetzt, sondern in eine immer innigere Beziehung eintritt.

Ich beobachte Lang-Lang schon länger und bin wirklich positiv erstaunt, wie sich dieser Künstler menschlich und auch von seiner künstlerischen Ausdrucksweise entwickelt hat; während er früher auf mich sehr hölzern, steif und fast mechanisch wirkte in seinem Klavierspiel, ist jetzt Emotionalität, kindliche Freude am Spiel und am Auftritt selbst zu spüren und zu sehen.

Der Film zeigt diese Entwicklung sehr gut und ich kann ihn jedem Handlungstyp und jedem, der diesen Naturelltypus besser verstehen möchte, nur empfehlen. Und natürlich auch jedem, der die Musik von Bach liebt :)

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 513: Sommerpause

Mit einer kleinen, völlig un-naturellwissenschaftlichen Besonderheit möchte ich mich in die Sommerpause verabschieden: Auf YouTube finden sich seit einiger Zeit (ich habe sie erst jetzt durch Zufall entdeckt) ungewöhnliche Aufnahmen von klavierspielenden Händen.

Schauen Sie selbst (hier das bekannte Stück "Sommer" aus Vivaldis Vier Jahreszeiten): https://www.youtube.com/watch?v=0-7UkgMunyk

Ich vermute einmal, dass das nicht nur mich als für Neues immer aufgeschlossenen Beziehungstypen fasziniert, sondern auch andere Musikliebende.

Es lohnt sich übrigens, einmal verschiedene Komponist:innen in dieser Art anzusehen und zu -hören: die Komplexität von Beethoven etwa hebt sich in dieser visualisierten Form noch einmal von anderen ab – hier am Beispiel eines Ausschnitts aus der Mondschein-Sonate gut zu erkennen: https://www.youtube.com/watch?v=XUzwdBQDzxw

Einen erholsamen, corona-infektionsfreien und positiv-überraschenden Sommer wünscht Werner Winkler

Tipp Nr. 512: Perfekt oder so gut wie möglich?

In der Naturellwissenschaft kennen wir die drei typischen Fallen:
- perfekt haben wollen (Beziehungstyp),
- perfekt sein wollen (Sachtyp) und
- perfekt können wollen (Handlungstyp).

Ein einfacher, aber wirkungsvoller Lösungsschlüssel, falls jemand in diese Falle geraten sein sollte, ist die Änderung von "perfekt" zu "so gut wie möglich". So bleibt zwar die ursprünglichen, naturellbedingte Intention respektiert, sie wird aber abgemildert und damit verträglicher.

Wir ersetzen also den Anspruch "perfekt" durch "so gut wie (mir/uns momentan) möglich":

- Beziehungstyp: Etwas so gut wie mir/uns momentan möglich haben wollen.

- Sachtyp: In einer Sache so gut wie mir/uns momentan möglich sein wollen.

- Handlungstyp: Eine Fähigkeit so gut wie mir/uns momentan möglich können wollen.

Diese Abmilderung schafft Spielraum für die stufenweise Weiterentwicklung und Optimierung, würdigt aber auch den aktuellen Zustand bzw. das schon Erreichte.

Werner Winkler

Tipp Nr. 511: Download - Vortrag zu Leben und Werk Dietmar Friedmanns

Ohne die Entdeckungen Dietmar Friedmanns (1937-2020) zum "Persönlichkeitstyp" (oder Naturell) gäbe es keine Naturellwissenschaft. Das Leben vieler Menschen wäre ein gutes Stück ärmer an Erkenntnissen und an Verständnis.

Kurz vor seinem überraschenden Tod letzten Herbst haben Holger Hägele und Günter Hiller noch ein langes Interview mit ihm geführt. Ziel war es, Lücken im Lebenslauf zu schließen und (wie sich zeigte, gerade noch rechtzeitig) zu erfahren, wie er selbst sein Werk einschätzt.

Günter Hiller hat aus diesem Interview einen Vortrag für den diesjährigen Fachtag verfasst, dessen Manuskript jetzt als Download verfügbar ist: https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html

Ein lesenswerter, anspruchsvoller Vortrag für alle, die sich etwas vertiefter mit den Ursprüngen der Naturellwissenschaft oder mit der Person Dietmar Friedmanns befassen möchten.

Wer Fragen an Günter Hiller hat oder den Vortrag kommentieren, findet hier im Forum einen Thread dazu unter https://alt.naturellwissenschaft.org/forum/index.php?file=forum_show&id=11758&showselect=all

P.S. Ein Transkript des Interviews wird vom Verein im nicht-öffentlichen Archiv aufbewahrt und Forschenden auf Anfrage zur Verfügung gestellt.

Tipp Nr. 510: Instinktiv oder absichtlich?

In der Regel verhalten sich Tiere gemäß ihrer angeborenen Instinkte, oft von Geburt an. Oder in Reaktion zu äußeren Reizen. Nur wenige Tiere haben die Fähigkeit entwickelt, frei und bewusst zu entscheiden, was sie tun und lassen.

Zu diesen wenigen Tieren gehört auch unsere Spezies, Homo sapiens. Wir können uns bewusst gegen unsere Instinkte oder unsere kulturelle Prägung stellen. Also zum Beispiel damit aufhören, Fleisch und Milchprodukte zu essen. Oder Tabak, Alkohol und Zucker zu konsumieren. Wir sind (weitgehend) frei.

Offenbar gehört das Naturell zum angeborenen Instinktrepertoire. Wir verhalten uns weitgehend so, wie es unser epigenetisches Programm vorschlägt. Erst durch eine absichtliche, bewusste Entscheidung weichen wir davon ab.  

Deshalb ist ja die Naturellwissenschaft im Umgang so nützlich: Sie ermöglicht Vorhersagen über das wahrscheinliche Verhalten eines Gegenübers, dessen Naturell wir erkannt haben. Und dadurch auch Verständnis dafür, dass er sich eben nicht bestmöglich verhält, sondern seiner Natur gemäß.

Sich bestmöglich zu verhalten bedeutet, sich absichtlich und bewusst zu verhalten. Das kann sehr anstrengend sein. Vor allem dann, wenn es gegen unser Naturell, unser innerstes Wesen, geht. Denn diese Ur-Instinkte sind sehr stark und meist unbewusst.

Und je existenzieller die Situation uns betrifft, desto stärker drängt der Instinkt, das Naturell, das Unbewusste uns in eine bestimmte Richtung. Das ist wie bei einer Kugel, die man auf eine abschüssige Straße legt: Je schwerer sie ist und je stärker die Neigung, desto mehr Gegenkraft ist nötig, sie aufzuhalten.

Angeborene Instinkte sind sehr mächtig. Das weiß jeder, der schon einmal versucht hat, auf Zucker, Käse oder ein anderes Suchtmittel zu verzichten. Oder sich einem naturellbedingten Impuls zu widersetzen – sich etwa als Beziehungstyp nicht nett und freundlich, sondern neutral-heraushaltend zu verhalten. Als Sachtyp nicht vorsichtig-analytisch, sondern mutig-risikobereit. Als Handlungstyp nicht kraftvoll-schaffig, sondern neugierig-verspielt.

Indem wir uns diese Wahl- und Entscheidungsfreiheit nehmen, also auch einmal entgegen unserem angeborenen Instinkt und Naturell zu handeln, zeigen wir unsere menschliche Seite besonders deutlich. Also dass wir einen freien Willen haben.

Oder wie es der Dichter William Ernest Henley so treffend in seinem berühmten Gedicht "Invictus" formuliert hat:

I am the master of my fate,
I am the captain of my soul.

Das ganze Gedicht ist hier nachzulesen und zu hören: https://www.poetryfoundation.org/poems/51642/invictus

Werner Winkler



   

Tipp Nr. 509: Ziffern und Zahlen als Sprachbrücke

Sprache ist häufig nicht eindeutig, sondern unscharf. Die Bedeutung von Wörtern kann (wie neulich hier am Nein-Beispiel aufgezeigt) von Person zu Person variieren, auch abhängig von der Kultur eines Menschen, seinem Alter oder seinem Bildungsstand.

Anders ist das bei Ziffern und Zahlen. Sie sind in der Regel eindeutig, weshalb wir auch etwa für Zeitangaben z. B. nicht sagen "Bis heute mittag", sondern "Bis um 15 Uhr dann". Auch die Anzahl von Mitspielern, die Wahlergebnisse oder der Kontostand sind durch Zahlen eindeutig definiert.

Nicht zufällig gehören die Zahlen mit zum Ersten, was Kinder lernen möchten oder was wir uns beim Erlernen einer neuen Sprache aneignen.

Steve de Shazer hatte in seiner Lösungsorientierten Kurztherapie große Erfolge mit der Verwendung von so genannten Skalen (sehr anschaulich in den Therapieprotokollen seines Buches "Worte waren ursprünglich Zauber" nachzulesen). Einen Grund dafür sehe ich im geschilderten Phänomen – und in ihrer naturell-, alters- und kulturübergreifenden Verständlichkeit.

Wenn mir eine Klientin oder ein Klient sagen kann, was ein Punkt mehr auf der Skala bedeutet, weiß ich, was zum besprochenen Thema wie wichtig ist oder was einen Unterschied ausmacht (bei einer 1-10-Skala einen 10-prozentigen Unterschied, etwa in der Lebensqualität).

Oder angenommen, ich frage eine Schulklasse, wie zufrieden sie mit dem Angebot an Online-Lernmöglichkeiten sind und sammle die sprachlichen Aussagen – dann erhalte ich eine lange Liste von Aussagen, deren Bedeutung und Gewicht nur schwer einzuschätzen sind. Frage ich aber mit einer Skaleneinschätzung von 1 (ganz schlecht) bis 10 (ganz toll), bekomme ich messbare und eindeutige Werte. Und ich kann in einer zweiten Frage ermitteln, was einen Unterschied von einem oder zwei Skalenwerten praktisch ausmachen würde.

Ein praktischer Test mit drei Skalenfragen – die Antworten gerne per Mail an mich:

1. Welchen Wert von 1-10 (10 = maximal) geben Sie den Tipps der Woche?
2. Was an den Tipps der Woche finden Sie so gut, dass es weiter oder öfters auftauchen sollte?
3. (falls die Bewertung unter 10 lag) Was würde in Ihrer Einschätzung einen Unterschied von einem oder zwei Punkten auf der Skala zum Besseren ausmachen?

Werner Winkler
naturellwissenschaft@t-online.de

Tipp Nr. 508: Optimist, Realist oder Pessimist?

Neulich hörte ich einen Vortragsredner, den ich als Handlungstyp in Verdacht hatte, sagen, dass der Pessimist nur der realistische Optimist sei.

Erst musste ich kurz schlucken ob so einer dreisten Behauptung, aber dann fiel mir wieder ein, dass sie aus einem Handlungstyp-Mund kam und ich sah die Triade in dieser Äußerung.

Denn tatsächlich sind ja die Beziehungstypen gerne zu optimistisch, die Sachtypen eher zu sachlich-realistisch und die Handlungstypen von Natur aus tendenziell eher pessimistisch.

Wäre es also ein guter Tipp, wenn die Beziehungstypen etwas realistischer, die Sachtypen pessimistischer und die Handlungstypen optimistischer wären? Hier kommt es sicher auf die Wortbedeutung an, speziell im Hinblick auf die Sachtypen. Eine Art gesunder Pessimismus wäre für sie, das potentiell Negative nicht zu verdrängen, sondern als eine tatsächliche Möglichkeit in Betracht zu ziehen und sich dann aktiv darauf einzustellen, sich handelnd vorzubereiten – also im Sinne des Worst Case.

Dieses Konfrontieren mit Unangenehmem kann ja erfahrungsgemäß sogar Ängste reduzieren, weshalb es auch in der Psychotherapie genutzt wird.

Letztlich gilt aber die bekannte Regel, dass alle drei Optionen einer Triade sinnvoll sein können und es auf die konkrete Situation ankommt. Der Unterschied, den das Bewusstsein des eigenen Naturells hier macht ist, dass man seine eigene Neigung in einer Richtung kennt und sich so auch die anderen Optionen, speziell die eher vernachlässigte, offenhalten kann.

Oder auch andere im eigenen Umfeld, die sich in ihrer naturellbedingten Ecke einschränken, auf die übersehene Option hinweisen.  

Werner Winkler

Tipp Nr. 507: 3 x Nein

Einer der alltagstauglichsten Erkenntnisse der Naturellwissenschaft ist das Wissen um die Unterschiede in der Bedeutung von Wörtern bei den drei Naturelltypen.

Am Beispiel des "Neins" wird dies recht deutlich – je nach Naturell des "Nein-Sagenden" kann es verschieden gemeint sein. Grob vereinfacht:

Beziehungstyp-Nein:
Oft zu schnell ausgesprochen, von der aktuellen Stimmung oder der Beziehung zum Fragenden beeinflusst. Bei genauerer Nachfrage wäre häufig ein "Vielleicht" passender gewesen.

Sachtyp-Nein:
Da selten deutlich ausgesprochen ist es, wenn es doch einmal geäußert wird, in der Regel gut durchdacht und abgewogen; häufig gegen einen starken inneren Widerstand, der aber gute Gründe hat. Ein Sachtyp-Nein sollte man in der Regel akzeptieren, es sei denn, es gibt gute Argumente bzw. Informationen, die übersehen wurden oder bei der Entscheidungsfindung nicht bekannt waren.

Handlungstyp-Nein:
Eher reflexartig als Standardantwort auf Fragen, vor allem auf überraschende. Das Nein des Handlungstyps meint eher: Überzeuge mich vom Gegenteil, wenn du es ernst meinst. Oft auch im Sinn von: Ich würde mich freuen, mit dir in eine Diskussion einzutreten. Handlungstypen lassen sich häufig vom Nein zum Ja bewegen, wenn auch manchmal erst nach einer gewissen Anstrengung oder wiederholter Nachfrage.

(Wer ein Handlungstyp-Ehepaar mit vier Kindern, die alle drei Naturelltypen abdecken, beobachten möchte, dem sei die Serie "Blackish" empfohlen; darin sind vermutlich auch die Schauspieler passend zu ihrem Naturelltyp besetzt, was deren Authentizität verstärkt. Hier ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=SwcychAm--s)

Werner Winkler

Tipp Nr. 506: Save the date - Fachtag Naturellwissenschaft

Heute statt eines Tipps zum Lesen einer für den Terminkalender:

Herzliche Einladung zum 17. Fachtag Naturellwissenschaft, zur Mitgliederversammlung und zur mitgliederöffentlichen Vorstandssitzung 2021 der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft e.V.

am Sonntag, 27. Juni 2021, ab 13:00 Uhr, Einlass ab 12:30 Uhr
71332 Waiblingen, Kulturhaus Schwanen

Die Veranstaltung findet vorbehaltlich coronabedingter Absage statt.

Eine Teilnahme ist wie immer kostenlos, aber diesmal nur mit schriftlicher Anmeldung (an naturellwissenschaft@t-online.de) und Teilnahmebestätigung möglich!

Die Veranstaltung findet in einem größeren Raum als üblich statt, die Teilnehmenden müssen verpflichtend eine FFP2-Maske tragen (außer bei Vorliegen eines Impfnachweises bzw. Nachweises über eine überstandene Corona-Infektion binnen der letzten 6 Monate) und die gesetzlichen Abstandsvorschriften einhalten.


Beginn 13:00 Uhr
Begrüßung, Übersicht über den Tag

13:15 Uhr
Einführung Holger Hägele: Das letzte Interview mit Dietmar Friedmann

13:30 - 15:00 Uhr
Günter Hiller: Dietmar Friedmann – Leben und Werk. Ein kritischer Überblick
Vortrag mit anschließender Diskussion und Abschluss durch Holger Hägele
(der Vortrag von Günter Hiller wird nach dem Fachtag auf der Webseite des Vereins veröffentlicht, so dass ihn alle lesen können)

Pause bis 15:30 Uhr

15:30 Uhr
Live-Naturellanalyse: Einzel-, Paar-, Familien- oder Teamanalyse, je nach Probanden/Gästen (Analysewunsch bitte mit Anmeldung äußern!)

16:30 Uhr
Kollegialer Austausch und Fachgespräch: aktuelle Erfahrungen mit der Naturellwissenschaft

Ende des Fachtages: 17:30 Uhr

Pause

18:00 Uhr Mitgliederversammlung
1. Begrüßung, Feststellung der Beschlussfähigkeit
2. Bericht des Vorstandes über die letzten zwei Vereinsjahre
3. Bericht Vorstand Finanzen und der Kassenprüfer, Antrag auf Entlastung
4. Neuwahl der Kassenprüfer für zwei Jahre
5. Entlastung und Neuwahl Vorstand
6. Verschiedenes

ca. 19:15 Uhr mitgliederöffentliche
Sitzung des neugewählten Vorstands
1. Vorschau Aktivitäten nächste zwei Jahre
2. Finanzplan
3. Verschiedenes

Ende ca. 20:15 Uhr

Im Namen des Vorstandes: Werner Winkler, 1. Vorsitzender



Tipp Nr. 505: Annalena Baerbock

Nach dem (vermuteten) Sachtyp-Denker Olaf Scholz und dem (vermuteten) Beziehungstyp-Fühler Armin Laschet (der sich gegen den Handlungstypen Markus Söder durchgesetzt hat) will nun auch die (vermutete) Beziehungstyp-Macherin Annalena Baerbock das Bundeskanzleramt erobern.

Bei Letzterer habe ich mich immer wieder gefragt, ob meine spontane Analyse "Beziehungstyp" richtig ist oder ob sie vielleicht doch zur Gruppe der Sachtypen gehört. Deshalb höre ich ihr in den letzten Tagen nochmal genauer zu und habe mir auch ältere Reden bzw. Interviews angeschaut.

Bei einer Rede aus dem Jahr 2016 wird der Beziehungstyp und auch der Typus "Macher" ziemlich deutlich: https://www.youtube.com/watch?v=p7HI42dnQ5A

Da redet sie zum Teil so schnell, dass sie Wörter neu mischt, Namen abkürzt oder sich anderweitig verheddert. Das wäre für einen Sachtypen sehr unwahrscheinlich.

In einer Rede von 2014 ist auch ihre beziehungstypische Mimik gut zu sehen, die sie sich inzwischen wohl eher abgewöhnt hat, um seriöser zu wirken: https://www.youtube.com/watch?v=x-v3vMRI94U - und in einer Rede von 2013 wirkt sie auch noch sehr beziehungstypisch-zappelig.

Interessant auch ihre erste Rede im Bundestag ("sehr emotional") zeigt sich ihre Beziehungstyp-Seite deutlich: https://www.youtube.com/watch?v=sS-9XsPVhTs

Und natürlich im Gespräch mit einem anderen (vermuteten) Beziehungstypen, Jan Böhmermann; da kommt der BT doch sehr deutlich zum Vorschein: https://www.youtube.com/watch?v=YIsg5HVhO_o

Wir dürfen uns also auf interessante Debatten bzw. dann die Regierungsbildung freuen, auch aus naturellwissenschaftlicher Sicht. Ich bin neugierig, wie sich die beiden Beziehungstypen Laschet und Baerbock mit der Zeit vertragen.

Werner Winkler  

Tipp Nr. 504: Zum 1900. Geburtstag von Mark Aurel

Morgen feiern nicht nur Philosophinnen und Philosophen weltweit den 1900. Geburtstag von Mark Aurel.

Aus diesem Anlass produzierte SWR2 eine wie ich meine besonders gelungene 30-minütige Sendung. Sie zeigt sehr anschaulich und mit wunderbaren Zitaten, wie dieser römische Kaiser überaus modern und auch psychologisch dachte.

So gab er etwa einem Freund den (quasi naturellwissenschaftlichen) Rat in Sachen Selbstliebe: "Du liebst dich nicht, weil du deine Natur nicht liebst."

Schon lange hegte ich (vor allem nach der Lektüre der "Selbstbetrachtungen") den Verdacht, dass Mark Aurel ein Handlungstyp war – und vieles, was in der Radiosendung über ihn gesagt wurde, bestätigte dies noch einmal; etwa sein Umgang mit Emotionen sowie dem Vergnügen oder seine Haltung gegenüber der Arbeit.

Eine halbe Stunde Zeit, die sich lohnt – auch als Download verfügbar:
https://www.swr.de/swr2/wissen/philosophie-der-gelassenheit-mark-aurel-und-die-stoiker-100.html

Werner Winkler

Tipp Nr. 503: Wegnehmen statt dazutun

Verhaltenspsychologen haben eine spannende Entdeckung gemacht – die Mehrheit von uns Menschen tendiert dazu, eher etwas dazu zu tun als etwas wegzunehmen, um ein Problem zu lösen.

Sie illustrieren das mit kleinen Tests, bei denen Teilnehmende mit Legosteinen oder einfachen Klickaufgaben am Computer Aufgaben lösen sollen. Interessanterweise zeigten aber etwas mehr als ein Drittel der Testpersonen, dass sie das Wegnehmen durchaus als Option erkennen (ich vermute, das waren die Sachtyp-Testpersonen). Die anderen brauchten direkte Hinweise, dass Wegnehmen erlaubt sei oder dass das Wegnehmen kostenlos sei, das Hinzufügen jedoch etwas kosten würde.

Wer zuhause Legosteine und neugierige Kinder oder Mitbewohner hat, kann die in diesem Video (in einfachem Englisch) gezeigten Aufgaben einmal nachstellen und schauen, wer wie reagiert: https://www.youtube.com/watch?v=1y32OpI2_LM

Viel Spaß :)

Werner Winkler

Tipp Nr. 502: Prinz Philip

Bei meinen naturellwissenschaftlichen Beobachtungen ist mir neben Queen Elizabeth ihr Mann Philip so gut wie nie aufgefallen. Aus Anlass seines Todes habe ich mir nun nochmal die vorhandenen Informationen und Filme vorgenommen, um Hinweise auf seinen Naturelltyp zu bekommen.

Schon in der Serie "The Crown", die aus meiner Sicht sehr sehenswert ist, wurde er als emotionaler und freundlicher Mensch vorgestellt – aber auch jetzt im Rückblick auf sein Leben scheint sein humorvolles, freundliches und zu Überraschungen neigendes Verhalten bzw. Wesen in Erinnerung zu bleiben.

In einem kurzen BBC-Video über ihn https://www.youtube.com/watch?v=HS1k8l3mdvY spricht er gegen Ende auch von seinem Stil – also wie er als Mensch ist – und dass er den nunmal nicht ändern könne.

Wer sich mehr von ihm ansehen möchte, dem sei die Recherche "Prince Philip funny moments" auf YouTube empfohlen – da sind zahlreiche seiner Späße für die Nachwelt erhalten und gesammelt, die sehr deutliche Hinweise auf das Beziehungstyp-Naturell geben (wenn auch durch den eher trockenen britischen Humor deutlich gemildert).

Was noch der Erwähnung wert ist: Prinz Philip war Schirmherr hunderter wohltätiger Organisationen – auch das etwas, das einem Beziehungstyp in solcher Position vermutlich wichtiger ist als den anderen Naturellen.

Nach dieser Recherche ist mir nun auch klar, warum mir sein Naturell nicht schon eher aufgefallen oder in Erinnerung geblieben ist – es ist ja häufig so, dass Menschen mit dem gleichen Naturell wie man selbst als "normal" empfunden und daher nicht besonders beachtet werden. Als Beziehungstyp fand ich etwa den Sachtyp Prince Charles oder den Handlungstyp Queen Elizabeth wesentlich spannender.

Ein Zitat, das ich von ihm gefunden habe, passt auch sehr gut zum Beziehungstyp: „Ich bin auf Freizeit genauso scharf wie andere Leute auf Geld - weil ich nämlich nicht genug Freizeit habe.“ Quelle (mehr Zitat dort): https://gutezitate.com/autor/prinz-philip,-herzog-von-edinburgh

Text: Werner Winkler  

Tipp Nr. 501: Kirk Ouimet und sein Wise Being

Diesmal ein Tipp, der Kenntnisse der englischen Sprache voraussetzt; dafür bitte ich um Verständnis. Denn ich habe weder eine Übersetzung gefunden noch sehe ich mich in der Lage, selbst gut genug zu übersetzen.

Es geht um eine Erfindung von Kirk Ouimet, den noch nicht viele kennen. Er hat ein Programm entwickelt (genannt OpenAI’s GPT-3’s language model), dem er die Rolle eines „Wise Being” (Weises Wesen) gibt.

Das Programm liest alles, was es im Internet findet und verknüpft dieses Wissen so, dass es damit auf anspruchsvolle Fragen verschiedenster Art antworten kann.

Aus naturellwissenschaftlicher Sicht finde ich diesen Ansatz bzw. die Ergebnisse insofern spannend, da dieses Programm „naturell-neutral” ist; also nicht wie Menschen einer vom Naturell vorgegebenen Tendenz folgt, Wissensinhalte zu gewichten. Allen, denen ich bisher von diesen Texten erzählt habe und die sie gelesen haben, waren wie ich fasziniert davon.

Einige „Gespräche” mit dem „Wise Being” hat Kirk Ouimet ins Netz gestellt, in absehbarer Zeit soll es auch möglich sein, eigene „Gespräche” mit dem Programm zu führen.

Hier eine kleine Kostprobe aus einem Gespräch über den Urknall und das Universum:

Kirk Ouimet: Over the last 14 billion years of the universe existing, what do you think it is driving towards?

Wise Being: All I can say is the universe is alive and so what we see is an organism which is developing and growing more and more complex. Whether this is a good thing, bad thing, or neutral thing is really beyond my ability to answer.

Kirk Ouimet: Are you glad the Big Bang happened?

Wise Being: I am the Big Bang, so yes, I think it happened because it had to happen.

Die Webseite, von dem das Zitat stammt und auf dem verschiedene Gespräche zwischen Kirk und dem Wise Being nachzulesen sind: https://kirkouimet.medium.com/

Werner Winkler

Tipp Nr. 500: 500 Tipps der Woche im Archiv

Seit ungefähr zehn Jahren gibt es jetzt den "Tipp der Woche" – da hat sich einiges im Archiv angesammelt.

Und weil das Lernen ja vor allem dadurch funktioniert, dass uns ein Thema besonders interessiert, wäre mein "Meta-Tipp" heute, sich durch die lange Liste der Tipps zu scrollen und zu schauen, ob eine Überschrift bzw. ein Thema besonders anspricht und zum Lesen motiviert.

Hier finden sich alle Tipps archiviert:
https://www.naturellwissenschaft.org/de/erfahrungsaustausch/tipp-der-woche.html

Gerne lese ich Rückmeldungen, welcher der Tipps der ausgewählt war: naturellwissenschaft@t-online.de

Werner Winkler

Tipp Nr. 499: Abholen

Gerade in Zeiten, in denen man weniger persönlichnen Kontakt hat, erscheint es wichtig, trotzdem gute Beziehungen zu pflegen – ob nun privat, geschäftlich oder im ehrenamtlichen Bereich bzw. Hobby.

Ein wertvolles und durch die Naturellwissenschaft optimiert einsetzbares Kommunikationsinstrument ist dabei das "Abholen" des Gegenübers. Steve de Shazer nannte es (für den therapeutischen Prozess) "das Passen herstellen", konnte aber nicht so richtig erklären, wie genau das geht.

Wenn wir jemand in echt sehen, nehmen wir sehr viele verschiedene Hinweise auf die Befindlichkeit des anderen wahr. Am Telefon, per Mail, in Chats oder in Video-Konferenzen sind diese Signale jedoch größtenteils nicht erkennbar. Deshalb ist es hier sinnvoll, dem Gegenüber zu signalisieren, dass man ihn tatsächlich wahrnimmt und nicht nur seinen Text oder sein Bild.

Ein (englischsprachiger) Artikel zu diesem Thema findet sich hier: https://www.transformativeworkdesign.com/post/high-quality-connection-and-we-re-not-talking-about-the-internet

Das "Abholen" kann leichter und passender gestaltet werden, wenn man sich auf den Naturelltyp des anderen einstellt und die Nachfrage entsprechend variiert, z. B.

- bei Beziehungstypen eher den privaten Bereich ansprechen ("Wie geht es den Kindern/deinem Partner usw.?"

- bei Sachtypen auf das Lieblingsthema abzielen ("Gibt es etwas Neues in der Schachwelt?")

- bei Handlungstypen ihre Arbeit/Haupttätigkeit ansprechen ("Wie läuft es auf der Arbeit in so schlimmen Zeiten?")

Und eben nicht vertauschen, also den Beziehungstyp zuerst nach seinem vermeintlichen Lieblingsthema fragen (das könnte seit dem letzten Mal gewechselt haben), den Sachtyp nach der Arbeit (über die könnte er sich gerade ärgern, was dann zu einem längeren unangenehmen Monolog führen dürfte) oder den Handlungstyp nach privaten Dingen (vielleicht herrscht dort im Moment keine Harmonie und er möchte nicht darüber reden).

Im Sinne des "Mitgehens" kann man natürlich auf das Thema einsteigen, das der Andere vorgibt, also auch nach der Arbeit fragen, wenn er selbst in dieser Richtung nachfragt usw.

Und wenn man unsicher ist, zu welchem Naturelltyp das Gegenüber gehört, empfiehlt sich eine neutrale, aber trotzdem "abholende" Frage, z. B. "Was gibt es zu berichten aus deiner Welt?" oder "Lange nicht mehr gehört/gesehen – wie geht es dir so?".

Werner Winkler

Tipp Nr. 498: Drei-Naturelle-Teams

Nach dem Hinweis auf die drei vom Naturell her unterschiedlichen politischen Akteure Laschet, Scholz und Söder wies mich ein aufmerksamer Leser darauf hin, dass ja auch innerhalb der SPD-Spitze mit den beiden Vorsitzenden Walter-Borjans (BT), Esken (HT) und Scholz (ST) alle drei Naturelltypen vertreten sind; also wenn unsere Fernanalysen hier zutreffen.

Heute abend schon können Interessierte wieder naturellspezifische Äußerungen zum Wahlausgang in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg* beobachten. Hier stehen ebenfalls Vertretungen aller drei Naturelltypen im Rampenlicht: Malu Dreyer (BT), Winfried Kretschmann (ST) und Susanne Eisenmann (HT). Alle drei aus meiner Sicht auch vom Auftreten her sehr exemplarisch für ihre jeweilige Gruppe.

Interessant hier auch, dass neben Frau Eisenmann noch zwei "Rote" gerne in die neue Regierung in BW eintreten wollen: der SPD-Spitzenmann Andreas Stoch, (der ziemlich deutlich sein Handlungstyp-Naturell zeigt und mit dem Slogan "Mehr Tatkraft in die Regierung!" wirbt) und Hans-Ulrich Rülke von der FDP.  

Der Tipp für Teams aber, den ich an dieser Stelle noch loswerden möchte, lautet: Darauf achten, dass alle drei Naturelltypen vertreten sind bzw. auch gehört werden. Ich habe schon viele Teams beobachtet und auch selbst in verschiedenen mitgewirkt - sobald es Lücken oder Einseitigkeiten gibt, läuft es nicht optimal.

Werner Winkler


Tipp Nr. 497: Laschet zu nett, Scholz zu schlumpfig, Söder zu kämpferisch?

In den nächsten 2-3 Wochen dürfte es wieder reichlich Gelegenheit geben, drei prominente männliche Vertreter unser drei Naturell-Grundtypen auf der politischen Bühne zu beobachten – da sich CDU/CSU ja demnächst auf einen Kanzlerkandidaten einigen will.

- Armin Laschet (CDU) als netter Beziehungstyp
- Olaf Scholz (SPD) als kluger Sachtyp (von Söder als "schlumpfig" tituliert)
- Markus Söder (CSU) als kämpferischer Handlungstyp

Tipp hierzu: Den dreien genau ins Gesicht schauen und auf die (mehr oder weniger vorhandene) Mimik achten! Bei Herrn Laschet muss ich da sofort mitlächeln, bei Herrn Scholz werde ich eher müde und bei Herrn Söder weiche ich spontan ein Stück zurück, um nicht "gebissen" zu werden :)

Anbei zur Erinnerung an die wesentlichen Merkmal die Beschreibung der drei Naturell-Grundtypen aus der bekannten Broschüre (die auf der Vereins-Webseite zum Download bereitsteht).

P.S. Ein Artikel in der Süddeutschen nimmt sich auch des Schlumpf-Vergleichs an: https://www.sueddeutsche.de/panorama/markus-soeder-olaf-scholz-schluempfe-corona-1.5225029

Werner Winkler

Tipp Nr. 496: Gesundes Mittelmaß

Die Naturelle (also die drei Grundtypen) sind ja dadurch beschrieben und unterscheidbar, dass sie jeweils einen Lebensbereich bevorzugen und einen anderen eher vernachlässigen.

Was aber ist mit dem dritten Bereich? Dafür gab es in den letzten 25 Jahren verschiedene Begriffe bzw. Benennungen.

Neulich fiel mir dazu etwas Neues ein (was eigentlich auf der Hand liegt): Wenn wir die Unterteilung der "Haus-Darstellung" mit den drei Stockwerken nehmen, die als Metapher für die drei Lebensbereiche stehen, dann gibt es neben dem höheren und dem niedrigeren Stockwerk auch eines, das "normal hoch" ist.

Dieses Stockwerk könnte man von der Höhe her als "gesundes Mittelmaß" oder "gesunde Mitte" bezeichnen.

Also wäre für Beziehungstypen das gesunde Mittelmaß bei der körperlichen Aktivität zu beobachten, bei Sachtypen bei der emotionalen Verbundenheit und bei Handlungstypen bei der zeitlichen Existenz.

Dieser Blickwinkel könnte zum Beispiel in naturelltypgemischten Teams (oder in Familien) interessant sein – je nach Entscheidung wäre dann die Einschätzung derjenigen besonders wertvoll, die sich vom Naturell her in der "gesunden Mitte" bewegen.

Also würde etwa nicht dem Sachtyp die Verantwortung für die Finanzen übergeben (da er hier tendenziell übertreibt), sondern dem Handlungstyp. Bei Themen, bei denen es um die sozialen Aspekte geht, wären dann die Sachtypen zu hören und wenn es um körperlich-praktische Dinge geht oder um das Maß der nötigen Aktivitäten eher die Beziehungstypen.

Werner Winkler

Tipp Nr. 495: Beobachtungen zum Umgang mit Sachtypen

Da ich in den letzten Wochen an einem Projekt beteiligt bin, bei dem viele mir bisher unbekannte Menschen mitwirken, darunter prozentual mehr Sachtypen als in der Durchschnittsbevölkerung, hatte ich Gelegenheit, die bisher vorhandenen Tipps im Umgang mit diesen Menschen nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Vorneweg: niemand in der Projektgruppe weiß etwas vom Naturell (soweit ich das abschätzen kann).

Beobachtungen, welche Tipps für den Umgang mit Sachtypen funktionieren:

1. Sachtypen nicht unter Zeitdruck setzen.
2. Sachtypen in größeren Runden bewusst zum Mitmachen auffordern.
3. Sachtypen nicht in "rebellischem Verhalten" durch Aufmerksamkeit dafür in eine auch für sie unangenehme Situation bringen ("Opfer-Rolle")
4. Sachtypen für ihren aktiven Einsatz, ihren Mut und ihre Risikobereitschaft anerkennen.
5. Sachtypen die Möglichkeit geben, Nein zu sagen und etwas abzulehnen.
6. Sachtypen nicht "überholen", sondern "dahinter bleiben", vor allem von der Haltung und Energie her.
7. Im Gespräch mit Sachtypen das Ende des Gesprächs (Telefonat, Calls, Chats) anbieten, wenn alles besprochen ist; nicht warten, bis Sachtypen das Gespräch beenden (weil ihnen das schwer fällt).
8. Wenn man kein Sachtyp ist: Langsamer sprechen und vorgehen, als man das üblicherweise tut, wenn die Sachtypen mitkommen sollen.
9. Sachtypen eine klare Benennung für ihre Aufgabe anbieten (auch einen "Titel").
10. Gute Argumente für Entscheidungsvorlagen bereithalten, denen auch die Sachtypen zustimmen sollten.
11. Bei notwendigen Veränderungen den Sachtypen die Vorteile dieser Veränderung praktisch aufzeigen (z. B. Einsparung von Ressourcen, höhere Erfolgsaussichten).
12. Sachtypen nicht ohne ihre Zustimmung kritisieren, vor allem nicht vor anderen.
13. Die gesammelten Kompetenzen und Informationen der Sachtypen gezielt anfordern, aber auch deutlich machen, wenn die Detailtiefe einer solchen Sammlung im Moment nichts zu einem Projektfortschritt beiträgt.
14. Sachtypen nicht dazu auffordern, allgemein "ihre Bedenken" oder "Widerstände" ausführlich darzustellen – eher auf das gemeinsame Ziel fokussieren und dann nach  möglichen Strategien zur Überwindung von Schwierigkeiten fragen; Sachtypen sind oft gute Problemlöser, wenn das Ziel der Anstrengungen deutlich und attraktiv ist.
15. Sachtypen eher nicht mit zu viel Verantwortung für viele Menschen oder für anstrengende Projektschritte betrauen, zumindest nicht ohne verfügbare Unterstützung.
16. Sachtypen nicht übergehen, ignorieren oder ihnen Vorwürfe zu gemachten Fehlern machen.
17. Die Ängste der Sachtypen (Angst vor Fehlern, vor Misserfolg, vor unnötigen Anstrengungen oder Ausgaben, vor dem Kritisiertwerden usw.) ernst nehmen, aber nicht zu viel darüber sprechen; eher Neugierde zeigen, wie diese Ängste überwunden werden bzw. konkrete Unterstützung dazu anbieten
18. Sachtypen für ihre bereits erreichten Erfolge dezent und "wie selbstverständlich" anerkennen (auch die Mühen, die dafür nötig waren).
19. Nicht mit Sachtypen in Konkurrenz gehen, im Zweifelsfall direkt sagen, dass man sie nicht angreifen, sondern mit ihnen kooperieren möchte, um das gemeinsame Ziel erreichbar zu machen.
20. Sachtypen schätzen eine ehrliche Rückmeldung, da sie selbst in der Regel ehrlich sind. Dazu ist aber eine gewisse Vertrautheit nötig, die z. B. durch gemeinsame Arbeit und ein gegenseitiges Verständnis entstehen kann.

Werner Winkler

Tipp Nr. 494: Online-Treffen gegen Einsamkeit

Eine der vermutlich auch nach der Pandemie bleibenden Errungenschaften dürfte die Nutzung von Online-Treffen ("Calls") sein. Und damit der häufige Verzicht auf weite Reisen zu Besprechungen oder Team-Meetings.

Dienste wie Zoom, BigBlueButton oder Skype für Video-Treffen, auch unterstützt von Plattformen für den Datenaustausch wie Trello, WeChange und Slack eröffnen hier ganz neue Möglichkeiten.

Aber auch für private Online-Treffen sind die Video-Treffen sinnvoll – auch gegen die Einsamkeit, die manchen sehr zu schaffen macht. Großeltern, Kinder und Enkel können so per Datenleitung gemeinsam am Frühstückstisch sitzen, Freundinnen einen Tee trinken und sich sehen, Bekannte mit dem gleichen Hobby zusammen arbeiten, auch wenn sie weit entfernt leben.

Und natürlich gibt es auch schon länger Coachings per Videokonferenz, wobei ich persönlich immer noch das Telefon bevorzuge. Für Naturellanalysen ist aber der optische Eindruck eine wichtige Informationsquelle. Neulich war ich bei einem neuen Kontakt, der zunächst nur am Telefon und per Mail stattfand, unsicher bei der Typenzuordnung. Während einer längeren Videokonferenz jedoch ergaben sich so viele neue Hinweise, dass ich relativ schnell wusste "mit wem" ich es bei diesem Kollegen zu tun habe :)

Tipp der Woche also: Bei Gelegenheit einmal die neuen Möglichkeiten ausprobieren, ohne die vorhandenen und bewährten deshalb zu vergessen. So kann häufig ein recht kurzes Telefonat weit mehr bringen als endlose Sätze per Messengerdienst.

Werner Winkler

Tipp Nr. 493: Kaizen und Naturell

Kaizen ist eine aus Japan stammendes Konzept der permanenten Verbesserung. Auf sie trifft man vor allem in Unternehmen, aber auch bei Sportler:innen oder Künstler:innen hat Kaizen seine Anhängerschaft.

Hier nachzulesen, wer es noch nicht kennt: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaizen

Für unsere drei Grundtypen wissen wir von den drei Perfektions-Fallen:

Beziehungstyp: "Perfekt haben wollen"
Sachtyp: "Perfekt sein wollen"
Handlungstyp: "Perfekt können wollen"

Diese (meist unbewussten) Antreiber können das Leben in einen permanenten Stresszustand verwandeln. Die Lehre des Kaizen kann hier Abhilfe schaffen – und zwar dadurch, dass nicht mehr ein "perfekter" Endzustand angestrebt wird, sondern einfach eine fortwährende Verbesserung in kleinen Schritten.

Und wer dadurch immer noch unter Druck gerät, dem sei das Wörtchen "Genug" ans Herz gelegt. Denn wann es "genug" ist, darf man in der Regel selbst entscheiden. Deshalb spricht auch nichts dagegen, einen Perfektionsgrad für den heutigen Tag als "genug" zu bewerten (auch wenn man sich der noch vorhandenen Unperfektheiten bewusst ist).

Oder man wechselt entlang der naturellgemäßen Entwicklungsrichtung einmal in die Perfektionsanstrengungen des eigenen Ressourcentyps – so dass dann für den Beziehungstyp die Herausforderung lautet, an sich selbst zu arbeiten und das eigene Sein weiter zu entwickeln; für die Sachtypen das eigene Können und für die Handlungstypen an etwas zu arbeiten, das man schon hat (und liebt), z. B. an einer Beziehung, einer Kunst oder an etwas Schönem (wie etwa einem Garten).

Werner Winkler

Tipp Nr. 492: Kostenlose Downloads und HT-Vortrag

Auf der Webseite des Vereins gibt es bei den Download-Möglichkeiten jetzt deutlich mehr als bisher: https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/download.html

Hier findet sich z. B. sowohl die aktuelle Version der beliebten Broschüre im PDF-Format, als auch Leseproben der drei Bände "Das Naturell".

Gerade in Homeoffice- und Zuhausebleib-Zeiten vielleicht ein Anlass, sich nochmal etwas in die Fachliteratur zu vertiefen und mehr zu lesen als nur meine kurzen Tipps hier?

Und wer sich lieber einen kurzen Vortrag über die menschliche Fähigkeit des Verleugnens und Verdrängens ansehen will – hier ein "Geheimtipp", der auch für naturellwissenschaftlich Interessierte spannend ist: denn der Redner illustriert sehr schön die Eigenart der Handlungstypen, ihre Mimik selbst bei lautem Lachen des Publikums unter Kontrolle zu behalten.

Leider spricht der kluge Mann manchmal etwas vernuschelt, aber dank guter Präsentationsfolien trotzdem verständlich: https://www.youtube.com/watch?v=dqgYqW2Kgkg

Werner Winkler

Tipp Nr. 491: Licht

Diese Woche ist mir zweimal das Thema LICHT über den Weg gelaufen, einmal als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier darum bat, Kerzen ins Fenster zu stellen im Gedenken an diejenigen, die an Covid-19 verstorben sind.  


Und zuvor während der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden, als die Poetin Amanda Gorman ihr Gedicht "The hill we climb" unter anderem sagte:


"When day comes, we ask ourselves,

where can we find light in this never-ending shade?"


"When day comes, we step out of the shade

aflame and unafraid

The new dawn blooms as we free it.

For there was always light.

If only we're brave enough to see it.

If only we're brave enough to be it."


Nachzulesen hier: https://www.sueddeutsche.de/kultur/joe-biden-gedicht-amanda-gorman-the-hill-we-climb-1.5181310

und nachzuhören hier: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/amanda-gorman-amtseinfuehrung-101.html


Im Physikunterricht habe ich gelernt, dass Licht aus verschiedenen Spektralfarben besteht. Und bis heute fasziniert mich jeder Regenbogen und der bunte Lichtzauber, der durch die Glasprismen an unserem Fenster an die Wände gezaubert wird.


Und ebenso erstaunt bin ich immer wieder zu sehen, wie unterschiedliche Naturelle mit ihren verschiedenartigen Talenten und Anlagen ihr jeweiliges "Licht" bündeln.

Gerade bei der Amtseinführung des US-Präsidenten war das gut zu sehen: die ruhigen Sachtypen mit ihren wohlüberlegten, wenigen Worten; die begeisterten Beziehungstypen mit ihrer Freude und Zuwendung; die zuverlässigen Handlungstypen, die für einen perfekten Fortgang der Zeremonie, für Sicherheit und die Einhaltung der erprobten Abläufe sorgten.


In diesem Sinne: Reichlich Licht, ob wir es nun haben und ins Fenster stellen, ob wir es für andere einfach sind oder ob wir das Licht durch unser inneres Feuer und unsere Leidenschaft zeigen.


Werner Winkler

Tipp Nr. 490: Tipps für Zuhausebleibenmüssen

Da sich jetzt die Situation vom letzten Frühjahr wiederholt, erlaube ich mir ausnahmsweise, auch einen Tipp von damals zu wiederholen (und etwas zu ergänzen).

Die meisten von uns sind es nicht gewohnt, so oft und so lange zu Hause zu sein, wie derzeit wegen Ausgangsbeschränkungen, Kurzarbeit oder weil sie in Quarantäne oder krank sind.

Deshalb einige Tipps für diese Ausnahmesituation aus dem naturellwissenschaftlichen Fundus:

1. Beziehungstypen
- Langeweile bewusst aushalten und längere Zeit "Nichtstun", bis einem etwas Sinnvolles einfällt, für das man motiviert ist
- sich einen (locker-luftigen) Zeitplan ohne zu viel Anstrengungen für den Tag machen und versuchen, ihn einzuhalten
- sich intensiv und ausführlich um ein Thema kümmern, das einen schon länger interessiert; evtl. durch Pausen zur Entspannung unterbrechen, bis man wieder konzentriert weiterarbeiten kann
- durch alte Kisten, Ordner oder Dateien wühlen und sich über die Fundstücke freuen
- Dankbarkeit empfinden, dass man noch gesund ist bzw. noch lebt

2. Sachtypen
- ein Trainingsprogramm aufstellen, bei dem man ins Schwitzen kommt und dieses regelmäßig abarbeiten
- bewusst gut und vielseitig ernähren, dabei darauf achten, ausreichend Nährstoffe und nur so viele Kalorien zu sich zu nehmen, wie man tatsächlich braucht
- einen großen Karton oder eine Mülltüte aufstellen und diesen mit Sachen füllen, die man schon länger wegwerfen wollte, aber es bisher nicht geschafft hat; Variante: jeden Tag z. B. 10 Dinge wegwerfen oder 10 kg
- sich etwas Leckeres kochen/backen, dann vor dem Ofen oder in der Badewanne gemütlich machen und nur soviel davon essen, dass man für den nächsten Tag noch etwas übrig hat

3. Handlungstypen
- mit Freunden oder Bekannten telefonieren, die man schon länger nicht mehr gesprochen hat (auch wenn sie gerade keinen Geburtstag haben)
- lustige Filme anschauen, über die man früher schon einmal gelacht hat (z. B. Loriot, Heinz Erhardt, Pipi Langstrumpf)
- anderen etwas Gutes tun, eine Freude bereiten oder etwas für andere kochen oder backen
- sich von Menschen, die man schätzt, Bücher, Filme oder Musik empfehlen lassen und diese dann am Ende des Arbeitstages bewusst genießen (und danach der empfehlenden Person eine Rückmeldung geben, wie es einem gefallen hat)

Werner Winkler

Tipp Nr. 489: Woran erkenne ich gut trainierte Ressourcen?

Diese Woche fiel mir (als Beziehungstyp) in einer Auseinandersetzung mit Teamkolleg:innen auf, dass es mir im Vergleich zu früher wesentlich besser gelingt, meine Argumente sachlich, aber doch leidenschaftlich vorzubringen.

Früher ging es mir als Beziehungstyp oft so, dass mir meine Emotionen in die Quere kamen und den klaren Verstand in einer Auseinandersetzung blockierten, worauf ich mich oder ein Argument nicht mehr gut verteidigen konnte, sondern meine kindliche Seite gekränkt war und auf "Flucht", "Zorn" oder "Beleidigtsein" geschaltet hat.

Offenbar klappt also das vor Jahren schon postulierte "Training" der naturelltypspezifischen Ressourcen mit der Zeit immer besser, wenn man sich hier regelmäßig fordert. Es bilden sich wohl neue Synapsen im Gehirn oder sie verstärken sich, so dass es einfacher wird, sie zu aktivieren.

Im Fall einer Diskussion zeigt sich so der "Trainingszustand" der Beziehungstypen daran, ob sie sachlich verteidigen können und nicht überemotional reagieren, auch mal eine Pause aushalten oder sich ganz aus einem Thema herausnehmen können, in das sie sich nicht unbedingt einmischen müssen.

Bei Sachtypen wäre es hingegen die Fähigkeit, klare Entscheidungen zu treffen, deutlich Nein zu sagen, offensiv vorzugehen und nicht nur still-leidend die Auseinandersetzung über sich ergehen zu lassen und hinterher zu jammern, dass man wieder zum Opfer der vorgeblich "stärkeren/lauteren" Teilnehmenden wurde.

Bei Handlungstypen wiederum wäre ein Zeichen für gut trainierte Ressourcen die emotional-empathische Zuwendung zu den anderen in einer Gesprächsrunde, eine positive Offenheit, die Zurücknahme des Dominanzimpulses oder auch der Wechsel auf eine eher private Gesprächsebene.

Alles nur Beispiele, da gibt es natürlich viel mehr.

Wie trainiert man seine Ressourcen? Indem man sich bewusst, spielerisch, sportlich und ungezwungen Situationen aussetzt, in denen sie automatisch gefordert werden und in denen man auch sofort merkt, ob die schon vorhandenen "Muskeln" ausreichen oder ob man noch mehr trainieren sollte.

Übrigens fordern gerade besondere Zeiten wie derzeit die Pandemie uns auch in Richtung Entwicklung unserer Persönlichkeit verstärkt heraus und bieten so einen guten Anlass, die teilweise widrigen Umstände als "Trainingsmöglichkeit" dennoch willkommen zu heißen!  

Werner Winkler

Tipp Nr. 488: Das unbewusste Naturell

„Solang Du Dir Dein Unbewusstes nicht bewusst gemacht hast, wird es Dein Leben bestimmen und Du wirst das Schicksal nennen.“ (C.G.Jung)

Beim "Unbewussten" denken die meisten sicher zuerst an Freud und Jung, an Psychoanalyse oder Traumdeutung. Jedoch ist auch das Bewusstwerden des eigenen Naturells, der angeborenen Bevorzugungen und Vernachlässigungen, wie sie von Dietmar Friedmann entdeckt und von der Naturellwissenschaft beschrieben wurden, Teil der Bewusstwerdung.

Sigmund Freud wollte einst, nachdem er den Nutzen der Psychoanalyse erkannt hatte, Nicht-Mediziner zu "Laien-Analytikern" ausbilden. Möglichst viele, nicht nur die Wohlhabenden, sollten von seinen Erkenntnissen profitieren. Leider gelang es den Ärzten, die bereits ein gutes Einkommen aus der boomenden Psychoanalyse zogen, dies zu verhindern. Ergebnis: Fast niemand macht heutzutage mehr eine Psychoanalyse – womöglich erfahren inzwischen sogar mehr Menschen hierzulande etwas über ihr Naturell als über ihr Unbewusstes.

Und dabei muss es ja nicht gleich eine "große Naturellanalyse" sein, die einen Unterschied macht. Schon eine einzelne Triade, in der jemand seine Gewichtung erkennt, kann ein Aha-Erlebnis auslösen. So wie neulich eine Bekannte, der ich das Du-Ich-Wir-Dreieck und ihren starken "Du-Bezug" erklären konnte. Ihr wurde bewusst, dass es völlig okay ist, ihr Ich, ihre eigenen Ziele und Bedürfnisse deutlich zu machen und auszuleben. Und dass sie dafür nicht "kämpfen" muss, dass sie diesen Impuls nicht permanent verteidigen und rechtfertigen muss.

Dieses "Okay-Sein" der verschiedenen Naturelle und naturellbedingten Veranlagungen mit anderen zu teilen und für sich selbst im Bewusstsein zu halten, verändert offenbar die Einstellung zur eigenen Person und zu anderen. Vielleicht mehr, als eine Psychoanalyse das tut.

Werner Winkler

P.S. Wer sich für die Frühgeschichte der Psychoanalyse interessiert, dem sei das hervorragende Werk "Die Entdeckung des Unbewussten" von Henri F. Ellenberger empfohlen.

Tipp Nr. 487: Fundstücke der Woche

Im Laufe einer Woche sammeln sich – oft ohne dass wir es merken – so manche Fundstücke in unserer Erinnerung an.

Die meisten davon verblassen mit der Zeit wieder, sind es aber trotzdem wert, festgehalten zu werden. Hier als mein kleines Weihnachtsgeschenk an die Leserinnen und Leser einige davon ...

... unterwegs mit dem Fahrrad. Im äußersten Blickfeld etwas, das mich ablenkt und den Kopf drehen lässt: tatsächlich sitzen da einige weiße Hühner in einem Obstbaum. Ich halte an. Einige Meter hinter mir zwei Jungs auf ihren Rädern, die ebenfalls anhalten und staunen. Ich schlage symbolisch mit den Armen und schüttle den Kopf. Coronagerecht mit viel Abstand tauschen wir uns über das sonderbare Verhalten dieser Vögel aus. In Indien leben sie im Wald und schützen sich so vor den Tigern, sage ich. Die Jungs schauen bewundernd hinüber. Der Tiger, wiederholt der eine. Und ich denke darüber nach, ob es wohl Füchse in den Gärten gibt, während ich weiterfahre und mich freue, dass die beiden noch stehenbleiben und weiter diskutieren.

... die Rollläden gerade erst am Morgen hochgezogen; irritiert über ein ungewöhnlich helles Licht in Richtung Sonnenaufgang. Es ist noch stockdunkel draußen. Ein Flugzeug? meint meine Frau. Ich sehe genauer hin, ob sich das Licht bewegt. Nein. Die Venus? So hell kennen wir sie nicht. Aber ein Hobby-Astronom schickt per Whatsapp umgehend die Erklärung: Auch die Venus hat Phasen wie der Mond und ist aktuell besonders gut beleuchtet. Die aufgehende Sonne schluckt nach und nach ihr eigenes Licht.

... an einem Tag in zwei Telefonaten einer Sachtyp- und einer Handlungsyp-Bekannten mit naturellgerechter, lösungsorientierter Kommunikation und zu ihrem Naturell passenden Tipps weiterhelfen zu können und den Satz zu hören: Darf ich dich wieder anrufen?

... halbwach am Schreibtisch den kommenden Tag sortierend entdecke ich auf einem achtlos liegen gelassenen Briefumschlag eine Briefmarke mit sechs Gesichtern von Sesamstraßen-Figuren. Ernie lächelt mich an und der Tag hat einen unerwartet guten Start.

... ein Auftraggeber, der mir wegen Lockdown ein Engagement absagen muss, mir aber das Honorar als Vorschuss für das nächste Jahr trotzdem bezahlt. Nicht selbstverständlich.

... zufällig auf einen wunderbaren Film zu stoßen und ihn zusammen mit jemand zu genießen, der an den gleichen Stellen lacht wie ich: Willkommen bei den Hartmanns. Mit Heiner Lauterbach, Uwe Ochsenknecht und Senta Berger in Hauptrollen.

... für eine kleine Präsentation mal wieder die Filzstifte und Holzfarbstifte herausholen statt ein Computerprogramm zu benutzen; und für das überhaupt nicht perfekte Ergebnis Komplimente zu bekommen.

... in der Zusammenarbeit mit Menschen, die nur halb oder gar ein Drittel so alt sind wie ich selbst, permanent Neues zu lernen und ihnen im Gegenzug den einen oder anderen Fehler ersparen zu können, die ich selbst schon einmal gemacht habe.

... die Lieblingsnüsse endlich in einer Portionierung und Verpackung im Supermarkt zu finden, die ich mir schon immer gewünscht hatte.

... eine Antwort auf eine Mail zu bekommen, mit der ich nicht wirklich gerechnet hatte.

... glückliche Gesichter von Forschern im Fernsehen, deren Impfstoffe wirken und weltweit verteilt werden können; ältere Menschen, die strahlend die Impfspritze über sich ergehen lassen und sich freuen, vor einem unnötigen Tod verschont zu werden.

... die Stille in unserer Straße zu bemerken und zu würdigen, die eingekehrt ist, seit wegen des Lockdowns die kleine, laute Kneipe geschlossen hat.

... zwei Raben auf dem Dach gegenüber: einer hat einen Meisenknödel komplett mitgenommen und teilt nun widerwillig die Leckerei mit seinem Freund. Er weiß nicht, dass er von uns beobachtet wird und uns zum Lachen bringt.

In diesem Sinne: Eine in vielerlei Hinsicht reiche Woche wünscht

Werner Winkler



Tipp Nr. 486: Um Hilfe bitten

Ein Mitleser der Tipps der Woche hat mich auf einen Text hingewiesen, den ich gerne (mit Erlaubnis der Autorin) hier teilen würde, weil er eine naturellwissenschaftliche Seite enthält:

"Stell dir vor, du stehst vor einer Aufgabe, die du nicht alleine bewältigen kannst. Was ist deine Strategie?

Sie so abzuwandeln, dass du es alleine schaffst?
Nur zur Hälfte machen, um dann doch unzufrieden sein?
Mit aller Gewalt über deine Kräfte gehen?
Oder bittest du um Hilfe?"

Hier werden ja drei denkbare Strategien vorgestellt, wie man es vermeiden kann, um Hilfe zu bitten. Bei der Zuordnung der dritten zum roten Naturelltyp waren sich der Kollege und ich einig, nur bei der ersten und zweiten wichen wir in der Zuordnung ab.

Ich kenne die Strategie 1 von mir als Beziehungstyp und die Strategie 2 von Sachtypen. Was sind hier die Erfahrungen der Mitlesenden?

Gerade in diesen herausfordernden Zeiten ist ja die Fähigkeit, um Hilfe zu bitten, wenn sie gebraucht wird, fast schon eine Kernkompetenz. Und jemand zu haben an den man diese Bitte richten kann, ein besonderes Glück!

Beides wünscht von Herzen
Werner Winkler

P.S. Der Text entstammt dem "Energetischen Adventskalender" von Uta Sander.

Tipp Nr. 485: Asperger-Syndrom und Sachtyp-Denker-Naturell

Diese Woche wies mich ein Freund auf eine beeindruckende Dokumentation über Greta Thunberg hin, die jetzt in der ARD-Mediathek verfügbar ist:
https://www.ardmediathek.de/daserste/video/reportage-und-dokumentation/ich-bin-greta/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzZiZTEwZWEyLWVjOWYtNDcwYS04OTE4LTNlMDUwNzdkYWQ3MQ/

Ich kann sie sehr empfehlen, nicht nur im Hinblick auf die Thematik, sondern auch im Hinblick auf die Persönlichkeit, um die es geht. Denn auf die Person Greta Thunberg bezogen lässt sich im Beitrag aus naturellwissenschaftlicher Perspektive immer wieder gut beobachten, wie zwei Persönlichkeitsmerkmale (das Asperger-Syndrom und das vermutete Sachtyp-Denker-Naturell) ineinandergreifen und sich gegenseitig womöglich verstärken.

Werner Winkler

P.S. Wer es noch nicht im Rundbrief gelesen hat: Dr. Dietmar Friedmann, der Entdecker der drei Grundtypen und Mitbegründer unserer Initiative, ist leider am 27.11. nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Auf der Seite der ILPV ist ein Kondolenzbuch eingerichtet: https://www.ilpv.org/content/kondolenzbuch-dietmar-friedmann/

Anhang: Screenshot von der Webseite der ILPV

Tipp Nr. 484: Strategen, Blockierer und Vermittler ...

... so war diese Woche ein Artikel auf tagesschau.de überschrieben, was mich natürlich neugierig gemacht hat ob der Dreier-Einteilung.

Und tatsächlich finden sich in den Charakter- und Verhaltensbeschreibungen der Ministerpräsident:innen und der anderen Agierenden im Artikel einige Hinweise auf das (vermutete) Naturell derselben.

Ich will die Forschungsfreude aber nicht durch meine eigenen Gedanken blockieren und gebe deshalb einfach den Tipp, sich den Artikel in Ruhe anzuschauen (und vielleicht hier und da "kundig" zu schmunzeln): https://www.tagesschau.de/inland/ministerpraesidenten-coronakrise-101.html

Werner Winkler

Tipp Nr. 483: Naturell und Identität

Ein längeres Gespräch mit einer jungen Feministin (so ihre eigene Beschreibung) neulich brachte mich wieder einmal zum Nachdenken in Sachen "Identität" – und wie sehr das Naturell hier Einfluss nehmen kann.

Aus naturellwissenschaftlicher Sicht sind wir ja inzwischen so weit, dass wir das Naturell als "einen Teil der Gesamtpersönlichkeit" verstehen. Also einen Teil NEBEN anderen (An-)Teilen, wie z. B. dem biografischen Einfluss, dem biologischen Geschlecht, dem Hirngeschlecht, der sexuellen Orientierung oder den für wichtig erkannten Grundwerten.

Welcher dieser Persönlichkeitsanteile bestimmt jedoch unsere Identität, also unser Selbstverständnis?

Wenn sich jemand etwa als "Feministin" oder als "Beziehungstyp" bezeichnet, und diese Zuordnung zu einer Gruppe (alle Feministinnen, alle Beziehungstypen) für sie oder ihn identitätsstiftend ist, erhält ein einzelnes Persönlichkeitsmerkmal eine hervorgehobene Bedeutung.

Im vertieften Gespräch oder Austausch mit anderen kann es deshalb sehr sinnvoll sein, auch zu verstehen, welche/s Persönlichkeitsmerkmal/e – ob angeboren oder erworben – dieser Mensch für sich als besonders bedeutend anerkennt (um ggf. darauf Rücksicht zu nehmen oder um sein Verhalten besser zu verstehen).

Auch gibt es Identitäten, die sehr übergreifend oder übergeordnet wirksam sind. Mancher Fußballfan lässt sich z. B. in einem Sarg beerdigen, der in die Vereinsfarben gehüllt ist. Oder jemand, der ein bestimmtes Fach studiert und darin promoviert hat, gibt seinem Namen einen entsprechenden Zusatz, der dann Teil der Identität wird (Dr. med. ...). Genauso bei Menschen, die heiraten und den Nachnamen des Partners annehmen, oder bei Menschen, die in eine Klostergemeinschaft eintreten und dabei einen Ordensnamen ("Bruder ...") annehmen usw.

Ein junger Mann sagte mir neulich, als ich jungen Klimaaktivist:innen dabei half, ihre Kandidat:innen für die nächste Wahl korrekt aufzustellen, dass er sich nicht so sehr über seine Männlichkeit identifiziere, sondern sich vor allem als Mensch und als Lebewesen sehe. Er war zu Gunsten einer jungen Frau von der möglichen Kandidatur zurückgetreten, weil sonst zu viele Männer auf der Wahlliste stehen würden.

Das fand ich sehr sympathisch, sowohl dass er jemand hier den Vortritt ließ, als auch, dass er sich von seinem Selbstverständnis her vor allem als "Mensch und Lebewesen" sah. Denn das verbindet ihn dann automatisch zuerst mit allen anderen Menschen bzw. allen anderen Lebewesen. Und nicht mit einer kleinen Teilgruppe – denn aus stark vereinzelten Gruppen entsteht bekanntlich häufig nicht nur Identität ("Wir Armenier", "Wir Aserbaidschaner"), sondern auch Feindschaft und Krieg.

Vielleicht lassen sich Identitäten dahingehend in eher sinnvolle und eher schädliche sortieren, ob ihre Annahme als Teil des Selbstbildes nicht nur die eigene Persönlichkeit bereichert, sondern auch dazu beiträgt, das Zusammenleben mit anderen zu verbessern.

Denn genau das sehen wir ja häufig, wenn jemand seine "Naturell-Identität" zu den schon vorhandenen Identitäten dazunimmt: er versteht nicht nur sich selbst besser, sondern auch seine Mitmenschen.

Werner Winkler

P.S. Der oben zitierte junge Mann weiß übrigens noch nichts von seinem Sachtyp-Naturell und dass die Erkenntnis darüber womöglich ein wertvoller Teil seiner Identität sein könnte. Falls sich die Gelegenheit dazu ergibt, werde ich ihn aber gerne in dieses "Geheimnis" einweihen :)   
  

Tipp Nr. 482: Handlungstyp und Lebensfreude

Was einem durchschnittlichen Handlungstypen die Lebensfreude vermiesen kann, wissen wir ja nur zu gut:
- Krankheiten und andere Blockaden
- fehlende Handlungsfreiheit
- etwas Leckeres kochen oder backen und dann die Hälfte verschenken
- zu wenig zu tun
- fremde Menschen, die Unruhe ins Leben bringen
- unharmonische Beziehungen
- um nur einige zu nennen.

Was aber befördert die Lebensfreude von Handlungstypen? Wovon braucht es "mehr", damit sie mehr Glück erleben?

Hier einige Beispiele und Tipps aus meiner Sammlung:
- ein spannendes Hobby, bei dem auch soziale Kontakte möglich sind
- wenn das Leben oder andere Menschen einen zum Glück "zwingen"
- wenn man sich selbst zu etwas Neuem zwingt (sich den Befehl dazu gibt)
- wenn ein neuer und sympathischer Mensch ins eigene Leben tritt
- Zeit mit den Kindern oder Enkelkindern (keine fremden Kinder!)
- wenn etwas Neues oder Überraschendes ins Leben tritt
- ein Haustier (auch Freizeittier, z. B. ein Pferd)
- ein Garten, der gerade genug Arbeit bedeutet
- schöne Rituale, die soziale Kontakte in Maßen bedeuten
- kulturelle Veranstaltungen, bei denen Emotionen angesprochen werden
- gute Filme, Theateraufführungen, Musicals, Konzerte usw.
- sportliche Veranstaltungen (als Zuschauer oder Akteur)
- Gelegenheit zum Spiel und Spaß
- eine anspruchsvolle oder lustige Serie komplett durchsehen und dabei die eigentlich nötigen Arbeiten völlig vergessen
- ein großes Puzzle an einem Stück machen und dabei völlig abschalten
- in der Badewanne lesen, ohne gestört zu werden
- mit dem Auto, Fahrrad oder Motorrad eine Spazierfahrt machen
- ein Kurztripp in eine noch unbekannte Stadt, wo man niemand kennt

Zwar geht nicht alles davon in Pandemie-Zeiten, aber vielleicht ist ja der eine oder andere Tipp dabei, den man selbst (als HT) oder mit "seinem HT" umsetzen kann?

Werner Winkler

Tipp Nr. 481: Sachtyp und Motivation

Gestern schrieb mir ein netter Sachtyp (der noch nichts von seinem Naturell weiß) als Entschuldigung dafür, dass eine seit über sechs Wochen versprochene Arbeit so lange gedauert habe, er hätte das leider so ausführlich in seinem Hinterkopf bebrüten müssen und er wisse, dass es für andere so aussehe, als sei er ein "fauler Sack".

Da ich ihn seit vielen Jahren kenne, war mir klar, dass es nicht von heute auf morgen geht bei ihm. Aber da er eine super Arbeit leistet, tolerieren seine Kundinnen und Kunden das offenbar.

Aber das Stichwort "Motivation" tauchte da bei mir wieder auf. Was motiviert einen Sachtypen, über seine naturellbedingte Grenze hinauszuwachsen, zumindest für einen Moment oder für eine dringende Aufgabe?

Nach meinen Beobachtungen aus inzwischen 23 Jahren werden Sachtypen in ihrer Motivation z. B. durch folgende Faktoren angeregt:

- faire Konkurrenz (auch mit sich selbst)
- Anerkennung und Aufmerksamkeit (oder Aussicht darauf)
- Angst vor wirtschaftlichem Abstieg oder ökonomischem Verlust
- gute Bezahlung ihrer Arbeit
- Aussicht auf guten Gewinn bei wenig Aufwand
- ein attraktives Ziel im Allgemeinen
- Aussicht auf einen Titel
- Aussicht auf (finanzielle) Sicherheit
- Aussicht auf körperliche Zuwendung
- Aussicht auf weniger Verantwortung
- Aussicht auf etwas Leckeres zu Essen
- Aussicht darauf, etwas lernen zu können
- wenn sie ihre Stärken, z. B. ihre Ausdauer, ausspielen können (Marathon-Lauf)

Dieses Wissen um die naturelltypischen Motivationsmuster ist gerade für diejenigen wichtig, die es mit Sachtyp-Kindern, -SchülerInnen, -MitarbeiterInnen oder einer/m Sachtyp-PartnerIn zu tun haben UND selbst kein Sachtyp-Naturell haben.

Ich beobachte immer wieder, wie etwas Handlungstyp-Chefs versuchen, "ihre" Sachtypen mit Druck zu motivieren (also so, wie sie sich selbst motivieren) oder Beziehungstyp-Eltern ein Sachtyp-Kind mit Neugier oder Begeisterung bzw. Entzug von Zuneigung aus der (vermeintlichen) Reserve locken möchten.

Hier braucht es Einsicht in die Verschiedenheit der Naturelltypen und eine bewusste Verhaltenssteuerung, um dem anderen gerecht zu werden. Die Mühe lohnt sich aber – auch das habe ich in der Zeit immer wieder beobachten können!

Werner Winkler

Tipp Nr. 480: Beziehungstyp und Konzentration

Nicht nur für Corona-Quarantäne bzw. -Rückzug-Zeiten heute ein Tipp für Beziehungstypen (und alle, die mit ihnen zu tun haben).

Wie schaffen es Beziehungstyp-Menschen, ihre vernachlässigte Ressource "Konzentration" zu nutzen und sich nicht in ihren vielseitigen Projekten und Ideen zu verheddern?

Erfahrungswert hierzu ist, dass ein Beziehungstyp sich dann (für eine gewisse Zeit) auf ein Thema konzentrieren kann, wenn es für ihn mit einer relativ hohen Leidenschaft verknüpft ist. Wenn er also einen Sinn darin sieht, der über den gewöhnlichen Anreiz, sich mit etwas zu befassen, hinausgeht.

Idealerweise hat dieses mit Leidenschaft versehene Thema noch etwas mit Menschen (oder auch Tieren, Pflanzen) zu tun, denen damit etwas Gutes getan wird.

Und wenn ein einzelnes Thema nicht genug Leidenschaft und Konzentration auf sich ziehen kann, sind es vielleicht zwei oder drei Themen, die im Wechsel über längere Zeit bearbeitet werden.

Aber einen glücklichen Beziehungstypen sieht man eher dann, wenn er für eine gewisse Zeit an einem einzelnen Thema mit Leidenschaft arbeiten kann, bei dem dann auch ein längerfristig bestehendes Ergebnis sichtbar wird (zum Beispiel ein Renovierungsprojekt, ein Buch, eine politische Aktivität, eine Hilfsaktioin, eine Aufräumaktion, eine Firmengründung, ein Lernprojekt usw.).

Und so lange sich gar keine solchen spannenden Themen zeigen, auf die sich der Beziehungstyp konzentrieren kann, bleibt ihm nur eine andere Lernaufgabe: das Aushalten der Langeweile und das Warten auf den Moment, an dem ihn die Muse küsst und seine Kreativität anspringt.

Text: Werner Winkler  

Tipp Nr. 479: Typische Sätze

Aus den Gesprächen über die erweiterten Begriffe in der Landkarte von letzter Woche ergab sich erneut die Einsicht, wie naturelltypisch manche Sätze sein können – und wie deutlich dadurch die Hinweise auf den Naturelltyp eines Menschen.

Die folgenden Beispiele enthalten jeweils ein Adjektiv, ein Verb und ein Substantiv. Wobei alle drei Begriffe zum jeweiligen Grundtyp passen, bzw. für diesen "typisch" sind:

Beziehungstyp:
- etwas aufregend Neues anfangen
- emotionale Verbundenheit kommunizieren
- rasch auf eine dramatische Situation reagieren
- einen persönlichen Zusammenhang intuitiv erfassen

Sachtyp
- den zeitlichen Aufwand und das eventuelle Risiko genau analysieren
- existenziellen Ängsten detailliert auf den Grund gehen
- einem problematischen Thema viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen
- geistigen Dingen Raum geben, die vielleicht übersehen wurden

Handlungstyp
- kraftvolle körperliche Aktivitäten zeigen
- ein anspruchsvolles Ziel verfolgen
- einen ambitionierten Plan durchsetzen
- die geschäftlichen Zahlen kontrollieren

Solche und ähnliche Muster tauchen immer wieder auf, wenn man nach ihnen Ausschau hält. Zwei Beispiele: Über die letzte Diskussion zwischen Donald Trump und Joe Biden hieß es, der Präsident habe auf viele Aussagen seines Herausforderers nur mit "lustigen Grimassen reagiert". Oder Angela Merkel, die derzeit versucht, sehr sachlich für Vorsicht im Hinblick auf Ansteckungsgefahren argumentiert.

Gerade in außergewöhnlichen, nicht-alltäglichen Situation finden sich solche naturelltypischen Muster, bei denen jemand ganz seiner angeborenen Eigenart folgt und dadurch gut in seiner Zugehörigkeit zu einer Gruppe erkannt werden kann (bzw. ein Typverdacht entsteht, der sich oft als zutreffend erweist).

Werner Winkler   

Tipp Nr. 478: Landkarte reloaded

Seit ich 1999 die erste "Landkarte" veröffentlicht habe, mit denen wir die Grund- und Untertypen klar zuordnen können, hat es immer wieder kleinere Änderungen gegeben – etwa dass aus dem (etwas vagen) Begriff "Beziehung" der deutlichere "Verbundenheit" geworden ist.

Oder aus "Tätigkeit" irgendwann "Aktivität".

Nun ist mir schon länger aufgefallen, dass die Begriffe der Grundbereiche besser verstanden werden, wenn ich nicht nur "Verbundenheit" sage, sondern genauer "emotionale Verbundenheit".

Genauso im Bereich "Aktivität", der durch "körperliche Aktivität" exakter wird.

Womit ich aber lange "gekämpft" habe, war der Grundbereich, auf den sich die Sachtypen spezialisieren. Nun habe ich letzte Woche zusammen mit Günter Hiller und danach auch mit einigen anderen Sachtyp-KollegInnen verschiedene Begriffe bedacht und bewertet.

Ursprünglich meinte ich, mit einem Adjektiv vor "Zeitorientierung" wäre es getan, so wie bei den anderen beiden Bereichsbenennungen. Aber irgendwie passte kein Wort perfekt und mit einem Wortungetüm wie "daseins-existenzielle Zeitorientierung" wäre es sicher schwer geworden, Nicht-Sachtypen zu erklären, was damit gemeint ist.

Um es kurz zu machen: Letztlich haben wir das Hauptwort adjektiviert und einen Begriff zum Hauptwort gemacht, der schon lange im Raum schwebte – so dass nun als alternative Bezeichnung "zeitliche Existenz" im Sachtyp-Feld steht.

Anbei eine Landkarte mit den drei ergänzten Begriffen, wer sie für Seminarunterlagen etc. in besserer Auflösung braucht, bitte melden.

Über Rückmeldungen* bin ich wie immer dankbar.

Werner Winkler

* in den letzten Wochen kamen manche Rückmeldungen wegen eines Softarefehlers offenbar nicht bei mir an; falls jemand eine Antwort vermisst, bitte bei mir melden

Tipp Nr. 477: Adam Lambert

Nachdem Freddy Mercury 1991 gestorben war, dachten viele Rockfans, die Band Queen wäre am Ende. Zu prominent und prägend war ihr langjähriger Leadsänger und Komponister vieler Hits wie "Bohemian Rhapsody" oder "We Are The Champions".

Doch dann kreuzten sich die Wege der verbliebenen Bandmitglieder mit einem jungen Talent, Adam Lambert. Ein Funke sprang über und die Beteiligten sagten später, es habe ein besonderes "Passen" zwischen ihnen gegeben.

Aus naturellwissenschaftlicher Sicht kein Wunder, denn hier waren wohl mehrere Beziehungstypen miteinander in Kontakt gekommen.

Kurz und gut, es wurde probeweise gemeinsam musiziert und Adam Lambert tourte als neuer Leadsänger mit Queen um die Welt (ich hatte das Privileg, auf dem Konzert in Stuttgart mit meiner Frau dabei zu sein).

Nachdem ich mir neulich Adam Lambert nochmal ausführlicher angeschaut habe, bin ich zum Ergebnis gekommen, dass es sich bei ihm um einen Beziehungstyp-Macher handeln müsste.

Hier zwei Beispiele - ein Auftritt im Finale der Talentshow, bei der er entdeckt wurde: https://www.youtube.com/watch?v=q6DAcA3RZDY - und hier die so genannte
First Audition: https://www.youtube.com/watch?v=hXWpyaFFxxQ als er ziemlich selbstbewusst vor die Juroren tritt und a capella singt.

In einem Interview zeigt sich für mich deutlich sein Naturell: https://www.youtube.com/watch?v=x5ANY6HdSM8 und wer gerne ein bisschen Gänsehaut und Freddy-Mercury-Feeling spüren möchte, sollte sich diese Aufnahme mit ihm anhören und ansehen: Who wants to live forever: https://www.youtube.com/watch?v=eHPv80jNoQU

Viel Vergnügen!

Werner Winkler

Tipp Nr. 476: Trump vs. Biden

"Es ist schwer, mit so einem Clown umzugehen" hat sinngemäß Joe Biden im TV-Duell mit Donald Trump gesagt.

Ich gebe zu, dass es mir nicht gelang, die Aufzeichnung länger als zwei Minuten am Stück anzuschauen. Aber was mir beim kopfschüttelnden Betrachten dieser beiden Beziehungstypen wieder einfiel: Selbst ein schlechtes Vorbild taugt noch zu etwas - nämlich als abschreckendes Beispiel.

Und hierfür können wir Donald Trump tatsächlich dankbar sein. Er macht vor, wie man sich (egal jetzt, ob man Beziehungstyp oder Macher oder ich-bezogen oder alles drei ist wie er) im Gespräch mit anderen, zumal vor laufender Kamera und der ganzen Welt als Zuschauer, NICHT verhalten soll:
- dem anderen permanent ins Wort fallen
- dem anderen nicht zuhören
- schlecht informiert über Themen reden, von denen man Ahnung haben sollte
- den Moderator übergehen und nicht akzeptieren
- die vorab vereinbarten Regeln nicht einhalten
- als Erwachsener ein Verhalten zeigen, das höchstens bei einem Kleinkind akzeptiert würde.

Ich hoffe inständig, dass die Wählerinnen und Wähler in den USA sich ihrer demokratischen Möglichkeit besinnen, einen offenkundig ungeeigneten und überforderten Präsidenten friedlich zu ersetzen.

Biden ist zwar kein Obama, bei dem man als Beziehungstyp stolz auf die eigene Naturelltyp-Familie sein konnte – aber egal, was er tut und lässt, es dürfte ihm nicht schwer fallen, den Unterschied gegenüber seinem Vorgänger deutlich ausfallen zu lassen.

Werner Winkler

Tipp Nr. 475: Handlungstyp-Lied (Hildegard Knef)

Neulich schauten wir uns auf Empfehlung die dänische Serie "Rita" an, die von einer ungewöhnlichen Lehrerin handelt (und vor allem angehenden Lehrkräften durchaus zu empfehlen ist). Hier ein Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ca1USk2u4xQ

Dabei fiel mir auf, dass mich die Hauptdarstellerin an jemand anderen erinnert, der mir zunächst nicht einfiel: Hildegard Knef nämlich, die ein ganz ähnliches Gesicht zeigt wie Mille Dinesen (Rita in der Serie).

Daraufhin habe ich mir nochmal Aufnahmen von Hildegard Knef angesehen und dabei zum ersten Mal bewusst den Text des bekannten Liedes "Für mich solls rote Rosen regnen" wahrgenommen. Ziemlich handlungstypisch, finde ich.

Hier eine Aufnahme mit eingeblendeten Text: https://www.youtube.com/watch?v=VcWrt6_4_oM

Und zum Lied selbst findet sich ein Hinweis zur Entstehungsgeschichte auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Hildegard_Knef): "1968 kam ihre Tochter Christina Antonia durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Sie selbst schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr. Im selben Jahr noch erschien ihr optimistisch-ironisches Erkennungslied Für mich solls rote Rosen regnen."

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 474: Kamala Harris – US-Vizepräsidenten-Kandidatin

In den nächsten Wochen wird uns der US-Wahlkampf zwischen Joe Biden und Donald Trump reichlich Gelegenheit geben, nicht nur deren Persönlichkeit insgesamt, sondern auch ihr Naturell zu beobachten.

Etwas im Hintergrund, aber wegen der symbolischen Bedeutung trotzdem wichtig dürfte die Person von Kamala Harris sein – Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin neben Joe Biden. Sie würde auch im Fall einer Amtsunfähigkeit des Präsidenten automatisch die neue Präsidentin werden.

Schon im Vorwahlkampf habe ich sie beobachtet und versucht, Hinweise auf ihren Naturelltyp zu finden (was nicht so schwer war).

Hier ein Video, der ihr Handlungstyp-Naturell (wie ich meine) gut zeigt: Kamala Harris https://www.youtube.com/watch?v=6C9nglcK0w8

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 473: Altersweisheiten

In der aktuellen ZEIT ist eine lesenswerte Reportage über zwölf Bewohnerinnen und Bewohner eines Hamburger Altenwohnheims abgedruckt, die 1016 Lebensjahre an Erfahrungen abdecken, wie die Autoren schreiben.

https://www.zeit.de/2020/38/pflegeheim-bewohner-lebensgeschichten (derzeit komplett leider nur mit Abo zu lesen)

Am Ende werden die zwölf Interviewten nach einem kurzen Statement gefragt, was sie denn jungen Leuten gerne mit auf den Weg geben wollen. Daraus ein paar Beispiele bzw. Tipps, die für mich z. T. sehr naturelltypisch klangen:

Frau Böge: "Was ich festgestellt habe: Man bleibt so, wie man ist. Wer in jungen Jahren schon ein Knatterbüdel ist, der bleibt das auch im Alter."

Frau Michaelis: "Wenn ich mir als junger Mensch begegnete, würde ich mir sagen: Lass alles auf dich zukommen. Wehr dich gegen nichts. Sei offen."

Frau Neindorf: "Ich habe keine Lebensweisheiten, ich halte auch nichts davon. Eine vielleicht. Seien Sie immer nett. Auch wenn es eine Überwindung ist - es zahlt sich aus."

Frau Davids: "Im Leben hat alles einen Sinn. Aber es ist gar nicht so einfach zu sagen, was der Sinn des Lebens ist."

Herr Wiech: "Das Wichtigste im Leben ist: Erstens, Sport. Zweitens, Arbeit. Drittens, mit dem Auto durch die Gegend fahren."

Dann hätte ich noch ein Film- bzw. Serientipp (leider nur auf Netflix), in dem speziell das Handlungstyp-Naturell (sehr deutlich bei Hilary Swank) ausführlich und sehr treffend dargestellt wird: AWAY. Die Geschichte handelt von fünf Raumfahrerinnen und Raumfahrern aus fünf Nationen, die sich auf den Weg zum Mars machen. Hier kann man einen Trailer sehen: https://www.netflix.com/de/title/80214512

Lustig darin auch die kleinen Seitenhiebe auf die chinesische und russische Raumfahrerkultur und auch auf die US-amerikanische Technikverliebtheit.


Zuletzt noch zwei Tipps für diejenigen, die statt zu lesen oder zu schauen lieber nur zuhören (dafür jetzt ohne jegliche Abohürde): Durch die Corona-Pause sind ja viele Künstlerinnen und Künstler auf Online-Auftritte ausgewichen.

Neulich war ich auf der Suche nach einer bestimmten Musik durch die Vorschläge auf Youtube daran erinnert worden, dass Cat Stevens (bei dem ich immer noch rätsle, ob er zu den Sach- oder Beziehungstypen gehört) immer noch eine wunderbare Stimme hat: https://www.youtube.com/watch?v=yXuq6XpoasE – und dass es auch Talente gibt, die man bei uns kaum kennt (und bei denen das Beziehungstyp-Naturell ziemlich offensichtlich ist): https://www.youtube.com/watch?v=dMXAvHxcN_w


Tipps gesammelt von: Werner Winkler

Tipp Nr. 472: Grundtypen und Gene ...

Seit vielen Jahren habe ich einen Augenmerk auf alle Berichte und Studien, in denen eine Dreiteilung auftaucht.

Zum Einen aus Neugier, wo sich unsere drei Grundtypen zeigen könnten (unten ein Beispiel) und zum anderen, weil ich noch immer die Hoffnung habe, es könne sich ein biologischer bzw. genetischer Marker finden, mit dem wir die Grundtypen "sicher", also objektiv, bestimmen könnten.

Zwei Fundstücke dazu aus den letzten Wochen für die eigene Begutachtung bzw. zum Schmunzeln:

In Tübingen hat die Stadtverwaltung Eigentümer von freien Grundstücken gebeten, eine Bebauung zu bedenken, um die Wohnungsnot zu lindern. Ergebnis: „Auf dieses Schreiben hatte sich knapp ein Drittel der Eigentümer bereit erklärt, zu bauen oder zu verkaufen. Rund ein Drittel lehnte die Bebauung ab, das letzte Drittel sind Eigentümer, die um mehr Bedenkzeit gebeten oder noch nicht geantwortet haben."
 
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wohnungsnot-in-tuebingen-boris-palmer-lockt-grundstuecksbesitzer-mit-mini-haeusern.b0062271-2dd1-45fa-b6a3-51c189fd6f16.html

Und dann die spannendere Sache. Kanadische Forscher haben einen Genabschnitt (ein "Allel" identifiziert, das offensichtlich direkt mit dem sozial-emotionalen Verhalten assoziiert ist. Es heißt ...

In einem Fachartikel heißt es dazu: "CD38.rs3796863 has two variants (alleles): A and C. The gene can therefore be present as three combinations, or genotypes: AA, CC and AC. The authors found that individuals with the CC genotype reported higher communal behavior than individuals with AA or AC genotypes. Those with the CC genotype were also more likely to see their partner as behaving communally and they experienced fewer negative feelings, such as worry, frustration or anger than AA or AC genotypes. Those with the CC genotype also reported higher levels of relationship adjustment, including perceptions of relationship quality and support."

Quelle: https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-08/sr-grr081820.php

Hier ein deutscher Artikel zum Thema: https://www.br.de/nachrichten/wissen/ist-die-romantik-in-unseren-genen-veranlagt,S8DLIKO

Zitat daraus: "Grund für ihre am 20. August 2020 in “Scientific Reports” erschienene Studie war die Annahme, dass das Gen “CD38” eine Rolle in unseren romantischen Beziehungen spielen könnte. Das Gen ist bei Tieren dafür bekannt, am Bindungsverhalten zwischen Individuen beteiligt zu sein.

Dabei haben die Forscher herausgefunden, dass eine Variation des Gens - CD38.rs3796863 - für das Gemeinschaftsverhalten von Menschen verantwortlich sein kann - vor allem für Äußerungen von Zuneigung in einer Partnerschaft. Die Genvariation selbst hat nochmal zwei Variationen, sogenannte Allele: A und C. Damit gibt es drei mögliche Kombinationen bzw. Genotypen: AA, CC und AC."

Dies klingt für mich tatsächlich nach "unseren" Naturelltypen, zumal das Phänomen ja auch bei Tieren auftaucht. Jetzt wäre natürlich die Frage, wie es sich vererbt und ob es z. B. in eineiigen Zwillingen einmal so und einmal so auftaucht (wie bei den Naturelltypen).

Ich bin auch noch auf der Suche nach einem Labor, das eine entsprechende Analyse durchführt. Für Tipps hierzu wäre ich sehr dankbar!

Werner Winkler

P.S. Hier noch der Link zum Originalartikel, der allerdings recht anspruchsvoll ist, was das fachliche Englisch anbelangt: https://www.nature.com/articles/s41598-020-69520-y

Tipp Nr. 471: Hörtipp der Woche: Sachtyp-Professor über das Lernen

Einen (nicht nur für Sachtypen) sehr hörenswerten Vortrag über die neuronalen Hintergründe des Lernens findet sich auf SWR2: https://www.swr.de/swr2/wissen/neuronale-fitness-wie-lernt-das-gehirn-swr2-wissen-aula-2020-08-30-100.html

Sehr spannend für alle, die wissen wollen, wie ein kluger Sachtyp sich in das Thema Lernen vertieft und dabei unabsichtlich auch das eine oder andere Geheimnis seines eigenen Naturells erklärt.

Sicher auch für Eltern von Sachtyp-Kinder oder Pädagogen interessant.

Neugieriges Hören wünscht
Werner Winkler

Tipp Nr. 470: Katzenvideo - Sommerpause

Mit einem kleinen Katzenvideo verabschiede ich mich für dieses Jahr in die Sommerpause:

https://www.youtube.com/watch?v=g1W1BvT63SQ (hier mit dem originalen Text des Dekans: https://www.youtube.com/watch?v=V4WsJjZ-cgg)

Spannend die Auskunft der Kirchenleute, denen diese Katze "gehört": Jede ihrer Katzen hätte einen eigenen Charakter und ein eigenes Temperament. Zu welchem Temperament oder Naturell gehört wohl eine Katze, die sich auf einen Frühstückstisch schleicht und die Milch mit der Pfote auftunkt? Und ein Hinweis an die bibelfesten LeserInnen hier: Die Katze taucht just in dem Moment auf, als der Geistliche den Satz zitiert, dass "das Reich Gottes mitten unter uns" sei :)

Für die Sommerpause (oder das "Sommerloch") in der deutschen Politik hätte ich noch eine interessante Beobachtungsaufgabe: Wem gelingt es, aus dem "Nein" des Handlungstypen Markus Söder ein "Ja" zu machen und mit welchem Argument? Wir wissen ja als Naturellkundige, dass das "Nein" eines Handlungstyps sehr häufig nur bedeutet: "Überzeuge mich vom Gegenteil!".

Vielleicht könnte man München zur Hauptstadt machen anstatt Berlin? Dann wäre das Problem gelöst, dass Söder kommuniziert hat, sein "Platz wäre in Bayern". Falls also nicht noch irgend eine gut versteckte schmutzige Wäsche auftaucht, die seine Konkurrenten ans Tageslicht befördern, können wir uns auf den dritten CSU-Kanzlerkandidaten (alle übrigens dann Handlungstypen) einstellen und vermutlich auch auf den nächsten Handlungstyp-Kanzler nach Gerhard Schröder (man beachte die Ähnlichkeit der Namen Schröder und Söder!).

Den potentiellen anderen KanzlerkandidatInnen (Laschet, Spahn, Baerbock, Habeck) traut ja die Mehrheit der Deutschen offenbar genauso wenig diese Rolle zu wie den Sachtypen Scholz und Merz.

Franz-Josef Strauß soll angeblich erst nach reichlich Alkohol zur Kanzlerkandidatur bereit gewesen sein - bei Markus Söder könnten schon die "berauschenden" Meinungsumfragen ihre Wirkung tätigen, so meine Vermutung. Weil ein bisschen selbstverliebt wirkt er schon, nicht erst, seit er Kreide gefressen hat und sich plötzlich angewidert von seinen noch kürzlich vertretenen rechtslastigen Parolen verabschiedet hat, weil ihm das Wahlvolk das übel genommen hat.

Wobei: Menschen können ja dazulernen, auch Handlungstyp-Politiker, die gerne noch mehr Macht hätten als sie schon haben. Immerhin hat er öffentlich eingestanden, dass sein Liebäugeln mit Rechtsaußen ein großer Fehler war ...  

Werner Winkler

Tipp Nr. 469: Walter Arlen wird 100.

Als Walter Arlen 18 Jahre alt war, sprang sein jüdischer Nachbar Egon Friedell aus dem Fenster, um sich der Verhaftung durch die Nazis zu entziehen.

Er selbst überlebte den Terror in Wien, weil er zu einem Onkel in den USA auswandern konnte. Am 31. Juli feiert er (hoffentlich) seinen 100. Geburtstag und ich denke, es lohnt sich, ihn und seine Musik kennenzulernen.

Vom Naturell her scheint er ein vergangenheitsorientierter Beziehungstyp zu sein. Jedenfalls ist es erstaunlich, wie er trotz seines hohen Alters noch viele Daten, Namen und Erlebnisse präzise schildern kann.

Hier eine Auswahl an Links zu seiner Person – eine lohnende Zeitreise, denke ich!

Interview (Video) mit ihm: https://www.youtube.com/watch?v=4cdP9PgzR78&list=PL3sxuOVv41kL--jijwlPFCvmMkpLREq78&index=2

Wikipedia-Artikel über ihn: https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Arlen

„Das erste Jahrhundert des Walter Arlen”. Film, z. B. bei Amazon zu sehen, hier der Trailer: http://www.walterarlen-film.com/

Interview mit ihm: https://kurier.at/kultur/zeitzeuge-walter-arlen-das-blut-auf-dem-weissen-schnee-werd-ich-nie-vergessen/297.103.512

Interview in der ZEIT von Juli 2020: https://www.zeit.de/2020/28/walter-arlen-zeitzeuge-nationalsozialismus-wien-exil-los-angeles

Eine Klavierkomposition von ihm: https://www.youtube.com/watch?v=zJDhPrYsOyw&list=PL3sxuOVv41kL--jijwlPFCvmMkpLREq78&index=9

Ein Sonnett von ihm: https://www.youtube.com/watch?v=e5rjZYl_zXw&list=PL3sxuOVv41kL--jijwlPFCvmMkpLREq78&index=8

https://www.youtube.com/watch?v=s5JpyMDz9UI&list=PL3sxuOVv41kL--jijwlPFCvmMkpLREq78&index=3

Und zum Schluss noch ein schönes Zitat von ihm: „Musik, Kunst oder Romanschreiben hat eine Bedeutung für die Zukunft, denn es macht aus halbwilden zivilisierte Leute”.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 468: Fußball als Vorbild für Teamwork

Dass im Fußball die verschiedenen Charaktertypen und auch Naturelle ihren Platz haben und gemeinsam für den Erfolg einer Mannschaft kooperieren, hatte ich hier schon einmal thematisiert.

Also etwa das Passen der unterschiedlichen Positionen zu unseren drei Naturelltypen: die Handlungstypen sind die idealen Angreifer (Robben, Ribery, Lewandowski), die Sachtypen die besten Verteidiger (Boateng) und die Beziehungstypen können sowohl im Mittelfeld, als Liberos (Beckenbauer) oder in der Torwartposition das Team zusammenhalten oder für gute Stimmung sorgen (Podolski, Schweinsteiger).

Neulich sah ich nochmal einen Film, der die Anfänge des Fußballspielens in Deutschland zeigt – und in dem auch die Naturelltypen bei den Schülern sehr gut zu erkennen sind, z. B. beim späteren Torwart ("Wo muss man sich in diesem Spiel am wenigsten bewegen?"). Interessant darin auch Daniel Brühl als innovativer Lehrer im Deutschen Kaiserreich und wie er sich gegen die Vorurteile des Kollegiums mit seiner Idee durchsetzt, Fußball als Teil des (Englisch-)Unterrichts einzuführen.

Sehenswert und im Juli noch dreimal im Fernsehen zu sehen: https://programm.ard.de/Programm/Sender?sender=28106&datum=2020-06-15&sendung=281063120328342

Spannend übrigens auch im echten Fußball-Leben die Rollen der Trainer und wie sich dabei die Naturellunterschiede zeigen (etwa im Vergleich von Jogi Löw, HT, Berti Vogts, ST und Jürgen Klinsmann, BT)!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 467: Bee Gees – drei Naturelle gemeinsam

Neulich las ich in einem Artikel über die Band Bee Gees (benannt nach dem Kürzel für "Brüder Gibbs", B.G.s), dass sie sich im Laufe ihrer Karriere immer wieder heftig in die Haare gekommen und auch zeitweise getrennt hatten. Begründung, so die Autorin des Artikels: Sie waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten.

Das weckte natürlich meine Neugier und ich nahm mir die Zeit, zahlreiche Interviews und Live-Auftritte der drei auf YouTube anzusehen.

Am schnellsten war dabei Barry Gibb als Beziehungstyp zu erkennen und auch der Sachtyp bei Robin Gibb war bald offenkundig, wobei ich länger schauen musste, da Barry seinen Brüdern in Interviewrunden gerne mit den Antworten zuvor kam und seinen Sachtyp-Bruder damit wohl überrumpelte, bevor der selbst antworten konnte :)

Schwierig war es bei Maurice Gibb, der oft still in den Runden saß und nur wenig sagte. Sollte der Zwillingsbruder zu Robin auch Sachtyp sein?

Aufklärung brachten Einzelninterviews mit ihm und mit Bekannten, die in einem Film zu seinen Ehren nach seinem frühen und überraschenden Tod zu sehen sind. Darin erzählt er von seinen Alkoholproblemen (deshalb war er wohl auch so oft still, um sich nicht zu verraten) und dass er schon als Jugendlicher alle anderen unter den Tisch trinken konnte. https://www.youtube.com/watch?v=hbz-CzJBjXc

Der Typverdacht "Handlungstyp" wurde dann weiter verstärkt, als mir seine schwache Mimik auffiel (neben den parallelen Handbewegungen); auch mochte er es wohl, während die anderen beiden sangen, kleine Gags zu machen und zum Beispiel einem Kameramann die Kamera wegzunehmen und selbst damit zu filmen. Wenn er gehend zu sehen ist, zeigt sich eine sehr aufrechte, fast steife Körperhaltung, wie für das Handlungstyp-Naturell typisch.

Hier ein später Auftritt, als noch alle drei am Leben waren (inzwischen lebt nur noch Barry): https://www.youtube.com/watch?v=-Ly6P65kYKc

Und hier zum Vergleich alle drei in einem frühen Interview (da sitzen sie auch in der "richtigen Reihenfolge" nach ihren Naturellen, falls ich richtig liege: 1,2,3) und überzeugen mit kleinen Live-Musik-Einlagen: https://www.youtube.com/watch?v=osNgv7Ndap8

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 466: Grundtypen erkennen leicht gemacht (2)

Nachdem ich letzte Woche drei prominente Männer mit einem besonders gut erkennbaren Naturell vorgestellt habe, heute das Pendant dazu mit prominenten Frauen – jeweils mit einem kurzen Video:

Angela Merkel (vermutlich Sachtyp + Denker):
https://www.youtube.com/watch?v=dJfMFkXxj5U

Judy Dench und Ellen Degeneres (vermutlich beide Handlungstyp + Macher):
https://www.youtube.com/watch?v=U8hwQqDRKgs

Franziska Giffey (vermutlich Beziehungstyp + Fühler):
https://www.youtube.com/watch?v=PDkpVyBQcDU

Viel Spaß und Erkenntnisgewinn beim Schauen
wünscht Werner Winkler

P.S. Und falls Sie mehr Prominente und deren Naturelltyp entdecken möchten, hier nochmal der Link zur "Promiliste": http://www.123modell.de/prominente.htm

Tipp Nr. 465: Grundtypen erkennen leicht gemacht

Immer wieder taucht die Frage auf, wie man denn als Einsteiger ins Thema Naturellwissenschaft lernen kann, die drei Grundtypen bei Prominenten oder im Bekanntenkreis zu unterscheiden.

Ein nützlicher Tipp hier ist, sich zuerst die prägnanten Beispiele vorzunehmen und sie zu beobachten, speziell wenn zum Grundtyp auch noch die identische "Farbe" beim Untertyp im Aktivitätsbereich hinzukommt, sind diejenigen oft besonders leicht zu erkennen.

Mit solchen "extrem typischen" Beispielen in der eigenen Startsammlung ist es dann leichter, weitere hinzuzufügen, die jenen ähnlich wirken – wobei es stets um die subjektiv wahrgenommenen Eindrücke geht, nicht um objektiv messbare Vergleiche. Wenn ich also zum Beispiel auf jemand treffe, der mich spontan und auch längerfristig an Thomas Gottschalk erinnert, dann ist die Chance hoch, dass diese Person zur gleichen Naturellgruppe gehört.

Drei Beispiele für solche "extrem typischen" Menschen (bewusst drei Männer), bei denen der Grundtyp gut zu sehen ist (mit jeweils einem YouTube-Video, um sich einen ersten Eindruck zu machen):

- Markus Söder, vermutlich Handlungstyp + Macher:
https://www.youtube.com/watch?v=gnZr2OVkB6E

- Olaf Scholz, vermutlich Sachtyp + Denker:
https://www.youtube.com/watch?v=y-uoIs-tp8Q

- Thomas Gottschalk, vermutlich Beziehungstyp + Fühler:
https://www.youtube.com/watch?v=LnjrOao044o

Viel Vergnügen beim Schauen und Lernen!

Werner Winkler

Tipp Nr. 464: Frühe Bezugspersonen

Einer der Faktoren für die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit sind ja die frühen Bezugspersonen in der Kindheit – oft neben den Eltern und Geschwistern auch Großeltern, Tanten und Onkels.

Wer seine eigene frühe Kindheit besser verstehen möchte, kann das vielleicht auch dadurch, dass er versucht, nachträglich etwas über die Naturelle derjenigen herauszufinden, die ihn in der ersten Phase seines Lebens begleitet und womöglich auch mit geprägt haben.

Ich habe als Beispiel diejenigen aufgelistet, die meine Bezugspersonen in den ersten vier Jahren waren und in Klammern deren Naturelltyp, so weit ich (Beziehungstyp) das aus der Erinnerung analysieren konnte:

Mutter (Handlungstyp)
Vater (Sachtyp)
Ältester Bruder (Sachtyp)
Zweitältester Bruder (Handlungstyp)
Großvater (Handlungstyp)
Großmutter (Beziehungstyp)
Tante (Handlungstyp)
Onkel (Handlungstyp)
Patenonkel (Beziehungstyp)
Frau von Patenonkel (Beziehungstyp)

Als ich mehr über die Naturelle und deren Interaktionen gelernt habe und auch nach und nach erkannte, zu welcher Naturellgruppe meine frühen Bezugspersonen gehören bzw. gehört haben, hat mir das doch sehr dabei geholfen, mich selbst und meine Erinnerungen an die frühe Kindheit besser zu verstehen.

Ich könnte mir daher vorstellen, dass es anderen ähnlich ergeht und dass es sich lohnt, sich für die dafür nötigen Analysen aus der eigenen Erinnerung etwas Zeit zu nehmen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 463: Test zur Selbstkenntnis

Das Wissen um das eigene Naturell, also die Gewichtung zwischen den Erlebensbereichen, ermöglicht eine vertiefte Kenntnis der eigenen Gesamtpersönlichkeit.

Wie aber steht es mit den anderen Persönlichkeitsfaktoren? Wie gut kennen Sie sich in dieser Hinsicht?

In der Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit", die häufig in Seminaren oder bei der Naturellanalyse genutzt wird, sind neben dem Naturell noch sieben weitere Bereiche benannt, die einen starken Einfluss auf die Gesamtpersönlichkeit ausüben.

Anhand dieser Faktoren und einige anderen habe ich einen kleinen Selbsttest entwickelt. http://www.123modell.de/selbsttest.htm

Wie viele dieser 20 Fragen können Sie beantworten? Was können oder wollen Sie noch über sich selbst herausfinden? Vielleicht geben Ihnen diese Fragen an der einen oder anderen Stelle Gelegenheit, evtl. vorhandene Wissenslücken zu schließen.

Text: Werner Winkler


Tipp Nr. 462: Lernen an der Leistungsgrenze

Neulich fragte mich ein Klient, wie er seine Ressourcen besser trainieren könne.

Da aus der Sportwissenschaft bekannt ist, dass Trainingsfortschritte in der Regel an der Leistungsgrenze stattfinden, empfahl ich ihm, sich "Hausaufgaben" zu geben, die seine Ressourcennutzung in einem stärkeren Maße erforderten als bisher üblich.

Also im konkreten Fall die Selbstliebe (Beziehung zu sich selbst stärken, weniger stark auf das "Du" bezogen agieren). Fast wäre ich auf die (unbewusst) gestellte Falle eingegangen – "Herr Winkler, können Sie mir nicht sagen, was ich da machen kann ...". Aber zum Glück bemerkte ich den darin enthaltenen Du-Bezug und forderte ihn auf, sich selbst eine "Hausaufgabe" zu stellen und sie mir auch nicht zu verraten. Sie sollte ja wirklich seine eigene Aufgabe und Herausforderung sein.

Ich kenne diesen Trainingseffekt an den eigenen Grenzen auch von mir selbst. Als Denker fällt mir das Aufschreiben meiner Gedanken (auch von Tipps wie diesem) prinzipiell eher schwer. Als Schüler graute mir vor Aufsätzen, weil das, was dann auf dem Papier erschien nicht genau dem entsprach, was vorher in meinem Kopf so gut geklungen hatte.

Trotzdem habe ich es Stufe für Stufe so weit gebracht, dass mir sogar dreibändige Lehrbücher zur Naturellwissenschaft gelingen (wenn auch unter starkem "Muskelkater"). Hätte ich das aber schon 2001 machen sollen, als mir durch massive Unterstützung meiner damaligen Partnerin gerade einmal das erste Lehrbuch gelang, ich hätte gleich abgewunken.

Man darf sich also weder überfordern noch unterfordern, wenn man einen "Naturellmuskel" trainieren will. Und ihn dann auch möglichst regelmäßig benutzen, damit die neu gebildete Stärke nicht durch Erschlaffung wieder zurückgeht.

Insofern bin ich ganz dankbar für die Möglichkeit, jede Woche einen Tipp verfassen zu können und hoffe, der eine oder andere in der Leserschaft kann damit etwas anfangen.

Text: Werner Winkler  

Tipp Nr. 461: Corona holt das Beste und das Schlechteste aus uns hervor ...

In den letzten Wochen fällt immer stärker auf, dass die Krise, die durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde, das Beste, aber auch das Schlechteste aus uns hervorholt.

Aus Sicht der Naturellwissenschaft lassen sich hierbei je nach Grundtyp bestimmte Muster erkennen, die vielleicht helfen, sich für die "hellere Seite" des eigenen Naturells zu entscheiden und der Versuchung zu widerstehen, der "dunklen Seite" nachzugeben – und auch von den anderen Naturellen zu lernen, die ja oft im Extrem das zeigen, was in uns allen an Potential steckt (im Guten wie im Schlechten).

Beispiele für die hellere Seite des Naturells im Umgang mit der Krise:

- beziehungstypisch: hilft anderen, nimmt viel Rücksicht, zeigt Empathie, pflegt soziale Kontakte trotz Hindernissen, macht kostenlose Angebote, engagiert sich ehrenamtlich

- sachtypisch: informiert sich genau und in seriösen Quellen, versucht zu verstehen, zeigt Verständnis und Mitleid, nimmt sich Zeit für andere und speziell für Erkrankte oder Betroffene, hohe Opferbereitschaft und Leidensfähigkeit

- handlungstypisch: setzt sich für Gerechtigkeit ein, engagiert sich wo er nützlich sein kann, entwickelt zusätzliche Aktivitäten, nutzt seine Macht aus um Schaden zu begrenzen oder zu reparieren, kümmert sich um praktische Hilfe und Unterstützung, versieht seine Pflichten gewissenhaft, übernimmt die Verantwortung in seinem Einflussbereich

Beispiele für die dunklere Seite des Naturells im Umgang mit der Krise:

- beziehungstypisch: zeigt Schadenfreude, verbreitet ungeprüfte Horrormeldungen, Verschwörungstheorien oder Werbebotschaften, zeigt sich uneinsichtig und unvorsichtig, informiert sich kaum sondern hört nur auf Bekannte oder Freunde, gibt sinnlos Geld aus, wechselt permanent seine Meinung (weil sie nie fundiert erarbeitet wurde), lässt sich von Stimmungen beeinflussen oder von seinen Emotionen mitreißen, verschließt die Augen vor der Realität, flüchtet sich in eine Fantasiewelt

- sachtypisch: rebelliert gegen Autoritäten um des Prinzips willen, zerlegt die Fakten so lange, bis keine praktischen Schlussfolgerungen mehr möglich sind, wittert geheime und schicksalhafte Kräfte im Geschehen, sieht keine eigenen Handlungsmöglichkeiten und sich selbst als Opfer dunkler Mächte etc., sucht nach Aufmerksamkeit für sich selbst durch Einnahme einer Außenseitermeinung (sieht sich als "Querdenker" und unterstreicht damit seine Individualität), zeigt sich zynisch und übertrieben sachlich gegenüber dem Leid anderer, wird übertrieben ängstlich

- handlungstypisch: geht in einen misstrauischen Kampfmodus, meidet fremde Menschen und sogar Freunde, sieht das Böse am Werk, übertreibt es völlig mit der Hygiene oder mit Medikamenten, verliert jegliche Relation und Lebensfreude, verliert das Vertrauen in andere Menschen oder Institutionen, setzt übertrieben auf Autorität und Befehlston, reagiert kaltherzig und empathielos

Als eines der schönsten Beispiele für die "helle Seite" habe ich das Engagement eines alten Mannes in England erlebt, der nur mit seinem Rollator ausgerüstet Geld für das Gesundheitssystem sammeln ging und am Ende Millionen zusammenbrachte: https://www.tagesschau.de/ausland/captain-tom-100-103.html – ein schönes Beispiel dafür, was ein Einzelner an Gutem bewirken kann! Die schlechten Beispiele lasse ich lieber weg, die kennt ja jeder zur Genüge aus den Nachrichten ...

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 460: Hannelore Kohl Dokumentation

Nachdem ich letzte Woche eine Dokumentation über den Handlungstyp Maria Callas empfohlen hatte, möchte ich heute noch eine über Hannelore Kohl, ebenfalls Handlungstyp, nachreichen (nur bis Ende Mai abrufbar):

https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/geschichte-im-ersten/sendung/hannelore-kohl-die-erste-frau-100.html

Ich habe sie eher zufällig entdeckt und war fasziniert, wie viele klare Hinweise auf das Handlungstyp-Naturell der ehemaligen Kanzlergattin enthalten sind – bis hin zu Sätzen, die aus dem naturellwissenschaftlichen Lehrbuch stammen könnten: "Sie hat in praktischen Dingen immer perfekt funktioniert".

Insgesamt kein "schöner Film" wie bei Maria Callas, aber sicher ein lehrreicher für alle, die Handlungstypen und auch ihre Abgründe besser verstehen möchten.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 459: Maria Callas Dokumentation

Noch bis Ende Mai ist in der Mediathek von 3sat der Film "Maria by Callas" zu sehen (und zu hören!).

Darin werden viele bis dato unveröffentlichte Aufnahmen und auch Interviewszenen gezeigt. Sie zeigen an vielen Stellen das Handlungstyp-Naturell dieser außergewöhnlichen Sängerin.

Besonders interessant fand ich auch die Persönlichkeitsentwicklung, die sich im Laufe ihres (recht kurzen) Lebens zeigt, speziell im Spannungsfeld zwischen ihrer Arbeit und ihrem privaten Leben als Frau, Freundin und Liebende.

https://www.3sat.de/film/dokumentarfilm/maria-by-callas-100.html

Nicht nur für MusikliebhaberInnen, auch für NaturellwissenschaftlerInnen sehenswert!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 458: Naturell bei Singvögeln

Wenn es jetzt wärmer wird, verbringen wir wieder mehr Zeit im Freien, vielleicht im eigenen Garten, im Park oder auf dem Balkon.

Seit Jahren beobachte ich die Vögel, die auf unserem Balkon den Winter über zu Gast sind. Manchmal sind da mehrere Vögel, auch verschiedene Arten, gleichzeitig anwesend, so dass sich Unterschiede im Verhalten zeigen, die mich an unsere Naturelle erinnern.

Beispiel: Bei einem Rotkehlchen-Paar ist das eine sehr zutraulich, es schaut zum Fenster herein oder sitzt im Baum ganz nah bei mir, wenn ich etwas im Garten arbeite. Das andere hält sich eher im Hintergrund, ist vorsichtig und scheu.

Ähnlich bei den Meisen: da gibt es sehr vorwitzige, aber auch welche, die ständig versuchen, die anderen zu dominieren oder zu verscheuchen. Eine versucht sogar, offensiv mit mir zu kommunizieren und mir zu signalisieren, wenn das Futter alle ist. Sie kommt dann direkt ans Fenster und nickt mit dem Kopf in meine Richtung, bis ich aufstehe und Futter nachfülle.

Leider können wir nicht mit den Vögeln sprechen, insofern ist es auch nicht möglich, eine Naturellanalyse wie fachlich richtig durchzuführen – aber ich finde es doch faszinierend, auch bei diesen Lebewesen Unterschiede in der Persönlichkeit bzw. im Naturell beobachten zu können und sie so wenigstens etwas zu verstehen.

Denn ich als Beziehungstyp würde das genauso machen, wenn die Vögel die "überlegenen" Wesen wären und mir ab und zu Futter hinstreuen, damit ich die letzten kalten Nächte besser überstehe :)

Tipp also für alle, die die Gelegenheit dazu haben: Noch ein bisschen Futter investieren und das Schauspiel genießen!

P.S. Auch bei Vögeln, die man zu Hause hält (was für die meisten von ihnen kein guter Zustand ist), kann man die Naturellunterschiede beobachten. Vor über 30 Jahren hielten wir zwei Nymphensittiche. Im Rückblick wurde mir klar, dass einer davon ein Beziehungstyp-Naturell zeigte: suchte ständig Kontakt, probierte alles aus, was man ihm anbot, flog auf den Tisch, wenn Essenszeit war und unterhielt sich mit uns etc. Der zweite war eher sachtypisch: still, unauffällig, ängstlich, aber ein sehr guter Beobachter.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 457: Macht und Ohnmacht

Je mehr sich die Folgen der Corona-Pandemie durch unsere weltweit vernetzte Gesellschaft verbreiten und sogar das ansonsten gut abgeschottete Nord-Korea erreichen, desto stärker wird bei mir als Beziehungstyp (neben vielen anderen Gefühlen) das Gefühl der Ohnmacht.

Auch wenn die vorsichtigen Sachtypen (wie Merkel, Kretschmann, Steinmeier) uns zu Geduld und Verzicht mahnen oder sich der Handlungstyp Söder wieder einmal als tatkräftiger Landesvater (oder Kanzlerkandidaten-Kandidat) in Szene setzen kann – letztlich sind wir alle mehr oder weniger ohnmächtig den Naturgesetzen unterworfen.

Die Frage ist hier, wie sehr wir uns von der offenkundig vorhandenen Ohnmacht (oder besser: begrenzten Macht über das eigene Leben oder das Funktionieren der Gesellschaft) überraschen, beeinflussen bzw. einschüchtern lassen. Denn zu leben bedeutet ja von Geburt an bis zu unserem Tod auch das "am Leben bleiben". Das ist unser eigentlicher Job, nicht der, den wir derzeit vielleicht zu verlieren drohen. Manchmal vergessen wir das, wenn die Dinge zu lange zu rund und ungestört ihren Gang gehen – persönlich und wirtschaftlich. Als wäre alles Gute, das wir ansonsten schätzen, eine Selbstverständlichkeit.

Also heißt es, unsere begrenzte Macht nicht zum Anlass zu nehmen, gar nichts mehr zu tun. Sondern im Gegenteil genau auszuloten, wo wir tatsächlich "mächtig" sind. Wir können leider nichts gegen die Corona-Toten in New York, Ecuador oder Italien unternehmen, aber sehr wohl das eigene Umfeld und uns selbst einem möglichst geringen Ansteckungsrisiko aussetzen.

Ebenso (um auf eine andere hohe Todeszahl hinzuweisen, die es heute wieder einmal in die Schlagzeilen geschafft hat) können wir nichts dagegen tun, dass es in China und anderswo auch weiterhin normal ist, Wildtiere zu essen; aber wir können die Millionenzahl der in Deutschland geschredderten oder vergasten männlichen Küken um unseren eigenen Anteil daran reduzieren. Hier haben wir Macht, dort nicht.

Ob das dann unser naturelltypisch eingefärbtes Mit-Leiden tatsächlich lindert, muss sich zeigen. Aber jede Oma, die nicht erkrankt, jeder Beatmungsplatz in der Klinik, der wegen unserer Rücksichtnahme freibleibt, jedes Küken, das durch unsere bewusste Kaufentscheidung nicht geschreddert wird, ist unsere Mitwirkung wert.

P.S. Wer die gestrige Rede des Bundespräsidenten verpasst hat, kann sie hier nachhören: https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-127.html#Steinmeier-Zeigen-wir-einander-das-Beste-in-uns

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 456: Haltung

Häufig höre ich in Coachinggesprächen, dass sich jemand durch sein Umfeld stark (negativ) beeinflusst erlebt – etwa durch Vorgesetzte, Kunden oder die Bürokratie. Das Leiden bezieht sich dann häufig nicht auf das geforderte Verhalten an sich, sondern durch die bloße Anordnung an sich; wir mögen es nicht sonderlich, wenn uns jemand demonstriert, dass er Macht über uns hat.

Hier hat jeder Naturelltyp seine typspezifischen Einfallstore für das Unwohlsein: Beziehungstypen möchten bekanntlich geliebt werden und lassen sich so leicht dazu hinreißen, etwas nur jemand "zuliebe" zu tun, das sie von sich aus gar nicht tun würden.

Sachtypen werden häufig von ihren Ängsten gesteuert. Sie folgen dann Verhaltensmustern, die scheinbar mehr Sicherheit oder weniger Gefahr versprechen, aber nicht zum ansonsten vernünftigen und freiheitsliebenden bis rebellischen Verhalten dieses Naturells passen.

Und Handlungstypen neigen zu besonders pflicht- und regeldominiertem Verhalten, das durchaus zwanghaft ausarten und die seelische Gesundheit massiv schädigen kann – also die Pflicht um der Pflicht willen zu erfüllen oder ein Gesetz um des Gesetzes willen zu befolgen.

Worin liegt nun der Spielraum, die Freiheit? Wie wehrt man sich (unabhängig vom Naturelltyp) gegen ein von Außen gesteuertes Verhalten, wenn es nicht zum eigenen passt? Die Antwort liegt in der inneren Haltung. Denn diese kann uns nicht gegen unseren Willen aufgezwungen werden, wenn wir uns dafür entscheiden, sie selbst zu wählen.

Praktisches Beispiel aus der gegenwärtigen Situation: Der Staat kann uns (aus gutem Grund) Einschränkungen für unsere sozialen Kontakte vorschreiben – aber nicht unsere innere Haltung dazu. Wir können uns etwa selbst dazu auffordern, auf unnötige Kontakte, Ausflüge oder Besuche verzichten; also aus unserer eigenen Einsicht heraus, nicht deshalb, weil es uns vorgeschrieben wird.

Die innere Haltung, die wir dabei zeigen, wenn wir freiwillig etwas tun, ist eine ganz andere, als wenn wir gezwungen werden. Und genau hier liegt unsere Freiheit – dem Notwendigen und Unvermeidlichen zuvorzukommen. Und dieses Verhalten womöglich auch dann noch eine zeitlang aufrecht zu erhalten, wenn es von offizieller Seite nicht mehr vorgeschrieben oder angeordnet wird.

Oder ein etwas allgemeineres Beispiel: Jemand ärgert sich, dass er immer pünktlich um 8.00 Uhr auf der Arbeit erscheinen muss. Um seine Freiheit zu demonstrieren, kommt er bereits eine halbe Stunde früher und tut in dieser halben Stunde nur Dinge, die ihm selbst sehr wichtig sind. Die Haltung zur Vorgabe ändert sich so augenblicklich und verliert ihre Unausweichlichkeit.

Text: Werner Winkler

P.S. Ein sehr verständliches Aufklärungsvideo zur aktuellen Pandemie-Situation hat mir ein Freund geschickt. Die Zeit, die es dauert, es anzuschauen, lohnt sich aber und hinterher ist man deutlich schlauer: https://www.youtube.com/watch?v=3z0gnXgK8Do

Tipp Nr. 455: Krise und Worst-Case-Szenarien im Naturellspiegel

In den letzten Wochen wird vielen zum ersten Mal richtig bewusst, dass unser gewohntes Alltagsleben keinesfalls selbstverständlich und völlig gesichert ist. Die derzeitige Krise zeigt u.a., wie verletzlich unsere hoch organisierte und vernetzte Zivilisation ist – angefangen vom Klopapier bis hin zur Anzahl der Beatmungsgeräte im Krankenhaus.

Je nach Naturelltyp gehen die Ängste, Befürchtungen oder Fantasien dann mehr in die emotionale, rational-mentale oder praktische Richtung. Und besonders schwer fällt es uns in so einer ungewohnten Situation, unsere jeweiligen Ressourcen zu aktivieren. Denn bekanntermaßen tritt in Stress- und Krisenzeiten das angeborene Naturell stärker in den Vordergrund.

Beziehungstypen neigen also zu dramatischer Fantasie, vernachlässigen potentiell aber die neutrale, rationale und vertieft-analytische Sicht auf die lösbaren Probleme. Sie wirken dann übertrieben optimistisch (s. Trump) und schauen mit einer rosaroten Brille auf ihre Welt anstatt sich der sachlichen Realität ernsthaft zu stellen (wozu die Bundeskanzlerin ja in sachtypisch-ernster Form aufgefordert hat).

Sachtypen informieren sich intensiv und versuchen sich in Leidensfähigkeit oder Fatalismus, vernachlässigen dabei aber gerne die praktischen Aspekte einer Krise (und merken dann z. B., dass sie keinen Vorrat an Toilettenpapier oder Nudeln haben); oder sie blenden die möglichen negativen Folgen komplett aus und bleiben untätig, wo sie handeln sollten.

Handlungstypen gehen in ihren gewohnten Kampf-Angriffsmodus und organisieren das Nötige, blenden aber meist die emotionale oder empathische Reaktion aus und wirken eher kalt und teilnahmslos (auch auf sich selbst). Sie sehen auch weniger das Positive an der Krise oder die Chancen und haben Schwierigkeiten mit der eingeschränkten Freiheit bzw. den reduzierten sozialen Kontakten.

Für jeden Naturelltyp hilfreich, sinnvoll oder nützlich kann es in einer so massiven Krise sein, sich den eigenen (oft typspezifischen, angeborenen und damit sehr tief reichenden) Wort-Case-Szenarien zu stellen. Also in Fantasie, Theorie und Praxis durchzuspielen, was im jeweils schlimmsten Fall passieren könnte und wie man damit dann umgehen will. Das hilft dann, auch die vorerst noch abgeschwächten Stressfaktoren lösungsorientiert anzugehen (was im Kleinen hilft, hilft oft auch im Großen und umgekehrt).

Eine Art Training für den Ernstfall sozusagen. Viele delegieren diese Aufgabe an den Staat (der hat doch Notvorräte), ans Schicksal (was kommt, das kommt) oder an die Wissenschaft (irgendjemand wird da schon eine Lösung finden). Damit liefert man sich aber aus und macht sich unnötig abhängig anstatt die eigene Autonomie und Resilienz zu stärken.

Gerne sammle und teile ich Rückmeldungen dazu, was für Sie/euch der "Worst Case" in dieser Krise ist und wie Sie/ihr euch darauf einstellen/einstellt.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 454: Tipps fürs Zuhausebleibenmüssen

Die meisten von uns sind es nicht gewohnt, so oft und so lange zu Hause zu sein, wie derzeit wegen Ausgangsbeschränkungen, Kurzarbeit oder weil sie in Quarantäne oder krank sind.

Deshalb einige Tipps für diese Ausnahmesituation aus dem naturellwissenschaftlichen Fundus:

1. Beziehungstypen
- Langeweile bewusst aushalten und längere Zeit "Nichtstun", bis einem etwas Sinnvolles einfällt, für das man motiviert ist
- sich einen (locker-luftigen) Zeitplan ohne zu viel Anstrengungen für den Tag machen und versuchen, ihn einzuhalten
- sich intensiv und ausführlich um ein Thema kümmern, das einen schon länger interessiert; evtl. durch Pausen zur Entspannung unterbrechen, bis man wieder konzentriert weiterarbeiten kann

2. Sachtypen
- ein Trainingsprogramm aufstellen, bei dem man ins Schwitzen kommt und dieses regelmäßig abarbeiten
- bewusst gut und vielseitig ernähren, dabei darauf achten, ausreichend Nährstoffe und nur so viele Kalorien zu sich zu nehmen, wie man tatsächlich braucht
- einen großen Karton oder eine Mülltüte aufstellen und diesen mit Sachen füllen, die man schon länger wegwerfen wollte, aber es bisher nicht geschafft hat; Variante: jeden Tag z. B. 10 Dinge wegwerfen oder 10 kg

3. Handlungstypen
- mit Freunden oder Bekannten telefonieren, die man schon länger nicht mehr gesprochen hat (auch wenn sie gerade keinen Geburtstag haben)
- lustige Filme anschauen, über die man früher schon einmal gelacht hat (z. B. Loriot, Heinz Erhardt, Pipi Langstrumpf)
- anderen etwas Gutes tun, eine Freude bereiten oder etwas für andere kochen oder backen

Gerne teile ich hier weitere Tipps. Bitte mailen an naturellwissenschaft@t-online.de

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 453: Billie Eilish

Nachdem sie inzwischen "jeder" kennt und obwohl ich ihre Lieder bislang nicht sonderlich mag, habe ich mich nun doch etwas intensiver mit der Sängerin Billie Eilish befasst, Interviews und Auftritte angeschaut und versucht herauszufinden, zu welchem Naturelltyp sie wohl gehört.

Zunächst hatte ich von ihr nur im Radio gehört und von der dezenten, leisen, manchmal fast unhörbaren Stimme auf ein Sachtyp-Naturell geschlossen. Sie erinnerte mich an Sinead O Connor, die ich für eine Sachtyp-Frau halte.

Aber schon die ersten Filmaufnahmen von ihr zeigten überhaupt nichts Sachtypisches. Ich war also verwirrt und schaute mir mehr an, versuchte in ihrer Sprache, ihrer Mimik und Gestik, Hinweise zu finden.

Ergebnis: Ich denke, dass sie ein Handlungstyp ist. Zeitweise performt sie wie die junge Madonna, wenn auch nicht mit so kraftvoller Stimme. Dafür hüpft sie manchmal wie ein Känguru auf der Bühne umher und agiert sehr körperbetont.

Interessant auch, wie sie über ihre Mutter spricht oder was die Eltern von ihr erzählen (wie sie schon als kleines Kind ständig gesungen hat).

Überzeugt hat mich schließlich eine kleine Doku, die vor den Grammys gedreht wurde und - wie ich finde - sehr persönliche (und naturellwissenschaftlich wertvolle) Szenen enthält: https://www.youtube.com/watch?v=HVVN1fmUjXM

Man kann ihr nur wünschen, dass sie weiterhin Menschen hat, die sie und ihr Talent fördern, ohne sie zu zerstören; und dass sie nicht wie andere Handlungsyp-Stars (Elvis, Amy Winehouse, Johnny Cash) Probleme mit Drogen bekommt.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 452: Corona-Virus und Naturell

Inzwischen befasst sich ja quasi jeder mit dem neuen Corona-Virus und Informationen dazu sind reichlich vorhanden.

Welche Kompetenzen können wir aus unserem eigenen Naturell und dem der anderen Naturelle ableiten, um zu einer realistichen Einschätzung zu gelangen?

Einige Tipps hierzu:

Beziehungstyp-Kompetenzen:
- die Relationen sehen
- das Potential an Drama und Eskalation ernst nehmen
- im Ernstfall anderen helfen

Sachtyp-Kompetenzen:
- sachlich, vernünftig und gelassen bleiben
- die Zerbrechlichkeit des Lebens und der Gesundheit akzeptieren, vorsichtig sein
- die ökonomischen Konsequenzen für die eigene Existenz bedenken

Handlungstyp-Kompetenzen:
- praktische Vorkehrungen treffen
- Verantwortung für andere übernehmen, z. B. eine Veranstaltung lieber absagen
- Nein sagen zu Handschlägen oder zu riskanten gesellschaftlichen Verpflichtungen

Und wie immer bin ich neugierig auf Rückmeldungen: Was für Beobachtungen gibt es hinsichtlich Naturellen und Coronavirus?

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 451: Das Pete-Buttigieg-Rätsel

Nach meiner Bitte aus dem letzten Tipp der Woche, mir Hinweise zu schicken, zu welchem Naturelltyp der demokratischen Bewerber für die US-Präsidentschaft, Pete Buttigieg, gehört, bekam ich einige interessante Zuschriften.

Mit freundlicher Erlaubnis der Autorinnen teile ich hier einige ihrer Beobachtungen – sie zeigen sehr anschaulich, auf was man bei einer Typanalyse „aus der Ferne” alles achten kann (und auch, wie unterschiedliche Schlussfolgerungen diese Beobachtungen nach sich ziehen können).


„…ganz spontan und im ersten Eindruck ist er für mich ein BT.

Er stellt sich gleich zu Anfang mit seiner Mutter dar, nimmt Bezug auf, das ist ihm nicht zu privat und auch sonst im Gespräch immer in Beziehung zu Menschen. Zwar macht er parallele Handbewegungen, aber meistens fuchtelt er eher, so eine gezähmte Zappeligkeit. Die Augen leuchten und glänzen, er erzählt seine Inhalte voller Begeisterung, lächelt, will die Welt retten und am Ende des Filmchens arrangiert er wieder Kinder an seiner Seite. Für einen HT strahlt er mir zu wenig "Machtgefühl" aus, für einen Sachtyp ist er mir fast zu lebendig und zu viel auf einen flachen Joke aus.
Er sieht aus wie ein großes Spielbaby das es schon rocken wird.

Für mich ist er ein sympathischer Beziehungstyp.”

(Angela Zeugner, Hamburg)

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„…also ich halte Pete Buttigieg a.G. des Videos für einen Handlungstyp. Leider verstehe ich das Amerikanisch zu schlecht, deshalb kann ich nicht weiter einordnen.

Aber das unruhige Sitzen, nach vorne Rücken und mit dem ausgestreckten Finger zeigen, das erinnert mich schon sehr an HT. Auch, dass er zu seinen Heiterkeit auslösenden Aussagen keine Miene verzieht scheint zu passen.”

(Susanne Huber, Babenhausen)

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„… mein Verdacht, generell gesehen ist BT. Entweder ein
- tiefgründiger/ausdauernder BT oder ein
- freundlicher HT oder ein
- humorvoller ST
 
Ich halte ihn für zukunftsorientiert und "wir-bezogen" (was ihn HT-ähnlicher machen könnte) und "Fühler" (sehr empfänglich für Emotionen), was ihn Richtung ST beeinflussen könnte. Dazu kommt, dass viele Homosexuelle allgemein "weicher" wirken, besonders, wenn sie glücklich sind.
 
Gründe für BT:
- weiche, melodische Stimme, authentisch lebendige Sprach-Melodie, häufiges Lächeln/Lachen, das von innen kommt (kein Verlegenheits-Lächeln)
- er ist im Flow, d. h. er könnte sich auch in diesem wichtigen Interview Fehler verzeihen. Er spricht sehr sicher und mit einer deutlichen inneren "Sprungkraft"
- die Karikatur: wer sich selbst auf die Schippe nimmt, ist selbstbewusst und kitzelt aktiv Lachsalven/Emotionen aus dem Publikum heraus - woran er selbst sichtlich Spaß hat. Er ist im Studio, vor dem Publikum und den Kameras "zu Hause"
Er freut sich über "Lacher". Die wären einem HT eher unangenehm, und ein ST könnte sich dadurch angegriffen fühlen. Buttigieg "badet" in der Anerkennung durch die Lachsalven. Andererseits genießt er den Spaß mit einer kindlichen Unschuld, die ihresgleichen sucht! Köstlich...
- die vielen großen Bewegungen
- Parallele Handbewegungen sind oft erlernt - so wie das berühmte Angela-Merkel-Herz der zusammengelegten Fingerspitzen, die "Pass-auf-jetzt-komm-ich-Geste", die von Natur aus so gar nicht zu ihr passt. In Buttigiegs Fall nehme ich ihm diesen kleinen Trick ab. Außerdem verselbständigt sich meistens eine der Hände sehr bald, um eine Aussage noch mehr zu verdeutlichen.
- die locker übereinandergeschlagenen Beine, die er sehr entspannt wieder löst.
- seine Einstellung, "alle ins Boot" zu holen (zu retten), ganz gleich, von woher sie stammen.
- ich glaube, dass er deshalb so schwer einzuordnen ist, weil bei ihm die Naturell-Verteilung sehr harmonisch ist (ca. 30 % für jeden Typ). Er ist extrem gut vorbereitet, hat eine fundierte Basis, weiß viel, hat durch seinen Beruf viel gesehen und hat eine mitreißende Art, sein Konzept zu kommunizieren. Ich traue ihm zu, dass er auf dieser Grundlage zielgenaue Entscheidungen treffen und dazu stehen kann.”

(Felicitas Noorollah, Freiburg)

Tipp Nr. 450: Pete Buttigieg

Es kommt zwar recht selten vor, aber im Fall des demokratischen Bewerbers für die US-Präsidentschaft, Pete Buttigieg, ich bin unsicher, zu welcher Naturellgruppe er gehört.

In solchen Fällen schaue ich mir gerne lockere Interviews an, z. B. dieses https://www.youtube.com/watch?v=R5Xk7q01SSQ
- aber auch das machte mich nicht schlauer.

Auch hier sind viele Szenen mit ihm zu sehen, z. B. ab min. 12.00 – da macht er viele parallele Handbewegungen, was auf einen Handlungstyp hinweisen könnte, aber insgesamt ist er schon sehr dezent und "mild".

Zwar kenne ich meine eigene Regel: "Wenn einem nichts auffällt, das auf einen bestimmten Naturelltyp schließen lässt, soll man an seinen eigenen denken" – aber auch klare Hinweise auf einen Beziehungstyp habe ich nicht gefunden.

Wer kann mir mit sachdienlichen Hinweisen helfen? Der Mann könnte immerhin der nächste US-Präsident werden.
Zuschriften bitte an naturellwissenschaft@t-online.de

Mehr dazu in einem der nächsten Tipps, wenn gute Argumente auftauchen.

Wer unterschiedliche Naturelltypen in demokratischen Spektrum beobachten möchte, hier zu Erinnerung meine Typverdachts-Liste: Bernie Sanders: ST, Michael Bloomberg: HT, Joe Biden: BT, Elizabeth Warren: ST

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 449: Rücktritte

In den letzten Wochen gab es gleich drei Rücktritte prominenter Menschen – und da es sich nach meiner Einschätzung um drei Vertreter unterschiedlicher Naturellgruppen handelt, bietet sich eine kleine Analyse derselben geradezu an.

1. Jürgen Klinsmann
Er gehört schon lange zu den Beispiel-Beziehungstypen, die ich anführe, um Gesprächspartnern oder Seminarteilnehmern die Naturellunterschiede plastisch zu machen. Er kam ja erst kürzlich als "Retter" zum Fußballverein Hertha BSC, erst im Aufsichtsrat, dann als Trainer. Krempelte alles um, wollte Spieler und Zuschauer mit seiner Begeisterungsfähigkeit gewinnen.

Als er dann weder von allen geliebt wurde noch der große Erfolg eintrat, zog er nach wenigen Wochen die Reißleine und gab seinem naturelltypischen Fluchtinstinkt so spontan nach, dass alle Beteiligten überrascht wurden. Zudem noch per privatem Facebook-Account! Mit ihm würde ich gerne mal eine Naturellanalyse machen :)

2. Kardinal Marx
Kurz bevor das Schreiben von Papst Franziskus bekannt wurde, in dem dieser Zugeständnisse in Sachen Zölibat und Priesterinnen ablehnt, gab der Münchner Kardinal, den ich für einen Sachtyp halte, bekannt, dass er nicht mehr Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz sein möchte – mit Verweis auf sein Alter.

Der zeitliche Zusammenhang legt aber nahe, dass auch die Aussichtslosigkeit der von ihm geförderten Reformansätze eine Rolle gespielt hat. Aus naturellwissenschaftlicher Sicht ging ihm wohl die Motivation verloren, weil er ein für ihn attraktives Ziel nicht mehr für erreichbar ansieht. Anders gesagt hat er wahrscheinlich einfach keine Lust mehr, sich mit den Konservativen in seiner Kirche zu streiten, obwohl die Realitäten dringend nach Reformen schreien (aber die Mauern des Vatikans isolieren offenbar weiterhin sehr gut).

3. Annegret Kramp-Karrenbauer
Sie will zwar ihren Job als Verteidigungsministerin behalten, aber das Amt der CDU-Vorsitzenden und die Aussicht auf eine Kandidatur als Kanzlerin hat sie unter größeren Qualen (so mein Eindruck) zur Verfügung gestellt. Dass sie zu den Handlungstypen gehört (HT-Denker) ist wohl in den letzten Monaten nochmal deutlicher geworden – vor allem an ihrer Fähigkeit, kein Fettnäpfchen auszulassen, das Menschen mit mehr Einfühlungsvermögen locker umschiffen können.

Lachen habe ich sie auch noch nie gesehen, aber seit ihrer Rücktrittsankündigung wirkt sie locker und aufgeräumt. Flucht ist ja für HTs ein Lösungsansatz (so wie für BTs das Standhalten und für STs der Angriffsmodus). Vermutlich hatte sie keine Lust mehr auf den permanenten "Sozialstress", dem sie von Seiten ihrer Partei-"Freunde" ausgesetzt war. Zudem war ihre Presse ja nie richtig gut und ihre Beliebtheitswerte bei den WählerInnen gingen in den Keller.

Vielleicht weiß sie aber nur, dass Markus Söder schon als neuer Kanzlerkandidat der Union abgesprochen ist (auch wenn er das handlungstypisch noch verneint) und dass deshalb ein eher "schwacher" CDU-Vorsitzender gebraucht wird, Armin Laschet zum Beispiel, der freundlich-naive (sorry, aber so kommt er für mich rüber) Beziehungstyp aus NRW. Denn ihn kann man sich als Kanzler kaum vorstellen, als CDU-Vorsitzenden, der Angela Merkel eine würdige Rest-Legislaturperiode und Markus Söder einen störungsfreien Wahlkampf ermöglicht, schon. Nur ob da der Sachtyp Friedrich Merz mitspielt? Es bleibt spannend.

Wen es interessiert, hier ein vertiefender Artikel aus der Süddeutschen Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-politik-cdu-markus-soeder-csu-1.4798016

P.S. Über den "Rücktritt" des kurzzeitigen FDP-Ministerpräsidenten aus Thüringen darf ich auf Anraten meines Arztes nicht schreiben (Gefahr zu hohen Blutdrucks) ;)

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 448: Jugend-Erinnerungen

Unsere Kollegin Susanne Huber schreibt gerade ihre Lebenserinnerungen auf und stöbert dafür in ihrem umfangreichen Archiv.

Sie hat mir neulich einen Spruch von einer Tagebuchseite geschickt, den sie sich mit 16 aufgeschrieben hat (siehe auch als Bild im Anhang):

"Der Mensch ist nicht auf der Welt
um glücklich zu werden,
sondern um seine Pflicht zu tun.
Bismark"

Und sie selbst ergänzte dazu:

"Und er wird in seiner Pflicht
glücklich werden."

Sie hat das in irgend einer alten Schublade gefunden, in der sie Erinnerungen aufbewahrt.

Dass dieser Spruch sehr handlungstypisch ist, brauche ich ja nicht zu unterstreichen. Sicher findet sich im eigenen Erinnerungsfundus der eine oder andere sehr naturelltypische Satz, womöglich einer, der uns mehr beeinflusst hat, als es uns bewusst ist.

Tipp der Woche daher: Mal wieder die alten Schubladen und Kisten öffnen und mit der naturellkundlichen Brille schauen, was sich da so findet (und gerne mit mir teilen, damit ich es dann hier zum Besten geben kann).

Werner Winkler

P.S. Als Kalligraf wollte ich noch hinzufügen: Man achte auf die akurate Handschrift des jungen Handlungstyps!

Tipp Nr. 447: Sachtyp-Talente

Heute möchte ich an zwei Videos erinnern, in denen sich das heimliche, versteckte Talente zweier Sachtypen gezeigt hat:

Susan Boyle: https://www.youtube.com/watch?v=RxPZh4AnWyk
und Paul Potts: https://www.youtube.com/watch?v=V8ejP78Q8c4

Die kann man ja nicht oft genug anschauen bzw. ihnen zuhören.

Vor allem die Gesichter der Juroren sind köstlich.

Vielleicht dienen solche wahren Geschichten auch dazu, Sachtypen Mut zu machen, ihr Talent mutiger zu zeigen – unabhängig davon, wie die Reaktionen darauf dann sind.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 446: Buchtipp (nicht nur) für Beziehungstypen

Neulich fiel mir auf, dass ich zu wenig für oder über Beziehungstypen schreibe – wahrscheinlich, weil mir die anderen Naturelltypen häufiger auffallen.

Nun bekam ich ein Buch zu Weihnachten geschenkt, das von einem klugen Beziehungstyp (soweit ich das einschätzen kann) geschrieben und für Beziehungstypen gut zu lesen ist.

Der Autor heißt Noah Harari und das Buch "Eine kurze Geschichte der Menschheit". Es ist leicht zu lesen (bis auf wenige Abschnitte, wo er sich ein bisschen in seinem eigenen Fachgebiet verliert), bietet einen guten Überblick über die Jahrtausende – und zwar beginnend mit den ersten Menschen und nicht erst (wie sonst so oft) mit den alten Babyloniern oder Sumerern.

Vom Untertyp her schätze ich Harari als Du-verbunden ein – spannend nämlich, wie er das "Ich" abwertet bzw. für nichtig erklärt; oder wie vielen einzelnen Menschen er am Ende für deren Mitarbeit etc. dankt. Von sich selbst schreibt er eher "verschämt" und nicht sonderlich selbstbewusst, auch das ein Indiz für die Bevorzugung des Du-Aspektes.

Ich wage auch deshalb eine Beurteilung, weil ich schon seit der Schulzeit gerne Bücher über Geschichte lese und mich darin auch einigermaßen auskenne.

Infos zum Buch gibt es auch auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Eine_kurze_Geschichte_der_Menschheit

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 445: Dreierlei Kekse (zum Schmunzeln)

Eine aufmerksame Bekannte hat mir eine kleine Sesamstraßen-Episode (auf Englisch) geschickt, die ich lustig und lehrreich zugleich finde: Das Krümelmonster und seine Liebe zu den Keksen.

Welche Kekse sind die besten? Quadratische, dreieckige oder runde?
Oder sind alle gleich gut, wenn man Kekse an sich mag?

Auch wer kein Englisch kann, versteht genug, um seinen Spaß zu haben: https://youtu.be/gfNalVIrdOw (Screenshot anbei)

P.S. Da ich als Kind viel Sesamstraße geschaut habe, könnte es sein, dass aus dieser Episode die Idee zu den drei Formen stammt, die in den Triaden genutzt werden.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 444: Typ der Woche: Winfried Kretschmann

Winfried Kretschmann, der baden-württembergische Ministerpräsident, ist schon länger einer der beliebtesten Politiker Deutschlands und ein echtes Original.

Was ist sein Geheimnis? Dieser Frage geht eine ca. 20-minütige Analyse im Deutschlandfunk nach, die hier zu hören ist: https://www.deutschlandfunk.de/gruener-ministerpraesident-warum-winfried-kretschmann-so.724.de.html?dram:article_id=466499

An mehreren Stellen kommt sein Sachtyp-Naturell klar zur Sprache: seine Langsamkeit oder Bedächtigkeit, sein unordentlicher Schreibtisch voller Unterlagen und Mappen, seine Fachkenntnis – und auch sein Ärger darüber, dass er permanent kritisiert wird und in der Presse oft so dargestellt wird, als "bestehe er nur aus Fehlern".

Lustig auch, dass er sich äußerlich (Kleidung, Frisur) von seinen Kindern optimieren ließ. Das lässt sich bei Sachtypen öfters beobachten, dass sie selbst keinen großen Wert auf Äußerlichkeiten legen, sich aber von anderen hier beraten oder unterstützen lassen.

Ich halte ihn ja für einen "Zwilling" von Angela Merkel (Sachtyp-Denker, zukunftsorientiert, wir-verbunden) - dass beide sehr beliebt sind, könnte durchaus auch mit ihrem Naturellmuster zusammenhängen.  

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 443: Zwei (Papst-)Typen der Woche

Dass der Unterschied im Stil des letzten mit dem des aktuellen Papstes auch von deren unterschiedlichen Naturellen beeinflusst sein könnte, war ja schon bald nach der Wahl von Papst Franzikus Gesprächsthema unter Naturellwissenschaftler.

Jetzt bietet ein neuer Film eine wundervolle Gelegenheit, sich diese Naturellunterschieden in unterhaltsamer und teilweise rührender Weise zu nähern – er heißt "Zwei Päpste" und läuft sich kurzem in Kinos und im Streaming. Wann er im Fernsehen zu sehen sein wird, scheint noch nicht klar.

Hier der Wikipedia-Artikel zum Film https://de.wikipedia.org/wiki/Die_zwei_P%C3%A4pste und hier eine Rezension, die u. a. sagt, der Film "komme den Seelen der beiden Päpste nah", was ich als naturellwissenschaftlicher Zuschauer vollauf bestätigen kann. Da hat jemand sehr genau hingesehen, auch bei der Auswahl der Schauspieler! https://www.rnd.de/medien/die-zwei-papste-netflix-liefert-den-beweis-dass-streaming-besser-als-kino-ist-VKXYXS4FFVDXDIGMORDROJ5OBY.html

Eine Szene aus dem Film illustriert den Naturellunterschied sehr prägnant: Handlungstyp fragt Beziehungstyp, was denn der Trick wäre, mit dem er so beliebt bei allen Leuten sei. Beziehungstyp: Ich bin einfach ich selbst. Darauf der Handlungstyp: Wenn ich einfach ich selbst bin, mag mich keiner.

Also eine klare Empfehlung – dieser Film lohnt sich anzuschauen und bietet neben gelungenen Einblicken in die Seelen auch reichlich Situationskomik und Stoff für ein besseres Verständnis der katholischen Institution des Vatikans!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 442: Typen der Woche: Hauptdarsteller in Serie The Crown

Eine der derzeit beliebtesten und (zumindest soweit ich sie bisher sehen konnte) qualitativ anspruchsvollen Serien ist "The Crown", die die Geschichte von Queen Elisabeth II. und ihrer Familie erzählt.

Hier die bisherigen Naturelltyp-Verdachtsfälle, die zum Teil sehr deutlich auftauchen – vor allem dann, wenn Schauspieler und die von ihnen dargestellten Naturelltypen übereinstimmen (was leider nicht immer passt):

Queen Elisabeth II. – Handlungstypen
Prinz Philipp – Beziehungstyp
Prinz Charles – Sachtyp
Prinzessin Margret – Beziehungstyp
Premierminister Churchill – Handlungstyp
Prinzessin Anne – Sachtyp
Camilla – Sachtyp
Queen Mum - Beziehungstyp

Hier kann man einige Trailer sehen: https://www.netflix.com/de/title/80025678


Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 441: Typ der Woche: Ludwig van Beethoven

Jetzt hat ja das Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag des Komponisten Ludwig van Beethoven begonnen und wir werden in den nächsten 12 Monaten jede Menge über ihn und seine Musik zu hören bekommen.

Bereits in früheren Analysen ergab sich für ihn der Naturelltypverdacht "Sachtyp", der mir heute in einem Radiobeitrag nochmal verstärkt wurde: es ging um die vielen Umzüge Beethovens, über 50 sollen es gewesen sein.

Grund war wohl u.a., dass er sich sehr chaotisch verhalten haben und seine Wohnungen permanent in Unordnung gebracht hat – inkl. Stapel von Notenblätter, ungewaschener Kleidung und Essensresten.

Leider fand ich das Zitat aus dem Radio nicht im Netz, aber die Gesamtaussage war wohl ungefähr: ein Genie, das es nicht schafft, sein Äußeres in Ordnung zu halten.
Auch eine Verlobung ging wohl deshalb in die Brüche.

Trotzdem hat er unglaublich schöne und bis heute unübertroffene Kompositionen erschaffen, nicht nur seine Neunte, die "Ode an die Freude", die wohl jeder kennt.

Es lohnt sich also, im Beethovenjahr vielleicht die eine oder andere Biografie neben seiner Musik zu beachten und so noch etwas über einen genialen Sachtypen zu lernen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 440: Typ der Woche: Mata Hari

Im Radiosender SWR2 kommen unter der Rubrik "Wissen" immer wieder interessante Sendungen, zum Beispiel über die bekannte Tänzerin und Spionin Mata Hari.

Erst hörte ich nur mit einem Ohr zu, da ich mit dem Auto unterwegs war, aber ab diesem Satz

"Doch wie wird die „Tempeltänzerin“ zur Spionin? Historiker sind sich einig: durch ein Zusammentreffen von Lebensfreude, Naivität und Realitätsverlust."

war ich neugierig geworden, da er schon sehr nach Beziehungstyp klang und ich sehen wollte, ob da noch mehr naturelltypisches über sie kommen würde.

Wer sich eine halbe Stunde Zeit nimmt, kann es selbst herausfinden: https://www.swr.de/swr2/kunst-und-ausstellung/mata-hari-taenzerin-spionin-justizopfer,broadcastcontrib-swr-15512.html

Viel Vergnügen dabei wünscht
Werner Winkler

Tipp Nr. 439: Typen der Woche: neue SPD-Vorsitzende

Seit vielen Jahren sammle ich (auch auf Hinweise aus dem KollegInnenkreis) Vermutungen zur Naturelltypzugehörigkeit von Prominenten.

Nun kann ich wieder zwei "Neue" ergänzen: Saskia Esken (vermutlich Handlungstyp) und Norbert Walter-Borjans (vermutlich Beziehungstyp), die auf Andrea Nahles (vermutlich Sachtyp) als SPD-Vorsitzende folgen.

Beide waren ja in letzter Zeit häufiger zu sehen und zu hören, so dass ich mir ein Bild von deren Naturell machen konnte.

An der Wahl (die ja von den SPD-Mitgliedern ausging) spannend fand ich, dass sich der viel prominentere Sachtyp Olaf Scholz (hier bin ich mir sehr sicher in der Naturellzuordnung) nicht durchsetzen konnte. Offenbar wollten die Wähler einen Wechsel im Stil. Ein Journalist sagte, Scholz wäre "die Merkel in männlich", was vom Habitus beider her verständlich ist – aus meiner Sicht sind beide Sachtyp+Denker.

Wer mal wieder auf die genannte Liste schauen oder mir Hinweise schicken möchte: http://www.123modell.de/prominente.htm

Interessant natürlich auch der Machtkampf in der CDU mit Handlungstyp Kramp-Karrenbauer, Sachtyp Friedrich Merz und den Beziehungstypen Armin Laschet und Jens Spahn. Es gibt ja viele Leute, die gerne ins Theater gehen, um sich einen spannenden Abend zu machen – mir genügen da die Abendnachrichten oder auch mal eine Stunde Parteitag live auf Phönix :)

Text: Werner Winkler

P.S. Bei Boris Johnson war ich mir längere Zeit unsicher, aber inzwischen erscheint mir die Zuordnung "Sachtyp" doch am Wahrscheinlichsten.

Tipp Nr. 438: Filmtipp: Die Wunderübung

Es ist selten, dass in einem Film gleichzeitig die drei Naturelltypen sehr deutlich zu Tage treten, die Schauspieler selbst den von ihnen gespielten Naturelltypen entsprechen – und es zudem noch um die lösungsorientierte Beratung geht.

Alle drei Faktoren kommen im Film "Die Wunderübung" zusammen und bieten sowohl den an der Naturellwissenschaft interessierten als auch den beratend Tätigen einen vergnüglichen, heiteren Anschauungsunterricht. Dieser Film könnte glatt als Lehrfilm verwendet werden: http://wunderuebung-derfilm.de/

Als kleine Starthilfe:
Ehefrau in der Paarberatung - Beziehungstyp
Ehemann in der Paarberatung - Handlungstyp
Paarberater - Sachtyp

Viel Spaß damit wünscht (nicht nur den in der Paarberatung tätigen)
Werner Winkler

Tipp Nr. 437: Ein Moment der Freude - der Kreis der Freude

Ich freue mich, weil sich jemand freut!

Im konkreten Fall etwa, weil mir jemand schreibt, meine wenigen Zeilen hätten einen "Moment der Freude" ausgelöst.

Oder weil sich der Mann vor mir an der Supermarktkasse, der des Deutschen nicht völlig mächtig ist, sich freut und bedankt, weil ich ihm geholfen habe, sich gegen einen unfreundlichen Menschen durchzusetzen, der ihm für einen Artikel mehr abnehmen wollte, als am Regal angeschrieben war.

Das erinnert mich wiederum an Friedrich Hölderlin, den tragischen Dichter und seine Zeile
"... denn wer
Möcht es hindern und wer
möcht uns die Freude verbieten?"

und an einen klugen Menschen, dessen Namen ich leider vergaß und der mir beibrachte, dass das "sich freuen" zu denjenigen Verhaltensweisen oder Haltungen gehört, die wir Menschen jederzeit selbstbestimmt initiieren können.

Ich kann mich ja nicht nur über eine nette E-Mail oder den glücklichen Mann an der Kasse freuen, sondern auch über fast alles, was dazu taugt:

- das frische Obst im Supermarkt, dass die Kasse dort ausnahmsweise frei von der üblichen langen Schlange ist,

- dass der Handwerker so freundlich ist und sofort Zeit hatte,

- dass ich heute morgen gesund aufgewacht bin und in der Küche etwas zu Essen vorhanden ist,

- dass jemand, der mich liebt, das Leben mit mir teilt,

- dass in meinem Land Frieden herrscht usw.

– die Liste wird umso länger, desto mehr ich mich frage, was Anlass zur Freude bieten könnte. Steve de Shazer hat diese Übung einmal in der Ausbildung in der Form gemacht, dass er uns aufzählen ließ, was heute schon alles gut war (es war grade acht Uhr morgens und wir hatten zunächst übersehen, dass der Tag schon acht Stunden alt war).

Es stimmt zwar, dass Beziehungstypen sich leichter freuen können als die anderen Naturellgruppen, aber eben auch, dass die "Gelben" rascher wieder durch eine flüchtige Stimmung davon abgebracht werden.

Handlungstypen muss und darf man ruhig einmal öfters als nötig zum Lachen bringen oder auf etwas Schönes hinweisen. Und wenn ein Sachtyp sich freut, verstärkt und vertieft es dessen Freude noch, wenn man ihm klarmachen kann, dass er selbst mit seinem Tun oder Lassen den Grund der Freude mit zu verantworten hat (und nicht nur zufällig dem Glück über den Weg lief).

Verwandt mit der Freude ist die Dankbarkeit, denn auch bei ihr liegt es alleine an uns, für was wir dankbar sind oder uns dankbar zeigen.

In diesem Sinn: Danke für die Freude, die Sie als Leserin oder Leser des Tipps der Woche mir bereiten, weil Sie auf denselben warten und mich herausfordern, regelmäßig etwas zu schreiben, das womöglich Sinn macht!

P.S. Das vollständige Gedicht von Hölderlin, es heißt "Brot und Wein" in dem die oben zitierte Zeile auftaucht findet sich hier: http://www.zeno.org/Literatur/M/H%C3%B6lderlin,+Friedrich/Gedichte/Gedichte+1800-1804/%5BElegien%5D/Brot+und+Wein

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 436: Gedanken lesen

Eine Sachtyp-Denker-Teilnehmerin eines Seminars beklagt sich in der Rückmeldung am Ende darüber, dass niemand bemerkt habe, dass sie mehr Unterstützung und Ansprache benötigt hätte.

Wäre ich nicht selbst Denker und wüsste ich nicht, was Sachtypen sind, hätte ich wie so manche andere in der Runde wohl meinen Kopf geschüttelt und mich gewundert.

So aber weiß ich, dass a) Denker sich schwer damit tun, sich zu äußern und b) dass Sachtypen gerne meinen, der andere würde "es schon merken", dass man dies oder jenes Bedürfnis hat und dann ohne weiteres Zutun auf einen zukommen und dieses Bedürfnis erfüllen.

Als sie darauf hingewiesen wurde, dass sie sich doch wie die anderen auch (durch ein kurzes Handzeichen oder eine mündlich geäußerte Bitte) hätte bemerkbar machen können, meinte sie "das ist nicht meine Art".

Spannend, dachte ich und hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken, weil ich gut nachvollziehen und verstehen konnte, was in ihr vorging.

Ich dankte also für den Hinweis, bekannte, dass ich keine Gedanken lesen kann (was die Sachtyp-Frau zum Lächeln brachte) – und da immer wieder Denker und auch Sachtypen in den Seminaren sitzen, habe ich beschlossen (und das auch gleich so kommuniziert) jedem Teilnehmer wahlweise ein kleines Lämpchen auf den Tisch zu stellen, das angeschaltet werden kann, wenn man Aufmerksamkeit benötigt und sich nicht anders äußern mag oder kann.

So lernt man auch nach über 20 Jahren Seminartätigkeit ab und zu noch etwas Neues :)

P.S. Es handelt sich um Kalligrafie-Kurse, bei denen viele Teilnehmer zeitweise gerne ruhig vor sich hin arbeiten und man als Lehrer oft raten muss, ob jetzt eine Ansprache gewünscht ist oder nicht.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 435: Michael Bloomberg

In den nächsten Wochen werden wir viel über den Start des US-amerikanischen Vorwahlkampfes hören, lesen oder sehen.

Wer dabei etwas über die Naturellunterschiede lernen oder sie beobachten möchte, hat nun neben den bereits einigermaßen bekannten Sachtypen (Bernie Sanders und Elisabeth Warren) sowie den beiden Beziehungstypen (Donald Trump und Joe Biden) auch die Gelegenheit, einen Handlungstypen im Rennen zu beobachten: Michael Bloomberg, den früheren Bürgermeister von New York.

Spannend finde ich seine Ähnlichkeit mit George W. Bush jr., speziell wenn man sich eine Foto-Galerie von ihm anschaut. Aber auch seine Stimme, Mimik und Gestik erinnern an den früheren Präsidenten, bei dem das Handlungstyp-Naturell ja sehr deutlich wurde.

Hier ein Interview mit Michael Bloomberg, das aus meiner Sicht sein Naturell recht deutlich zeigt: https://www.youtube.com/watch?v=OToYQaUPWcA

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 434: Naturellanalyse in einer Seminargruppe

Ein Praxistipp von Sabine Wehrhahn, Hannover

Naturellanalyse in einer Seminargruppe, die sich untereinander nicht kannte

Zur Vorbereitung habe ich alle Aussagen zu den drei Grundtypen aus der Broschüre abgeschrieben und blockweise/themenweise auf Mind Map Karten geklebt. Dann drei Flipcharts jeweils mit roten, gelben und blauen Mindmap-Karten bestückt (s. anhängendes Bild).

Die Teilnehmer bekamen dann ihre Namensschilder und ich habe auf die Rückseite jeweils einen blauen, roten und gelben Punkt geklebt. Dann haben die Teilnehmer Zeit bekommen, sich die Aussagen durchzulesen. Sie konnten entweder für jede Aussage einen Strich unter dem jeweiligen Punkt machen oder sich blockweise den Punkt durch einen Strich auf ihrer Karte bestätigen.
Das Verhältnis bei der Auswertung ist dasselbe.

Die Teilnehmer empfanden es sehr interessant, sich so zu erkennen und bei der gemeinsamen Auswertung auch den anderen zu erkennen. Besonders später im Laufe des Seminartages, kann man immer wieder auf die Auswertung zurückgreifen, weil die Kommunikation von den Naturellen geprägt wird. Speziell im Seminarformat "Kommunikation" und "Konflikte vermeiden" sowie in der Teamentwicklung ist diese Arbeit sehr von Vorteil – denn wer das Naturell seines Kollegen/in erkennt, weiß nach dem Seminar, dass bestimmte Erwartungen aufgrund der Andersartigkeit nicht erfüllt werden können.

Ich habe dieses Format inzwischen drei Mal durchgeführt, mit jeweils ähnlich gutem Ergebnis.

Kontakt zur Autorin: www.sw-coaching.de

Tipp Nr. 433: Wann war es zum letzten Mal gut?

Wie wertvoll die lösungsorientierten Fragen von Steve de Shazer in Beratungen sind, konnte ich kürzlich wieder erleben (wie seit über 20 Jahren).

Ein neuer Klient, ganz wenig Vorgespräch am Telefon, also auch wenig Möglichkeit, mich von eigenen Gedanken ablenken zu lassen. Auch der Naturelltyp zunächst unklar.

Also stellte ich die Frage: Wann war es denn zum letzten Mal so gut, wie Sie es gerne wieder haben würden? Mehr war als Einstieg zu einem sehr produktiven Gespräch nicht nötig, weil so die Erfahrungen und Kompetenzen des Klienten sofort aktiviert wurden.

Die Frage verhindert auch "Problemgespräche", wie sie ja Handlungs- und Sachtypen so gerne führen (wenn der Gesprächspartner mitmacht) – und auch schwammige bzw. dramatische Geschichtenerzählerei (Beziehungstypen).

Und dann lässt sich auf die Antwort (wann es zum letzten Mal gut war) leicht die Anschlussfrage nach den Ausnahmen anhängen: Gab es denn seitdem noch einmal Zeiten, in denen es ebenso gut war? Oder in Richtung Zukunft: Woran werden Sie wohl merken, dass es wieder gut ist (Was ist der erwünschte Unterschied?). Was können Sie tun, damit es wahrscheinlicher wird, dass diese Ausnahmen erneut auftreten? usw.

Wer mehr lösungsorientierte Fragen und Interventionen sucht, dem empfehle ich hier gerne das Buch "Worte waren ursprünglich Zauber" von Steve de Shazer, das Standardwerk "Lösungsorientierte Beratung" von Bamberger oder auch mein Buch von 2003 "99 Lösungswerkzeuge".

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 432: Weniger ...

Immer wieder taucht in Artikeln über Nachhaltigkeit oder darüber, wie man die Klimakatastrophe abmildern kann, das Motto des "Weniger" auf: Weniger Fleisch essen, weniger Auto fahren, weniger Flugreisen, weniger Gewicht und damit weniger Kalorienverbrauch, weniger Kinder in die Welt setzen usw.

Auch das Aufräumen und Ausmisten kommt ja immer mehr in Mode – bis hin zum Extrem, wenn Menschen versuchen, mit nur noch 10-20 Gegenständen in ihrer (kleinen) Wohnung zu leben.

Mein Tipp hier lautet, es erst einmal mit "ein wenig Weniger" zu versuchen. Also zum Beispiel statt radikal aufzuräumen, fürs Erste zehn Gegenstände aus der Wohnung zu entfernen, die man nicht braucht. Oder 20 Kilogramm. Oder sich vorzunehmen, ein einzelnes Regalbrett völlig frei zu räumen und auch frei zu lassen.

Zum Schmunzeln: Man könnte natürlich auch Buchstaben sparen, wie vor einigen Jahren eine Satirezeitschrift vorschlug (und in der ganzen Zeitschrift auf einen Buchstaben, ich glaube, es war das W, weil das besonders breit ist, zu verzichten.

Auch mit dem Verzicht auf die Selbstlaute (wie im alten Hebräisch) ließe sich viel Platz (bzw. Druckfarbe oder Tinte) sparen:
wngr
wglssn
rdzrn
vrzchtn

Aus Sicht der Naturellwissenschaft ist das "Weniger" vor allem für die Beziehungstypen eine Herausforderung, für Sachtypen eher eine Falle. Siehe anhängende Triade.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 431: Heraushalten oder Einmischen?

Mein Großvater Erich überlebte den 2. Weltkrieg, in den er (Jg. 1907) im "Volkssturm" verwickelt wurde, nur ganz knapp. Seine Einheit sollte einen kleinen Hügel gegen die heranrückenden Amerikaner verteidigen. Der Befehl lautete, auf die dortigen Bäume zu steigen und auf die US-Soldaten und ihre Panzer zu schießen.

Mein Großvater, Sachtyp durch und durch, besann sich auf die zuvor ausgegebene Order, das Lager in ordentlichem Zustand zu verlassen und räumte alles fein säuberlich auf, bevor er als Letzter zum Hügel ging. Dort lagen seine Kameraden alle tot unter den Bäumen, weil sie ein leichtes Ziel der US-Scharfschützen waren. Er ging als Einziger in Gefangenschaft, kam recht bald wieder frei und konnte nach Hause zu seiner Familie.

Als er mir diese Geschichte erzählte, gab er mir sein Lebensmotto weiter: In nichts einmischen, das dich nichts angeht!

"Heraushalten" also als Weg zum Glück – oder nur zum Überleben? Während Beziehungstypen wie ich einer bin, sich ja gerne überall dort einmischen, wo es etwas zu retten, zu verbessern oder zu helfen gibt, halten sich Menschen mit Sachtyp-Naturell gerne heraus und warten beobachtend ab, was ohne ihr Zutun passiert (oder delegieren die Arbeit an andere, was letztlich auf das Gleiche herauskommt).

Wenn wir uns unserer durch das Naturell vorgegebenen Neigungen oder Abneigungen bewusst sind, können wir freier entscheiden: Heraushalten oder Einmischen? Und wer sich frei entschieden hat (und nicht gezwungenermaßen, weil unbewusst) ein Verhalten an den Tag legt, kann dieses Verhalten, diese Entscheidung dann auch wieder revidieren.

Angenommen, ich demonstriere für eine an sich gute Sache, merke dann aber, dass dieser Einsatz zu keinem sinnvollen Ziel führt und die Zeit, die ich dafür aufwende, nicht zum Erfolg führt. Dann kann ich, obwohl ich mich gerne einmische, mich wieder heraushalten und mich anderen Dingen zuwenden.

Oder ich halte mich (als Sachtyp) zwar gewohnheits- oder naturellbedingt heraus, merke dann aber, dass es gerade auf meinen Einsatz ankommt oder dass mich etwas so sehr beschäftigt, dass ich mich einmischen muss (siehe Greta Thunberg) - dann zeige ich auch hier meine Freiheit, indem ich "gegen" meine naturellbedingte Tendenz anlebe - und so oft überraschende Wirkungen erziele.

Zusammengefasst könnte man es so formulieren:
Beziehungstypen: Nicht permanent einmischen, sondern auch einmal heraushalten.
Sachtypen: Nicht automatisch heraushalten und abwarten, bis andere etwas tun, sondern mitmachen, sich einbringen und Aktivität zeigen.
Handlungstypen: Nicht immer stur ein Ziel verfolgen, sondern sich auch einmal ablenken lassen und in Dinge einmischen, die für sich reizvoll oder hilfreich sind.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 430: Bitten-Erwarten-Fordern

Seit Jahren (wirklich!) kämpft eine Sachtyp-Frau mit ihren Erwartungshaltungen gegenüber ihrem Freund. Da es ihr einziger Freund ist, sind die Erwartungen sehr hoch und auch umfassend. Problem nur: Der Freund weiß gar nichts davon, da sie so gut wie nicht davon spricht und wenn, dann nur sehr verklausuliert oder umschreibend.

Meine Anregung, aus der Erwartungs- in die Forderungs-Haltung bzw. in ein mehr forderndes Verhalten und klare Kommunikation zu wechseln (gemäß der anhängenden Triade) findet sie spannend, aber auch anstrengend ("das kostet aber viel Kraft"). Zudem sieht sie das Risiko, abgewiesen zu werden, weiß aber, dass sie das Risiko eingehen muss, wenn sie weiterkommen will in dieser Beziehung. Ich bin nun gespannt, ob sie es schafft, das umzusetzen - und rechne mit einer "Bearbeitungszeit" von mindestens einem Jahr :)

Die naturelltypische Bevorzugung für eine der drei Ecken lässt sich z. B. auch bei einem Handlungstyp-Manager beobachten. Er fordert permanent und deutlich (immer höhere Leistung, immer bessere Qualität, immer mehr zeitliche Präsenz) und wundert sich, dass er so wenig Begeisterung von seinen Mitarbeitern oder Lieferanten erntet. Mein Tipp, er solle doch freundlich und fragend "um Hilfe bitten", entlockt ihm spontan ein Lächeln. Offenbar weiß er, dass das ein Weg ist, den er zu selten nutzt und dass das auch funktionieren könnte. Dafür muss er aber in Beziehung gehen und sich mit den anderen wirklich auseinandersetzen und sie nicht nur als Figuren auf seinem Schachbrett verstehen.

Und warum ist für Beziehungstypen eine Verstärkung der "Erwartungshaltung" nützlich? Weil sie so nicht nur (in kindlicher Haltung) fragend oder gar hilflos bitten, sondern sich sachlich klarer werden müssen, was sie eigentlich konkret von jemand oder einer Situation erwarten, was ihnen fehlt – also auch im Sinne von "Was ist konkret das zu lösende Problem?". Und von da aus ist es dann gar nicht mehr so weit zu einer konkreten Forderung oder einem Ziel, das angestrebt werden kann.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 429: Stress bei Naturelltypen

Neulich fiel mir an mehreren Beispielen parallel auf, dass jeder Naturelltyp offenbar dazu neigt, in Stresssituationen seine typeigenen Vernachlässigungen noch stärker als üblich zu überspringen.

Drei Beispiele:

Zwei Beziehungstypen spielen Badminton. Im Laufe der Zeit lässt bei beiden ihre Konzentration deutlich nach, obwohl sie noch Spaß am Spiel haben.

Zwei Sachtypen spielen Badminton. Je länger das Spiel dauert, umso weniger versuchen sie, sich unnötig zu bewegen und stattdessen mehr auf taktische Tricks auszuweichen.

Zwei Handlungstypen spielen Badminton und schenken sich dabei nichts. Zunächst fällt ihre es nicht auf, aber dann erkennt man als aufmerksamer Beobachter, dass sie immer grimmiger und unfreundlicher werden und sich die gegenseitigen Beschimpfungen häufen.

Bei typgemischten Paarungen lässt sich diese Entwicklung ebenfalls erkennen, wenn auch nicht ganz so deutlich. Offenbar mildert sich das typeigene Verhalten etwas ab, wenn man mit einem anderen Naturelltyp zu tun hat.

Tipp hieraus: Besonders in stressigen Zeiten oder momenten darauf achten, die eigenen Ressourcen nicht zu vernachlässigen – oder es anderen gnädig nachzusehen, wenn sie dies nicht schaffen und sich stattdessen auf ihr naturelltypisches Verhalten zurückzuziehen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 428: Typ der Woche: Günter Netzer

Fast jeder in Deutschland kennt wohl die Fußball-Legende Günter Netzer, der gerade seinen 75. Geburtstag gefeiert hat.

Aus diesem Anlass zeigte der Bayrische Rundfunk eine interessante und an Einblicken reiches Portrait, das ich auch als Naturell-Studie gerne empfehlen möchte: https://classic.ardmediathek.de/tv/Blickpunkt-Sport/G%C3%BCnter-Netzer-aus-der-Tiefe-des-Raumes/BR-Fernsehen/Video?bcastId=14913164&documentId=66633654

Vor allem seine eigenen Kommentare zu verschiedenen Stationen seines (arbeitsreichen) Lebens lassen nicht nur Naturellwissenschaftler schmunzeln. Auch die Frisuren, Moden und Autos der Vergangenheit wirken wie aus einer anderen Zeit.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 427: Typen der Woche: Handlungstypen mit und ohne Erfolg

Über den Sommer haben zwei Handlungstypen in der europäischen Politik besonders viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen – der jetzt ehemalige italienische Innenminister Salvini und die neue EU-Ratspräsidentin von der Leyen.

Während Salvini die dunklen Seiten seines Naturells, vor allem seine Fremdenfeindlichkeit, seinen Hass und seinen Traum von der absoluten Macht auszuleben versuchte und (zum Glück) gestoppt wurde, entwickelte sich die bislang eher steife und farblose Ursula von der Leyen zu einer Art "Mutter Europas".

Sie hat ihre Risikobereitschaft und ihren Kampfgeist in einer unerwartet emotionalen Bewerbungsrede (auf YouTube zu sehen) unter Beweis gestellt und damit gerade die nötigen Stimmen gewonnen.

Ihre Erleichterung und Freude nach der Wahl war ihr deutlich anzusehen: https://www.youtube.com/watch?v=WZnXZ54EkGs

Es wird sicher spannend zu beobachten, wie sie sich in der neuen Aufgabe behauptet. Dass der neue Job ihr mehr Spaß macht als eine kaputte Bundeswehr zu verwalten, ist wohl verständlich.

Text: Werner Winkler  

Tipp Nr. 426: Typen der Woche: Britische Sachtypen

Zurück aus der "Sommerpause" habe ich mir lange überlegt, welches der vielen Ereignisse oder welche der besonders prominenten Gesichter der letzten Zeit einen Tipp der Woche wert wären.

Da es eher selten ist, dass sich zwei "Alpha-Sachtypen" in der Öffentlichkeit streiten, habe ich die Kontrahenten Boris Johnson (ich vermute ST-Macher) und Jeremy Corbyn (ich vermute ST-Denker) gewählt: Wenn es um viel geht, können auch Sachtypen kämpfen – ohne dabei ihre Fähigkeit zu wohl gewählten Worten und (vermeintlich) guten Argumenten zu verlieren.

Hier ein Ausschnitt aus einer Debatte im britischen Unterhaus, die vielleicht der eine oder andere live im Fernsehen bereits gesehen hat:
https://www.youtube.com/watch?v=8B5BZGgZlp4

Man darf auf den Ausgang dieses Kräftemessens gespannt sein.

Interessant fand ich übrigens, was Boris Johnson laut einem Interview an Winston Churchill (ich vermute, der war ein Handlungstyp), den er sein Vorbild nennt, bewundernswert findet – dessen Risikobereitschaft.

Aber wie schreibt Jacques Schuster so treffend: "Das eigene Ego, reine Machtinteressen leiten Johnson. Vor allem darin unterscheidet er sich von Winston Churchill. Der hatte stets das Gemeinwohl im Sinn. Er war zu jeder Zeit bereit, die Rechte des Parlaments anzuerkennen. Churchill war kein Bonapartist. Auch das macht seine Größe aus."
Quelle: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article199385108/Boris-Johnson-Vorbild-ist-Churchill-doch-er-spielt-den-Bonaparte.html


Text: Werner Winkler
  

Tipp Nr. 425: Jesper Juul

Diese Woche verstarb der bekannte dänische Autor Jesper Juul. Da er sich intensiv mit der Beziehung zwischen Eltern und Kinder befasst hat, ist es kein Wunder, dass er – wenn auch indirekt – auf die Naturellunterschiede bzw. Persönlichkeitsunterschiede aufmerksam wurde.

Er schrieb zum Beispiel:
„Mir geht es um die Interaktion von Persönlichkeiten. Man muss wissen: Wer bin ich? Wer ist mein Kind? Man kann nichts Generelles sagen darüber, was Mütter für Menschen sind, was Kinder für Menschen sind.“

Wer ein Video-Interview mit ihm sehen möchte (und dabei wohl rasch auch sein Naturell erkennen wird), findet hier ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=phvcvSgHWPU

Und wer hören möchte, wie ein Handlungstyp voller Anerkennung auf den Sachtyp Angela Merkel schaut, sollte sich die aktuelle musikalische Monatsrevue von Lars Reichow auf SWR2 anhören (sie ist leider nur eine gewisse Zeit im Netz): https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/musikstunde/swr2-musikstunde-die-musikalische-monatsrevue/-/id=659552/did=24236012/nid=659552/jb6381/index.html - selten habe ich eine so zutreffende Beschreibung der Sachtyp-Stärken gehört!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 424: Filmtipp: Ein Sachtyp als Lebenskünstler

Wer am 11.7. nachmittags Zeit hat oder eine andere Gelegenheit, sich einen liebenswerten älteren Film anzuschauen, dem sei der französische Klassiker "Alexander, der Lebenskünstler" von 1967 empfohlen (auf ARTE).

Hier können wir einem Sachtyp dabei zusehen, wie er (dem Schicksal sei Dank) erst der Tyrannei seiner Handlungstyp-Frau (die vermutlich auch von einer Handlungstyp-Schauspielerin verkörpert wird und so extrem stimmig wirkt) entkommt und sich dann im Nein-Sagen übt (vor dem Traualtar, als er fast einen Rückfall erleidet) und den Schlaf, den Müßiggang und seinen kleinen Hund einem weiteren bürgerlich-normalen Leben vorzieht.

Für den Naturellwissenschafler gibt es wirklich etwas zu lernen, etwa, wenn Alexander erklärt, warum er Pausen braucht (um Kraft zu tanken).

Und wer die historische Ebene beobachten möchte, der sieht den Unterschied zwischen der "Jäger/Angler-Sammler-Haltung" und den Mühen von Ackerbau und Viehzucht, die sich die Menschheit in den letzten 10.000 Jahren aufzuerlegen müssen meinte (mehrheitlich zumindest).

Hier ein Trailer und ein aktueller Sendetermin: https://www.arte.tv/de/videos/086022-000-A/alexander-der-lebenskuenstler/

P.S. Dieser Film war übrigens auch der erste Auftritt des später sehr berühmten Pierre Richard (Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh).

Tipp Nr. 423: Die blaue Fliege - Ausschau halten nach dem Umbekannten

Neulich waren wir auf der Schwäbischen Alb in einem sehr artenreichen Gebiet unterwegs, als sich mir ein kleines Insekt näherte (s. anhängendes Bild). Ich streckte die Hand aus und es landete tatsächlich auf meiner Hand.

So ein Tier war mir schon bei unserer letzten Wanderung in dieser Ecke aufgefallen und ich war dankbar für die Gelegenheit, es nun näher ansehen und sogar fotografieren zu können.

Zu Hause schickte ich das Bild zuerst in die Google-Bildersuche. Ohne Erfolg. Dann einer Insektenspezialistin. Auch sie eher ratlos, wobei sie mir zumindest einen Verdacht auf die Insektengruppe nennen konnte (Bombyliidae).

Ich finde es immer spannend, etwas Neues, Unbekanntes zu entdecken. Ob es nun so schön ist wie diese kleine blaue Fliege oder ein Buch, eine Idee, eine Herausforderung.

Das Bekannte zu sehen ist relativ einfach. Die Ausnahmen, das Unbekannte jedoch wird gerne übersehen. Es sei denn, wir sind offen dafür, uns überraschen zu lassen, so wie ich selbst 1997, als ein Dozent an der Abendschule uns etwas von drei Persönlichkeitstypen erzählte (Dietmar Friedmann) oder ein anderer Dozent uns vor einem schrecklichen Psychotherapeuten aus Amerika warnte, der die Regeln der herkömmlichen Therapie verwarf und statt nach Problemen nach Lösungen suchte (Steve de Shazer).

Keinen von beiden hätte ich damals wohl im Internet gefunden. Beide wären "kleine blaue Fliegen" gewesen. Exoten. Randerscheinungen, die fast noch niemand beachtet.

Text: Werner Winkler

P.S. Über den Sommer, speziell bei sehr warmem oder gar heißem Wetter, funktioniert mein Gehirn nicht immer optimal (vielleicht typisch für "Denker"). Deshalb wird es Tipps der Woche nur geben, falls mir etwas/jemand ganz Besonderes auf- oder einfällt.

P.S.2. Wenn jemand weiß, wie die blaue Fliege heißt, oder jemand kennt, der es wissen könnte, freue ich mich über einen Hinweis.

Tipp Nr. 422: Typen der Woche: Rezo und Jan Böhmermann

Nachdem der YouTuber Rezo kurz vor der Europawahl einige Politiker (vor allem in der CDU) ziemlich ins Straucheln brachte, stellte sich natürlich bei mir auch die Frage, welcher Naturelltyp sich hier zeigt.

Eine gute Gelegenheit, sich hierzu ein Bild zu machen, bietet sich meiner Meinung nach in einem Interview, das der junge Mann neulich mit Jan Böhmermann geführt hat.

Und da auch der Rest der Sendung sehenswert ist, hier der Link zur ZDF-Mediathek und zu einer unterhaltsamen knappen Stunde: https://www.zdf.de/comedy/neo-magazin-mit-jan-boehmermann

P.S.: Was Jan Böhmermann (den ich für einen Beziehungstypen halte) zur Homöopathie sagt, mag manchen Betrachter ärgern. Aus meiner Sicht hat er jedoch recht, auch wenn er die "Wirkungsmacht" eines Placebos ausblendet. Nach meinem Dafürhalten ist eine homöopathische Behandlung eine Art Psychotherapie (oder Scheintherapie) unter Einsatz eines relativ teuren Placeobs, an dem Hersteller und Apotheker gut verdienen. Aber das ist ein anderes Thema.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 421: Wie kommt was an?

Es gibt ja immer noch Menschen, die an die "Ausstrahlung" eines anderen glauben. Sie ignorieren, dass Informationen aus der Umwelt, die unser Gehirn erreichen, prinzipiell "neutral" sind. Erst in unserem Gehirn werden diese Informationen mit Bedeutung und mit einer Wertigkeit versehen.

"Konstruktivismus" ist hier das Stichwort. Wir "konstruieren" uns die Welt und alles, was wir erleben, gemäß den Spielregeln und Vorgaben unseres eigenen Gehirns. Statt "Ausstrahlung" müsste es also genauer "Einstrahlung" heißen.

Und nun kommt noch unser Naturell ins Spiel, das unsere Wahrnehmungen "einfärbt". Was etwa für einen Beziehungstyp eher normal ist, kann für einen Handlungstyp etwas ganz Besonderes sein.

Beispiel: Ein Handlungstyp schreibt mir aus dem Krankenhaus, dass es ihm "das Herz wärmt", wenn er liest, dass wir ähnlich denken. Für mich als Beziehungstyp passiert das recht häufig (dass ich ein warmes Herz, also eine emotionale Reaktion auf andere Menschen verspüre). Für den Handlungstypen hingegen dürfte das eher selten passieren. Die Bedeutung ist also unterschiedlich, sowohl durch die Häufigkeit als auch die Intensität des Erlebten.

Um dem anderen (Naturell) gerechter zu werden, ist also Übersetzungsarbeit nötig. Wie kommt was beim anderen (Naturell) an? Schon in seinem ersten Buch schrieb Friedmann, es sei wie das Erlernen einer Fremdsprache, wenn man den anderen (Naturelltyp) wirklich verstehen wolle.

Und ich erinnere mich noch sehr genau an meine kindliche Verzweiflung, mich grundsätzlich missverstanden zu fühlen – in einer Familie aus Handlungs- und Sachtypen. Wohl auch deshalb war ich über die Maßen erleichtert und begeistert, als ich 1996 in "Wer bin ich? Wer bist du?" die Ursache dieses Missverstehens erklärt bekam.

Hier könnte nun ein Sachtyp denken: Na gut, er beschäftigt sich seit 23 Jahren mit einem Thema etwas intensiver. Für ihn mag das der Normalfall sein, wenn man etwas überaus Spannendes entdeckt. Nicht aber für einen Beziehungstyp – denn der findet ja unter Umständen 2-3 spannende Themen pro Jahr und nur selten wird eines davon wirklich "Wurzeln schlagen" und zu einem größeren Baum heranwachsen.

Was die Naturellwissenschaft für das gegenseitige Verständnis also u.a. leistet ist, dass ich nicht für jeden einzelnen Menschen eine neue Sprache lernen muss. Ich kann auf meine Vorerfahrungen mit seiner Naturellgruppe zurückgreifen und mich so sowohl besser verständlich machen als auch ihn wesentlich zutreffender verstehen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 420: Besser machen

Zum Thema "Besseres Verhalten" von vorletzter Woche heute noch eine kleine Erweiterung. Sie hilft vielleicht auch, die unterschiedlichen Herangehensweisen der drei Naturelltypen zu verstehen (und zu nutzen) – etwa, wenn man sich in der Familie oder Firma darüber unterhält, wie man etwas besser machen könnte:

Die Spezialität der Handlungstypen: Gegen das Negative aktiv zu sein (Bsp: "Gegen den Klimawandel kämpfen")

Die Spezialität der Beziehungstypen: Für das Positive einstehen (Bsp: "Das Klima/die Bienen schützen")

Die Spezialität der Sachtypen: Unentschieden im neutralen Raum bleiben, abwägen von Optionen (Bsp: "Wir beraten uns intensiv/wir suchen nach den effektivsten Wegen, die Klimaziele einzuhalten usw.")

Alle drei Optionen haben in der Regel ihre Berechtigung. Kritisch wird es meist dann, wenn eine davon die Oberhand behält oder die anderen beiden dominiert/blockiert/ausgrenzt und dadurch sowohl die Gruppe spaltet als auch den Erfolg insgesamt gefährdet.

Wer hier seine naturellbedingte Schwachstelle bzw. Neigung zur Übertreibung kennt und sich entsprechend verhält, ist also klar im Vorteil.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 419: Typ der Woche: Joe Biden

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Joe Biden, der Vizepräsident der USA unter Barack Obama, der nächste Präsident dort wird und Donald Trump ablöst.

Anlass also, nach Hinweisen auf seinen Naturelltyp zu suchen bzw. den spontanen "Verdacht", er könnte zu den Beziehungstypen gehören, zu untersuchen.

Hier meine besten Fundstücke:

"Als Redner ist er bekannt für seine artikulierten und emotionalen, oft langen Reden." (Wikipedia)

Beispiel für Dummheit: "Bei der Präsidentschaftswahl 1988 erklärte Biden seine Kandidatur im Juni 1987, stieg aber bereits nach sechs Wochen aus dem Rennen aus, nachdem Plagiatsvorwürfe gegen ihn erhoben worden waren. Er hatte eine Rede des britischen Labour-Vorsitzenden Neil Kinnock kopiert, die Einzelheiten zum persönlichen Leben enthielt, die in Kinnocks Fall stimmten, bei Biden aber nicht." (Wikipedia)

Beispiel für Innovationsbereitschaft: "Im Mai 2012 sorgte Biden landesweit für Schlagzeilen, als er sich deutlich dafür aussprach, in den ganzen USA homosexuelle Ehen zu ermöglichen." (Wikipedia)

Beispiel für "Schimpansen-Verhalten": "Ende März 2019, als noch unklar war ob Biden kandidiert, machten Lucy Flores, ehemalige Abgeordnete aus Nevada, und Amy Lappos, Beraterin der Demokraten, bekannt, dass Biden sich diesen unerwünscht genähert habe. Unter anderem durch Riechen an den Haaren, Küssen auf den Hinterkopf, oder etwa dem Annähern um Nasen zu reiben. Flores erklärte, dass sie Bidens Verhalten nicht für sexuell gehalten hätte, sie sich dabei jedoch sehr unangenehm gefühlt hätte[22]. Biden entschuldigte sich kurz darauf öffentlich, es sei nie seine Intention gewesen Unwohlsein zu verursachen, und dass er nicht wüsste, dass seine Aktionen unangemessen gewesen seien." (Wikipedia)

Seine eigene Homepage mit vielen Fotos, die sehr an einen Beziehungstyp denken lassen: https://joebiden.com/

Die nächsten Zitate aus: https://www.sueddeutsche.de/politik/joe-biden-und-barack-obama-die-bromance-der-o-bidens-1.3331484

"Nach 14 Minuten verkündet Obama, Joseph Robinette Biden Jr. die Freiheitsmedaille des Präsidenten zu verleihen - eine der beiden höchsten zivilen Ehrungen. Der Vizepräsident reagiert wie immer: emotional. Er wendet dem Publikum den Rücken zu, zieht ein Taschentuch aus der Tasche und wischt sich die Tränen aus den Augen. Dann dreht sich Biden um und atmet mehrmals tief aus."

Zitat von Obama: "Joe, du warst die erste Personalentscheidung, die ich als Kandidat getroffen habe und sie war die beste", rief Obama in Chicago in seiner Abschiedsrede und ergänzte: "Ich habe einen Bruder gewonnen."

"Auch wenn Biden emotionaler ist als Obama: In nahezu allen Politikfeldern waren sie sich einig. Gewiss: Biden hat sich oft verplappert und etwa im Frühjahr 2012 seine Unterstützung für die Homo-Ehe verkündet - doch die Hauptkritik richtete sich hier wie in anderen Fällen darauf, dass er etwas früher ausplauderte als beabsichtigt."

"Wie eng die Freundschaft zwischen beiden ist, illustriert eine Episode aus dem Frühjahr 2015: Damals erwähnte Biden bei einem Mittagessen, wie teuer die Behandlung des Hirntumors seines Sohns Beau sei und dass er überlege, sein Haus in Delaware zu veräußern. Obamas Antwort: "Verkauf das Haus nicht. Versprich mir, dass du das nicht tust. Ich gebe dir das Geld, aber verkauf das Haus nicht."

Biden zu Obama: "Solange ich noch einen Atemzug in mir habe, werde ich für dich und deine Familie da sein. Ich weiß, dass dies im Gegenzug genauso ist."

Gesammelt von Werner Winkler

Tipp Nr. 418: Besseres Verhalten – besseres Leben

Philosophen und auch Psychologen sprechen gerne vom "guten Leben" – und werden dann oft so verstanden, als ob ein wesentlicher Sinn im Leben darin bestünde, möglich angenehm zu leben, möglichst viel Wohlstand, Glück oder Zufriedenheit etc. anzustreben und zu erreichen.

Was aber häufig übersehen wird, ist derjenige Teil des "guten Lebens", das unsere Verhaltensweisen beschreibt – also das "gute Verhalten" im Gegensatz zum "weniger guten/schlechten Verhalten" (wovon das Video mit dem österreichischen Ex-Vize-Kanzler diese Woche ein drastisches Beispiel lieferte).

Was ist "gutes Verhalten"? Ist es die angeborene Freundlichkeit der Beziehungstypen, das angeborene Verständnis der Sachtypen oder die angeborene Einsatzbereitschaft der Handlungstypen? Selbstverständlich sind das gute Eigenschaften, gerade dann, wenn sie anderen Lebewesen zu Gute kommen.

Was aber ist "besseres Verhalten"? Es ist jenes Verhalten, das über unsere intuitiven, angeborenen positiven Verhaltensweisen hinausgeht, unsere Persönlichkeit oder unseren Charakter – also auch über unser Naturell (und unsere ursprüngliche Kultur und Erziehung) hinaus weiter entwickelt – zu einem besseren als nur einem guten Verhaltensmuster bringt; eine "Veredelung" oder "Kultivierung" unserer Persönlichkeit gewissermaßen.

Drei ganz einfache, alltägliche Beispiele dazu:

Ein besseres als nur gutes Verhalten für einen Beziehungstyp wäre etwa, wenn er sich mehr Zeit für das Verstehen des Tierleids nimmt, das er durch seinen Konsum von Milch und Milchprodukten erzeugt (vor allem das Leid der Kinder der Kühe) – und dann sein Verhalten ändert und auf Milchalternativen ausweicht. Oder einmal statt Geld für unnütze Ausgaben zu verschwenden, es einem sozialen Projekt spendet.

Ein besseres als nur ein gutes Verhalten für einen Sachtypen wäre etwa, wenn er sich aktiv mit seinem Wissen in soziale Projekte einbringt, z.B. als Ehrenamtlicher in der Sprachförderung für Kinder (statt nur Bücher über die kindliche Entwicklung zu lesen) und so auch zu einem erweiterten sozialen Leben zu kommen.

Ein besseres als nur ein gutes Verhalten für einen Handlungstypen wäre etwa, wenn er die Beziehung zu seinen Kindern, Enkeln, Neffen und Nichten oder Geschwistern stärker wertschätzt. Also nicht nur der Pflichtanruf zum Geburtstag oder das obligatorische Weihnachtsgeschenk, sondern das Teilen von unbeschwerter Freizeit, gemeinsamer Sport, Spiel, Urlaub oder einfach das gemeinsame Kochen und Essen als Anlass für das Zusammensein aufwerten und wichtiger nehmen.

Dass diese Anstrengungen für ein besseres Verhalten durchaus die Nebenwirkung eines "besseren Lebens" zeigen, ist dabei völlig in Ordnung. Das Gute, das wir tun, fällt in Form eines guten Gefühls auf uns selbst zurück. Und je stärker der Widerstand war, den wir dabei überwinden mussten, desto stärker fällt in der Regel auch das Glücksgefühl danach aus.


Werner Winkler

Tipp Nr. 417: Typ der Woche: Lars Reichow

Schon ziemlich lange bewundere und beobachte ich den Kabarettisten Lars Reichow – auch, aber nur nebenbei, mit der Frage, zu welchem Naturelltyp er denn zu rechnen sein könnte.

Da ich ihn noch nie privat, sondern nur in seiner "beruflichen" Eigenschaft erleben konnte (sei es im Radio oder Fernsehen), keine ganz leichte Aufgabe.

Nun aber kam sein aktuelles Programm ("Lust") im Fernsehen und da fiel mir die große Ähnlichkeit mit zwei anderen Prominenten auf, die zur Handlungstyp-Gruppe gehören: Udo Jürgens und Markus Söder.

Ich bin gespannt, ob auch andere diese Ähnlichkeit sehen und kann jedem, der geistreichen Humor und eine klare Ansage mag, diese dreiviertel Stunde in der 3sat-Mediathek nur wärmstens ans Herz legen: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=80434

Werner Winkler

Tipp Nr. 416: Typ der Woche: Hannelore Elsner

Um nun in der kleinen Reihe "Typ der Woche" auch noch in einem Text über eine Beziehungstyp-Frau nach Typischem zu suchen, hier Zitate aus dem Artikel "Fordernd und fragend und liebend" von Dani Levy (aus der ZEIT vom 25.4.19), einem Nachruf auf die Schauspielerin Hannelore Elsner:

- Am Anfang waren da ihre Augen. Voller Lebenslust und fast brennender Neugierde ...

- Von der Ferne hatte ich sie öfter gesehen: ein bunter, etwas aufgedrehter Vogel, ein vielleicht auch etwas durchgedrehter ...

- ... aber ihre hoch emotionale Rede auf der Bühne (bei der Verleihung eines Filmpreises, Anm. der Red.) war dann doch etwas zu viel

- Und würde Hannelore Elsner überhaupt zu einem Casting für einen kleinen Film kommen? Sie kam. Es war ein richtiger Auftritt. Aufgeregt wie eine junge Schauspielerin, euphorisch wie ein leidenschaftlicher Profi, und dann mit diesen Augen, fordernd und fragend und liebend und leidend. Sie wollte die Rolle, als wäre es ihre erste.

- In ihr schlummerte eine ungewöhnliche Energie, durchtrieben und gepaart mit kindlicher Freude. Sie kicherte gerne, war mitfühlend, mitdenkend, stand immer in einem irgendwie funkelnden Austausch mit den Menschen und der Welt. Sie war nicht aus der Fassung zu bringen, weil sie keine Fassung hatte.

- ... wenn es komplizierter wurde, dann weil sie es genauer oder besser wissen wollte. Sie war liebevoller Teil eines Ensembles.

- durch meine Arbeit (...) wurden ich und meine Frau (...) Teil ihres brennenden Kreises. Was nichts anderes bedeutet, als dass sie uns liebte. Wir sahen uns nicht oft, manchmal über Jahre nicht, aber wenn wir uns sahen, entstand immer sofort Nähe.

- sie wollte nie Opfer sein. Weder von Männern noch vom Krebs noch ihrem Schicksal. Mit aller Trauer und aller Verzweiflung, die sie manchmal erfüllte, und all ihrer durchdringenden Intelligenz wollte und konnte sie dennoch positiv nach vorne schauen.

- Hannelore brannte an beiden Seiten, wie man so schön sagt. Sie war so empfindsam und gleichzeitig wild und stark. Niemand konnte es mit ihr aufnehmen.

Ausgewählt von Werner Winkler

P.S. Bis Ende Juli ist in der ARD-Mediathek der Film "Alles auf Zucker" mit Hannelore Elsner zu sehen:
https://www.daserste.de/unterhaltung/film/filme-im-ersten/alles-auf-zucker-128.html

Tipp Nr. 415: Typ der Woche: Markus Söder

Spätestens, nachdem man den bayerischen Ministerpräsidenten Söder in seiner Faschingsverkleidung als "Shrek" gesehen hat und danach die Filme mit Shrek nicht mehr sehen kann, ohne an ihn zu denken – so ähnlich sind sich die Figur und der Politiker – liegt der Typverdacht "Handlungstyp" nahe.

Nun gab es in der aktuellen ZEIT einen Bericht über eine Afrikareise von Söder, in der einige Beobachtungen diesen Verdacht erhellen.

Alle Zitate aus "Ein Mann wird gut" (ZEIT vom 25.4.2019)

"Was hat Sie am meisten beeindruckt?" lautet die erste Frage (nach dem Rundgang durch ein Flüchtlingscamp, in dem z.T. furchtbare Zustände herrschen, Anm. der Red.).

Antwort Söder: "Die Lebensfreude der Menschen." Von dem Optimismus, fügt er an, könne man sich etwas mitnehmen.

Dann eine weitere Frage der Journalisten: Was ihm durch den Kopf gehe, durch das Herz, persönlich, welche Emotionen er habe, wie sein "inneres Fazit" ausfalle?

Zitat: Man sieht, wie es in Söder arbeitet. Er merkt, dass die Lebensfreude noch nicht reicht, dass er an der Situation vorbeiredet. Er muss nachlegen. Die Lebensfreude, die sei das eine, hebt Söder erneut an. Das andere seien die Bedingungen hier, die, Söder ringt nach Worten, "für uns net ... also in keinster Weise ... die wir als beklemmend empfinden".

Seit gut einem Jahr ist Markus Söder nun da, wo er immer hinwollte: im Amt des bayerischen Ministerpräsidenten, seit Mitte Januar ist er auch Vorsitzender der CSU. Seitdem bemüht sich Söder zu beweisen, dass er nicht mehr der Alte ist, sondern ein Geläuterter.

(...) Es liegt aber auch daran, dass Markus Söder alles, was er tut, 150-prozentig macht. Wenn er jetzt ein Guter sein will, heißt das: unter den Guten natürlich der Beste.

(...) Söder redete wieder wie früher, wie einer, der kämpfen muss, nicht wie jemand, der den Überblick hat.

Die ganz Rechten retteten ihn davor, noch weiter vom Pfad abzukommen. Nach dem Tod eines jungen Mannes in Chemnitz im August vergangenen Jahres marschierte Björn Höcke von der AfD mit der weißen Rose der NS-Widerstandsbewegung am Revers neben Nazis. "Angewidert" habe ihn Höckes Missbrauch der weißen Rose, sagt Söder heute. Und dass es sich schon vorher alles nicht gut angefühlt habe, das eigene Gerede. "Es war, als würden wir auf die dunkle Seite der Macht kippen", sagt er. Seither grenzt er sich hart von der AfD ab, die Umfragen gehen wieder leicht nach oben. "Jetzt", sagt Söder "(...), fühlt sich alles wieder besser an."

Söder (...) spricht in großer Offenheit über seine Fehler. Er erfindet sich neu und gibt es zu. (...) Das Problem ist: Viele glauben, dass diese Ehrlichkeit nur sein neuester Trick sei.

Zum Wichtigsten, das er nicht zeigt, gehört auch die Familie. Man sieht und hört wenig von den Söders. Karin Baumüller-Söder, eine Unternehmerin, lässt sich auch für ein Porträt über ihren Mann nicht sprechen. Mit Hingabe zeigt Söder die Hündinnen Fanny und Bella auf Instagram, nicht aber die Kinder. Die Familie ist Söders Festung ...

(Anm. der Red.: Die Trennung von Arbeit und Familie ist eines der typischen Verhaltensweisen von Handlungstypen)

Warum mögen uns die jungen Frauen nicht?, hat er seine Tocher gefragt. Mehr zuhören, weniger Breitbeinigkeit, war die Antwort.

Söder will nicht recht haben, sondern Erfolg.

Er ist Pragmatiker, kein Ideologe. Was nicht funktioniert, muss weg.

Science-Fiction ist etwas, das Markus Söder wirklich interessiert. Was gefällt ihm zum Beispiel an Star Trek so gut? Das Philanthropische, sagt Söder: "Das Gute gewinnt. Menschen treffen auf fremde Spezies ..."

Noch mal zurück ins Flüchtlingslager Nguenyyiel. Denn hier in Afrika, über 7000 Kilometer von der Heimat und Welten von der deutschen Innenpolitik entfernt, geschieht etwas Spektakuläres. Der bewährte Automatismus versagt, der Inszenierungsprofi Söder kapituliert vor der Wirklichkeit. "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht", sagt Söder bei der dritten oder vierten Nachfrage nach seinen Gefühlen und schaut hilfesuchend über die hingereckten Mikrofone in das Lager, bei ihm sei das mit den Emotionen so: Was wirklich in einem vorgehe, das wisse man doch meistens selbst gar nicht direkt. "Bei mir ergibt sich das erst Tage später."

Ausgewählt und kommentiert von Werner Winkler

P.S. Und wer Markus Söder noch nicht als Shrek gesehen hat oder nochmal in ein sehr handlungstypisches Gesicht blicken möchte, hier ein kurzer YouTube-Film über ihn: https://www.youtube.com/watch?v=R3i4BfQVtek

Tipp Nr. 414: Typ der Woche: Anton Hofreiter

Ein Bekannter, der sich öfters mit unseren Naturelltypen befasst, fragte mich neulich, auf was ich achten würde, wenn ich in Artikeln oder Interviews bei mir nicht persönlich bekannten Menschen einen Naturelltyp-Verdacht entwickle.

Die Antwort ist gar nicht so leicht, weil es ja oft das "Gesamtbild" ist, das mir da entgegentritt und an einen der Naturell-Archetypen erinnert. So ging und geht es mir etwa bei Anton Hofreiter von den Grünen: wenn ich ihn reden, gehen oder sitzen sehe, sehe ich einen Sachtypen recht deutlich.

Da in der letzten ZEIT jedoch eine ausführliche Geschichte über ihn mit zahlreichen Zitaten und genauen Beobachtungen zu lesen war, habe ich mir die Mühe gemacht, diejenigen Passagen daraus, die mich hier an das blaue Naturell erinnern, herauszusuchen.

Vielleicht wird so klarer, auf was ich achte. Die ganze Geschichte ist leider derzeit nur für Abonennten zu lesen, vielleicht wird sie aber in einer Zeit komplett freigeschaltet (ein Bild von Hofreiter ist dort aber zu sehen, falls jemand ihn nicht vom Namen her kennt): https://www.zeit.de/2019/16/anton-hofreiter-gruene-fraktionschef-klimawandel

Zitate aus dem Artikel "Der Renntiger" von Stefan Willeke in der ZEIT vom 11.4.19

"Mit Zügen kennt er sich aus, er war viele Jahre lang der wichtigste Verkehrsexperte der Grünen. Noch heute kann er spontan Vorträge über die Straßenbahnen in Sevilla halten oder über die fachgerechte Anordnung von Noppenplatten auf deutschen Bahnsteigen. Es gibt auch einen Zug, in dem er immer besonders gern fuhr: die erste Generation des ICE. Dieser Zug hatte einen Speisewagen, in dem die Passagiere erhöht saßen. So leidenschaftliche sich Hofreiter in die Belange der Bahn vertieft hat, am meisten interessiert ihn der Speisewagen."

"Der Freak isst gerne Fleisch" "Wenn er mit seiner Freundin (...) in die Toskana fährt, dann passiert es auch mal, dass sie gemeinsam ein 1000-Gramm-Steak verputzen. Vom Veggie-Day hielt Hofreiter überhaupt nichts."

"In seiner Dissertation listete er zum Schluss alle im Text genannten Bomarea-Namen auf (...) Man kann es nicht anders sagen: Sobald ein Thema ihn packt, durchpflügt er es mit der Akribie eines Besessenen."

"Machtmenschen wie Gerhard Schröder oder Joschka Fischer waren ihm von Beginn an verdächtig, auch weil er deren protzig vorgetragene Art der Männlichkeit ablehnt."

"... aus ihm ist nicht gerade ein Spezialist für dahinplätschernden Small Talk geworden. Ein Gespräch muss Substanz haben, sonst wendet er sich gelangweilt ab."

"Hofreiter ist imstande, einen Menschen sehr lange ausdruckslos anzugucken, wenn dieser ihm eine blöde Frage gestellt hat ..."

"Versucht jemand, Hofreiters Fachwissen zu testen, und fragt ihn, ob er eine ausgefallene Pflanze kennt, dann lässt Hofreiter den lateinischen Namen fallen und schweigt danach regungslos."

"... er reißt keine Witze über all die Themen, die ihm wichtig sind. Eisbären, die hilflos im Arktischen Ozean umherschwimmen, weil ihnen durch die Erwärmung der Erde das Eis abhandengekommen ist, sind kein lustiger Anblick. Sie sind eine Katastrophe. Politik ist dazu da, die Katastrophe zu verhindern. Scheitert die Politik damit, dann hat die Katastrophe über die Politik gesiegt, und die Politik ist nichts mehr wert. So blickt Anton Hofreiter auf die Welt ..."

"Anton Hofreiter hat gelernt, sein Tempo zu dosieren, in er Politik und außerhalb der Politik. Er verfügt über einen Bergschritt und einen Talschritt. Während der Wanderung sagt er: "Ich gehe lieber langsam. Dafür kann ich sehr lange gehen." Er hat sich auch nicht an Twitter ausgeliefert – zu kurzatmig, zu schnell."

"Er ist schnell, wenn er schnell sein will, schnell im Kopf, schnell auf dem nächsten Termin, schnell bei der Sache."

"Spricht man Özdemir auf Hofreiter an, dann nennt er ihn "eine ehrliche Haut"."

Tipp Nr. 413: Am Sinn des Zweifelns zweifeln

In einem aktuellen ZEIT-Artikel von Maximilian Probst zeigt sich eine interessante Problemstellung und Lösungsstrategie des Sachtyps: Er kann nicht mehr zweifeln, nicht mehr unentschieden sein (hier angesichts der sich verschärfenden Klimaproblematik) und gibt das Zweifeln auf.

Zitat: "Das von nachdenklichen Menschen geliebte Einerseits/Andererseits ist durch diesen Ernstfall ausgehebelt, alle Graustufen sind weggewischt, mit denen man sich als lebenserfahrener Grübler sonst selbst genüsslich quält.
Die Dramatik der Situation (...) ist von der Art, dass es tatsächlich nur die Entscheidung zwischen Handeln oder Bremsen gibt. Wobei zu letzterem auch das Nichtstun und das Nicht-entschieden-sein gehört, weil der Status quo von allein auf die Katastrophe zusteuert (...). In Zeiten der Klimakrise also erscheinen Denkfiguren überholt, die zentral und rundweg positiv besetzt waren seit Mitte des 20. Jahrhunderts: die Ambivalenz, die Mehrdeutigkeit, die Unentscheidbarkeit."

Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2019-04/klimawandel-generationenkonflikt-schuelerproteste-schock-erwachsene

Dazu fällt mir das Zitat von Klaus Fritz über das Zweifeln ein: "...auch am Sinn des Zweifelns und am Zweifel selbst zu zweifeln" – im konkreten Fall kann also das bewusste Beenden des Zweifelns und das Eingeständnis, dass es tatsächlich etwas Negatives, nicht Anzuzweifelndes ist, das hier passiert, befreiend wirken.

Nicht umsonst hat der Autor Gregory Fuller, den ich ebenfalls als Sachtyp einschätze, sein Buch zur ökologischen Krise "Das Ende" mit dem Untertitel "Von der heiteren Hoffnungslosigkeit im Angesicht der ökologischen Katastrophe" versehen. Er hat also das Zweifeln und die Suche nach möglicherweise den Zweifel nährenden Informationen aufgegeben, sich dem unausweichlich Negativen gestellt und so eine positive Haltung zu den Fakten gefunden.

Fullers Buch ist jedoch Nicht-Sachtypen nur eingeschränkt zu empfehlen – und wenn, dann eher die Neuausgabe von 2018, in der er beschreibt, wie er die letzten Jahre mit dieser heiteren Hoffnungslosigkeit (und ohne erneute Zweifel) gelebt hat.

Werner Winkler


Tipp Nr. 412: Kostenloses Analyseblatt für Paare

Der Vergleich der so genannten "Stärken-Profile" bei Paaren, bei Geschwistern, Eltern-Kind-Kombinationen oder auch bei Duos, die zusammen arbeiten, kann erhellend sein und dabei helfen, das Verständnis füreinander zu verbessern.

Stellt man die "Naturell-Häuser" nebeneinander (wie im anhängenden Muster zu sehen), sieht man auf einen Blick, wo unterschiedliche Gewichtungen potentiell zu stark unterschiedlicher Lebenswahrnehmung führen können.

Angenommen, ein Handlungstyp+Macher trifft auf einen Sachtyp+Denker – dann ist das Feld "Machen" beim ersten mit 9 maximal groß, beim zweiten mit 1 minimal klein. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass sich daraus im Alltag oder in der Zusammenarbeit permanent starke Unterschiede zeigen.

Normalerweise kostet die Anfertigung eines Analyseblattes für Paare/Duos 25 Euro. Als Test bekommen die Leserinnen oder Leser des Tipps der Woche jedoch ein Analyseblatt gratis (zeitlich begrenzt bis zum 30.4.19). Dafür müssen Sie nur den Stärken-Profil-Code der beiden Personen in eine Mail an naturellwissenschaft@t-online.de schreiben, also z.B. 3223 und 2121, wie im anhängenden Muster. Sie bekommen dann eine PDF zum Ausdrucken ebenfalls per Mail zugeschickt.

P.S. Das Angebot gilt natürlich auch für Paarberater/innen, die mit Klienten über deren Naturellunterschiede sprechen und das Analyseblatt dafür als Hilfestellung nutzen möchten.

Werner Winkler

Tipp Nr. 411: Lehrkräfte aufklären

Gerne teile ich heute einen Tipp, den eine Teilnehmerin des gestrigen Fachtages mir berichtet hat: Nachdem sich ihr Kind von einer Lehrerin andauernd missverstanden und falsch behandelt fühlte (ein Sachtyp-Kind), gab die Mutter der Lehrerin das Buch "Warum Kinder so verschieden sind" mit dem Hinweis, sie möge doch bitte das entsprechende Kapitel lesen.

Das hat sie auch getan, die dortigen Tipps für den Umgang mit Sachtyp-Kindern umgesetzt, der Mutter gedankt – und das Verhältnis zwischen Lehrerin und Schüler (und Mutter) ist seitdem wieder besser.

Auch auf dem Hintergrund der Untersuchungen von Hattie, der gezeigt hat, wie wichtig die Lehrkräfte für den Lernerfolg sind, kann das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wer die Hattie-Studie noch nicht kennt, hier ein Artikel aus der ZEIT dazu: https://www.zeit.de/2013/02/Paedagogik-John-Hattie-Visible-Learning

P.S. Die Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft hat in den letzten Jahren das angesprochene Buch bereits vielen Bibliotheken gespendet und wir dies bei entsprechender Mittelverfügbarkeit (sprich: Spenden) auch weiter tun.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 410: Brexit-Theater: Naturelltypen der Schauspieler

Manche Journalisten oder Kommentatoren sprechen ja in Sachen Brexit inzwischen von einem "Theaterstück", gerne mit Verweis auf William Shakespeares Dramen.

Um das Geschehen in den nächsten Wochen auch aus naturellwissenschaftlicher Sicht beobachten und wenigstens etwas daraus lernen zu können, hier eine kleine Verdachtsliste der Naturell-Zugehörigkeiten der beteiligten "Schauspieler":

Beziehungstypen:
- Jean-Claude Juncker, EU-Ratspräsident
- Oliver Welke, heute-show-Moderator; seine zum Teil sehr bissigen Kommentare sind in der ZDF-Mediathek unter "heute show" nachzusehen – oder bei YouTube, wo eine seiner Beiträge viele Klicks bekommt: https://www.youtube.com/watch?v=hDvYiitV6wk
- Jeremy Hunt, möglicher Nachfolger von Theresa May, falls es zu ihrem Sturz kommt - mein Typverdacht ist hier eher schwach, aber wenn man sich die Bilder von ihm im Internet anschaut, weisen seine Grimassen auf das gelbe Naturell hin: https://duckduckgo.com/?q=Jeremy+Hunt&t=ffsb&iax=images&ia=images

Sachtypen:
- Angela Merkel, Bundeskanzlerin
- Jeremy Corbyn, Labour-Vorsitzender

Handlungstypen:
- Emmanuel Macron, Staatspräsident Frankreich
- Theresa May, Premierministerin Großbritannien
- Manfred Weber, Spitzenkandidat der EVP, womöglich nächster Ratspräsident
- Günter Oettinger, EU-Kommissar – eine Brexit-Satire mit ihm zum Schmunzeln ist ebenfalls in der obigen heute-show-Folge zu sehen

Es lohnt sich durchaus, auch einmal eine Debatte des britischen Parlaments live zu verfolgen (z.B. auf Phoenix). Auch da werden die unterschiedlichen Naturelle oft deutlich sichtbar – wobei auch die verschiedenen Akzente der Abgeordneten interessant zu hören sind (bei uns sprechen ja fast alle Hochdeutsch im Parlament).

Auf Phoenix gibt es auch einen Brexit-Blog, auf dem man z.B. Debatten nachschauen kann: https://www.phoenix.de/brexit-blog-a-767294.html?ref=508785

Text: Werner Winkler

P.S. Nächsten Samstag findet der 16. Fachtag Naturellwissenschaft in Waiblingen bei Stuttgart statt. Mehr Infos unter "Termine" auf www.naturellwissenschaft.org

Tipp Nr. 409: Neuseeland und die Reinheit

So makaber es klingen mag: Der Attentäter von Christchurch wollte (so sah er es) das "Gute". Wobei das für ihn "Gute" auch darin bestand, das Leben anderer für die "Reinheit" der Gesellschaft, wie sie in seinen Augen sein sollte, zu opfern.

Woher kommen solche Ideen? Sind sie einfach krank oder gar extreme Äußerungen eines bestimmten Naturells?

Just am Tag des Attentats von Neuseeland brachte SWR2 ein Feature über "Reinheit und Religion", in dem u.a. Jan Assmann, einer derjenigen Gelehrten, die ich besonders schätze, ausführlich zu Wort kommt.

Er bietet eine historisch fundierte Erklärung solcher Phänomene, die vielleicht nicht jedem (gläubigen) Menschen gefallen mag, aber aus meiner Sicht nachvollziehbar und stimmig ist.

Das Feature kann im Internet gehört, downgeloaded oder als Manuskript gelesen werden: https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/reinheit-religion/-/id=660374/did=23267206/nid=660374/sdpgid=1654134/1b9azb8/index.html

Mein Tipp: Zeit nehmen und hören/lesen!

Werner Winkler

Tipp Nr. 408: Vereins-Webseite aktualisiert

In den letzten Monaten haben unser Webmaster Holger und sein Team die Webseite des Vereins (die es immerhin schon seit 1999 gibt) auf den neuesten Stand der Technik gebracht – jetzt ist sie auch über Smartphones und andere mobile Geräte mit kleineren Bildschirmen gut erreichbar.

Zudem wurde die Grafik und Gestaltung aktualisiert. Ein Teil der Seiten (Typentests, Forum) sind noch im alten Design, das ist im Moment zu aufwändig zum Umstellen und über normale Bildschirme ja gut nutzbar.

Tipp: Einfach mal draufschauen (www.naturellwissenschaft.org) und gerne ein Feedback geben, was ihr gut findet, was aus eurer Sicht noch fehlt oder wofür ihr gerne einen finanziellen Beitrag leisten wollt ;)

Werner Winkler

Tipp Nr. 407: 16. Fachtag Naturellwissenschaft am 30.März

Der beste Tipp für den März, den ich heute geben kann ist, sich für den 16. Fachtag Naturellwissenschaft am 30. März Zeit zu nehmen ... vielleicht verbunden mit einem Städtetripp in Stuttgart und Umgebung?

Hier das (aktualisierte) Programm, verbunden mit der herzlichen Einladung an alle, die sich für das Thema "Naturell" interessieren und gerne einmal mit anderen in echt darüber ins Gespräch kommen möchten:

Programm für unseren 16. Fachtag Naturellwissenschaft am Sa. 30.3.2019 in Waiblingen im Kulturhaus Schwanen in der Winnender Str. 4, 71334 Waiblingen (gebührenpflichtige Parkplätze in der Nähe oder Anreise mit ÖPNV (Bus-Haltestelle direkt vor dem Kulturzentrum).

Die Teilnahme ist kostenlos, d.h. die Kosten werden vom Verein getragen.

Die Organisatoren freuen sich über eine Anmeldung unter naturellwissenschaft@t-online.de - man kann aber auch ohne Anmeldung dabeisein.


10.45 Uhr
Treffpunkt vor dem Kulturhaus Schwanen

11.00 - 12.00 Uhr
Besuch der Ausstellung mit Anmerkungen aus naturell-
wissenschaftlicher Sicht von Holger Hägele:
"La Bohème. Toulouse-Lautrec und die Meister von Montmartre"
in der Galerie Stihl, die direkt neben dem Kulturhaus Schwanen
angesiedelt ist (Eintritt auf eigene Kosten der Teilnehmer)

12.00 - 13.00 Uhr Mittagspause
In der Nähe gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu verpflegen;
unsere Räumlichkeiten im Kulturhaus stehen ebenfalls zur Verfügung,
ebenso ein großer Park direkt vor Ort (je nach Wetter).

13.00 - 14.00 Uhr
"Learning by Watching":
Live-Naturellanalyse mit Werner Winkler

14.15 - 15.15 Uhr
Vortrag mit anschließender Diskussion:
Entspricht die Naturellwissenschaft den
Anforderungen an eine moderne Typologie?

+ Was ich in den letzten 20 Jahren an Erkenntnissen zum Thema
gewonnen habe ... (Günter Hiller)

15.30 - 16.30 Uhr
Anwender der Naturellwissenschaft im Gespräch
Thema: Moralische Implikationen und Naturelltypen:
Die "Rekahner Reflexionen" im Spiegel der Naturelle
(Petra Schmalzl)

16.45 - 17.30 Uhr
20 Jahre Vereinsgeschichte: Rückblick und Ausblick
Gesprächsrunde zum Abschluss des Fachtags,
moderiert von Petra Schmalzl

18.00 - 19.00 Uhr
Mitgliederversammlung
der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft e.V.
mit turnusmäßiger Neuwahl des Vorstandes

Tipp Nr. 406: Band 3 von "Das Naturell" kostenlos

Wer Band 3 der Buchreihe "Das Naturell" gerne kostenlos (probe-)lesen möchte, kann bei mir per E-Mail (werner-winkler@t-online.de) entweder eine PDF- oder eine E-Book-Version (für Kindle) anfordern und sie sofort nach Fertigstellung zugeschickt bekommen.

Nach Band 1 für Einsteiger und Band 2 für Fortgeschrittene ist Band 3 für Experten gedacht, die sich weiter in einzelne Themen der Naturellwissenschaft einarbeiten möchten.

Das Buch ist alphabetisch aufgebaut, so dass man sich je nach Interesse für eine Reihenfolge entscheiden kann. Mit diesem Buch sind nun (nach einem Jahr Arbeit) wieder die wesentlichen Inhalte der Naturellwissenschaft in drei Bänden und auf dem aktuellen Stand verfügbar (jeweils gedruckt und als E-Books) - inkl. der tiefgehenden Texte von Günter Hiller, die er in den letzten Jahren verfasst hat.

Dass mir das als Beziehungstyp nicht leicht gefallen ist und ich umso glücklicher bin, das durchgezogen und abgeschlossen zu haben (insgesamt über 600 Seiten), verstehen sicher nicht nur Beziehungstypen :)

Werner Winkler

Tipp Nr. 405: Zinkmangel und Naturelltypen

Seit 1996 beschäftige ich mich (mal mehr, mal weniger, wie für einen Beziehungstypen üblich) mit dem Themenkreis Zink und Zinkmangel.

Dabei ist mir unter anderem aufgefallen, dass die durch Zinkmangel entstehenden mentalen Probleme zum Teil je nach Naturelltyp unterschiedlich ausfallen (während die rein körperlichen wie Immunschwäche, Schlafstörungen oder Hautprobleme ähnlich sind):

- Beziehungstypen mit Zinkmangel leiden verstärkt unter starken Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen und Niedergeschlagenheit

- Sachtypen mit Zinkmangel leiden verstärkt unter Antriebslosigkeit, Depressionen, Ängsten und Suizidgedanken

- Handlungstypen mit Zinkmangel leiden verstärkt unter Aggressivität (bzw. ihre Mitmenschen leiden darunter), Verlust der Lebensfreude und reduziertem Interesse an ihrer Umwelt

Auch die Untertypen scheinen unterschiedlich betroffen zu sein – vor allem Denker profitieren nach allem, was ich erfahren habe, von einer ausreichenden Versorgung mit diesem Mineralstoff; speziell dann, wenn sie viel davon verbrauchen (z.B. während der Schulzeit, dem Studium oder bei intensiver Nutzung von Bildschirmen, weil die Augen sehr viel Zink verbrauchen).

Kompakte Infos finden sich auf www.wernerwinkler.de/zink-info.htm - inkl. dem Link zu einem Zinkmangelrisiko-Test, den ich vor 20 Jahren zusammen mit einer Hautärztin der Universitätsklinik Tübingen entwickelt habe.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 404: Serien-Tipp: Ally McBeal

Gegenüber normalen, einteiligen Filmen haben Serien den Vorteil, dass man die Charaktere genauer kennenlernen und auch ihre Persönlichkeitsentwicklung verfolgen kann (sofern es eine gut gemachte Serie ist).

Ein Freund, der sich ebenfalls schon viele Jahre mit der Naturellwissenschaft befasst, empfahl auch auf diesem Hintergrund die schon etwas ältere US-Serie "Ally McBeal". Sie erzählt die Geschichte einer Anwältin, die unschwer als Sachtyp (Untertyp wohl Fühler, vergangenheitsorientiert, ich-verbunden) zu erkennen ist.

Auch wenn sie manchmal etwas amerikanisch-schnulzig aufgebaut ist, haben hier Autoren mit großer Menschenkenntnis ein kleines Meisterwerk abgeliefert. Und auch die Besetzung ist fast immer so, dass der dargestellte Naturelltyp mit dem Schauspieler identisch wirkt: Nelle und Ling, zwei zwei oft eiskalte und beziehungsunfähige Handlungstypen, Richard und John als vom Erfolgsstreben getriebene schräge Sachtypen und dazwischen zwei Beziehungstypen (Renée und Elaine), die immer wieder die Szene aufmischen.

Und im Zentrum von diesen und ständig neuen Figuren die permanent zweifelnde und unzufriedene Ally auf der Suche nach – ja, nach was eigentlich? Als Sachtyp wird man vermutlich oft erleichtert denken: ich bin nicht allein mit meinen Problemen.

Wer sich gut unterhalten will, anspruchsvolle Musik mag und nebenbei noch humorvoll etwas über die Naturellgruppen und ihre Interaktion lernen will, ist mit dieser Serie gut bedient.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 403: Sachtypen-Energie-Probleme

Neulich im Gespräch mit einer Sachtyp-Klientin über ihre lange Liste an Problemen. Sie hatte sie mir vorab zugesandt (ca. 3 DIN A4-Seiten).

Dabei fiel mir ein funktionierender Ansatz auf, wie ein Sachtyp von der Problem- auf die Lösungsseite wechseln kann:

Nachdem wir die Zielsetzungen klar gemacht hatten (das waren dann noch drei konkrete, praktisch anzugehende Punkt, was sie an sich schon erstaunte), schlug ich ihr vor, künftig ein 80-20-Verteilung ihrer Aufmerksamkeit und Energie zwischen den beiden Polen (Lösungen und Probleme) zu versuchen.

Zunächst stutzte sie. Doch je länger unser Gespräch dauerte, desto mehr ließ sie sich auf diesen neuen Gedanken ein.

Schließlich meinte sie, sie würde ab sofort höchstens noch 2 Prozent ihrer Energie für die Problemseite einsetzen – auch weil die Arbeit an den angestrebten Zielen und Lösungen einen beträchtlichen Aufwand erfordern würde.

Spannend war für mich, wie sich ihr Gesicht im Laufe des Gesprächs mehr und mehr aufhellte und sich auch ihr Körper aufrichtete.

Text: Werner Winkler

P.S. Greta Thunberg, über die ich letzte Woche schrieb, hat in einem aktuellen Beitrag mehr über sich und ihre Beweggründe geschrieben – hier ein Artikel dazu, den ich sehr lesenswert finde: https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/menschen-schicksale/id_85191356/klimaaktivistin-greta-thunberg-antwortet-auf-hass-ich-repraesentiere-nur-mich-.html

Tipp Nr. 402: Greta Thunberg - Streiken für Klimaschutz

Ein spannendes Beispiel dafür, was ein einzelner Mensch in Bewegung setzen kann, ist Greta Thunberg, die durch ihren Streik vor dem schwedischen Parlament für mehr Klimaschutz bekannt wurde.

Wenn ich dieses Video mit ihr anschaue: https://www.youtube.com/watch?v=R6s8YgRH5T0&feature=youtu.be&t=620 wirkt sie auf mich wie ein Sachtyp. Ihr Ernst zum Thema und ihre logischen Schlussfolgerungen sind bezeichnend und auch ihre Suche nach dem, was man tun kann, dieser Gefahr zu begegnen.

Mich würde die Einschätzung der Sachtypen, die sie kennen und den Tipp der Woche lesen, zu ihrem Naturell interessieren.

Sie sagt ja von sich selbst, sie wurde mit dem Asperger-Syndrom diagnostiziert (s. hier: https://www.youtube.com/watch?v=EAmmUIEsN9A) und dass sie nur reden würde, wenn es unbedingt nötig wäre – was jetzt der Fall wäre.

In der Tagesschau wurde sie diese Woche anlässlich ihres Besuchs beim Weltwirtschaftsforum in Davos mit dem Ausspruch zitiert: "Ich will, dass Sie meine Ängste ebenfalls spüren und in Panik geraten – und dann etwas tun."

Ich ziehe den Hut vor ihr und den Tausenden von Schülern, die mit ihr demonstrieren – auch wenn ich persönlich denke, dass es schon zu spät ist, weil sich die Erderwärmung meines Wissens bereits von selbst verstärken würde, selbst wenn man sofort den Ausstoß von Klimagasen beenden würde.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 401: Sachtyp-Hobby-Astronom

Immer wieder begegnen einem Menschen, bei denen ihr Naturell andere Persönlichkeitsmerkmale sehr deutlich überlagert.

Ein solches Beispiel in unserem Bekanntenkreis ist ein Hobby-Astronom, bei dem das Sachtyp-Naturell sich in Form einer außergewöhnlich detailreichen Webseite äußert – hier die Seite mit aktuellen Fotos zum Genießen (wobei auch die anderen Themen dort spannend sind): http://www.allbert.de/04_aktuell/aktuell.htm

Hier hat sich ein wahrer Liebhaber der Himmelserscheinungen über viele Jahrzehnte seiner Leidenschaft gewidmet und auch enorme technische Ausrüstungen angeschafft bzw. zum Teil selbst gebaut, um so etwas in der Freizeit zuwege zu bringen.

Für mich als Beziehungstyp ist es immer wieder Ansporn und ein Vorbild, wenn ich jemand treffe, der so etwas macht (und andere daran teilhaben lässt).

Text: Werner Winkler

P.S. Besonders eindrucksvoll finde ich das grüne Kometenbild auf der obigen Webseite.

Tipp Nr. 400: Filmtipp: Der Junge muss mal an die frische Luft

Heute würde ich gerne einen Film empfehlen, der sicher nicht mehr lange als Geheimtipp durchgeht: "Der Junge muss mal an die frische Luft".

Er handelt von der Kindheit Hape Kerkelings, der nach allem, was ich gesehen und gelesen habe, sein Beziehungstyp-Naturell hochkarätig ausgelebt hat. Der Film zeigt sehr anschaulich, wie es sich schon in seiner Kindheit zeigt – und wie wichtig ihm dabei seine sozialen Bindungen werden.

Hier eine Vorschau: https://www.youtube.com/watch?v=_aviRQAyG-A

Im Übrigen finde ich es erstaunlich, wie gut der junge Schauspieler gecastet wurde und wie überzeugend er seine Rolle ausfüllt. Wirklich sehenswert, zumal für alle, die gerne nochmal einen Blick in die 1960er und 1970er-Jahre werfen möchten, weil sie selbst damals aufgewachsen sind.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 399: Otto bei "Inas Nacht"

Neulich entdeckte ich durch Zufall zwei sehr offenkundige Beziehungstypen, die sich gegenseitig "gelb hochschaukeln" – Otto und Ina.

Sie können sich diesen Link für einen Moment aufbewahren, wo es etwas zum Schmunzeln braucht: https://www.youtube.com/watch?v=T_6aiBfs2rg

Nach dem Betrachten dieser Szenen wird auch nochmal deutlicher, warum in der Naturellwissenschaft die Schimpansen als Metaphertiere für Beziehungstyp-Naturelle gelten ... und vielleicht auch, weshalb Sachtypen die "Gelben" oft nicht verstehen und Handlungstypen leicht genervt reagieren bei zu viel "Gelb".

Text: Werner Winkler


Tipp Nr. 398: Zwei Handlungstyp werden Freunde

Eine schöne Illustration für die Beobachtung, dass Handlungstypen oft erst dann Freunde werden, wenn sie sich einmal geprügelt haben (was schon im Kindergarten vorkommen kann!), fand ich neulich im Film "Borsalino" mit Jean-Paul Belmondo und Alain Delon:

https://www.youtube.com/watch?v=zB3mLPyeVUs

Sehenswert besonders der Schluss der Szene, als beide erschöpft in die Knie gehen, sich anlächeln und dann Freundschaft schließen.

Dabei muss es nicht immer körperlich heftig zugehen. Ich habe auch im geschäftlichen Bereich vergleichbares Szenen am Telefon beobachtet, als sich Handlungstypen zuerst "gefetzt" und dann eine gute Geschäftsverbindung aufgebaut haben.

P.S. Bei den letzten beiden Versuchen, Bilder bzw. eine Zeichnung als Anhang zum Tipp zu verschicken, ging offenbar etwas schief. In der Archiv-Ablage sind die Anhänge vorhanden, wer sie nachschlagen möchte. Das Webseiten-Team arbeitet aber daran, das Problem zu lösen, das vermutlich durch den Umzug zu einem neuen Provider entstanden ist, den wir durchführen mussten. Danke für Ihr/euer Verständnis und die entsprechenden Rückmeldungen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 397: Du-Ich-Wir-Verbundenheit bei Dohlen

In Waiblingen wurden vor Jahren in einem alten Turm Nistmöglichkeiten für Dohlen (Rabenvögel) angelegt, was dazu führte, dass sich hier eine recht große Population "einnistete", die wir von unserem Wohnzimmerfenster aus gut beobachten können.

Neulich fiel uns eine morgendliche Versammlung dieser klugen Rabenvögel auf, die darauf hindeutet, dass es auch bei ihnen möglicherweise eine Du-, Ich- und Wir-Verbundenheit gibt. Da Rabenvögel zu den Tieren gehören, die sich im Spiegel selbst erkennen, wäre das nicht weiter verwunderlich.

Das anhängende Foto zeigt die drei Arten, sich in einer Gruppe zu positionieren – es soll den Tipp unterstreichen, auch bei Wild- oder Haustieren bei entsprechender Gelegenheit nach Hinweisen auf Naturellunterschiede Ausschau zu halten, etwa im Garten oder bei einem Zoobesuch.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 395: AKK – Naturell?

Wer sich fragt, welcher Naturellgruppe die neu gewählte CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer angehört, findet einige spannende Hinweise in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung, in dem es um einen Talkshow-Auftritt von "AKK" neulich geht:

Das Publikum erlebte während der 60 Minuten allerdings gleich zwei AKKs. Zuerst die sachliche Profi-Politikerin, die Interessierte schon länger kennen. Doch zu dieser AKK später. Interessanter war die andere AKK. Die begann sich langsam herauszuschälen, als der ehemalige Handelsblatt-Chef Steingart fragte, ob sie sich die Kanzlerschaft zutraue.

(...)

Kubicki, ein Mann mit schlohweißem Haar, zeigte sogleich seine Fähigkeit zum flapsigen Spruch. Er sei sich sicher, dass Frau Kramp-Karrenbauer nicht gewählt wurde, weil sie eine Frau sei. Sondern weil sie vor den Delegierten eine geniale Rede gehalten habe. Rhetorisch sehr beachtlich. "Das hätte ich ihnen so nicht zugetraut." Es fehlte nur, dass der weise Wolfgang der kleinen Annegret einen anerkennenden Klaps auf die Wange gegeben hätte. Annegret Kramp-Karrenbauer lächelte zwar, aber es war ein erstarrtes Lächeln. Jetzt begann ihre Verwandlung.

(...)

Gabor Steingart hatte noch nicht genug und griff die Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer nun frontal an: (...). Jetzt wurde es AKK endgültig zu bunt.
Sie richtete sich auf und machte den Rücken gerade. Ihre Stimme wurde lauter. "Ich finde das im Höchstmaß despektierlich, auch den Saarländerinnen und Saarländern gegenüber." (...) "Darauf bin ich sehr stolz, das lasse ich mir im Namen der Saarländerinnen und Saarländer nicht kaputt reden", schrie sie fast durchs Studio.
Das Land konnte in diesem Moment alle Bewohner des Saarlands beneiden, deren Ehre von dieser mutigen Kämpferin so furchtlos verteidigt wurde. Man stellte sich kurz vor, wie Donald Trump erschrocken zwei Schritte zurückweicht, nachdem eine Kanzlerin AKK seinen Vorwurf kontert, die Deutschen würden nicht genug für die Nato tun.
(...)

Und eines dürfte nun klar sein: Kubicki hatte vor dem Wochenende gesagt: "Wenn die Union Wahlen gewinnen will, muss sie Merz wählen. Wenn sie es kuschelig haben will, muss sie Kramp-Karrenbauer wählen." Der Mann von der FDP hat nun hautnah miterleben dürfen, dass dies wohl eine Fehleinschätzung war.

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/medien/anne-will-zum-cdu-parteitag-die-verwandlung-der-akk-1.4243656

Tipp Nr. 394: Peter Maffay über Herbert Grönemeyer

Nochmal ein interessantes Interview, das mir ein Leser zugeschickt hat: Hier ist gut zu sehen, wie ein Handlungstyp (Peter Maffay) einen anderen (Herbert Grönemeyer) beurteilt und versteht.

https://www.youtube.com/watch?v=IWZwZEczNp8&feature=youtu.be

Besonder spannend finde hier das Ende, wie er über die Reibung an Widerständen spricht oder über die Kämpfe, die man führt (sehr typisch HT!) und die dann das Leben wertvoller und tiefer machen bzw. kreativer.

Peter Maffay scheint Du-verbunden und Denker zu sein (er spricht sehr oft davon, was er so denkt). Seine Augen sind ja enorm groß, was oft das Zeichen für Du-Verbundenheit ist. Und – typisch Handlungstyp – ist fast keine Mimik im Gesicht zu sehen. Für mich als Beziehungstyp fast nicht auszuhalten bzw. langweilig zum Zuschauen; man darf da nur zuhören :)

Text: Werner Winkler
  

Tipp Nr. 393: Ergänzte drei Grundbereiche

Manchmal können Klienten oder Seminarteilnehmer mit den drei Grundbereichen der Naturellwissenschaft (also Verbundenheit, Zeit und Aktivität – der inneren Triade der "Landkarte") nichts anfangen, weil die drei Begriffe ohne weitere Erläuterung zu abstrakt sind.

Ergänzt man sie aber mit weiteren Begriffen, die zu den jeweiligen Naturellen passen, wird klarer, was mit den naturellspezifischen Bevorzugungen (und Vernachlässigungen/Ressourcen) gemeint ist:

So wird etwa (wie im Anhang als Triade zu sehen) aus

- Verbundenheit ... positive emotionale Verbundenheit
- Zeit ... sinnvoll verbrachte Zeit
- Aktivität ... anstrengende körperliche Aktivität

und damit sind die drei Grundbereiche auch exakter und treffender benannt.

Interessant finde ich auch immer wieder zu beobachten, was mit einem Menschen geschieht, wenn ihm seine naturelltypischen Bedürfnisse abhanden kommen – also wenn ein Beziehungstyp keine positive emotionale Verbundenheit mehr spürt, ein Sachtyp seine Zeit nicht sinnvoll verbringen kann oder dem Handlungstypen die Möglichkeit verwehrt ist, eine anstrengende körperliche Arbeit zu leisten.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 392: Duett Beziehungstyp-Sachtyp

Nachdem ich einige interessante Tipps für Duette mit gut sichtbaren Typen zugeschickt bekam, heute (und in den nächsten Wochen) eine Auswahl daraus.

Das bekannte Duo Paul Simon (vermutlich Sachtyp) und Art Garfunkel (vermutlich Beziehungstyp) singt hier seinen bekannten Song "Sound of Silence" und es lohnt sich, einmal nur die Gesichter und die Unterschiede in der Mimik zu beobachten:
https://www.youtube.com/watch?v=L-JQ1q-13Ek

Und natürlich lohnt es sich auch, das schöne Lied zu genießen :)
https://www.youtube.com/watch?v=L-JQ1q-13Ek

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 391: CDU wählt auch zwischen drei Typen

Ähnlich wie bei der Hessen-Wahl kürzlich können nun auch die CDU-Delegierten auf dem Parteitag im Dezember bei den (derzeit) drei Top-Kandidaten zwischen drei Naturelltypen wählen:

- Jens Spahn (vermutlich Beziehungstyp)
- Friedrich Merz (vermutlich Sachtyp)
- Annegret Kramp-Karrenbauer (vermutlich Handlungstyp*)

Also für uns wieder reichlich Gelegenheit zum Beobachten, wie unterschiedlich die drei sich zeigen und natürlich auch, wie das Wahlergebnis ausgeht. Meine Vermutung ist ja, dass die bisherige Generalsekretärin gewinnt - auch deshalb, weil sie nach der lange Sachtyp-Führung der Partei durch Angela Merkel für mehr Power und Klarheit steht, also die vorhandene Lücke zu füllen verspricht.

* Passenderweise lautet der Titel einer aktuellen Biografie über sie "Ich kann, ich will und ich werde: Annegret Kramp-Karrenbauer, die CDU und die Macht."

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 390: Beziehungstypen im Duett

Bei manchen Künstlern ist der Naturelltyp sehr leicht zu erkennen. Vielleicht deshalb, weil im künstlerischen Prozess das Naturell sehr gut ans Tageslicht kommt (das fällt mir auch immer wieder in meinen Kalligrafiekursen auf, die ich seit ca. 30 Jahren gebe).

Neulich fand ich nun zufällig ein Video, bei dem zwei sehr bekannte sichtbare Beziehungstypen gemeinsam auftreten – was das "gelbe Element" deutlich zum Vorschein bringt.

Hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=8dhCOc22sEM

Falls jemand ein Beispiel für zwei Sachtypen oder Handlungstypen hat, bin ich für Hinweise dankbar.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 389: Radfahrer und Juden

Schlagfertigkeit ist gerade dann ein Vorteil, wenn man mit Menschen konfrontiert wird, die sich in einem Gedanken verrannt haben, den man nicht teilt bzw. dem man gerne prägnant widersprechen würde.

Bei Erich Maria Remarque findet sich ein schönes Beispiel für solche Schlagfertigkeit – und zwar in seinem Roman »Der schwarze Obelisk«:

»Da sehen sie es«, sagt Heinrich bitter zu Riesenfeld. »Dadurch haben wir den Krieg verloren: Durch die Schlamperei der Intellektuellen und durch die Juden.« »Und die Radfahrer.« ergänzt Riesenfeld. »Wieso die Radfahrer?« fragt Heinrich erstaunt. »Wieso die Juden?« fragt Riesenfeld zurück.

Soweit das Zitat. Eine Aussage wie "Und die Radfahrer" lässt sich in diesem Sinne immer dann anbringen, wenn jemand versucht, eine Gruppe von Menschen pauschal und ungerechtfertigt anzuklagen bzw. auszugrenzen. Was ja in diesen Tagen immer wieder geschieht (z.B. "die Trump-Anhänger", "die CSU-Mitglieder", "die Flüchtlinge", "die sozial Benachteiligten", "die Ostdeutschen", "die Politiker" usw.).

P.S. Und bei der Gelegenheit zur Erinnerung: Die Gruppenbildung in der Naturellwissenschaft (die "Typen") zielen darauf ab, Verständnis, Respekt und Freundlichkeit für Menschen zu stärken, die man als "andersartig" empfindet (also im Vergleich zu sich selbst), keinesfalls jedoch dazu, eine Schwachstelle, die in einer Typengruppe verstärkt auftritt, pauschal bei allen Mitglieder dieser Gruppe anzunehmen. Denn wir wissen ja nicht, inwieweit sich der Einzelne mit dieser Schwachstelle befasst und sie bereits durch entsprechendes Verhalten ausgeglichen hat.

Text: Werner Winkler
P.S. Diesen Text habe ich vor dem Anschlag auf eine Synagoge in den USA geschrieben.

Tipp Nr. 388: Hessen wählen zwischen drei Typen


Bei der Landtagswahl in Hessen diesen Sonntag gibt es die seltene Gelegenheit, unsere drei naturellwissenschaftlichen Grundtypen im direkten Aufeinandertreffen zu beobachten:

- Volker Bouffier (CDU) als Handlungstyp
- Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) als Sachtyp und
- Tarek Al-Wasir (Grüne) als Beziehungstyp

Vielleicht ein Anlass, auch für Nicht-Hessen, sich diese Live-Weiterbildung anzuschauen – vor allem die ersten, oft noch spontanen Reaktionen der drei Spitzenkandidaten, dürften auch von ihrem Naturell geprägt sein.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 387: Trimurti

Diese Woche hörte ich im Radio einen kurzen Beitrag über das hinduistische Konzept des "Trimurti" und fand die Ähnlichkeit mancher Sichtweisen darin mit denen der Naturellwissenschaft wieder einmal spannend.

Der Radiobeitrag ist leider nicht mehr zugänglich, aber die wesentlichen Punkte sind im Wikipedia-Eintrag nachzulesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Trimurti

Zitat daraus als Anreiz, weiter zu lesen:
"Trimurti (Sanskrit „drei Formen“) ist ein Konzept des Hinduismus, das die Vereinigung der drei kosmischen Funktionen der Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung bzw. Umformung, durch die Verbildlichung der großen Götter Brahma als des Schöpfers, Vishnu als des Erhalters, Shiva als des Zerstörers darstellt. Die Trimurti symbolisiert den Ursprung aller göttlichen Wirkungen in einer Einheit, da die drei Aspekte sich gegenseitig bedingen und ergänzen; sie repräsentiert das formlose Brahman und drückt die schöpfenden, erhaltenden und zerstörenden Aspekte dieses höchsten Seienden aus."

Anmerkung zu Shiva: Diese Gottheit wird auch als "die liebevolle" tituliert, vielleicht weil ohne ihre Zerstörungskraft kein Neuanfang möglich wäre, also wenn es nur die Schöpfung und die Bewahrung gäbe.

Die drei naturellwissenschaftlichen "Farben" sind hier durchaus zu erkennen, finde ich. Nicht umsonst meinte ja Ludwig Feuerbach: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bild" – in diesem Fall also zeigen die Gottheiten die drei Anteile des Menschen, wie sie auch die Naturellwissenschaft beschreibt.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 386: Two types of people ...

Auf Facebook wird gerade ein kleines Video geteilt, das im Untertitel davon spricht, dass es "zwei Typen von Menschen" auf der Welt gäbe.

In diesem Fall werden zwei (Zwillings-?)Schwestern gezeigt, die völlig verschieden auf die gleiche Situation reagieren – vermutlich ein Macher- und ein Denker-Kind.

Es gibt also nicht nur schöne Katzen- oder Hundevideos im Netz zu bestaunen, sondern auch solche, die mit unserem Thema zu tun haben und es gut illustrieren (zum Beispiel, wenn man etwas für ein Seminar braucht als Einstieg).

Facebook-Link: https://www.facebook.com/ScaryMommyTimeOut/videos/adorable-sisters-couldnt-be-more-opposite/246219986086099/

Normaler Internet-Link: https://en.waspic.com/Yu/adorable-sisters-couldnt-be-more-opposite


Gefunden von Petra Schmalzl,
Text von Werner Winkler

Tipp Nr. 385: Band 2 von "Das Naturell" kostenlos

Wenn Sie den Band 2 der Buchreihe "Das Naturell" als kostenlose PDF-Version erhalten möchten, tragen Sie sich einfach für den Rundbrief der Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft ein - entweder auf der Webseite www.naturellwissenschaft.org oder Sie schicken mir Ihre E-Mail-Adresse in einer Antwortmail.

Mit dem nächsten Rundbrief, der demnächst verschickt wird, erhalten die Empfänger diese PDF mitsamt aktuellen Informationen und falls Sie auch noch Band 1 von "Das Naturell" möchten, genügt eine kurze Mail an den Absender.

Band 3 ist für nächstes Frühjahr geplant.


Tipp Nr. 384: Beobachtung-Benennung-Bedeutung

"Wissenschaft heißt Unterscheidungskunst" schrieb Hermann Hesse in seinem Roman "Narziss und Goldmund". Aber die Kunst, die Phänomene der Welt zu unterscheiden, beginnt ja nicht mit einer Karriere als Wissenschaftler, sondern bereits in frühester Kindheit.

Wir lernen die Welt verstehen, indem wir unterscheiden lernen.

Eine in meinen Augen besonders wichtige Unterscheidung ist die zwischen
- Beobachtung
- Benennung und
- Bedeutung

- und zwar in der Hinsicht, dass wir in allen dreien eine gewisse Freiheit haben und damit unser Leben aktiv gestalten können.

Ein Beispiel: Dietmar Friedmann beobachtet in den 1980er-Jahren während einer Fortbildung Unterschiede im sozialen Verhalten seiner Fortbildungskollegen. Wie soll er diese Verhaltensunterschiede benennen? Und welche Bedeutung haben sie? Er hätte sich einfach der Benennung und Deutung anschließen können, die damals vorgeben wurde (aus dem Drama-Dreieck, also Retter-Opfer-Verfolger-Rollen). Aber er entschied sich dafür, Alternativen zu bedenken und was dabei herauskam, wissen wir: eine neue Wissenschaft, die Psychographie oder Naturellwissenschaft.

Nehmen wir uns also öfters die Freiheit, unsere Beobachtungen (und auch unsere Gedanken dazu!) kritisch oder freundlich zu hinterfragen und mit den Benennungen und dann auch den Bedeutungen zu experimentieren, zu spielen. Vor allem dann, wenn wir mit den bisherigen Deutungen nicht zufrieden sind oder sie uns Kopfschmerzen bereiten.

Als kleine Erinnerungshilfe können Sie sich das angefügte kleine Bild auf den Bildschirm legen oder ausdrucken und an die Pinnwand hängen.

Text: Werner Winkler

P.S. Für die Tippfehler im letzten Tipp bitte ich um Entschuldigung. Da habe ich als Denker wohl beim "Machen" nicht aufgepasst. Sie sind im Archiv korrigiert.

Tipp Nr. 383: Drei Goldene Regeln

Wir alle kennen die "Goldene Regel", dass man den anderen so behandeln soll, wie man selbst gerne behandelt würde. Sie ist aus verschiedenen Religionen oder Philosophien bekannt.

Auf dem Hintergrund des Wissens um die Verschiedenheit von Lebewesen allgemein und im Speziellen der Unterschiede im Naturell, aus denen sich unterschiedliche Bedürfnisse ableiten lassen, tauchte jedoch irgendwann eine andere Regel auf: Behandle den anderen so, wie er selbst gerne behandelt werden möchte.

Und noch eine dritte, häufig benutzte Regel lässt sich erkennen: Behandle den anderen so, wie die Allgemeinheit, die akzeptierten Regeln, Gesetze, beruflichen Standards, die Moral usw. es fordern (auch wenn ich selbst oder der andere momentan etwas anderes bevorzugen würden).

Welche dieser drei ist nun die richtige? Da sich diese Frage offenkundig nicht allgemeingültig, für jeden Einzelnen und jede Situation beantworten lässt, scheint es auf den Einzelfall anzukommen: Welches Verhalten also in der konkreten Situation und in Bezug auf das konkrete Gegenüber am Passendsten ist.

Auswahl bedeutet einerseits Freiheit, andererseits auch Entscheidungszwang und Verantwortung. Diese lassen sich aus meiner Sicht leichter handhaben, wenn ich gut über den anderen Bescheid weiß, ihn gut kenne und so erkennen kann, was für ihn (und seine Umgebung) das absehbar Beste ist.

Manchmal konkurrieren unterschiedliche Bedürfnisse und wir müssen abwägen. Klar möchte ein Straftäter lieber "Sorry" sagen und wieder in Freiheit leben. Oder ein hungriger Mensch möchte ein Tier töten, um selbst satt zu werden. Der Preis ist jedoch das Leben des Tieres. Und anlässlich eines aktuellen Beispiels: Möchte ein Baum dafür getötet werden, damit Menschen die Braunkohle unter seinen Wurzeln abbaggern und verkaufen können? Wohl kaum! Könnten die Bäume sprechen, würden wir vielleicht nicht so einfach die Axt oder Motorsäge anlegen.

Meist sind solche Entscheidungen in der Theorie recht einfach und die "Goldenen Regeln" zeigen uns deutlich den Weg bzw. (mindestens) drei mögliche Wege. Und alle drei fordern uns etwas ab, verlangen Kultur, Empathie, Einsicht, Verzicht oder Rücksichtnahme.

Also das, was uns als Menschen ausmacht oder ausmachen sollte.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 382: Gruppenbildung oder Rassismus?

Was mir (nach der Sommerpause) zu den Vorgängen in Chemnitz und ähnlichen einfällt ...

Die berechtigte Frage lautet: Sind wir als Naturellwissenschaftler nicht ebenso rassistisch, wenn wir Lebewesen in Gruppen einteilen, wie diejenigen, die gerade brüllend hinter einer Fahne herlaufen und einen Teil ihrer Mitmenschen abwerten und hassen?

Ich denke, es ist ein normales menschliches Verhalten, eine Masse von Menschen (oder Lebewesen allgemein) in Gruppen einzuteilen, etwa in "Tiere" und "Nichttiere", "Inländer" und "Ausländer", "Sachtypen", "Handlungstypen", "Beziehungstypen", "Männer", "Frauen", "Erwachsene", "Kinder" usw. – das ist eine sachliche, neutrale Hilfestellung zum Auseinanderhalten, Sortieren, richtig Reagieren und auch kaum zu vermeiden.

Danach (also nach der Einteilung selbst) wird es jedoch kritisch. Wir können aus unserer Einteilung negative oder positive Verhaltensweisen ableiten. Wenn wir etwa sagen: Nur weil das Tiere sind, dürfen wir mit ihnen fast alles machen, was wirtschaftlich nötig ist, auch die (männliche) Hälfte der neugeborenen Küken sofort schreddern oder vergasen.  

Ähnliches geschieht, wenn jemand sich rassistisch verhält und meint, dass ein Mensch, der aus einem anderen Land stammt, deshalb nicht den gleichen Respekt verdient wie einer, der hier geboren ist. Oder dass jemand, der einer anderen Religion angehört wie man selbst, deshalb weniger Rechte hätte als man selbst. Wohin das führt, haben wir ja vor 85 Jahren gesehen bzw. können es nachlesen.

Aber wir können auch aus einer Unterscheidung positives Verhalten ableiten: älteren Menschen den Vortritt lassen, Sachtypen nicht ungefragt kritisieren, Kinder altersentsprechend behandeln, Ausländer bewusst mit Respekt begegnen usw.

Unser Verständnis kann durch eine Gruppenbildungen stärker und differenzierter werden, wir können da Wertschätzung zeigen, wo wir vorher vielleicht das Wesen und Verhalten eines anderen fehlinterpretiert haben (das gilt für unterschiedliche Naturelltypen wie für verschiedenartige Kulturen).

Oder wir entscheiden uns für negatives Verhalten, also für eine Abwertung alleine aus einer Gruppenzuordnung heraus, für Ausgrenzung, Hass, Versklavung und Tötung (im Fall der Tiere). Das nennt man gemeinhin Rassismus (wenn man Menschen nach deren Herkunft oder einer angenommenen "Rasse" unterscheidet) bzw. Sexismus (wenn man ein Geschlecht als dem anderen überlegene sieht) oder Speziesismus (wenn man Menschen pauschal als höherwertig als Tiere einstuft). Ob es auch "Naturellismus" gibt, weiß ich nicht - also ob jemand eine der Naturellgruppen für überlegen ansieht – ich hoffe aber nicht!

Bevor wir also über die Rassisten in Chemnitz und anderswo die Nase rümpfen, sollten wir uns selbst immer wieder kritisch hinterfragen: ob unsere diversen Gruppenbildungen uns zu einem eher positiven oder negativen Denken und Verhalten führen. Und uns dort korrigieren, wo wir uns dazu haben hinreißen lassen, anderen hier Unrecht zu tun oder mit zweierlei Maß zu messen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 381: Was Sie schon immer über die Naturellwissenschaft wissen wollten...

Liebe Leserinnen und Leser des Tipps der Woche,

der heutige letzte Tipp der Woche vor der Sommerpause richtet sich speziell an Handlungstypen und unsere unten stehende Aufforderung, Ihre Fragen an uns zu richten, natürlich an alle Lesenden.

Nachdem vorletzte Woche ein Tipp für die Beziehungstypen und letzte Woche für die Sachtypen an der Reihe war, lautet er nämlich für die Handlungstypen ganz schlicht:

Öfters mal Neugierde zeigen, Fragen stellen (auch freche oder private) und dann offen zuhören!

Nun zu unserer Idee "Was Sie schon immer über die Naturellwissenschaft wissen wollten …“:

Wir möchten Sie anregen uns Fragen zu schicken, die sich Ihnen zur Naturellwissenschaft stellen.

Sei es, dass Sie Fragen zu den Typen, der Typerkennung haben, den 123-Code oder den Aufbau des Hausbild nochmal erklärt bekommen möchten.

Sie können uns die Fragen per Mail an naturellwissenschaft@t-online.de senden oder auf unserer Facebookseite in die Kommentarfunktion dieses Tipps der Woche posten, bitte bis spätestens 30 September.

Die Antworten werden in Form eines Videos gegeben, das wir am Fachtag Naturellwissenschaft 2019 zeigen (und danach auch in unseren YouTube-Account einstellen) werden.

Wir freuen uns und sind gespannt auf Ihre Fragen.

Werner Winkler und Petra Schmalzl

Tipp Nr. 380: Motivationshilfe für Sachtypen

Nach dem praktischen kleinen Tipp für Beziehungstypen letzte Woche möchte ich heute einen ähnlichen mit den Sachtypen (bzw. denen, die mit jemand mit Sachtyp-Naturell leben) teilen.

Sachtypen tun sich ja bekanntlich oft schwer, die notwendigen Aufgaben tatsächlich anzugehen und zu erledigen – lieber verschieben sie eine unangenehme oder anstrengende Arbeit und hoffen, dass sie sich "von selbst" erledigt.

Um den inneren blauen Schweinehund doch zum Laufen zu bringen notiert man auf großen (!) Zetteln jeweils eine Aufgabe oder Teilaufgabe. Ist diese erledigt, zerknüllt man diesen Zettel und wirft ihn in eine Ecke oder in einen extra dafür aufgestellten Korb, der erst gelehrt wird, wenn er ganz voll ist.

Es ist auch erlaubt, kleinere Aufgaben auf einen Zettel zu schreiben oder für große mehrere Zettel zu zerknüllen. Ziel ist es, die bereits geleistete Arbeit deutlich sichtbar zu machen und sich so weiter zu motivieren.

Auch zusätzliche Belohnungen bei einer bestimmten Anzahl "Knüllzettel" sind möglich.

Text: Werner Winkler mit Dank an Bernd R. :)

Tipp Nr. 379: Projekt-Tagebuch für Beziehungstypen

Beziehungstypen leiden ja häufig darunter, nicht sehr konstant zu sein und sich in ihrer Vielseitigkeit, ihren vielen Interessen zu verzetteln bzw. zu oft etwas Neues anzufangen und das Begonnene nicht zu beenden.

Wenn Sie selbst zu dieser Naturellgruppe gehören (oder Partner, Kollegen, Kinder) mit diesem Naturell in Ihrer Nähe haben, kann womöglich folgender praktische Tipp zu einer Besserung führen.

Notieren Sie alle "Projekte" (also alles, was in einem bestimmten Zeitraum getan wird und dann fertig ist) in einer dreiteiligen Liste:

1. Alle Projektideen, die noch nicht begonnen wurden.

2. Alle Projekte, an denen noch gearbeitet wird und die zu Ende gebracht werden sollten.

3. Alle Projekte, die bereits beendet sind (ob erfolgreich oder nicht) oder auch wieder verworfen wurden.

Entscheidend ist nun, dass erst dann eine Projektidee aus 1. in die Rubrik 2. wechseln darf, wenn eine ähnlich umfangreiche oder aufwändige dort in 3. wechseln kann – also abgeschlossen wurde. Oder wenn sie zurück nach 1. wandert, z.B. weil im Augenblick nicht der passende Zeitpunkt ist, weil Zeit oder Geld dafür fehlt etc.

So kann sich also der Beziehungstyp ganz auf die Projekte in Liste 2. konzentrieren und sich dadurch zu konstanter Arbeit motivieren, dass er wieder etwas Neues anfangen darf, wenn er ein Projekt beendet hat.

Idealerweise legt man die Liste so an, dass sie flexibel, gut sichtbar und leicht zu pflegen ist, z.B. als Excel-Tabelle oder (für Kinder) als Steckkarten auf einer Pinnwand.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 378: Tipp der Woche Archiv

Da ich diesen Tipp wegen eines Wochenend-Seminars nicht wie sonst ganz "frisch" schreiben und dabei auf evtl. tagesaktuelle Entwicklungen eingehen konnte (tritt Jogi Löw mit seiner ganzen Mannschaft zurück? Tritt Deutschland spontan der Schweiz bei, um doch weiter bei der WM dabei zu sein? Ist Seehofer noch Innenminister? Schließt sich Söder mit Bayern Österreich an? Ist Angela Merkel noch Kanzlerin? Trump noch Präsident? usw.) ...

... möchte ich einmal auf die inzwischen beträchtlich Anzahl von Tipps der Woche im Archiv verweisen und dazu einladen, dort den einen oder anderen Lieblingstext nochmal nachzulesen: https://www.naturellwissenschaft.org/tipp-der-woche.php

Über eine kleine Rückmeldung, welcher davon Ihnen besonders gefallen oder genützt hat, freut sich (wie über fast alle Rückmeldungen, die mich auf die Tipps hin erreichen): Werner Winkler


Tipp Nr. 377: Im Kindergarten gelernt

Bei einer Recherche habe ich zufällig einen wie ich finde interessanten und rührenden Text gefunden.

Er erschien 1988 im Buch "All I Really Need To Know I Learned in Kindergarten. Uncommon Thoughts on Common Things" von Robert Fulghum, einem 1937 geborenen Autor.

Im ersten Kapitel fasst Fulghum seine Erkenntnisse folgendermaßen zusammen (die Leser des Tipps erkennen vielleicht, welcher Tipp für welche Naturellgruppe besonders wichtig ist bzw. was für wen eher schwer oder leicht fallen dürfte):

"Alles, was ich wirklich wissen muss drüber, wie man lebt, was man tut und wie man ist, habe ich im Kindergarten gelernt. Weisheit liegt nicht auf der Spitze des Universitätsbergs, sondern im Sandkasten des Kindergartens.

Das sind die Dinge, die ich gelernt habe:

- Teile alles.

- Sei fair.

- Schlage niemanden.

- Tu die Dinge dahin zurück, wo du sie gefunden hast.

- Räume Deine Unordnung selbst auf.

- Nimm nichts, was Dir nicht gehört.

- Entschuldige Dich, wenn Du jemandem weh getan hast.

- Wasche Deine Hände vor dem Essen.

- Drücke die Spülung.

- Warme Kekse und kalte Milch sind gut für Dich.

- Lebe ein ausgewogenes Leben: lerne etwas und denke etwas und zeichne und male und singe und tanze und spiele und arbeite jeden Tag etwas.

- Mache jeden Nachmittag einen Mittagsschlaf.

- Wenn Du in die Welt hinausgehst, pass auf den Verkehr auf, haltet euch an den Händen und bleibt zusammen.

- Sei dir der Wunder bewusst. Erinnere Dich an das kleine Samenkorn im Blumentopf: Die Wurzeln gehen nach unten und die Pflanze nach oben, und keiner weiß wirklich wie oder warum das so ist, aber wir alle sind diesem Samenkorn ähnlich.

- Goldfische und Hamster und weiße Mäuse und sogar das kleine Samenkorn im Blumentopf - sie alle sterben. Auch wir sterben.

- Und dann erinnere Dich an Deine Lesebücher und das erste Wort, dass Du gelernt hast - das größte Wort aller Wörter: Schau."

Komischerweise gibt es das Buch nicht auf Deutsch, aber immerhin ein Plakat mit dem obigen Text lässt sich erwerben.

Der Originaltext in Englisch ist hier zu finden: http://www.kalimunro.com/learned_in_kindergarten.html

Und wer sich für Robert Fulghum interessiert, findet hier seine offizielle Webseite mit einem, wie ich finde, lesenswerten Eingangstext: http://www.robertleefulghum.com/


Tipp Nr. 376: Wie ein Beziehungstyp 107 Jahre alt wird.

Heute möchte ich euch und Ihnen einen beeindruckenden Film (44 min.) aus der ARD-Mediathek empfehlen (bzw. weiterempfehlen – Dank an Angela Zeugner für den Hinweis!).

Er erzählt die Geschichte von Anna aus Augsburg, die 107 Jahre alt ist und wirklich viel erlebt hat, das sich zu berichten und anzuhören lohnt.

Nicht nur, dass sie sich als einzige von 3000 Mitarbeitern in ihrer Spinnerei gegen den "Vorschlag" gewandt hat, eine Stunde länger und ohne Bezahlung "für den Führer" zu arbeiten – sondern auch wie sie "mit Liebe" selbst die schlimmsten Zeiten durchgelebt und durchgestanden hat.

Und natürlich werden die auch nur etwas Kundigen Betrachter den Naturelltyp dieser super-sympathischen alten Dame rasch erraten :)

Eine Dreiviertelstunde, die sich wirklich lohnt und sicher kaum jemand unberührt lässt: https://www.ardmediathek.de/tv/Lebenslinien/Wie-ich-107-wurde/BR-Fernsehen/Video?bcastId=14913740&documentId=52983168

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 375: Naturellanalyse-Lehrfilm jetzt online

Der heutige Tipp ist für diejenigen gedacht, die gerne (nochmal) sehen möchten, wie eine Naturellanalyse abläuft.

Auf Initiative von Petra Schmalzl (die auch den Schnitt und die Redaktion besorgte) und mit tatkräftiger Unterstützung von Holger Hägele wurde ein Lehrfilm dazu aufgezeichnet.

Er findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=Pg-eElrp_eY
und in Kürze auch auf den Vereinsseiten unter "Filme".

Der zu analysierende Proband (ein Student, dankenswerterweise gefunden von Petra Rupp) war vorab nicht über das Thema informiert, aber offen und neugierig. Er bekam auch einen kleinen Kostenersatz für seinen Aufwand. Vermutlich wird aber langfristig das Erkenntnis-Paket, das er mitnahm, wertvoller sein ;)

Vielleicht noch zur Erklärung, warum ich in dieser Analyse mehr rede und erkläre als normalerweise: Ich wollte auch Betrachtern, die ohne viel Vorkenntnisse auf den Film stoßen, den Zugang erleichtern. Und natürlich auch dem jungen Mann selbst, der ja keinerlei Vorkenntnisse hatte. Zudem sollte vermieden werden, dass er zu viel Privates von sich erzählt (das haben wir dann bei ausgeschalteter Kamera nachgeholt bzw. haben auch etwas weggeschnitten, das zu viel Privates enthüllt).

Viel Spaß damit wünscht den Interessierten
Werner Winkler

P.S. Falls sich noch Kandidaten finden, drehen wir noch einmal zwei Filme und hoffen, dann auch einen Sachtyp und Handlungstyp zeigen zu können.

Tipp Nr. 374: Wegwerfen

In den letzten Wochen war einer meiner Jobs das Ausräumen bzw. Sortieren von Dingen, die meine verstorbene Tante hinterlassen hat. Da sie vergangenheitsorientiert war und die Hinterlassenschaften von mindestens drei anderen Familien mit aufgenommen hatte, eine ziemliche Herausforderung!

Mich hat diese Erfahrung angeregt, besser darauf zu achten, was ich aufbewahre und was nicht. Denn am Beispiel meiner Tante konnte ich sehen, dass höchstens 30% ihrer Sammlung für sie selbst und vielleicht 10% davon für die Hinterbliebenen tatsächlich noch von Interesse oder Nutzen waren.

Drei Tipps deshalb zum Wegwerfen bzw. Auswählen, für jeden Naturelltyp einen besonders passenden:
1. (für Beziehungstypen): Regelmäßig, als Ritual sozusagen durch alle Räume gehen und mindestens zehn Dinge entsorgen.

2. (für Sachtypen): Einen Karton oder eine Mülltüte nehmen, sie mit Dingen füllen, die man voraussichtlich nicht mehr braucht und sie dann mit dem Datum der Entsorgung (z.B. ein Jahr) beschriftet in die Garage oder den Keller stellen. Wenn man bis zum Entsorgungsdatum nichts davon vermisst hat, komplett wegwerfen.

3. (für Handlungstypen): Ab und zu umziehen (auch innerhalb der eigenen Wohnung, innerhalb von Schränken usw.). Dabei alles, was man hat, bewusst dahingehend beurteilen, ob es wirklich mitmuss – also eine Positivauswahl treffen. Den Rest verschenken, verkaufen oder wegwerfen. Von dem eingenommenen Geld aus dem Verkauf etwas Neues, Schönes kaufen. Möglichst etwas, das weniger Platz einnimmt als die alten Sachen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 373: Lesetipp: Lao Tse

Diese Woche war ich in der Buchhandlung, um ein Buch über den Urtext des "Tao-te-king" abzuholen. Da mich der Inhaber etwas ratlos ansah, nachdem er den Titel begutachtet hatte, fragte ich ihn, ob er dieses Buch nicht kenne. "Nein", meinte er, "es sei bisher an ihm vorüber gegangen".

Gut, man kann nicht jedes Werk der Weltliteratur kennen, aber eines, das als das zweitwichtigste der chinesischen Kultur gilt und in über 100 Übersetzungen ins Deutsche vorliegt?

Ich muss allerdings zugeben, dass auch ich dieses Büchlein nicht schon in der Schulzeit, sondern erst später – vermutlich durch eine Empfehlung oder beim Stöbern in der Bibliothek – entdeckt habe.

Als mir die Naturellunterschiede bewusst wurden, wurde mir auch klar, warum ich viele der 81 Verse dieses Weisheitsbuches so ansprechend finde: Es waren jene, die offenkundig aus der Lebenserfahrung der "Blauen" schöpfen, die für mich als "Gelben" besonders attraktiv sind.

Ein Beispiel (in der Übersetzung von Hans Knospe und Odette Brändli, die ich für sehr gut lesbar halte) der 33. Vers:

"Wer andere kennt, ist klug;
wer sich selbst kennt, ist erleuchtet.
Wer andere überwindet, hat Kraft;
wer sich selbst überwindet, ist stark.
Wer weiß, dass er genug hat, ist reich.
Wer nicht aufgibt, zeigt Willensstärke.
Wer seinen Ort nicht verliert, wird nicht untergehen.
Wer stirbt, ohne sich selbst aufzugeben,
bleibt ewig ein Teil des Lebens."

Interessant auch der 29. Vers, in dem der Autor (vermutlich war es nicht nur Lao-Tse, der Sprüche zu dieser Sammlung beigesteuert hat) zuerst den Handlungstypen und dann den Beziehungstypen die Grenzen ihrer Ambitionen aufzeigt:

"Willst du die ganze Welt besitzen?
Glaubst du, dass du die Welt verbessern kannst?"

um dann aus sachtypischer Sicht anzumerken:

"Ich glaube nicht, dass das möglich ist.
Das Universum ist heilig, so wie es ist.
Du kannst es nicht besser machen."

Wer also wie mein Buchhändler diese jahrtausendealte Fundgrube an Lebensweisheiten noch nicht in seinem Bücherschrank oder auf seinem Lesegerät hat, dem sei es hiermit (nicht nur aus naturellwissenschaftlicher Sicht) zur Lektüre ans Herz gelegt.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 372: Die Liebe und die Royals

In den letzten Tagen sind wir ja medial mit royaler Romantik geradezu überschwemmt worden.

Spannend fand ich (bei dem Wenigen, das ich davon gesehen habe), wie die Queen (Handlungstyp-Naturell), Harry (dto.) und sein Bruder William (Beziehungstyp-Naturell) auf die Predigt zur Trauung reagiert haben.

Auch die Braut Megan halte ich nach bisheriger Anschauung für einen Beziehungstyp, bin aber noch nicht so sicher wie bei den anderen "Royals".

Hier zum Nachschauen ein Teil der Predigt über die Liebe: https://www.youtube.com/watch?v=fTMWJU9Nafk - der Naturelltyp des Predigers ist ja offensichtlich (Mimik, Worte).

Merke: Mit Naturellwisschaft macht selbst eine royale Hochzeit mehr Spaß!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 371: Fragen Sie die Experten!

Neulich war eine Klientin in der Beratung, die unsicher war, ob ihr Umgang mit ihrem bettlägrigen, kranken Mann richtig sei.

Da ich beide schon aus früheren Gesprächen kannte und wusste, dass hier ein liebenswürdiger, aber sehr dramatisch-emotionaler Beziehungstyp auf einen stoisch-sachlich-ruhigen Sachtyp trifft, konnte ich mir die häusliche Situation gut vorstellen.

Ich war also in Versuchung, mein gesammeltes Fachwissen zum Besten zu geben, erinnerte mich jedoch in letzter Sekunden an die Frage des japanischen Chefarztes, der mich vor Jahren so beeindruckt hatte: "Kann ich heute etwas für Sie tun?" – das ist seine tägliche Frage an die Patienten.

Als ich diesen Ansatz der Klientin schilderte – also dass man die Betroffenen, die ja die Experten für ihre Situation sind, fragt und ernstnimmt – berichtete sie mir, was genau ihr Mann von ihr an Hilfe haben wolle (sehr wenig). Sie hatte (naturellbedingt) den Eindruck, dass sie "viel mehr" helfen müsse, war aber erleichtert, als sie durch den Experten-Ansatz ermutigt wurde, hier den Wünschen ihres Mannes zu folgen und nicht ihrer eigenen Vorstellung, wie es sein müsse.

Tipp der Woche also: Fragen Sie die Experten! In der Regel haben nämlich die "Probleminhaber" entweder eine gute Idee oder zumindest einen großen Erfahrungsschatz, was nicht funktioniert (und was man deshalb nicht nochmal versuchen muss).

Gleichzeitig gilt aber auch: Jeder kann Experte sein! Scheuen Sie sich also nicht, wenn Sie selbst eine Expertise oder Erfahrung haben, diese auch mit potentiell Interessierten zu teilen und zur Auswahl zu stellen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 370: Känguru-Sprung statt Spagat

Wie die Mitlesenden hier wissen, bin ich ein großer Freund von metaphorischen Bildern, um das naturellkundliche Wissen zu vermitteln.

Neulich fiel mir auf, dass es einen großen Unterschied macht, ob jemand nur einen Spagat zwischen dem bevorzugten und dem vernachlässigten Bereich macht oder tatsächlich "springt".

Ein kleines Beispiel: Ein Geschäftsmann mit Handlungstyp-Naturell merkt, dass er soziale Defizite hat und versucht nun, diesen Mangel auszugleichen, in dem er mit Geschäftspartnern auch "privat" etwas unternimmt (was nur bedingt funktioniert, weil er nie weiß, ob eine Freundschaft einen geschäftlichen Zweck verfolgt – und seinen "Freunden" geht es genau so).

Der Känguru-Sprung hätte darin bestanden, den sozialen Kontakt im privaten Umfeld (und nicht im geschäftlichen) zu stärken – und dort wären auch die Rückmeldungen und Konversationen ehrlicher, weil tatsächlich frei von Hintergedanken.

Ähnlich ergeht es z.B. einer Handlungstyp-Mutter, die meint, mit ihren Kindern eine enge emotionale Bindung aufbauen zu können (und übersieht, dass sie als Mutter stets gleichzeitig eine Pflicht- und Verantwortungsbeziehung lebt). Sie müsste stattdessen mit solchen Freunden mehr Nähe suchen, bei denen eine Beziehung auf Augenhöhe und Gegenseitigkeit aufgebaut ist.

Oder ein übergewichtiger Sachtyp, der sich ausführlich und über Jahre mit Ernährungsfachwissen beschäftigt, ohne tatsächlich sein Ernährungsverhalten zu ändern.

Und noch ein Beispiel: Ich treffe immer wieder Beziehungstypen, die überlegen, wie sie "schnell Geld verdienen" können (oder "schnell Geduld lernen"). Hier wird der berechtigte ("blaue") Wunsch, ökonomisch besser klar zu kommen mit dem "gelben" Defizit ("wenig Zeit nehmen") gepaart und so ein Spagat versucht, der in der Regel scheitert. Der Känguru-Sprung hingegen wäre, langfristig darauf hin zu arbeiten, ökonomischer zu leben.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 369: Metapher: Fußballspiel im TV ohne Ton

Um zu illustrieren, welche Freiheiten man in der Interpretation einer Information (s. die anhängende Zeichnung) hat, bietet sich ein Fußballspiel im TV an:

Hier hat man die Möglichkeit, nur das Bild zu sehen oder auch den Kommentar des Reporters zu hören (und im Radio gibt es noch als dritte Möglichkeit die Option, nur den Ton zu hören und sich das Bild dazu vorzustellen).

Während hier das FernsehBILD nur eine Information bietet, liefert der Reporter seine Deutung dieser Information hinzu. Ich bin aber grundsätzlich frei darin, mir das, was ich da sehe, selbst zu kommentieren bzw. zu deuten, indem ich den Ton ausschalte (was oft weniger aufregend ist).

Und genauso kann ich alles, was ich erlebe oder erlebt habe (und sogar meine eigenen Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen) nach Belieben auf die eine oder andere Weise deuten, d.h. mit Bedeutung füllen.

Praktisches Beispiel: Ich sehe auf der anderen Straßenseite einen Bekannten, meine zu erkennen, dass er mich auch gesehen hat, aber er grüßt nicht zurück. Das ist die Information, die ich aufgenommen habe. In der Deutung bin ich nun frei und kann dazu z.B. sagen:
a) er hat seine Brille vergessen und mich nicht gesehen
b) er ist aus irgend einem Grund sauer und grüßt deshalb nicht zurück
c) er hat mich gar nicht erkannt, weil er abgelenkt war
d) es könnte an mir liegen, weil ich eine neue Frisur und einen neuen Mantel an habe und es schon ziemlich dämmerig ist
usw.

Klar ist aber auch: Wenn wir um das Naturell unseres Gegenübers wissen, können wir das Erlebte sicher zutreffender deuten als wenn wir denken, alle Menschen wären im Prinzip genauso gestrickt wie wir selbst.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 368: Metapher für Sein (Naturell) und Verhalten

Gestern fiel mir eine neue Metapher ein, um den Unterschied zwischen dem angeborenen "Sein" des Naturells und dem "Verhalten" zu zeigen:

Das angeborene, naturellbedingte "Sein" (im Bezug auf die 12 Erlebensbereiche der "Landkarte") lässt sich mit einer Voreinstellung bei einer Musikanlage vergleichen, z.B. in einem Autoradio. Dort sind vom Werk aus bestimmte Relationen für Höhen, Bässe, Tiefen etc. voreingestellt und so spielt die Musik, wenn man das Radio ohne eigene Veränderungen an diesen Parametern einschaltet.

Was das "Verhalten" betrifft, mit dem wir unsere naturellbedingten "Voreinstellungen" verändern können: Dem entspricht die Möglichkeit, über ein Bedienermenü selbst zu entscheiden, wie wir Musik hören möchten – also die Stellschrauben, mit denen wir Parameter verändern können.

Ein Beispiel: Von meinem gelben Beziehungstyp-Naturell her neige ich z.B. dazu, bei unangenehmen Situationen die Flucht zu ergreifen. Da ich sowohl um diese "Voreinstellung" als auch um die Alternativen (Angriff, Verteidigungs-Stillstands-Haltung) weiß, kann ich jetzt wählen, in welche Richtung ich meinen Verhaltensregler drehe.

Auf diese Idee brachte mich vermutlich die Ähnlichkeit der Stärken-Abbildung auf den bekannten 81 Stärken-Profilen, die sich auf www.123modell.de/81.htm downloaden lassen (ein Ausschnitt im Anhang).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 367: Auf Nahestehende hören ...

Wir beobachten ja regelmäßig, dass Nahestehende einen besser kennen oder verstehen als man selbst – und es deshalb auch sinnvoll ist, die Naturellanalyse nicht alleine, sondern mit jemand gemeinsam zu machen, der einen gut kennt.

Letzte Woche fand ich in der ZEIT ein schönes Zitat, dass dies treffend illustriert (am Beispiel eines wahrscheinlich zukunftsorientierten Menschen):

Hartmut Esslinger, Apple-Designer: „Man muss vorausschauen können. Meine Frau sagt immer, dass ich zehn Jahre vorausleben, aber nicht weiß, was jetzt gerade wirklich passiert.“

Tipp daher: Wenn jemand sich für sein Naturell interessiert, nach Möglichkeit auch die Partner, Kinder, Kollegen etc. mit einbeziehen in die Analyse.

Text: Werner Winkler

P.S. Wer den ganzen Artikel nachlesen möchte: http://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/15/hartmut-esslinger-apple-design

Tipp Nr. 366: Mehr Freiheit durch Selbsterkenntnis

Neulich las ich in der ZEIT einen Artikel über Freiheit von Tim Reiss und darin einen interessanten Abschnitt, den ich gerne teilen würde:

"Nach dem modernen Verständnis heißt frei sein nicht nur, tun können, was man will, sondern tun können, was man wirklich will. Wenn Freiheit nämlich nur hieße, tun zu dürfen, was man wünscht, so bliebe die Frage offen, woher diese Wünsche ihrerseits stammen. Wahre Freiheit – so der Gedanke – kann nicht nur äußerlich eingeschränkt, sondern auch durch die Internalisierung von Motiven beschädigt werden, die nicht zu dem passen, was uns eigentlich als Individuen ausmacht. Freiheit als Selbstverwirklichung beruht auf zwei Annahmen: dass es erstens einen Unterschied zwischen selbstbestimmten und fremdbestimmten Handlungen gibt, aber zweitens auch einen Unterschied zwischen authentischen Wünschen und solchen, die uns von unserem "wahren Selbst" entfremden."
Quelle: http://www.zeit.de/2018/14/freiheit-werte-westen-geschichte

Spannend fand ich vor allem den letzten Satz – denn nach meiner Beobachtung finden Menschen ein sehr wichtiges "Puzzlestück" ihres "wahren Selbst" genau dadurch heraus, dass sie von ihrem Naturell und ihrer Naturellgruppe erfahren.

Wenn ich WEISS, dass ich (auch) ein Beziehungstyp-Naturell mitbekommen habe und deshalb bestimmte Impulse oder Wünsche (wie im Artikel genannt) in mir trage, macht das einen Unterschied, weil ich ja auch das "Gegengewicht" dazu mitbekommen habe – nämlich die jeweiligen Ressourcen aus den vernachlässigten Bereichen.

Freiheit aus der Sicht des Naturellwissenschaftlers heißt also, sich der natürlichen, naturellbedingten "Vorgaben" bewusst zu werden, sie als eine von mehreren Möglichkeiten zu erkennen und dann – je nach Situation oder Problemstellung oder Ziel – ihr nachzugehen oder eine andere Option zu wählen.

Unfreiheit wäre dagegen, fast zwangsläufig den naturellbedingten Impulsen folgen zu müssen, weil sie quasi von Gebärmutter an "internalisiert" sind (und deshalb sehr stark!).

Text (außer Zitat): Werner Winkler

Tipp Nr. 365: Typentest im Zoo + 3 Forscherinnen für 3 Primatenarten

Im Zoo in Stuttgart ("Wilhelma") kann man heute am 1.4. einen kostenlosen Typentest durchführen: Man darf in einen Raum gehen, in den dann ein Orang-Utan, ein Gorilla und ein Zwergschimpanse gelassen werden. Die Affen sind so trainiert, dass sie sich zu ihrem "Pendant" gesellen (also die Orangs zum Blauen Naturell, die Gorillas zum Roten und die Bonobos zu den Gelben).

Wer mit hin möchte (Treffpunkt 17 Uhr am Haupteingang), einfach eine Mail an mich schicken oder anrufen: werner-winkler@t-online.de, 07151-9034012.

P.S.1 Manchem ist vielleicht schon aufgefallen, dass die drei Forscherinnen, die entscheidend unser Bild von Schimpansen, Orang-Utans und Gorillas geprägt haben (Jane Goodall, Dian Fossey und Biruté Galdikas) offenbar genau den Naturelltyp haben bzw. hatten, der zu "ihren" Affen passt/e.

Da aktuell ein guter Artikel über diese drei in der ZEIT erschien, möchte ich diesen heute als Sonntagslektüre empfehlen: http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2018/02/verhaltensforschung-affen-orang-utans-schimpanse-menschenaffen-schutz

P.S.2 Eine kleine Anekdote noch zu diesem Thema: Dass diese drei Primaten als Metaphern für unsere drei Naturelltypen taugen (und vielleicht noch mehr), fiel mir eines Morgens auf, als ich auf der Autobahn unterwegs war. Ich überholte einen Lastwagen, es war noch dunkel und der Fahrer warf eine brennende Zigarette aus dem Fenster, die direkt auf meiner Frontscheibe landete und mich kurz blendete. Ich erschrak, ärgerte mich über den Lastwagenfahrer (es hätte natürlich auch eine Frau sein können) und in dem Moment dachte ich: Wir haben die Primaten übersehen! So können Innovationen manchmal unverhofft auftauchen ...

Tipp Nr. 364: Zwei Metaphern für die Pfeile in den Triaden

Nun die zweite neue Metapher:

Dieses Bild steht für die Kraft der "Neigung" bzw. "Bevorzugung" und warum die Bewegung in Richtung unserer "Ressourcen" anstrengend ist.

Wir stellen uns jemand vor, der mit einer metallenen Feder oder auch mit einem Gummiband an einer Stelle fixiert ist: selbst wenn er sich mit Anstrengung wegbewegen kann, zieht ihn die Kraft der Feder oder des Bandes immer wieder zurück.

Ich erinnere mich, dass wir als Kinder "Jokari" gespielt haben: da war ein kleiner fester Ball, der mit einer langen Gummischnur an einem schweren Holzblock befestigt war. Man musste abwechselnd den Ball mit einer Art Tischtennisschläger wegschlagen, aber je fester man schlug, desto sicherer kam er wieder zurück, weil ja das Gummiband den Ball hielt.

Es braucht also beständige Energie, wenn wir nicht automatisch unserem Naturellmuster folgen, sondern auch unsere vernachlässigten Ressourcen nutzen möchten. Jeder, der sich schon länger mit seinem Naturell und den dadurch bewusst gemachten Kräften befasst, weiß, wovon ich spreche.

Die Pfeile in den Triaden sind sozusagen die "Federn" und "Gummibänder", die uns im Gewohnten halten wollen und gegen die wir uns stemmen müssen (wenn wir es möchten).

P.S. Wer sehen möchte, wie Jokari gespielt wird, hier ist ein kleines Video zu sehen (am Besten den Ton auf stumm schalten; die Musik ist laut): https://www.youtube.com/watch?v=1nAFYjSyQT0

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 363: Drei Arten Feuer

Da sich ein Modell wie das zu unseren Naturellen oft leichter über Zeichnungen und Bilder erklären lässt als nur über einen Sachbuch-Text, haben Metapher von Anfang an eine hohe Bedeutung bei der Vermittlung gehabt.

Neulich ist sind mir gleich zwei neue eingefallen (vermutlich weil ich ausnahmsweise einmal krank war und nicht viel mehr tun konnte als nachdenken); die erste davon heute als Tipp für die eigene Reflexion:

Neben dem schon vorhandenen Wasser-Metapher (fließend, dampfförmig, erstarrt) kann man auch drei Arten von Feuer unterscheiden und bildlich den drei Naturellen zuordnen:

- dem gelben BT-Naturell: loderndes Feuer (oder "Strohfeuer")
- dem blauen ST-Naturell: eine anhaltende (aber schwer zu entfachende) Glut
- dem roten HT-Naturell: eine explosives Feuer (auch Vulkanexplosion oder Atomexplosion im Extrem)

Spannend hier ist, dass auch die Ressourcen Sinn machen: der Gelbe gewinnt, wenn er mehr auf die "Glut" und weniger auf "Strohfeuer" achtet. Der Blaue darf auch mal Energie freisetzen und "explodieren" anstatt immer alles vor sich hinglimmen zu lassen – und dem Roten könnte ab und zu etwas spontane Wärme aus einem kleinen offenen "Strohfeuerchen" einen willkommenen Unterschied im Vergleich zur ständig ablaufenden "Explosion" in seinem gut abgeschirmten Motor oder Kraftwerk bringen.


Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 362: 3 grundlegende Tipps

Oft sind es gerade die einfachsten, grundlegendsten Tipps und Erfahrungen, die verloren gehen, weil sie so "schlicht" sind, dass wir sie übersehen.

Deshalb möchte ich heute an die drei Tipps erinnern, die sich direkt aus der Triade ableiten lassen, welche die drei Grundtypen des Naturells definiert: Verbundenheit, Zeitorientierung und Aktivität.

Für das Beziehungstyp-Naturell: die Zeit als Faktor ernster nehmen, d.h. sich ausreichend Zeit nehmen, auf den passenden Zeitpunkt warten, geduldig sein etc.

Für das Sachtyp-Naturell: die Dinge aktiv angehen, agieren, tätig werden, Kraft aufwenden, Arbeit investieren, körperliche Aktivität trainieren etc.

Für das Handlungstyp-Naturell: emotionale Verbundenheit pflegen und wahrnehmen, sich einlassen auf andere, auf das eigene Herz hören, die Seele pflegen, freundlich und liebevoll sein etc.

Und da wir dazu neigen, gerade in stressigen, anspruchsvollen oder herausfordernden Zeiten diese Dinge zu vergessen und stattdessen nur aus unserem gewohnten Naturellmuster heraus zu leben, ist es wichtig, sie auch im normalen, ruhigen Alltag zu trainieren um die entsprechenden Muskeln dann verfügbar zu haben, wenn wir sie brauchen.

Ein kleines Beispiel dazu: Als Beziehungstyp neige ich naturellbedingt dazu, Dinge eher rasch und ohne großen Zeitaufwand erledigen zu wollen. Ich kann aber aus jahrelanger Beobachtung inzwischen sicher sagen, dass es einen bedeutenden Unterschied (sowohl im Ergebnis als auch in der Tätigkeit an sich) bewirkt, wenn ich mir bewusst sage: Ich nehme mir die notwendige Zeit bzw. Ich nehme mir vorsorglich doppelt so viel Zeit wie nötig.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 361: Naturell-Ausgewogenheit in der Kommunikation

Diese Woche fiel mir an einem positiven Beispiel bzw. Erlebnis auf, wie wichtig es ist, "naturell-ausgewogen" zu kommunizieren.

Ich hatte ein Gespräch über einen Heimplatz für eine alte Tante, das eineinhalb Stunden dauerte. Zunächst dachte ich, die Ausführlichkeit der Mitarbeiterin käme von ihrem blauen Naturell.

Im Nachhinein fiel mir aber auf, dass sie schlicht einen professionellen Ablauf entwickelt hat, der jeden Gesprächspartner (von denen sie im Laufe der Zeit ja viele mit immer den gleichen Fragen hat) bedient, egal, welcher Naturellgruppe er angehört.

So sprach sie die für "Gelbe" wichtigen Punkte an (wer arbeitet da, welche sozialen Kontaktmöglichkeiten gibt es, wie schön alles ist, die Natur in der Nähe), ebenso die für "Blaue" (wie lange läuft der Vertrag, was kostet was - sehr detailliert - welche geistigen und spirituellen Angebote gibt es im Haus, wer ist für Beschwerden zuständig, was gibt es wann zu essen) und auch die für "Rote" wichtigen Sachen (Sauberkeit, Hygiene, Pläne, Heimbewohnerrat, Regeln, Ordnungen, Kündigungsmöglichkeiten, Arzt, Apotheke) hatte ausreichend Raum.

Tipp daraus also für alle, die mit Menschen kommunizieren müssen, die sie noch nicht gut genug kennen, um einschätzen zu können, was ihnen wie wichtig ist: einfach die ganze Palette präsentieren und auf die Bedürfnisse und Blickwinkel aller Naturellgruppen eingehen. Dann ist die Chance höher, dass auch das für den Einzelnen besonders Wichtige dabei ist. Dies ist etwa bei der Gestaltung von Webseiten oder Drucksachen von Bedeutung, da diese ja auch "von allen" gesehen und gelesen werden und man sich nicht auf den Einzelnen einstellen kann, sondern allen gerecht werden sollte.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 360: Donald Trump als Bsp. für die Einfärbung der Untertypen

Am Beispiel des derzeitigen US-Präsidenten lässt sich gut zeigen, wie sich sein Beziehungstyp-Naturell und seine übertriebene Ich-Verbundenheit verstärken.

Ich schätze ihn als Ich-Beziehungstyp, Macher und gegenwartsorientiert ein. Im "Haus-Bild" dieses Musters (s. Anhang) hat das "Ich" schon den größten Raum belegt. Zusätzlich ist es noch "gelb eingefärbt", also durch das Beziehungstyp-Naturell dominiert, wie neulich hier ausgeführt.

Dies erklärt aus meiner Sicht viele seiner Verhaltensweisen, z.B. dass er seine Person so sehr in den Mittelpunkt stellt, selbstverliebt oder auch emotional überzogen und intellektuell verkümmert wirkt.

Zudem agiert er fast permanent auf der Beziehungsebene, er versucht seine Gegner schlecht zu reden oder sich selbst in einem unrealistisch positiven Licht zu präsentieren ("positiv bis zum Erbrechen").

Jane Goodall, die weltbekannte Erforscherin der Schimpansen, vergleicht daher sein Verhalten mit dem eines Schimpansen, der versucht an die Spitze der Gruppen-Hierarchie zu kommen (hier sehr gut beschrieben: https://www.independent.co.uk/news/world/americas/donald-trump-chimpanzee-jane-goodall-dominance-ritual-a7959246.html)

Nicht umsonst werden ja in der Naturellwissenschaft Schimpansen als Metapher für das Beziehungstyp-Naturell verwendet.

Tipp der Woche daher: Anstatt sich über den "Schimpansen-Mann" im Weißen Haus zu ärgern, ihn mit (naturell-)wissenschaftlichen Augen beobachten und aus diesem extrem deutlichen Ich-Beziehungstyp-Beispiel lernen, woran man diese Gruppe erkennt oder auch, was absehbar ist, wie sie jemand mit einem so großen "Ich" selbst ein Bein stellt ...

Text: Werner Winkler

P.S. Das übertriebene "Ich" von Trump (und sein vernachlässigtes "Wir") kommt vermutlich auch deshalb so deutlich zum Vorschein, weil sein Vorgänger Obama ein "Wir-Beziehungstyp" war, also von dem, was Trump fehlt, sehr viel hatte.

Tipp Nr. 359: Positiv-Neutral-Negativ / Ja-Vielleicht-Nein

Nach den eher komplexen Tipps von neulich heute ein ganz schlichter, der auf die beiden Basis-Triaden

Ja / Vielleicht / Nein
Positiv / Neutral / Negativ

Bezug nimmt (Zeichnung dazu im Anhang).

Aus diesen Triaden lassen sich elementare und häufig verwendbare Ressourcen für jeden Naturelltyp ableiten, was ich auch an einem persönlichen Beispiel illustrieren möchte.

Zur Erinnerung: Wo das gelbe Naturell zuerst zum Ja, zum Positiven tendiert und im Vielleicht, im Neutralen (Heraushalten, nicht-wertenden) den Ausgleich findet, ist es beim blauen Naturell der Wechsel eben daraus (dem Vielleicht, dem Neutralen, Unentschiedenen) zum klaren Nein, zum Wahrnehmen des Negativen (und dem Ziehen der praktischen Konsequenzen daraus).

Und für das rote Naturell, das (zumindest aus Sicht der anderen beiden) seine überbetonte Stärke darin zeigt, das Nein zu pflegen, den Abstand, das Negative, das zu Reparierende, in Ordnung zu bringende, ist der Wechsel zu einer positiven, freundlichen, vertrauensvollen, gnädigen Ja-Haltung das, was potentiell Ruhe und Frieden bringt.

Es macht also keinen Sinn, allen Menschen zum Beispiel die gleiche, neutrale Haltung zu empfehlen und grundsätzlich zu einer positiven Weltsicht zu raten. Denn das Leben scheint offenkundig eine Mischung aus allen drei Perspektiven und Sichtweisen einzufordern – je nach Gelegenheit, Thema oder Situation.

Jetzt zum persönlichen Beispiel: Da ich mich in den letzten Jahren viel mit der ökologischen Lage, der Klimakatastrophe und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für unsere moderne Zivilisation befasse, freue ich mich stets, wenn ich etwas Neues dazu finde.

So wie neulich, als mir durch eine Rezension in der ZEIT ein schon 1993 erschienenes Buch von Gregory Fuller unter die Augen kam, das jetzt neu aufgelegt wurde. Dass es sich beim Autor höchstwahrscheinlich um einen Sachtyp handelt, erkannte ich spätestens bei diesen Zeilen, die mir als jemand, der naturellbedingt das Neutrale gerne übersieht, wie eine Botschaft aus einer "anderen Welt" erschienen:

"Die akzeptierte Neutralität des Universums und des Lebens jedoch erwartet nichts und bekommt nichts: full of sound and fury, signifying nothing. Die akzeptierte Neutralität wird nicht gewertet. Das Universum ist und ist nur. Diese seine einfachste Bestimmung drückt (...) nicht seine leerste, sondern seine reichste Bestimmung aus. Denn durch die Neutralität des Seins erübrigt sich jede Metaphysik, jede Religion, erübrigen sich Projektionen, enttäuschte Hoffnung und Verbitterung. (...) Im Prinzip Akzeptanz hingegen nehme ich das Seiende an, ohne zu werten und ohne etwas zu erwarten, ja, ohne zu hoffen."

Ähnliche Texte müssten sich bei anderen Autoren für eine durch und durch positive als auch negative Sicht auf die Welt finden (für entsprechende Hinweise bin ich dankbar).

Entscheidend erscheint mir jedoch stets, ob wir bemerken, dass wir eine der drei denkbaren Optionen vernachlässigt oder übersehen haben und ob es uns dann gelingt, sie in unser Repertoire aufzunehmen und bei Bedarf (vor allem bei Übertreibung unserer naturellbedingten Neigung) auch einzusetzen.

Dass dies eine gewisse Übung erfordert, ist unbestritten ...

Text: Werner Winkler

* Zitat aus Gregory Fuller, Das Ende. Von der heiteren Hoffnungslosigkeit im Angesicht der ökologischen Katastrophe, Ammann-Verlag 1993, neu herausgegeben 2017 im Meiner-Verlag

Tipp Nr. 358: Für Martin Schulz

Lieber Martin Schulz,
in der Hoffnung, dass Sie diese Zeilen über Umwege oder Zufälle irgendwann erreichen, möchte ich Ihnen gerne zwei, drei Tipps geben und hoffe, Sie prallen nicht an der für Menschen Ihres (und meines) Naturells typischen "Beratungsresistenz" ab ...

Dass Ihr Naturell mit Ihnen mehrfach "durchgegangen" ist, ohne dass Ihnen dass vermutlich bewusst ist, erscheint aus Sicht eines Naturellwissenschaftlers überdeutlich – weshalb ich auch denke, dass Sie doch offen sein könnten für Hinweise, die Ihnen zu mehr Selbstwahrnehmung, Bewusstheit und damit mehr Wahl- und Reaktionsmöglichkeiten verhelfen.

Zum Einen: Menschen unseres Naturells (wir nennen es das "gelbe" oder "Beziehungstyp-Naturell") neigen zum Fluchtverhalten, wenn sie sich ungeliebt oder nicht mehr gewollt fühlen. Als Gegengewicht empfiehlt sich hier eine Haltung, die Sie vielleicht des öfteren bei Menschen mit "blauem Naturell" (Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier, Olaf Scholz, Andrea Nahles) beobachten konnten und die mit den Begriffen "Verteidigungshaltung", "Standhaftigkeit", "Konstanz" zu umschreiben sind.

Zum Anderen: Wir (die "Gelben") neigen auch dazu, vorschnell "Ja" zu sagen oder Dinge zu versprechen, die wir dann nicht halten bzw. nicht halten können. Für uns selbst gibt es dann zwar jeweils gute Gründe für eine Änderung unseres Verhaltens, aber von Außen gesehen wirkt es eben als Unstetigkeit, als Unzuverlässigkeit oder als ob wir uns nicht mehr für "unser Geschwätz von gestern" interessieren würden.

In Ihrem Fall kam diese naturellbedingte Schwachstelle nun auch deshalb so stark zum Tragen, da Sie nicht nur für sich selbst, sondern für eine ganze Partei mit über 400.000 Mitgliedern stehen bzw. gestanden haben.

Und zuletzt: "Wir" wollen oft gerne etwas haben, das uns gefällt. Zum Beispiel eine spannende Aufgabe, bei der wir helfen oder mithelfen können. Dabei kommt dann das zu kurz (in unserer Wahrnehmung), was wir schon haben bzw. sind. Hier: Parteivorsitzender, Abgeordneter usw. – klar wäre es noch schöner gewesen, auch noch Außenminister und Vizekanzler zu sein und viele Menschen in der ganzen Welt zu treffen. Das verstehe ich gut, es würde mir auch Freude machen.

Aber wenn man für einen oder zwei Jobs gewählt wurde, die volle Konzentration und viel Zeit in Anspruch nehmen, ist es rein sachlich und auch praktisch schlichtweg unklug, sich selbst noch einen dritten davon herauspicken zu wollen und gleichzeitig damit jemand, den man einen guten Freund nennt, aus diesem Job verdrängen zu wollen.  

Gerne würde ich Ihnen einmal in einer ruhigen Stunde (2-3 davon wären besser) die Sache mit den Naturellen genauer erklären und mit Ihnen darüber sprechen, was Sie daraus für sich ableiten können. Denn im Grunde habe ich den Eindruck, dass Sie ein ganz fähiger und kluger Kopf sind und viel Herz für andere haben. Es wäre schade, wenn Sie an solchen "Kleinigkeiten" noch einmal scheitern würden.


Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 357: Einfärbung der Untertypen am Beispiel "Denken"

Einfärbung der Untertypen am Beispiel "Denken"
 
Als Rückmeldung auf den Artikel der letzten Woche hat sich Günter Hiller Gedanken gemacht, die ich hier mit euch teilen möchte (und der dazu animieren soll, weiter über diesen Aspekt der Naturellwissenschaft zu forschen):

Werner hat in seinem Artikel (Erweiterungsmöglichkeit der Naturellanalyse) eine interessante Erkenntnis formuliert. Er meint „dass zum Beispiel drei Menschen, die sich der Gruppe ‚Denker’ zuordnen, recht unterschiedliche Denkweisen bevorzugen, sofern sie zu den drei verschiedenen Grundtypen gehören – dass sich also ein Beziehungstyp-Denken, ein Sachtyp-Denken und ein Handlungstyp-Denken unterscheiden lassen; und zwar nicht nur in der ‚Größe’, sondern auch in der ‚Art und Weise’".
Das scheint mir völlig zutreffend. Diese Erkenntnis würde ich so ausdrücken: Der Grundtyp färbt die Unterbereiche ein, sodass es beispielsweise ein blaues, gelbes und rotes Denken gibt. Und das bedeutet, dass die jeweiligen Grundtypen naturellspezifisch denken, d.h., die Art und Weise des Denkens ist jeweils eine andere.

Wie könnte man nun diese unterschiedlichen Denkweisen/Denkstile beschreiben? Dazu nur einige kurze Assoziationsketten, die man noch genauer ausformulieren und ergänzen müsste:

Das blaue Denken (eingefärbt durch das Sachtyp-Naturell)
ist ein eher nüchternes, sachbezogenes Denken. Es kann auch sehr analytisch und tiefgreifend sein. Typisch ist auch der Einbezug des Sowohl-als-auch; also der Berücksichtigung unterschiedlicher Gesichtspunkte, was allerdings zu einem längeren Abwägen und damit auch zu einem Verweilen im „Vielleicht“ oder im „Unentschieden-bleiben“ führen kann. Manchmal äußert sich dieses Denken auch in einer gewissen Vorsicht bzw. Zögerlichkeit oder in einem Gedankenkreisen. Gerade dieser Aspekt zeigt auch die Problematik dieses Denkstils: Weil das blaue Denken (durchaus auch im positiven Sinne) teils als Selbstzweck geschieht, kann es sich negativ verselbstständigen. Dann landet man im Grübeln und kommt aus dem Denken kaum oder nicht mehr heraus oder ist zu keiner Entscheidung mehr fähig.

Das gelbe Denken (eingefärbt durch das Beziehungstyp-Naturell)
ist ein eher beziehungsorientiertes Denken, das den anderen stärker einbezieht; und damit auch ein kontextorientiertes Denken, das nach Bezügen fragt. Teils ist es auch ein sehr emotionales Denken, das in positiver Hinsicht den Aspekt des Sich-Kümmern und der Fürsorge mit einschließt. Negativ kann sich dieses Denken auch in der Emotionalität verlieren und jede „Objektivität“ vermissen lassen. Das gelbe Denken ist auch ein kreatives, schöpferisches und spielerisches Denken, aus dem sich immer wieder neue Ideen speisen. Aber auch hier zeigt sich die Problematik dieses Denkstils: Das Spielerisch-Unverbindliche vermag manchmal nicht die Ernsthaftigkeit einer Lage zu erkennen; das Schöpferisch-Kreative läuft Gefahr, Luftnummern zu produzieren und nur Oberflächliches zum Vorschein zu bringen.  

Das rote Denken (eingefärbt durch das Handlungstyp-Naturell)
ist ein eher pragmatisches/praktisches Denken, das vor allem ausgerichtet ist auf das schnelle Finden von Lösungen und/oder die Umsetzung von Ideen. Das rote Denken ist auch stärker zielorientiert ausgerichtet, es kreist um Effizienz und Effektivität. Beim Denkakt muss etwas „herauskommen“: ein Ergebnis. Während das blaue Denken häufig als Selbstzweck eingesetzt wird, ist das rote Denken eher Mittel zum Zweck. Die Problematik dieses Denkstils zeigt sich in einer gewissen Rigidität des Denkens. So schnell das rote Denken auch zu praktischen, gut umsetzbaren Urteilen führen kann, so schnell führt es aber auch zu teils abwertenden oder rigorosen Urteilen. Dann bleibt dieses Denken in einer gewissen Starrheit und Unbeugsamkeit verhaftet, die den empathischen Einbezug anderer Sichtweisen oder das Gelten-lassen andere Standpunkte vermissen lässt.  

Nun wäre es spannend zu erfahren, ob sich diese naturellspezifischen Denkweisen, wie ich sie gerade anskizziert habe, mit euer Erfahrung decken. Vielleicht könnten einige Rückmeldungen euerseits Auskunft darüber geben, ob der Grundtyp das Denken tatsächlich auf die entsprechende Weise einfärbt. Auch wäre es interessant zu erfahren, wie ihr selbst euer naturellspezifsches Denken beschreiben würdet und ob sich ähnliche Unterschiede finden lassen.

Text: Günter Hiller


P.S. Ein interessanter Artikel über die "Relationalität der Farben", der den Aspekt des "Einfärbens" aus physikalischer Sicht beschreibt, findet sich hier: http://www.scinexx.de/dossier-detail-851-8.html

Das Bild im Anhang symbolisiert dieses Phänomen auf dem Hintergrund des obigen Artikels (blaues, gelbes, rotes Denken).

Der Artikel von letzter Woche, auf den sich Günter Hiller bezieht, ist hier nachzulesen: http://www.123modell.de/winkler-naturellanalyse-2018.htm

Tipp Nr. 356: Erweiterungsmöglichkeit der Naturellanalyse

Wie angekündigt, möchte ich heute auf eine Erweiterungsmöglichkeit innerhalb der Naturellanalyse hinweisen, die mir neulich eingefallen ist.

Kurz gesagt geht es darum, wie der Einfluss des Grundtyps auf die Bevorzugungen in den Unterbereichen dargestellt werden kann – und wie daraus neue Perspektiven und Ressourcen ableitbar sind.

Da das Thema zu komplex ist für eine "kurze Erörterung", lautet der Tipp der Woche diesmal, sich eine halbe Stunde Zeit für den folgenden Artikel zu nehmen: http://www.123modell.de/winkler-naturellanalyse-2018.htm sowie sich das dort am unteren Ende befindliche Musterblatt auszudrucken, es für das eigene Naturellmuster auszufüllen und zu schauen, welche Rückschlüsse man daraus für sich selbst ziehen kann.

Im Anhang ein Bild aus dem Artikel, der die Neuheit illustriert (aber nicht erklärt).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 355: Sachtypen und Überraschungen

Auf den Tipp der letzten Woche erhielt ich eine geistreiche Bemerkung einer Sachtyp-Leserin, die sich darauf hin bereit erklärt hat, diese etwas genauer auszuführen – ich denke, es ist ein lehrreicher Text für alle, die mit Sachtypen leben und besser mit ihnen umgehen möchten. (Werner Winkler)



"Sachtypen und Überraschungen"
 
Also ich als Sachtyp mag Überraschungen, aber lieber "überraschende Überraschungen", als geplante Überraschungen.

Wenn jetzt zum Beispiel ein Freund käme und würde sagen, „halte dir an dem Tag in der Zeit von bis Zeit frei, es erwartet dich eine Überraschung“ und sagt mir nicht, was er vorhat und es geht über mehrere Stunden, dann wäre das für mich Stress und unangenehm.

Wenn es mehr als vier Stunden wären und ich wüsste nicht, wo geht es hin, wie komme ich hin, wie komme ich wieder heim, wann gibt es was zu essen, gibt es da auch Toiletten, dann wäre das für mich ungenehm, es ist nicht planbar und dieses größere Zeitfenster würde mir Stress machen (Sachtyp/Zeit).

Irgendwie ist mir Zeit und das Wissen, wie was geplant ist, wichtig, ebenso wie das Wissen über die Nahrungsaufnahme; ich würde jedoch keinen Gedanken daran verschwenden, was ich anziehe… wobei richtig Stress würde mir so eine Aussage machen wie „Zieh etwas Festliches an“, also das könnte niemals von einem Freund/in kommen, denn die wissen, mich gibt es nur sooo wie ich bin… und mich gibt es nicht in festlich ;-) – also da würde ich dann die Teilnahme verweigern!!
 
Während, wenn es eine kurzfristige Überraschung wäre… ich wäre etwa gerade mit einem Freund unterwegs, von mir aus auch in einer anderen Stadt, und dann käme die Aussage „so, jetzt entführe ich dich, ich habe da eine Überraschung, das dauert nur zwei Stunden“, dann wäre ich freudig gespannt. Das wäre eine positive Überraschung.
 
Wenn ich in fremde Städten bin, macht es mir Stress, wenn ich nicht weiß, wie ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B komme, da bin ich dann so gar nicht über Überraschungen erfreut, die sind bei mir immer geplant. Ich weiß genau, welche U-Bahn/Bus etc. wohin fährt, habe grob Reiseziele schon mal ins Auge gefasst, bin aber dann bei der Durchführung relativ flexibel.
 
Ich lese viel und am liebsten Thriller und da ist es für mich angenehm, wenn die Handlung nicht sooo hervorsehbar ist, wenn ich nach 100 Seiten weiß, wie es ausgeht und dies dann auch wirklich sooo geschieht, ist das für mich langweilig, hier liebe ich die Überraschung, wenn ich eben nicht alles vorhersehen kann, weil es sooo offensichtlich ist. Außerdem behalte ich als Sachtyp Handlungsstränge im Kopf und wenn es am Schluss so ist, dass diese nicht logisch aufgelöst werden, wenn z.B. ein Handlungsstrang für die Geschichte absolut unnötig war, dann finde ich das richtig doof, es muss am Schluss alles schlüssig sein. Also ich liebe Bücher, die mich überraschen!! Und da gibt es glücklicherweise genug davon!!

Text: Tanja Joschua Schmitt, Saarbrücken

Tipp Nr. 354: Rote Tücher oder Stressoren je nach Naturell

Jeder von uns hat bekanntlich seine "roten Tücher", etwas, das uns in einer Weise angreift oder beschäftigt, dass wir uns kaum dagegen wehren können.

Ein Teil dieser Stressoren scheint durch unser jeweiliges Naturell bedingt oder verstärkt zu sein, weil es direkt aus dem Ressourcen-Bereich stammt (wir also von Natur aus nicht gewohnt sind, damit gut umzugehen und es erst lernen müssen).

Drei Beispiele dazu:

Langeweile – für Menschen mit Sachtyp-Naturell eher selten ist Langeweile, also wenn nichts zu tun ist und nichts geschieht, für Beziehungstypen eine echte Herausforderung.

Tipp daraus für BTs: Zeiten der Langeweile willkommen heißen und sich ihr aussetzen, sie aushalten.

Hektik - für Menschen mit Handlungstyp-Naturell der "Normalzustand". Immer mehr auf dem Schreibtisch als realistisch zu erledigen, viel mehr Arbeit als in der verfügbaren Zeit (v.a. Arbeitszeit) zu schaffen. Für Sachtypen ein fast sicherer Weg zu Burnout, Krankheit oder (innerer) Kündigung.

Tipp daraus für STs: Anstrengungen als Trainingsgelegenheit nutzen und sich eine Belohnung aussetzen, wenn ein Ziel erreicht wurde, für das ungewöhnlich großer Aufwand (zeitlich, kräftemäßig) nötig war.

Überraschungen - für Menschen mit Beziehungstyp-Naturell das Schönste der Welt. Sie leben ja von Abwechslung, Variationenreichtum und Buntheit in allen Lebensbereichen und jede Überraschung verspricht genau das zu bieten. Für Handlungstypen jedoch, die gerne in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen möchten, die das Gewohnte und Vertraute schätzen (vor allem was die Menschen in ihrer Nähe betrifft) ein echter Stressfaktor.

Tipp daraus für HTs: Sich bewusst Überraschungen aussetzen oder diese einfordern; also sich überraschen lassen indem man z.B. in einen Kinofilm mitgeht, den einem Freunde empfehlen oder ein Buch liest, das die Buchhandlung als lesenswert vorschlägt. Einen ungewohnten Weg zur Arbeit fahren, in ein neues Restaurant zum Essen gehen und sich vom Koch überraschen lassen etc.

Diese Tipps können natürlich auch auf die eigenen Partner, Kinder oder Kollegen angewendet werden.

Text: Werner Winkler

P.S. Dieser Tage ist mir eine Erweiterung zu den "Häuschen" eingefallen, die in der Naturellanalyse verwendet werden, aber ich brauche noch etwas Zeit, es so auszuarbeiten, dass ich es im nächsten oder übernächsten Tipp vorstellen kann.

Tipp Nr. 353: Für Angela Merkel zum Start der Sondierungen

Auf tagesschau.de war heute folgendes Zitat des Politologen Oskar Niedermayer über Angela Merkel zu lesen:

"Von ihrem Naturell her würde sie es als Niederlage empfinden, zu sagen, ich mach das jetzt nicht mehr."

Nun weiß ich nicht, ob sich Herr Niedermayer mit der Naturellwissenschaft beschäftigt hat, einfach ein guter Menschenkenner ist oder die Bundeskanzlerin persönlich kennt.

Aber der Tipp für Menschen mit einem Sachtyp-Naturell, es nicht als Niederlage, Versagen oder Misserfolg zu betrachten, wenn man sagen muss "Nein, das will ich jetzt nicht mehr" ist durchaus zutreffend.

Wichtig für Menschen mit Sachtyp-Naturell (wie bei Frau Merkel überdeutlich zu erkennen) ist es jedoch, diesen Nein-Schritt aus eigener Initiative und aus eigenem Entschluss zu vollziehen - und nicht als Opfer der Umstände aussortiert, abgewählt oder weggelobt zu werden.

Mein Tipp daher für die Kanzlerin: Gleich zu Beginn der Sondierungen klar sagen, was sie nicht will, wo ihre eigenen "roten Linien" sind – und zwar in Richtung der eigenen Parteifreunde und in Richtung SPD. Dann müssten die nicht die Arbeit für sie machen und für sie die Kohlen aus dem Feuer holen.

Auch ihre "mütterliche Seite" dürfte sie stärker ausspielen (was Sachtypen meistens schwer fällt), in diesem Fall hieße das zum Beispiel, ihr politisches Gewicht für die Schwächeren in der Gesellschaft, die Kinder, die Pflegekräfte oder auch für die Abmilderung der Klimakatastrophe (bzw. die Vorbereitung auf deren Auswirkungen) einzusetzen. Dafür sind offenbar die Politiker in der zweiten Reihe zu schwach oder zu sehr ihrem jeweiligen Klientel verpflichtet.

Auch wäre es wichtig, klare, erreichbare Ziele definieren wäre wichtig, mitsamt praktischer Umsetzungsstrategie (nicht als bloßes Worthülsen wie bei den Elektroautos).

Und zuletzt: Die denkbare Minderheitsregierung als Chance sehen, nicht als Gefahr.

Text: Werner Winkler
Quelle des Zitats: https://www.tagesschau.de/inland/sondierungen-groko-101.html

  

Tipp Nr. 352: Was ist so gut, dass es bleiben soll?

Nach der "guten Frage" der letzten Woche möchte ich heute – am letzten Tag des Jahres 2017 – an eine weitere solche erinnern.

Sie stammt von Steve de Shazer, der mit ihr unwissentlich die lösungsorientierte Kurztherapie einläutete: "Was ist so gut, dass es bleiben soll?"

Zum ersten Mal gestellt hat er sie einer Familie, die er in seiner Praxis zum Gespräch hatte. Sie schilderten (wie damals, in den 1970er-Jahren üblich) dem Therapeuten ihre vielen Probleme. Kurz vor Ende der Sitzung murmelte de Shazer in seinen Bart "Ist hier eigentlich noch irgend etwas in Ordnung?", was wiederum der Junge hörte, der direkt neben ihm saß und ihm prompt antwortete (etwas, das noch in Ordnung war in der Familie).

Von dieser spontanen Antwort überrascht, gab de Shazer der Familie die Hausaufgabe mit, einmal alles aufzuschreiben, was noch gut sei und auch so bleiben solle. "Beim nächsten Besuch", so erzählte er, "war da eine andere Familie". Sie brachte eine lange Liste mit – von Dingen, die noch in Ordnung waren.

Die Richtung der Aufmerksamkeit hatte sich verändert. Die Probleme hatten Gesellschaft bekommen vom Guten, das man sich als bleibend wünscht. Es war die erste von vielen guten Fragen, die de Shazer und sein Team im Laufe der Jahre gesammelt und entwickelt haben.

Was also war für Sie/für dich 2017 so gut, dass es auch in 2018 bleiben soll?

Text: Werner Winkler

P.S.
Publiziert hat Steve de Shazer (nach meiner Beobachtung war er ein Sachtyp-Denker) erst auf massives Drängen seiner Frau Insoo Kim Berg (nach meiner Beobachtung war sie Handlungstyp-Fühler). Ohne dieses "Gemurmle", den kleinen Jungen, den drängelnden Handlungstyp und natürlich die übermäßig problemfokussierte Familie wäre vielleicht der so wertvolle Ansatz der lösungsorientierten Kurztherapie, von dem auch die Naturellwissenschaft in ihrer praktischen Anwendung sehr profitiert (z.B. im "Leitdreieck") nie entdeckt worden. Das Gute kann sich also durchaus auch des weniger Guten bedienen, um ans Licht zu kommen – auch in 2018!   

Tipp Nr. 351: Ein Satz, eine gute Frage ...

Vor über 20 Jahren lernte ich auf einer Fortbildung (bei Steve de Shazer) einen beeindruckenden japanischen Arzt kennen. Er war der Direktor einer Privatklinik mit 200 PatientInnen.

Sein Ziel war es gewesen, jeden Tag jeden dieser PatientInnen zu sehen und er brauchte einige Jahre, bis ihm das in angemessener Zeit gelang – in 4 Stunden pro Tag.

Sein Geheimnis: die richtige Frage. Dafür hatte er lange experimentiert, bis er schließlich auf die eine kam, die für ihn und die Besuchten optimal war – sie lautet: Kann ich heute etwas für Sie tun?

Er nahm stets zwei AssistenzärztInnen mit auf die Visite. Hatte einer der Angesprochenen einen Wunsch, sagte er: Ich lasse Ihnen Herrn/Frau Soundso da, damit wir notieren können, was Sie möchten und ich versuche, mich noch heute darum zu kümmern. Dann ging er mit der zweiten Begleitperson zum nächsten.

Tipp für die Weihnachtswoche: Fragen Sie doch einmal diejenigen, für die diese Frage passt, ob Sie heute etwas für diese Person tun können. Die Antworten könnten durchaus naturelltypisch ausfallen, die Frage selbst erscheint mir typneutral einsetzbar und vielleicht gerade deshalb so erfolgreich.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 350: Lies mal hier!

Neulich war ein junger Mann in der Beratung, weil er seit Jahren zu Hause mit seinem Vater immer mehr Probleme hatte. Er hielt sein Verhalten einfach nicht mehr aus und wollte am Liebsten sofort ausziehen (was aber praktisch kaum möglich war).

Aus seinen Schilderungen ließ sich ableiten, dass sein Vater ein Handlungstyp-Naturell hat, er selbst zeigte deutlich das Sachtyp-Naturell (hier in Form von "lange leiden, aushalten, schließlich drohen zu explodieren ...").

So war mir rasch klar, was (auch) Teil des Problems war - nämlich dass der Vater die naturellbedingten Erwartungen des Sohnes über viele Jahre nicht erfüllt hatte bzw. gar nicht erfüllen konnte; er gab ja nur "sein Bestes" und nicht das, was das Beste für seinen Sohn gewesen war (aus Sicht der Naturellwissenschaft).

Meine umschreibenden Erklärungen und Tipps (ohne die fachlichen Begriffe zu verwenden) fielen auf fruchtbaren Boden. Offenbar fühlte sich mein Gesprächspartner verstanden und auch seinen Vater richtig erkannt.

Aber da es so rasch ging und wir noch Zeit übrig hatten, bot ich an, ihm auch eine wissenschaftliche Erklärung für diese Art von Beziehungsproblemen zu bieten und als er sich (wie zu erwarten) neugierig zeigte, schlug ich die bekannte Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit" dort auf, wo die drei Grundtypen kurz beschrieben sind und sagte: "Lies mal hier!", was er auch tat.

Während er las, beobachtete ich seine Gesichtszüge, die sich erst aufhellten, dann in das sachtypisch-dezente Lächeln übergingen und in einem breiten Grinsen endeten. Beim Vor- und Zurückblättern zeigte ich ihm die fachlichten Hintergründe dessen, was ich zuvor im Gespräch erklärt hatte und begründete damit nochmal den Sinn meiner Tipps für den Umgang mit so einem Vater.

Der Kommentar des jungen Sachtyps, als wir fertig waren: "Genial!".

Tipp der Woche daher: Öfters mal zum Lesen auffordern (und wer die Broschüre noch nicht oder nicht mehr zu Hause hat, einfach bei mir bestellen - als Papierversion für 50 Cent das Stück oder kostenlos als PDF-Datei).

Eine entspannte Weihnachtswoche wünscht der Autor dieser Zeilen: Werner Winkler

Tipp Nr. 349: Leonardo da Vinci

Neulich hörte ich im Radio auf SWR2 eine interessante und gut gemachte Sendung über Leonardo da Vinci, dessen Bild "Salvator Mundi" gerade als bislang teuerstes Gemälde der Welt versteigert wurde und den ich schon länger in der Prominenten-Liste zu denjenigen mit (vermutetem) Beziehungstyp-Naturell eingeordnet hatte. (Liste siehe hier: http://www.123modell.de/prominente.htm).

Einige Zitate aus dieser Sendung, die mich in meiner früheren Zuordnung bestärkt haben und die nochmal ein Licht auf die Persönlichkeit und das Naturell dieses außergewöhnlichen Menschen werfen (Link zur Sendung zum Nachhören und Nachlesen unten).

- Leonardo hat zwischen seiner Kunst und seiner Wissenschaft überhaupt nicht getrennt. Auch das macht die ungeheure Faszination seiner Kunstwerke aus.

- Leonardo da Vinci ist heute vor allem als Maler bekannt. Die „Mona Lisa“, das „Abendmahl“ oder „Johannes der Täufer“ sind Ikonen der Kunstgeschichte. Doch er war auch Ingenieur, Architekt, Anatom, politischer Berater und vor allem Naturphilosoph.

- Er hat sich sehr stark der Wissenschaft verschrieben. Das heißt, nicht immer unbedingt das gemacht, was er machen sollte, was sein Auftrag gewesen wäre, wenn es darum ging, irgendwelche Bilder fertig zu stellen, die eben jetzt nicht diesen naturwissenschaftlichen Charakter hatten. Oder wenn er sonstige Tätigkeiten, für die er eigentlich auch angestellt war, durchführen sollte. Er hat deswegen auch immer wieder Auftragsarbeiten abgebrochen, er musste ermahnt werden, seiner Arbeit nachzugehen.

- Zitat von Leonardo selbst: "Ich weiß wohl, dass so mancher eitle Tropf glauben wird, er könne mich tadeln, denn ich sei ein ungebildeter Mann. Dumme Menschen! (…) Sie werden behaupten, ich könne mangels Gelehrsamkeit das, was ich behandeln will, nicht richtig sagen. Nun, wissen sie denn nicht, dass meine Lehren nicht so sehr aus den Worten anderer gezogen werden, als aus der Erfahrung, die doch die Lehrmeisterin derer war, die gut geschrieben haben?"

- Leonardo war ein Meister darin, Erkenntnisse, die er auf einem Gebiet gewonnen hat, in ein ganz anderes Gebiet zu übersetzen.

- Er soll ungewöhnliche Kleidung getragen haben, heute würde man sagen, wie ein Dandy. Er war wohl auch Vegetarier und es heißt, er sei manchmal auf den Markt gegangen, habe Vögel in Käfigen gekauft und sie sofort freigelassen.

- Zitat von Leonardo: "Wenn Du die wunderbaren Werke der Natur gesehen hast, und Du es eine abscheuliche Tat findest, sie zu zerstören, dann überlege Dir, wie unendlich abscheulich es ist, einem Menschen sein Leben zu nehmen."

Link zur Sendung, aus der die Zitate entnommen wurden: https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/zeichnend-die-welt-verstehen-leonardo-da-vincis-naturphilosphie/-/id=660374/did=20765622/nid=660374/78nkw4/index.html

Einleitungstext und Redaktion: Werner Winkler


Tipp Nr. 348: Oscar Wilde über die wahre Persönlichkeit

Tipp der Woche: Mal wieder die jungen Klassiker lesen. Heute von Oscar Wilde, vermutlich mit Beziehungstyp-Naturell ausgestattet (es wäre interessant, eine ähnliche Beschreibung der "idealen Persönlichkeit" von Menschen mit anderem Naturell zu finden – Hinweise sind willkommen).

Gefunden im Kapitel "Genie und Laster" in "Aphorismen":


"Die wahre Persönlichkeit des Menschen wird wunderbar sein, wenn sie in Erscheinung tritt.

Sie wird natürlich und einfach wachsen, wie eine Blume oder wie ein Baum wächst. Sie wird nicht zwiespältig sein.

Sie wird nicht überreden wollen und nicht streiten. Sie wird nichts beweisen wollen. Sie wird alles wissen. Und doch wird sie sich nicht um Wissen bemühen. Sie wird Weisheit besitzen.

Ihr Wert wird nicht an materiellen Maßstäben gemessen werden. Sie wird nichts ihr eigen nennen. Und doch wird sie über alles verfügen, und was immer man ihr wegnimmt, wird sie nicht ärmer machen, so groß wird ihr Reichtum sein.

Sie wird sich anderen nicht aufdrängen oder verlangen, wie sie selbst zu sein. Sie wird sie lieben, weil sie so verschieden sind. Und gerade weil sie sich nicht um die andern kümmert, wird sie allen helfen, wie etwas Schönes uns hilft, durch das, was es ist.

Die Persönlichket des Menschen wird wundervoll sein. So wundervoll wie das Wesen eines Kindes."


Redaktion: Werner Winkler
Der Text von Oscar Wilde ist frei im Internet verfügbar, z.B. im Projekt Gutenberg: http://gutenberg.spiegel.de/buch/aphorismen-1835/1



Tipp Nr. 347: Für Christian Lindner

Tipp der Woche – diesmal für: Christian Lindner

Sehr geehrter Herr Lindner,
dass zur Zeit viele Menschen auf Ihnen bzw. Ihrem Verhalten "herumhacken", möchte ich Ihnen aus Sicht eines Naturellwissenschaftlers gerne folgende Tipps geben:

1. Wenn Sie in einem Verhandlungsraum mit fünf anderen Menschen sind, die nicht das gleiche Naturell wie Sie teilen (Merkel, Seehofer, Özdemir, Göring-Eckardt, Kubicki), hoffen Sie nicht auf Verständnis für Ihr "rotes" Naturell.

Klar, Sie wollen Ergebnisse, Ziele, klare Absprachen, gerne auch das eine oder andere Gemauschel hinter vorgehaltener Hand. Aber die "Blauen" sind dafür einfach zu ernsthaft und ehrlich und die "Gelben" entweder zu sehr Plappermäuler oder sie zeigen nicht das gleiche Pokerface wie Sie vor Presse, Parteimitgliedern oder dem gemeinen Volk.

2. Da Sie nach unserer Naturellanalyse auch darüber aufgeklärt sind, dass Sie zur Gruppe der "Ich-verbundenen" gehören (was sich ja auch eindrucksvoll auf Ihrer Homepage https://www.christian-lindner.de/ widerspiegelt, wo Sie so sehnsuchtsvoll in eine große Runde blicken, die offenbar nichts von Ihnen wissen möchte), dürfte es Ihnen auch verständlicher sein, warum es Ihnen so schwer fällt oder gar unmöglich erscheint, in ein "Wir" einzutreten, in dem weder Harmonie herrscht noch eine klare Führungspersönlichkeit die Hierarchie vorgibt.

Tipp speziell hier: Bleiben Sie lieber Führungskraft in einem kleineren Zirkel, wo Sie ohne allzu viel Aufwand der "Silberrücken" bleiben können, also z.B. in einem Landesverband oder einer kleinen Firma, wie Sie es schon als Schüler versucht haben.

3. Vermeiden Sie Verneinungen in Ihrer Kommunikation, vor allem doppelte. Sätze wie "Es ist besser, nicht zu regieren als schlecht zu regieren" kommen bei mindestens zwei Dritteln der Wahlberechtigten nicht so an, wie Sie das gerne hätten.

Tipp hier: Hängen Sie nächstesmal einen Satz an, der beschreibt, was Sie gerne stattdessen hätten, was Ihre Idee ist für eine Lösung.

4. Appropos Lösungen: Nur wenige Menschen dürften wie Sie Freude daran empfinden, die Anzahl der ungelösten Probleme einer Verhandlungsrunde genüsslich vorzukauen. Oder sich dahingehend zu outen, dass man gar nicht an Problemlösungen interessiert war, sondern nur an ihrer Auflistung. Nicht für jeden sind "Probleme nur dornige Lösungen" – um einen Ihrer vielzitierten Sätze aufzugreifen.

Tipp: Befassen Sie sich einmal ausführlich (vielleicht in einem unserer nächsten Gespräche) mit den Ansätzen der lösungsorientierten Methodik von Steve de Shazer und Paul Watzlawick. Vor allem mit dem Themenkreis "Kooperation, Kommunikation und Kompromissfindung".

Wenn Sie das dann mit Ihren neu gewonnenen Erkenntnissen über den Umgang mit "blauen" und "gelben" Naturellen bzw. Ihren eigenen, typabhängigen Stärken und Schwächen kombinieren, könnten Sie überrascht sein, wie viel Spaß es macht, Politik nicht nur zu machen, sondern auch zu beoachten.

Angeblich möchten Sie ja noch 30 Jahre in der Politik aktiv sein, aber auch für zukunftsorientierte Menschen wie Sie anscheinend einer sind, fängt die Zukunft stets heute an. Also geben Sie sich einen Ruck, entschuldigen Sie sich bei Ihren Fast-Jamaika-Partnern für Ihren Egotrip und trauen Sie sich etwas Neues!

Viele Grüße,
Werner Winkler

P.S. Falls Sie an Ihrer öffentlichen Wahrnehmung arbeiten möchten, wäre es sicher auch ratsam, etwas mehr Privates von sich preiszugeben. Also was Sie wirklich gerne machen, mit wem Sie Ihre Freizeit verbringen oder welche Bücher Sie so lesen, wenn Sie alles abgearbeitet haben, was Ihre vielen Aufgaben von Ihnen verlangen.

Tipp Nr. 346: Naturgesetz oder was?

"Bitte beachten Sie die Naturgesetze!" - ein Schild mit diesem Text teilte neulich ein Klimaforscher auf Facebook und erntete dafür viele "Likes".

In mir blieb die Frage hängen: Handelt es sich bei dem, was wir als Naturellwissenschaftler beobachten, auch um "Naturgesetze"? Oder sind das nur Ideen, Modelle, Erklärungsmuster, gar Vorurteile?

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich auf Karl Popper und seine "Drei-Welten-Lehre" zurückgreifen. Sie könnte man auch als ein Modell der drei Aspekte der Natur oder der Wirklichkeit bezeichnen. (z.B. hier nachzulesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Drei-Welten-Lehre)

Er unterscheidet zwischen real vorhandenen Wirklichkeiten (Steine, Bäume etc.), subjektiv erlebter Wirklichkeit (mir ist kalt) und kulturellen Übereinkünften, die den Status von Wirklichkeit annehmen (heute ist Sonntag, 19. November 2017).

Alles ist "Natur" und "Wirklichkeit" - nur eben mit unterschiedlicher Reichweite oder mit unterschiedlichem Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Wenn es mir kalt ist, muss das nicht bedeuten, dass es allen kalt ist.

Aber wenn z.B. die Temperatur in der Erdatmosphäre stetig steigt, dann kann der subjektive Eindruck von Donald Trump trotzdem sein, dass es sich dabei um einen Witz der Chinesen handelt – am tatsächlich messbaren Unterschied (Thermometer) ändert sich nichts. Und er kann durchaus viele Menschen überzeugen, seiner Weltsicht zu folgen, die Temperaturen steigen dadurch nicht langsamer.

Zurück zum Naturell, den Triaden, den Naturellunterschieden usw. - wie "wirklich" sind sie? Haben sie den Rang eines Naturgesetzes?

Wenn wir (z.B. in einem Vortrag, Buch, Gespräch) so etwas behaupten, müssten wir handfeste Beweise liefern können. Eine Blutgruppe ist naturgesetzlich vorhanden, weil objektiv messbar. Dass ich mich aber als Mensch mit Beziehungstyp-Naturell erlebe, (noch) nicht. Vielleicht gibt es sensible Maschinen, die so etwas im Gehirn nachweisen könnten oder einen epigenetischen Test, der noch nicht erfunden ist. Derzeit aber noch nicht.

Also handelt es sich zwar um durchaus belastbare empirische (aus der Erfahrung gewonnene) Erkenntnisse, aber eben nicht um Naturgesetze.

Und deshalb kann ich auch z.B. einem Klienten, der mich fragt, wie sich denn seine Sachtyp-Frau verhalten wird, wenn er sich von ihr trennen möchte, nur Erfahrungswerte und gut begründete Vermutungen mit auf den Weg geben, aber keine 100% belastbare Vorhersage.

Auch deshalb, weil Menschen ja nicht nur aus ihrem Naturell bestehen, sondern aus vielen Anteilen. Und jeder davon hat Einfluss auf das Verhalten.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 345: Schimpansen, die Meister des Dramas

Heute möchte ich einen Artikel über Schimpansen empfehlen (leider nur in Englisch), der wunderbar illustriert, wie ähnlich das Verhaltensmuster dieser Primaten mit denen des Beziehungstyp-Naturells ist.

Anlass ist ein Gespräch, das ich neulich mit einem Paar hatte, bei dem der Naturellunterschied (er "rot", sie "blau") überdeutlich zum Vorschein kam und die für die Erkenntnis, was sich auf der Naturellebene zwischen ihnen abspielt, sehr dankbar waren.

Die Frau hatte sich schon längere Zeit mit Orang-Utans beschäftigt und war fasziniert von ihnen. Jetzt weiß sie auch, warum :)

Hier der Link zum Artikel: https://www.inverse.com/article/38267-chimp-relationships-jealousy

Text: Werner Winkler
Bild: Kathleen Engel

Tipp Nr. 344: Jamaika-Runde-Akteure

Die noch laufenden Sondierungsgespräche der Jamaika-Runde und die womöglich folgenden Koalitionsverhandlungen geben – soweit wir dies in den Medien verfolgen können – auch spannende Einblicke in die naturellbedingten Muster der Akteure, besonders in Interviews.

Hier eine kleine Liste mit den vermuteten Naturelltyp-Zugehörigkeiten der Hauptakteure, sofern von mir analysiert:

Beziehungstypen:
- Wolfgang Kubicki, FDP
- Horst Seehofer, CSU
- Cem Özdemir, Grüne

Sachtypen:
- Angela Merkel, CDU
- Katrin Göring-Eckardt, Grüne
- Peter Altmaier, CDU
- Jürgen Trittin, Grüne
- Anton Hofreiter, Grüne
- Winfried Kretschmann, Grüne

Handlungstypen:
- Christian Lindner, FDP
- Julia Klöckner, CDU
- Ursula von der Leyen, CDU
- Lothar de Mazière, CDU
- Markus Söder, CSU

Interessant finde ich z.B., mit welch ähnlichen Sätzen oder Kommentaren die Mitglieder der gleichen Naturelltypgruppe die Verhandlungen kommentieren, vor allem Merkel, Kretschmann und Göring-Eckardt.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 343: Eine Stunde und ein Tag zusätzlich frei

Diese Woche bekommen wir eine Stunde (heute) und einen Tag (Dienstag) zusätzlich frei – wegen Zeitrückumstellung und 500-Jahrestag der Reformation.

Was soll man mit dieser "zusätzlichen Zeit" anfangen? Hier 2x3 Tipps für unsere drei Naturelltyp-Gruppen in einem Wort:

1 Stunde für Beziehungstypen: Nichtstun
1 Tag für Beziehungstypen: Sachbuch

1 Stunde für Sachtypen: Bewegung
1 Tag für Sachtypen: Ausmisten

1 Stunde für Handlungstypen: Telefonieren
1 Tag für Handlungstypen: Wellness-Hotel

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 342: Triaden-Kombination (3)

Heute möchte ich versuchen, jeweils drei Neigungen unserer Naturelltypen zu kombinieren, unter denen sie bzw. ihre Mitmenschen leiden (idealerweise wieder die anhängende Zeichnung dazu anschauen):

1. Gelbes Naturell: Naivität-Oberflächlichkeit-Hilflosigkeit
2. Blaues Naturell: Übervorsicht-Verlustangst-Kraftlosigkeit
3. Rotes Naturell: Übermut-Selbstüberschätzung-Lieblosigkeit

Dazu drei Beispiele:

1. Ein "Gelber" hat sich in seiner Jugend und im frühen Erwachsenenalter weder um seine Gesundheit noch um seine Ernährungsgewohnheiten gekümmert. Stattdessen hat er einfach das allgemein übliche Leben geführt und geglaubt, damit schon alles richtig zu machen.

Jetzt, kurz vor der Rente, eröffnet ihm die Ärztin, dass er an einer schweren, selbst verschuldeten Diabetes leidet, was ihn in tiefe Hilflosigkeit stürzt. Er ging davon aus "für immer jung" zu bleiben und dass Krankheiten andere treffen, aber nicht ihn.

2. Eine "Blaue" fürchtete sich extrem vor Arbeitslosigkeit, Armut und gesellschaftlichem Abstieg. Diese Existenzangst ließen sie in einer Anstellung bleiben, die ihr nur wenig Erfolserlebnisse, lange Arbeitszeiten und einen Kollegenkreis bescherten, von dem sie sich gemobbt und ignoriert fühlte.

Über die Jahre sind ihre Depressionen und die Schlaflosigkeit zu stark, dass sie sich schon morgens und selbst am Wochenende völlig kraftlos fühlt und sich zu keinerlei Aktivitäten mehr aufraffen kann.

3. Ein "Roter" gründete schon früh ein kleines Unternehmen, das er durch eine damals noch gesunde Portion Mut und Selbstbewusstsein zu immer neuen Erfolgen führte – jedoch mit den Jahren zusehends auf Kosten seiner sozialen Kontakte, seiner Hobbys und letztlich seiner Lebensfreude.

Um das Niveau zu halten und gemäß seiner eigenen Ansprüche weiter zu wachsen, merkt er mit Erschrecken, das er sich jedoch nur nach drei Gläser Wein eingesteht, dass er zu einem lieblosen "Monster" geworden ist, der sich hemmungslos jeden möglichen Vorteil sichert, selbst wenn er dafür Mitarbeiter, Konkurrenten, das Finanzamt und sogar die eigenen Freunde betrügen muss.

Fazit: Wenn sich jedes Naturell ein Stückchen vom jeweils nächsten abschneidet und so seine vernachlässigten Ressourcen aktiver nutzt, können solche drastischen Einseitigkeiten gemildert werden. Oft helfen dabei auch gute Freunde bzw. Partner anderen Naturells, denen auffällt, wenn es jemand übertreibt.

Text: Werner Winkler

P.S. bei 3. überlegte ich zuerst, etwas über den derzeitigen türkischen Präsidenten zu schreiben, beschloss dann aber, dass ich das nur mit oberflächlichem Wissen tun könnte und man mir Naivität oder den hilflosen Versuch vorwerfen könnte, von den Schwächen anderer für meine Wohnzimmer-Wissenschaft zu profitieren.

Tipp Nr. 341: Triaden-Kombination (2)

Wie in der letzten Woche ist es auch diesmal sinnvoll, das anhängende Bild zum Text geöffnet zu halten.

Die (oft unbewusste) Kombination von naturelltypischen Lebensmöglichkeiten können wir sowohl bei der Typerkennung, beim Verständnis als auch bei der typgerechten Unterstützung anderer nutzen.

Und wir können nachvollziehen, was ein Erleben für einen anderen Menschen bedeutet – also ob es zu seinem naturellbedingten Normalfall zählt oder in seinen Entwicklungs- bzw. Ressourcenbereich gehört.

Drei Beispiele zur vorgestellten Triaden-Kombination:

1. Meine schon länger verstorbene Großmutter (Handlungstyp, genannt auch "die wilde Hilde") entdeckte irgendwann, wie schön es ist, vom Glück der Liebe zu träumen. Sie meinte natürlich damit die romantische Liebe, von der sie womöglich mit meinem etwas spröden Sachtyp-Großvater etwas zu wenig erlebte.

Ihr Geheimnis bestand nun darin, Romanhefte zu lesen, in denen es um die romantische Liebe ging (und die waren in der DDR damals schwer zu bekommen, aber offenbar einiges an Anstrengung wert für sie). Aus meiner Sicht als Beziehungstyp eine liebenswerte Marotte – aber aus ihrer Sicht wohl etwas besonders Wertvolles.

2. Der hier schon einmal vorgestellte Kaberettist Nico Semsrott, der sich selbst als "Demotivationstrainer" bezeichnet und offenkundig mit einem ausgeprägten Sachtyp-Naturell gesegnet ist, zelebriert in seinen Auftritten etwas, das man gut als "Zweifeln am Sinn des Daseins" bezeichnen kann.

Für ihn offenbar eine sehr leichte Übung, sehr minimalistisch und oft auch traurig. Das Publikum (zumindest große Teile davon) zeigt sich fasziniert und er selbst scheint überrascht davon, dass er nur sein Innenleben preisgeben muss und damit so viel Erfolg einheimst.

Ein Coach könnte ihm mit etwas Aufklärung hier sicher zu spannenden Erkenntnissen verhelfen. Nico: bitte melden!

3. Sehr häufig ist zu beobachten, dass Handlungstyp-Unternehmer mit relativer Leichtigkeit große Investitionen tätigen und sich dafür auch bereitwillig (zur Freude ihrer Banken) in Schulden stürzen.

Aus ihrer Sicht ist das keine größere Sache, weil sie automatisch (oder anders gesagt: naturellbedingt) vom Erfolg ihrer Anstrengungen überzeugt sind. Ähnlich ist es bei Handlungstyp-Diktatoren zu beobachten, die sich in Kriege stürzen in der festen Überzeugung, nur gewinnen zu können (z.B. Adolf Hitler, der letztlich durch die Handlungstypen Stalin und Roosevelt gestoppt wurde, die ähnlich überzeugt in den Gegenangriff starteten).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 340: Triaden-Kombination (1)

Um diesen Tipp bestmöglich zu verstehen ist es nützlich, das anhängende Bild vor Augen zu haben.

Heute möchte ich zeigen, wie man durch die Kombination von Triaden seine Naturelltyperkennung bzw. naturelltyp-gerechte Kommunikation (z.B. im "Pacing") optimieren kann.

Häufig ist es nämlich so, dass Menschen ihr Naturell nicht nur durch die Bevorzugung einer Seite in einer Triade (z.B. Emotionen vor Daten beim BT-Naturell) Ausdruck verleihen, sondern mehrere davon kombiniert auftauchen.

Ein Beispiel (wie in der Zeichnung dargestellt):

Typisch für das BT-Naturell: positive Emotionen vortäuschen
Typisch für das ST-Naturell: kritische Daten verschweigen
Typisch für das HT-Naturell: über negative Fakten lügen

Und bitte nicht falsch verstehen: Nicht alle Menschen mit BT-Naturell täuschen ständige positive Emotionen vor usw. – aber wenn mehrere typische Bevorzugungen sich addieren und öfters vorkommen, dann ist das ein starker Hinweis auf das entsprechende Naturell als Ursache.

Andererseits sollte man (falls man die Schattenseiten eines Menschen nicht ausblenden möchte) bei den unterschiedlichen Naturellen auch mit naturelltypischem Verhalten rechnen, also etwa damit, dass ein Bankberater mit ST-Naturell durchaus dazu neigt, kritische Informationen zu verschweigen oder dass ein Politiker mit HT-Naturell negative Fakten erfindet (s. G. W. Bush im Irak-Krieg), wenn er meint, dadurch seine Ziele besser zu erreichen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 339: Kommunikation ist, was ankommt ...

Andrea Nahles, die neue Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag und nach meiner Einschätzung vom Naturell her Sachtyp-Macher, musste diese Woche die Erfahrung machen, dass Kommunikation nicht immer das ist, was man "losschickt", sondern oft auch, was "ankommt".

Und da es für einen so öffentlich vorgetragenen Satz wie "ab morgen bekommen sie auf die Fresse" viele Empfänger und damit viele Deutungen gibt, ist es logisch, dass darunter auch solche sind, die sie nicht vorhergesehen hatte.

In ihrer eigenen Wahrnehmung war es sarkastisch gemeint, was ihr anschließendes Lachen unterstreichen sollte: Bis heute war man gemeinsam in einer Regierung, aber morgen geht das politische Spiel wieder los.

Angekommen ist aber (bei manchen oder vielen), dass sie sich jetzt auf das ziemlich niedrige und üble Sprachniveau derjenigen herabgelassen hätte, die kurz zuvor aus der Politik eine "Jagd" (auf Andersdenkende, anderen Parteien zugehörigen, Ungeliebte etc.) machen möchten.

Tipp also für alle, die öffentlich kommunizieren (und sei es nur auf Facebook): Nicht nur bedenken, was man selbst mit einem Satz meint, sondern auch, was die Empfänger absehbar oder mehrheitlich verstehen könnten.

Im Fall von Andrea Nahles wäre etwa die Erklärung, dass man ja jetzt nicht mehr in einer Mannschaft spielt, sondern wieder gegeneinander, die Bedeutung besser transportiert.   

Wer es nochmal nachhören möchte, auch ihre Entschuldigung: https://www.youtube.com/watch?v=SEbRO7H3rSk

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 338: Elefantenrunde

Heute abend, nachdem die Auszählung der Stimmen so weit fortgeschritten ist, dass weitgehend klar ist, wie die Sitzverteilung im neuen Bundestag sein wird, können wir die so genannte "Elefantenrunde" sehen.

Diese ist insofern aufschlussreich, da vor der Wahl alle Akteurinnen und Akteure auf dem politischen Parkett um die Gunst des Wahlvolks werben, während sie "danach" ausloten müssen, mit wem sie möglicherweise eine neue Regierung bilden können.

Dementsprechend ehrlicher, zumal bei klarem Wahlausgang, zeigen sie sich – auch von ihrem Naturell her.

Ein historisches Beispiel dafür lieferten 1985 Willy Brandt und Helmut Kohl. Während Brandt mit seinem BT-Naturell der emotionale Kragen platzt erlaubt es Kohl sein ST-Naturell, einfach sachlich und weitgehend ruhig weiterzureden und sich nicht unterbrechen zu lassen.

Inhaltlich weiß ich nicht mehr, worum es ging, aber die kurze Szene an sich erscheint mir sehr naturelltypisch für beide: https://www.youtube.com/watch?v=l5QLziJftAE

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 337: Bilder, Metapher, Sprache

Neugeborene können noch nicht sprechen. Trotzdem erleben sie die Welt um sich sehr intensiv und merken sich auch, was sie an Informationen aufnehmen.

Wenn sie dann älter werden und lange genug mit der jeweils gesprochenen Sprache in ihrem Umfeld konfrontiert werden, verändert das Gehirn nach und nach den Speichervorgang: Laute ("Wau-Wau") oder Wörter ("Nein") werden verwendet, um Objekte oder Intentionen zu bezeichnen.

Das Abstrakte ersetzt mehr und mehr das direkt Erlebte. Trotzdem bleibt uns die Möglichkeit erhalten, das Leben direkt und "unversprachlicht" zu erleben und auch zu erinnern - nur ist es quasi umöglich, über diese Dinge zu sprechen, etwa, wenn ich jemand erzählen will, wie schön es im Urlaub an einem einsamen Strand in Irland war. Da kommt die Sprache rasch an ihre Grenzen.

Inwiefern ist das für die Naturellwissenschaft und ihre Anwendung von Bedeutung?

Zwei Beispiele:
Wenn ich bei einem Telefonat mit einem mir noch unbekannten Menschen spontan den Eindruck gewinne "Das ist ein Mensch mit Sachtyp-Naturell", aber nicht gleich sagen kann, woran genau ich das festmache – dann hat mein "Erlebens-Gehirn" erkannt, dass hier ein Muster auftaucht, das von früheren Begegnungen (mit anderen Menschen dieses Naturells) bekannt ist. Ich kann also entsprechend reagieren, sozusagen in Sekundenbruchteilen, ohne mir "Wort-Gedanken" zu machen. Das Gleiche geschieht ja auch, wenn ich eine/n neue/n Klienten/in treffe und er oder sie mich an jemand erinnert, den ich (mitsamt Naturell-Zugehörigkeit) schon lange kenne. Ich kann mich also umgehend auf diesen Menschen und sein Naturell einstellen.

Oder wenn ein Klient mir berichtet, dass ihm das Bild vom einsamen Strand in Irland, von dem ich ihm erzählt hatte, als Hilfsbild für "innere Ruhe" in Erinnerung blieb. Dann ist es nicht der konkrete Strand, den ich im Sinn hatte, sondern ein Erinnerungsbild (und keine erinnerten Worte), das in seiner Erinnerung auftauchte. Ich muss hier gar nicht erst versuchen, ein Bild in Worte zu übersetzen, um zu verstehen, was er meint. Ähnliches geschieht, wenn jemand beim Erleben von Natur, Musik oder eines Kunstwerks sehr starke Gefühle erlebt und daran scheitert, sie in Worte zu fassen. Ich kann dann einfach auf meine eigenen starken Gefühlserinnerungen zurückgreifen und ihn so "verstehen".

Der Umweg über die Sprache ist manchmal unnötig und viele Bilder bzw. Metapher überspringen auch leicht die "Sprachgrenze" zwischen den Naturellen.

Text und Bild: Werner Winkler

Tipp Nr. 336: Natur-Kultur-Dekadenz

Gerade in Wahlkampfzeiten zeigen Menschen, was so alles in ihnen steckt und zu welchen Ansichten sie tendieren. Reichlich Gelegenheit für den interessierten Beobacher also.

Auf der einen Seite zeigt sich die "Natur" eines Menschen (und damit auch sein Naturell, wie bei Angela Merkel und ihrer stoisch-sachlichen Art), dann gibt es auch immer wieder Anzeichen von "Kultur" – etwa in Form von kreativen Wahlplakaten, ausgetüftelten Programmen und anspruchsvollen Ideen.

Und leider zeigt sich auch hier und da die "Dekadenz" des Menschen (also wenn er selbst unter sein natürliches Niveau fällt und seine dunkelsten Seiten offenbart).

Drei mal drei Beispiele zur Illustration (die Begriffe "Kulturell" und "Dekadell" habe ich erfunden, um die oben beschriebenen Unterschiede zu verdeutlichen):

Beziehungstyp-Naturell: Freundlichkeit.
Beziehungstyp-Kulturell: kreative Höchstleistungen, z.B. bei Mozart.
Beziehungstyp-Dekadell: unsachliche, dumme und bösartige Äußerungen, wie z.B. häufig bei Donald Trump.

Sachtyp-Naturell: Gelassenheit.
Sachtyp-Kulturell: zähe Ausdauer bei der Verfolgung hoher Ziele, z.B. bei Einstein.
Sachtyp-Dekadell: faules Ausruhen und Nichtstun über lange Zeit auf Kosten anderer (jeder kennt hier wohl entsprechende Beispiele).

Handlungstyp-Naturell: Verlässlichkeit.
Handlungstyp-Kulturell: Einsatz der eigenen Kräfte und Möglicheiten für mehr Gerechtigkeit oder etwas Gutes, z.B. für Tiere, Kinder, die Umwelt.
Handlungstyp-Dekadell: Aggressives Ausleben von Hass in Form von Gewalt oder Gewaltfantasien, z.B. bei Hitler, Stalin oder anderen Diktatoren.

Womöglich erklärt sich ein Teil der Beliebtheit von Angela Merkel dadurch, dass sie sowohl ihr Naturell auslebt als auch immer wieder, wenn es darum geht, über ihren naturellbedingten "Schatten" springt, aktiv wird und mutige Entscheidungen trifft.

Ein lustiges, aktuelles Beispiel, das treffend diese Qualitäten zeigt, findet sich ab Min. 0:40 in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=pghujsOybPE

Und im Vergleich dazu das Unbehagen, das viele bei Horst Seehofer empfinden in seinem eher unkultivierten Beziehungstyp-Naturell, das sich immer wieder dadurch zeigt, dass er Kleinkriege auf der Beziehungsebene führt, sich gehässig oder unvernünftig über andere (z.B. Kriegsflüchtlinge) äußert und nicht zu seinen Versprechen steht.

Um nur zwei Beispiele besonders hervorgehobener "Wahlkämpfer" zu nennen.

Text: Werner Winkler

  

Tipp Nr. 335: Umgang mit Katastrophen-Meldungen

Falls man es im Urlaub geschafft hat, den täglichen Katastrophen-Meldungen auszuweichen, lassen sich diese nach der Rückkehr in den normalen Alltag jedoch kaum vermeiden.

Ob verrückte Diktatoren, Naturkatastrophen, Kriege, hungernde Menschen oder Gifte in Lebensmitteln – "irgendwas ist immer", über das man sich aufregen könnte.

Inwiefern kann hier das Wissen um das eigene Naturell nützlich sein? Wir können uns bewusst machen, dass wir gerne naturelltypbedingt reagieren und überlegen bzw. beobachten, wie "die anderen" es machen. Und dann entscheiden, welche Reaktion jeweils am Angemessendsten ist und welche dem konkreten Ereignis eher unangemessen.

Einige Beispiele:

1. In einem weit entfernten Land plustert sich ein Diktator mit Hilfe seiner Raketen und Bomben auf, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Eher angemessene Reaktion (die dem Sachtyp-Naturell entspricht): Ignorieren und milde lächeln.

Eher unangemessene Reaktion (die dem überzeichneten Beziehungstyp-Naturell entspräche): Dem Diktator einen freundlichen Brief schreiben und ihn bitten, friedlicher zu werden. Ein Büchlein über den Weltfrieden oder die Liebe im Allgemeinen beilegen.

2. In einem an Europa angrenzenden Urlaubsland lässt ein Präsident mit diktatorischen Ambitionen willkürlich Menschen verhaften, die ihn ärgern.

Eher angemessene Reaktion (die dem Handlungstyp-Naturell entspricht): Nicht mehr dorthin in Urlaub reisen, keine Geschäfte mehr in diesem Land machen, so lange der gute Mann dieses Verhalten zeigt.

Eher unangemessene Reaktion (die dem überzeichneten Sachtyp-Naturell entspräche): Gerade jetzt fahre ich dorthin in Urlaub, weil es so preiswert ist; da kann ich ein Schnäppchen machen. Die Zustände im Land ignoriere ich einfach.

3. In einem Brief von einer Organisation, die bei früheren Notlagen unterstützt hat, wird um Hilfe gebeten, weil durch ein Erdbeben zahlreiche Schulen und Krankenhäuser in der Region beschädigt wurden.

Eher angemessene Reaktion (die dem Beziehungstyp-Naturell entspricht): Da helfe ich doch gerne im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Eher unangemessene Reaktion (die dem überzeichneten Handlungstyp-Naturell entspräche): Den Brief wütend zerreißen oder ihn fotografieren, auf Facebook posten und mit einem Hasskommentar über die Gier der "Gutmenschen" versehen.

4. Da es immer offenkundiger wird, wie sehr die Klimaveränderungen das eigene alltägliche Leben beeinflussen, fragt man sich, ob und wie man für eine denkbare weitere Veränderung des Klimas vorbereitet sein kann.

Eher angemessene Reaktion (die einer Mischung aus typischen Beziehungstyp-, Sachtyp- und Handlungstyp-Naturell-Verhalten mit zukunftsorientierter Note entspricht): Mit Freunden über dieses Thema sprechen, sich aus vielen Quellen sehr genau informieren, was passieren könnte und dann praktische Vorkehrungen treffen.

Eher unangemessene Reaktion des BT-Naturells: Hoffen, dass "irgendwie" alles gut wird. ... des ST-Naturells: Ignorieren, so lange wie es geht, die Probleme aussitzen und falls das nicht mehr geht, leidend ertragen und das Schicksal verantwortlich machen. ... des HT-Naturells: Zornig werden, eine Organisation gründen oder einer beitreten, die gegen die Verursacher des Klimawandels kämpft und dafür auch Gewalt in Kauf nimmt.

Der Zugriff auf alle Naturellanteile erhöht also die Optionen und verhindert einseitiges und damit potentiell unangemessenes Verhalten.

Um ein Bild zu verwenden: wenn ich sowohl Messer, Gabel und Löffel zur Verfügung habe und damit umzugehen weiß, kann ich damit wesentlich flexibler und "angemessener" verschiedenste Arten von Nahrung zum Mund führen, als wenn ich alles mit mit dem Messer, der Gabel oder dem Löffel essen müsste.  

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 334: Sommerpause - Archiv

Zur Sommerpause einen letzten Tipp der Woche: Einfach mal im Archiv in inzwischen 333 "Tipps der Woche" stöbern:

http://www.naturellwissenschaft.org/tipp-der-woche.php

Wer Tipps kommentieren möchte, kann dies auf der Facebook-Seite des Vereins tun – dort sind auch alle Tipps der letzten Monate veröffentlicht:

http://www.facebook.com/naturellwissenschaft

Eine erholsame, entspannende und kraftspendende Sommerzeit
wünscht

Werner Winkler

Tipp Nr. 333: Winfried Kretschmann ist wütend

In den letzten Tagen wurde ein Video öffentlich, das einen "Wutausbruch" des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann zeigt.

Für einen Menschen mit Sachtyp-Naturell, der auch sonst sehr ruhig und bedacht wirkt, eher ungewöhnlich.

Aber offenbar hat das Thema seine Ressource "Negatives wahrnehmen" aktiviert. Oft bleiben Sachtypen ja lange in einer neutralen Haltung und vermeiden, Negatives klar zu sehen oder zu benennen.

Wie in der Triade "Positiv-Neutral-Negativ" zu sehen ist es für die Beziehungstypen eher schwer, neutral zu bleiben (sich z.B. nicht einzumischen oder keine positive oder negative Haltung einzunehmen).

Und Handlungstypen fällt es erwiesenermaßen schwer, das Positive, Gute an einer Situation, einem Menschen oder an der Welt überhaupt zu sehen.

Vielleicht hilft diese Triade dabei, die eigene Vernachlässigung und Ressource öfters einzusetzen und sich seiner naturellbedingten Tendenz bewusster zu werden.

Für Winfried Kretschmann wäre hier der Tipp (vielleicht liest er es ja irgendwann), diese klare negative Meinung auch von der Bühne oder im Interview zu äußern und nicht nur im kleinen Kreis oder im Gespräch mit einem Vertrauten.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 332: Langsamer, einfacher, weniger.

Die drei Begriffe "langsamer", "einfacher", "weniger" habe ich vor vielen Jahren als Kalligrafie eines Freundes gesehen. Er hatte sie aus dem Motto einer Umweltkonferenz (vermutlich 1985 in Rio) entlehnt und künstlerisch gestaltet.

Damals wusste ich noch nichts von Triaden und Naturellen, aber ich fand diese Zusammenstellung reizvoll, so dass ich sie im Gedächtnis behielt.

Nun fiel mir auf, dass diese drei Begriffe als Triade verstanden werden können (Zeichnung im Anhang):

- für das Beziehungstyp-Naturell ist "langsamer" die Aufforderung, sich mehr Zeit zu nehmen und damit die vernachlässigte blaue Seite zu nutzen

- für das Sachtyp-Naturell ist "einfacher" die Ermutigung, nicht alles bis ins letzte Detail durchzugehen, nicht jeden Fehler auszuschließen, Sachen nicht unnötig zu verkomplizieren, sondern öfters etwas "einfach zu machen", Dinge einfach umzusetzen und anzugehen

- für das Handlungstyp-Naturell ist "weniger" die Ermahnung, dass "viel hilft viel" nicht als Motto für alle Lebensbereiche taugt, es nicht zwanghaft mehr sein muss und dass weniger oft genug ist (weil dann mehr Zeit und Energie für andere Dinge oder Menschen übrigbleibt zum Beispiel).

Über Rückmeldungen zu Erfahrungswerten bin ich neugierig.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 331: Wie mehr Bewusstheit befördern?

Eine Bekannte (vom Naturell her Sachtyp) fragte mich neulich, ob sich ihr Freund (ebenfalls Sachtyp, aber er weiß nichts davon) wohl bewusst oder unbewusst so (sachtypisch) verhalte, wie er das seit Jahren tut.

Eine spannende Frage. Denn was macht hier den Unterschied zwischen "bewusst" und "unbewusst" aus?

Ich denke, es ist einerseits die klare Benennung eines Verhaltens, andererseits das Vorhandensein und die Kenntnis von Alternativen zu diesem Verhalten.

Ein Beispiel aus einem anderen Kontext, das mir gestern begegnete: Auf einer Geburtstagsfeier erzählt ein ca. 40-jähriger Mann, er würde kein Spanferkel mehr essen, seit er wüsste, was genau das wäre (ein Baby-Schwein, das getötet wird, bevor es feste Nahrung zu sich nimmt, also quasi ein Säugling). Das hat ihn so schockiert, dass er sich seines Verhaltens und der vorhandenen Alternativen bewusst wurde.

Im Fall der Naturelle ist es ja durchaus einer der Effekte, dass wir uns unserer naturellbedingten Bevorzugungen bewusst werden - und gleichzeitig lernen, welche Alternativen wir haben.

Das ist für mich Bewusstsein. Auch wenn ich mich dann trotzdem dafür entscheide - wie das Günter Hiller in seinen Vorträgen so prägnant ausgeführt hat - meinem Naturell gemäß zu handeln oder zu leben. Ich mache das, was ich mache, klaren Verstandes und in Kenntnis der Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen. Zur Erinnerung nochmal das schon gezeigte Schaubild dazu im Anhang.

Im ersten geschilderten Fall von den beiden Sachtyp-Menschen wäre es also spannend herauszufinden, ob sich der Freund bewusst ist, dass er auch "anders" kann. Oder ob er sein Verhalten bzw. Denken als "alternativlos" ansieht, um einen Begriff unserer Sachtyp-Kanzlerin zu verwenden ...

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 330: Live long and prosper and ...

In manchen Sprichwörtern und Redensarten werden zwei Wünsche oder Regeln gleichzeitig angesprochen. Wie im Fall des bekannten "Live long and prosper" aus den Star-Trek-Serien, mit dem "Mr. Spok" bekannt wurde.

Welches Element fehlt in diesem Fall?

Dass "langes Leben" in die Rubrik "blau" fällt, ist leicht zu erraten. Und "prosper", übersetzt mit "prosperieren", "gedeihen" oder "blühen", sprich: sich und sein Potential zur Entfaltung bringen würde ich eher in die Abteilung "rot" verorten, weil es ja etwas Aktives, Tätiges impliziert.

Fehlt also das gelbe Element. Das ließe sich leicht mit "gut" ergänzen, so dass der Spruch dann heißen könnte: "Live good, long and prosperous!" – also "Lebe gut, lange und prosperierend!"

Der "vulkanische Gruß" enthält das dritte Element übrigens schon – wer genau hinsieht (s. Anhang) kann leicht erkennen, dass nicht nur die beiden zusammengelegten Finger, sondern auch der Daumen gezeigt werden. Er verweist aus naturellwissenschaftlicher Sicht auf das dritte, vernachlässigte Element.

Tipp für heute: Einmal nachsehen, welcher der drei Wünsche im eigenen Leben derzeit zu wenig zum Tragen kommt und etwas für ein besseres, längeres oder prosperierenderes Leben tun bzw. lassen.

Text: Werner Winkler
Bild: Apple_Color_Emoji

Tipp Nr. 329: Mimik beim BT-Naturell

Diese Woche gingen ja Bilder um die Welt, welche die Mimik des Papstes (ziemlich sicher mit Beziehungstyp-Naturell ausgestattet) nach Besuchen von Barack Obama (freudig, lachend) und Donald Trump (düster, genervt) verglichen.

Hier zeigte sich schön der Lehrsatz, dass man Menschen mit BT-Naturell sehr leicht im Gesicht ablesen kann, wie es ihnen geht.

Aber da es einen Unterschied macht, ob ich nur ein Foto habe oder jemand in Bewegung sehe (also im Film), möchte ich heute einen ca. 20-minütigen Film empfehlen - er zeigt den Ex-US-Präsidenten während eines außergewöhnlichen Interviews.

Darin wird er für mein Verständnis sehr privat und spielt meist auch keine Rolle. Dies macht es umso interessanter für Naturellwissenschaftler.

Hier der Link zum Film: www.youtube.com/watch?v=UM-Q_zpuJGU

Viel Spaß damit, auch wenn er vielleicht wehmütig macht, wenn man Donald Trump im Hinterkopf hat!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 328: Naturelle in Alter und Demenz

Schon vor Jahren berichteten Kolleginnen und Kollegen (z.B. Dijana Gerber und Dr. Klaus Fritz), die mit dementen Menschen zu tun haben, dass sich die Besonderheiten der verschiedenen Naturelle im Alter und speziell bei Demenz, verstärken.

Dies könnte seine Ursache darin haben, dass wir mit dem Nachlassen unserer geistigen Kräfte und Kontrolle immer weniger fähig werden, uns gegen unsere "natürlichen" (oder naturellbedingten) Impulse zu entscheiden. Die "Kultur" tritt also in den Hintergrund, die "Natur" wird stärker.

Erich Fried (wohl mit einem gelben Naturell gesegnet) hat das Phänomen im Gedicht "Alter" in folgende Worte gefasst:

Zuletzt werde ich vielleicht
wie als Kind
wenn ich allein war
wieder freundlich grüßen,
"Guten Morgen, Fräulein Blume"
"Guten Abend, Herr Baum"
und mich verbeugen
und sie mit der Hand berühren
und mich bedanken
dass sie mir ihre Zeit gegönnt haben.

Falls Sie es also gelegentlich mit Menschen zu tun haben, die bereits diese alterbedingte "Regression" in ein auf ihr Naturell eingegrenztes Verhalten zu tun haben, zeigen Sie besondere Nachsicht. Und vielleicht auch die von Dietmar Friedmann (für ST- und HT-Naturell) bzw. von mir (für das BT-Naturell) postulierten Basis-Umgangshaltungen:

BT-Naturell: freundlich-begleitend
ST-Naturell: dahinterbleiben (energetisch gesehen)
HT-Naturell: überholen (auch im Sinne von vormachen)

Text: Werner Winkler
Bild von Erich Fried: Von Bundesarchiv, Bild 183-Z1229-303 / Senft, Gabriele / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5438102 (Erich Fried ganz rechts zu sehen)

Tipp Nr. 327: Naturell-Zwillinge Merkel und Kraft

Heute und vielleicht noch die nächsten Tage bietet sich dem Naturellwissenschaftler eine besonders gute Gelegenheit, Naturell-Zwillinge in der "freien Natur" zu beobachten :) ... nämlich durch die Landtagswahlen in Nordrhein-Westphalen, bei denen die bisherige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihr (vermuteter) Naturell-Zwilling Angela Merkel auf der politischen Bühne sehr präsent sein werden.

An diesem Beispiel-Paar wird auch deutlich, dass sich bei gleichem Stärken-Profil (also dem Vorhandensein der identischen Gewichtungen auf allen vier Beobachtungsebenen) häufig auch eine optische Ähnlichkeit zeigt - was den Verdacht verstärkt, dass es sich beim Naturell nicht nur um ein psychologisches Phänomen handelt, sondern auch um ein biologisches.

Im konkreten Fall vermute ich folgendes Naturellmuster:

Grundtyp: Sachtyp-Naturell
Untertyp: Wir-Verbundenheit, Zukunftsorientierung, Denker

Ein Bild mit beiden nebeneinander findet sich z.B. hier:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article12352701/Euro-Retterin-Merkel-trifft-Schulden-Koenigin-Kraft.html

P.S. Beim Mitbewerber um das höchste Amt im Bundesland, Armin Laschet, tippe ich auf ein Beziehungstyp-Naturell.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 326: Seite 7 ...

Meine Erfahrung ist, dass gute Sachen mit der Zeit dazu tendieren, noch besser zu werden.

Die erste Version der bekannten Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit" wurde 2005 von Teilnehmern der "Jahresausbildung Psychographie" zusammengestellt, seitdem mehrfach optimiert und neu aufgelegt.  

Neulich brachte ein Klient die Broschüre mit zum zweiten Termin in der Paarberatung, schlug Seite 7 (s. Anhang) auf und meinte: Hier habe ich zum ersten Mal verstanden, wie ich ticke und wie meine Frau.

Und zum Abschied dann: Herr Winkler, das muss doch jeder Mensch wissen. Das sollte schon in der Schule den Kindern beigebracht werden.

Tipp der Woche daher: Bei passender Gelegenheit mal jemand die (auf der Webseite www.naturellwissenschaft.org kostenlos downloadbare oder als gedruckte Version bei mir für 50 Cent/Stück beziehbare) Broschüre schicken und mithelfen, dass möglichst viele aufgeschlossene und wache Leute sich selbst und ihre Mitmenschen noch besser verstehen lernen.

Text: Werner Winkler mit bestem Dank an Herrn W. aus K.

Tipp Nr. 325: Gorilla-Naturell und Blauwal-Naturell

Um jemanden, der noch nichts von Naturellunterschieden weiß (sie aber trotzdem erlebt) neugierig zu machen, scheint die Verwendung von abstrakten Begriffen wie "Sachtyp-Naturell" oder "Gelbes Naturell" nicht so wirksam wie die Verknüpfung des Naturellbegriffs mit einem bildhaften Vergleich.

Seit vielen Jahren benutzen wir ja die Primaten-Bilder und auch die der Meeresbewohner (Delfin, Blauwal, Hai) um auf das Wesen der Naturelle hinzuweisen und sie prägnant voneinander zu unterscheiden.

In Verbindung mit dem Naturellbegriff wurde dies meines Wissens eher selten gemacht. Ich habe deshalb mit Klienten, die noch nichts zum Thema wussten, getestet, wie etwa der Begriff "Gorilla-Naturell" ankommt.

Das Ergebnis war sehr ermutigend im Sinne von Neugier, Verständnis und der Rückmeldung, diese Erkenntnisse müssten auf jeden Fall schon den Schulkindern beigebracht werden.

Das Ziel solcher Bilder und Begriffe ist es ja nicht, "alles" damit zu erklären, sondern nur, die Aufmerksamkeit auf einen Aspekt der menschlichen Persönlichkeit zu lenken, der enormen Einfluss ausübt und zur Zeit noch weitgehend ignoriert wird. Wenn dazu provokante Bilder und Vergleiche helfen, umso besser!

Ich ernte z.B. in Vorträgen zum Thema regelmäßig Lacher, wenn ich die Naturellunterschiede am Beispiel des Essverhaltens von Blauwal und Haifisch erkläre und dann von der Einladung des Blauwals an den Haifisch zum gemeinsamen Essen spreche.

Die Erkenntnis, dass der andere, z.B. der eigene Partner oder das eigene Kind in gewisser (Naturell-)Hinsicht tatsächlich anders ist als man selbst, ist ja so eine herausfordernde und weitreichende, dass für die Akzeptanz eine Portion Humor und Augenzwinkern vermutlich mehr nützt als eine trockene wissenschaftliche Untersuchung.

Tipp daher: Einmal mit den Begriffen Schimpansen/Orang-Utan/Gorilla-Naturell oder Delfin/Blauwal/Haifisch-Naturell experimenTIEREN und mir eine Rückmeldung über das Ergebnis schicken.

Text: Werner Winkler
Foto: Kathleen Engel

P.S. Auflösung des Rätsels von letzter Woche: 1. Beziehungstyp, 2. Vergangenheitsorientierter, 3. Du-verbundene

Tipp Nr. 324: Beobachtungen beim Kochen

Vor einiger Zeit erhielt ich eine Zuschrift, in der eine Leserin der Tipps (die anonym bleiben möchte) sich Gedanken darüber macht, ob einige der beobachteten Unterschiede dem jeweiligen Naturell zugeordnet werden können.

Ich habe einmal die Naturelltyp-Vermutungen herausgenommen und bin gespannt, was da "hineingelesen" werden kann.

Auf jeden Fall ein interessantes Beispiel dafür, dass Teile unseres Verhaltens wohl vom Naturell mitbestimmt werden, andere jedoch von anderen Persönlichkeitsfaktoren (z.B. der Kultur, Erziehung, Werten, Alter usw.).

Jetzt der Text zum Mitraten:

"Mir fallen Naturellunterschiede oft stark beim (gemeinsamen) Kochen auf. Beim Einkaufen fängt es an. Als ...typ geh ich sehr gerne spontan und ohne Einkaufszettel los und bevorzuge „gute“ Lebensmittel (bio etc.). Ich esse wenig tierische Lebensmittel, da mir die Tiere leidtun. Konsequent bin ich jedoch nicht. Nach dem Einkaufen überlege ich spontan, welches Gericht daraus nun werden könnte. Rezepte nutze ich dabei lediglich als Inspiration und Erfahrungsquelle, hasse es jedoch, mich von einem „einschränken“ zu lassen. Meine Koch- und Backergebnisse sind bislang so „mittelmäßig“. Aber ich werde „besser“ seitdem ich mir mehr Zeit zum Kochen nehme und mich ganz aufs typgerechte Probieren und meine Intuition verlasse.

Mein ...typ-Freund hingegen kocht sehr oft die gleichen Gerichte (die ihm schon einmal geschmeckt haben) und hält sich streng an die „Vorgaben“. Wegen ihm habe ich eine Waage angeschafft. Als ...-Typen bleiben wir trotz der Unterschiede harmonisch."

Tipp Nr. 323: Therapierbarkeit des Naturells?

Mit einem kleinen Ausschnitt aus dem Skript von Günter Hillers Vortrag auf dem 15. Fachtag Naturellwissenschaft in Stuttgart möchte ich heute dazu anregen, sich den ganzen Text in Ruhe durchzulesen.

Er ist hier im Internet zu finden: www.123modell.de/hiller-naturellbegriff-2017.htm

Lesedauer ca. 30 Minuten (für Sachtypen ca. 90 Minuten) :)

"Nun zur Frage der Therapierbarkeit des Menschen. Natürlich ist der Mensch, die Person therapierbar, also veränderbar. Aber die Frage ist auch hier: in welchem Ausmaß und in welchem Bereich? Erfahrene Psychotherapeuten wissen: Je tiefer es in den Persönlichkeitsbereich geht, desto weniger ist der Mensch veränderbar. So gelten Persönlichkeitsstörungen als am schwierigsten zu behandeln, und die Therapieerfolge sind in diesem Bereich ziemlich bescheiden. Auf der anderen Seite lassen sich bestimmte Angststörungen am erfolgreichsten behandeln, weil sie weniger mit dem Kern einer Persönlichkeit zu tun haben.

Und was das Naturell betrifft, so ist dies meines Erachtens nicht therapierbar. Man sollte es auch gar nicht therapieren. Denn es ist ja mein ureigenes So-Sein. So bin ich! Und für mich folgt daraus: So darf ich auch sein! Im Hintergrund steht die Wertschätzung des je eigenen Naturells, die Annahme dieses Naturells.
Wenn nun andere einwenden: „Ja, man muss doch auch sein innerstes Wesen verändern können“, dann frage ich mich: Warum? Mir kommt dann immer der Verdacht: Kann sich der andere gar nicht annehmen? Kann er sein Innerstes, sein Naturell gar nicht wertschätzen? Ich finde es höchst bedenklich, wenn jemand sein inneres Wesen verändern möchte. Ich für mich kann jedenfalls stets bekennen: Ich bin ein Mensch mit Sachtyp-Naturell, und das ist gut so! Und das möchte ich auch bleiben bis zu meinem Lebensende. Ich hab mir noch niemals gewünscht, ein Mensch mit Beziehungstyp- oder Handlungstyp-Naturell zu sein.

Mir geht es an dieser Stelle vor allem darum, dafür zu plädieren, dass man sich zu seinem Naturell bekennen sollte. Und wenn man das kann, dann kann man sich auch selbst wertschätzen und selber lieben. Der erste Artikel des Grundgesetzes lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ich würde soweit gehen zu sagen: Das Naturell des Menschen ist unantastbar. Am Naturell gibt es (zumindest für mich) nichts zu verändern, sondern nur wertzuschätzen."

(Text aus dem Vortrag von Günter Hiller)

Tipp Nr. 322: Beziehungstyp-Naturell besser verstehen

Um das Beziehungstyp-Naturell besser zu verstehen eignen sich z.B. Texte oder Gedichte von (vermuteten) Menschen mit diesem Naturell.

Eines des treffendsten ist für mich das von Ernst Jandl:

“Viele Wege

viele wege kreuzen sich in mir
und gehe ich immer
mehrere straßen zugleich.
ich bin arm.
aber es kommt mir vor:
dann wäre ich reich
wenn unter diesen wegen einer
ein ausweg wäre.

viele wege kreuzen sich in mir
und ich gehe immer
mehrere straßen zugleich.
ich bin arm.
aber es kommt mir vor:
dann wäre ich ärmer
wenn unter diesen wegen einer
ein ausweg wäre.”

zitiert nach: https://www.goodreads.com/author/quotes/90174.Ernst_Jandl

Ich denke, viele Menschen mit BT-Naturell (oder solche, die einen solchen Menschen häufig um sich haben) kennen dieses Gefühl.

Wobei dieses "mehrere Wege zugleich gehen" aus Sicht von Menschen mit Handlungstyp-Naturell oft als "sehr kreativ, vielseitig interessiert, bunt" gedeutet wird - oder von Menschen mit Sachtyp-Naturell als "oberflächlich".

Tipp für BTN-Leserinnen und Leser: die eigene Vielfalt und Vielseitigkeit akzeptieren (oder zulassen, falls verschüttet), aber sich trotzdem immer wieder in eines der vielen Interessensgebiete so weit vertiefen - sprich: Zeit und Geld aufwenden - dass man von den wirklichen Experten nicht für dumm oder anmaßend gehalten wird.

Und sich klar werden, in welchen Bereichen man sich tatsächlich nur oberflächlich auskennt und das auch offen kommunizieren.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 321: Naturell, Verhalten und Bewusstsein

Bei der Vorbereitung auf einen Team-Workshop über Naturell und naturellgerechte Kommunikation fiel mir ein Zusammenhang auf, den ich bislang in dieser Klarheit nicht durchschaut hatte (siehe Bild im Anhang).

Vielleicht hilft das dem einen oder anderen hier bei der Vermittlung der Erkenntnisse zur Rolle des Naturells.

Das Bild zeigt drei Prozesse:
1. Dass das Naturell das Verhalten beeinflusst.
2. Dass man aus dem Verhalten Rückschlüsse auf das Naturell ziehen kann (nicht immer, aber oft - vor allem, wenn sich jemand ganz natürlich verhält, also nicht in einer Rolle agiert.
3. Dass man durch das Bewusstsein (seines Naturells und ganz im Allgemeinen seines So-Seins, seiner Persönlichkeitsmischung) dessen, was da an Automatismen abläuft, Einfluss auf sein Verhalten nehmen kann.

Man könnte es auch so formulieren: “Wer kein Bewusstsein von seinem Naturell hat, ist dessen Wirkungen ausgeliefert.”

Aufgabe der Naturellwissenschaft und derer, die sie nutzen, ist es daher, Bewusstsein für das Naturell als Teil der Gesamtpersönlichkeit und damit ihres Einflusses auf das Verhalten eines Menschen zu ermöglichen.

Vergleichbar ist dieser Vorgang an Aufklärung mit der Entdeckung der Blutgruppen - bevor man davon wusste, konnten z.B. keine sicheren Bluttransfusionen durchgeführt werden.

Und bevor jemand weiß, dass er auch ein bestimmtes Naturell hat, das sein Verhalten (mit) steuert, kann er seine Verhaltensänderungen nur mühsam und oft wenig zielgerichtet trainieren.

Mit Naturellwissen geht das bekanntlich wesentlich leichter, weil wir ja mitsamt dem Wissen um unsere naturellbedingten Bevorzugungen auch erfahren, was den Unterschied bewirkt (die Nutzung der vernachlässigten Ressourcen, wenn diese gefragt sind).

Tipp Nr. 320: Musiker Wolfgang van Bach

Ich bin ja immer auf der Suche nach guten Metaphern, um die Essenz der Naturellunterschiede gut kommunizieren zu können - speziell solche, die auch in Alltags- und Beratungssituationen taugen.

Bei der Vorbereitung auf den gestrigen 15. Fachtag Naturellwissenschaft, bei dem Petra Rupp, Petra Schmalzl und ich je einen klassischen Komponisten vorgestellt bzw. auf seinen Naturellverdacht hin analysiert haben, fiel mir eine solche Metapher ein: der (nicht existierende) Musiker Wolfgang van Bach.

Er wäre - gäbe es ihn - eine Verschmelzung von Wolfgang Amadeus Mozart (Beziehungstyp-Naturell), Ludwig van Beethoven (Sachtyp-Naturell) und Johann Sebastian Bach (Handlungstyp-Naturell). Ein idealer Musiker?

Gestern auf dem Fachtag gab es u.a. eine Diskussion über die Frage, welchen Sinn (aus evolutionärer Sicht) es macht, dass bei Menschen (und Tieren) nicht eine Naturellvariante, sondern deren drei (oder gar 81, wenn man die Untertyp-Kombinationen mit einbezieht) auftauchen?

Am Beispiel der drei genannten Musiker lässt sich das gut illustrieren: Die Vielfalt an sich ist wertvoll und wohl auch sinnvoll. Gäbe es nur Wolfgang van Bach, er hätte vielleicht eine schöne Musik geschrieben, aber eben keine geniale.

Denn gerade die Extreme der drei Naturell-Grundtypen, auch in ihrer genialen Ausprägung, führen zu "extrem guten" Ergebnissen, die ein "Durchschnittsmensch" wohl nicht zustande gebracht hätte - nicht nur in der Musik.

Und da es neben der Vielfalt der Naturelle, auch die der Geschlechter, der genetischen Grundausstattungen, Hirngeschlechter, Biografien, Kulturen usw. gibt, bildet sich eine bunte Menschheit wie wir sie kennen.

Dies nicht nur zu tolerieren, sondern als Ausdruck des Lebens selbst (oder in der Sprache religiöser Menschen: der Schöpfung) willkommen zu heißen, bedeutet letztlich auch, die eigene Besonderheit und Einzigartigkeit lieben zu lernen.

Und dann sagen zu können: Ich bin okay als der vielfältige Mensch der ich bin - und du bist okay als der vielfältige Mensch, der du bist (auch wenn wir nicht Wolfgang van Bach sind und unsere individuellen Lücken und Grenzen haben).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 319: Nico Semsrott - Sachtyp wie im Lehrfilm

Auch wenn wir wissen, dass die Persönlichkeit eines Menschen von vielen Faktoren beeinflusst wird, tritt manchmal einer davon so deutlich in den Vordergrund, dass wir ihn sofort erkennen - etwa das Beziehungstyp-Naturell bei Donald Trump, das Sachtyp-Naturell bei Angela Merkel oder das Handlungstyp-Naturell beim türkischen Präsidenten Erdogan.

Da diese beiden reichlich in den Medien vertreten sind und dort beobachtet werden können, der diesjährige Träger des Kleinkunstpreises, Nico Semsrott, aber nicht, möchte ich zwei Videos von ihm empfehlen:

https://www.youtube.com/watch?v=IMi3Wo4473g
https://www.youtube.com/watch?v=Xu_vIT16s-o

Ich habe selten einen Menschen gesehen, bei dem sowohl in seiner Körperhaltung, Sprache, Minimalmimik und natürlich auch vom Inhalt her so deutlich das Sachtyp-Naturell zum Vorschein kommt.

Gleichzeitig ist er ziemlich klug (wie zu erwarten) und lustig.

Text: Werner Winkler

P.S. Nächsten Samstag findet in Stuttgart der Fachtag Naturellwissenschaft statt. Wer noch spontan kommen möchte, es geht ohne Anmeldung und ist kostenfrei. Infos unter www.naturellwissenschaft.org bei den Terminen.

Tipp Nr. 318: Gegenseitige Anziehung in Familien

Zum heutigen Tag des 123-Modells (12.3.) :) möchte ich eine neue Erkenntnis teilen, die vielleicht dem Einen oder Anderen hilft, die Beziehungsdynamiken in Familien besser zu verstehen.

Hintergrund ist die schon lange vorhandene Beobachtung, dass die drei Naturelle entsprechend ihrem Charakter eine Art "Lieblingsbindung" zeigen:
- Beziehungstyp-Naturelle (BTN) zu ihren Geschwistern, anderen Kindern oder später zu ihren eigenen Kindern;
- Sachtyp-Naturelle (STN) zu ihren Vätern, vielleicht auch Großvätern und
- Handlungstyp-Naturelle (HTN) zu ihren Müttern, vielleicht auch Großmüttern.

Daraus abgeleitet lassen sich in Familien drei Muster an gegenseitigen "Lieblingsbindungen" beschreiben (wie im anhängenden Schaubild an Hand einer Musterfamilie dargestellt):

1. BTN-Kind und BTN-Kind
2. HTN-Kind und BTN-Mutter
3. STN-Kind und BTN-Vater.

In diesen drei Beziehungen geht der Pfeil der Lieblingsbindung also in beide Richtungen und verstärkt sie dadurch (wobei zu beachten ist, dass "Beziehung" nicht immer automatisch positiv ist, sondern sich auch ambivalent oder negativ äußern kann).

Meine Erfahrung ist, dass Klienten ihre "Lieblingsbindung" besser nachvollziehen können, wenn sie hören, dass sie naturellbedingt und damit angeboren ist - oder diese z.B. bei ihrem Partner bzw. Kind besser akzeptieren.

Zum Beispiel (wie neulich erlebt), wenn der Sachtyp-Ehemann äußert, dass sein Vater in seinem Leben immer die wichtigste Rolle gespielt habe, lange vor Frau und Kindern. Oder wenn sich das Sachtyp-Kind heftigst über zu wenig Aufmerksamkeit von Seiten des Vaters beklagt - oder die Bindung eines Handlungstyp-Kindes zur eigenen Mutter (wie oft zu beobachten) ein Leben lang besonders intensiv gepflegt wird.

Auch dass ein Beziehungstyp-Kind ohne Beziehungstyp-Geschwister früh "nach außen" drängt und sich Beziehungstyp-Freunde außerhalb der Familie sucht, diese auch den eigenen (nicht-BTN-Geschwistern) vorzieht, wird aus diesem Modell verständlich.

Über Beobachtungen der Leserinnen und Leser zu diesem Thema würde ich mich freuen!

Text: Werner Winkler (mit Dank an Petra Schmalzl für ihren Input!)

P.S. Im letzten Tipp der Woche wurde aus Versehen eine Triade mit Pfeilen in falscher Richtung verschickt. Hier im Archiv wurde die Zeichnung (Dank an Holger Hägele!) ausgetauscht und kann von hier in korrekter Fassung heruntergeladen werden.

Tipp Nr. 317: Inspiration - Konzentration - Motivation

Die Triaden in der Naturellwissenschaft zeigen angeborene Tendenzen der Übertreibung und der Vernachlässigung, wie an dieser (neu entdeckten) Triade gut zu sehen:

Das gelbe Beziehungstyp-Naturell fühlt sich permanent inspiriert, emotional angesprochen - und verliert dadurch die Konzentration auf Wesentliches, es fehlt Ausdauer, Geduld und das Durchhaltevermögen.

Das blaue Sachtyp-Naturell ist häufig übertrieben konzentriert, schränkt sich dadurch stark ein - und verliert seine Kraft- und Motivationsquellen. Die Folge ist Erschlaffung, Ziellosigkeit und Unzufriedenheit.

Das rote Handlungstyp-Naturell verausgabt seine Kräfte in seiner hohen Motiviertheit ohne es zu merken - und verliert dadurch den Zugang zu seiner kindlichen, spielerischen Seite, die ihm Inspiration und Lebensfreude geben könnte.

Triaden halten uns gewissermaßen "Kontrollspiegel" vor: Haben wir es mit unseren angeborenen, naturelltypischen Eigenheiten übertrieben? Oder sie verschüttet und so sehr reduziert, dass wir "uns selbst" verloren haben?

Der römische Philosoph Seneca hat es so formuliert: "Glücklich ist also ein Leben in der Übereinstimmung mit der eigenen Natur." (de vita beata, 3,3)

Diese "eigene Natur" besser zu erkennen, zu verstehen und mit ihr in einer fruchtbaren Kooperation zu leben - dazu kann uns die Naturellwissenschaft helfen. Wenn wir uns von ihr erhellen und anregen lassen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 316: Vorbilder - Ausnahmen

Neulich fragte mich jemand nach der Naturellanalyse, wie man seine "schwächere Seite" - also die jeweiligen Vernachlässigungen/Ressourcen - trainieren könne.

Der Tipp hierzu ist recht einfach: Man sucht sich Vorbilder, die genau diese Seite schon sehr gut ausleben und ahmt sie nach.

Oder man sieht im eigenen Lebensfundus nach, wo es bereits Ausnahmen gibt, in denen man es selbst (auch ansatzweise) geschafft hat, diese Qualität oder Fähigkeit umzusetzen.

Und die dritte Möglichkeit (falls man weder bei sich selbst noch im eigenen Umfeld Vorbilder findet) besteht darin, bei "allen" nachzusehen - also in Büchern, im Internet, in der Natur usw.

Es werden also alle drei Ebenen der Verbundenheitstriade (Du-Ich-Wir) genutzt.

Beispiel: Jemand mit einem Beziehungstyp-Naturell schafft es einfach nicht, seine finanziellen Angelegenheiten geordnet zu halten. Er kennt jedoch jemand, der darin richtig gut ist und lernt von ihm durch Beobachtung und Nachahmung.

Oder er erkennt, dass er z.B. während seiner Arbeit sehr gut mit Geld umgehen kann, nur privat eben nicht. Dann kann er die Methoden aus der geschäftlichen Bereich auf den privaten übertragen.

Dieser Tipp gilt natürlich auch für die Triaden der Unterbereiche.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 315: Echte Gespräche

In den letzten Jahren hat sich ein Großteil unserer zwischenmenschlichen Kommunikation auf die elektronische/digitale Ebene verlagert: wir mailen, simsen, chatten, whatsupen, liken, stupsen, werden in CC und BCC gesetzt, erhalten Rundbriefe (und Tipps der Woche) oder lesen im Internet, was andere Menschen wahrnehmen, denken und machen.

Echte Gespräche hingegen, also Begegnungen von Mensch zu Mensch, bei denen man Zeit füreinander hat (z.B. am Telefon, wie noch vor 15-20 Jahren die übliche Kommunikationsform) werden immer seltener.

Mir ist das erst gestern wieder positiv aufgefallen, als wir anlässlich der Kassenprüfung für unsere Initiative zusammensaßen: Um wieviel lebendiger, spannender und reichhaltiger ist diese Form des Gesprächs! Und als Gegenbeispiel die Klage einer Klientin, dass Sie im Studium (in einem Saal mit 800 Hörern oder einer "Kleingruppe" mit 80 Teilnehmern) überhaupt keine Chance hat, ein sinnvolles Gespräch zu führen.

Tipp der Woche daher: Nehmen und suchen Sie sich Zeit für Gelegenheiten, bei denen Sie "echte Gespräche" führen können - z.B. auf unserem Fachkongress am Sa. 25.3. in Stuttgart (Details im Terminforum auf www.naturellwissenschaft.org). Dort besteht reichlich Gelegenheit sowohl für den fachlichen als auch persönlichen Austausch.

Text: Werner Winkler
(persönlich ansprechbar - wenn auch nicht immer - unter 07151-903 4012)

Tipp Nr. 314: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Wenn heute (wovon auszugehen ist) der bisherige Außenminister und ziemlich deutlich sichtbare Sachtyp Frank-Walter Steinmeier zum neuen Bundespräsidenten gewählt wird, werden wir sicher seine naturelltypisch ruhige und besonnene Seite zu Gesicht bekommen.

Dass er aber auch anders kann - nämlich seine rote, kämpferische, laute und deutliche Seite zeigen - werden wir vermutlich in Zukunft seltener sehen.

Deshalb als Tipp heute, sich noch einmal ein älteres Video auf Youtube anzusehen: hier ist gut zu sehen, was passiert, wenn einem Sachtyp-Menschen "der Kragen platzt" und eine wohl schon lange angestaute Wut Ausdruck findet:

https://www.youtube.com/watch?v=YU3q5O65ju0

Mir scheint es so, als wäre er selbst von seiner Kraft überrascht ...

Und da er länger mit Gerhard Schröder (vermutlich Handlungstyp-Macher-Naturell) zusammengearbeitet hat, ist nicht auszuschließen, dass er sich von ihm doch das eine oder andere abgeschaut hat :)  

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 313: Martin Schulz, Donald Trump

Zur Zeit haben zwei Politiker besonders viel Medienpräsenz, einer mehr in Deutschland und positiv (Martin Schulz), der andere weltweit und eher negativ (Donald Trump).

Da es sich bei beiden um Männer mit Beziehungstyp-Naturell zu handeln scheint, bieten sie einen interessanten Einblick in die Bandbreite dessen, was dieser Typus an Verhalten zeigt.

Emotionen werden ja oft eher positiv besetzt, aber bei Donald Trump sieht man immer deutlicher, dass auch Hass als Emotion einen starken Einfluss auf einen Beziehungstyp-Menschen haben kann; zumal dann, wenn der Verstand als regulierende Kraft weitgehend fehlt.

Zudem fällt bei ihm stark die "Ich-Verbundenheit" ("Ich-Beziehungstyp") auf. Für viele Menschen ja eher unangenehm bis abstoßend. Vor allem im Vergleich zu seinem Vorgänger Obama, den ich als "Wir-Beziehungstyp" gesehen habe.

Martin Schulz könnte in die Gruppe der Du-Verbundenen gehören, aber hier bin ich noch nicht ganz sicher und werde weiter beobachten.

Bei beiden Politikern gut zu sehen auch die Begeisterungsfähigkeit, die sie ausstrahlen und womit sie "ihr Klientel" anzuziehen vermögen. Dies war ja zu Beginn auch bei Barack Obama gut zu sehen. Was davon längerfristig übrig bleibt, können wir im Laufe dieses Jahres sicher noch beobachten.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 312: Das Eigene leben

Friedrich Hölderlin schrieb im Jahr 1800, als er 30 Jahre alt war (in der Elegie "Brod und Wein"):

„So komm! daß wir das Offene schauen, daß ein Eigenes wir suchen, soweit es auch ist.“

Wie aber das "Eigene" finden oder erkennen, unterscheiden, was "eigen" ist und was eher "fremd". Hierbei können uns die Erkenntnisse der Persönlichkeitspsychologie und auch der Naturellwissenschaft weiterhelfen.

Wenn wir das "Eigene" (nicht zu verwechseln mit dem "Ich") als die "Summe unserer Teile" verstehen und dann die Teile nicht nur als Ganzes, sondern auch einzeln betrachten, bekommen wir neue und vielleicht spannende Einsichten.

Dazu können wir (im Sinne von Steve de Shazer) nach den Ausnahmezeiten suchen, in denen wir rückblickend sicher "unser Eigenes" gelebt haben - und Kriterien dafür identifizieren, woran wir das festmachen; z.B. an einem bestimmten Lebensgefühl.

Folgende acht Faktoren könnten als diese Einzelteile der Gesamtpersönlichkeit gesehen werden, aus denen sich das "Eigene" eines Menschen bildet (s. auch die Zeichnungen im Anhang):

1. Vererbung (Gene)
2. Sexuelle Orientierung
3. Hirngeschlecht
4. Naturell
5. Kulturelle Umwelt
6. Erziehung
7. Biografie
8. Verhalten

Je besser wir also z.B. unsere Biografie kennen oder verstehen, wie uns unsere Erziehung und unsere kulturelle Umwelt geprägt haben, desto eher sind wir in der Lage, durch unser Verhalten Einfluss zu nehmen und so unsere Biografie frei und eigenmächtig zu gestalten.

Kennen wir uns nur oberflächlich oder nur einzelne Teile unserer Gesamtpersönlichkeit, besteht eher die Gefahr, dass andere (Menschen, Ideologien) uns vorschreiben, was für Rollen wir ausfüllen und welche Lebensentwürfe wir für richtig halten sollen.

William Shakespeare dichtete in seinem 13. Sonett:

"O, that you were yourself! but, love, you are
No longer yours than you yourself here live ..."

In der Übersetzung auf Projekt Gutenberg:
"Wärst du dein eigen, doch du bist nur dein,
Geliebter Freund, in kurzen Erdentagen ..."

und erinnert daran, dass wir unser Eigenes nur leben können, so lange wir am Leben sind. In seinen Zeiten, als die Lebenserwartung viel geringer war als heute, sicher ein besonders wertvoller Tipp!

Zusammenfassend:
1. Bleib am Leben, so lange es geht!
2. Verstehe dich selbst, so gut es geht!
3. Lebe dein Eigenes aus, so gut es geht!

Text: Werner Winkler

Die acht Faktoren sind ausführlicher in der Broschüre "Das Naturell als Teil der Persönlichkeit" beschrieben, die als kostenloser Download auf www.naturellwissenschaft.org verfügbar ist.



Tipp Nr. 311: Sinnsprüche

Als Kalligrafie-Lehrer finde ich es immer wieder interessant, welche Sinnsprüche Teilnehmerinnen und Teilnehmer meiner Kurse für sich als "schreibenswert" ansehen.

Häufig erkenne ich dabei naturelltypische Präferenzen, die in Richtung der eigenen Ressourcen gehen. Sinnsprüche sind ja oft komprimierte Lebenserfahrung, die auch als eine Art "Leitsätze" genutzt werden; deshalb hier eine kleine Auswahl, sortiert in die bekannten drei Gruppen - als Anregung, sich den einen oder anderen davon ins eigene Repertoire aufzunehmen und so die jeweils schwächere Seite des angeborenen Naturells (und nicht noch das, was sowieso schon zu stark ist) zu stärken:

Gelbes Naturell:
- Things take time.
- Auch das geht vorbei.
- Öffne dir ein Hinterpförtchen durch Vielleicht, das nette Wörtchen. (Wilheilm Busch)
- Eins nach dem anderen.
- Ein jedes Ding muss seine Zeit zum Reifen haben. (Shakespeare)

Blaues Naturell:
- Ich bin was ich tue.
- Zu allem Großem ist der erste Schritt der Mut. (Goethe)
- Versuch macht klug.
- Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen. (Kafka)
- Finde heraus, was du nicht kannst und dann lass es.

Rotes Naturell:
- Alles besiegt die Liebe.
- Wer weiß, wozu das gut ist.
- Nichts erwarten. Mit allem rechnen (auch mit dem Guten).
- Vergessen Sie nie: Das Leben ist eine Herrlichkeit. (Rilke)
- Das Ziel der Arbeit ist die Muße (Aristoteles)

P.S. Viele (kalligrafierte) Sinnsprüche finden sich z.B. auf der Seite www.kalligrafien.de/alles.htm


Textauswahl: Werner Winkler

Tipp Nr. 310: Tipps für (freie) Schnee-Tage

Da es ja nur noch selten im Winter Schnee gibt und das derzeitige Wetter eine Ausnahme darstellt, diesmal ein paar Tipps, was man - je nach Naturelltyp - mit einem Schneetag anfangen kann (gilt auch für evtl. vorhandene Kinder des jeweiligen Typs):

Beziehungstyp-Naturell:
- Schlittenfahren, wie man es als Kind getan hat
- Schneemänner oder -figuren bauen
- Schneeballschlacht

Sachtyp-Naturell:
- einen langen Spaziergang im Schnee
- auf eine Bank sitzen, die Landschaft beobachten
- Vögel füttern und sie beobachten

Handlungstyp-Naturell:
- im Warmen sitzen und lesen oder telefonieren
- Ski fahren gehen mit Freunden und danach einkehren
- vor dem eigenen Haus und dem der Nachbarn Schnee räumen

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 309: Buchtipp: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

Ab und zu trifft man auf Bücher, in denen das Naturell der Hauptperson überdeutlich zu Tage tritt.

Eines dieser Ausnahmen ist das Buch, das ich heute zur Lektüre empfehlen möchte: "Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur" von Andrea Wulf (s. Bild im Anhang).

Zumal deshalb, weil nicht nur der Grundtyp von Humboldts (BT-Naturell), sondern auch sein Stärken-Profil insgesamt (wir-verbunden, vergangenheitsorientiert, Macher) immer wieder klar erkennbar wird.

Und da es beim Erkennen des Naturelltyps ja nicht darum geht, einzelne Punkte aufzulisten und dann "anzukreuzen", sondern das Gesamtbild ("holistisch") eines Menschen und seiner Lebensgeschichte zu verstehen, eignet sich dieses hervorragend recherchierte, leicht zu lesende und mit viel Fachwissen angereicherte Buch sehr gut als Übungsfeld.

Nebenbei erfährt der Leser auch, dass der Beziehungstyp Humboldt (immerhin der weltweit bekannteste Wissenschaftler seiner Zeit) nicht nur mit dem Beziehungstyp Goethe, sondern auch mit dem Beziehungstyp Darwin einen sehr fruchtbaren Austausch pflegte, was mir bisher nicht bekannt war.

Auch hier, in der Interaktion zwischen den verschiedenen Wissenschaftlern bzw. Dichtern und Forschern lässt sich immer wieder das Naturell der Handelnden sehr gut erkennen. Mancher Lacher beim Lesen dürfte uns "Naturellwissenschaftlern" vorbehalten sein.

Ein überaus lesenswertes Buch also, nicht nur vom naturellwissenschaftlichen Standpunkt aus, sondern auch in Bezug auf die aktuellen klimapolitischen Vorgänge (Humboldt war offenbar der Erste, der erkannte, wie die Aktivitäten des Menschen einen Klimawandel auslösen und unsere Lebensgrundlagen zerstören können).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 308: Übersetzungshilfe

Ein häufiges Anliegen von Paaren in der Beratung ist der Wunsch, den anderen besser verstehen zu können. Oft wird das auch als "Kommunikationsprobleme" beschrieben, wie bei dem Paar, das mir mit ihrem Problem einmal zu einer neuen Idee verhalf:

Mehrfach war es vorgekommen, dass die Naturellunterschiede dazu führten, nicht deutlich genug erkennen zu können, ob der jeweils andere nun "Ja, Nein oder Vielleicht" meinte. Aus meiner Sicht lag das auch daran, dass hier ein Sachtyp-Partner (häufig wohl zurecht und so aus Erfahrung klüger geworden) hinter dem "Nein" des Handlungstyp-Partners doch das "Ja" erahnte und so Dinge in die Wege leitete, die diesem (scheinbaren Ja) entsprachen.

Die Situation war für den Sachtypen auch deshalb so frustrierend, weil er sich ja gerne aktiver, mutiger, entscheidungsfreudiger zeigen wollte (wie von ihm gefordert).

Meine Idee bestand nun darin, als eine Art "Übersetzungshilfe" die klare Aussageform einer Ampel zu nutzen. Sobald Unklarheit bei einer Seite über das gemeinsame weitere Vorgehen auftrat, könnte durch die Frage nach dem Stand der Ampel (Rot = Nein, Stop, Gelb = Vielleicht, bitte abwarten und Grün = Okay, Ja, Einverstanden) eine für beide Seiten eindeutige Klärung herbeigeführt werden.

Nicht nur Paare, auch Familien oder Eltern im Gespräch mit ihren Kindern könnten so eine Ampel nutzen - vielleicht auch in Form einer Magnettafel, auf die jeder dann seinen Entscheidungsstand anpinnen kann und so zeigen, wo genau zwischen den drei Alternativen er zur Zeit steht.

Eine ähnliche Übersetzunghilfe sind die bekannten "Skalen" von 1-10 oder 1-100 (bzw. 0-10 und 0-100). Auch damit ist es leicht möglich, Unterschiede in der Beurteilung von Zuständen auf eine allen Naturellen gleich verständliche Ebene zu verlagern und so Missverständnisse zu vermeiden.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 307: Genug für die Unterbereiche im Naturellprofil?

Zu Recht wurde ich darauf hingewiesen, dass das Thema der letzten Woche - nämlich dass man darauf achten sollte, dem eigenen Naturell (den Grundtyp betreffend) ausreichend Raum und Aufmerksamkeit zu geben, auch für die jeweiligen Bevorzugungen in den Unterbereichen der "Landkarte" gelten.

Deshalb heute einige Tipps als Beispiele, was man im Hinblick auf die neun Unterbereiche beachten könnte:

Du-Verbundene:
- ausreichend guter Kontakt zu einem oder mehreren Gegenübern
- regelmäßige Ansprache von Außen
- Gelegenheit, sich um ein Gegenüber zu kümmern (auch Haustier)

Ich-Verbundene:
- Pflege des "Eigenen", des Individuellen, des persönlichen Stils
- gute Verbindung zu sich selbst, den eigenen Ideen, Werten, Erwartungen usw.
- klare Vorstellung davon, was einen selbst ausmacht, was für ein Ziel im Leben man hat, wofür man lebt etc.

Wir-Verbundene:
- Eingebundensein in eine Gruppe von Menschen, denen man sich zugehörig fühlt
- ausfüllende oder sinnvolle Arbeit/Tätigkeit in einem Team
- Gelegenheit, sich in der Natur aufzuhalten oder etwas für das Ganze zu tun

Gegenwartsorientierte:
- den Augenblick genießen, sich an dem freuen, was momentan da ist
- jeden einzelnen Tag, jede einzelne Stunde bewusst erleben und gestalten
- präsent sein, auf die jeweiligen momentanen Situationen und Stimmungen eingehen und sie ernstnehmen

Vergangenheitsorientierte:
- sich mit dem Vergangenen aussöhnen und das Gute in der Vergangenheit sehen
- etwas tun, was man schon lange gerne getan hat
- Verbindung zu Menschen halten, mit denen man schon über viele Jahre in Kontakt steht

Zukunftsorientierte:
- Pläne und Ziele für die nächste Zeit (Tage, Monate, Jahre) hegen
- sich auf Künftiges freuen, sich auf etwas vorbereiten, das erst noch kommt
- Zeit (und Geld) für Vorsorge und Vorausplanung einsetzen

Fühler:
- genügend angenehme, anregende Reize von Außen aufnehmen (Musik, Literatur, Natur)
- etwas gutes Essen und Trinken, frische Luft atmen
- anderen und sich selbst aufmerksam zuhören

Denker:
- genügend Zeit zum in Ruhe nachdenken und verdauen von Eindrücken
- einen klaren Kopf verschaffen oder ihn klar halten
- auf eine gute Verdauung achten

Macher:
- Gelegenheit, etwas zu basteln, kochen, backen, herzustellen, aufzuräumen usw.
- Musik machen, singen, etwas aufschreiben, mit anderen sprechen können
- in Bewegung sein, etwas mit dem Körper machen (Sport, Spiel, Gartenarbeit ...)

Vielleicht sind ja die Feiertage oder die freien Tage dieser Woche (sofern es sie gibt) eine gute Gelegenheit, hier gut für sich selbst zu sorgen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 306: Genug fürs eigene Naturell?

Neulich meinte ein Klient im Coaching, der schon länger um sein Naturell weiß, dass er wohl inzwischen zu wenig auf seine naturelltypischen Bedürfnisse achte und zu sehr auf die vernachlässigten Ressourcen (was ihm nicht nur gut tut).

Dieses Phänomen habe ich schon öfters beobachtet. Es scheint manchmal einfach zu reizvoll zu sein, sich in noch wenig bearbeitetem Terrain aufzuhalten als die "Hausaufgaben" zu machen. Doch auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift. (oder beziehungstypisch formuliert: ... den positiven Effekt).  

Deshalb heute den Tipp, einmal diejenigen Lebensqualitäten abzuklopfen, die zum eigenen Naturell gehören und zu prüfen, ob sie noch ausreichend ausgelebt werden (jeweils einige Beispiele):

Gelbes Naturell:
- Leichtigkeit
- Lockerheit
- Spiel und Spaß
- schönes Umfeld, Musik, Kunst usw.
- positives Denken
- Hoffnung trotz aller Umstände
- Freigebigkeit
- Hilfsbereitschaft
- liebevolle Beziehungen
- kindliche Phantasie
- Abwechslung, Veränderung um der Veränderung willen

Blaues Naturell:
- ökonomische, existenzielle Sicherheit
- ausreichend Freizeit
- Entspanntheit und Nichtstun
- körperliche Zuwendung
- spirituelle Verankerung und Klarheit
- Pflege vertiefter Freundschaften
- Sinn und Werte
- Gelegenheit, sich in ein interessantes Fachgebiet zu vertiefen
- Erfolge und Anerkennung

Rotes Naturell:
- körperliche Fitness
- private Harmonie
- immer ausreichend Arbeit und Freude daran
- klare Ziele
- Sauberkeit, Ordnung
- ungestörte (Nacht-)Ruhe, Mittagsschlaf
- hochwertige Kleidung, schöne Wohnung
- geordnete Verhältnisse
- soziale Kontakte in Maßen
- etwas im Leben, für/gegen das es sich zu kämpfen lohnt

Als Faustregel könnte man also sagen, dass jemand, der sich selbst (bzw. seinen eigenen Naturellanteil) "verloren" hat, also nicht mehr ausreichend auslebt, zunächst "sich selbst verschreiben" sollte. Erst dann macht es Sinn, sich auch verstärkt um die naturelleigenen Ressourcen zu kümmern.

Text: Werner Winkler

  

Tipp Nr. 305: Bedeutung, Freiheit, Haltung

Vor einiger Zeit hat einer meiner US-amerikanischen Facebook-Freunde (vermutlich Sachtyp) versucht, sich das Leben zu nehmen, weil er nach der Wahl von Donald Trump die letzte Chance auf eine Abkehr von einer klimaschädlichen Politik vergeben sah.

Gerettet hat ihn (nachzulesen hier: https://medium.com/@MarkMc03/pizza-hut-may-have-saved-my-life-1f643897a3e6#.ht9nyr85h) ein "letztes Mahl", das die Wirkung des Schlafmittels herabsetzte.

In der Klinik und durch die Gespräche mit anderen Patienten und den Pflegekräften kam er zur Einsicht, dass es an ihm sei, eine lebensfreundlichere Haltung gegenüber den scheinbar aussichtslosen Zeitumständen zu finden.

Denn es ist ja nicht so, dass in den Ereignissen selbst immer schon auch deren Bedeutung vorhanden ist. Was der Krieg in Syrien, die Wahl von Donald Trump oder die Erhitzung der Erde BEDEUTEN, also welchen Sinn sie (langfristig) machen, ist nicht sicher - und damit im Rahmen unserer individuellen Freiheit konstruierbar.

Es ist also durchaus möglich, dem Klimawandel und in seiner Konsequenz dem denkbaren Kollaps der modernen Zivilisation die Bedeutung zu geben: "Das ist gut für die anderen Lebewesen, wenn der Mensch seine überragende Rolle verliert".

Entscheidend hier auch die Freiheit der inneren Haltung, die wir gegenüber einem Ereignis einnehmen: Ich darf und kann zwischen den Optionen wählen und pendeln. Und gerade hier können uns diejenigen Menschen, die ihr Naturell sehr deutlich ausleben, gut als Vorbilder dienen - in der ruhigen, geduldigen Gelassenheit der Sachtypen, der kraftvollen und zielorientierten Geschäftigkeit der Handlungstypen oder der kindlich-fröhlichen Hilfsbereitschaft der Beziehungstypen.

Die Naturellwissenschaft hilft uns also dabei, weder automatisch unserem eigenen, angeborenen Naturell zu folgen noch unsere Haltung dem anzupassen, was die äußere Situation scheinbar vorgibt, sondern zwischen allen in uns angelegten Potentialen wahlfrei Gebrauch zu machen. Gerade in existenziell bedrohlichen Situationen.

Als Vorbild kann hier Viktor Frankl (Foto) dienen, der selbst seinem KZ-Aufenthalt selbstbestimmt eine für ihn sinnvolle Bedeutung, einen Sinn, zugeordnet hat: Ich will überleben, um davon zu erzählen, was hier passiert.

Diese Freiheit, Bedeutung, Sinn und Haltung selbstbestimmt zu wählen, muss aber geübt und trainiert werden. Sie ist wie ein geistiger Muskel, der mit dem Gebrauch stärker und bei fehlender Verwendung schwächer wird. Reichlich Trainingsgelegenheiten also zur Zeit ...

Text: Werner Winkler
Foto Viktor Frankl: Prof. Dr. Franz Vesely

Tipp Nr. 304: 3 mal Nein

Neulich war ich als Kalligraf für ein Event gebucht, bei dem ich "live" kalligrafieren sollte. Als ich ankam, war mein Schreibplatz sehr schlecht vorbereitet, aber die zuständige Dame (offenkundig mit einem Handlungstyp-Naturell ausgestattet) kommentierte jeden meiner Wünsche mit einem "Nein, geht nicht" oder sie berief sich auf irgendwelche Vorgaben.

Als ich meinerseits die Nein-Haltung einnahm und deutlich kommunizierte, dass ich das so nicht gut fände etc. verschwand sie hinter den Kulissen und kam kurz darauf mit einer Kollegin zurück, die prompt meine sämtlichen Wünsche umsetzte.  

Merke: Ein "Nein" eines Handlungstyp-Menschen bedeutet nicht immer tatsächlich eine Ablehnung. Es scheint eher ein angeborener Reflex zu sein, sich abwehrend zu äußern. "Überzeuge mich vom Gegenteil" lautet dann die unterschwellige Nachricht. Zarte Bitten oder nur gute Argumente alleine helfen aber nicht. Es braucht auch den entsprechenden "Ton" oder die richtige Körperhaltung, um Gehör zu finden.

Anders das Nein eines Beziehungstypen, das oft aus akuter Lustlosigkeit oder mangelnder Information gespeist ist. Hier lohnt sich die Nachfrage nach der Begründung, um evtl. eine Änderung herbei zu führen, ebenso Verständnis für die bisherigen Gründe. In meiner Geschichte habe ich mich kurzzeitig einfach so verhalten, wie das ein Handlungstyp in meiner Rolle getan hätte.

Ein Nein aus Sachtypen-Mund hingegen sollte besonders ernst genommen werden. Da diese Naturellgruppe dazu neigt, nur zwischen Ja und Vielleicht zu pendeln und ein klares Nein zu vermeiden ist es dann, wenn es doch kommt, meist gut überlegt und begründet. Wie sagte Angela Merkel (Sachtyp+Denker) neulich in einem Interview: Ich überlege zwar lange, aber wenn ich mich dann entscheide, stehe ich auch dazu.

Und zur Erinnerung für die Eltern oder Großeltern unter den Leserinnen und Lesern: Dieses Verhalten zeigt sich schon bei kleinen Kindern. Flexibles, dem Naturelltyp angepasstes Verhalten (also nicht von sich auf alle anderen zu schließen, sondern die angeborenen Naturellunterschiede zu respektieren) im Umgang mit Ablehnung und Verweigerung kann hier zumindest das Verständnis verbessern und die Beziehung entspannen.  

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 303: Kleinste Schritte

Häufig liest man in psychologischen Ratgebern von den "kleinsten Schritten", z.B. wenn man versucht, sein Verhalten in eine bestimmte Richtung zu verändern.

Deshalb heute drei Tipps (für jede Naturellgruppe einen), wie so ein kleinster Schritt als tägliches Training der naturelltyp-eigenen Ressourcen aussehen könnte:

Beziehungstyp-Naturell: Jeden Tag zehn Minuten mit geschlossenen Augen ruhig dasitzen (oder liegen) und nichts tun, auch nicht nachdenken oder Musik hören. Einfach da sein.

Sachtyp-Naturell: Jeden Tag eine Sache wegwerfen* oder verschenken, die man schon lange aufbewahrt hat, aber nicht mehr benötigt. Eine Liste dieser Dinge anlegen und sich dann täglich neu am Erfolg freuen.

Handlungstyp-Naturell: Jeden Tag einmal bewusst jemand freundlich anlächeln oder ein Kompliment machen und beobachten, wie die Reaktion des Gegenübers ausfällt.

Für Fortgeschrittene: Steigern Sie die "Dosis" bis an Ihre Grenze - also länger als zehn Minuten da sein, mehr als eine Sache wegwerfen, mehr als eine Person anlächeln oder Komplimente erteilen.

Ein Trainingseffekt setzt meist dann ein, wenn die eigene aktuelle Grenze leicht überschritten wird, was sich durch Schmerzen (auch Muskelkater) bemerkbar macht.

Text: Werner Winkler

* An diese Sache hat mich neulich eine Sachtyp-Dame erinnert, die mir ihr Leid klagte: Die ganze Wohnung (ziemlich groß) sei voller Dinge, sogar ihr Esstisch liege voll mit allem Möglichem. Meine Frage, ob es ihr wohl heute noch gelingen würde, eine DIN A4 große Fläche auf dem Tisch dadurch freizuräumen, dass sie etwas wegwerfe, brachte sie zu längerem Nachdenken und der Einsicht, dass das zwar sehr schwer würde, aber vermutlich machbar.  

Tipp Nr. 302: Das geheime Leben der Bäume

Heute möchte ich Ihnen und euch ein Buch ans Herz legen, das inzwischen auf den Bestsellerlisten steht und schon in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Sogar Bill Clinton hat es seiner Frau geschenkt: Es heißt "Das geheime Leben der Bäume" und wurde vom Förster Peter Wohlleben verfasst.

Neulich habe ich ihn im Radiointerview gehört und mein Verdacht, der beim Lesen entstand, dass es sich bei ihm um einen Menschen mit Beziehungstyp-Naturell handelt, verfestigte sich. Er sieht Zusammenhänge, die anderen entgehen. Er "vermenschlicht" die Bäume (was ihm natürlich von eher sachlich oder unemotionalen Kollegen vorgeworfen wird). Er baut eine persönliche und emotionale Beziehung zu "seinem Wald" auf, den er nicht mehr länger nur als Holzlieferant sieht.

Und - auch das ein Grund, weshalb ich ihn hier empfehlen möchte - er hat genau genug hingesehen um zu erkennen, dass es offenbar auch bei Bäumen verschiedene Naturelle und Kulturen gibt.

So beschreibt er im Kapitel "Charaktersache" drei Eichen, die eng beieinander stehen und gemeinsam aufgewachsen (!) sind. Einer davon weicht vom Verhalten der anderen beiden deutlich ab, z.B. beim Laubabwurf. Wohlleben beschreibt es so: "Oft gibt es im Herbst noch spätsommerliche warme Luft, und nun kommen die drei Eichen in die Zwickmühle. Sollen sie die milden Tage noch nutzen, weiter Fotosynthes betreiben und schnell noch ein paar Extrakalorien Zucker bunkern? Oder werfen sie ihr Laub ab, falls doch ein plötzlicher Frosteinbruch kommt und sie zwangsweise in den Winterschlaf schickt? Offenbar entscheidet das jeder der drei Bäume anders. Der rechte ist ein wenig ängstlicher oder positiv ausgedrückt: vernünftiger. (...) Vorsichtige Bäume haben nach meiner Einschätzung künftig bessere Überlebenschancen."

Da musste ich natürlich schmunzeln und an einige meiner Sachtyp-Bekannten denken. Ebenso wie bei anderen Unterschieden, die er beschreibt, etwa zwischen Buchen und Birken. Die einen scheinen eher sachtypische Eigenschaften zu zeigen, die anderen eher beziehungstypische.

Auf alle Fälle ein unterhaltsames, lehrreiches und augenöffnendes Buch, das den nächsten Waldspaziergang bereichern und vermutlich auch verlangsamen wird! Seit ich es gelesen habe, fallen mir viele Dinge an Bäumen auf, die mir bisher entgangen sind.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 301: Donald Trump ...

Als ich noch recht jung war und eine neue Stelle antrat, schickte mich mein neuer (HT-)Chef zum "Schnuppern" zu einem Kollegen, den er zuvor als besonders unfähig bezeichnet hatte. Auf meine Frage, was ich denn von ihm lernen solle, meinte er: "Wie Sie es nicht machen sollen."

Dass Donald Trump in die Gruppe der Beziehungstyp-Naturelle gehört, wird immer offensichtlicher, je besser man ihn jetzt kennenlernt. Insofern vielleicht auch eine Gelegenheit, an seinem vielfach wirklich unangenehmen bis bösartigen Verhalten zu lernen (wie man es als "Gelber" nicht machen sollte).

Beispiele, die ich in den letzten Tagen aufgeschnappt habe:
- mehr Emotion als Verstand
- ihm fehlt es an Sachkenntnis in vielen Bereichen
- er kann nicht mit Geld umgehen
- er hält seine Versprechen nicht, bezahlt viele Schulden nicht
- er redet sich die Welt schön und blendet aus, was ihm nicht gefällt (Armut, Klimawandel)
- er bleibt in Gesprächen nicht beim Thema
- er ist ungeduldig
- er ist abhängig von der Zuneigung der Menschen um ihn herum
- er erinnert an Ronald Reagan (ziemlich sicher auch BT-Naturell)

Gerade am letzten Punkt mache ich eine kleine Hoffnung fest - dass er nämlich lernfähig ist und an großen Herausforderungen wächst. Wie sagte eine Journalistin über (den ebenfalls "gelben") Barack Obama: Er ging als Visionär ins Weiße Haus und verlässt es als Realist.

Und für die Nicht-Beziehungstypen der Tipp: Seid gnädig mit uns :)

Text: Werner Winkler

P.S. Für die an Politik und Naturellwissenschaft interessierte LeserInnen könnte folgende Beobachtung interessant sein: Auch diesmal gewann (wie seit 1996 bei den US-Wahlen zu beobachten) immer derjenige Kandidat, der im "Dreieck" dem anderen voraus war. Also:

2016: Donald Trump (BT) gegen Hillary Clinton (HT)
2012: Barack Obama (BT) gegen Mitt Romney (HT)
2008: Barack Obama (BT) gegen John McCain (HT)
2004: George Bush jr. (HT) gegen John Kerry (ST)
2000: George Bush jr. (HT) gegen Al Gore (ST)
1996: Bill Clinton (BT) gegen Bob Dole (HT)
1992 hätte wohl George Bush sen. gegen Bill Clinton gewonnen, wenn ihm nicht Ross Perrot als dritter Kandidat fast 20% Stimmen abgenommen hätte.

Tipp Nr. 300: Alternativen in Triaden - Zeitschiene

Wenn man sich wie viele der Leserinnen und Leser des "Tipps der Woche" seit längerer Zeit der Triaden bedient, gehören die darin enthaltenen Kompetenzen bald zum Standardrepertoire.

Nicht aber für diejenigen, die zum ersten Mal ein solches Triaden-Dreieck oder einen Triaden-Kreis (wie den anhängenden) sehen.

Gerade die Zeit-Triade aus Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft eröffnet eine neue Perspektive auf viele Sachverhalte. So für den offenkundig vergangenheitsorientierten Gesprächspartner (blaues Sachtyp-Naturell), der erkennt, wie wenig er die Zukunft im Blick hat bei der Beschäftigung mit seinen Themen.

Bisher waren ihm vor allem Ereignisse wichtig, die 20, 70 oder 500 Jahre zurück liegen. Durch meine Einwürfe und Nachfragen angeregt macht er es sich nun zur Gewohnheit, die gleiche Zeitspanne in die Zukunft zu denken und sich zu fragen, wie sich ein Ereignis wohl künftig entwickelt - und was er selbst aktiv dazu beitragen kann.

Oder die gegenwartsorientierte Geschäftsfrau (die seit vielen Jahren immer wieder ins Coaching kommt), die merkt, dass sie sich viel zu sehr auf die jeweils aktuellen Ereignisse einlässt und vergisst, wie groß ihr Erfahrungsschatz hinsichtlich ihrer Problemfelder inzwischen ist (woran ich sie immer wieder erinnern muss, was sie sichtlich freut).

Tipp daher: Sobald wir merken, wie sich jemand zu lange oder zu tief in einer der drei Zeitdimensionen aufhält und dadurch an einer Problemlösung oder einem guten Leben gehindert wird, ein kleines Dreieck aufmalen und die Pfeile dazu. Die allermeisten Leute, denen ich diese Triade erklärt habe, erkannten auch rasch ihre eigene Gewichtung (also die bevorzugte und vernachlässigte Zeitdimension).

Text: Werner Winkler

P.S. Nachdem ich diesen Text geschrieben hatte, hörte ich im Radio einen zunächst interessanten Beitrag über das Zeiterleben aus Sicht der Psychiatrie, hier nachzulesen oder zu -hören: http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/psyche-aus-dem-takt/-/id=660374/did=18204344/nid=660374/yav2ep/index.html

Darin tauchen ebenfalls die drei Zeitdimensionen auf, die wir in der Naturellwissenschaft beobachten - allerdings wie zu erwarten als Krankheitssymptome: Vergangenheitsorientierung wird mit Depression verknüpft, Zukunftsorientierung mit Manie und Gegenwartsorientierung mit Schizophrenie. Es würde zu weit führen, das hier auszuführen, aber wen es interessiert, dem empfehle ich die obige Sendung trotz der Bauchschmerzen, die ich dabei bekam (vor allem am Schluss, als eine scheinbar neue Therapieform vorgestellt wurde).

Tipp Nr. 299: Wortwahl je nach Naturelltyp

Letzte Woche hielt ich einen Vortrag in einem Ärztehaus über Problemlösungskompetenzen. Ein Punkt war, wie man durch die passende Wortwahl ein Problem entweder "dramatisiert" (wenn es von den Betroffenen nicht ernst genug genommen wird) oder versachlicht (wenn es zu emotional angegangen wird).

Als Beispiel für ein dringend zu lösendes Problem wählte ich das, was gemeinhin (verharmlosend, wie ich inzwischen denke) als "Klimawandel" beschrieben wird. Ich bot verschiedene alternative Begriffe an und merkte erst hinterher, dass ich wohl unabsichtlich die wunden Punkte verschiedener Naturelle getroffen hatte - vergleichbar dem vor Jahrzehnten verwendeten "Waldsterben"; ein Begriff, der das Problem so gut benannte, dass viele Leute aufmerksam und dann auch aktiv wurden.

Dann fiel mir auf, dass etwa ein Sachtyp wie Bernie Sanders (der fast Präsident der USA geworden wäre wie sein Sachtyp-Kollege Al Gore) ebenfalls das Thema auf einer Ebene angeht, das mir (als Beziehungstyp) völlig fremd ist, nämlich im Hinblick auf die Verluste an Erspartem, die durch den "Klimawandel" in den nächsten Jahren entstehen.

Hier also einige Vorschläge für Sprachbilder und Begriffe zum Thema, exemplarisch für viele andere Themen:

Für Beziehungstypen: Klimakollaps, Überhitzung der Atmosphäre, Zerstörung des Lebensraumes vieler Pflanzen, Tiere und Menschen; Untergang der globalen Zivilisation.

Für Sachtypen: rasche und kostenintensive Klimaveränderungen, unumkehrbare Fehlentwicklung, Temperaturen wie es sie seit 5 Millionen Jahren auf der Erde nicht mehr gab, Lebensmittelkrise durch Wassermangel in vielen Gebieten.  

Für Handlungstypen: Krieg gegen die Natur, Verstärkung von Naturkatastrophen mit absehbaren Fluchtbewegungen von Millionen Menschen, Verlust ganzer Städte entlang der Küsten, keine erfreuliche Zukunft für unsere Kinder und Enkel.


Das mag jetzt nicht sehr lösungsorientiert klingen, aber manchmal ist es aus Erfahrung einfach so, dass vor einer angemessenen Lösungsanstrengung das Problembewusstsein klar und deutlich genug sein muss. Vielleicht können wir hier bei der einen oder anderen Gelegenheit ein bisschen mithelfen, genau dieses (bei uns selbst und bei anderen) zu schaffen bzw. zu schärfen.

Text: Werner Winkler

P.S. Wen meine Lösungsansätze zum Thema interessieren, findet hier einen entsprechenden Text: www.wernerwinkler.de/199.htm

Tipp Nr. 298: Ranga Yogeshwar

Seit über 20 Jahren gibt es die Sendung "Quarks und Co." mit Ranga Yogeshwar, die ich gerne sehe, weil ich sie meistens spannend und sehenswert finde.

Trotzdem bin ich mir bei ihm immer noch unsicher, ob er zu den "Blauen" oder den "Gelben" gehört. Vielleicht treffe ich ihn einmal persönlich und kann mir persönlich einen Eindruck verschaffen.

Ein ganz guter Weg, das Naturell eines Menschen zu erkennen, sind oft Interviews. In einem solchen aus dem Kölner Stadtanzeiger, das ich euch als Lektüre empfehlen möchte, sagt er zum Beispiel auf die Frage:

"Aber jeder sehnt sich doch nach Anerkennung.

Yogeshwar: Ich muss mich nicht beklagen, ich leide nicht an einem Mangel an Anerkennung. Aber ich merke, darauf kommt es nicht an. Das Wichtige ist die Liebe zur Sache – auch wenn die Kamera abgestellt ist. Kürzlich hab ich einen 3D-Drucker aus 800 Teilen zusammengebaut. Dafür gibt es null Anerkennung, aber es hat mich glücklich gemacht."
– Quelle zum Nachlesen des ganzen Interviews: http://www.ksta.de/2496200

Sehenswert auch seine Homepage, die in ihrer Vielfalt eher an einen Beziehungstypen denken lässt: http://www.yogeshwar.de/

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 297: Bob Dylan

Eine der Beobachtungen, die sich sehr häufig bestätigen ist die, dass Menschen mit Sachtyp-Naturell spät im Leben noch große Erfolge feiern.

Bob Dylan, den ich schon lange als "Blauen" verdächtige, gehört nun auch dazu. Wobei er schon früh erfolgreich war, aber ich denke mir, die Anerkennung eines Literatur-Nobelpreises dürfte ihn besonders freuen.

Ich habe eine Aufnahme ausgesucht und empfehle sie als "Tipp der Woche", weil sie ihn a) sehr jung und b) aus der Nähe gefilmt zeigt. Die für das blaue Naturell typischen minimalen mimischen Gesten sind hier sehr gut zu sehen - und auch, wie man es schafft, zwei Instrumente parallel zu spielen (und noch zu singen!).

https://www.youtube.com/watch?v=OeP4FFr88SQ

Interessant dürfte die Verleihung des Preises im November werden und was er dann sagen wird. Bisher hat er sich meines Wissens noch nicht geäußert ...

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 296: Gespräch über Bäume

Viele von uns haben wahrscheinlich in der Schule das Gedicht von Bertholt Brecht "An die Nachgeborenen" behandelt, worin sich die berühmten Zeilen finden:

    Was sind das für Zeiten, wo
    Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
    Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!

Da ich den Tipp der Woche in der Regel während der Woche "ausbrüte" und natürlich beobachte, was passiert (mir selbst, im Bekanntenkreis oder weltweit), sammeln sich die Themen manchmal wie Bäume an einem Brückenpfeiler an, wenn das Unwetter vorbei ist. Dann heißt es sortieren und auswählen.

Diese Woche fällt es mir besonders schwer. Ist ein Herr Trump es wert, an ihm die Tiefen eine Beziehungstyp-Menschen zu demonstrieren? Oder zu sinnieren, warum es für die Opfer in Aleppo oder die Milliarden gequälter Nutztiere in unseren Ställen keine Lösung gibt, weil niemand die Retter-Rolle einnehmen kann und die Verfolger-Rolle gleich mehrfach besetzt ist?

Oder nochmal über den Klimawandel sprechen und wie er mich als zukunftsorientierter Beziehungstyp (dramatisch formuliert) in schiere Verzweiflung stürzt (oder sachlicher: mich die Informationen darüber auch ohne die Bilder vom Hurrican Matthews nicht gleichgültig und tatenlos lassen können)?

Mein Tipp also für diese Woche: Sich einen schönen Laubbaum aussuchen und ihn in den nächsten Wochen jeden Tag eine Weile anschauen. Sein Beispiel lehrt uns gelbe BTs, dass die Zeit vieles wie von selbst regelt, uns blaue STs, dass das Loslassen Platz für Neues schafft und uns rote HTs, dass Schönheit ein Wert an sich ist, auch wenn man einmal nur dastehen und nichts tun kann ...

Und dann eine Weile schweigen. Für wen oder gegen welche der vielen Untaten man sich auch zu schweigen entscheidet.

Text und Foto: Werner Winkler
Das Foto zeigt eine Buche im Schwarzwald.

Tipp Nr. 295: Klimawandel hoch drei

Wenn man sich intensiver mit einem Thema beschäftigt (wie ich in den letzten Jahren mit dem Klimawandel und seiner Bedeutung für die Zukunft), dann liest man viele unterschiedliche Haltungen, Meinungen oder Forderungen.

Ich habe sie im Folgenden einmal nach unseren Naturellgruppen sortiert, zum Teil auch nach den Untergruppen.

Und ich will bei der Gelegenheit an die Kategorie "Prinzipiell unentscheidbaren Fragen" (nach Heinz von Foerster) erinnern. Denn vermutlich gehören viele Fragen, die sich um den Klimawandel ranken, genau in diese Rubrik gehören. Das bedeutet dann: Jeder hat die Freiheit, sich diejenige/n Antworten/Haltungen/Schlussfolgerungen auszuwählen, die am besten behagen oder passen bzw. sie selbst in ihrer Relevanz für das eigene Leben zu gewichten.

BT-Naturell:
- alles sehr dramatisch
- Einmischung oder Rettungsversuche sind angesagt
- ich weiß nichts davon und will auch nichts wissen
- die armen Tiere (Eisbären) und Menschen (an den Küsten)
- letztlich ist es gut für die Welt, wenn sich alles ändert und die Menschen nicht mehr so dominant wären

ST-Naturell:
- da müssen noch viel mehr Daten erhoben werden, bevor man etwas sagen kann
- ich kann da nichts machen, also ignoriere ich es
- ganz sachlich gesehen gab es schon immer Wandel in der Erdgeschichte und jetzt sind eben wir Menschen davon betroffen
- die Evolution wird das schon richten, das ist Schicksal
- die Lösung ist ganz einfach: Keine Tierhaltung mehr und nur noch ganz wenige Nachkommen; in 100-300 Jahren ist das Problem dann erledigt und die Dinge sind wieder im Lot

HT-Naturell:
- wir müssen gegen den Klimawandel kämpfen
- die Technik muss her und das richten
- wir müssen uns vorbereiten, die Dämme erhöhen usw.
- das ist die Strafe und Folge des bösen menschlichen Verhaltens
- es braucht eine Öko-Diktatur, die Menschen sind zu schwach, ihr Verhalten aus Vernunft zu ändern

Du-Verbundene:
- mir geht es nur um meine Kinder, Enkel ...

Ich-Verbundene:
- ich sorge für mich selbst, was mit der Welt geschieht, ist mir egal.

Wir-Verbundene:
- das Leid von Milliarden (Menschen, Tieren) nimmt mich völlig mit.

Gegenwartsorientierte:
- ich lebe und genieße einfach jeden Tag, was (noch) gut ist

Vergangenheitsorientierte:
- es gab schon früher massiven Wandel, also nichts Neues

Zukunftsorientierte:
- was da auf uns zukommt, ist ungeheuerlich; wir müssen uns vorbereiten

Fühler:
- ich will gar nicht mehr hinsehen, das kann ich gar nicht verarbeiten

Denker:
- wenn man alles zusammenrechnet und analysiert ist klar, was geschieht und warum

Macher:
- ich schreibe Artikel über das Thema, spreche mit den Leuten, fahre weniger Auto, esse kein Fleisch mehr und fliege nicht mehr in den Urlaub ...

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 294: Brangelina und der Krieg

Selbst wer keine Klatschpresse liest, weiß wohl inzwischen, dass eines der bekanntesten Paare der Welt (vermutlich beide mit rotem HT-Naturell) keines mehr ist.

Daraus lässt sich bestimmt etwas für unser Thema lernen, dachte ich mir und recherchierte, was an Interessantem zu finden ist. Hier ein paar Ergebnisse, jeweils mit der Quelle zum Nachlesen (und in Klammer meine Kommentare):

http://www.sueddeutsche.de/leben/trennung-von-brad-pitt-und-angelina-jolie-was-von-brangelina-bleibt-1.3172212

"Schwachstelle: zwei erfolgsverwöhnte Manager mit denselben Kernkompetenzen."
(klingt sehr nach Handlungstypen, oder?)

"... er habe ein Drogen- und Alkoholproblem und darüber hinaus seine Aggressionen nicht unter Kontrolle" (entweder typisch HT-Schwäche oder eine üble Nachrede)

"Zehn Jahre lang lief alles wunderbar mit den beiden. Warum mussten sie unbedingt vor den Altar treten?" (Kommt mir für HTs sehr bekannt vor. Sobald es Pflicht wird, gehen Spaß und Lockerheit verloren und der Stress setzt ein.)

http://www.spiegel.de/panorama/leute/brangelina-trennung-clooney-und-adele-reagieren-auf-scheidung-a-1113210.html

"Die Wahrheit ist doch: Wir sind alle nicht gut in Beziehungen" (sagte Angelina, die es wohl wissen muss; sie denkt halt, alle wären Handlungstypen)

http://www.stern.de/lifestyle/leute/scheidung-von-angelina-jolie-und-brad-pitt--ihr-letzter-film-by-the-sea-7067996.html

(jetzt noch ein Zitat von Angelina, das zeigt, dass es weit wichtigere Themen auf der Welt gibt und dass sie selbst das auch weiß)

"Und jetzt haben wir einen Notstand, eine Flutwelle menschlichen Leids. Die natürlich mit dem Krieg zusammenhängt, aber auch mit dem Rückgang an Hilfe. Die Leute verhungern, es gibt keine medizinische Versorgung und keine Nahrung. Und dann machen die Menschen eben alles: Sie riskieren ihr Leben an den Grenzen und auf dem Meer. Das werden sie weiterhin tun, weil es eben menschlich ist. Sie müssen entschuldigen, dass ich mich gerade in Rage rede."

Text/Auswahl: Werner Winkler

Tipp Nr. 293: Alternativen in Triaden - Theorie und Praxis und ...

Bei erfolgreichen Projekten lässt sich oft beobachten, dass bei den dafür Verantwortlichen die drei Aspekte der Triade "Idee-Theorie-Praxis" (s. Anhang) ausgewogen berücksichtigt wurden.

Andererseits ist bei ausbleibendem Erfolg womöglich eine der drei Aspekte unterbelichtet, z.B. so, dass

- die mit gelbem Naturell eine tolle Idee haben und es gleich praktisch ausprobieren möchten, ohne sich ausreichend Zeit für die sachlich-theoretischen Grundlagen, Risikoabwägung, Geldbedarf, Forschung oder vertieftes Fachwissen nehmen

- die mit blauem Naturell zwar alles zum Thema verstehen oder gelesen haben und zahlreiche gute Ideen dazu in der Schublade haben, sie aber zu ängstlich-vorsichtig oder selbstkritisch sind, sie auch praktisch auszuprobieren

- die mit rotem Naturell theoretisch und praktisch wissen, worum es geht und ihre ganze Kraft in ein Projekt investieren, oft auch ihre Zeit, ihre Hobbys und ihre privaten Beziehungen - sie aber einfach keine zündende Idee haben, keine Begeisterungsfähigkeit zeigen, kein Leuchten in ihren Augen, keine Leichtigkeit und keinen Spaß.

Überprüfen Sie also einmal, welcher Aspekt der drei angesprochenen in Ihrem Lieblingsprojekt wie stark vertreten ist und justieren Sie ggf. nach bzw. holen Sie sich Unterstützung von jemand, der die "fehlende Farbe" mitbringt.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 292: In eigener Sache

Den "Tipp der Woche" gibt es jetzt seit sechs Jahren.

Als wir 2010 im Vorstand des Vereins beschlossen, diese Form der Kommunikation einzuführen, war die Idee, dass verschiedene Autorinnen und Autoren dafür Beiträge schreiben. Leider ist dies die Ausnahme geblieben.

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Mensch mit vielen Interessensgebieten bin. Eines davon ist seit 1997 die Naturellwissenschaft.

Um mich jedoch vom Druck zu befreien, jeweils pünktlich zum Sonntagmorgen einen gehaltvollen Tipp zu liefern, möchte ich nur noch dann schreiben, wenn mir etwas Besonderes, Aktuelles, Neues, Wichtiges oder Wertvolles begegnet.

Das bedeutet, dass es künftig auch Sonntage ohne den Tipp der Woche geben kann, wofür ich um Verständnis bitte.

Eine sonnige Spätsommerwoche wünscht
Werner Winkler

P.S. Wer ab und zu einen Tipp der Woche beitragen möchte, ist herzlich eingeladen, mir seinen Text zu schicken.

Tipp Nr. 291: Sommerpause

Der "Tipp der Woche" macht Sommerpause mit 3x3 auf unsere Grundtypen zugeschnittenen Tipps für die nächsten Wochen:

Für LeserInnen mit gelbem Beziehungstyp-Naturell:
- nehmen Sie sich ausreichend Zeit für das, was Ihnen wichtig ist
- gönnen Sie sich ein bisschen Chaos und Unordnung zur Entspannung
- lesen Sie ein interessantes Fachbuch komplett durch

Für LeserInnen mit blauem Sachtyp-Naturell:
- trauen Sie sich etwas
- gehen Sie mutig ein Risiko ein
- erlauben Sie sich 1-2 Fehler pro Monat

Für LeserInnen mit rotem Handlungstyp-Naturell:
- sträuben Sie sich nicht gegen Ihre Emotionen; Sie gehören zu Ihnen!
- verzeihen Sie sich selbst und jemand anderem großzügig
- kaufen Sie sich etwas Schönes statt etwas Nützlichem

Auf Wiederlesen in kühleren Tagen und Ihnen/euch allen einen erholsamen Sommer (trotz allem), so eine grüne Bank wie im Anhang ab und zu und einen freundlichen Menschen, der sie mit Ihnen/euch teilt!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 290: Alternativen in Triaden - Auswahl

Eine der wie ich finde interessantesten Triaden ist die (als Bild anhängende) aus

- sowohl-als-auch (gelb, entspricht dem Ja-Ja)
- entweder-oder (blau, entspricht dem anhaltend zweifelnden Vielleicht)
- weder-noch (rot, entspricht dem Nein-Nein)

da sie oft zu einem Überraschungseffekt führt, wenn man sie einsetzt - dann nämlich, wenn sich jemand scheinbar alternativlos in einer der drei Ecken aufhält und dann mit der Alternative konfrontiert wird.

Ein Praxisbeispiel: In einer Teamsitzung werden zwei Alternativen für ein Projekt besprochen. Der Handlungstyp-Chef kann sich - wie so oft - für keine der beiden Möglichkeiten erwärmen und zeigt seine Nein-Haltung recht deutlich. Der Sachtyp-Abteilungsleiter kann sich wieder einmal nicht entscheiden und der Beziehungstyp-Mitarbeiter, der die Ideen ausgeheckt hat, möchte am Liebsten beide verwirklicht sehen.

Jeder ist also in seiner naturelltypischen Ecke "gefangen"; da man aber gemeinsam entscheiden will und nach einem Kompromiss suchen muss, entsteht im Gespräch eine dritte Idee als Synthese der beiden vorherigen, nun kann der Chef aus seinem Nein ein Ja machen, der Abteilungsleiter traut sich jetzt zu sagen, weshalb er innerlich zwei Neins vor sich sah, sich aber nicht wagte, sie zu äußern - und der ideenreiche Mitarbeiter sieht seine beiden Ideen plus einer zusätzlichen umgesetzt.

Wichtig bei solchen Prozessen ist - wie so oft beim naturellbewussten Vorgehen - dass den Beteiligten klar wird, welche Haltung sie jeweils bevorzugen und dass diese nicht die einzig mögliche ist. Oft zaubert schon das Aufzeigen der Standpunkte und das Zusammenführen zu einer Triade ein Lächeln auf die Gesichter der Beteiligten - und das ist ja sicher nicht die schlechteste Auflockerung einer angespannten Situation.

Text: Werner Winkler  

Tipp Nr. 289: Entdramatisieren

Bei den "gelben" Naturellen (auch Beziehungstypen oder Relationiker genannt) ist der Hang zum Drama, zur emotionalen Übertreibung, regelmäßig zu beobachten. Wer da noch Zweifel hat, möge sich einmal ein Bühnenstück oder eine Musik von Mozart, Richard Wagner oder gerne auch Michael Jackson ansehen ...

Wie geht man damit um, wenn sich die Dramatik unangemessen Raum nimmt - sei es im Kontakt mit einem "Gelben" oder wenn man selbst einer ist, mit der eigenen überschäumenden Emotion?

Der Tipp hier klingt einfacher als er in der Praxis umsetzbar ist, aber mit etwas Übung geht es: Zuerst ernstnehmen (abholen im Sinne des Pacings), also die Emotionen teilen, Mitgefühl zeigen, Interesse zeigen, sich Zeit nehmen. Und dann so gut es geht, die Situation versachlichen, die Probleme eingrenzen, in die Thematik einarbeiten, die verfügbaren Informationen sortieren und die lösbaren von den unlösbaren trennen.

Gut geeignet sind hier der so genannte "sokratische Dialog" oder die Werkzeuge der "Lösungsorientierten Kurztherapie", etwa die Frage "Angenommen, Sie wachen morgen früh auf und das Problem hat sich quasi von selbst gelöst - was wäre dann ganz konkret der Unterschied?"

Auch der Wechsel von einer eher bildhaften zu einer abstrakten Sprache hilft, bei guten praktischen Lösungen oder Haltungen zur als dramatisch empfundenen Situation zu gelangen (siehe anhängende Triade).

P.S. Zu gerne würde ich einmal sehen, wie unsere ("blaue") Kanzlerin Merkel das mit den beiden "Gelben" Gabriel und Seehofer macht, die ja regelmäßig zum Dramatisieren neigen :)

Text: Werner Winkler

  

Tipp Nr. 288: Alternativen in Triaden - Entscheidungsdreieck

Obwohl ich die Triade "Ja-Vielleicht-Nein" oft verwende und viel darüber spreche, hat es mich doch erstaunt und gefreut, als mir neulich eine (Sachtyp-)Klientin das Feedback gab, wie wertvoll ihr die Erkenntnis gewesen sein, dass sie auch "Nein" sagen könne.

Bei unserem letzten Gespräch hatte sie ihre Situation noch mit einem "Ich kann nicht ..." zusammengefasst und sehr unter ihrer scheinbaren Machtlosigkeit gelitten. Als ich ihr anhand der Triade ihre "Nein-Ressource" erläuterte (auch im Sinne von Aufhören, Aufgeben, Trennen, Lösen, Verlassen, Hinausgehen, Beenden etc.) gab ihr das offenbar die Freiheit der Entscheidung zurück. Denn nun könne sie sagen "Ich will" oder "Ich will nicht" - oder auch "Ich will mich noch nicht entscheiden" - also ein bewusstes Vielleicht.

Überhaupt die Bewusstheit: sie scheint mir den größten Unterschied zu bewirken. Mir war (als Mensch mit gelbem Naturell) früher auch nicht bewusst, wie oft ich mich in einer "Ja-Haltung" befand und wie sehr ich mir das "Vielleicht" als Option ausschloss.

Und um auch noch etwas über die "Nein-Fraktion" zu sagen: Ich finde es immer wieder erstaunlich und erfrischend, wie Handlungstypen auf meine Nachfrage nach dem "Stattdessen" reagieren, wenn sie etwas nicht möchten. Oft zeigt sich nämlich im "Stattdessen" ein tragbarer Lösungsansatz und häufig gibt es auch schon Ausnahmen in dieser Richtung zu erforschen. Für dieses Wort bin ich extrem dankbar. Es gehört aus naturellwissenschaftlicher Sicht in die "Ja-Ecke" der Triade. Beispiel: Der Handlungstyp sagt, dass er seine Schwiegermutter nicht ständig im Haus haben möchte. Auf die Stattdessen-Frage ergibt sich, dass es okay ist, sie im Haus zu haben, wenn er selbst nicht da ist. Oder an einem Feiertag.

Tipp: Die Entscheidungstriade abmalen oder ausdrucken und eine Weile an gut sichtbarer Stelle aufhängen, um die eigene Bevorzugung und auch die vernachlässigte Ressource bewusster zu machen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 287: HT-Satire: Hagen Rether

Seit vielen Jahren beobachte ich den Kabarettisten Hagen Rether. Immer wieder habe ich mich auch gefragt, zu welcher Naturelltypgruppe er wohl gehört ...

... bis diesen Freitag, weil ich ihn da zum ersten Mal live für drei Stunden aus nächster Nähe erlebt habe. Was mich zur Vermutung bringt, dass er zu den Handlungstypen gehört:

- er spricht zum Teil exakt die gleichen Sätze wie vor Jahren (berechenbar)
- während er spricht/spielt, putzt er ausführlich seinen Flügel (...)
- ein großer Teil seines Programms besteht darin, zu beschreiben, wie schlecht die Welt und der Mensch ist (nur sehr wenige positive Alternativen)
- seine Mimik ist sehr schwach ausgeprägt, er zeigt nur 2-3 "Standardgesichter", selbst bei sehr heftigen Aussagen
- er schreckt auch nicht davor zurück, indirekt zum Mord an Politikern aufzurufen (vor Jahren, an George W. Bush)
- er spielt live sehr lange, wenn man ihn lässt (z.B. ca. 3 Stunden)
- über sein Privatleben ist so gut wie nichts bekannt, er spricht auch nicht darüber
- er spricht offen über körperliche Dinge, z.B. seine Hexenschüsse, seine hohe Körperspannung, Probleme mit der Verdauung oder wie sauber er sich immer die Hände und Genitalien wäscht
- er behält seinen Anzug an, obwohl es in der Halle ziemlich heiß ist, er stark schwitzt; seine Aussage dazu: er fühlt sich unwohl ohne Jacket (...)

Tipp also für Heute: Mal öfters Prominente, die man im TV oder auf YouTube gerne sieht, live erleben und so besser kennenlernen.

Wer ihn noch nicht kennt, hier ein Video von vor zehn Jahren: https://www.youtube.com/watch?v=O2qg2kf40bc - danach kann man sich dann aktuellere anschauen um zu sehen, wie wenig er sich verändert in seiner Art und seinem , z.B. das hier: https://www.youtube.com/watch?v=Eqxzwni6MCU

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 286: Kormoran-Haltung

Der Kormoran (nicht jeder kennt ihn, Bild daher im Anhang) ist ein besonderer Vogel: Er kann nicht nur fliegen, sondern auch schwimmen, tauchen und zu Fuß gehen.

Ich mag ihn als Metapherbild für die Fähigkeit, auf Menschen jedes Naturells eingehen zu können: Mit einem Vogel fliegen, mit einem Fisch oder einer Ente schwimmen und mit einem Landlebewesen ein Stück zu Fuß gehen - auch wenn nicht jedes Verhalten gleichermaßen leicht fällt.

"Pacing" lautet dafür der Fachbegriff, also: den Schritt des anderen aufnehmen. Diese Fähigkeit wird aber nicht nur in der Beratung, Therapie oder im Coaching als nützlich erlebt. Auch im täglichen Leben macht es häufig Sinn, sich nicht permanent analog zur eigenen bevorzugten Weise zu verhalten, sondern sich zunächst auf das Gegenüber einzustellen.

Das Wissen um die Unterschiedlichkeit der Naturelle hilft uns dabei, leichter Zugang zum Wesen, zur Gesamtpersönlichkeit eines Menschen (oder Tieres) zu finden und ihm so gerechter zu werden.

Text: Werner Winkler
Bild: JJ Harrison bei Wikipedia unter freier Lizenz

Tipp Nr. 285: Alternativen in Triaden - Drama-Dreieck

Anhand eines praktischen Beispiels möchte ich heute zeigen, wie man mit Hilfe einer Triade (hier: analog zum "Drama-Dreieck" von Stephen Karpman) seine Einstellung oder Haltung bewusst anpassen bzw. verändern kann. Das Bild dazu siehe im Anhang - das Drama-Dreieck als Triade.

Karpman unterschied bekanntlich drei Rollen in einem "Drama":
1. Retter (die Haltung des Helfens, Rettens, Vermittelns etc.)
2. Opfer (die Haltung des Ausgeliefertseins, Nichts-Tun-Könnens, Schicksalergebenheit etc.)
3. Verfolger (die Haltung des aktiven Tuns, Auslösens, Anstoßens etc.)

Nehmen wir als Beispiel* nun eine Familie, die ein Haus direkt am Meer hat und zusehen muss, wie das Wasser über die Jahre (auf Grund der sich erwärmenden Erde) immer näher an ihr Haus kommt, den Strand wegspült und an ihrem Zaun nagt.

Familienmitglied 1 (Retter-Haltung) sagt: Lasst uns das Klima retten, also unseren Energieverbrauch senken, uns vegan ernähren, keine Kinder mehr bekommen ... oder gleich fliehen, egal, was das kostet, Hauptsache, wir retten unser Leben.

Familienmitglied 2 (Opfer-Haltung) sagt: Die Umstände sind größer als wir, das Schicksal hat es so gewollt, wir können nicht wegziehen, dann verlieren wir alles. Lasst uns abwarten, was geschieht und eine gute Versicherung abschließen, falls dem Haus oder uns selbst etwas zustößt.

Familienmitglied 3 (Verfolger-Haltung) sagt: Wir kämpfen gegen das Meer! Lasst uns einen Deich um unser Grundstück errichten und das Haus auf hohe Stelzen stellen!

Welche der drei Grundhaltungen ist nun "die richtige"? Vermutlich keine für sich alleine. Der Nutzen einer guten Triade besteht nicht darin, den richtigen Weg zu finden, sondern sich mehr Optionen bewusst zu machen als man auf den ersten Impuls (der meist dem eigenen Naturell entspringt) hin sieht - und dann (gemeinsam) die bestmögliche Entscheidung zu treffen, welche Haltung bzw. welches Verhalten der Situation, dem Problem und dem Ziel am angemessensten ist.

Text: Werner Winkler
* P.S. Weil ich ab und zu darauf angesprochen werde: Ich wähle gerne Beispiele aus dem politischen Bereich, weil a) Politik eins meiner Leidenschaften oder Hobbys ist und b) weil kaum ein Thema uns alle so stark beeinflusst wie die Politik und ich es für angemessen halte, sich politisch zu bilden und - wo möglich - positiven Einfluss auf Faktoren auszuüben, die unser aller Leben betreffen.  

Tipp Nr. 284: Behandle den anderen so ...

Neulich erzählte mir ein Freund einen Witz, den ich noch nicht kannte und der sehr schön den obigen Satz illustriert:

Sitzen zwei hungrige Obdachlose vor einer katholischen Kirche und hoffen, dass ihnen die Besucher am Ende der Messe ein Almosen geben. Zwei ältere Damen gehen an ihnen vorbei. Sagt die eine zur anderen: Die bräuchten auch mal eine Badewanne. Als sie weg sind, fragt der eine Obdachlose den anderen: Was ist denn eine Badewanne?. Darauf der andere: Weiß ich doch nicht, ich bin nicht katholisch.

"Behandle den anderen so, wie er behandelt werden möchte" (oder, wenn du das nicht willst, lass ihn in Ruhe) heißt naturellwissenschaftlich interpretiert etwa - wie neulich in einer Beratung erlebt: Wenn ein Mensch mit blauem Naturell nur jammern und klagen möchte - dann unterlasse es, ihm Lösungen anzubieten.

Oder wenn jemand mit gelbem Naturell nur seine stressige und scheinbar unlösbare Situation beschreiben und dafür mein Mitgefühl möchte, dann sollte ich ihm das geben (wenn ich ihm Gutes tun möchte) und nicht auf Probleme verweisen, die ich schon sehe, er aber noch nicht.

Genauso im Fall des Bekannten mit Handlungstyp-Naturell, der offenkundig arbeitssüchtig ist und dadurch sich selbst und seine sozialen Beziehungen extrem belastet: Sein Ziel ist eben (noch) nicht, gesünder zu werden oder sich mehr Zeit für seine Kinder zu nehmen. Noch braucht er den Kick von Arbeit und Erfolg im Übermaß und ich kann mich entscheiden, ob ich das durch mein Verhalten und Reden oder mein Interesse unterstütze oder nicht.

Es gibt ja keinen Zwang, anderen Gutes zu tun - aber wenn wir diesen Wunsch haben, ist es menschlicher, zunächst das anzubieten, was jemand einfordert und so im Kontakt zu bleiben. Womöglich sind wir etwas später, wenn der andere merkt, was ihm tatsächlich fehlt, bei den wenigen, die dann noch in seiner Nähe sind und ihm zur Seite stehen können.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 283: Triade rückwärts?

Letzte Woche wurde ich (wieder einmal) in einem Vortrag gefragt, ob denn eine Triade nicht auch "rückwärts" einen Sinn machen würde.

Bei einer zumindest (siehe Anhang) könnte ich mir das vorstellen - und zwar so:

- eine gesunde Seele stärkt den Körper bzw. eine beunruhigte schwächt ihn

- ein gesunder Körper stärkt den Geist bzw. ein kranker schwächt ihn

- ein gesunder Geist stärkt die Seele bzw. ein verwirrter schwächt sie


Wobei sicher auch "andersherum" ein stärkender oder schwächender Einfluss zu beobachten ist. Manche Triaden sind ja nicht nur als Prozess nützlich, sondern auch im Sinne der Ausgewogenheit.

Tipp für heute daher: sowohl die derzeit stärkste als auch schwächste Seite in der Triade "Seele/Geist/Körper" identifizieren und die beiden miteinander in Kontakt bringen, um die schwächere durch die stärkere aufzubauen.


Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 282: Naturelltypgerechte Problemlösungsmatrix

Schon seit 1999 gibt es das "Leitdreieck", hervorgegangen aus der von Dietmar Friedmann entwickelten Startsequenz für Beratungs- oder Therapiegespräche. Während er die Abfolge "Was ist Ihr Problem?" - "Was ist Ihr Ziel?" und "Was haben Sie schon herausgefunden, das Sie Ihrem Ziel näher bringt?" praktizierte, bietet das "Leitdreieck" drei Einstiegsmöglichkeiten an:

1. Passend zum Beziehungstyp-Naturell: Eine Bestandsaufnahme der beklagten Situation und der vorhandenen Kompetenzen.

2. Passend zum Sachtyp-Naturell: Die sachliche Schilderung des problematischen Themas.

3. Passend zum Handlungstyp-Naturell: Die Klärung des praktischen Ziels bzw. der Absicht, warum jemand ein Gespräch sucht.

Von diesem Startpunkt aus erfolgt dann die "Weiterleitung" entlang des Dreiecks, wie im anhängenden Bild zu sehen und z.B. im Buch "Warum sind wir so verschieden?" oder hier www.123-modell/modul036.htm beschrieben.

Gerade in komplexen Problemstellungen eröffnet dieses Vorgehen und die Berücksichtigung aller drei Aspekte eine sinnvolle Hilfestellung und Klärungsmöglichkeit.

Beispiel: Der derzeit immer offenkundiger werdende Klimawandel und die ungewöhnlich starke Erwärmung der Erdatmosphäre.

Bestandsaufnahme: Es wird immer wärmer, immer mehr Eis schmilzt (Grönland, Nordpol, Gletscher), der Meeresspiegel steigt.

Problemthema: Immer mehr Regionen sind vom Meeresspiegel bedroht und könnten unbewohnbar werden; andere Regionen trocknen aus oder werden von starkem Regen unter Wasser gesetzt.

Zielklärung: Herausfinden, was man in der jeweiligen Region tun kann, um sich auf diese wohl nicht mehr umkehrbaren Veränderungen einzustellen.

Tipp: Das Leitdreieck einmal an einem eigenen Thema, einem eigenen Ziel oder einer belastenden Situation durchspielen und schauen, ob es einen Unterschied macht.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 281: Ausdauer und Geduld

Zur Zeit und noch in den nächsten Monaten gibt es eine schöne Gelegenheit, die Qualitäten "Geduld und Ausdauer" an einem prominenten Sachtyp-Politiker zu beobachten: bei Bernie Sanders, dem neben Hillary Clinton einzigen Bewerber bei den US-Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur.

Es lohnt sich, z.B. bei Facebook eine der vielen Bernie-Sanders-Seiten zu "liken" und dann mit zu beobachten, wie zäh (im positiven Sinn) er seine Themen und Ziele verfolgt, mit zu beobachten, wie sehr er die für ihn wohl überraschende Aufmerksamkeit und Unterstützung genießt und zur Höchstform aufläuft.

Eine wirklich Lehrstunde für an der Naturellwissenschaft interessierte. In diesem Sinne und unabhängig davon, was man von seinen politischen Anliegen hält: Feel the Bern! :)

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 280: Du bist nicht der Einzige ...

Ein Satz, den man sowohl in Beratung/Coaching/Therapie, als auch im privaten Gespräch nutzen kann, um die Erkenntnisse der Naturellwissenschaft für eine konkrete Situation verfügbar zu machen, lautet:

"Du bist nicht der/die Einzige, dem/der es so oder ähnlich ergeht!"

Drei Beispiele:

Ein "Gelber" erzählt mir, wie schwer es ihm fällt, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, wenn er im Büro von Kunden unfair angegangen wird.

Eine "Blaue" kann sich nicht entscheiden, ihrem Freund die Wahrheit über ihren Kinderwunsch zu erzählen, obwohl dies zu ihren Lebenszielen gehört. Sie hat Angst, dass er keine Familie gründen will und sie dann verlässt.

Ein "Roter" weiß zwar, dass er viel zu viel arbeitet und sein Herz macht ihm immer wieder Probleme, aber wie er dagegen angehen soll, ist ihm ein Rätsel - es gibt eben viel zu tun und außer ihm kann das niemand erledigen.

Durch den obigen Satz lässt sich einerseits erreichen, dass der Gesprächspartner sein Problem nicht mehr als ein individuelles, einzigartiges sieht, sondern als eines, das eine ganze Gruppe von Menschen betrifft. Dies alleine entlastet.

Und dann kann man praktische Beispiele, Tricks und Erfolgsgeschichten von anderen aus dieser Gruppe erzählen, die zu eigenen Lösungsansätzen anregen und ermutigen können.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 279: Bereit zur Aufklärung?

Diese Woche hatte ich eine neue Klientin, bei der ihr Sachtyp-Naturell besonders auffällig zu Tage trat - sowohl in ihrem Äußeren, als auch in ihrer Sprechweise und ihren Problem- bzw. Lösungsschilderungen.

Trotzdem klärte ich sie intuitiv nicht über ihr Naturell und die damit zusammenhängenden zusätzlichen Erkenntnisse auf, auch wenn diese möglicherweise für sie nützlich gewesen wären.

Hinterher fragte ich mich dann, warum ich das Thema vermieden hatte? Es hätte mich schon gereizt, ihr (wie ich das häufig mache) die Broschüre mit den Erkennungsmerkmalen und den Tipps zu zeigen. Aber, so wurde mir klar: es waren im Moment ganz andere Fragen vorrangig für sie. Fragen, zu denen die Naturellwissenschaft keinen wesentlichen Beitrag hätte leisten können.

Trotzdem habe ich natürlich naturelltypgerecht mit ihr gesprochen und sie ihrem Naturell entsprechend bestärkt und unterstützt. Aber das "Geheimnis" habe ich für mich behalten.

Aus der Erfahrung von inzwischen fast 20 Jahren im Umgang mit der naturellwissenschaftlichen Aufklärung lässt sich ziemlich sicher sagen, dass es eine hohe Bereitschaft (pädagogisch gesprochen: ein weit offenes Lernfenster) braucht, sich aufklären zu lassen - und auf diesen Moment müssen wir als Aufklärer warten; dürfen ihn aber auch nicht verpassen, wenn wir uns vorgenommen haben, sinnvolles Wissen an andere weiterzugeben.

Achten Sie also diese Woche einmal darauf, ob jemand, dem Sie begegnen, so ein "offenes Lernfenster" in Sachen "Aufklärung über die Naturellunterschiede" hat - und nutzen Sie dann die Chance, jemand etwas Wertvolles zu schenken, das ihn dann sein ganzes Leben begleiten und bereichern kann!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 278: Lösungskompetenzen

Heute möchte ich zwei interessante Videos empfehlen - beide erzählen etwas von den Lösungskompetenzen, in uns stecken und viel zu selten aktiviert werden.

Zum einen über einen Jungen, der ein scheinbar unlösbares Problem "ganz leicht" löst und dabei seinen Eltern zeigt, dass er schlauer ist als mancher Erwachsene:
http://www.t-online.de/tv/weitere-videos/eltern/id_77497466/junge-steckt-mit-seinem-kopf-im-gelaender-fest.html

Und dann die Geschichte eines alten Mannes aus Afrika (ich vermute, er gehört zu den Menschen mit Sachtyp-Naturell), der es mit Geduld und Neugier am Beobachten geschafft hat, nicht nur "ein Apfelbäumchen", sondern einen ganzen Wald anzupflanzen - und zwar in einer Wüstengegend:
http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/videos/burkina-faso-yacoubas-wunder-100.html

Dass er dabei am Ende eingestehen muss, dass er nicht alle Probleme lösen kann und "täglich dazulernt", möchte ich dann auch als Tipp der Woche weitergeben: Was können wir diese Woche dazulernen?

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 277: Naturelltypgerechte Tipps für Regentage

Regentag-Tipp für Menschen mit gelbem Naturell: die Langeweile aushalten, bewusst nichts tun, auf den Sofa sitzen und warten, bis ein Impuls kommt, etwas zu tun. Diese Idee auf einen Zettel schreiben und weiter warten, bis drei Ideen vorhanden sind. Erst dann eine davon umsetzen und die anderen beiden aufschieben.

Regentag-Tipp für Menschen mit blauem Naturell: eine Belohnung aussetzen für eine Tätigkeit, die man sich schon lange vorgenommen hat - und zwar groß genug, dass sie auch tatsächlich motiviert, sie heute noch umzusetzen.

Regentag-Tipp für Menschen mit rotem Naturell: sich selbst, einem lieben Menschen und einer größeren Gruppe von Menschen, denen man sich verbunden fühlt, etwas Gutes tun, etwas Schönes sagen, etwas schenken.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 276: Tief verwurzelt und angeboren ...

Der Tipp der Woche kommt heute mit einem Zitat aus der Vergangenheit, nämlich vom römischen Philosophen Seneca (vermutlich mit Sachtyp-Naturell begabt). Er schrieb an seinen Freund Lucilius:

"Durch keine Weisheit nämlich lassen sich die natürlichen Gebrechen des Körpers oder des Geistes beseitigen: Was tief verwurzelt und angeboren (lat.: infixum et ingenitum) ist, wird durch theoretische Belehrung zwar gemildert, aber nicht überwunden."

und weiter: "Was immer das Los der Geburt und des Körpers Verfassung zugewiesen haben, wird haften bleiben, mag der Geist auch viel und lange an sich gearbeitet haben; nichts davon kann verwehrt, ebensowenig wie herbeigeholt werden."

Auf dieser Basis lässt sich das Motto "Ich bin okay, du bist okay" aus der Transaktionsanalyse noch einmal gelassener anwenden - auch wenn wir uns beständig bemühen, die Schwächen unseres Naturells im Zaum zu halten, ist es doch nur "natürlich", dass sie hin und wieder über unseren Wunsch und Willen siegen. Das hält uns menschlich und das Wissen darum hilft uns, mit anderen und deren Schwächen gnädiger umzugehen.

Text: Werner Winkler, Zitate nach der Übersetzung von Franz Loretto, Epistulae morales ad Lucilium, Liber I, Reclam 1977, 11. Brief, 1 und 6

Tipp Nr. 275: Drei Naturelle in den US-Vorwahlen

Wenn ich mich nicht täusche, können wir im US-Vorwahlprozess derzeit sehr schön die Unterschiede zwischen drei Naturellen und ihren Präferenzen beobachten:

- Donald Trump, vermutlich ein "Gelber" mit wenig Verstand und Verständnis, dafür aber verrückten Ideen und viel Anziehungskraft in Richtung Seinesgleichen

- Bernie Sanders, vermutlich ein "Blauer", jahrzehntelang mit den gleichen Themen, rebellisch und klug, theoretisch fundiertem Wissen, und lange unterschätzt

- Hillary Clinton, vermutlich eine "Rote" ohne allzuviel emotionaler Ausstrahlung, dafür aber starkem Kampfeswillen, viel Geld (oder Schulden?) und langer Berufserfahrung

Tipp: Bei YouTube und Co. mal Interviews und Reden der drei vergleichen und die verschiedenen Stile kennenlernen. Mein Liebling im Moment: Bernie Sanders bekommt während einer Rede Besuch von einem Spatzen. Seine sachtypische Mimik dabei ist schön zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=eqVEzGOM7m0

Hier ist ein Bild mit allen dreien: http://thehill.com/sites/default/files/styles/article_full/public/article_images/clintontrumpsanders_getty_getty_gn.jpg?itok=m4UjSMUu

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 274: Zeitumstellung

Da es vermutlich noch einige Jahre dauern wird, bis die EU-Kommission (mit der notwendigen Zustimmung aller 28 Mitgliedsländer!) auf den Wunsch der Mehrheit der Betroffenen einlässt und die jährliche Zeitumstellung wieder abschafft, müssen wir uns irgendwie arrangieren.

Drei (dem Naturell angepasste) Tipps hierzu:

- Menschen mit Beziehungstyp-Naturell könnten die Zeitumstellung einfach freundlich ignorieren und sich den Ärger darüber sparen

- Menschen mit Sachtyp-Naturell könnten sich eine Woche frei nehmen und dann täglich zehn Minuten früher aufstehen, um sich so umzustellen

- Menschen mit Handlungstyp-Naturell könnten sich den Wecker eine zusätzliche Stunde früher stellen und sich dann freuen, dass sie noch eine Stunde schlafen dürfen

- zusätzlicher Tipp für Menschen mit Untertyp Fühler: unbedingt früher schlafen gehen, weil Fühler fehlenden Schlaf am meisten vermissen (im Gegensatz zu Denkern, denen einige Tage weniger Schlaf sogar guttun kann)

Tipp für alle: Auf den Herbst freuen, wenn die "geklaute" Stunde (wenn auch ohne Zinsen, aber daran sind wir ja schon gewöhnt) wieder zurückerstattet wird.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 273: In Memoriam Guido Westerwelle

Man mag zu den politischen Ansichten des früheren Außenministers und FDP-Vorsitzenden so oder so gestanden haben - aber für viele war er ein starker, sympathischer Charakter; vielleicht auch, weil er ab und zu so krasse Fehler begangen hat und über seine eigenen Ziele hinausgeschossen ist. Dass Guido Westerwelle jetzt schon mit 54 Jahren an Leukämie gestorben ist, erschüttert viele.

Diese Woche fand ich ein längeres Interview mit ihm, das er vor wenigen Monaten dem SPIEGEL gegeben hat. Ich empfehle, es im Andenken an ihn zu lesen und sich von der darin spürbaren Reife und Menschlichkeit berühren zu lassen. Selten war ein Politiker so ehrlich, scheint mir - gerade im Angesicht schwerer Krankheit und dem Risiko des Sterbens, wie Guido Westerwelle in dem, was er hier sagt:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/guido-westerwelle-im-spiegel-gespraech-und-dann-stirbste-a-1083100.html

Und wer auch die fachliche, naturellwissenschaftliche Seite "mitlesen" möchte: Das Naturell des Wir-Beziehungstyps lässt sich hier gut erkennen.

P.S. Die ungewöhnlichen Sonderzeichen letzte Woche hatten ihre Ursache in einer Umstellung bei unserem Internet-Provider (geänderter Zeichensatz). Wir bitten um Entschuldigung und hoffen, dass das Problem jetzt behoben ist.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 272: Wahlen, fehlender Link und Akademie im Internet

So kann es gehen - bei meinem letzten Tipp habe ich wohl aus Versehen den entscheidenden Link vor dem Absenden gelöscht: www.123modell.de/grafik.htm - dort können viele Grafiken zu unserem Thema, z.B. für Webseiten, Flyer, Präsentationen oder Skripte, heruntergeladen werden.

Außerdem möchte ich bei dieser Gelegenheit auf die "Akademie" zum Erlernen des 123-Modells auf www.123modell.de/akademie.htm hinweisen, die in über 50 Modulen das Fachwissen portionsweise auffächert.

P.S. Und für alle Leserinnen und Leser in Bundesländern, in denen heute gewählt wird der dringende Tipp: Gehen Sie bitte wählen und entscheiden Sie sich für eine freundliche Partei und damit gegen Hass, Feindschaft und Intoleranz. Eine niedrige Wahlbeteiligung nützt vor allem den Extremisten - und wohin es führt, wenn die Oberwasser bekommen, haben unsere Großeltern von 1933-1945 erlebt. Einmal reicht.

Text: Werner Winkler


Tipp Nr. 271: Gratis Grafiken zur Verwendung

Auf Nachfrage einer Kollegin möchte ich auf eine Webseite hinweisen, auf der ich kostenlos verschiedene Grafiken zum 123-Modell zur Verfügung stelle, z.B. Triaden oder Landkarten sowie das beliebte "Verschieden? Okay!"-Logo, das auch am Ende des neuen Films auftaucht.

Auch die neuen Motive der aktuellen Broschüre (Titelbild im Anhang), die seit dieser Woche lieferbar ist, sind dort zu finden. Die Broschüre selbst ist über die Titelseite von www.123modell.de als PDF jederzeit downloadbar.

Die Bilder können von dort einfach auf den eigenen Schreibtisch gezogen und in andere Dokumente (Webseiten, Word-Dateien, Powerpoint-Präsentationen) eingebaut werden.

Und falls jemand dort etwas vermisst, einfach melden - ich versuche, das dann nachzuliefern.


Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 270: Walnussbäumchen statt Apfelbäumchen

Ein aufmerksamer Leser hat mich darauf hingewiesen, dass Walnussbäume die bessere Metapher für "die Hoffnung behalten" sind als Apfelbäume - das will ich gerne aufnehmen und weitergeben.

Walnussbäume säen sich nämlich selbst aus (indirekt auch über Tiere, die Walnüsse für den Winter vergraben und vergessen), Apfelbäume benötigen menschliche Pflege und verwildern, wenn das nicht geschieht. Sie säen sich auch nicht selbst aus, zumindest nicht die Zuchtformen.

Was für ein Tipp lässt sich nun daraus ableiten? Noch besser, als die Hoffnung in der Welt zu halten ist es, andere dazu anzustiften, die dann wiederum andere anstiften. Etwa dadurch, dass man seinen Kindern, Enkeln oder jungen Menschen überhaupt wertvolles Wissen (wie das um die Naturelle) beibringt und es mit ihnen auf die Reise in die Zukunft schickt.

Vielleicht steht der Walnussbaum auch für die ganz authentischen Werte, die wir vorleben und dadurch weitergeben, ohne viel zu sagen oder zu "lehren". Es strengt den Walnussbaum ja nicht an, Nüsse zu produzieren - es ist einfach seine Natur.  

Und auch diesen Vers zum Thema "Hoffnung", der mir zugetragen wurde, möchte ich gerne teilen:

Schlägt dir die Hoffnung fehl,

nie fehle dir das Hoffen!

Ein Tor ist zugetan,

doch tausend sind noch offen.

(Friedrich Rückert, in: Freimund, Die Weisheit des Brahmanen)


Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 269: Unsere Apfelbäumchen

Vielleicht ist manchen hier schon aufgefallen, dass es auf Facebook und YouTube bereits den lange angekündigten Film zum Thema "Naturellunterschiede" gibt (https://www.youtube.com/watch?v=EC5-m42MVyQ).

Nun mag man sich als kritischer Zeitgenosse fragen, wie wir für relativ viel Geld ein "nettes Filmchen" produzieren können, wo doch in Syrien der Krieg die Städte und Menschen zermalmt, das Klima außer Kontrolle gerät und das Ökosystem von einer ungeheuren Zahl an Menschen (und den Tieren, die sie für ihre Ernährung füttern oder aus dem Meer holen) buchstäblich "leergegessen" wird? Müsste man sich nicht lieber darum kümmern?

Auch wenn der Satz nicht von Martin Luther stammt, wie oft genannt - er hat etwas Mutmachendes: Würde ich wissen, dass schon morgen die Welt untergeht, ich würde noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen!

Ich lese diesen Satz so: Wenn wir nicht mehr daran glauben, dass es noch oder wieder "gut" werden kann mit uns Menschen und der einzigen Welt, auf der wir leben können - dann lohnt es sich weder, etwas zu lernen, zu erforschen, sich mit Kindern abzugeben oder ein Hobby zu pflegen. Aber wenn wir noch Hoffnung haben, dann ist es auch legitim oder sogar sinnvoll, hier und da ein Apfelbäumchen zu pflanzen oder einen Apfelbaum zu pflegen.

In diesem Sinne: viel Spaß mit dem ersten Film zum Thema "Naturellunterschiede"!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 268: Wichtiger Artikel zur Naturellwissenschaft

Wie viele Leserinnen und Leser vermutlich mitbekommen haben, gibt es in den letzten Monaten eine verstärkte Beachtung und Verwendung des Begriffs "Naturell" anstatt "Typ" oder "Persönlichkeitstyp".

Die Gründe dafür und auch, welche Verbindungen es zwischen der Idee eines "Naturells" und dem "Temperament" in der akademischen Wissenschaft gibt, hat Günter Hiller, Dipl.-Pädagoge aus Freiburg in einem umfangreichen Artikel herausgearbeitet.  

Es lohnt sich wirklich - nicht nur für akademisch Gebildete -  dafür eine Stunde Zeit aufzuwenden und ihn in Ruhe zu lesen. Hier (www.123modell.de/hiller-naturellwissenschaft.htm) ist er im Internet zu sehen, die Empfänger des Rundbriefes erhalten ihn zudem als PDF-Datei zugesandt.  

Tipp Nr. 267: Gewichtung - Grafiken

Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört im Zusammenhang mit den Naturellgruppen: "Ich habe von allen dreien etwas ..." - oft verbunden mit dem Zusatz "ich kann mich keiner der drei Gruppen zuordnen".

Was zunächst nach einer Sackgasse im Gespräch klingt, ist jedoch ein guter Ansatzpunkt, um das Wesen der Zuordnung zu erklären: dass es da eine "Gewichtung" zwischen drei Optionen gibt (also eine bevorzugte und eine vernachlässigte Ecke in den "Triaden"), z.B. zwischen "Ja", "Vielleicht" und "Nein".

Wenn ich dann noch eine kleine Zeichnung zeigen kann (wie im Anhang), wird es meist rasch klarer: Die Zugehörigkeit zu einer Naturellgruppe bedeutet eben nicht, nur die Eigenschaften dieser Kategorie zu zeigen, sondern sie zu bevorzugen. Wobei es vielen meiner Gesprächspartner leichter fällt, die vernachlässigte Seite zu identifzieren - woraus sich dann ja (rückwärts, gegen die Pfeilrichtung) ein guter Hinweis gibt, was die Bevorzugung sein könnte.

Anbei das Gewichtungsmotiv für alle drei Grundtypen individuell umgesetzt - plus drei Zeichnungen, die den Ausgleichsprozess zeigen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 266: Veränderungen versus Bleibendes

Wenn Veränderungen passieren oder geplant werden, empfiehlt es sich, besonders jene Dinge in den Blick zu nehmen, die "so gut sind, dass sie bleiben sollen" (Steve de Shazer).

Gerade in besonders "aufregenden" Zeiten geraten nämlich jene Errungenschaften, die wir eher als selbstverständlich betrachten und ohne große Würdigung oder Dankbarkeit nutzen, gerne ins Abseits unseres Bewusstseins.

Dies betrifft (im größeren Rahmen) unsere Zivilgesellschaft in Europa derzeit ebenso wie (im viel kleineren Rahmen) unsere Initiative, die bisher "Psychographie-Initiative" hieß und künftig - auf Beschluss der Mitgliederversammlung vom 30.1.16 "Initiative zur Förderung der Naturellwissenschaft" heißen wird.

Über jede Rückmeldung, was die Leserinnen und Leser dieses "Tipps der Woche" für "gut und erhaltenswert" empfinden (im Verein oder in unserer Gesellschaft), freue ich mich. Und vielleicht mögen Sie heute jemand mit einem entsprechenden Kompliment in dieser Richtung überraschen, der gar nicht damit rechnet? Ich finde zum Beispiel die Programmierung der Seite, auf denen ich die "Tipps der Woche" eingeben kann, sehr gelungen und danke bei dieser Gelegenheit den beiden Experten im Hintergrund, die sich darum kümmern!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 265: Richard von Weizsäcker

Nächsten Sonntag vor einem Jahr, am 31.1.2015, starb der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Er war für viele ein außergewöhnlicher Mensch und Politiker und auch seine Rede im Bundestag zum 40. Jahrestag des Kriegsendes (die ich zum Nachlesen als Tipp der Woche empfehle), bleibt in Erinnerung.

Aus ihr möchte ich heute zitieren. Nicht, weil dieses Zitat etwas mit unserem Thema der unterschiedlichen Naturelle zu tun hat, sondern weil es immer wieder Situationen und Themen gibt, in denen für alle Naturellgruppen gleiche Herausforderungen auftauchen: im aktuellen Fall die Gefahr, dass (wieder) blinde Vorurteile, Rassismus und Hass die Oberhand gewinnen - in den Köpfen und Herzen Einzelner, in den Medien oder in der öffentlichen Meinung, in den Gesprächen am Arbeitsplatz, der Familie, in der Schlange an der Supermarktkasse.

Dem müssen sich alle entgegenstellen, die "an das Gute im Menschen glauben" (wie Anne Frank es in ihrem Tagebuch formuliert hat).

Richard von Weizsäcker (vermutlich ein wir-verbundener Beziehungstyp):

"Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist. Deshalb dürfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden.

Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit - für niemanden und kein Land! Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet. Aber wir haben die Kraft, Gefährdungen immer von neuem zu überwinden.

Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Haß zu schüren.

Die Bitte an die jungen Menschen lautet:

Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Türken*,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weiß.

Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander."

Auszug aus der Rede Richard von Weizsäckers zum 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag, hier komplett nachzulesen: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Richard-von-Weizsaecker/Reden/1985/05/19850508_Rede.html

* hier wäre 2016 wohl hinzuzufügen: Marokkaner, Syrer, Afghanen, Flüchtlinge, Asylbewerber ...  

Text/Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 264: Drei Naturelle in zwei Filmen

Wer den "Kleinen Prinzen" von Saint-Exupéry gelesen und gemocht hat, wird ziemlich sicher auch die aktuelle Filmadaption im Kino (und vermutlich bald auf DVD) schätzen: https://www.youtube.com/watch?v=3crIu0YxKWE - in diesem Film für mich überzeugend (wenn auch extrem) dargestellt: wie die (Handlungstyp-)Mutter der Hauptdarstellerin versucht, das Leben ihrer Tochter durchzuplanen und sie auf beruflichen Erfolg zu trimmen - und wie die Tochter trotzdem ausbricht; hierbei scheint es mir nochmal erinnernswert zu erwähnen, dass Saint-Exupéry ziemlich sicher selbst zu dieser Naturellgruppe gehörte und sich in seinem Buch viele Anspielungen darauf finden lassen; man könnte auch in der Figur des "Kleinen Prinzen" so etwas wie sein "gelbes Ich" sehen.

Und wer mit seinen Kindern eine Gelegenheit sucht, sehr prägnant über die Naturellunterschiede zu sprechen, kann dies mit "Zoomania" - ein Trailer dazu findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=4L5oaM8-xvQ - darin sehr schön dargestellt, wie groß die Unterschiede im Kommunikationsverhalten zwischen den "Gelben" und den "Blauen" von der jeweils anderen Seite aus wahrgenommen werden.

Tipp der Woche also: wenn es draußen kalt und ungemütlich ist, mal wieder einen schönen, tiefsinnigen oder anspruchsvollen Film schauen und "nebenbei" noch etwas dazulernen ...

P.S. Und für diejenigen, die auf den ersten Film über die Naturellunterschiede warten, der auf unserer letzten Fachtagung präsentiert wurde: Er ist jetzt fertig und wird für die Einbindung auf unserer Homepage und auf YouTube vorbereitet. Wir informieren dann über den Rundbrief, wenn er sichtbar ist.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 263: Persönlichkeitsprägung bewusst machen

Neben dem Naturell, das nach unserer Beobachtung viele andere Faktoren überlagert, gibt es bekanntlich noch andere, über die man sich bewusst werden sollte, wenn man sich als Gesamtpersönlichkeit verstehen möchte.

Interessant erscheint mir hierzu auch die zeitliche Reihenfolge und die Erkenntnis, wie viele Faktoren schon (lange) vor der Geburt geprägt werden, z.B. die Ausrichtung des sexuellen Begehrens oder das Körpergefühl (ob es eher "männlich" oder "weiblich" angelegt ist).

Hierzu möchte ich nochmal den Artikel aus der ZEIT zu diesem Thema empfehlen, der meines Erachtens hierzu sehr klar den Stand der Wissenschaft klärt: http://www.zeit.de/2013/11/Homosexualitaet

Tipp daher an alle, die sich mit dem Phänomen "Persönlichkeit" beschäftigen, nicht nur das Naturell zu beachten, sondern auch die anderen Faktoren (s. in anhängender Skizze).

Text und Grafik: Werner Winkler

Tipp Nr. 262: Naturelltypen statt "Typen"

Bei meinen "Aufklärungsgesprächen" rund um das Naturell versuche ich immer wieder, eine bestmögliche Sprache für die Phänomene zu finden, mit denen wir uns beschäftigen.

Wenn ich mit Klienten über "Typen" sprach, kam es oft zu Missverständnissen, da dieser Begriff keine Aussage darüber macht, welche Art von "Typ" gemeint ist - es gibt ja auch Farbtypen oder Hauttypen. Über "Persönlichkeitstypen" zu sprechen grenzt zwar die Sache etwas ein, aber auch hier lauern Fallen: meist wird darunter eine sehr umfassende Eingruppierung einer Person verstanden, im Sinne von "ihr ganzes Wesen betreffend".

Da wir aber nur jenen Anteil an der Gesamtpersönlichkeit beachten (und über ihn aufklären), der unabhängig von späteren Einflüssen und den vererbbaren Genen einem Menschen (oder Tier) angeboren mitgegeben wird, hat sich der Begriff "Naturell" als sinnvolle Wortwahl erwiesen - auch als Abgrenzung zu anderen Merkmalen, die etwa durch vererbte Gene, Kultur, Erziehung oder Biografie hinzukommen.

Wer also weiterhin von "Typen" sprechen möchte, kann durch die Erweiterung des Begriffs zu "Naturelltypen" deutlicher sagen, was gemeint ist; wobei auch "Naturellgruppen" nach meiner Erfahrung gut ankommt, ebenso der Satz "Menschen mit einem Naturell, wie Sie es zeigen/wie Ihr Kind/Mitarbeiter/Partner usw. es zeigt ...".

Auch die Rede von einem "Beziehungstyp-Naturell" ist unter Umständen hilfreich - und wer mutig ist und in einer entsprechend lockeren Gesprächsrunde, kann auch mal von einem "Gorilla-Naturell" oder einem "Blauwal-Naturell" sprechen.

Mein Tipp daher: die eigene (Fach-)Sprache immer wieder überprüfen, mit neuen Begriffen experimentieren und beobachten, welche davon am besten verstanden werden.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 261: Naturellbewusstsein

Noch vor 150 Jahren war sich niemand der Existenz von Vitaminen bewusst (hier nachzulesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Vitamin) - dieser Bestandteil der Nahrung wurde schlichtweg nicht gesehen und deshalb war auch dessen Bedeutung unbekannt. Vor 500 Jahren wusste niemand, dass es Bakterien gibt und dass sie für viele Krankheiten verantwortlich sind. Doch auch als die ersten Forscher Vitamine oder Bakterien zu verstehen begannen, waren es noch viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte, bis die Allgemeinheit diese Erkenntnisse aufgenommen hatte.  

Ähnlich ist es, so scheint mir, mit dem Persönlichkeitsbestandteil, den wir "Naturell" nennen: bisher sind sich nur wenige bewusst, dass Menschen und Tiere ein "Naturell" besitzen. Die aus dem Naturell resultierenden Phänomene werden zwar trotzdem gesehen und nach bestem Wissen benannt, z.B. "ich mag mehr Menschen in der Art wie Y. ..." oder "in der Abteilung 5 gibt es viele sehr emotionale Menschen" bzw. "der Herr M., das war ein Mensch wie du einer bist, Werner". Aber die korrekte Ursache der Phänomene ist noch unbekannt.

Meine Erfahrung (und damit der Tipp für heute) ist, dass wenn ich den bislang eher übersehenen Persönlichkeitsanteil klar benenne (als "Naturell") und je nach Anlass mehr oder weniger dazu sage, dass ich fast immer auf offene Ohren stoße - als habe man darauf gewartet, endlich ein Wort und ein Erklärungsmuster für etwas zu bekommen, das man zwar schon gesehen, aber nicht verstanden hat, weil es noch keinen Namen hatte.

Und es freut mich dann, wenn ich oft Jahre nach so einer "Aufklärungsarbeit" höre, wie langfristig wirkungsvoll und nützlich sie war.

Für das Jahr 2016 wünsche ich uns, dass es uns gelingt, wieder viele Interessierte mit einem Bewusstsein für das Naturell zu beschenken - und auch dadurch vielleicht ein klein wenig zu mehr Frieden und Verständnis beizutragen.

Text: Werner Winkler
Grafik: Petra Schmalzl

Tipp Nr. 260: Demut

"Demut ist Mut zur Wirklichkeit" hat mir einmal ein Lehrer gesagt. Daran musste ich diese Woche denken, als ich Günter Hillers Forenbeitrag zur Diskussion um die Verwendung des Naturellbegriffs im neuen Vereinsnamen las.

Und ich musste an Christoph Kolumbus und die anderen Seefahrer denken, die nach ihm den Weg nach Westen gewagt haben. Zuerst dachten sie, die Inseln, die sie entdeckt hatten und die auf keiner ihrer Landkarten verzeichnet waren, seien ein Teil von Indien. Andere sprachen von einer neuen Welt. Und manch einer mag auch gedacht haben, es seien wirklich nur zwei oder drei weitere Inseln im weiten Meer wie die Azoren.

Irgendwann wurde dann klar, dass "nur" ein neuer Teil der schon bekannten Welt wiederentdeckt worden war; heute wissen wir, dass schon vor über 10000 Jahren Menschen diesen Kontinent entdeckten und besiedelten - und dass zwischendurch einmal Seefahrer ihn von Europa aus bereist und sogar versucht hatten, Landkarten zu zeichnen.

Vergleichen wir einmal ganz demütig (im Sinne von "Anerkennen der Wirklichkeit") Dietmar Friedmann mit Christoph Kolumbus. Dann können viele von uns sagen: "Wir waren dabei" - vielleicht nicht auf der ersten oder zweiten Fahrt, aber noch ganz am Anfang. Wir haben seine Hoffnung geteilt, einen einfachen Weg zur perfekten Psychotherapie gefunden zu haben. Wir haben irgendwann gemerkt, dass er (scheinbar) etwas ganz Neues und auf jeden Fall etwas sehr Spannendes und Nützliches gefunden hat und es nach vielen anderen Versuchen "das Naturell" genannt.

Wir haben auch erkannt, dass schon die alten indischen Ayurveda-Ärzte darüber Bescheid wussten und dass die Lehrer des Enneagramms eine mündliche Überlieferung durch die Zeit getragen hatten, die zeigt, dass nicht nur die drei Konstitutionstypen der Inder, sondern auch weitere Differenzierungen gesehen wurden.

Und nun, da wir den "Weg nach Westen", die neuen Aspekte der menschlichen Persönlichkeit und den Reichtum erkannt haben, der hier für unser Bewusstsein über uns selbst bereit liegt, müssen wir demütig, also mit dem Mut zur Wirklichkeit erkennen, dass wir uns in einem für uns neuen Land befinden - und dass wir "dabei sind". Genauso merken wir aber, dass es nicht einfach ist, mit denen, die noch nicht mit uns aufs Schiff gestiegen sind und das neue Land mit eigenen Augen gesehen haben, darüber zu sprechen. Viel mehr als einige Früchte oder unbekannte Tiere können wir nicht vorzeigen, um noch einmal zur Metapher zurückzukehren. Das neue Land will ja selbst erlebt und erforscht werden, Erzählungen darüber können diese Erfahrung nicht ersetzen und wer es nicht wagt, aufs Schiff zu steigen, wird nicht wissen, wovon wir sprechen.

Was wir aber können ist, nicht mehr von einem Weg nach Indien zu sprechen (auch wenn Kolumbus im Prinzip recht hatte, dass es in dieser Richtung auch nach Indien geht), sondern von "Amerika", einem neuen Kontinent auf der schon seit Jahrtausenden erforschten Landkarte der Persönlichkeit (nicht nur der menschlichen, was ich hier noch einmal anmerken möchte).

Den Artikel von Günter Hiller kann man bei Interesse hier nachlesen: www.123modell.de/hiller2015.htm

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 259: Jane Goodall - Helmut Schmidt - Marcel Reich-Ranicki

Im Alter werden manche Menschen ja sehr "weise" und es ist eine wahre Freude, ihnen zuzuhören. Dank YouTube und Internet geht das sehr leicht und sogar kostenlos.

Ich habe drei Beispiele herausgesucht, die im Entwicklungs- oder Ressourcenbereich liegen: einmal die berühmte Schimpansenforscherin und Umweltaktivistin Dr. Jane Goodall (vermutlich Beziehungstyp-Naturell), die man hier in einem bewegenden Statement sehen kann:
https://www.youtube.com/watch?v=99gJKzINNow

Dann der kürzlich verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt mit seiner Frau Loki (beide vermutlich Handlungstyp-Naturell): https://www.youtube.com/watch?v=FUnf7tRR7O4 - gerade Loki Schmidt zeigt sich dabei als sehr typische "Rote" :)

Und zuletzt Marcel Reich-Ranicki, wie er überdeutlich und anspruchsvoll "Nein" sagt: https://www.youtube.com/watch?v=jsbhA64PvwA - sogar mit Thomas Gottschalk (Beziehungstyp) mit einem Rettungsversuch.

P.S. Falls jemand das Cello-Stück sucht, das Reich-Ranicki am Ende seiner Rede anspricht, es ist hier zu sehen und zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=J9e_t5winag

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 258: Bild für die Gewichtung

Das Prinzip der Gewichtung, also die Dynamik zwischen den bevorzugten und vernachlässigten Optionen einer Triade, gehört sicher mit zum Wertvollsten, was die Naturellkunde anzubieten hat.

Umso wichtiger sind hier klare Bilder und Erklärungsmuster, wie das Beispiel der Händigkeit (starke und schwache Hand).

Gestern fiel mir nun ein schönes Alltagsbild für die Gewichtung auf, das ich gerne mit den Lesern und Leserinnen hier teilen möchte: Ich war als Kalligraf in einem Stuttgarter Kaufhaus engagiert, um Weihnachtskugeln zu beschriften, hatte aber nebenher genügend Zeit, meine Mitmenschen beim Weihnachtsshopping zu beobachten.

So auch einen Vater, der vor sich einen Buggy-Kinderwagen schob, an dem sehr viele volle Einkaufstüten hingen. Einmal ließ er ihn los - und obwohl vorne im Wagen ein Kind saß, kippte der Wagen und er musste ihn abfangen. Das Kind war offensichtlich zu leicht bzw. die Einkäufe zu schwer.

Ein schönes Bild für die Gewichtung, dachte ich da: Wenn wir nicht absichtlich und mit dem "Gewicht" unseres Bewusstseins dagegen halten, neigen wir uns automatisch in Richtung unseres naturelltypischen Schwerpunkts - also dahin, wo unser Naturell uns gewohnheitsmäßig tendieren lässt. Der Vater hätte aber auch seinen größeren Sohn, der sich mit mir über Weihnachtskugeln unterhielt, in den Wagen setzen und so ein Gegengewicht schaffen können; oder ihm ein paar Tüten zum Tragen abgeben. Dann wäre des ausgeglichen und er hätte nicht den Wagen stützen müssen.

Und für die Fortgeschrittenen im Thema: der Wagen selbst bzw. sein Zustand steht hier für den "Kontrolleur", also den dritten Bereich in der Triade.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 257: Lexikon der Naturellkunde

Um das immer weiter wachsende Feld der Naturellkunde ein bisschen übersichtlicher zu machen, habe ich begonnen, ein "Lexikon der Naturellkunde" im Internet zu schreiben: www.123modell.de/lexikon.htm - einfach mal reinschauen und überprüfen, wie aktuell oder vollständig der eigene Kenntnisstand des 123-Modells so ist (auch wenn das Lexikon natürlich noch lange nicht vollständig ist).

Die Stichworte sind alphabetisch geordnet und z.T. mit Links zu Vertiefungen auf anderen Seiten versehen. Für Ideen zu noch aufzunehmenden Stichworten über wewinkler@t-online.de bin ich dankbar; gerne auch ganze Texte, falls sich jemand berufen fühlt, einen Beitrag zu leisten.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 256: Sachtyp-Mini-Mimik

Heute möchte ich einen kurzen Film empfehlen, in dem beispielhaft der Unterschied zwischen Beziehungstyp- und Sachtyp-Mimik zu sehen ist. Es lohnt sich auch, den Film ohne Ton anzuschauen und nur auf die Gesichter zu achten.

https://www.youtube.com/watch?v=1qzH2SGd16Y

Es ist ein Ausschnitt der Antwort von Horst Seehofer an Angela Merkel. Während er (Beziehungstyp) sie hart (und wie ich meine, unfair) kritisiert und dabei lächelt, schaut sie (Sachtyp) nur starr, verzieht aber ab und zu die Augenbrauen. Ich möchte nicht wissen, was die Kanzlerin währenddessen gedacht hat ...  

Tipp daraus: Sachtypen sehr genau beobachten, ihre mimischen Reaktionen sind meist minimal, aber durchaus aussagekräftig. Das lässt sich schon bei kleinen Kindern sehen - neulich sah ich eine Mutter, die ihrem Sachtyp-Sohn (knapp ein Jahr alt) die Flasche geben wollte. Das Kind bewegte nur den Kopf leicht von rechts nach links, um dem Schnuller zu entgehen. Von außen sah das wie ein "Nein" aus, jedoch sehr dezent. Die Vermutung lag nahe, dass er keine Flasche wollte und als die Mutter dann die Brust anbot, trank er sofort.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 255: Drei Antworten auf derlei Hass

Angesichts des sich derzeit zeigenden Hasses möchte ich auf drei Arten von Hass - entsprechend den drei unterschiedlichen Naturellen - hinweisen und drei mögliche Antworten darauf beschreiben.

"Gelber" Hass zeigt sich z.B. darin, dass ganzen Gruppen die eigene Zuneigung pauschal entzogen wird (die man aber weiterhin für andere, denen man sich verbunden fühlt, zeigen kann). Die typischerweise vorhandene natürlich Zuneigung und Freundlichkeit ist also nicht komplett auf Null, sondern nur selektiv abgeschaltet, meist aus schlichter Unkenntnis, Desinformation oder Dummheit.

Eine Antwort auf eine solche Art von Hass könnte der Versuch sein, erneut die verlorene Empathie und Freundlichkeit zu wecken, z.B. durch persönliche Begegnungen mit denen, denen die Zuwendung entzogen wurde.

"Blauer" Hass zeigt sich z.B. in abwertender, sarkastischer Sprache, in Büchern mit scheinbar intellektuell anspruchsvollen Titeln aber kaum verhohlenen Aufrufen zur Ausgrenzung ganzer Gruppen oder auch im Wegschauen, Wegducken, Nichtstun dort, wo mutige Taten selbstverständlich sein sollten. Es werden also keine Taten als Ausdruck des Hasses gezeigt oder angeboten, sondern Gedanken und Ideen, die dann von anderen umgesetzt werden sollen.

Eine Antwort auf eine solche Art von Hass sind z.B. ebenso intellektuelle und geistreiche Erinnerungen an Kultur, Toleranz, Fairness (wie etwa letzte Woche von führenden katholischen Ordensleuten in einem Offenen Brief an Horst Seehofer verbreitet), auch gute Argumente, klare Zahlen, historische Fakten können den blau eingefärbten Hass mildern.

"Roter" Hass zeigt sich z.B. in konkretem Verhalten und unverhohlen hasserfüllten oder auch nur offen unfreundlichen Worten und Taten. Es werden etwa böse Unterstellungen gegenüber Menschen geäußert, die man gar nicht kennt und denen man die übliche Unschuldsvermutung und das Recht auf faire Behandlung entzieht. Selbst vor Brandsätzen, Prügel, Mord und offenem Terror wird nicht zurückgeschreckt, um eigenen Ziel oder Ideen Ausdruck zu verleihen. Dafür wird dann sogar der eigene gute Ruf, öffentliches Ansehen, die politische Karriere oder gar das eigene Leben aufs Spiel gesetzt und für nicht mehr wertvoll erachtet. Der Hass frisst also zuerst oder letzlich den auf, der seinem Hass gegen andere freien Lauf lässt (worin man einen Hoffnungsschimmer sehen könnte).

Eine Antwort auf solche Art von Hass könnte sich in aktivem, aber nicht von eigenem Hass getragenem Widerstand äußern. Angenommen, vor 80 Jahren hätten sich in Deutschland vor jede Synagoge hunderte Menschen mit Kerzen gestellt - sie hätten ziemlich sicher die Brandstifter abgehalten, ihrem Hass derartigen Ausdruck zu verleihen und Schlimmeres vorzubereiten. Ein starkes "Stattdessen", z.B. der Wunsch nach Frieden und Harmonie in der Gesellschaft, hätte den Hass ebenso stoppen können wie schlicht die Wahl anderer Parteien als jener, die offenen Hass in ihrem Programm hatte.

Die Antwort auf Hass kann also nicht mehr Hass sein, sondern mehr Liebe, mehr Verständnis, mehr Entgegenstellen - je nach eigener Fähigkeit oder Naturell.

Text: Werner Winkler  

Tipp Nr. 254: Buchtipp: Lesevergnügen und Lernen

Eschbach-Billion-Dollar
Neulich bekam ich ein Buch empfohlen, das sich dann nicht nur als intellektuelles Lesevergnügen, sondern auch als Lehrbuch "Wie erlebt ein Mensch mit Sachtyp-Naturell die Welt" entpuppte.

Deshalb heute der schlichte Tipp, sich "Eine Billion Dollar" von Andreas Eschmann anzuschauen. Es ist von 2001, deshalb inzwischen auch günstig gebraucht oder als E-Book zu erwerben.

Kleine Leseprobe: "Er fühlte sich unsichtbar und auf merkwürdige Weise frei. In den zurückliegenden Wochen schienen alle Notwendigkeitn der Zivilisation von ihm abgefallen zu sein, die ganzen lästigen Verrichtungen persönlicher Hygiene, die zahllosen Verpflichtungen des Zusammenlebens, an all das erinnerte er sich nur noch wie an etwas, das einmal einen anderen betroffen und von dem er nur erzählt bekommen hatte. Es gab nichts zu tun, aber er langweilte sich nicht, sondern war zufrieden, irgendwo zu hocken, an eine Mauer gelehnt, und geruhsam ins Leere zu starren."

Text (außer der Leseprobe): Werner Winkler

Tipp Nr. 253: Empathie stärken durch Provokation

In den letzten Wochen erschreckt es mich immer wieder, wie wenig Mitgefühl manche meiner Mitmenschen empfinden, selbst wenn sie sonst sehr freundlich, gebildet und lebenserfahren wirken.

Deshalb habe ich mir zu zwei Themenkomplexen, die mir aktuell sehr bedeutend erscheinen, Fragen überlegt, die "provozierend anregen" sollen und merke, wie sie überraschen und zum Nachdenken bringen.  

1. Frage (an einen Menschen gerichtet, der nichts Schlimmes daran findet, intelligente Tiere zu töten und zu verspeisen "weil es so gut schmeckt"): Angenommen, es würde eine dem Menschen minimal überlegene Spezies auftauchen und damit anfangen, Menschenbabys ihren Müttern wegzunehmen und nur zu dem Zweck zu mästen, damit sie dann als "Spanbabys" gebraten und bei deren Feiern verzehrt werden können - wie würden Sie darauf reagieren? Wäre das ein zu rechtfertigendes Verhalten?

2. Frage (an einen Menschen gerichtet, der keine Einwanderer oder Flüchtlinge mit anderer Hautfarbe oder Religion in seiner Nachbarschaft sehen möchte): Angenommen, es wären nicht mehrheitlich junge Männer aus Syrien, die da ankommen, sondern busweise kleine Kinder aus Israel oder aus der Schweiz, die vor einem Krieg fliehen - würde das Ihre Reaktion und Haltung verändern? Würden Sie diesen Menschen nicht Ihre Wohnung und Ihr Herz öffnen?

Mir ist bewusst, dass Gewohnheiten (Fleisch essen) und Vorurteile (Vorbehalte gegenüber Fremdem) sehr stark sind - aber wer sich mit den Unterschieden der Naturelle auseinandergesetzt und gelernt hat, diese zu respektieren, hat damit gezeigt, dass er fähig ist, diese Programmierungen und dann auch sein Verhalten zu ändern.  

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 252: Versandfehler im Tipp der Woche

Liebe Empfänger des "Tipps der Woche": Nachdem es in den letzten Wochen Probleme mit dem Versand der Tipps gab und viele eingetragene Empfänger keine Mails mehr bekamen, hat unser Webmaster Holger Hägele nun den Fehler (beim Provider) entdeckt und behoben. Es wurden leider nur die ersten 50 in der Liste berücksichtigt, was uns leid tut.

Wer die verpassten Tipps nachlesen möchte, kann dies im Archiv auf http://www.psychographen.de/tipp-der-woche.php tun.

Und die Tipps der Woche lauten daher aus gegebenem Anlass :)

1. Als Beziehungstyp hartnäckig an erkannten Fehlern dranbleiben.
2. Als Sachtyp auch damit rechnen, dass jemand unvernünftige Dinge tut.
3. Als Handlungstyp (Gruß an den Provider) aktiv kommunizieren, wenn man etwas ändert, was davor lange Zeit selbstverständlich war.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 251: Lernen ermöglichen statt therapieren.

Richard Bandler, Mit-Erfinder des NLP sagt: Ich heile nicht, weil ich nicht der Meinung bin, dass die Menschen krank sind. Ich lehre. (Original: I do not heal people, because I do not think they are sick. I teach.)

Dies scheint mir gerade im Hinblick auf das Typische der verschiedenen Naturelle zu gelten: das Typische ist keine Krankheit oder Störung, weshalb hier auch nichts "therapiert" werden muss.

Wohl aber braucht es einen Erkenntnis-, Lern- und Übungsprozess, um die eigenen Bevorzugungen zu sehen, auf ein gesundes Maß zu reduzieren und gleichzeitig die vernachlässigten Bereiche zu stärken.

Dabei sind wir aber mehr Begleiter, Berater oder Lehrer als Therapeuten - wenn überhaupt Unterstützung von außen benötigt wird. Denn nach meiner jahrelangen Beobachtung gelingt es den meisten nach einer kurzen "Anschubeinführung" (in einer Beratung oder einem Kurs) sehr wohl, sich über die vorhandenen Bücher oder Webseiten selbst ausreichend zu bilden und das Wissen um die Naturelle für sich zu nutzen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 250: Einfachste Einstiege

Viele, die von den Naturellunterschieden wissen, wünschen sich, dass schon alle davon wüssten. Dann könnte man z.B. einem Lehrer gleich den Hinweis geben, dass das eigene Kind "Blau pur" ist oder im Buchladen fragen, was andere Kunden mit gelbem Naturell gerade so lesen.

So lange das noch nicht so ist, brauchen wir für unterschiedliche Gelegenheiten ganz einfache und schlichte Sätze, um auf das uns bekannte Phänomen hinzuweisen. Dazu hier einige Tipps.

- von "angeborenem Naturell" sprechen, das wird von vielen gut verstanden

- den Vergleich zur Händigkeit ziehen, um das Phänomen der Gewichtung (Bevorzugung/Vernachlässigung) zu erklären

- statt "Typen" von "Gruppen" oder von "Verhaltensstilen" sprechen

- anstatt der Grundtypen-Begriffe einfach "Ja-", "Vielleicht-" oder "Nein-Mensch" verwenden und mit einem Promi-Beispiel illustrieren ("Der Herr Kretschmann ist wohl ebenso ein Vielleicht-Mensch wie die Frau Merkel")

- von sich selbst sprechen, z.B. "Ich bin ja eher so ein zukunftsorientierter Mensch, wohingegen mir Ihr Mann wohl mehr vergangenheitsorientiert erscheint"

- je nach Umfeld zunächst nur einen Aspekt der Unterschiede ansprechen, z.B. im Geschäftlichen als unterschiedliche Bereiche eines Unternehmens: Gelb = Kommunikation, Blau = Ökonomie und Rot = Produktion

- die Tiermetapher verwenden, um einen Unterschied zu illustrieren ("Gorilla-Natur", "die Ruhe eines Blauwals", "flatterhaft wie ein Schmetterling")

Kennen Sie andere solche "einfache Einstiege" ins Thema? Bei ausreichend zusätzlichen Antworten gibt es eine Fortsetzung.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 249: Unternehmensnaturell

Aus Anlass der Vorgänge bei Volkswagen bietet sich an, das Thema "Unternehmensnaturell" anzuschauen.

Nicht nur einzelne Menschen, sondern auch Systeme wie ein Unternehmen, eine Kultur oder eine Institution können eine Art "Naturell" zeigen - also eine Gewichtung zwischen "Gelb", "Blau" und "Rot".

Beispiele:
Unternehmen A ist sehr "gelblastig". Es wird viel Wert auf Kommunikation, neue Ideen und die Beziehungspflege nach Innen und Außen gelegt. Zu kurz kommt dann in der Regel der blaue Bereich, also etwa Ökonomie, Geduld, Sorgfalt. Apple litt unter ihrem Chef Steve Jobs lange an dieser Einseitigkeit.

Kultur B ist sehr "blaulastig". Sparsamkeit, Schlichtheit und Ernsthaftigkeit sind wichtige Werte, ebenso Leidensfähigkeit, Geduld und Verzicht. Zu kurz kommen kulturbedingt Klarheit, Freiheit oder Kritikfähigkeit, ebenso Mut, Risikobereitschaft oder Äußeres. Manche Mönchsorden oder religiöse Sondergruppen wie die "Amish-People" dürften in diese Rubrik fallen.

Institution C ist sehr "rotlastig". Hier geht es um Gerechtigkeit, den Kampf für die eigenen Ziele, es herrschen klare Regeln, Hierarchien und Vorgaben. Nicht gern gesehen sind zu viele private Kontakte, es wird selten gelacht und nach Innovationen und Neuerungen sucht man eher vergeblich. Viel Wert wird auf das äußere Erscheinen gelegt (auch im Sinne von "die Fassade aufrecht erhalten"). Diese Form taucht sowohl in Unternehmen, Behörden - aber auch in Aktionsgruppen oder in religiös-spirituellen Institutionen auf.

Tipp daraus: Beobachten, wie die Gewichtung in einem System gelagert ist und je nach eigenen Einflussmöglichkeiten einmal versuchen, den vernachlässigten Bereich eines Systems gezielt auszugleichen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 248: Eltern aufklären

Eine Mutter fragt ihre Psychologin um Rat wegen ihres 3-jährigen Sohnes. Er verhalte sich ungewöhnlich, seit er den Kindergarten besucht: erst möchte er nicht da hin gehen, sondern bei der Mutter bleiben. Dann freundet er sich mit einem Mädchen an, das er aber apprupt wieder "sitzenlässt", als er in die Jungsgruppe aufgenommen wird. Zuhause wird er aggressiver und versucht immer stärker, die Mutter zu dominieren - so ungefähr lautet ihre Klage. Sie vermutet eine psychische Störung, ein Trauma, irgend etwas, das eben therapiert werden müsse.

Zum Glück von Mutter und Sohn weißt die Psychologin über die Naturellunterschiede Bescheid und kann Aufklärung anbieten: Aus Sicht des Sachtyp-Naturells der Mutter verhält sich der Junge mit seinem Handlungstyp-Naturell natürlich ungewöhnlich. Aus seiner eigenen Sicht jedoch völlig normal. Er bekommt zunächst schwer Kontakt, ist daher zunächst dankbar für die Spielkameradin, der er aber die "Gruppe der starken Jungs" vorzieht.

Und zuhause fehlt ihm die "Gorilla-Mutter", also versucht er notgedrungen, für klare Verhältnisse zu sorgen, was ihm natürlich misslingen muss. Die Mutter bekommt also neben einem Aufklärungsbuch ("Warum Kinder so verschieden sind") den Tipp, ihre eigene rote oder "Gorilla"-Seite im Umgang mit ihm stärker zu nutzen und so seinen natürlichen Bedürfnissen besser nachzukommen. Die Erleichterung, die auf das Verstehen folgt, ist deutlich.

Tipp daher aus dieser Episode: Öfters mal Eltern im eigenen Umfeld oder im beruflichen Kontext über die Naturellunterschiede und die Konsequenzen daraus aufklären - sofern dafür die notwendige Offenheit und Intelligenz vorhanden ist.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 247: Ängste vor Flüchtlingen und Gegengifte

Nicht nur als Reaktion auf den letzten Tipp der Woche, auch in den sozialen Netzwerken werden immer wieder Ängste formuliert, wenn es um den aktuell stark gestiegenen Zustrom von Flüchtlingen nach Europa geht.

Ich möchte kurz versuchen, diese Ängste und jeweils ein "Gegengift" zu benennen:

Die Angst des gelben Naturells: "Die Menschen, die da kommen, könnten nicht freundlich sein, sondern bösartig - ich selbst bin hilflos oder nicht klug genug zu verstehen, was hier gerade vor sich geht." Gegengift: "Ich informiere mich genau und aus möglichst neutralen Quellen, setze mehr auf meinen Verstand als auf meine spontanen Emotionen. Ich opfere Zeit und Geld, soweit mir möglich."

Die Angst des blauen Naturells: "Die Fremden bedrohen mich existenziell, sie könnten mir meinen Arbeitsplatz, meine soziale Sicherheit oder meine preiswerte Wohnung wegnehmen. Der Staat könnte gezwungen sein, Schulden zu machen oder gar Pleite gehen, womit dann auch meine Ersparnisse wertlos würden." Gegengift: "Ich weise unbegründete Ängste zurück, sowohl in meinen Gedanken als auch von Menschen, die mich ängstigen und damit manipulieren möchten. Ich engagiere mich stattdessen nach meinen Kräften dafür, diese Menschen hier so rasch wie möglich zu integrieren."

Die Angst des roten Naturells: "Ich werde gezwungen, mich mit Menschen und Kulturen zu beschäftigen, die mir fremd sind; die Notwendigkeit, Hilfe zu leisten, ist alternativlos, weshalb ich mich meiner Freiheit beraubt fühle." Gegengift: "Ich nehme diese große Herausforderung als Chance an, flexibler und freundlicher zu reagieren - und das Fremde und die Fremden als Bereicherung zu bewerten, nicht als Bedrohung."

Und noch ein Tipp zum Schluss: Auf Facebook gibt es ein Video mit einer Rede von Christian Streich (Trainer des SC Freiburg und vermutlich Sachtyp) anlässlich einer Pressekonferenz gehalten. Sie ist zum obigen Thema mit das Beste, was ich in den letzten Tagen gehört habe: https://www.facebook.com/soistfussball/videos/10153197867338226/?pnref=story  

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 246: Flüchtlinge: Hilfsmöglichkeiten zur Auswahl

Nach der Sommerpause gibt es ab jetzt wieder den Tipp der Woche - aus aktuellem Anlass diesmal etwas anders als üblich ...

Angesichts der vielen Flüchtlinge, die zur Zeit nach Deutschland (und speziell nach München) kommen, fragen sich wohl viele, die den Tipp der Woche lesen, was sie selbst tun können, um zu helfen.

Hier einige Anregungen (sortiert danach, was für welchen Naturelltyp besonders naheliegend ist, wobei sich jede Gruppe natürlich bei den anderen "bedienen" darf):

Ideen von Gelben/Beziehungstypen:

- positiv über Flüchtlinge reden
- Aktivitäten für Kinder unterstützen
- über Facebook für gute Stimmung sorgen
- positive Beispiele teilen und so fördern
- Flüchtlinge persönlich ansprechen, einladen, kennenlernen
- ein Herz für Flüchtlinge zeigen, wo immer möglich
- sich Bilder von Flüchtlingen anschauen und dadurch die eigene Hilfsbereitschaft anregen lassen, z.B. hier http://www.sueddeutsche.de/muenchen/fluechtlinge-in-muenchen-an-der-grenze-1.26

Ideen von Blauen/Sachtypen:

- Zeit und Geld opfern
- sich ausführlich informieren, wo Hilfe gebraucht wird, z.B. über diese Internetseiten: http://www.tagesschau.de/inland/hilfe-fuer-fluechtlinge-101.html

- Steuern zahlen, damit die staatlichen Stellen helfen können
- Politiker und Parteien wählen/unterstützen, die Flüchtlingen helfen
- Mitleid entwickeln, sich in die Lage der Flüchtlinge versetzen
- ehrenamtlich Zeit mit Flüchtlingen verbringen
- realistisch und entspannt bleiben, sich eingestehen, dass man wenig tun kann, das aber tun

Ideen von Roten/Handlungstypen:

- praktisch vor Ort in eigener Regie helfen
- negativen Stimmungen wehren, gegen Hass und Vorurteile angehen
- selbst Flüchtlingsheime betreiben (s. Til Schweiger!)
- Vereine praktisch unterstützen, die Flüchtlingen helfen
- in noch fremden Menschen eine Bereicherung sehen (Haltungsänderung)
- Hilfspakete packen und zu den Flüchtlingen bringen
- Flüchtlingen im eigenen Betrieb unterbringen, auch mit Tricks, um behördliche Hindernisse zu überwinden, wie an diesem Beispiel zu sehen:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article146338342/Ein-simpler-Trick-der-Fluechtlinge-in-Arbeit-bringt.html45159

Mehr Ideen oder eigene Erfahrungen, was getan werden kann? Schreiben Sie mir, möglichst mit Angabe Ihres Naturelltyps: wewinkler@t-online.de

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 245: Sommerpause

Der Tipp der Woche macht Sommerpause - davor aber noch ein paar Anregungen für den typgerechten Urlaub ...

... Beziehungstypen könnten sich bewusst eine Pause und Auszeit gönnen, einmal Langeweile und Nichtstun aushalten und zur Ruhe kommen, Kleinigkeiten erledigen, vielleicht eine lange Wanderung machen.

... Sachtypen könnten die freie Zeit nutzen, sich körperlich etwas Gutes zu tun - vielleicht ein paar neue Kleidungsstücke kaufen, eine vernachlässigte Sportart wieder aktivieren oder die eigenen Ernährungsgewohnheiten den wirklichen Bedürfnissen anpassen und den Kühlschrank von Dingen befreien, die eher schädlich sind.

... Handlungstypen könnten die Urlaubstage nutzen um ihnen wertvolle Beziehungen zu pflegen oder vernachlässigte Freundschaften neu zu beleben - auch die Beziehung zur eigenen kindlichen Seite, falls diese im Alltag zu wenig Raum bekam, könnte bewusster gestaltet werden, also vielleicht ein Hobby neu entdecken, eine vergessene Leidenschaft oder eine Freizeitbeschäftigung, die unter dem Druck von Alltag und Arbeit vergessen wurde.

Und allen Leserinnen und Lesern wünsche ich für die nächsten Wochen eine schöne Bank und einen Platz in einem Garten oder Park, um dort eine gute Zeit zu verbringen!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 244: Gruppen-Naturellanalyse

Letzten Sonntag wurde aus Versehen zwei Tipps verschickt - die Webmaster hatten einen neuen Server installiert und dann verschickte der alte den richtigen und der neue Server den Tipp aus dem "Vorrat" :)

Heute möchte ich kurz einen Tipp für diejenigen teilen, die Naturellanalyse oder Seminare zum Thema machen: Anstatt einzelne zu analysieren (z.B. die Mitglieder einer Familie oder eines Teams) kann man auch alle gemeinsam analysieren.

Dazu geht man alle vier Ebenen der Landkarte (die Grundebene und die drei Unterebenen) mit allen gleichzeitig durch. Ich beginne am Liebsten mit der Unterebene Zeit, weil da die Begriffe so klar sind. Anhand dieser Triade (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft) erkläre ich dann die fachlichen Dinge, wie Gewichtung, Bevorzugung, Vernachlässigung usw. und stelle zu jedem Bereich die Merkmale vor, an denen man eine Bevorzugung dieses Bereichs erkennt.

Dann frage ich die Teilnehmer, wer schon seine Bevorzugung erkannt hat, lasse die Argumente dafür erzählen, frage nach, konkretisiere usw. - dabei lernen alle Anwesenden und können ihr eigenes Erleben vergleichen.

Gestern z.B. hatte ich einen Kurs mit sechs Teilnehmenden und wir haben sechs Stunden gebraucht, inkl. etwas Vorgespräch. Ich habe das auch schon mit 15 Teilnehmern gemacht und dafür etwa sieben Stunden gebraucht.

Für mich ist ein starkes Argument für die Gruppenanalyse im Vergleich zum Vorgehen, jeden einzeln und nacheinander zu analysieren, dass so die Gefahr der Langeweile gebannt und alle Anwesenden automatisch eingebunden werden.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 243: Du darfst mich auffressen

Heute ein Tipp für alle, die mit Handlungstyp-Kindern zu tun haben.

Wir waren mit mehreren (typverschiedenen) Kindern auf einem Ausflug ins Schwimmbad. Beim Spielen auf einer schwimmenden Insel halt ich einem der kleineren (Sachtyp-)Kinder immer wieder auf die recht hohe Plattform, von es dann mit großem Vergnügen ins Wasser springen konnte.

Um ihm zu helfen, sein Zögern zu überwinden, spielte ich einen Fisch, der es erst an den Rand und dann ins Wasser lockte (alles sehr vorsichtig und eher leise).

Kurz darauf kam ein etwas älteres Handlungstyp-Mädchen dazu und wollte auch, dass ich sie zum Springen auffordern sollte. Offenbar gefiel ihr das vorsichtige Vorgehen nicht, das ich bei dem anderen Kind zeigte, denn sie fing an, wie ein Haifisch die Zähne zu fletschen, forderte mich auf, es ihr nachzutun und meinte dazu: Du darfst mich auch auffressen!

Da musste ich dann doch lachen, weil mir ja schon bekannt war, dass Handlungstyp-Kinder rauhe und körperbetonte Spiele mögen, aber dass sie gerne von einem Haifisch (einem unserer Metapherbilder für Handlungstypen) gefressen werden möchten, war mir dann doch neu.

Tipp daher (besonders an die Nicht-Handlungstypen): Getrauen Sie sich öfters, mit Ihren Handlungstyp-Kindern sehr körperbetont und kraftvoll zu spielen - offenbar hilft das, Emotionen zu wecken, die ansonsten nicht wahrgenommen werden.

Text: Werner Winkler
Bild: Fotolia

Tipp Nr. 242: Ängste, Angsthasen und Gegengewichte

Neulich hatte in in einer Weiterbildung das Glück, dass gleich drei Teilnehmer mit blauem Naturell offen über ihre Ängste sprachen und wir gemeinsam nach Lösungsansätzen suchen konnten.

Hilfreich war dabei in allen drei Fällen ein Universalschlüssel aus dem lösungsorientierten Fundus, weshalb ich diese Erfahrung teilen möchte: Zunächst haben wir die Angst auf der 1-10-Skala auf die 1 gesetzt (= sehr viel Angst). Dann ging es darum, das andere Ende der Skala mit einem Begriff zu versehen ("Was ist die 10, wenn die 1 sehr viel Angst bedeutet?").

Spannend war hierbei, dass völlig verschiedene Begriffe auftauchten (Leichtigkeit, Freiheit, Zufriedenheit, Sicherheit, Coolness in der angstauslösenden Situation). Um diese "Gegengewichte" als Ziel besser zu verankern, arbeite ich gerne mit Tierbildern - im Sinne von "Welches Tier repräsentiert für Sie am besten die innere Haltung, die Sie bei 1 und bei 10 haben?".

Und da musste ich in einem Fall wirklich mein Lachen verkneifen als ein Teilnehmer als Verkörperung seiner Angst sagte "ein Hase" und sein Nebensitzer (ebenfalls Sachtyp) spontan ergänzte: "Angsthase". Und noch lustiger für mich (die Teilnehmer im Kurs wussten nichts von den verschiedenen Naturellen) war dann, dass das Gegengewichtstier zum Angsthasen eine Schnecke mit Schneckenhaus war ("darin kann sie sich jederzeit zurückziehen").

Wie bei Dietmar Friedmann gelernt ließ ich die Teilnehmer dann in ihre 10er-Haltung gehen und damit die angstauslösende Situation konfrontieren - und das Ergebnis war in allen drei Fällen, dass es einen bedeutenden Unterschied bewirkte und Mut machte, sich den Ängsten anders zu stellen als bisher.

Tipp also für alle, die unter Ängsten leiden: Suchen Sie sich ein Tierbild (oder auch ein anderes starkes Bild), das für Sie das Gegengewicht zur Angst verkörpert und nehmen Sie einmal probeweise diese Haltung ein, um der angstauslösenden Situation entgegenzutreten.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 241: Liebenswertes an Handlungstypen (2)

Nach meiner "Klage" über zu wenig Rückmeldungen betreffs "Liebenswerter Seiten an Handlungstypen" kam noch ein ganzer Schwung, den ich den Mitlesenden hier nicht vorenthalten möchte :)


Liebenswertes an Handlungstypen (Nachträge):

- Handlungstypen sagen normalerweise direkt das, was sie denken, d.h. es gibt kaum "Hidden Agendas" (versteckte Politik) oder indirekte "Andeutungen durch die Blume"; man weiß dadurch meistens, woran man ist...

- Handlungstypen packen gerne mit an. Auch wenn sie sich dabei körperlich fast immer übernehmen; lieben das "ausgepowert sein"

- sind oft in Feuerwehren oder anderen ehrenamtlichen Vereinen engagiert

- halten (fast immer) ihre Versprechen

- durch sequentielles Abarbeiten von Todo-Listen gehen sie strukturierter an viele Themen ran und bleiben auch mit Ausdauer dran, bis alle Punkte erledigt sind...

- liebenswert ist ihre Fähigkeit, für sich und andere zu kämpfen, sich an vorderste Front zu stellen und scheinbar keine Angst zu haben, ein gutes Modell für Durchsetzungskraft  zu sein

- wenn man einmal in ihrem Herzen wohnt, hat man dort für sehr lange Zeit einen sicheren Platz

- auf Handlungstypen ist in der Regel Verlass, Versprechen werden gehalten, gegebene Zusagen gewissenhaft erledigt

- wenn ein naher stehender Mensch krank ist, kann ein Handlungstyp über sich hinaus wachsen und aufopferungsvoll diesen Menschen pflegen und hegen

- bei mir im Team sind meine Handlungstypen nicht wegzudenken - sie halten uns zusammen, fordern das Beste aus uns heraus, zwingen uns klar zu werden und sind Meinungsbildner

- sie schuften bei uns im Team, was das Zeug hält und sind sich für keine Aufgabe zu schade, Ausfälle wegen Krankheit gibt es so gut wie nie, sie sind der Fels in der Brandung  

- Handlungstypen sind zuverlässig, verantwortungsbewusst und ergreifen die Initiative bzw. unterstützen sie tatkräftig

Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 240: Dreierlei (Mit-)Freude

Die Unterschiede zwischen unseren drei Naturellgruppen lassen sich sehr gut in Situationen beobachten, die eher selten vorkommen und in denen keine gesellschaftlich vorgegebenen Verhaltensmuter aktiviert werden können.

Angenommen, eine junge Mutter zeigt ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen zum ersten Mal ihr Neugeborenes - dann sind die Reaktionen weniger dem jeweiligen Naturell geschuldet, sondern mehr dem, was dann üblich ist (z.B. der Frage nach dem Gewicht, dem Schlafverhalten usw.), zumindest in der großen Runde, wo es nicht zu persönlich wird.

Anders liegt der Fall wenn - wie dieser Tage live erlebt - man ausgewählte Freunde, die das eigene Faible für einen schönen Garten teilen, einlädt, den in wochenlanger Arbeit gestalteten neuen Gartenteich anzuschauen.

Während die Beziehungstypen sich einfach über die Schönheit des Teiches, der Pflanzen darin, der Spiegelungen im Wasser oder der Tiere freuen, die so ein Teich anzieht, hört man von Handlungstypen eher, was man hätte besser machen können, was noch fehlt (Fische, Wasserfilter) oder den Respekt für die geleistet Arbeit - vielleicht auch noch die Frage nach den Kosten dieses Projekts.

Die Sachtypen wollen hingegen wissen, woher man die Kraft genommen hat, die nötig war, um die Erde auszuheben, die Steine zu schichten und das Wasser herzubringen (im Garten gibt es keinen Wasseranschluss) und wieviel Kilogramm das wohl waren.

Ergo: Wenn man von Menschen anderen Naturells eine gleichartige Mitfreude erwartet, wird man in solchen unüblichen Situationen eher enttäuscht. Sinnvoll ist es dann, die Äußerungen als "typisch" zu erkennen und für sich selbst zu "übersetzen". Andererseits kann man sich - wenn man selbst derjenige ist, der zur Mitfreude eingeladen wird - überlegen, worüber sich die Einladenden entsprechend ihrem Naturell freuen und dann diese Aspekte ausreichend zu würdigen.

Text: Werner Winkler auf Anregung von Petra Schmalzl

P.S. Leider kam auf den letzten Tipp der Woche bisher nur ein weiterer Hinweis auf liebenswerte Seiten von Handlungstypen, so dass ich darum bitte, nochmal im eigenen Erfahrungsschatz zu kramen und mir Hinweise zu geben :)  

Tipp Nr. 239: Liebenswertes an Handlungstypen

Nach den besonders liebenswerten Seiten der Sachtypen (die ich unten aus den eingegangenen Rückmeldungen erweitere) heute nun zu denen von Handlungstypen, die es entgegen einem manchmal gepflegten Vorurteil tatsächlich gibt :)

- wenn es ihre Aufgabe ist, versorgen sie einen sehr gut und verlässlich
- sie bezahlen ihre Schulden (nicht nur Geld) fast 100% sicher zurück
- sie gehen mit jemand, den sie als Freund akzeptiert haben, durch dick und dünn
- sie reden über körperliche Dinge wie selbstverständlich (das mögen Ärzte, Physiotherapeuten und verwandte Berufe an ihnen)
- sie lassen sich auf neue Ideen ein und hören sich an, wenn jemand eine hat
- sie sagen sofort und deutlich Nein, wenn sie etwas nicht möchten (und lassen sich von diesem spontanen Nein auch wieder abbringen)

Wenn Ihnen weitere liebenswerte Seiten an Menschen mit Handlungstyp-Naturell aufgefallen sind, schreiben Sie es mir - ich ergänze die Liste dann im nächsten Tipp der Woche.

Text: Werner Winkler

Nachträge zu den liebenswerten Seiten der Sachtypen:

- "... wenn ich entspannen möchte im Kreis von Menschen, dann kann ich es am besten bei Sachtypen. Das Schöne an ihnen finde ich, sie sind immer so tiefenentspannt und selten im Stress."
"Sachtypen sind geduldig und verständnisvoll"
"Ihr logisches Denken.....sagt ein BT :)"
"Sachtypen sind ...
- wohltuend beständig, meist unaufgeregt und rücksichtsvoll
- mit einem Sachtypen hat man den perfekten Berater, um ökonomisch alle Seiten einer Entscheidung zu beleuchten
- wenn sie aus der Reserve kommen, sind ihr Humor und ihre Witze fast unschlagbar komisch
- müssen unbedingt in jedem Team sein, sie halten die Balance und das Team fern von überschwänglichen „mit dem Kopf durch die Wand“ Entscheidungen
- mein Sachtyp-Vater konnte mit einem kurzen, ernsthaft klingenden Gebet jeden Alptraum vertreiben, der mich als Kind nachts geweckt hatte
- mit einem Sachtyp kann man in aller Ruhe zusammen in der Bücherei schmökern
- durch meinen Sachtyp-Sohn habe ich gelernt, Wert auf gutes Essen zu legen und diesen Genuss als Lebensqualität zu erleben! Wenn ich ihm eine Freude bereiten will, brauche ich nur etwas Gutes zu kochen oder ihm etwas Leckeres mitzubringen.
- Ich finde es so süß, wenn mein Sachtyp-Sohn mir ein Geheimnisse verrät. Er macht daraus eine ganz wichtige Sache und ich muss ihm vorher schon versprechen, dass ich nicht schimpfe und es auch nicht weitersage!
- meine Schwiegermutter (ST) hatte vor ihrem Tod schon alles festgelegt, damit wir nicht zu viele Umstände bei der Organisation ihrer Beerdigung haben und wir nicht überfordert sind damit. Sie hat sich sogar kurzfristig zu einer Urnenbestattung entschieden, damit wir uns Zeit lassen können. Außerdem die Bitte, anstatt Blumenkränze, soll Geld gespendet  werden, damit wir hinterher nicht die ganze Arbeit haben und die Blumenkränze wieder entsorgen müssen. Sie entrümpelte mit der Zeit auch das Haus, um uns zu entlasten.

Tipp Nr. 238: Liebenswertes an Sachtypen

Nach den besonders liebenswerten Seiten der Beziehungstypen (die ich unten aus den eingegangenen Rückmeldungen erweitere) heute nun zu denen von Sachtypen:

- Sachtypen sind besonders treu und konstant
- Sachtypen lassen sich genügend Zeit, sich mit einem Thema zu befassen
- Sachtypen verstehen einen Sachverhalt rascher als andere und wollen ihn auch verstehen
- Sachtypen haushalten gut mit ihrer Zeit, ihrem Geld und ihren Kräften
- Sachtypen vermeiden es nach Möglichkeiten, andere zu verletzen oder zu überfordern

Welche Eigenschaften von Sachtypen finden Sie besonders liebenswert? Schreiben Sie mir unter wewinkler@t-online.de - dann kann ich diese Liste in einem der nächsten Tipps verlängern.

Text: Werner Winkler


Hier noch die Verlängerung der "Positivliste" der Beziehungstypen:

"... für mich sehr liebenswert ist die Eigenschaft, nicht nachtragend zu sein,  jede lahme  Feier retten zu können, Leichtigkeit und Beschwingtheit an andere weiter geben zu können. Und sie sind so gelb, dass unsere Beziehungstypen im Büro selbst dahin die Sonne hereintragen."

"Beziehungstypen sind freundlich und optimistisch."

"BTs finden alles toll!"

"... mein Beziehungstyp-Hund heitert mich jeden Tag auf und ist freundlich zu jedem, den er trifft - Mensch oder Tier."

"Ohne die Beziehungstypen in unserem Team würde viel weniger gelacht und gequasselt werden, was für das Betriebsklima insgesamt positiv ist."

"Unser Beziehungstypkind sieht die Welt mit Augen, die mich (Handlungstyp) beständig herausfordert und überrascht. Dafür nehme ich die regelmäßigen Wutanfälle oder dramatischen Tränenausbrüche gerne in Kauf."

"Meine BT-Großmutter war die Gute Seele in der Großfamilie. Sie glich das fast diktatorische Wesen des HT-Großvaters aus und gab uns Kindern durch ihr Lächeln, ihre Geschichten und ihre Honigbrote jene emotionale Zuwendung, die uns die Handlungstypen und Sachtypen schlicht nicht geben konnten."

Tipp Nr. 237: Liebenswertes an Beziehungstypen

Durch die frühe Ausrichtung der Naturellkunde auf die Psychotherapie bzw. den Entwicklungsbedarf gerieten die angeborenen positiven Eigenschaften und Stärken, die wir bei den Grund- und Untertypen beobachten, etwas in den Hintergrund.

Deshalb möchte ich an einige dieser besonders typischen Stärken erinnern - zuerst an einige besonders liebenswerte Merkmale der Beziehungstypen (ohne zu vergessen, dass es auch ein "Zuviel" davon geben kann ...):

- Beziehungstypen lassen sich leicht auf Neues ein
- Beziehungstypen teilen ihre Begeisterung und ihre Ideen mit anderen
- Beziehungstypen schenken großzügig, wenn sie etwas übrig haben
- Beziehungstypen zeigen große Flexibilität und Kreativität
- Beziehungstypen können sich gut auf fremde Menschen einlassen

Welche Eigenschaften von Beziehungstypen finden Sie besonders liebenswert? Schreiben Sie mir unter wewinkler@t-online.de - dann kann ich diese Liste in einem der nächsten Tipps verlängern.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 236: Analoge Begegnungen

In Zeiten des Internets und seiner digitalen Kommunikation gewinnen echte, "analoge" Begegnungen zwischen Menschen, bei denen man sich sieht, hört, riecht, anfasst, beim Sprechen ins Gesicht schauen kann, immer mehr an Bedeutung wie alles, was seltener und wertvoll ist.

Am 14. November dieses Jahres besteht auf dem 14. Psychographie-Tag, der Fachtagung der Psychographie-Initiative, die Möglichkeit zu solchen "analogen Begegnungen", zum Austausch, zuhören, kennenlernen und plaudern - weshalb es auch zahlreiche Pausen im Programm und einen gemeinsamen Besuch der Staatsgalerie sowie (für diejenigen, die noch Zeit haben und auf eigene Rechnung) ein abschließendes Essen im Restaurant gibt.

Mitglieder und Gäste sind zudem eingeladen, an einer Vorstandssitzung und der Mitgliederversammlung teilzunehmen und die Geschicke des Vereins mit zu bestimmen.

Das komplette Programm wurde gestern mit dem Rundbrief verschickt, wer ihn nicht bezieht, kann es unter "Termine" auf der Vereinsseite www.psychographen.de einsehen.

Tipp der Woche also: Reservieren Sie sich diesen Tag und geben Sie sich Gelegenheit zu zahlreichen analogen Begegnungen in Stuttgart - und schätzen Sie insgesamt die echten Begegnungen wieder mehr und investieren Sie Zeit dafür!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 235: West Wing

Da sich das Typische der unterschiedlichen Naturelle mehr im Gesamtbild als in einzelnen Verhaltensweisen zeigt, sind Filme neben dem "echten Leben" eine gute Möglichkeit zum Beobachten und Lernen.

Der Vorteil einer guten TV-Serie im Gegensatz zu einem Film ist hierbei, dass sich die Charaktere über lange Zeit entwickeln und zeigen und so auch das Typische deutlicher hervortritt.

In der schon etwas älteren US-Serie "West Wing" gibt es gleich eine ganze Reihe typgerecht besetzter Rollen, so dass ich sie Lernwilligen, die gerne Vergnügen mit Studium verbinden möchten, wirklich empfehlen kann. Idealerweise in der englischsprachigen Originalfassung.

Und zum rascheren Einfinden hier eine kleine Liste der Hauptfiguren, deren Naturell deutlich zu erkennen ist (sowohl in der Rolle als auch in den Schauspielern):

Stockard Channing: Abigail „Abby“ Bartlet (Handlungstyp)
Dulé Hill: Charles „Charlie“ Young (Beziehungstyp)
Allison Janney: Claudia Jean „C.J.“ Cregg (Handlungstyp)
Janel Moloney: Donnatella „Donna“ Moss (Sachtyp)
Martin Sheen: Josiah Edward „Jed“ Bartlet (Beziehungstyp)
Richard Schiff: Tobias Zachary „Toby“ Ziegler (Sachtyp + Denker!)
John Spencer: Leo Thomas McGarry (Handlungstyp)
Bradley Whitford: Joshua „Josh“ Lyman (Beziehungstyp)

Zum Reinschnuppern gibt es auf Youtube reichlich Material, z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=4TcGEcKjSu4&list=PL5MJzvUnLZ-KCVboqRgDcK5lmPIe8oB2N

Und als Beleg für die Qualität der Serie, auch in musikalischer Hinsicht, hier eine Szene, in der sich Beziehungstyp (Präsident) und Sachtyp (Berater Toby Ziegler) unterhalten: https://www.youtube.com/watch?v=qqLIH2UiPXg

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 234: Toleranz oder Respekt

Dieser Tage hatte ich eine Diskussion mit einem Freund muslimischen Glaubens (der gleichzeitig CDU-Mitglied ist!). Er wies mich darauf hin, dass "Toleranz" gegenüber "Respekt" die schwächere Haltung sei. Vor allem dann, wenn Toleranz (im Sinne von Aushalten, Ertragen) eher eine Duldung darstellt. Respekt aber würde bedeuten, jemand oder etwas erst kennenlernen zu müssen, bevor man es respektieren könne.

Soweit seine Gedanken, die ich nachvollziehbar fand, da es mir ja seit Jahren mit den unterschiedlichen Naturellen und vor allem ihren extremen Ausprägungen ähnlich ergeht. Das Wissen um die Ursachen der starken Unterschiede zwischen Menschen - selbst in der eigenen Familie - half und hilft mir, nicht nur Toleranz zu zeigen, sondern auch Respekt. Weil ich nachvollziehen kann, warum jemand so denkt, fühlt und handelt, wie er es tut und tun muss (entsprechend seiner Natur).

Statt Ärger oder Unverständnis empfinde ich nun eher Erstaunen oder Mitgefühl, häufig sogar Erheiterung und ich muss ein Schmunzeln unterdrücken, das außer mir in diesem Moment niemand verstehen könnte ...

Ein schönes Lied in diesem Sinne, hier interpretiert von Shirley Bassey: This is my life - https://www.youtube.com/watch?v=fx227986hc8

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 233: Intuition

Während eines Vortrags letzte Woche über Naturellunterschiede bei Kindern wurde ich von einer Pflegemutter daran erinnert, dass viele Eltern oder Erzieher rein intuitiv auf diese Unterschiede und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder eingehen.

Trotzdem ist es natürlich hilfreich, wenn sie dann erfahren, dass ihre Intuition wahrscheinlich auf einer guten Begründung beruht - wie auch in diesem Fall. Entsprechend erleichtert war die Vortragsteilnehmerin: sie hatte es aus dem Bauch heraus richtig gemacht und konnte es nun auch vom Verstand her begründen.

Ähnliches hörte ich vor Jahren in einem Seminar: ein pensionierter Headhunter, der sich auf die Vermittlung von Assistenten für Geschäftsführer spezialisiert und damit großen Erfolg hatte, sagte mir, er habe wohl rein intuitiv genau das gemacht, was ich durch die Psychographie täte - Menschen in ihrer Eigenart verstehen.

Tipp der Woche daher: falls im Umgang mit Menschen (oder Tieren) einmal keine klare Anleitung vom Verstand kommt, einfach mal dem Bauchgefühl, der Intuition, der unbewusst angesammelten Lebensweisheit trauen und vertrauen. Und dann vielleicht hinterher, wenn sie funktioniert hat, überlegen, was genau sie uns geraten hat.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 232: Filme

Ab und zu werde ich gefragt, ob es Filme gibt, in denen die verschiedenen Naturelle gezeigt werden.

Einen eigenen Film zu drehen (mit Schauspielern) wäre zum Einen sehr teuer, zum Anderen wäre es aus meiner Sicht ziemlich "künstlich" und gestellt.

Um trotzdem auch Filme als Lehr- und Anschauungsmaterial nutzen zu können, haben wir auf der Vereinsseite unter http://www.psychographen.de/filme.php schon eine Reihe von Filmen gesammelt und mit Kommentaren versehen, die ausreichend deutlich zeigen, worum es in der Psychographie geht: Unterschiede wahrzunehmen und angemessen zuzuordnen.

Und mit etwas Übung erkennt man in vielen Spielfilmen, Interviews oder auch in YouTube-Filmen die verschiedenen Naturelle und ihre Interaktionen.

Ein schönes Beispiel ist etwa der Film auf http://www.lebendiges-handpuppenspiel.de/html/trailer-1.html bei dem der Kursleiter das dramatische Mimikspiel des gelben Beziehungstypen sehr deutlich zeigt.

Hinweise auf ähnlich lehrreiche Filme nehme ich gerne entgegen und ggf. auch in die Sammlung auf der Vereinsseite auf.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 231: Forum

Heute möchte ich an das seit über zehn Jahren auf den Seiten der Psychographie-Initiative verfügbare Forum erinnern.

Dort hat sich über die Jahre ein enormer Fundus an Beobachtungen, Fragen und Diskussionen angesammelt, auch wenn es in letzter Zeit mehr passiv als aktiv genutzt wird.

Ich selbst poste dort permanent Dinge, die ich selbst nicht verlieren möchte und für interessant genug halte, auch von anderen, die sich für die Naturellkunde interessieren, gelesen zu werden.

Hat man sich einmal angemeldet und festgelegt, über welche Postings man per E-Mail informiert werden möchte, kann man sowohl auf bereits vorhandene Themen antworten als auch selbst neue Themen erstellen.

Zudem gibt es (immer ganz oben in der Liste) eine Rubrik "Fragen und Antworten" sowie (Button rechts oben) eine Such-Funktion. Damit kann man gezielt Wörter ansteuern, die das Suchprogramm dann in den vielen Tausend Artikeln sucht und markiert.

Und zuletzt sei noch an das separate Terminforum erinnert: dort können Kolleginnen und Kollegen, die Vorträge, Workshops oder Ausbildungen anbieten, ihre Angebote bekanntgeben.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 230: Wort-Alternativen

Im Laufe der letzten Jahre haben sich für verschiedene Phänomene unseres Themas unterschiedliche Begriffe etabliert, so dass man je nach Situation oder Gesprächspartner die jeweils geeignetsten verwenden kann.

Viele, die von unserem Thema hören, haben z.B. negative Assoziationen bei Begriffen, die mit "Psy" beginnen oder beim Wort "Typ" - noch bevor sie irgend etwas Inhaltliches gehört haben.

Psychographie - Naturellkunde - Persönlichkeitsmodell - Modell zur Unterschiedung verschiedenartiger Naturelle

Beziehungstypen - Relationiker - Gelbes Naturell - Menschen mit einem schimpansenartigen Naturell - Ja-Menschen - Menschen mit einer meist positiven Grundstimmung - Beziehungsmenschen

Sachtypen - Temporiker - Blaues Naturell - Menschen mit einem Orang-Utan-Naturell - Vielleicht-Menschen - Menschen mit einer meist neutralen Grundstimmung - Verstandesmenschen

Handlungstypen - Aktioniker - Rotes Naturell - Menschen mit einem Gorilla-Naturell - Nein-Menschen - Menschen mit einer meist ablehnenden Grundstimmung - Tatmenschen

Schlüsselfähigkeiten - Ressourcen - von Geburt an zu schwach ausgeprägte Fähigkeiten - Entwicklungsbereiche

Persönlichkeitsbereich - Bevorzugungen - von Geburt an besonders stark ausgeprägte Fähigkeiten - übertrieben ausgeprägte Stärken

Typanalyse - Stärken-Profil-Analyse - Analyse der Gewichtung zentraler Persönlichkeitsmerkmale - Naturellanalyse

Tipp: Experimentieren Sie bei Gelegenheit mit verschiedenen Begriffen und beobachten Sie die Reaktionen darauf.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 229: Naturellanalyse Schritt für Schritt

Wer andere in Bezug auf ihr Naturell bzw. ihren Persönlichkeitstyp analysieren möchte, hat jetzt die Möglichkeit, auf http://www.psychographen.de/download/index.php (ganz oben) ein Heft herunterzuladen, mit dem das recht einfach und strukturiert geht.

Nach einer kurzen Einführung darüber, was das "Naturell" ist, sind die wesentlichen Merkmale der einzelnen Bevorzugungen aufgeführt, so dass man auf Hilfszettel etc. verzichten kann. Wenn man die gedruckte Version verwendet (die es für 30 Cent/St. zu kaufen gibt), kann man auch gleich die Ergebnisse notieren und in ein vorgedrucktes "Häuschen" übertragen.

Ich selbst verwende das Heft sowohl bei Einzel- oder Paaranalysen, in Teams, bei Seminaren oder bei Vorträgen (aus Zeitgründen da eher zu Demonstrationszwecken, wie man etwa seine Bevorzugung auf der Zeitebene herausfindet). Sogar am Telefon lässt sich damit ein strukturiertes Analysegespräch führen, wenn der Klient die PDF auf seinem Bildschirm sieht und so z.B. die "Landkarte" vor sich hat - sie wurde für dieses Heft nochmal optimiert, wie im Anhang zu sehen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 228: Die Haus-Metapher nutzen

Durch die Einführung der "Haus-Metapher" für das Ergebnis einer Naturell- oder Typanalyse vor ca. fünf Jahren ergab sich eine zusätzliche und sehr nützliche Möglichkeit, die Überlagerung von Grund- und Untertyp zu illustrieren.

Auf der Webseite www.123modell.de/81.htm gibt es ja schon länger die 81 Stärken-Profile als Downloads - seit letzter Woche finden sich dort nun zusätzlich kleine Bildchen der 81 "Häuser", die man sich auf den eigenen Desktop ziehen und dann in größerer Darstellung anschauen kann.

Diese lassen sich etwa als Erinnerungsstütze an den Kühlschrank oder die Pinnwand hängen oder für die Präsentation der Ergebnisse einer Paar-, Familien- oder Teamanalyse nutzen.

Ein Beispielbild im Anhang (das Häuschen 2332 - das ist der Typverdacht unserer Bundeskanzlerin Merkel und des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann, die ich für "psychographische Zwillinge" halte).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 227: Selbstgesteuertes Lernen

Heute möchte ich einen Tipp zum selbstgesteuerten Lernen weitergeben. Diese Lernform basiert darauf, dass der Lernende seinen eigenen "Lernfenstern" folgt (also dem, was ihn gerade sehr interessiert) - und nicht einem vorgegebenen Curriculum, z.B. dem des Lehrenden.

Wenn es darum geht, sich in verschiedenen Themenbereichen der Psychographie weiter zu bilden, bietet sich als Zugang ein Stichwortverzeichnis an, das ich im Internet unter www.psychographie.de/stichwortverzeichnis.htm führe.

Obwohl es natürlich nicht vollständig ist (Anregungen für weitere Stichworte oder Quellen sind jederzeit willkommen), erlaubt es dem Lernwilligen rasch, die für ihn spannenden Themen auszuwählen und sich dann in der verfügbaren Literatur oder im Internet darin zu vertiefen.

Es würde mich nicht wundern, wenn Sie beim Durchsehen der Stichworte ein Thema fänden, das Sie neugierig gemug macht, dass Sie sich die dazu angegebene Quelle genauer ansehen möchten.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 226: Faktoren der Persönlichkeit

Heute möchte ich auf eine Zeichnung (im Anhang) hinweisen, die für das Erklären des Phänomens "Naturell" sehr nützlich ist.

Dabei wird illustriert, dass die Persönlichkeit eines Menschen von verschiedenen Faktoren geprägt wird, z.B.
- Umwelt
- Erziehung
- Biografie
- genetische Vererbung

... und als meistens übersehener Faktor eben auch das, was wir "Naturell" oder "Persönlichkeitstyp" nennen.

Ein Gespräch über das Phänomen der Naturellunterschiede lässt sich bei verschiedenen Gelegenheiten sinnvoll, nützlich und hilfreich anknüpfen, etwa wenn es darum geht, Mitglieder für ein Projektteam auszuwählen, bei der Frage der Partnerwahl oder wenn es darum geht, die eigenen Eltern, Schwiegereltern, Großeltern, Geschwister, Kinder oder den Partner besser zu verstehen.

Nur kommt eben niemand "von selbst" darauf, sondern es braucht den Hinweis von jemand, der schon weiß, dass es neben den bekannten Faktoren der Persönlichkeit noch einen gibt, der erst wenig bekannt ist, aber massiven Einfluss auf den Einzelnen hat.

P.S. Die Broschüre (gerade aktualisiert), aus der die anhängende Zeichnung stammt, findet sich auch bei den Downloads auf http://www.psychographen.de/download/index.php ganz oben (in Deutsch und Englisch).

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 225: Dreierlei Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören

Nachdem diese Woche der als "Mr. Spock" bekannt gewordene Schauspieler Leonard Nimoy an einer Lungenkrankheit gestorben ist, die er selbst auf seinen jahrelangen exzessiven Zigarettenkonsum zurückführte, habe ich mir Gedanken gemacht, welche Gründe für die unterschiedlichen Typen stark genug sein könnten, mit dem Rauchen aufzuhören (wobei es natürlich viel mehr gibt und auch solche, die für alle Typen motivierend sind).

Aus Sicht von Beziehungstypen/Relationikern:
- Rauchen macht hässlich, lässt früher altern und sterben (Drama!)
- wer raucht, stinkt und wird von anderen öfters gemieden
- Raucher sind negative Vorbilder für andere, speziell Kinder

Aus Sicht von Sachtypen/Temporikern:
- Rauchen kostet viel Geld, das anderswo fehlt
- Rauchen zwingt mich dazu, Dinge zu tun, die ich nicht möchte
- Rauchen fügt anderen Leid zu, z.B. ungeborenen Kindern, Mitrauchern

Aus Sicht von Handlungstypen/Aktionikern:
- Rauchen mindert die Leistungsfähigkeit
- Rauchen ist kontraproduktiv zum Sport
- Rauchen führt zu vermeidbaren Krankheiten

Der letzte Tweet von Leonard Nimoy (im Anhang als Textbild) lautete übrigens:
"A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP"

P.S. Ich überlege noch, zu welcher Typgruppe er gehörte und wäre dankbar für Hinweise in dieser Richtung.


Text: Werner Winkler  

Tipp Nr. 224: Verzichten

Die so genannte "Fastenzeit" wird inzwischen auch ohne religiösen Bezug dazu genutzt, sich über seine Gewohnheiten bewusst zu werden und gezielt Verzicht zu üben.

Dazu heute drei typgerechte Anregungen in Sachen "Verzicht":

(1) Menschen mit Gelbem Naturell könnten in der Fastenzeit ihren Hang zum "Habenwollen" einschränken und z.B. Spontaneinkäufe auf die Zeit danach verschieben.

(2) Menschen mit Blauem Naturell könnten in der Fastenzeit ihren Hang zum "Seinwollen" zurücknehmen und z.B. jegliches Konkurrenzverhalten oder kritisches Hinterfragen (speziell der eigenen Person) verkneifen.

(3) Menschen mit Rotem Naturell könnten in der Fastenzeit ihren Hang zum "Zeigenwollen" zurücknehmen und z.B. auf Schmuck, aufwändiges Make-Up, teure Frisuren, Putzorgien (Auto!), übertriebene Aufräumaktionen rund ums Haus oder im Büro verzichten.

P.S. Falls ich von Leserinnen und Lesern interessante "Verzichts-Erfahrungen" mitgeteilt bekomme, teile ich diese gerne hier in einem späteren Tipp der Woche!

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 223: Sprachspiele (4)

Heute möchte ich an eine meiner Lieblingstriaden erinnern, die auf kleinen Veränderungen in der Sprache basiert:

(1) Sowohl-als-auch / (2) Entweder-oder / (3) Weder-noch

(1) Beziehungstypen neigen zum "Ja-Ja", also zur Vielfalt des "Sowohl-als-auch" und blenden die Möglichkeit aus, ein "Entweder-oder", also das Offenhalten von zwei oder mehreren Optionen auszuhalten.

(2) Sachtypen wiederum können genau das sehr gut und übertreiben es gerne damit, was zur bekannten Entscheidungsschwäche beiträgt. Ihnen hilft bekanntlich das "Nein", das Absagen, Beenden - oder eben die Nutzung des "Weder-Noch" (doppeltes Nein).

3) Handlungstypen hingegen sagen zu schnell Nein (Weder-noch), wollen davon überzeugt werden, es doch einmal zu versuchen oder es gar mit mehreren positiven Möglichkeiten auf einmal zu versuchen (so wurde vermutlich das Büffet erfunden).

Diese Triade lässt sich daher auch gut dazu nutzen, einen Typverdacht zu formulieren, wenn ein Muster gehäuft auftritt oder ein anderes permanent vermieden wird.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 222: Sprachspiele (3)

Von Steve de Shazer, dem "Minimalsten der Minimalisten", habe ich gelernt, dass selbst kleinste Veränderungen in der Wortwahl oder schon ein einziges, passendes Wort, große Unterschiede bewirken können.

Drei - unseren drei Grundtypen zugeordnete - Beispiele möchte ich heute als Anregung für fruchtbare Gespräche in Erinnerung rufen:

"Noch nicht."
Da Beziehungstypen häufig den Einfluss der Zeit auf eine Situation unterschätzen, lässt sich mit dem Ausdruck "noch nicht" leicht ein Perspektivwechsel anregen. Beispiel: Ein Beziehungstyp sagt über seine Finanzen: "Ich komme einfach nicht mit meinem Geld aus." Als Coach schlage ich den alternativen Satz "Ich komme noch nicht mit meinem Geld aus" vor - und biete so einen Ansatzpunkt für ein Gespräch darüber, wann in der Zukunft was geschehen soll, damit dieses Problem gelöst werden kann.

"Noch etwas?"
Um den angeborenen Minimalismus der Sachtypen etwas aufzuweichen und ihnen den Zugang zu ihrer Ressource "mehr" zu erleichtern, bietet sich die "Noch etwas?"-Frage an. Beispiel: Ein Sachtyp erzählt mir davon, was er (nach reiflicher Überlegung und dem Abwägen aller Risiken und Möglichkeiten) zu tun gedenkt, um endlich mehr Ordnung in seinen Betrieb zu bekommen (eine einzige Maßnahme). Um dies zu würdigen, notiere ich das Gesagte auf meinen Block (langsam), schaue ihn dann ohne allzu starkes Minenspiel an und frage schlicht "noch etwas?" als hätte ich eine Auflistung erwartet, die er natürlich (noch nicht) im Sinn hatte.
Der Sachtyp-Klient wirkt zunächst verdutzt, da ich aber seinem fragenden Blick standhalte, geht er noch einmal in sich und gibt weitere Aktivitäten zu Protokoll, auch weil ich die "Noch etwas?"-Frage immer wieder wiederhole, bis er lächelt und sagt: "das reicht erstmal". Den Aufschrieb bekommt er natürlich nach der Sitzung mit nach Hause.

"Stattdessen"
Handlungstypen sind sehr gut darin, über das zu sprechen, was sie nicht oder nicht mehr möchten. Mit der Frage nach dem "Stattdessen" zwingen wir sie in ihre "Ja-Ressource", d.h. eine Aussage darüber, was sie an Gutem statt dem Schlechten gerne hätten.
Beispiel: Ein Handlungstyp beklagt sich darüber, dass die letzte Weihnachtsfeier in der Firma ein glatter Reinfall war. Alles und jeder bekommt sein Fett ab und ich gewinne dein Eindruck, dass wirklich gar nichts in Ordnung war. Dann frage ich, wie denn die nächste Weihnachtsfeier stattdessen ablaufen würde, wenn die alleinige Verantwortung bei meinem Klienten läge. Die erste Antwort "zumindest nicht so wie diesmal" lasse ich nicht gelten und fordere ein konkretes Zielbild und Drehbuch, was dem Handlungstyp zwar einiges abverlangt, ihm dann aber doch ein zufriedenes Lächeln entlockt, als er merkt, dass es eher Kleinigkeiten sind, die den erwünschten Unterschied ausmachen und es durchaus positive Momente gab.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 221: Sprachspiele (2)

Schon 1990 in seinem Buch "Der Andere" hat Dietmar Friedmann den drei Grundtypen die Farben Gelb, Blau und Rot zugeordnet (Gelb = Beziehungstyp, Blau = Sachtyp, Rot = Handlungstyp).

Diese "Kürzel" erweisen sich immer wieder als sehr nützlich, um einen leichten Einstieg in die Beobachtung und Beachtung der Naturellunterschiede und das Gespräch darüber zu schaffen.

Drei Beispiele:

1. "Haben"
"Ich habe viel Gelbes und zu wenig Blaues" klingt weniger festgelegt wie "Ich bin ein Beziehungstyp" und beinhaltet auch die Erkenntnis, dass die Typunterschiede auf den Gewichtungen zwischen unterschiedlichen Stärken beruhen und jemand nicht nur Gelb oder nur Blau ist. Nach meiner Erfahrung können Klienten mit diesen Zuschreibungen sehr gut umgehen - oft besser als mit der Aussage "Ich glaube, Sie sind ein ...-Typ".

2. "Sein"
Anstatt die typologischen Begriffe (Beziehungstyp...) oder die Fachbegriffe (Relationiker...) zu verwenden, kann man auch sagen: "Ich bin ein Gelber" oder auch "Du bist wohl so ein Blauer und dein Mann eher ein Roter". Dieser Platzhalter beinhaltet dann alles, was jemand über die Gelben, Blauen oder Roten weiß.  

3. "Zeigen"
Mit dem Begriff "zeigen" lassen sich Ermutigungen aussprechen wie "Zeigen Sie doch mal ein bisschen mehr Rot in der nächsten Verhandlungsrunde" oder "Ich möchte gerne mehr Blau zeigen, wenn ich (als Gelber) wieder in emotionale Bedrängnis komme".
Auch hier stehen die Farben als Platzhalter für eine ganze Reihe von Eigenschaften, Haltungen und Fähigkeiten, also ganze Assoziationsbündel.

P.S. Auch im Gespräch unter "psychographisch Aufgeklärten" :) lassen sich die Farbbegriffe gut verwenden, z.B. bei Gesprächen über andere: "Heute hatte ich ein Teamcoaching mit drei Gelben und drei Roten - du kannst dir die Interaktion und Stimmung vorstellen" - und nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen (kürzere und leichter auszusprechende Begriffe als die anderen) nutzen viele Kollegen sie gerne.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 220: Sprachspiele (1)

Dass die Psychographie zu einer Erweiterung der Wahrnehmungs-, Denk- und Verhaltensmöglichkeiten führt, ist sicher eine ihrer größten Stärken und Teil ihrer Faszination.

Ein Großteil dieser Wirkung beruht dabei auf der spielerischen, kreativen Verwendung von Sprache und Wörtern, wie ich heute und in den nächsten Wochen an einigen Beispielen (meist aus der Beratungspraxis) zeigen möchte.

Elegant und "verblüffend einfach" ist etwa die Veränderung eines Wortes und seiner Bedeutungen durch die Änderung der Wortart: Während etwa "Ich muss eine Auswahl treffen" für einen Sachtypen, der seine Vielleicht-Haltung pflegt, ziemlich mühsam sein kann, klingt "ich wähle aus" wesentlich einfacher (als Verb statt als Substantiv), zumal, wenn das "Nein" beim Auswählen ausdrücklich erlaubt ist.

Anstatt also mit dem Problem der Auswahl zu kämpfen, öffnet die Sprachvariante "auswählen" einen Weg zur Aktivität und führt am Ende, wenn die Auswahl getroffen wurde, zu einem "ausgewählten" (Adjektiv) Ergebnis - zum Beispiel bei mehreren Jobangeboten oder einer großen Auswahl an technischen Geräten ähnlicher Bauart.

Zur Verdeutlichung im Anhang die dazu gehörende Triade.

Tipp: Testen Sie einmal die Bedeutungsänderung eines für Sie starken Begriffs (Liebe, Freiheit, Gesundheit, Glück etc.) anhand dieser Triade.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 219: Drei Filmtipps

Sicher kennen viele der Leserinnen und Leser hier das Phänomen, dass man die Typunterschiede und Naturelle häufig in Filmen entdeckt - teilweise so deutlich, dass der Eindruck entsteht, der Autor hätte Kenntnis davon und es absichtlich so ins Drehbuch geschrieben.

Heute deshalb drei Filmtipps für diejenigen, die sich gleichzeitig bilden und gut unterhalten möchten - einen Kinofilm und zwei Serien (im TV oder als DVD zu kaufen):

1. "Frau Müller muss weg" mit Anke Engelke. Aktuell in den Kinos (und sicher in absehbarer Zeit als DVD) - ein sehenswertes Feuerwerk an klugen, lebensnahen und immer wieder auch sehr typischen Dialogen, gemischt mit einem tiefgründigen Humor und überraschenden Wendungen.

2. "Mad Man". Eine Serie, bei der es um die Werbebranche in den USA der 1960er-Jahre geht und in der vor allem Handlungstypen "ihr Fett abbekommen", wobei auch einige Beziehungstypen und Sachtypen mitspielen. Ziemlich rauh teilweise, aber ein gutes Lernfeld für alle, die bereit sind, auch die Abgründe der Naturelle anzuschauen und auszuhalten.

3. "Big Bang Theory". Hier geht es um einen Freundeskreis, der zum großen Teil aus jungen Wissenschaftlern besteht, sich jedoch um Sheldon, einen Sachtypen nahe am Asperger Syndrom, dreht. Auch hier tauchen alle Naturelle auf, wobei sich vor allem Sachtypen und Beziehungstypen aneinander reiben und ihre Missverständnisse austragen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 218: Vorurteile

Anlässlich der Ereignisse in Paris scheint es mir angemessen, etwas zum Thema "Vorurteile" zu schreiben.

Es dürfte inzwischen allgemein akzeptiert sein, dass wir nicht ohne Vorurteile und Vereinfachungen (positiver wie negativer Art) auskommen. Wir können z.B. nicht jedes Auto, das uns auf der Landstraße entgegenkommt, einzeln unter die Lupe nehmen und beurteilen, ob es wohl gleich auf unsere Spur wechselt oder ordentlich weiterfährt. Das Vorurteil heißt: wir vertrauen.  

Ebenso ist verständlich, dass wir nach einem Unfall eine Zeit lang skeptischer und vorsichtiger sind. Als mir etwa 1982, kurz nachdem ich den Führerschein hatte, zwei Rehe ins Auto gelaufen sind (oder ich ihnen über den Weg fuhr), war ich monatelang bei jedem Warnschild automatisch auf der Bremse und fuhr langsamer. Jedoch hat sich seitdem dieses Ereignis nicht wiederholt, trotz der vielen Kilometer, die ich gefahren bin.

Wenn sich also nun drei Männer in Paris dazu herablassen, andere Menschen aus Motiven zu töten, die für fast alle Menschen auf der Welt nicht nachvollziehbar und nicht akzeptabel sind, dann sind wir in Gefahr, in Vorurteilsfallen zu geraten: Sind vielleicht alle Männer plötzlich viel gewaltbereiter? Oder die Pariser? Oder die Männer in Paris? Auch Männer in einem schwarzen Auto könnten gefährlich sein, ebenso jeder Kunde dunkler Hautfarbe, der einen Supermarkt betritt und grimmig schaut.

Und auch innerhalb unserer typologischen Denkweise lauern solche Denkfallen: Handlungstypen machen öfters Schulden als andere (und bezahlen sie zuverlässig zurück), Beziehungstypen halten weniger Versprechen als andere (und tun dafür viel unverhofft Gutes), Sachtypen drücken sich häufiger um klare Worte, wenn sie verletzen könnten (und entschärfen damit manchen Konflikt) usw. - da wir solche Vorurteile und "Faustregeln", wenn sie einmal in unserer Wahrnehmung als sinnvoll erkannt wurden, nicht einfach abschalten können, kommt es darauf an, sie dann wieder los zu lassen, wenn sie sich im konkreten Kontakt mit einem anderen als hinderlich oder unrichtig erweisen.

So gibt es etwa keinerlei Grund, sich nach den Ereignissen von Paris gegenüber Männern im Allgemeinen, Menschen in schwarzen Autos oder den Parisern allgemein anders zu verhalten als bisher. Und wie schon immer ist es ratsam, Menschen mit Waffen besser aus dem Weg zu gehen - und sich der eigenen Anfälligkeit für schädliche negative Vorurteile (gegenüber wem auch immer) bewusst zu werden, zu bleiben - und sie zumindest im Kontakt mit einem konkreten Menschen rasch wieder loszulassen.


Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 217: Rück- und Ausblicke für Handlungstypen

Letzte Woche fragte ich nach passenden Haltungen bzw. Begriffen für einen handlungstypischen Jahresrückblick - und da dieser ja auch durchaus als Anleitung für einen Ausblick auf das neue Jahr taugt, hier einige Vorschläge von Leserinnen und Lesern zur Auswahl:

- “Genugtuung” - über das im Laufe des Jahres Geschaffene (Dr. Adelheid Schieke)

- Sammlung von Dingen, die man in Zukunft besser lässt, weil es trotz hohem Aufwand nichts gebracht hat (Bernhardt Heerdt)

- was sie alles geschafft haben, positiv aufgebaut, erneuert, überwunden haben (Dipl.-Psych. Tomas Biermann-K.)

- Stolz auf abgeschlossene Projekte und erfolgreiche Aktionen (Karin Issberner)

- Wertschätzung, Hochachtung

- "Stolz" (Sabine Bornemann)

- auf das blicken, was sie erreicht haben und besonders stolz sind. Je größer die Herausforderung, desto größer das Ego und Selbstwertgefühl! (Willibald Josef Gruber)

Und noch ein sehr persönliches Statement einer Handlungstyp-Kollegin:

- freuen über Erreichtes und Getanes somit über Erfolge. Die Hürden die genommen wurden und erfolgreich gemeistert wurden. Schaue auch auf die Niederlagen ... um nach Verbesserung Ausschau zu halten. Gräme mich deshalb schon lange nicht mehr. Denn diese Niederlagen gehören zum Leben und ich bin dankbar, mein Leben leben zu dürfen und nicht das der Anderen. Freue mich auch besonders, wenn es Menschen durch mein Coaching besser geht und dies auch lange anhält. Der Blick nach hinten hat auch gleichzeitig den Blick nach vorne im Visier ... auf zu neuen Zielen und Taten ... lasst uns das Leben leben und vor allem genießen. Jeden einzelnen Tag. So, das war der Blick in mein Inneres. Ich hoffe, das ist nicht zu negativ ... grins ... da ja scheinbar dem HT der positive Ansatz verloren ging. (Ruth Romoser)

Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 216: Jahresrückblick typgerecht

Am Jahresende bietet sich ein typgerechter Rückblick wie von selbst an. Leider kann ich nur für Beziehungstypen und Sachtypen eine "typische" Haltung angeben, da mir für die Handlungstypen keine adäquate (positive) eingefallen ist:

Beziehungstypen blicken besonders auf die schönen Dinge zurück, über die sie sich gefreut haben und im Rückblick nochmal freuen.

Sachtypen erlebe ich immer wieder als die dankbarsten Menschen, weshalb ich vermute, dass deren Jahresrückblicke reichlich Dankbarkeit enthalten (die dann über das Positive hinausgehend etwa auch Dankbarkeit für kritische Erfahrungen einschließen dürfte).

Das Interessante an diesen beiden Haltungen (Freude und Dankbarkeit) ist, dass wir sie jederzeit bewusst "einschalten" können - also auch im Sinne der Aktivierung von vernachlässigten Fähigkeiten: Beziehungstypen dürfen also ihren Jahresrückblick stärker mit Dankbarkeit anreichern, Handlungstypen mehr auf das achten, worüber sie sich freuen können und da mir - wie gesagt - die dazu passende handlungstypische Haltung noch fehlt, muss ich die Sachtypen leider auf einen späteren Tipp der Woche vertrösten.

Über Ideen für die gesuchte Haltung freue ich mich, gerne auch über die Facebook-Seite des Vereins.

Text: Werner Winkler (der allen Leserinnen und Lesern einen guten Start ins Neue Jahr wünscht!)

Tipp Nr. 215: Hilferuf.de - drei Argumente, dort aktiv zu sein

Heute möchte ich Ihnen und euch das Hilferuf.de-Forum im Internet empfehlen - und drei (typgerechte) Argumente liefern, dort aktiv zu werden.

Es gibt dieses Forum schon sehr lange. Dort können Leute ihre Sorgen und Probleme mit anderen teilen und bekommen - mehr oder weniger qualifizierte - Hilfestellung oder Tipps. Und da für viele, gerade junge Leute, der Gang zu einem Therapeuten, Seelsorger oder Berater eine große Hürde darstellt, finden sie dort anonym und niederschwellig jemand, der ihnen zuhört und antwortet - natürlich nur, wenn sich auch jemand die Zeit zum Lesen und Antworten nimmt.

Jetzt die drei versprochenen Argumente:
1. Man kann dort wirklich Gutes tun und helfen, auch mit wenigen Sätzen.
2. Man kann viel lernen, auch über Typunterschiede und typische Probleme (s. unten).
3. Man kann seine praktischen Fähigkeiten als Berater trainieren, wachhalten - oder seine Lebenserfahrung mit anderen teilen.

Zwar gibt es auch scheinbar triviale Themen wie "Verliebt in meine Lehrerin", aber eines der häufigsten Themen lautet: "Ich weiß nicht weiter". Und sehr häufig "leiden" die Schreiber dann einfach an ihrem Naturell bzw. ihren noch nicht erkannten Ressourcen.

Ein schönes Beispiel von neulich, über das ich schmunzeln musste und das wie selten den Typus des Schreibenden zeigt: "Was kann man damit arbeiten? Wenn jemand keine Person ist, die Dinge umsetzt, im Sinne von einfach machen oder ausführen, was man sagt. Sondern einfacher Sammler ist (z.B. Infos, Dinge, etc.) oder einfach passiv und gut im Warten. Was kann man dann machen?"

Tipp: über die freien Tage das Forum mal anschauen, sich anmelden und auf eine der Fragen antworten, auf die noch niemand oder erst wenige geantwortet haben.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 214: Weihnachtsgeschenke typgerecht

Für den Fall, dass jemand noch ein Weihnachtsgeschenk sucht und es typgerecht auswählen möchte, hier ein Tipp mit dazu gehöriger Triade (im Anhang).

Die Empfehlung ist, etwas zu suchen, das sowohl den Persönlichkeits- als auch Ressourcenbereich des Beschenkten abdeckt, also

- beim Beziehungstyp etwas Schönes und Indivuduelles
- beim Sachtyp etwas Individuelles und Nützliches
- beim Handlungstyp etwas Nützliches und Schönes

Als kleine Übung kann man sich ja einmal selbst etwas typgerechtes schenken und beobachten, ob sich die Theorie hier in der Praxis als eine gute Idee erweist :)

P.S. Die anhängende Triade ist mir (noch ohne Pfeile) ca. drei Jahre bevor ich Dr. Friedmann kennenlernte, eingefallen. Damals ging es darum, Werbung so zu gestalten, dass sie für möglichst viele Kunden attraktiv wirkt. Die Idee war, dass die Einbeziehung aller drei Aspekte (schön, individuell oder eigen, nützlich) mehr Wirkung erzielt als wenn einer davon fehlt. Vielleicht haben mich auch deshalb die Friedmannschen Triaden so angesprochen, weil mir die Idee dahinter schon bekannt war.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 213: Perfektion

Im heutigen Tipp möchte ich zeigen, wie man zwei Triaden sinnvoll kombinieren kann.

Die bekannte Triade haben/sein/können kombinieren wir mit der Triade optimal/so gut wie möglich/perfekt und bekommen dadurch die drei Optionen:

- optimal haben (Beziehungstyp-Neigung)
- so gut wie möglich sein (Sachtyp-Neigung)
- perfekt können (Handlungstyp-Neigung)

Steckt man selbst (oder ein Klient) durch seine angeborene Neigung nun in einer Option fest, eröffnet sich ein Ausweg durch den Ausgleich in der vernachlässigten Triaden-Option.

Beispiele: Ein Beziehungstyp übertreibt es mit dem "optimal haben" wollen und findet seinen Ausweg in der Option "so gut wie (realistisch) möglich sein".

Ein Sachtyp, der sich und andere damit stresst, dass er permanent so gut wie möglich sein möchte (auch in Konkurrenz zu anderen) - er findet im Streben danach, etwas "perfekt zu können" ein klares Ziel und eine praktische Handlungsmöglichkeit.

Oder ein Handlungstyp steckt im "perfekt können" wollen fest und ändert seine Haltung, indem er mehr auf "optimal haben" setzt, also sich das Positive, das er schon hat oder haben kann, bewusster macht.

Die angehängte Darstellung der drei Triaden veranschaulicht das Prinzip.

Text: Werner Winkler  

Tipp Nr. 212: Starke Bilder und Metapher

Viele der Leser werden das Problem kennen: Man möchte jemand den Nutzen unseres Typenmodells erklären, weiß aber nicht recht, wo anfangen oder wie viel Informationen angebracht sind, ohne das Gegenüber gleich zu überfordern.

Mein Tipp in dieser Situation ist, keine Fachbegriffe zu verwenden, sondern (wenn man die Möglichkeit hat), zunächst eine einzelne Triade aufzuzeichnen - etwa die Ja/Vielleicht/Nein-Triade - und daran das Phänomen der Bevorzugung und Vernachlässigung bzw. den Ausgleichsprozess zu erläutern, möglichst mit konkreten Beispielen aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis.

Auch der Vergleich der Grundtypen-Unterschiede mit den Meeresbewohnern Delfin, Blauwal und Haifisch erweist sich immer wieder als bildhaft und deutlich genug. Angenommen, ich sage: "Lädt ein Haifisch einen Blauwal zum Essen ein ..." und spekuliere dann, was die beiden sich unter "Essen gehen" vorstellen - dann wird rasch klar, dass sie nicht das Gleiche meinen.

Von diesem Beispiel ausgehend ist es dann wesentlich leichter, auch die deutlichen Unterschiede im angeborenen Naturell bei Menschen und deren unterschiedliche Erwartungshaltungen, etwa zum Thema "Urlaub" oder "Umgang mit Geld" verständlicher zu machen, z.B. innerhalb einer typengemischten Familie.

Eine Diskussion und Sammlung zu den psychographischen Metaphern findet sich übrigens im Forum hier unter http://www.psychographen.de/forum/index.php?file=forum_show&id=3019&showselect=all

Neue Ideen sind dort jederzeit willkommen!

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 211: Drei Seelen wohnen - ach, in meiner Brust.

Immer wenn ich irgendwo die Zahl "zwei" in einem Sprichwort oder Modell lese, überlege ich mir, ob da nicht ein drittes, übersehenes Element mit im Spiel sein könnte.

Dass Goethe in seinem "Faust" nur von zwei Seelenanteilen spricht, hat wohl eher dramaturgischen Sinn. Der Psychoanalytiker und "Seelenkenner" C.G. Jung hat jedoch auch nur zwei, archetypische, Seelenanteile benannt: "Anima" und "Animus".

Ganz Kind seiner Zeit sah er einen "weiblichen" und einen "männlichen" Anteil der menschlichen Seele, er übersah jedoch aus meiner Sicht den "dritten Teil", den man als "kindlichen" oder "Animi"-Anteil bezeichnen könnte.

Um die drei Rollen anzuführen, die Eric Berne in seiner Transaktionsanalyse unterschied, könnte so auch von drei "Seelenanteilen" gesprochen werden, die dem psychographischen Modell ähneln: der elternhafte Anteil (rot), der heranwachsende (blau) und der kindliche (gelb).

Welcher Anteil in der eigenen "Brust" zu viel, welcher zu wenig Raum im Bewusstsein und Alltag bekommt, sollte man sich immer wieder ehrlich vor Augen führen. Vor allem dann, wenn wir in unserem "Heimatbereich" (also dem bevorzugten) stecken bleiben und den ausgleichenden vernachlässigen, entsteht Einseitigkeit.

Beziehungstypen dürfen also öfters erwachsener (vernünftiger) handeln, Sachtypen ihre elterlichen (verantwortungsvollen) Qualitäten zeigen und Handlungstypen ihre kindlichen (verspielten) Anteile pflegen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 210: Candy-Test zur Typerkennung

Seit Jahren beobachte ich, dass sich in "existenziellen" Situationen das jeweilige Naturell sehr deutlich zeigt und diese Momente für die Typenbeobachtung gut geeignet sind.

Auf der Facebook-Seite des Vereins wurde diese Woche ein Video gepostet. Es zeigt Kinder, denen ihre Eltern erzählen, sie hätten die gerade frisch und mühsam gesammelten Halloween-Süßigkeiten über Nacht selbst aufgegessen.

Hier der Link zu YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=1NDkVx9AzSY

Die Reaktionen der Kinder sind völlig unterschiedlich (wie nicht anders zu erwarten) - aber teilweise so "typisch" aus psychographischer Sicht, dass ich die Aufnahmen als Übungsfeld zur Beobachtung von Typunterschieden empfehlen kann.

Da dieses "Experiment" schon einige Jahre lang läuft, gibt es auch Videos aus den letzten Jahren - auch dort finden sich zum Teil sehr schöne Beispiele für typgerechte Reaktionen (auch was die Untertypen betrifft, z.B. ein zukunftsorientiertes Kind, das sich sofort auf nächstes Jahr vertröstet oder ein du-bezogenes, das sich für die Mutter freut).

P.S. Ob es richtig ist, seine Kinder solchem Stress auszusetzen und es dann zu publizieren, mag jeder für sich entscheiden, das möchte ich hier ausklammern.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 209: Bewahren, was gut ist (für Handlungstypen)

Eine der lösungsorientierten Grundhaltungen lautet: Beobachte und bewahre, was (noch) gut ist!

Was ist hierbei für Menschen, die sich der Gruppe der Handlungstypen (oder Aktioniker) zuordnen lassen, besonders zu beachten - was übersehen sie leicht?

- die Möglichkeit, "Ja" zu sagen oder etwas Neues zu beginnen (Neuanfang)
- ihre emotionalen Fähigkeiten und Kompetenzen
- alle zwischenmenschlichen Aspekte (z.B. Beziehungen, Liebe, Emotionen)
- ihre Friedfertigkeit, ihre Fähigkeit, freundlich und nett zu sein
- die Möglichkeit, sich zu freuen, glücklich zu sein, zu spielen
- Leichtigkeit, Lockerheit, Oberflächlichkeit, Neugier

Neben diesen Beispielen für Fähigkeiten aus dem "gelben Bereich" sind selbstverständlich auch die aus dem "blauen" und "roten" Bereich bewahrenswert, jedoch scheinen es gerade die aus den (gelben) Ressourcenbereichen zu sein, die am Leichtesten übersehen und dadurch zu selten genutzt werden.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 208: Alles oder Nichts oder ...

Neulich "entdeckte" ich eine neue Triade und wundere mich immer noch, dass ich nicht früher daran dachte, das Gegensatzpaar "Alles oder Nichts" im psychographischen Sinne zu ergänzen.

Da "Alles" gut zur "gelben Ecke" passt und "Nichts" zur "roten", fehlt nur noch die "blaue" - und da bietet sich ein Begriff wie "Manches" nur zu gut an.

Die drei Tipps, die sich aus dieser Triade ableiten lassen, heißen daher:
- sich als "Gelbe/r" öfters mal mit "Manches" anzufreunden
- sich als "Blaue/r" öfters ein "Nichts" zu akzeptieren und
- sich als "Rote/r" öfter "Alles" zu gönnen, z.B. "alles Gute".

Text und Redaktion: Werner Winkler  

Tipp Nr. 207: Perspektivenwechsel

Aus dem systemischen Ansatz kennen wir die Methode des Perspektivenwechsels. Was geschieht, wenn wir auf der Ebene "Du-Ich-Wir-Verbundenheit" die Perspektiven wechseln, fiel mir neulich in einem Coachinggespräch (mit einem du-verbundenen Klienten) auf. Denn während er im sehr ich-bezogenen Verhalten einer Freundin eine Missachtung seiner Bedürfnisse sah, konnte ich ihm anhand der Psychographie verständlich machen, dass es sich dabei aus Perspektive des ich-bezogenen Menschen um ein völlig normales Verhalten handelt.

Die folgende kleine Tabelle fasst die neun möglichen Perspektiven zusammen:

Aus Sicht von Du-Verbundenen:
- Verhalten anderer Du-Verbundener: normal, spiegelbildlich
- Verhalten von Ich-Verbundenen: vorbildlich bis ärgerlich
- Verhalten von Wir-Verbundenen: zu schwacher Du-Bezug (je nach Situation entlastend oder belastend)

Aus Sicht von Ich-Verbundenen:
- Verhalten anderer Ich-Verbundener: normal, spiegelbildlich
- Verhalten von Wir-Verbundenen: vorbildlich bis ärgerlich
- Verhalten von Du-Verbundenen: zu schwacher Ich-Bezug (je nach Situation entlastend oder belastend

Aus Sicht von Wir-Verbundenen:
- Verhalten anderer Wir-Verbundener: normal, spiegelbildlich
- Verhalten von Du-Verbundenen: vorbildlich bis ärgerlich
- Verhalten von Ich-Verbundenen: zu schwacher Wir-Bezug (je nach Situation entlastend oder belastend

Gerade in Partnerschaften oder für Zweierbeziehungen ist also das Wissen um die aufeinander treffenden Bevorzugungen nützlich, um sich richtig zu verstehen und keine Fehlinterpretationen zu etablieren.

Die Beschreibungen der drei Bevorzugungen finden sich hier:
Du-Verbundenheit: www.123modell.de/0100.htm
Ich-Verbundenheit: www.123modell.de/0200.htm
Wir-Verbundenheit: www.123modell.de/0300.htm

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 206: Der Gorilla in meinem Bett

In den letzten Tagen bekam ich drei besonders nette Rückmeldungen zum Buch "Der Gorilla in meinem Bett", weshalb ich gerne den Tipp geben würde, es nochmal aus dem Regal zu holen:

Eine Leserin hatte es beim Friseur dabei, der sich für den Inhalt interessierte und es ihr daraufhin "abschwatzte". Sie lieh es ihm und bekam beim nächsten Termin die Rückmeldung, es hätte ihm sehr dabei geholfen, seinen Partner besser zu verstehen.

Und eine junge Frau erzählte mir, wieviel Spaß sie mit ihren Freundinnen hatte, als sie zusammen anhand der Typbeschreibungen im Buch ihre Freunde typisiert haben. Eine der Freundinnen möchte nun zu Weihnachten ihren eigenen Freundinnenkreis damit beglücken.

Und eine Psychotherapeutin berichtet, wie deutlich sie die im Buch beschriebenen Interaktionsmuster bei Paarthemen erkennen würde und wie hilfreich das für ihre Klientinnen wäre, darüber Bescheid zu wissen.

Text: Werner Winkler

Tipp Nr. 205: Bewahren, was gut ist (für Sachtypen).

Eine der lösungsorientierten Grundhaltungen lautet: Beobachte und bewahre, was (noch) gut ist!

Was ist hierbei für Menschen, die sich der Gruppe der Sachtypen (oder Temporiker) zuordnen lassen, besonders zu beachten - was übersehen sie leicht?

- die Möglichkeit, "Nein" zu sagen oder etwas zu beenden
- ihre praktischen Fähigkeiten und Kompetenzen
- alle körperlichen Aspekte (z.B. Bewegung, Ernährung, Raumgestaltung)
- ihre Angriffs- und Aggressionspotentiale (natürlich im Rahmen des Erlaubten)
- die Möglichkeit, Erfolge durch Krafteinsatz zu erzielen
- Kontrolle, Druck, Nachdruck, Zielsetzungen, Risikobereitschaft

Neben diesen Beispielen für Fähigkeiten aus dem "roten Bereich" sind selbstverständlich auch die aus dem "gelben" und "blauen" Bereich bewahrenswert, jedoch scheinen es gerade die aus den (roten) Ressourcenbereichen zu sein, die am Leichtesten übersehen und dadurch zu selten genutzt werden.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 204: Drei Aspekte des Machens

Im letzten Tipp zum Thema "weiter verfeinerte Bereiche der Landkarte" möchte ich heute an die drei Arten oder Aspekte des "Machens" erinnern - wobei mit "Machen" im psychographischen Sinn die Aussendung von Reizen gemeint ist (während Fühlen die Reizaufnahme und Denken die Reizverarbeitung beschreibt).

1. Aktives Machen
Wenn von ‘Machen’ gesprochen wird, ist umgangssprachlich meist das aktive Machen gemeint, also das Aussenden von Reizen durch körperliche Aktivität (dazu gehört auch reden, schreiben oder singen). Sogar Selbstgespräche zählen dazu und unterscheiden sich vom Nachdenken oder ‘Hirnen’, bei dem keine Reize ausgesendet werden. Eine geeignete Metapher ist ein aktiver Vulkan, der allein aus sich heraus tätig ist.

2. Reaktives Machen
Reaktives Machen meint im Gegensatz dazu diejenigen Aktivitäten, die als Antwort auf einen Reiz von außen zustande kommen. Deutlich wird dieser Unterschied in der künstlerischen Arbeit: Während der Künstler zuerst aus innerem Antrieb arbeitet, bedient der Kunsthandwerker Kundenbestellungen oder reagiert damit auf Marktwünsche.

3. Inaktives Machen
Um ein ausgewogenes Verhältnis zum Machen aufzubauen, gehört auch das Erlernen des inaktiven Machens dazu - es sei denn, man hat dieses bereits als Bevorzugung in übertriebener Anwendung.
Der chinesische Weise Lao-Tse drückte es so aus: “Lehren ohne Worte, beim Tun im Nicht-Tun verweilen: das verstehen nur wenige.” (Tao-te-king, 43. Spruch). Inaktives Machen ist also das bewusste Vermeiden der Reizaussendung, das Zurückhalten, Schweigen, Nicht-Antworten. So spricht man ja auch vom "vielsagenden Schweigen".

Je nachdem, welchen dieser drei Aspekte des Machens Sie nun als Ihren bevorzugten erkennen - der Tipp lautet: wenn Sie bemerken, dass Sie ihn in einer Situation nutzen, in der ein anderer angemessen wäre, aktivieren Sie diesen anderen "Muskel" und überraschen Sie sich selbst bzw. Ihre Umwelt.

Beispiel: Ich selbst bevorzuge das "reaktive Machen" - lasse mich also leicht durch Impulse von Außen zum Machen anregen. Hingegen fällt mir das "inaktive Machen" extrem schwer, so dass ich es immer wieder bewusst einsetzen muss. Praktisch bedeutet das etwa, dass ich mir anzutrainieren versuche, nicht auf jede Anregung zu reagieren, sondern mir die Freiheit nehme, sie nur auf einen Zettel zu notieren und dann erst einmal abzulegen. Kommt der Impuls später noch einmal zurück, gehe ich ihm nach. Häufig aber entdecke ich beim Durchsehen meines "Zettelstapels", dass viele Ideen keine Wurzeln geschlagen haben.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 203: Kann ich heute etwas für Sie tun?

Die hohe Wirksamkeit der lösungsorientierten Fragen hängt nach meiner Einschätzung auch damit zusammen, dass sie häufig "typneutral" sind, d.h. für jeden unserer drei Grundtypen nützlich und nicht nur für eine oder zwei Gruppen.

So können etwa alle drei Typgruppen mit der Frage "Kann ich heute etwas für Sie tun?" die Einladung verbinden, ihre individuellen und typspezifischen Bedürfnisse zu äußern (die Frage kann abgewandelt sowohl im Unternehmen, in der Familie oder in sozialen Einrichtungen gestellt werden).  

Gegenbeispiele, die nur für eine Gruppe passend sind, wären die Fragen "Wie kann ich Sie heute unterstützen?" (eher für Sachtypen), "Wie geht es Ihnen heute?" (eher für Beziehungstypen).

Die Frage "Kann ich heute etwas für Sie tun?" wurde vom Leiter einer japanischen Privatklinik entwickelt, der täglich alle 200-300 Patienten besucht und lange experimentiert hat, um die "ideale Frage" zu entwickeln. Mit Hilfe zweier Assistenten, die er mit auf seine Visitentour nimmt, schafft er sein tägliches Pensum so in ungefähr vier Stunden. Die Standardantwort der Patienten ist "Nein Danke, alles in Ordnung" - gibt es jedoch etwas, das die Patienten vom Klinikchef möchten, lässt er einen der Assistenten zurück, der sich die Bitte notiert und geht mit dem zweiten ans nächste Bett. Und da die Patienten wissen, dass er jeden Tag mit dieser Frage vorbeikommt, können sie sich auch darauf vorbereiten, falls es etwas gibt, das ihnen wichtig ist.

Nach Aussagen des Mediziners (ich lernte ihn 1997 auf einer Fortbildung bei Steve de Shazer kennen) sind seine täglichen Rundgänge das Geheimnis des Erfolges der Klinik - und für mich ein schönes Beispiel, wie einfach lösungsorientierte, typgerechte Kommunikation sein kann.

Text und Redaktion: Werner Winkler  

Tipp Nr. 202: Das letzte Drittel

Morgen beginnt das letzte Drittel des Jahres 2014. Und trotz der weltpolitisch unruhigen Zeiten ist das vielleicht eine gute Gelegenheit, die eigenen Pläne und Vorsätze noch einmal anzuschauen - was ist erreicht, was hat sich von selbst erledigt, was steht noch aus?

Es würde mich nicht wundern, wenn die eine Leserin oder der andere Leser just jene Dinge "hintenan" gestellt hat, die in die weniger ausgeprägten Bereiche des eigenen Naturells gehören (also zu den psychographischen Ressourcen).

Der "Tipp der Woche" ist also eher ein "Tipp für vier Monate": Geben Sie 2014 die Gelegenheit, ein besonders "rundes" Jahr zu werden und betonen Sie in nächster Zeit die bisher zu kurz gekommenen Seiten Ihrer Persönlichkeit wieder stärker.

Ich für meinen Teil werde also meiner "blauen Seite" mehr Raum geben und eine kleine Pause einlegen, was die "Tipps der Woche" betrifft und meinen Urlaub genießen :)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 201: Drei Aspekte des Denkens

In der Reihe "Triaden zur weiteren Unterteilung der Unterbereiche" möchte ich heute an die drei Aspekte des Denkens und die darin enthaltenen Optionen erinnern, wobei Denken hier das Verarbeiten (Einordnen, Vergleichen) der eingehenden Reize meint.

1. Teilbewusstes Denken
begegnet uns im “dritten Zustand” (Amos Oz) zwischen Schlafen und Wachen, beim Eintauchen in einen fesselnden Film oder beim Autofahren, evtl. auch während dem Duschen, Saunieren, Meditieren. Hier nimmt unser bewusstes Denken das unbewusste (noch) wahr.

2. Unbewusstes Denken
Spätestens seit den Arbeiten von Sigmund Freud ist der unbewusste Teil unseres Denkens ins öffentliche Interesse getreten. Die Hirnforschung hat gezeigt, dass unser Gehirn beständig Reize verarbeitet, selbst und gerade im Schlaf - auch wenn unser Bewusstsein davon nur sehr wenig mitbekommt (z.B. durch Träume, die Freud als einen Zugang zum Unbewussten erkannte).

3. Bewusstes Denken
ist Denken als Arbeit, also Rechnen, gezieltes Erinnern (etwa von Namen oder Vokabeln), Sortieren oder Abwägen von Argumenten. Wenn wir sagen: Darüber muss ich jetzt einmal nachdenken - dann schalten wir das bewusste Denken ein.

Der Leser mag an dieser Stelle kurz oder länger darüber nachdenken :) welche der drei Optionen seine bevorzugte und sein vernachlässigte ist. Zur Erinnerung: die vernachlässigte lässt sich etwa daran erkennen, dass sie uns zu überraschenden Aha-Erlebnissen, plötzlichen Denkfortschritten oder außergewöhnlichen Ideen verhilft, die bevorzugte ist die, auf die wir im Normalfall und unter Stress wie von selbst zurückgreifen, die uns aber auch in "Sackgassen" führt, wenn wir sie übertrieben nutzen.

Bei mir selbst ist das bewusste Denken am stärksten ausgeprägt und mir ist klar, dass ich damit nicht alles erreichen kann, was mir wichtig ist - und ich weiß, dass viele der besonders fruchtbaren Ideen durch teilbewusstes Denken entstanden: weder im Schlaf, noch im Wachzustand, sondern irgendwo dazwischen. Mein Tipp lautet auf diesem Hintergrund daher, alle Optionen des eigenen Denkvermögens zu erkennen und die bislang weniger beachtete mit mehr Aufmerksamkeit zu bedenken bzw. stärker zu nutzen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 200: Dreierlei Gründe, sich vegan zu ernähren.

Am Beispiel des Themas "Vegane Ernährung" möchte ich zeigen, wie man eine möglichst typgerechte, d.h. für alle drei Typgruppen schlüssige Argumentation aufbauen kann. Ich nehme dieses Beispiel, weil es mir sehr am Herzen liegt, jede/r Leser/in mag es aber auf die eigenen "Herzensangelegenheiten" übertragen.

Anstatt nur auf Gründe oder Argumente zu setzen, die mir selbst und anderen aus meiner Typgruppe schlüssig sind, sammle und nutze ich  auch solche in meinen Fundus, die sich für Menschen anderen Typs als überzeugend erwiesen haben - wobei sich nicht alle Punkte streng einer Gruppe zuordnen lassen und häufig auch "nicht-typgerechte" Argumente den Ausschlag geben (zumal, wenn die typspezifischen bisher nicht gewirkt haben).

Am Beispiel "Vegane Ernährung" also z.B.:

Argumente für Beziehungstypen/Relationiker
- die armen Tiere (Kälbchen, Ferkel, Schäfchen) möchten auch leben
- möchtest du wirklich Blut und Fleisch von toten Tieren essen?
- stell dir vor, andere Säugetiere würden deine Kinder und dich selbst in schrecklichen Umständen halten, nur um Fleisch essen zu können ...

Argumente für Sachtypen/Temporiker
- vegane Ernährung ist preiswerter
- vegan ernährte Menschen leben länger und gesünder
- vegane Ernährung ist gut für das Klima

Argumente für Handlungstypen/Aktioniker
- es ist ungerecht, fühlende Wesen für die eigene Ernährung zu töten, wenn es nicht sein muss; es gibt genug Elend auf der Welt, da muss ich nicht noch dazu beitragen, es zu vermehren
- die Haltung, Fütterung, Tötung und der Transport bzw. die Verarbeitung von Tieren zu Nahrung ist häufig unhygienisch, grausam und unnatürlich wie die ganzen Skandale in dieser Branche zeigen
- tierische Proteine sind nicht gut für meinen Körper
- meine Religion/mein Gerechtigkeitsempfinden/mein Arzt verbietet es mir, weiterhin so viel Fleisch zu essen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 199: Bewahren, was gut ist (für Beziehungstypen)

Eine der lösungsorientierten Grundhaltungen lautet: Beobachte und bewahre, was (noch) gut ist! Was ist hierbei für Menschen, die sich der Gruppe der Beziehungstypen (oder Relationiker) zuordnen lassen, besonders zu beachten - was übersehen sie leicht?

- die ihnen zur Verfügung stehenden Zeiträume
- ihre (begrenzten) ökonomischen Kapazitäten
- ihre Verstandeskraft, ihre geistigen Fähigkeiten
- ihre Fähigkeit zur Geduld und zum Wartenkönnen
- ihre Leidensfähigkeit und ihr Durchhaltevermögen
- ihre Fähigkeit, sich und andere zu verteidigen
- die Option, auch einmal nichts zu tun und passiv zu bleiben
- ihren Realitätssinn und ihre Kritikfähigkeit

Neben diesen Beispielen für Fähigkeiten aus dem "blauen Bereich" sind selbstverständlich auch die aus dem "gelben" und "roten" Bereich bewahrenswert, jedoch scheinen es gerade die aus den Ressourcenbereichen zu sein, die am Leichtesten übersehen und dadurch zu selten genutzt werden.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 198: Drei Aspekte des Fühlens/Wahrnehmens

In der Reihe "Triaden zur weiteren Unterteilung der Unterbereiche" möchte ich heute an die drei Aspekte des Fühlens/Wahrnehmens und die darin enthaltenen Optionen erinnern:

"Fühlen" im hier verwendeten Sinn umfasst alle Reize, die vom Organismus registriert werden. Dazu gehört nicht nur das Gefühl zum Körper (nicht zu verwechseln mit der Beziehung zu sich selbst), sondern auch hören, schmecken, sehen und lesen (als aktive Varianten der Reizaufnahme).

1. Unausweichliches Fühlen
meint Reize, gegen die wir uns nicht abschotten können, etwa einzelne Wörter, die wir in Gesprächen hören. Wer von dieser Art des Fühlens zu viel hat, dem hilft u. U. eine ‘Reiz-Reduktions-Diät’ (z.B. maximal eine Stunde lesen, Musik hören oder Fernsehen pro Tag).

2. Reduziertes Fühlen
bedeutet, nur noch einen Teil der Reize aufzunehmen, also zu selektieren - was manche Menschen auch ohne Übung sehr gut können. Sollte dies Ihre bevorzugte Variante des Fühlens sein, wäre es interessant, immer wieder einmal bewusst unter die "Reizdusche" zu stehen und sich einer Ladung geballter Eindrücke auszusetzen - etwa in einer Großstadt.

3. Gesteuertes Fühlen
Menschen mit dieser Bevorzugung nehmen bestimmte Reize fast zwanghaft wahr, jedoch eingeengt - etwa durch eine berufliche Vorliebe bestimmt. Zu viel Steuerung beim Fühlen schadet auf Dauer; wer seine Reizaufnahme ständig einengt (z.B. nur in einem einzigen Buch liest), verarmt und verschließt sich für Neues. Eine Ausgleichsübung bestünde in diesem Fall etwa darin, einmal eine Zeitung zu kaufen und wirklich alle Artikel und Anzeigen zu lesen und sich alle Bilder anzuschauen.

Ich persönlich bevorzuge den in 1. geschilderten Aspekt und profitiere von Gelegenheiten, in denen ich nur wenige Eindrücke bzw. wenig neue aufnehmen muss.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 197: Theorie und Praxis und ?

Eine häufig genutzte Dualität ist "Theorie und Praxis". Ich habe mir bereits vor Jahren überlegt, was hier "das Dritte" im Sinne der Psychographie sein könnte.

Klar ist, dass "Theorie" in die blaue Ecke gehört und "Praxis" in die rote. Bleibt also die "gelbe" übrig, für die ich bisher (ohne damit 100% zufrieden zu sein) das Wort "Idee" vorgesehen hatte.

Nun ist mir jedoch (beim Schreiben eines Aufsatzes zur Optimierung der Demokratie) aufgefallen, dass der Begriff "Utopie" sehr gut zu Theorie und Praxis passen würde. Ich habe deshalb auch ein Kapitel des Aufsatzes in diese drei Unterabschnitte unterteilt und dabei das Gefühl gehabt, jetzt ist es "rund".

Drei Tipps der Woche also aus dieser Triade abgeleitet:

1. Für "Gelbe": Mehr mit der Theorie befassen, wenn man utopische Träume hat!
2. Für "Blaue": Einfach mal praktisch ausprobieren, was man theoretisch für möglich hält.
3. Für "Rote": Mehr Utopien und Tagträume wagen - gerade dann, wenn man mit der gängigen Praxis nicht glücklich ist.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 196: Weltmeister-Typen

Noch eine Zeit lang dürften wir im Fernsehen oder Internet mit Szenen der Fußball-Weltmeisterschaft versorgt werden.

Um bei diesen "Rückblicken" noch ein bisschen Typen-Beobachtung trainieren zu können, hier einige Hinweise aus meiner Sammlung der letzten Tage:

- Philipp Lahm (Vermutung: Sachtyp) tritt von sich aus zurück und nutzt damit die sachtypische Ressource (Nein-Sagen, Aufhören) sowie seine typeigene Stärke (den richtigen Zeitpunkt erkennen, die eigenen Kräfte konzentrieren)

- Jogi Löw (Vermutung: Handlungstyp + Denker) hat nach dem Abpfiff des Endspiels zum ersten Mal (so weit ich das sehen konnte) richtig herzhaft gelacht und seine Freude deutlich gezeigt; sehenswert!

- Thomas Müller (Vermutung: Beziehungstyp) kann vor lauter Emotionen nach dem gewonnenen Endspiel kaum noch etwas vernünftiges sagen; wohingegen die etwas älteren Beziehungstypen (Vermutung) Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski ihre Freude weitaus bewusster und trotzdem kreativ zum Ausdruck bringen (sie erinnern sich auch an die zehn Jahre harte Arbeit, die ihr Erfolg gebraucht hat)

- auch sehens- und beobachtenswert: Jérôme Boateng (Vermutung: Sachtyp) - nicht nur wie er im Spiel ökonomisch mit seinen Kräften umgeht, sondern auch wie entspannt er sich nach dem Erfolg freuen kann; Kommentar eines Sportjournalisten: Er läuft als letzter los und erst dann, wenn es wirklich nötig ist - dann ist er aber der Schnellste!

- und in sehr vielen Interviews zu hören: wie wichtig für die Mannschaft die starke Wir-Verbindung war/ist; ich vermute, dass das auch von Jürgen Klinsmann (Vermutung Beziehungstyp + wir-verbunden) und Jögi Löw (ebenfalls wir-verbunden) herrührt bzw. gepflegt wurde; Spieler wie Kuranyi oder Gomez, die sich durch ein zu starkes "Ich" nicht gut einfügen könnten, werden gar nicht erst in den Kader aufgenommen ...

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 195: ... versuche etwas anderes (für Handlungstypen)

Als Teil 3 der kleinen Reihe "Wenn etwas nicht funktioniert, höre damit auf und versuche etwas anderes", mit der ich den bekannten lösungsorientierten Grundsatz typspezifisch verfeinere, heute ein paar Tipps für Handlungstypen.

Für diese Gruppe (Rote, Aktioniker) besteht das "Andere", das den Unterschied in einer festgefahrenen Situation bedeuten kann, häufig in der verstärkten Nutzung der "gelben" Qualitäten, z.B.

- zuerst auf das Gute, Positive, Schöne zu achten
- die Dinge eher oberflächlich betrachten
- die eigene kindliche Seite (Neugier, Offenheit, Freude) zulassen
- sich auch dramatische Emotionen gestatten
- viele verschiedene Interessen verfolgen
- eine unangenehme Situation einfach verlassen (Flucht als Option)
- die Dinge relativieren und dadurch positiver sehen
- das Gute im Schlechten betonen

Und gerade für Handlungstypen gilt und funktioniert: sich positive Vorbilder aussuchen und sie einfach nachmachen (in diesem Fall also einen Beziehungstyp, der die oben genannten Qualitäten übertrieben auslebt).

Alternativ kann man nach Ausnahmen im eigenen Leben suchen, also nach bereits vorhandenen Erfahrungen mit der bewussten Nutzung der "gelben Qualitäten" - und diese erneut oder verstärkt aktivieren.

Text und Redaktion: Werner Winkler  

Tipp Nr. 194: Drei Aspekte der Zukunft


Auch für die Zukunftswahrnehmung ergeben sich neue Aspekte, Spielräume und Denkmöglichkeiten durch deren triadische Differenzierung (wobei es selbstverständlich noch andere als die hier aufgeführte Dreiteilung gibt).

In dieser Aufteilung habe ich die Zukunft mit Ja/Gegenwart (aus heutiger Sicht sicher), mit Vielleicht/Vergangenheit (aus Erfahrung möglich) und Nein/Zukunft (auch künftig unmöglich) kombiniert und mit Beispielen eines aktuellen politischen Themas illustriert:

1. Die heute sicher scheinende Zukunft, zum Beispiel: die fossilen Energien werden irgendwann erschöpft sein, aber das Leben wird trotzdem weiter gehen.

2. Die aus Erfahrung mögliche Zukunft, zum Beispiel: die Menschheit könnte auch ohne preiswerte Energie aus der Steckdose weiter existieren.

3. Die auch künftig unmögliche Zukunft, zum Beispiel: das Wachstum der technischen Zivilisation und der Weltbevölkerung kann nicht unendlich weitergehen oder: kein Krieg und Schrecken kann ewig dauern.

Hört man sich Reden zu diesem Thema an, zeigen sich Bevorzugungen für eine oder zwei dieser Zukunftsaspekte und häufig wird der dritte ausgelassen. Welcher dieser drei ist für Sie der vernachlässigte?

Dieser Aspekt wäre vermutlich Ihre Ressource, die Sie öfters aktivieren sollten (bei mir selbst ist es Aspekt 3 - und der Effekt, wenn ich ihn stärker betone (anstatt Aspekt 2) ist eine größere Gelassenheit im Umgang mit Zukunftsthemen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 193: Obama, Merkel, Putin

Nicht nur bei Fußballspielen lassen sich in Extremsituationen (Torjubel, Niederlagen, Siege, Interviews, Umgang der Spieler miteinander und mit den "Gegnern") die Typunterschiede immer wieder gut beobachten, sondern auch auf der politischen Ebene, wenn es dort zu ungewöhlichen Konflikten kommt, bei denen die diplomatischen Gepflogenheiten teilweise über Bord gehen und die menschliche Seite in den Vordergrund tritt.

Drei Beispiele: US-Präsident Barack Obama zeigt in letzter Zeit sehr deutlich die (weniger schönen) Beziehungstyp-Verhaltensweisen wie den Versuch, ernste Probleme "wegzulächeln" oder mit Charme zu punkten, wo er inhaltlich nicht auf Bedenken anderer eingehen will oder kann. Außerdem enttäuscht er die von ihm geweckten positiven Erwartungen oder hält Versprechen nicht.

Angela Merkel als sehr offenkundige Verkörperung des Sachtyps verhält sich wie eine Buchhalterin (so Journalisten nach ihrer Regierungserklärung zum Haushalt), spielt häufig das Entweder-Oder-Spiel und lässt Entscheidungen offen, so lange es irgend wie geht, um sich dann der sich abzeichnenden Mehrheit anzuschließen (bei der Besetzung des EU-Kommissionspräsidenten). Ihr "Nein" besteht häufig darin, dass sie einfach nichts macht oder sagt und die Dinge sich dann "von selbst" klären. Neulich sprach ein Reporter sogar davon, dass die von ihren Kritikern geforderte "klare Haltung" nicht zu "ihrem Naturell passe". Und für Juli Zeh, die ein Theaterstück mit Merkel in der Hauptrolle geschrieben hat, bleibt sie trotz intensiver Beschäftigung mit ihr "ein Rätsel".

Und beim Handlungstyp Wladimir Putin zeigte sich in den letzten Monaten sehr prägnant die handlungstypische Idee, man könne mit Angriff und Gewalt mehr erreichen als mit Freundlichkeit und positivem Einfluss. Auch seine Neigung zu Halbwahrheiten oder zu Aussagen, die sich später als glatte Lüge herausstellen, tritt so deutlich zu Tage, dass er sich in kürzester Zeit sein Vertrauen verspielt hat.

Tipp daher: Bei aller Begeisterung für schöne Fußballspiele die Politik nicht aus den Augen lassen, wenn man seine Typerkennungskompetenz trainieren möchte :)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 192: ... versuche etwas anderes (für Beziehungstypen)

"Wenn etwas nicht funktioniert, höre damit auf und versuche etwas anderes" (lösungsorientierte Regel)

Interpretiert für Beziehungstypen könnte dieses "andere" darin bestehen, ihr vernachlässigten Ressourcen stärker zu nutzen, also etwa

- sich und den Dingen mehr Zeit lassen
- eine Pause einlegen
- ökonomischer, sparsamer vorgehen
- bewusst unzufrieden zu sein und zu "jammern"
- um Unterstützung zu bitten
- Hilfe anfordern und dankbar annehmen
- sich auf weniger Dinge zu konzentrieren
- sich weiterzubilden, zu lernen
- sich um Details zu kümmern

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 191: Drei Aspekte der Vergangenheit

Bevor ich auf die drei Aspekte der Vergangenheit eingehe, möchte ich noch einmal auf die Möglichkeit hinweisen, auf der Seite http://www.psychographen.de/download/index.php ein DIN A4-Blatt (PDF-Datei) mit dem Titel "Kategorien des Erlebens" herunterzuladen, auf dem sämtliche hier angesprochenen Aspekte (der "Landkarte") aufgeführt sind.

Auf dieser "Landkarte" werden drei Kategorien der Vergangenheit unterschieden (s. auch die Darstellung im Anhang):
1. der bis heute wirkende Teil der Vergangenheit
2. die Vorgeschichte einer Vergangenheit und
3. die für die Zukunft wichtige Vergangenheit

Dazu jeweils ein Beispiel, das Ihnen vielleicht dabei hilft, Ihren bevorzugten und/oder vernachlässigten Aspekt zu erkennen. Drei Freunde unterhalten sich über ein Ereignis, das ca. 20 Jahre zurückliegt, z.B. Ihre Studienzeit. Derjenige, der den 1. Aspekt (bis heute wirkende Vergangenheit) bevorzugt, könnte vor etwa seine Dankbarkeit für das damals Gelernte, die guten Kontakte, die er aus der Studienzeit behalten hat etc. betonen. Ein anderer, der den 2. Aspekt bevorzugt (die Vorgeschichte des Ereignisses) wird eher daran erinnern, wie schwer es war, überhaupt das Abitur zu schaffen, den Studienplatz zu bekommen oder in die Univeritätsstadt umzuziehen und das elterliche Heim zu verlassen. Und im 3. Fall (die für die Zukunft wichtige Vergangenheit) würde die Richtung eher dahin gehen, dass man sich auch künftig wieder treffen oder gar nach einer Alten-WG Ausschau halten sollte, da man sich doch nun schon so lange kenne und daraus ein großes Vertrauen entstanden sei usw.

Der praktische Tipp beruht daher (wie stets bei solchen Eigenanalysen) auf den beiden Stufen "Erkennen der eigenen Bevorzugung" und "bewusstes Nutzen des vernachlässigten Aspekts".  

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 190: Fußball und Typunterschiede

Da wir für die nächsten Wochen dem Thema Fußball wohl nicht entgehen können, empfehle ich, diese Gelegenheit (auch) für die Beobachtung von Typunterschieden zu nutzen.

Und zwar nicht nur (falls man sich das antun möchte) während der Spiele selbst, bei denen sich viele Momente bieten, in denen sich das Naturell nur zu deutlich zeigt - etwa beim Torjubel, beim Verdauen einer Niederlage, im Verhalten der Trainer auf oder vor der Bank - sondern auch in der eigenen Umgebung: ich vermute einmal, dass die kreativ geschmückten Autos eher bei den "Gelben" zu finden sind, dass bei den "Blauen" mehr über Taktik und Fußballtheorie gesprochen wird und dass sich unter den "Roten" mehr Experten für alles ausbilden, das nicht perfekt läuft in der eigenen Mannschaft.

Dass sich nun bei allen Typgruppen eher die "Kinderseele" mitsamt den Erinnerungen an eigene Fußballerzeiten zeigt, erleichtert womöglich auch die Zuordnung des einen oder anderen Menschen aus unserem Bekannten- oder Kollegenkreis, der uns bisher aus psychographischer Sicht noch ein Rätsel war :)

P.S. Ich werde versuchen, die Prominentenliste auf www.psychographie.de/prominente.htm während der WM um weitere Sportler zu erweitern, sofern mir etwas Eindeutiges auffällt (in der Rubrik "Sportler"). Für Hinweise dazu bin ich selbstverständlich dankbar.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 189: ... versuche etwas anderes. (für Sachtypen)

Als Ergänzung zum vorletzten Tipp der Woche möchte ich noch einmal auf den Aspekt "... versuche etwas anderes" in der lösungsorientierten Regel "Wenn etwas nicht funktioniert, höre damit auf und versuche etwas anderes" eingehen.

Daran erinnert hat mich neulich ein Sachtyp-Klient in einer Beratung. Ihm war klar geworden, dass alles, was er bisher zur Klärung seiner unbefriedigenden und sehr leidvollen Situation versucht hatte, nicht funktioniert hatte und dass "mehr davon" höchstwahrscheinlich nichts helfen würde.

Das war zwar eine Art Befreiung, da er mit nutzlosen Bemühungen aufhören konnte - machte ihn aber auch ratlos und führte zur Bitte an mich, ihm neue Ideen zu geben, was er noch versuchen könnte.

Was könnte dieses "andere" sein, das den berühmten Unterschied für ihn (auch als Sachtyp) ausmacht? Da er offenbar sämtliche "blaue" Ressourcen (also die ausgeprägten Stärken seiner Typgruppe wie Leidensfähigkeit, Geduld oder Verständnis) bereits mehr als ausgereizt hatte und auch die "gelbe" Ebene wenig Anlass zur Hoffnung bot, erinnerte ich ihn an Möglichkeiten aus dem "roten" Spektrum - also vor allem Verhaltensexperimente, praktische Veränderungen, körperlich orientierte Tipps und klare, erreichbare Zieldefinitionen - die er überhaupt nicht bedacht oder versucht hatte, wie sich zeigte. Zum Teil hatte er sie sogar absichtlich vermieden.

Hierbei wurde mir wieder einmal klar, dass der lösungsrelevante Unterschied häufig in der vernachlässigten Ecke unseres Naturells zu finden ist - und dass es ab und zu jemand von außen braucht, uns an dieses ungenutzte Potential zu erinnern. Der Kommentar des Klienten beim Abschied: Ich hätte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so etwas (er meinte die praktischen Möglichkeiten, die wir aus seiner und meiner Erfahrung entwickelt hatten).

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 188: Drei Aspekte der Gegenwart

In der Landkarte der Psychographie lassen sich drei Gegenwartsaspekte unterscheiden und auch praktisch nutzen, wenn man die eigene Gewichtung innerhalb der Triade erkannt hat.

Ich unterscheide hier:

1. Der vorläufig bleibende Moment (Gegenwart + Gegenwart)
Momente dieser Qualität zeigen nicht gleich, wie lange das "vorläufige" an ihnen sein wird. Es kann sein, dass wir einen solchen Augenblick sehr schnell vergessen, aber auch, dass er uns wesentlich länger erhalten bleibt als zunächst vermutet.

2. Der vergehende Moment (Gegenwart + Vergangenheit)
Dieser Aspekt beschreibt Momente, von denen uns bewusst ist, dass sie vergehen und vorüber sind, sprich, wir sie auch eher nicht erinnern werden.

3. Der bleibende Moment (Gegenwart + Zukunft)
Häufig sind dies die "Sternstunden" unseres Lebens, also Augenblicke, von denen wir uns schon im Moment des Erlebens bewusst sind, dass wir sie nicht so schnell vergessen werden oder wollen.


Erkennen Sie Ihre Bevorzugung innerhalb dieser Triade (s. Anhang)? Oder Ihre vernachlässigte Ressource? So ist bei mir etwa der "vorläufig bleibende Moment" am schwächsten in meinem Bewusstsein verankert und ich pendle meist zwischen "das sollte ich mir für immer merken" und "schade, dass ich das so schnell vergesse". Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass viele Momente eben nur "vorläufig" sind.

Hier setzt also ein mögliches Training an, möchte ich meine Wahrnehmung der Gegenwart ausgeglichener gestalten. Ganz praktisch bedeutet das für mich etwa, nicht in jedem Moment daran zu denken, wie ich mir etwas in Erinnerung behalten könnte (also z.B. ständig Bilder machen), sondern zu respektieren, dass sich mein Unbewusstes schon richtig entscheiden wird - also, ob es das vorläufige Erinnerungsbild eher vergessen oder behalten möchte.

Text und Redaktion: Werner Winkler




Tipp Nr. 187: Wenn etwas nicht funktioniert, höre damit auf.

Heute möchte die Regel der Lösungsorientierten Kurztherapie "Wenn etwas nicht funktioniert, höre damit auf und versuche etwas Anderes" auf ihre Bedeutung für unsere drei Grundtypen untersuchen:

1. Beziehungstypen/Relationiker/Gelb:
Menschen dieser Gruppe neigen eher dazu, zu rasch aufzugeben, wenn etwas nicht gleich so funktioniert, wie sie es dich vorgestellt haben. Tipp: 2-3 mal so lange dranbleiben wie spontan vorgesehen oder es mit etwas Abstand und Pause noch einmal versuchen.

2. Sachtypen/Temporiker/Blau:
Angehörige dieser Typgruppe tun sich bekanntlich eher schwer damit, etwas zu beenden oder ohne wirklich gutes Argument aufzugeben - vor allem dann, wenn sie nur "aushalten" müssen und keine zeitlichen oder finanziellen Opfer gefragt sind. Was sie offenbar eher nicht bemerken ist, wie eine nicht funktionierende Sache (ein zu anstrengender Beruf, eine tote Beziehung, eine ungeliebte Leidenschaft) ihnen ihre (körperlichen) Kräfte raubt. Tipp hier: Feedback von außen holen und dieses als Argument in die eigene Entscheidungsfindung mit einbeziehen. Auch einmal probeweise Nein sagen und etwas gedanklich beenden, um die praktischen Folgen besser absehen zu können ("So tun als ob").

3. Handlungstypen/Aktioniker/Rot:
Diese Gruppe neigt von ihrem Naturell her dazu, Dinge erst gar nicht zu versuchen, bei denen sie den Verdacht oder das Vorurteil haben, dass es nicht funktionieren könnte. Sie hören also quasi schon präventiv auf. Dadurch entgeht ihnen die glückliche Erfahrung, dass manche Dinge überraschenderweise doch klappen, obwohl die Karten vorab nicht danach aussahen. Der Tipp zielt hier eher auf diejenigen, die Einfluss auf Menschen dieser Gruppe haben: Handlungstypen soll man ab und zu zu ihrem Glück zwingen, das heißt sie auch einmal gegen ihren zunächst erklärten Willen dazu bringen, einen Versuch zu wagen. Falls der nicht gelingt, hören sie sowieso sehr leicht wieder auf (außer, sie fühlen sich stark verpflichtet - deshalb wäre die Einschränkung hier, dass beim Festhalten alleine aus Pflicht- und Verantwortungsgefühl der Tipp aus 2. angebracht wäre).

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 186: Drei Arten von Wir-Verbundenheit

Nach den drei Arten der Du- und der Ich-Verbundenheit möchte ich heute an die Möglichkeit erinnern, drei Arten der Wir-Verbundenheit zu unterscheiden. Zunächst die Theorie mit Beispielen, dann ein praktischer Tipp. Die Triade selbst findet sich im Anhang.

1. "Fremdbestimmte Wir-Verbindungen" - das Wort ‘fremdbestimmt’ mag zunächst negativ klingen, jedoch sind viele angenehme Wir-Verbindungen, in denen wir leben, in diese Kategorie einzuordnen. Kennzeichnend ist, dass uns ein einzelner Mensch (also ein "Du") mit anderen verbindet. Das muss nicht negativ sein; wenn uns z.B. Mitschüler durch einen Rektor oder ein gemeinsam gewähltes Fach ‘aufgezwungen’ wurden, kann das überraschende Element dabei durchaus seinen Reiz haben; ähnliches geschieht in Tanzkursen, bei denen die Paare einander zugewiesen werden.

2. Selbst gewählte Wir-Verbundenheit: Eine selbst gewählte Wir-Verbundenheit kann sowohl in kleinen Einheiten (“wir als Paar...”) als auch in großen (“wir Wähler der Partei X...”) seinen Ausdruck finden. Kennzeichnend ist, dass man diesen Bezugsrahmen selbst wählt, ihn aber auch wieder verlassen und sich anderen zuwenden kann. Eine zuerst fremdbestimmte Wir-Verbindung lässt sich von einzelnen Beteiligten auch nachträglich in einen selbst gewählten umbenennen (“wir als Klasse 1a”).

3. Vorgegebene Wir-Verbindungen: In Wir-Verbindungen zeigt sich manchmal noch eine Qualität, die man ‘vorgegeben’ nennen kann; etwa, wenn sich zeigt, dass man ‘wie vorbestimmt’ oder ‘natürlicherweise’ zueinander gehört (z.B. wenn sich innerhalb einer Klasse Cliquen finden, die sich ein Leben lang freundschaftlich verbunden bleiben). Auch die eigene Herkunftsfamilie oder die Gemeinschaft am Geburtsort kann so erlebt werden. Kennzeichnend ist, dass weder eine einzelne Person die Entscheidung trifft, noch man selbst.

Bei mir persönlich ist es so, dass meine Bevorzugung die vorgegebenen Wir-Verbindungen sind. Diese nehme ich automatisch und intensiv wahr, sowohl positiv, negativ oder neutral. Hingegen lasse ich mich eher selten auf Verbindungen ein, in die ich durch eine dritte Person ("fremdbestimmt") gebracht werde. Diese wäre nun meine Ressource, die ich öfters zulassen oder wahrnehmen könnte - etwa, wenn mir eine Kollegin sagt, ich solle mich doch einmal bei Frau X von der Institution Y wegen Vorträgen melden. Zunächst sträube ich mich, überwinde mich aber, weil ich die Kollegin (Gruß an H. aus B.!) nicht enttäuschen möchte. Der Kontakt erweist sich tatsächlich als sehr fruchtbar und seit vielen Jahren halte ich nun Vorträge in diesem Ärztehaus, zu dem ich ansonsten wohl nie einen Bezug gesehen hätte :)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 185: Mehr von dem, was funktioniert

Nach einer Typanalyse oder einem Seminar taucht regelmäßig die Frage auf, wie man denn nun seine "Ressourcen", also die vernachlässigten Bereiche des eigenen Naturells, stärken und entwickeln kann.

Hier bietet sich die lösungsorientierte Regel des "Mehr von dem, was funktioniert" an: Wir beobachten also eine Zeit lang, bei welchen Gelegenheiten es gelingt, die jeweilige Ressource zu nutzen. Dann machen wir uns bewusst, wie genau wir das geschafft haben und versuchen, ein "Rezept" daraus abzuleiten, das wir öfters und absichtlich einsetzen können.

Beispiel: Ein Beziehungstyp möchte geduldiger werden und sich mehr Zeit lassen. Die Eigenbeobachtung zeigt, dass dies unabsichtlich dann gelingt, wenn zu einem geplanten Projekt ein "Zeitkonto" eingerichtet wird (etwa dann, wenn der Zeitbedarf vorher kalkuliert werden muss, um einem Kunden ein Angebot zu machen). Ist so eine bestimmte Zeit erst einmal eingeplant, verhindert dies die (typische) gehetzte Haltung und das Gefühl, prinzipiell wenig Zeit zu haben.

Soll nun ein Projekt auch ohne die "Mithilfe" des zeitbewussten Kunden mit mehr Zeit angegangen werden, setzt man das Gelernte von sich aus ein und stattet sich selbst und das Projekt mit einem großzügigen Zeitbudget aus. Dadurch wird das "Rezept" übertragen und so lernt das Unbewusste, dass es okay ist, sich bewusst Zeit zu nehmen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 184: Drei Arten von Ich-Verbundenheit

Die drei Ich-Verbundenheiten
Heute möchte ich, auch mit Unterstützung des Triaden-Bildes, auf die drei Aspekte der "Ich-Verbundenheit" hinweisen. Welche davon ist bei Ihnen am stärksten, welche am schwächsten entwickelt?

1. Auf ein objektives Ich beziehend - dies meint Ich-Konstrukte, die auf objektiv feststellbaren Fakten gründen. Beispielsweise den Geburtsjahrgang (“ich als 68-er”), die geographische Herkunft (“ich bin Berlinerin”), die Körpergröße oder das Alter (“ich gehöre zu den "Großen" im Kindergarten”), die Familien- oder Nationalzugehörigkeit (“ich bin ein typischer Vertreter des schottischen McDonalds-Clans”) etc.

2. Subjektive Ich-Konstrukte dagegen entspringen dem persönlichen Erleben der eigenen Person. Vermutlich werden die meisten Menschen mehr als ein Selbstbild kennen, auf das sie sich zeitweise beziehen. Oft hängt dies mit dem Umfeld zusammen, in dem sich der Einzelne gerade bewegt oder mit den Weltbildern (Themen, Zielen), mit denen er sich identifiziert.

3. Konsensuelle Ich-Konstrukte zeigen sich dann, wenn objektive und subjektive Selbstwahrnehmung eine Schnittmenge bilden. Wenn ich mich etwa für einen guten Tennisspieler halte und dann meinen Namen auf der Weltrangliste sehe, erweitert das mein Selbstbild; so kann ein anderes Selbstbild entstehen als durch die objektive und subjektive Ich-Verbindung allein.

Praktische Anwendung: sind etwa - wie bei mir - die subjektiven Ich-Konstrukte besonders stark entwickelt und die konsensuellen stellen die "Ausnahmen" dar, die ich zu wenig wahrnehme, dann kann ich mir immer wieder bewusst machen, dass es diese "Ich-Qualität" gibt und mich auch an ihr orientieren; in meinem Fall zum Beispiel an den Rückmeldungen (positive, kritische und negative), die ich zu Aktivitäten erhalte. Dass es meine schwächer entwickelte Seite ist, erkenne ich zum Beispiel daran, dass mich diese Rückmeldungen stets etwas "kosten" und mich herausfordern, unabhängig von ihrer Qualität.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 183: Behandle mich so ...

Diesmal ein eher kurzer Tipp in Richtung einer einfachen Lebensregel für den Umgang mit anderen Menschen in anspruchsvollen Situationen:

"Behandle den anderen so, wie er behandelt werden will." (im Gegensatz zur bekannten Regel, nach der man den anderen so behandeln solle, wie man selbst behandelt werden möchte).

Beispiele:

Beziehungstyp/Relationiker: Behandle mich freundlich und sei nett zu mir, sieh mir meine mangelnde sachliche Einsicht in die Problematik und meinen übertriebenen Optimismus nach.

Sachtyp/Temporiker: Behandle mich ernsthaft und gehe vernünftig mit mir um, trage mir meinen Hang zum Minimalismus und meine geringe Kritikfähigkeit nicht nach.

Handlungstyp/Aktioniker: Behandle mich mit Respekt und gehe klar und deutlich mit mir um. Verzeih mir mein manchmal polterndes oder kaltherziges Auftreten und glaube an den weichen Kern in meiner harten Schale.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 182: Drei Arten von Du-Verbundenheit

Da jetzt im Tipp der Woche auch Bildanhänge möglich sind, möchte ich diese neue Möglichkeit nutzen, um auf die "dritte Ebene" in unserer Landkarte einzugehen. Auch hier zeigen sich - wie auf der Ebene der Grundtypen und derjenigen der Untertypen - die bekannten Phänomene (Gewichtung, Bevorzugung, Vernachlässigung, Ressource).

Heute soll es um die drei Unterbereiche der "Du-Verbundenheit" gehen. Beobachten Sie sich einmal, ob Ihre Du-Verbundenheit eher "auf ein Du hin" gerichtet ist, ob Sie sich besonders "von einem Du her" vereinnahmen lassen oder ob es bei Ihnen bevorzugt um das "gegenseitige Du", also ein "hin und her" geht?

Um es an meinem eigenen Beispiel zu illustrieren: Bei mir ist die Bezugnahme "auf ein Du hin" verstärkt und (gemäß der Triaden-Regel) das "von einem Du her" eher schwach entwickelt. Praktisch bedeutet das, dass ich zwar leicht auf einen anderen zugehen und mit ihm Kontakt aufnehmen kann, mich auch emotional einlassen - dass es mir aber jedesmal Mühe macht, wenn es darum geht "von einem Du her" kontaktiert zu werden. Da merke ich, wie selten mir das wirklich gefällt und ich versuche, diese Ausnahme dann bewusst anzunehmen.

Zur Erklärung:
Einseitig auf ein Du hin verbunden - dies kann etwa dann der Fall sein, wenn ein Teenager sein Idol mittels Postern oder Videos verehrt. So etwas wird durchaus als Beziehung erlebt, auch wenn das Beziehungsobjekt nichts davon erfährt. Menschen verbinden sich häufig mit abwesenden oder sogar verstorbenen Personen, z.B. mit Verwandten oder Freunden.

Einseitig von einem Du her verbunden bedeutet z.B., wenn ein Redner von seinen Zuhörern (durch Applaus oder Pfiffe) signalisiert bekommt, dass sie zu ihm ein besonderes Verhältnis empfinden. Oder wenn ein Leser einem Autor schreibt und sich auf ihn bezieht, ist es aus Sicht des Autors eine einseitige Verbindung.

Dies ändert sich dann, wenn er antwortet und der Kontakt in ein gegenseitiges Gespräch und ein Sich-aufeinander-Beziehen mündet. Auch im partnerschaftlichen Verhältnis zweier Geschäftleute kommt es häufig zu solchen gegenseitigen Verbindungen. Diese können jeweils unterschiedlich stark erlebt werden. Im Unterschied zur Wir-Verbundenheit bleiben aber die Beteiligten für sich und sind nur durch die Interaktion für eine gewisse Zeit in Beziehung.

Ich bin neugierig auf Rückmeldungen und Erkenntnisse aus der Eigenbeobachtung - auch wenn diese auf meine vernachlässigte Seite zielen ... :)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 181: Psychographischer Filmabend

Falls an einem der nächsten Abende oder Wochenenden einmal weder ein gutes Buch zur Hand ist noch etwas Interessantes im Fernsehen kommt, empfehle ich hiermit einen Blick auf eine neue Seite innerhalb der Webseite unseres Vereins - die Filmeseite http://www.psychographen.de/filme.php

Hier haben wir begonnen, kürzere oder längere Filme zu sammeln, in denen Aspekte der Psychographie auftauchen (ohne dass die Filmemacher oder die handelnden Personen das beabsichtigten).

Im Gegensatz zu geschriebenen Texten (z.B. in Interviews) lassen sich bei Filmen wesentlich mehr Beobachtungen machen, etwa zur Mimik, zu den Handbewegungen oder zur Sprechgeschwindigkeit (gut zu beobachten im Interview mit der Bundeskanzlerin, da auf der Filme-Seite verlinkt ist oder in der Szene mit Niklas Luhmann).

P.S. Falls jemand Tipps für YouTube-Filme hat, die auf diese Seite passen würden, bitte einsenden (Mail-Adresse auf der vorgeschlagenen Seite).

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 180: Wettbewerb der Gruppen-Identitäten

Neulich fiel mit auf, dass der (vermeintlich von Gordon Allport stammende) Ausspruch

"Jeder Mensch ist in gewisser Hinsicht a) gleich allen anderen Menschen, b) gleich einigen anderen Menschen, c) gleich keinem anderen Menschen."

auf der Ebene der Gruppen-Identität starke Auswirkungen zeigt - also auf die Frage, welcher Gruppe Menschen ich mich zugehörig fühle oder zeige. Denn was sich unter a) findet, also etwa biologische Fakten, die alle Menschen betreffen, trägt eher nicht viel zur persönlichen Identität bei.

Und bei den unter c) versammelten Erfahrungen, vor allem den biografischen oder den individuell genetischen, ist es oft so, dass diese Einzigartigkeiten zu speziell sind, um sich damit einer Gruppe zugehörig zu fühlen - selbst wenn man ab und zu auf einzelne Menschen trifft, die ganz ähnliche Dinge erlebt haben oder spezielle körperliche Merkmale zeigen, die sehr selten sind.

Ganz anders bei den Merkmalen, die sich unter der Gruppe b) einsortieren lassen: erlebe ich mich als Mann, als Deutscher, als Europäer, als Ehemann, als Autor, als Autofahrer (oder gar als ADAC-Mitglied), als Bürger meiner Stadt, als Mitglied einer Partei oder meiner Familie, als Angehöriger einer Religionsgruppe, eines Kollegenkreises, eines Vereins? Welche dieser potentiellen Zugehörigkeiten prägt meine Identität und wenn ja, wie stark? Welche ziehe ich im Konfliktfall anderen vor?

Nach meiner jahrelangen Beobachtung konkurriert die Erkenntnis darüber, dass ich einer Typgruppe (oder mehreren, wenn man die Untertypen hinzunimmt) angehöre, durchaus mit anderen vorhandenen Identiäten, z.B. der Idee, dass das eigene biologische Geschlecht überragende Bedeutung hätte, wenn es um Persönlichkeitsmerkmale geht.

Wir müssen also damit rechnen, dass z.B. nach einer Typanalyse oder einem Seminar mit der Zeit eine Art "Wettbewerb" zwischen verschiedenen Gruppen-Identitäten entsteht und zu inneren Konflikten führt. Denn selbstverständlich macht es einen Unterschied, ob ich etwa meine starke emotionale Seite als "normal für einen Beziehungstyp" identifiziere oder als "Abweichung von typisch männlichen Mustern" - um nur ein Beispiel zu nennen.

Und vielleicht ist es auch sinnvoll, an dieser Stelle den konstruktivistischen Ansatz zu erinnern - nämlich, dass ich gerade in solchen, nicht eindeutig zu entscheidenden Fragen - die Freiheit habe, mich mehr mit der einen oder der anderen Gruppe identifizieren möchte.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 179: Sympathie, Verständnis, Respekt

Seit einigen Wochen wird - vor allem in Baden-Württemberg - darüber diskutiert, wie weit Toleranz oder Akzeptanz gegenüber "andersartigen" Menschen gehen soll. Und auch wenn es sich in diesem Fall "nur" um unterschiedliche sexuelle Präferenzen handelt, geht es im Grunde doch darum, wie wir mit Verschiedenheiten an sich umgehen.

Deshalb möchte ich heute drei Begriffe unterscheiden und sie unseren drei Typgruppen zuordnen:

1. Sympathie (beziehungstypischer Begriff): Sympathie braucht weder Verständnis noch Respekt, da sie meist "aus dem Bauch" kommt und sich mehr auf die Person als auf deren Verhalten bezieht.

2. Verständnis (sachtypischer Begriff): Verständnis setzt voraus, dass ich das, was ich verstehe, auch gut kenne - idealerweise aus eigener Erfahrung. Insofern ist es fast unmöglich, einen Menschen zu verstehen, der von der Art her völlig anders ist wie ich selbst (etwa jemand, der eine andere angeborene sexuelle Orientierung zeigt wie ich selbst). Verständnis bedeutet aber nicht, dass ich das, was ich verstehe auch mag (also Sympathie zeige) oder es respektiere.

3. Respekt (handlungstypischer Begriff): Respekt kann auch ohne Sympathie oder Verständnis gezeigt werden, z.B. dann, wenn ich die Eigenart oder das Verhalten eines anderen Menschen als "menschlich" bewerte und ihm das eine oder andere deshalb unabhängig von seiner konkreten Person zugestehe. Respekt kann auch bedeuten, dass ich mich einer Bewertung bewusst enthalte.

Aus psychographischer Perspektive könnte sich nun jeder (der seinen Grundtyp kennt) fragen, ob er alle drei Aspekte gleichermaßen zur Verfügung hat oder sich eher einseitig ausgeprägt zeigt, wenn es um solche heiklen Themen wie Unterschiede in der sexuellen Orientierung oder Unterschieden im Naturell geht.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 178: Buntes Familienbild

Neulich fragte mich eine Bekannten, die sich gerade in die "Welt der Typunterschiede" einliest, wie ich dazu gekommen war, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Ich erzählte ihr davon, wie ich das Buch "Wer bin ich? Wer bist du?" von Dietmar Friedmann und Klaus Fritz gelesen und darin gute Beschreibungen für mich selbst, meinen Vater und meine Mutter gefunden hatte.

Dabei malte ich auf einen kleinen Zettel die Symbole Dreieck (Handlungstyp-Mutter), Quadrat (Sachtyp-Vater), dann die Reihenfolge der Kinder, jeweils mit den Typsymbolen - und auch die Symbole und Namen derjenigen, die mit mir im Haus meiner Kindheit lebten. Das fand die Bekannte (Handlungstyp) sehr aufschlussreich und fing an, ein solches Bild für sich selbst zu zeichnen.

Als sie sagte: "Meine Mutter ist ein Dreieck, da bin ich sicher." musste ich schmunzeln, weil sie mein Modell kreativ abgewandelt hatte. Kurz darauf hatte sie weitere Familienmitglieder eingeschätzt und für sich die entsprechenden Rückschlüsse gezogen. Mein Eindruck war, dass ihr dieses neue Wissen durchaus sinnvolle Einblicke in ihre Herkunftsfamilie schenkte.

Tipp daraus: Einfach mal die eigene/n Familie/n (aktuelle Familie, Herkunftsfamilie) aufmalen und die bekannten Typenzuordnungen dazu schreiben. Über Rückmeldungen zu Erkenntnissen aus dieser kleinen Übung freue ich mich.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 177: Wissenssammlung - Psychographium

Als ich gestern den Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (starker Sachtyp-Verdacht) in einer Rede sagen hörte, man brauche beim Regieren eine ganze Menge "Chaoskompetenz" (ein Spruch, der wohl nur von einem Sachtyp kommen kann), fiel mir unsere Wissenssammlung "Psychographium" ein - dort sind eine Menge Sprüche und allerhand "Typisches" gesammelt.

Beispiele für sachtypische Sprüche von dort:

Ein Spezialist ist jemand, der von immer weniger immer mehr weiß. (Unbekannt)

Fürchte dich nicht, langsamer zu werden. Fürchte dich nur, stehenzubleiben. (chin.)

Getane Arbeiten sind angenehm (lat. Spruch)

Je mehr man schon weiß, je mehr hat man noch zu lernen. (Schleiermacher)

Kommt Zeit, kommt Rat. (Sprichwort)
  
Die Sammlung wird zwar aktuell nicht gepflegt, aber der Fundus ist trotzdem für jeden Psychographie-Interessierten einen (längeren) Besuch wert: www.psychographium.de

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 176: Drei Teile Glück

Neulich wurde ich auf ein schönes Wikipedia-Zitat aufmerksam gemacht, das ich gerne als Tipp der Woche weitergeben würde:

"Laut Platon hat die menschliche Seele drei Teile: Die Vernunft, den Willen und das Begehren. Ein Mensch ist nur dann glücklich, wenn alle drei Seelenteile im  Gleichgewicht sind, und miteinander befreundet sind, das heißt sich nicht widersprechen.

Quelle: wikipedia.org/wiki/Philosophie_des_Glücks

Mir gefällt besonders, dass jeder "Seelenteil" seinem Bedürfnis gemäß einen Anteil am Glück zugesprochen bekommt: das Gleichgewicht (die Harmonie) für den roten Anteil, das Befreundetsein (die Liebe) für den gelben und die Widerspruchsfreiheit (die logische Vernunft) für den blauen.

Dass Platon noch nichts von den Gewichtungen innerhalb der Persönlichkeit wusste, die zu den von uns beobachteten Naturellunterschieden führt, tut seiner Erkenntnis ja keinen Abbruch.

Text: Wikipedia und Werner Winkler, Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 175: Wie ich mir, so ich dir?

Da es mir dieser Tag an einem kleinen Erlebnis wieder prägnant begegnet ist, möchte ich an dieser Stelle auf ein Phänomen hinweisen, für das ich noch keinen rechten Namen habe und das ich eng mit den von uns be(ob)achteten Typunterschieden in Zusammenhang sehe. Vorläufig nenne ich das Phänomen "Übertragung von typischen Eigenschaften".

Beispiel: (von mir selbst als Beziehungstyp-Mensch regelmäßig so erlebt): Ich behandle andere Leute bevorzugt so, als wären sie wie ich selbst Beziehungstyp. Praktisch bedeutet das - im Positiven - dass ich ihnen vor allem gute Eigenschaften unterstelle und automatisch davon ausgehe, dass sie in der gleichen Art "nett" sind wie ich selbst. Entsprechend enttäuscht bin ich dann, wenn sich das einmal nicht bewahrheitet.

Aber auch die weniger positiven Eigenschaften übertrage ich (meist unbewusst) auf meine Gegenüber: etwa die Idee, dass sie Sachverhalte nicht so gut verstehen und ich sie ihnen deshalb präventiv erklären muss, als wären sie Grundschüler. Meine eigene Neigung zum "Oberlehrer-Verhalten" wäre demnach eine Art Übertragung: da ich selbst ständig "Lehrer" und "Erklärungen" brauche, um Dinge zu verstehen, meine ich, den anderen etwas Gutes zu tun, wenn ich sie entsprechend behandle.

Im Ergebnis erlebe ich oft, dass sich Beziehungstypen dadurch als "dumm" oder "inkompoetent" wahrgenommen sehen oder dass sich Sachtypen veräppelt fühlen, da ihnen dieser - für mich - komplizierte Sachverhalt ziemlich transparent und verständlich erscheint. Handlungstypen scheinen hingegen mit dem "Belehrtwerden" am wenigsten Probleme zu haben, da sie das eher als normal empfinden.

Der praktische Tipp, den ich aus diesem Phänomen ableiten möchte, wäre: Wo immer möglich, den anderen in der Weise typgerecht zu behandeln, dass ich zunächst an mir selbst wahrnehme, wenn ich sehr "typentsprechend" agiere oder denke. Und vielleicht im nächsten Schritt zu versuchen, mein Verhalten hier zu variieren, damit es passgenauer ist und eben nicht dem Muster "Wie ich mir, so ich dir" entspricht.

Ein Beispiel dazu aus dem Coaching: Ein Handlungstyp ertappt sich dabei (ein wenig mit meiner Unterstützung), dass er dazu neigt, seinen Mitarbeitern pauschal die unangenehmen Seiten der Handlungstypen zu unterstellen. Also etwa zu vermuten, sie würden ihn bei allen möglichen Gelegenheiten hintergehen oder zwar viel arbeiten, jedoch keine kreative Leistung hervorbringen. Ich ermutige (oder "zwinge") ihn, sich einmal die bestmögliche Vorstellung von seinen Mitarbeitern zu machen und sie entsprechend zu behandeln. Auf mich wirkt er in diesem Moment so, als fiele eine schwere Last von seinen Schultern - er lächelt mich an wie ein Schuljunge, der entdeckt, dass seine Noten im Zeugnis viel besser sind als er befürchtet hat. Offenbar freut er sich, dass ich ihm so viel positive Vorstellungskraft überhaupt zutraue und ich gewinne den Eindruck, dass er sich mit einer weitaus entspannteren Haltung in die nächste Arbeitswoche begeben wird.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 174: Beobachten, helfen und trainieren.

Heute würde ich gerne eine Webseite bzw. ein Forum empfehlen, auf dem man gleichzeitig die verschiedenen Naturelle beoabachten, Menschen mit Problemen helfen und seine psychographischen Kenntnisse trainieren kann: es heißt www.hilferuf.de und die Anmeldung ist sowohl kostenlos wie einfach. Es gibt keine "Fallstricke" oder versteckte Abofallen :)

Ich selbst bin dort seit über zehn Jahren angemeldet, lese und schreibe dort regelmäßig, da ich merke, wie es mir (im Hinblick auf Verständnis für die Naturellunterschiede) und den Hilfesuchenden regelmäßig hilft.

Vor allem bekomme ich dort - im Gegensatz zu den Gesprächen und Themen, die im Beratungs- und Coachingsumfeld zur Sprache kommen - Einblicke in die alltäglichen Probleme von Menschen aller Altersgruppen. Es geht dort etwa um verhältnismäßig "kleine" Probleme (Berufliches, Schulprobleme), aber auch um solche, die genau genommen von einem Psychiater behandelt werden müssten. Die ganze Bandbreite also.

Und da wir seit langem wissen, dass gerade bei Problemlösungsbemühungen und in existenziell kritischen Lebenssituationen der jeweilige Typus sehr deutlich wird, bietet so ein Forum fast einzigartige Möglichkeiten des Lernens und gleichzeitig der Möglichkeit, typengerechte Hilfestellung zu leisten bzw. zu anzubieten.

In unserem eigenen Forum habe ich vor einiger Zeit Beispiele für "Typisches" von dort aufgeführt - vielleicht mag jemand den Diskussionsfaden dort mit eigenen Erlebnissen bereichern? http://www.psychographen.de/forum/index.php?file=forum_show&id=9984&showselect=all&hl=hilferuf&search=1

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 173: Unbekümmerte Handlungstypen ...

Dieser Tipp der Woche bezieht sich auf die beiden Fragen aus dem letzten Tipp: 1. Wann zeigen Handlungstypen das, was ich als "kindliche Unbekümmertheit/Übermut" benannt habe? und 2. welche alternativen Worte kämen noch in Frage?

Hier nun die eingegangen Berichte und Vorschläge (die Namen der Autoren finden sich aus datenschutzrechtlichen Gründen erst am Ende, losgelöst von den Texten):


(Handlungstyp)... Kindlichen Übermut kann ich selten feststellen. Und wenn dann exklusiv im Kreise von meinen wenigen! guten! alten! Freunden. Da bin ich für meine Verhältnisse erstaunlich „rund“ und „weich“. meine Mutter sagte immer „dann läuft sie richtig „breit“ “. Mit meinem Partner geht mir das auch manchmal so. Aber aktuell (in Krisenzeiten) habe ich mit ihm immer das Gefühl, mich verhalten zu müssen. Ebenso mit „frischen Bekannten/Kollegen“. Da bin ich distanziert und „mache meine Rolle“ (gut).


... mein (Handlungstyp-) Partner berichtet, nimm mir das Wort "Verantwortung" und es folgt die Unbekümmertheit. Besonders beim Spielen oder anderen Begebenheiten, die nicht von tradierten Gesellschaftenformen Bewertung finden.

... Sicherheit: ein wichtiger Aspekt: in Seminaren schauen die Handlungstypen meist erstmal in die Gesprächsrunde, um in Bruchteilen einer Sekunde aus dem Augenwinkeln zu prüfen, ob allgemeines Lachen situativ angemessen ist. Dann lacht er gern und unbekümmert mit JA!, er geht mit spontanen und "möglichst angemessenen Situationen" gerne ins Ausgelassene... nur nicht unbedingt voran... könnte ja daneben liegen (der Beziehungstyp macht sich nicht soviele Gedanken ums daneben liegen... passiert aber in seiner Spontanität doch öfters) - ... macht ihm aber nichts, kann ja auch spontan ausweichen (retten).

... das Rätsel hat doch kurz meinen Alltag aufgelockert. Zuerst dachte ich an Unbekümmertheit (kann jedoch auch einen negativen Touch haben), dann an Experimentierlust/-freude, Freude am Ausprobieren.

... Mir (Handlungstyp) hilft seit mehreren Jahren die Inner-Kind-Arbeit. Mein Klein-... (Name von der Redaktion entfernt) bereichert mein Leben inzwischen mit sehr viel Freude und Glück. All diese Momente lassen mich dankbar und zufrieden sein. Meinem sozialen Umfeld erkläre ich das auch so. Immer mehr können inzwischen etwas damit anfangen.

... mein Mann, Handlungstyp, kann in folgenden Situationen unbekümmert, sogar übermütig sein:
- er ist nicht im Stress und hört eine Dance-Musik, die ihm gefällt, dann tanzt er herum ...
- mit unseren Hunden spielen
- mit Freunden zusammen sitzen und es wird gelacht und musiziert

Am besten klappt das, wenn sogar Freunde dabei sind, die auch Beziehungstyp sind und gut albern sein können ... und - da er Handlungstyp/Macher ist, eben auch über das Fühlen/Hören (s.o.)

... mir fiel noch der Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder ein, der in der "Elefantenrunde" nach der Bundestagswahl 2008 in alkoholseliger Stimmung doch wesentlich unbekümmerter oder sogar übermütiger kommuniziert hat, als man das bis dato von ihm kannte. Das Video dazu findet sich im Internet unter: http://www.youtube.com/watch?v=SdkuQNvuJgs


Auf meine Frage nach alternativen Begriffen zur Unbekümmertheit der Beziehungstypen kamen folgende Antworten:

- Alternativ zur Unbekümmertheit habe ich noch die Leichtigkeit.

- spielerisches Ausprobieren

- wie wäre es mit "Risikobereitschaft"?

- Zu deiner Beschreibung der BTs fällt mir noch Sorglosigkeit ein und ich hänge doch an dem "vertrauens-selig" - und ich sehe es eher als "selig vor lauter Vertrauen" und durchaus positiv, (...) ich sehe meine BT-Tochter vor mir - und wenn sie richtig gut drauf ist, dann spüre ich bei ihr diese Vertrauensseligkeit :-)...


Texte: Silke Bernhardt, Gaby Hübschle, Hans Irrlinger, Gabriele Jaeth, Coco Kammerer, Katalin Papp, Katrin Wagner, Robert Wörz, Angela Zeugner (vielen Dank!)

Redaktion: Werner Winkler


Tipp Nr. 172: Übermut und Unbekümmertheit

Nachdem in den letzten Tipps von (sachtypischer) Vorsicht und (handlungstypischem) Mut die Rede war, stellte sich mir die Frage: was gehört eigentlich in die "gelbe Ecke" dieser Triade?

Ich lasse einmal einen kleinen Abstand im Text als "Nachdenkpause" bevor ich weiterschreibe und wäre neugierig zu erfahren, welche Begriffe den Lesern dazu eingefallen sind.
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Bei der Suche nach Triaden-Begriffen bleiben abwertende Begriff wie "Unvorsichtigsein" oder "Leichtsinn" zunächst außen vor, da unsere Triaden ja so gestaltet sein sollen, dass von jeder Ecke zur nächsten ein positiver Fortschritt beschrieben werden soll, der auch für sich einen gewissen Wert oder eine Qualität bezeichnet. Auch "Vertrauensseligkeit" scheint mir nicht wertschätzend genug.

Klar ist, dass für einen Beziehungstyp-Menschen eine wachere, vertiefte Vorsicht ebenso einen Gewinn darstellt wie für einen Sachtypen ein stärkerer Mut-Muskel. Was stellt einen solchen Gewinn und Fortschritt für Handlungstypen dar, wenn sie "ihren Mut abkühlen" und durch ein positiveres "Stattdessen" ersetzen wollen?

Nach einigem Nachdenken fand ich zunächst den Begriff "kindlicher, spielerischer Übermut" und dachte dabei an junge Schafe, Fohlen oder Zicklein, die im Bewusstsein ihrer Fähigkeiten und Freiheiten über eine grüne Wiese springen und jeden Zuschauer in staunendes Entzücken versetzen. Mir scheint, so ein Bild drückt gut den "Normalzustand" eines Beziehungstypen aus, der mit sich im Reinen ist und gleichzeitig die selten zu beobachtende "Ausnahme" im Alltag eines Handlungstyp-Menschen, speziell bei Erwachsenen.  

Aber auch das schöne, nur noch selten benutzte Wort "Unbekümmertheit", auf das mich meine Frau brachte, kommt hier in Frage - obwohl es nicht ganz so reaktiv ist wie "kindlicher Übermut", trifft es doch gut die gesuchte Haltung, in die aus einer allzu mutigen, vielleicht gar kampfeslustigen Haltung gewechselt werden kann, wenn Schaden droht. Unbekümmertheit hat etwas mit Loslassen und auch mit Vertrauenfassen zu tun, denke ich - ich lassen den Dingen vertrauensvoll ihren Lauf, ohne dass ich mich mutig oder gar kämpfend engagiere.

Frage an die Handlungstyp-Leser und -Leserinnen: Bei welchen (seltenen?) Gelegenheiten erlauben Sie es sich, Ihren kindlichen Übermut oder eine von Vertrauen getragene Unbekümmertheit zu zeigen und wie geht es Ihnen und Ihrer Umgebung dabei? Wenn - was ich hoffe - sinnvolle Zuschriften eingehen, werde ich nächste Woche darüber schreiben und die Sammlung mit allen Lesern teilen.

Text und Redaktion: Werner Winkler mit Dank an Petra Schmalzl

Tipp Nr. 171: Mut als Muskel

Als ich heute einem Geschäftsfreund (er ist Sachtyp, weiß aber nichts davon) zum Geburtstag gratulierte und ihm mit seinen deutlich über 50 noch viele Jahre körperliche Fitness wünschte, damit er weiterhin Fußball spielen könne, antwortete er nach einem Seufzen, einer Pause und einem Blick zum Himmel: "Ich wünsche mir vor allem Mut!"

Das brachte mich zum Nachdenken, ob denn Mut etwas ist, das man sich (oder jemand anderem) überhaupt wünschen und es (passiv, ohne eigenes Zutun) geschenkt bekommen kann - oder ob Mut nicht vielmehr wie ein Muskel ist, denn man immer wieder durch Benutzung trainieren muss?

Meine Beobachtung von mutigen Menschen, speziell von mutigen Sachtypen lässt mich vermuten, dass der Mut-Muskel eine starke Motivation braucht, um eingesetzt zu werden - und speziell bei Sachtyp-Meschen scheinen Defizite bzw. Bedürfnisse (z.B. in Richtung Aufmerksamkeit, Sicherheit oder Erfolg) solche Motivatoren zu sein. Positive Ziele hingegen (noch mehr Erfolg, noch mehr Aufmerksamkeit, noch mehr Sicherheit) hingegen generieren kaum einmal "noch mehr Mut", was beim Handlungstypen mit seinem Motto "viel hilft viel" durchaus funktioniert.

Auf diesem Hintergrund verstehe ich auch den Wunsch des Geschäftsfreundes besser: Er lebt in bescheidenen, aber sicheren Verhältnissen, hat für seine Verhältnisse so gut wie alles erreicht, was er wollte und bekommt durch seinen Beruf ausreichend Aufmerksamkeit. Ich werde daher verstärkt darauf achten, ob er etwas über ein Defizit oder ein Bedürfnis äußert und ihm dann empfehlen, genau dort seinen Mut-Muskel zu trainieren.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 170: Öffne dir ein Hinterpförtchen

Der heutige Tipp der Woche ist etwas länger - dafür gibt es am Ende ein "Extra-Bonbon":

In meinem neuesten Buch "99 Lösungsgeschichten" habe ich (wie der Titel sagt) Geschichten über Lösungen gesammelt und analysiert. Eine davon betrifft ein Thema, das hier immer wieder eine Rolle spielt ...

Auszug aus Kapitel 36: Gefangen im Dualismus

„Öffne dir ein Hinterpförtchen durch Vielleicht, das nette Wörtchen.“ (Wilhelm Busch)

Beim beschriebenen Problem handelt es sich um ein sehr dezentes, fast unsichtbares Problem, das jedoch weitaus größere hervorbringen kann – oft so massive, dass man sich dann überhaupt nicht mehr des dezenten Ursprungs entsinnt. Die Rede ist vom Dualismus – also der Lehre davon, es gäbe nur "zwei Seiten einer Medaille", während man die durchaus vorhandene dritte (in die manchmal sogar Inschriften geprägt werden), also den Rand, übersieht. An einem Beispiel demonstriert: Wer sich nur mit Ja oder Nein abgibt, die Welt in schwarz und weiß einteilt oder sich weigert, neben Gut und Böse noch etwas anderes gelten zu lassen, fällt jeweils auf den Dualismus herein. Er lässt kein Vielleicht, kein Grau, keine Neutralität als Möglichkeit zu. Ebenso gibt es Menschen, die sich weigern, das Gute auf der Welt zu akzeptieren oder das Böse. Am Beispiel eines Spruches von Albert Einstein lässt sich das gut illustrieren: "There are only two ways to live your life. One is as though nothing is a miracle. The other is as though everything is a miracle." Die denkbare dritte Möglichkeit (nur einige Dinge als „Wunder“ zu sehen, andere aber nicht), bleibt bei dieser Einengung außen vor.

Problemlösung
Paul Watzlawick hat es so treffend formuliert: "Das ausgeschlossene tertium, das Dritte, scheint es also zu geben. Aber es lebt wohl im Verborgenen, im Schatten des gesunden Menschenverstandes, für den die Welt klar und verläßlich in unversöhnliche Gegensätze geteilt ist." (Vom Schlechten des Guten, S. 49). In den Schriften von Dietmar Friedmann tauchen ab den frühen 1990er-Jahren so genannte "Triaden" auf, die einen schlichten Ausweg aus allen Arten von Dualismen anbieten ... (... im Buch folgen hier Zeichnungen der Triaden als Beispiele)

Problemlösungsanalyse
Diese innovative und vielseitig anwendbare Problemlösung basiert auf der Fähigkeit, etwas Fehlendes zu sehen. Ist das „Fehlende“ aber erst einmal entdeckt, benannt und verfügbar, scheint es unverständlich, warum niemand früher darauf gekommen ist. Diese Art der Betrachtung (die Form der Triaden) wurde offenbar vor Friedmann von niemand so dargestellt, auch wenn sie vereinzelt ohne Kenntnis des Prinzips benutzt wurde (Bsp.: Schopenhauers Ansatz von „These, Antithese, Synthese“ – oder im Tao-Te-King von Lao-Tse).

Text und Redaktion: Werner Winkler

Hinweis: Diejenige unter den Lesern, die ein Kindle-Lesegerät oder die Kindle-App auf ihrem Rechner haben, können bis 18.1.2014 das E-Book "99 Lösungsgeschichten - Praxis der Problemlösung (3)" im Wert von € 4,80 per E-Mail an wewinkler@t-online.de gratis anfordern.



Tipp Nr. 169: Lernen mit einem Beziehungstyp-Macher-Kind

Unser Mitglied Birgit Baier (Beziehungstyp) ließ mich neulich an einem schönen Erfolg teilhaben, den ich (mit ihrer Erlaubnis) gerne als Tipp der Woche weitergeben möchte:

"Mir hat letztens bei den Hausaufgaben das Wissen um die Naturelle sehr geholfen. Ich habe zwei Söhne. Der Ältere ist Sachtyp, Denker, Vergangenheit. Er muss fast nichts lernen, da er sich alles von der Schule her sehr gut merken kann. Wenn der sagt, „das kann ich", dann passt das und stimmt meistens auch. Anders ist es beim kleineren (3. Klasse). Beziehungstyp, Zukunft, Macher.  Er musste als Hausaufgabe Wörter der alphabetischen Reihenfolge nach sortieren. Er wollt das schnell, schnell machen, um gleich wieder was mit einem Freund auszumachen. „Kann ich schon!"... und hätte wieder mit dem nächsten Anfangsbuchstaben begonnen, obwohl noch eines mit dem gleichen Anfangsbuchstaben einzuordnen war...von wegen.

Wir sind dann gemeinsam GANZ SYSTEMATISCH die Wörter durchgegangen; zuerst schauen, wieviele Wörter es gibt mit dem gleichen Anfangsbuchstaben, DANN  ERST den 1. Buchstaben anschauen, wenn dieser gleich ist, dann ist der 2. Buchstabe das Kriterium usw. Ihm hat es dann eigentlich Spaß gemacht und es war kein riesen Wirr-Warr mehr mit so vielen verschiedenen Wörtern. In der Probe hatte er dann den Teil mit dem alphabetischen Sortieren ALLES richtig und konnte so seine anderen Schwachstellen damit ausgleichen! Er hatte auch gut meine Erklärung verstanden, warum sein Freund, der Sachtyp ist, sich super leicht mit solchen Aufgaben tut.

Text: Birgit Baier
Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 168: Jahresrückblick lösungsorientiert gestalten

Für diejenigen unter den Leserinnen und Lesern, die sich mit "Jahresrückblicken" befassen, würde ich gerne diese einfache Anleitung weitergeben (in Anlehnung an Steve de Shazer):

1. Was war in diesem Jahr so gut, dass ich dankbar dafür bin und es auch im nächsten Jahr wieder erleben möchte?

2. Auf einer Skala von 1-10 (1 = niedrigst, 10 = höchst): welche Bewertung würde ich diesem Jahr geben?

3. Was habe ich selbst aktiv dazu beigetragen, diesen Skalenwert zu erreichen? Wofür kann ich mir Komplimente aussprechen?

4. Angenommen, am Ende des nächsten Jahres würde ich einen Punkt höher auf der Skala vergeben (und alles andere gelingt mir in ähnlicher Weise) - was ist dann in 2014 enthalten/passiert/gelungen, das in 2013 noch nicht da war?

Text und Redaktion:
Werner Winkler

Tipp Nr. 167: Peter Maffay: Noch ein Handlungstyp-Lied

Da (nicht nur bei den Handlungstypen unter den Leserinnen) das Video von letzter Woche so gut ankam, hier noch eines, das für mich sehr viel vom Handlungstyp-Lebensgefühl ausdrückt: http://www.youtube.com/watch?v=JFXT62QF-6s

Gerade die Sehnsucht nach dem eigenen Kind-Anteil ist hier gut ausgedrückt. Neulich sagte mir ein junger Handlungstyp (über seine Beziehungstyp-Freundin): "Mit ihr bin ich ganz kindlich" - manche erleben das erst wieder mit ihren eigenen Kindern oder gar Enkeln ...

In diesem Sinne: Frohe und typgerecht verbrachte Feiertage!

Text und Redaktion: Werner Winkler

P.S. Es gibt dieses Lied auch in einer Helene-Fischer-Version, für diejenigen, denen Peter Maffay zu grob ist :)

Tipp Nr. 166: Bushido: Handlungstyp-Lied

Im Vorgriff auf die demnächst auf unseren Webseiten verfügbaren Video-Links möchte ich heute ein Video empfehlen, in dem für mich die ganze Bandbreite der Handlungstyp-Weltsicht auftaucht: eine Co-Produktion von (dem zugegebenermaßen immer wieder heftig umstrittenen) Sänger Bushido und dem "Oldie" Karel Gott:
http://www.youtube.com/watch?v=kxRRRkXNRcY

Vielleicht zweimal anhören, damit der Text verständlicher wird - da ist sowohl der Wunsch nach Freiheit, die Liebe zur Mutter als auch der Frust über die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers enthalten.

Und das Beste: man sieht in diesem Video, dass auch ein heftiger Handlungstyp wie Bushido lächeln kann :)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 165: Pferde-Kutschen-Metapher (3)

Unter den Rückmeldungen zur Pferde-Kutschen-Metapher kam auch diese von Carmen Görres, die ich den Tipp-der-Woche-Leserinnen und -Leser nicht vorenthalten möchte:

"So würde ich als Handlungstyp die Pferde als ungebändigte Energie ansehen. Diese würden bis zur Erschöpfung laufen oder rennen, wenn der Kutscher nicht mit Gefühl eingreifen und für Pausen und Pflege sorgen würde. Die Kutsche selbst ist mit vielem beladen - dem Wissen, also den sachtypischen Attributen.

Somit wäre der Kreis aus Handlungsicht geschlossen."

Vielleicht wäre noch zu ergänzen, dass mit der "ungebändigten Energie" beim Handlungstyp-Menschen vor allem die körperliche Energie gemeint ist - weshalb die Erschöpfung sich auch auf körperlicher Ebene zeigt (leider oft viel zu spät, da dort ja so viel Potential vorhanden ist). Bis es also auf körperlicher Ebene "genug" ist, sind die emotional-soziale Ebene und oft auch die des Verstandes schon völlig ausgeblutet.

Text: Carmen Görres und Werner Winkler
Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 164: Pferde-Kutschen-Metapher (2)

Nachdem ich interessante Rückmeldungen zur Übertragung der Kutschen-Metapher auf die anderen beiden Naturelle bekommen habe, möchte ich einen Text von Gabriele Jaeth, Raatingen, als Tipp der Woche weitergeben. Sie arbeitet als Therapeutin auch mit Trance und benutzt ähnliche Bilder wie in der Metapher beschrieben - sie berichtet aus ihrer praktischen Arbeit folgende Erfahrung:

"Sachtypen, die zulange im passiven "da-wird-sich-schon-irgendwas-ergeben" bleiben, gebe ich gerne die unbeliebte Verantwortung und Führung, die sich aber in dem folgenden Bild sehr gut anfühlt.

Wenn ich mit diesen Klienten in Trance auf dem Lösungsweg unterwegs bin und ihnen als Verkehrsmittel dazu einen Bus anbiete, steigen sie alle (!) immer hinten (!) ein und warten was passiert (dabei hängen sie bequem im Sessel).

Die Folgen sind bekannt: die Strecke, das Ziel und die dazu benötigte Zeit bleiben "schicksalhaft" ...

In der Trance selbst wechseln wir dann mal die Plätze und der Klient fährt selbst. Nun soll er schnellst möglich genau dahin, wo er gerne wirklich wäre (würde er sein Leben wie nach der Wunderfrage längst geregelt haben). Es ist dem Gesicht, der Körperhaltung und der gezielten Wortwahl schon abzulesen, welche "Transformation" in Sekunden passiert. Er gibt selber Gas und es macht Spaß.

Nun gibt es einen Transfer in den Alltag, selber steuern, wissen wohin und den Weg bestimmen. (Notfalls einmal am Tag in dieser aktiv-"aggressiven" Haltung sein Auto
bewusst zum Arbeitsplatz oder anderen Zielen steuern.)"


Text: Gabriele Jaeth
Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 163: Pferde-Kutschen-Metapher

Als Mensch mit "gelbem" Naturell mag ich bildhafte Metaphern besonders, weshalb ich meine neueste Metapher auch mit denen teilen möchte, die dieses Jahr nicht zum Psychographie-Tag nach Stuttgart kommen konnten:

Thema ist der Zusammenhang von Bevorzugung, Vernachlässigung (Ressource) und dem dritten Bereich (Ergebnisbereich, Kontrolleur).

Als Bild verwende ich eine Pferdekutsche, wie sie früher üblich war, etwa eine Postkutsche. Die Pferde vor der Kutsche stehen für den bevorzugten Bereich in einer Triade, der Kutscher für die Ressource, die Kutsche selbst für den Ergebnisbereich.

Am Beispiel des Beziehungstypen ausgeführt: Er hat zwar eine stark entwickelte emotionale Seite (seine Pferde), wenn aber sein sachlicher Verstand (der Kutscher) zu wenig Einfluss auf die Pferde hat, wird es im Ergebnis (hier mit der Kutsche) nicht optimal laufen, die Fahrt verläuft unruhig oder die Pferde werden nicht die gleiche Richtung einschlagen.

Jedes Metapherbild hat zwar seine Grenzen, aber da im Sprachgebrauch bereits der Ausdruck "da gehen mir die Pferde durch" ebenso existiert wie der Begriff des "ausspannens", ließen sich beide Redewendungen mit diesem Bild verbinden - also nochmal für den Beziehungstyp: man darf durchaus auch mal die Emotionen für sich "grasen" oder "toben" lassen, aber wenn man Aktivitäten plant, sollte der Verstand die Zügel zumindest locker in den Händen halten :)

Ich bin gespannt auf Rückmeldungen, welche Art von Assoziationen Sachtypen und Handlungstypen zu diesem Bild haben bzw. auf andere Gedanken dazu.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 162: Neuer Seminar-Einstieg

Nachdem ich bereits vor längerer Zeit bei meinen Naturellanalysen (Stärken-Profil-Analysen/Typanalysen) dahingehend umgestellt habe, zu Beginn nicht den Grundtyp, sondern den Untertyp im Zeitbereich zu ermitteln (Gegenwarts-, Vergangenheits- oder Zukunftsorientierung), hatte ich diese Woche die Gelegenheit, diese Reihenfolge auch in einem 4-stündigen Workshop in einem Unternehmen zu testen.

Nach einer kurzen Einführung darüber, was eine Typologie und ein Modell ist und was genau das "Naturell" im Vergleich zu anderen Persönlichkeitsfaktoren darstellt, malte ich ganz schlicht die Zeit-Triade "Gegenwart-Vergangenheit-Zukunft" auf die Flipchart und erläuterte daran die Erkennungsmerkmale der drei Untertypen, das Prinzip von Bevorzugung und Vernachlässigung sowie praktische Konsequenzen daraus im Umgang mit sich selbst und anderen.

Daraufhin hatten sich bereits die meisten in der Runde in einem der drei Muster erkannt. Nach der Klärung der noch unklaren Zugehörigkeiten und Beispielen aus ihrem Leben, welche die Teilnehmer erzählten (anhand derer sie sich einem Untertyp zugeordnet hatten) waren die ersten Aha-Erlebnisse zu beobachten. Zudem fingen die ersten an, auch über die Bevorzugung ihrer Partner oder Kinder zu spekulieren und entsprechende Anekdoten zum Besten zu geben.

Nach der ersten Pause, in der fleißig weiter gefragt und erzählt wurde, konnte ich dann sehr bequem auf die Grundtypen eingehen - da die grundlegenden Prinzipien bereits bekannt waren, fiel es den nun sehr neugierigen Teilnehmern durchweg leicht, sich selbst zuzuordnen oder nach meiner Befragung (vorläufig) zuordnen zu lassen.

Fazit: Zur Nachahmung empfohlen, nicht nur in Workshops oder Vorträgen, sondern auch bei "Aufklärungsgesprächen" im Bekanntenkreis.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 161: Heiteres Typenraten

Nach den relativ langen Tipps der letzten Wochen diesmal ein eher kurzer: Wenn Sie das nächste Mal mit jemand anderem, der sich mit den Naturelltypen einigermaßen auskennt, in einem Restaurant sind, spielen Sie "heiteres Typenraten" mit der Bedienung.

Beobachten Sie Gang, Mimik, Sprache, Wesensart etc. - also alles, was Hinweise auf die Typgruppen-Zugehörigkeit liefern könnte (natürlich dezent und respektvoll) und diskutieren Sie Ihre Beobachtungen. Diese Situation ist auch eine gute Gelegenheit, zwischen "Rollen-Verhalten" und dem typspezifischen zu unterscheiden.

P.S. Dieses "Trainingsspiel" lässt auch alleine spielen, z.B. im Wartezimmer beim Arzt, in der Schlange vor der Supermarktkasse oder auf dem Wochenmarkt.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 160: Pacing und Leading bei Handlungstyp-Kindern

(Teile des Tipps sind identisch mit den letzten beiden Tipps - damit auch Leser ihn verstehen, die die letzten Tipps nicht gelesen haben).

Die kommunikationsfördernde Verhaltensweise "Pacing" entstammt zwar dem psychotherapeutischen Umfeld, lässt sich aber als natürliches Phänomen zum Beispiel bei Verliebten, bei vertrauten Paaren oder guten Freunden beobachten. Das Wort selbst lässt sich mit "Schritthalten" oder "in Gleichschritt kommen" übersetzen und bezeichnet das Phänomen, dass man sich (absichtlich oder automatisch) dem Verhalten eines anderen anpasst - also etwa der Wortwahl, der Sprechgeschwindigkeit, dem Gestus oder der körperlichen Haltung. Daran angehängt lässt sich "Leading" einsetzen - also eine wohlwollende Beeinflussung des Kommunikationspartners (aus psychographischer Sicht meist in Richtung der jeweiligen vernachlässigten "Ressourcen").

Beispiel: Als ich neulich als Ehrenamtlicher gebeten wurde, eine Gruppe Kindergartenkinder ins Schwimmbad zu begleiten, fielen mir nicht nur die Typunterschiede in dieser Umgebung auf, sondern auch, wie unterschiedlich sie auf mich als unerwarteten Begleiter reagierten (neugierig, zurückhaltend, skeptisch). Und ich merkte, wie leicht es mir gelingt, mich auf diese verschiedenartigen "Kontaktaufnahmen" einzustellen - eben durch (fast automatisch funktionierendes) Pacing.

Die Handlungstyp-Kinder wirken in Gegenwart von "Fremden" anfangs oft schüchtern, was sich auch hier zeigte. Da zunächst unklar war, welche Rolle ich innehatte, wussten sie offenbar nicht, wie sich mir gegenüber korrekt zu verhalten. Als dann aber klar war, dass ich der Mann der Kindergarten-Leiterin bin, tauten auch die eher schüchternen Kinder auf und begannen, meine Grenzen auszutesten (ein für Handlungstypen im Allgemeinen normales Verhalten). Für ein Handlungstyp-Kind ist es wichtig zu wissen, wo jemand in der jeweiligen Hierarchie einzuordnen ist - also ob es sich eher unterordnen muss oder "Kommandos" geben darf.

Insgesamt nahmen die Handlungstyp-Kinder besonders spät Kontakt auf - etwa dadurch, dass sie mir ihre bereits vorhandenen Fähigkeiten demonstrierten und sich an meinem Respekt dafür freuten. Ein Handlungstyp-Kind wollte, nachdem es vom Ein-Meter-Brett gesprungen war und meine Anerkennung abgeholt hatte, wissen, ob ich das auch machen würde. Und als ich bejahte, ob ich auch vom Drei-Meter-Brett springen würde (worin ich ebenso ein Anzeichen für das frühe Zahlenverständnis dieser Kinder sah wie darin, dass sie mir ihre Rechenkünste vorführten, obwohl das gar nicht das Thema war). Einem kleinen Handlungstypen, den ich aus früheren Ehrenamtseinsätzen schon kannte (und er mich) war irgendwann der Trubel wohl zu viel; er setzte sich mit dem Rücken zu den anderen auf eine Bank und sah lieber aus dem Fenster. Ich setzte mich mit ausreichend Abstand neben ihn und sah ebenfalls aus dem Fenster. Kurz darauf kam ein kleines Gespräch zustande und ich hatte den Eindruck, er freute ich darüber, dass ich mich noch an ihn erinnerte. Später zeigte er mir stolz, welche Leckereien ihm seine Mutter in die Vesperdose eingepackt hatte ...

Zusammenfassend lässt sich also empfehlen, mit Handlungstypen im Sinne des Pacings zunächst eher aus der jeweiligen "Rolle" heraus zu kommunizieren und nicht zu "privat" oder gar kumpelhaft. Die Kontaktaufnahme durch einen Handlungstyp kann durchaus einmal aus einem testweisen "Angriff" bestehen (womit der Handlungstyp herausfinden will, wie die Kraftverhältnisse sind und wie er sich korrekterweise verhalten soll).

Das "Leading" kann hingegen recht klar und deutlich - fast als "Befehl" eingesetzt werden, wenn man dazu die Freigabe hat. Da Handlungstypen gut Nein sagen können, wenn sie etwas nicht mögen, sind Vorschläge und Ideen in der Regel willkommene Anregungen oder Gelegenheiten zum Widerspruch und somit zum besseren Kennenlernen.

Letztlich besteht das Geheimnis einer auch am Naturell eines Menschen ausgerichteten Kommunikation also darin, ihn auch als "Typus" mit den "typischen" Eigenarten ernst zu nehmen - was logischerweise nur dann gelingen kann, wenn man die Naturellunterschiede kennt, akzeptiert und ihr Wesen nachvollziehend versteht. Das kann auch deshalb gelingen, weil ja jeder von uns Anteile aller Naturelle in sich trägt und sie somit auch aus eigener Erfahrung kennt - wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Dadurch können wir spontane Empathie spüren (mit Menschen gleichen Naturells) oder sie entwickeln (bei Menschen anderen Naturells).

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 159: Pacing und Leading bei Sachtyp-Kindern

(Teile des Tipps sind identisch zum letzten Tipp - damit auch Leser ihn verstehen, die den letzten Tipp nicht gelesen haben).

Die kommunikationsfördernde Verhaltensweise "Pacing" entstammt zwar dem psychotherapeutischen Umfeld, lässt sich aber als natürliches Phänomen zum Beispiel bei Verliebten, bei vertrauten Paaren oder guten Freunden beobachten. Das Wort selbst lässt sich mit "Schritthalten" oder "in Gleichschritt kommen" übersetzen und bezeichnet das Phänomen, dass man sich (absichtlich oder automatisch) dem Verhalten eines anderen anpasst - also etwa der Wortwahl, der Sprechgeschwindigkeit, dem Gestus oder der körperlichen Haltung. Daran angehängt lässt sich "Leading" einsetzen - also eine wohlwollende Beeinflussung des Kommunikationspartners (aus psychographischer Sicht meist in Richtung der jeweiligen vernachlässigten "Ressourcen").

Beispiel: Als ich neulich als Ehrenamtlicher gebeten wurde, eine Gruppe Kindergartenkinder ins Schwimmbad zu begleiten, fielen mir nicht nur die Typunterschiede in dieser Umgebung auf, sondern auch, wie unterschiedlich sie auf mich als unerwarteten Begleiter reagierten (neugierig, zurückhaltend, skeptisch). Und ich merkte, wie leicht es mir gelingt, mich auf diese verschiedenartigen "Kontaktaufnahmen" einzustellen - eben durch (fast automatisch funktionierendes) Pacing.

Die Sachtyp-Kinder schauten mich nur kurz an und ignorierten mich dann eher. Vielleicht weil sie ahnten, dass sie mit mir nicht lange zu tun haben würden? Mit der Zeit genossen sie jedoch augenscheinlich meine Aufmerksamkeit - etwa, wenn ich sie vor den zu lauten oder impulsiven Kindern schützte und ihnen Platz und Zeit verschaffte (konkret an der umkämpften Rutsche).

Pacing gegenüber einem Sachtyp-Kind hieß dann auch: wenn es sich vor dem großen, kälteren Schwimmbecken fürchtete und ängstlich Abstand hielt, es nicht zu ermutigen oder zu drängen, sondern neben das Kind zu stellen und auch "Angst" zu zeigen - bis es dann doch genügend Motivation entwickelt und Mut angesammelt hat, sich einen Schritt weiter an die Treppe zu trauen. Oder wie es eine Erzieherin gemacht hat: sich neben den ängstlichen kleinen Sachtyp-Jungen an den Beckenrand zu setzen und erst einmal mit den Füßen zu plantschen, um zu sehen, wie das Wasser so reagiert und wie sich das anfühlt.

Zusammenfassend lässt sich also empfehlen, mit Sachtypen im Sinne des Pacings deren Zurückhaltung und Vorsicht zu erwidern und nicht laut und kraftvoll zu kommunizieren. Die Kontaktaufnahme durch einen Sachtyp kann durchaus einmal aus einem kurzen Blickkontakt bestehen (womit der Sachtyp vielleicht wissen will, ob man ihn wahrgenommen hat) oder in einem schlichten "Dasitzen" als indirektes Angebot, sich dazu zu setzen und etwas Zeit mit ihm zu teilen.

Das "Leading" sollte hingegen sehr sehr dezent eingesetzt werden - eher im Sinne eines Erinnerns an bereits vorhandene Fähigkeiten und Erfahrungen. Im paradoxen Sinne kann beim Sachtyp das Leading gelingen, indem man sich noch weiter zurücknimmt als er selbst, noch vorsichtiger agiert oder noch mehr Vorabinformation sammelt.

Letztlich besteht das Geheimnis einer auch am Naturell eines Menschen ausgerichteten Kommunikation also darin, ihn auch als "Typus" mit den "typischen" Eigenarten ernst zu nehmen - was logischerweise nur dann gelingen kann, wenn man die Naturellunterschiede kennt, akzeptiert und ihr Wesen nachvollziehend versteht. Das kann auch deshalb gelingen, weil ja jeder von uns Anteile aller Naturelle in sich trägt und sie somit auch aus eigener Erfahrung kennt - wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Dadurch können wir spontane Empathie spüren (mit Menschen gleichen Naturells) oder sie entwickeln (bei Menschen anderen Naturells).

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 158: Pacing und Leading bei Beziehungstyp-Kindern

Die kommunikationsfördernde Verhaltensweise "Pacing" entstammt zwar dem psychotherapeutischen Umfeld, lässt sich aber als natürliches Phänomen zum Beispiel bei Verliebten, bei vertrauten Paaren oder guten Freunden beobachten. Das Wort selbst lässt sich mit "Schritthalten" oder "in Gleichschritt kommen" übersetzen und bezeichnet das Phänomen, dass man sich (absichtlich oder automatisch) dem Verhalten eines anderen anpasst - also etwa der Wortwahl, der Sprechgeschwindigkeit, dem Gestus oder der körperlichen Haltung. Daran angehängt lässt sich "Leading" einsetzen - also eine wohlwollende Beeinflussung des Kommunikationspartners (aus psychographischer Sicht meist in Richtung der jeweiligen vernachlässigten "Ressourcen").

Beispiel: Als ich neulich als Ehrenamtlicher gebeten wurde, eine Gruppe Kindergartenkinder ins Schwimmbad zu begleiten, fielen mir nicht nur die Typunterschiede in dieser Umgebung auf, sondern auch, wie unterschiedlich sie auf mich als unerwarteten Begleiter reagierten (neugierig, zurückhaltend, skeptisch). Und ich merkte, wie leicht es mir gelingt, mich auf diese verschiedenartigen "Kontaktaufnahmen" einzustellen - eben durch (fast automatisch funktionierendes) Pacing.

Die Beziehungstyp-Kinder fanden es etwa spannend, eine neue Bezugsperson zu haben und zeigten mir, wie toll sie schon ins Becken springen können. Also teilte ich ihre Begeisterung, versäumte es aber nicht, sie (typgerecht) durch ein wenig "Leading" (führen, leiten) an ihre Ressourcen zu erinnern: vorsichtiger zu sein, wenn andere Kinder in Sprungweite sind oder nicht zu nahe an die metallene Kante der Rutsche zu springen. Die Beziehungstyp-Kinder haben das auch sofort angenommen und sogar andere auf diese Gefahr hingewiesen - also mein Verhalten nachvollzogen und übernommen.

Oder wenn ein Beziehungstyp-Kind mich fragte, ob ich mich getrauen würde, vom großen Sprungturm zu springen - dass ich dann mit einer Gegenfrage antworte oder zumindest an meine Antwort eine Frage an das Kind anhänge, das mein Interesse an seinem aktuellen Thema (Mut, Angst) widerspiegelt.

Zusammenfassend lässt sich also empfehlen, mit Beziehungstypen im Sinne des Pacings deren spontane Kontaktaufnahme zu erwidern (und keine zeitliche Vertiefung zu erwarten), sie einfach zu "begleiten", für sie da zu sein, wenn sie von sich aus wieder Kontakt suchen und das "Leading" dezent zu einzusetzen, falls sich dazu Gelegenheit oder Notwendigkeit ergibt - und eben nicht (was genau kontraproduktiv wäre) distanziert oder zu intensiv im Kontakt zu sein und lieblose "Predigten" zu halten, wenn Beziehungstypen sich nicht perfekt verhalten.

Letztlich besteht das Geheimnis einer auch am Naturell eines Menschen ausgerichteten Kommunikation also darin, ihn auch als "Typus" mit den "typischen" Eigenarten ernst zu nehmen - was logischerweise nur dann gelingen kann, wenn man die Naturellunterschiede kennt, akzeptiert und ihr Wesen nachvollziehend versteht. Das kann auch deshalb gelingen, weil ja jeder von uns Anteile aller Naturelle in sich trägt und sie somit auch aus eigener Erfahrung kennt - wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Dadurch können wir spontane Empathie spüren (mit Menschen gleichen Naturells) oder sie entwickeln (bei Menschen anderen Naturells).

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 157: Demokratische Naturellanalyse

Während des letzten Kurses mit Live-Naturellanalyse habe ich (wie schon öfters in ähnlichen Runden) eine Methode ausprobiert, die fast immer zu einem guten Ergebnis führt und die ich "Demokratische Naturellanalyse" (oder Demokratische Typanalyse) genannt habe: Dazu braucht es eine Gruppe von möglichst sechs oder mehr "Stimmberechtigten", die Kenntnisse der Psychographie haben. Derjenige, der wissen möchte, zu welchem Grundtyp oder Naturell er gehört, stellt sich vor und beantwortet auch Fragen, die von den anderen Teilnehmern gestellt werden.

Nach ungefähr einer Viertelstunde macht man dann eine simple Abstimmung: wer sieht welchen Typus beim Kandidaten? Nach meinen bisherigen Erfahrungen deckte sich das Ergebnis immer mit dem, was bei der professionellen (konsensuellen) Analyse herauskam.
Offenbar besitzen wir (bei einer Grundkenntnis des Modells) ein recht gutes Bauchgefühl dafür, welcher Typus uns gegenübersteht oder -sitzt. Und durch die Gruppe werden einzelne Fehleinschätzungen korrigiert.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 156: Gleiches mit Gleichem - positiv!

Dietmar Friedmanns Rat an Handlungstypen im Umgang mit ihren Problemen lautet bekanntlich "Gleiches mit Gleichem - positiv!"

Ich verstehe darunter - und Handlungstyp-Klienten bestätigen mir immer wieder, dass das zutrifft - eine freundlich-kooperative Haltung gegenüber dem Problem (oder der Krankheit). Also nicht die dem Typ entsprechende, gewohnte Angriffs- oder Kampfhaltung und das Etikettieren des Problems als einen Gegner, der zu bekämpfen und zu besiegen ist.

Stattdessen (!) die vorläufige Hoffnung, in den Schwierigkeiten eine freundliche Einladung des Lebens zur Veränderung, zu einem Neuanfang, zu neuen Erkenntnissen zu sehen; vielleicht sogar eine dankbare Haltung einzunehmen und bewusst nach dem Positiven im Negativen Ausschau zu halten.

"Gleiches mit Gleichem" würde dann bedeuten, etwa ein Problem, das mich ausbremst, als so eine "Bremse" zu akzeptieren. Oder in einem "Burn-Out" nicht etwas Schlimmes zu sehen, sondern eine Art "Sicherung", die zuerst durchgebrannt ist, bevor das ganze Haus in Flammen aufgeht. "Gleich" sind solche Antworten und Reaktionen deshalb, weil sie die Intention des Problems oder der Krankheit aufnehmen und zum eigenen Vorteil (positiv) nutzen - ein Prinzip, das aus vielen Kampfsportarten bekannt ist.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 155: Da bin ich mal neugierig, wie er das löst!

Die passende Haltung im Umgang mit problembelasteten Sachtypen lautet nach Dietmar Friedmann: Neugierig sein, wie der andere sein Problem löst!

Praktisch bedeutet das über die innere (gelassene) Haltung hinaus auch ein Zurückhalten unnötiger praktischer Mithilfe und Unterstützung - zumindest so lange, bis sie aktiv angefordert und entsprechend ausgeglichen wird (Bezahlung, Tausch).

Dies fällt den Beziehungstypen, die sich gerne als "Retter" einmischen ebenso schwer wie den Handlungstypen, deren mütterlichen Instinkte rasch anspringen, wenn sie so ein "leidendes" Wesen vor sich sehen. Beide übersehen, wenn sie nicht dem Rat Friedmanns folgen jedoch, dass unnötiges "Unter-die-Arme-greifen" wie eine Krücke bei einem Gesunden wirkt: sie schwächt ihn und lässt ihn humpeln.

Damit die neugierige Haltung nicht völlig passiv bleibt und zu einer hilflosen oder untätigen Lage führt, kann vielleicht über frühere Erfolge, Lösungsgeschichten oder die Erfahrungen anderer bei der Lösung eines ähnlichen Problems geredet werden - manchmal regt das Sachtyp-Menschen dazu an, sich an eigene Stärken und Ressourcen zu erinnern oder sich von anderen etwas abzuschauen. Typischer Spruch hier, den ich schon öfters von Sachtypen gehört habe: Lieber gut kopiert als schlecht selbst ausgedacht.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 154: Große Probleme - einfache Lösung!

Nach Dietmar Friedmann gilt für Beziehungstypen das Motto "Große Probleme - einfache Lösung!"

Dumm dabei ist nur, dass diese "einfache Lösung" meist erst rückblickend als eine solche erkannt werden kann. Wie kommen nun Beziehungstypen zu ihrer "einfachen Lösung"? Mich erinnern die Lösungsversuche der "Gelben" oft an das Flugverhalten von Stubenfliegen: Mal hierhin, mal dahin - und weniger an das Bienenmuster (immer in Richtung Sonne). Bei dieser "fliegenartigen Suchbewegung" findet nun der Beziehungstyp-Mensch unverhofft oder überraschend eine Lösung - die er dann noch als solche erkennen muss!

Deshalb auch die Regel, dass diejenigen, die einen "Gelben" beim Problemlösen unterstützen möchten, eher eine "begleitende" (freundliche, tröstende, zugewandte, entlastende) Haltung einnehmen und weder zu viel Abstand noch viele Lösungsvorschläge beisteuern sollten. Denn gerade das eigene Finden von Lösungen, häufig begleitet von einer (neuen, wiedergefundenen) Erkenntnise macht für den Beziehungstyp Sinn: er steht vor sich und anderen nicht "dumm" da, sondern kann auch seinem Leiden noch einen Gewinn ziehen und sich somit für das Ungemach entschädigen. Wird der Suchweg unnötig abgekürzt, entfällt dieser Effekt.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 153: Ziehen sich Gegensätze an?

Dass das Sprichwort "Gleich und Gleich gesellt sich gern" die Wahrheit auch aus psychographischer Sicht gut beschreibt, lässt sich immer wieder beobachten. Wie aber steht es mit der gegensätzlichen Aussage "Gegensätze ziehen sich an"?

Ist es korrekt beschrieben, wenn wir etwa einen "Denker" als den Gegensatz eines "Fühlers" bezeichnen oder einen "Zukunftsorientierten" als den Gegensatz eines "Vergangenheitsorientierten" - und: ziehen die sich tatsächlich an?

"Anziehung" gibt es ein- und gegenseitig. Aus dem psychographischen Modell lässt sich eine gegenseitige Anziehung der oben beschriebenen Typen wohl kaum ableiten, wohl aber eine einseitige (hin zur Ressource).

Statt von "Gegensätzen" scheint es mir passender, von "Unterschieden" zu sprechen, also zu sagen "Unterschiede ziehen sich an" oder, um genauer zu sein: "ein Defizit wird vom Überfluss angezogen". Denn das ist doch genau das, was wir beobachten: Der Beziehungstyp fühlt sich vom Sachtyp angezogen, der jedoch vom Handlungstyp - und der wieder vom Beziehungstypen. Wobei die Anziehung durchaus nicht immer positiv sein muss, wie wir wissen: Ärger und Faszination gehen da häufig Hand in Hand ...

Tipp der Woche daher: Beobachten Sie einmal genauer, welche Typen/Untertypen Sie anziehen, ärgern - oder wen Sie selbst anziehen. Am Besten bei denjenigen, mit denen Sie regelmäßiger zu tun haben.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 152: Lösen, lindern oder vermeiden?

Den lösungsorientiert arbeitenden Coaches, Beratern oder Therapeuten wird gerne vorgeworfen, sie wären zu einseitig auf Problemlösungen fokussiert. Ich muss zugeben, dass ich mich auch lange Jahre auf diesen Bereich des Umgangs mit Problemen spezialisiert habe - also auf die Lösung von Problemen.

Was mir immer öfters auffällt ist jedoch, dass Klienten bestimmte Probleme (noch) nicht lösen wollen, sondern manchmal nur eine "Linderung" oder einen Weg suchen, sich mit dem ungelösten Problem zu arrangieren. Auch dies scheint mir ein annehmbarer Auftrag für eine professionelle Begleitung zu sein.

Und um die Triade neben "Lösen" und "Lindern" abzuschließen, möchte ich noch an die Möglichkeit erinnern, Probleme zu "Vermeiden" - auch wenn aus diesem Grund eher selten Klienten in die Beratung kommen. Wobei sie durchaus verstehen, dass das, was sie während einer Beratung lernen (zum Beispiel über die Unterschiede im Naturell oder über die eigenen Bevorzugungen) ihnen künftig bei der Lösung des einen oder anderen Problems helfen wird oder es sogar zu vermeiden hilft - was mich an einen Ausspruch des Philosophen Arthur Schopenhauer erinnert: "So hat zum Beispiel mir meine Philosophie nie etwas eingebracht; aber sie hat mir sehr viel erspart."


Text und Redaktion: Werner Winkler  

Tipp Nr. 151: Das lösbare Problem?

Arbeitet man im Coaching (oder in der Beratung, Therapie, Seelsorge) mit dem "Leitdreieck", ist dort vorgesehen, mit Sachtyp-Klienten relativ bald über Ziele zu sprechen und nicht lange bei den Problemdetails zu verweilen.

Was jedoch, wenn der Klient kein Ziel formulieren kann oder für das angestrebte Ziel keine Motivation verspürt? Tipp hier: nochmal zurück zur Station "Thema/Problem" und nachschauen, ob das bisher als Problem identifizierte Thema a) überhaupt lösbar ist (oder einfach als unlösbar zu akzeptieren) und b) in der Reihenfolge derzeit auf Platz 1 steht.

Beispiel: Eine Sachtyp-Frau sucht einen Partner, möchte wieder innerlich zufriedener werden und sich beruflich verändern. Bisher versuchte sie (erfolglos), das erste und das letzte Problem anzugehen. Erst beim Gespräch über die Unzufriedenheit jedoch und über die Zeiten, in denen sie doch zufrieden war, erbrachte jedoch den "Durchbruch" und die Freisetzung der benötigten Energie, um wieder auf den Weg zu einem attraktiven Ziel zu gelangen.

Mehr zum Leitdreieck unter: http://www.wernerwinkler.de/123-modell/modul036.htm


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 150: Sachtyp Merkel, Sachtyp Steinbrück

Um die Unterschiede zwischen verschiedenartigen Sachtypen (vom Untertyp her) zu beobachten, bieten die nächsten Wochen nochmal ausführlich Gelegenheit.

Zur Erinnerung: Peer Steinbrück schätze ich als Sachtyp-Macher, ich-verbunden und zukunftsorientiert ein, Angela Merkel als Sachtyp-Denker, wir-verbunden und ebenfalls zukunftsorientiert. Fachlich gesehen also so genannte "Idealpartner" (zwei identische Bevorzugungen, jeweils eine Ressource beim anderen - also ich/wir und denken/machen), was auch zur Aussage der Bundeskanzlerin passt, sie habe während der Zeit der Großen Koalition sehr gut mit ihrem jetzigen Herausforderer zusammen gearbeitet.

Vor allem das anstehende "TV-Duell" dürfte spannend werden - gelingt es der Denkerin, ihre größte Ressource (das Machen = reden, äußern, sich ausdrücken) für ihren Vorteil zu nutzen oder kann der Macher nicht nur reden, sondern auch genau zuhören und wahrnehmen, was geschieht und entsprechend reagieren?

Witzig jedenfalls, dass die SPD mit ihrem (sehr deutlich sichtbar) ich-verbundenen Kandidaten auf ihre Plakate die Parole "Das Wir entscheidet" druckt, während bei der CDU zu lesen ist, dass man an die Zukunft denkt oder gemeinsam erfolgreich sei - was ja genau zu den Bevorzugungen Angela Merkels passt.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 149: Überkompensation versus Gleichgewicht

In den psychographischen Triaden geht es zum einen darum, die (angeboren) vernachlässigte Seite stärker zu betonen - zum anderen jedoch auch darum, ein sinnvolles und der jeweiligen Situation angemessenes Gleichgewicht zwischen den drei Optionen herzustellen.

Immer wieder fällt mir auf, dass jemand - bewusst oder unbewusst - seine Ressourcenbereiche übertrieben auslebt und dadurch die Lebensqualität insgesamt leidet. Beispiel: ein junger Sachtyp merkt, dass er als Jungunternehmer Erfolg hat und mit relativ wenig Arbeit zu relativ viel Geld kommen kann. Er vernachlässigt seine typeigenen Interessen und lebt, als wäre er der geborene Handlungstyp. Im Ergebnis brennt er völlig aus, überschuldet sich, weil er "noch mehr" möchte und verliert am Ende alles, was er sich in über 20 Jahren aufgebaut hat.

Tipp der Woche daher: die Triaden "zu Ende gehen" und nicht in den Ressourcenbereichen stehen bleiben - im obigen Beispiel etwa wäre es im Sinne der Nutzung aller drei (Grund-)Bereiche sinnvoll gewesen, er hätte die Verbindung zu sich selbst, zu seinen Freunden und dem Rest der Welt stärker gepflegt und hätte sich nicht nur um Arbeit und Erfolg gekümmert (also nicht nur roten Bereich ausgelebt).

Eine große Triaden-Sammlung findet sich auf http://www.wernerwinkler.de/123-modell/modul035.htm

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 148: Typanalyse einfacher als bisher.

Wer sich schon einmal darin versucht hat, eine Typanalyse (Stärken-Profil-Analyse, Naturellanalyse) mit einer Testperson zu versuchen, weiß, dass das nicht ganz einfach ist und man nicht nur einen Fragebogen ausfüllen und diesen dann auswerten muss.

Vielmehr geht es darum, sich auf den konkreten Menschen einzustellen, genau hinzuhören (was er über sich erzählt, ob er das Modell und seine Konsequenzen versteht) und auch durchaus einmal etwas von sich selbst preiszugeben.

Um den Vorgang der Analyse etwas einfacher zu machen, habe ich eine neue, 12-seitige Anleitung in konkreten Schritten mit den jeweils notwendigen Informationen entworfen - ich stelle die PDF-Datei allen kostenlos zur Verfügung, die eine E-Mail an psychographie@t-online.de schicken (Stichwort: "Naturellanalyse-Anleitung").

Also einfach mal wieder einen Versuch machen, zum Beispiel mit der besten Freundin oder dem besten Freund in lockerer, privater Atmosphäre.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 147: Andere Typologien

Diese Woche überraschte mit ein neuer Klient im Coaching mit der Erklärung, dass er zu "den Blauen" gehöre - ob ich darüber Bescheid wüsste. Es stellte sich heraus, dass er vor einiger Zeit eine Fortbildung zu Persönlichkeitsunterschieden gemacht hatte (über das "Struktogramm"). Die dortigen drei Gruppen Blau, Rot und Grün entsprechen ziemlich gut unseren psychographischen Grundtypen, so dass wir in ein "vereinfachtes Gespräch", etwa über seinen "roten" Kollegen und die angemessene Reaktion auf dessen aggressives Verhalten ("aggressiv" aus Sicht des Blauen) führen konnten.

Umso verblüffter war mein Klient dann, als ich ihm aus der aktuellen A5-Broschüre seine "blauen" Eigenschaften - Stärken und Merkmale - vorlas. Er fühlte sich sehr gut "erkannt" und hat die Broschüre gerne mitgenommen. Schon am nächsten Tag hat er sich wieder gemeldet, um einen neuen Termin zu vereinbaren ...

Tipp der Woche daher: Falls noch nicht geschehen, etwas genauer mit den anderen Typologien auf dem Markt auseinandersetzen, etwa mit Hilfe der Vergleichstabelle auf www.psychographie.de/typologien-vergleich.htm - die Ähnlichkeiten sind ja nicht zufällig, sondern rühren daher, dass alle Typologen das gleiche Phänomen beobachten und dafür unterschiedliche Sortierungen, Begriffe und Erklärungen finden.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 146: Über die Naturellunterschiede sprechen

Beim Gespräch über die Typunterschiede - ob nun in einer Beratung oder im privaten Gespräch - kann es einen großen Unterschied ausmachen, welche Begriffe wir verwenden, um das Phänomen zu erklären.

Nach meiner Erfahrung ist es im professionellen Rahmen einer Beratung oder eines Coachings nicht so wichtig, wie wir das Modell oder die Typen benennen - denn hier ist der Gesprächspartner schon in einem "Vertrauensmodus" und sieht in der Regel keinen Grund, an unserer fachlichen Kompetenz zu zweifeln.

Anders im privaten Gespräch. Wenn ich auf einer Party nach meinem Beruf gefragt werde, dann z.B. "Paarberater" sage und ich dann die Gelegenheit habe, über die Naturellunterschiede und ihre Relevanz für Paare zu sprechen, werde ich keinen Fachvortrag halten können.

Hier zeigt sich dann, dass einfache und prägnante Begriffe den korrekten Fachwörtern vorzuziehen sind. Ich spreche also lieber von "Haifisch-Männern" und "Delfin-Frauen" als von Handlungstypen oder Relationikern. Selbst Kinder können mit dem Unterschied zwischen einem "Gorilla-Bruder" und einem "Orang-Utan-Bruder" etwas anfangen und sich oft sogar rasch selbst zutreffend einordnen, wenn solche Bildmetapher ins Spiel kommen.

Ein anderes Beispiel: Ich bin in einem mittelständischen Unternehmen für ein Teamcoaching eingeladen und die Typologie steht nicht im Mittelpunkt. Trotzdem möchte ich auf das Phänomen der unterschiedlichen Naturelle hinweisen, weil ich weiß, dass das eine positive Wirkung auf den "Team-Spirit" haben kann. Also nutze ich die Begriffe "Gelbe Gruppe", "Blaue Gruppe" und "Rote Gruppe" und beschränke mich auf die Grundtypen. So bleiben "Typen" und alles "Psycho-Begriffe" erst einmal außen vor und die Abwehrmechanismen springen nicht an.

Würde ich hingegen eingeladen, vor einer Gruppe Wissenschaftler zu sprechen, könnte ich durchaus die (von Angela Zeugner erfundenen) Fachwörter "typus relationis", "typus temporis" und "typus actionis" einfließen lassen und käme so der dort üblichen Sprachebene entgegen.

Es lohnt sich also, die Begriffe bewusst zu wählen und nicht automatisch auf die gewohnten zurück zu greifen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

   

Tipp Nr. 145: Typverdacht rasch überprüfen

Nur selten haben wir im Alltag oder bei kurzen Begegnungen die Möglichkeit, einen entstehenden Typverdacht zu festigen - das kann fachlich korrekt nur eine ausführliche-konsensuelle Typanalyse leisten.

Trotzdem gibt es ein paar sehr deutliche Hinweise auf die Zugehörigkeit zu einem der drei Grundtypen, an die ich heute erinnern möchte. Sie können z.B. auch dann helfen, wenn jemand unsicher ist, ob ein Dritter eher zu Typgruppe A oder B gehört - also wenn es nur noch darum geht, zwischen zweien zu entscheiden.

Gelbe Gruppe (Beziehungstypen/Relationiker):
- variantenreiche Gesichtsmimik, aus der sich leicht der emotionale Zustand ablesen lässt
- verwendet häufig Begriffe wie "Ja", "Ja klar", "Kein Problem" oder formuliert Sätze eher positiv
- neigt dazu, Zeit und Geld nicht im Griff zu haben (auch von anderen)

Blaue Gruppe (Sachtypen/Temporiker):
- meist entspannte Körperhaltung (Schwingen von Armen, bequeme Sitzhaltung, wenig Körperspannung)
- tut sich in der Regel schwer mit einem klaren Nein, mit dem Beenden von Telefonaten, Arbeitsverhältnissen, Beziehungen
- nimmt Kritik zu ernst, versucht sie durch fehlerfreies Verhalten zu vermeiden

Rote Gruppe (Handlungstypen/Aktioniker):
- hohe Körperspannung, sehr aufrechter Gang oder aufrechtes Sitzen
- wenig Varianten in der Mimik, eher maskenhaftes Lächeln oder Pokerface
- häufige Verwendung von Nein-Begriffen, negativen Umschreibungen oder Darlegung dessen, was nicht gewollt/gewünscht ist (das "Stattdessen" fehlt)

Diese Merkmale treten schon bei kleinen Kindern typspezifisch auf und bleiben bis ins hohe Alter erhalten.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 144: Gesichtsmimik auf Filmaufnahmen

Heute noch einmal ein praktischer Tipp für Filmliebhaber, (ich hatte ihn vor längerer Zeit schon einmal kurz erwähnt) die Unterschiede in der Gesichtsmimik bei unseren drei Grundtypen beobachten wollen: Die meisten DVD-Player oder Abspielprogramme auf dem Computer haben eine Funktion, mit der man einen Film in mehrfacher Geschwindigkeit anschauen kann.

Macht man dies (zum Beispiel mit vierfacher Geschwindigkeit) mit Filmszenen, in denen die Schauspieler im Dialog zu sehen sind, werden die Unterschiede überdeutlich: sowohl das variantenreiche Mimikspiel der "Gelben", die Pokerface-Gesichter der "Roten" und die nur von dezenten Bewegungen gekennzeichneten Gesichter der "Blauen".

Wer Hinweise auf die (vermutete) Typenzugehörigkeit seiner Lieblingsschauspieler/innen sucht, findet deren Namen vielleicht in der "Prominentenliste" auf www.psychographie.de/prominente.htm

Als Tipp für Einsteiger: Filme mit Jim Carrey, einem Beziehungstyp mit wunderbar vielseitiger Mimik, z.B. in " Truman Show" oder "Bruce Allmächtig".

Und noch ein Hinweis zum Schluss: Diesen Trick kann man auch mit Familienangehörigen oder Freunden anwenden, wenn man mit seiner Kamera Aufnahmen von ihnen gemacht hat.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 143: Umgang mit kühlem Sommerwetter

Nachdem Petrus umgehend auf meinen letzten Tipp der Woche reagiert und uns kühleres Sommerwetter verordnet hat, gibt mir das die Gelegenheit, auch für diese Wetterlage einige typgerechte Tipps zu formulieren - und damit auf die bestehenden Unterschiede zwischen den Mitgliedern unserer Spezies hinzuweisen.

Tipp für Beziehungstypen: Das durch abgesetzte Freibadbesuche und ausbleibende Neukäufe von Sommerkleidung gesparte Geld ganz klassisch auf dem Sparbuch deponieren.

... für Sachtypen: Mehr körperliche Bewegung hilft zur geistigen Entspannung und vermeidet die Entscheidung (und die entsprechenden Kosten), die Zentralheizung noch einmal anzuschalten.

... für Handlungstypen: Jeder zusätzliche Mensch im Raum heizt ungefähr mit 60 Watt - je mehr Freunde also zum gemeinsamen Essen, Spielen oder Diskutieren eingeladen werden, desto wärmer wird es.

... für Du-Verbundene: Falls die Körperwärme des Partners nicht ausreicht, zusätzlich die eigene Lieblingsdecke zu Hilfe nehmen.

... für Ich-Verbundene: Anstatt selbst zu heizen, eine Kneipe oder andere Orte aufsuchen, an denen viele Menschen anwesend sind oder geheizt wird.

... für Wir-Verbundene: Mit einem guten Freund eine Sportart ausüben, die ausreichend Körperwärme freisetzt.

... für Gegenwartsorientierte: Im Internet nach alten "Tagesschau-Wetterberichten" suchen und sich daran freuen, dass es keine 35 Grad oder mehr hat.

... für Vergangenheitsorientierte: Sich über die kühleren Tage freuen, da die nächste Hitzewelle mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vor der Tür steht.

... für Zukunftsorientierte: Auf Temperaturunterschiede im Laufe des Tages achten und an einer relativ warmen, sonnigen Stelle länger als vorgesehen eine Pause einlegen.

... für Fühler: Etwas Wärmendes und Kalorienreiches Essen, um mehr Wärme zu produzieren.

... für Denker: Mehr bewegen, um körpereigene Wärme zu erzeugen - etwas machen, was schon lange überlegt, aber nicht ausgeführt wurde.

... für Macher: Beim Anziehen genau hinspüren, wie viel "Schichten" notwendig sind, um sich wohl zu fühlen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 142: Hitze typgerecht leichter ertragen

Zur Vorbeugung für die nächste Hitzewelle ein paar praktische Tipps, nach Typzugehörigkeit sortiert:

Beziehungstypen: Kein Drama aus der Hitze machen, sondern einfach die heiße Zeit in einem möglichst kühlen Raum aussitzen.

Sachtypen: Geld investieren und eine Klimaanlage anschaffen (und benutzen).

Handlungstypen: Eine "südliche" Haltung einnehmen, nur so viel arbeiten wie unbedingt nötig und ansonsten die Hitze für die Erholung nutzen.

Fühler: Nur gut verdauliche Dinge essen und trinken.

Denker: Etwas machen, das von der Hitze ablenkt.

Macher: Ausreichend und rechtzeitig trinken.

Du-Verbundene: Gut für sich selbst sorgen.

Ich-Verbundene: Alle leiden - das könnte trösten.

Wir-Verbundene: Etwas für das Wohlbefinden des Gegenübers tun macht glücklich!

Gegenwartsorientierte: Überlegen, was während der letzten Hitzewelle geholfen hat.

Vergangenheitsorientierte: Die Wettervorhersage der nächsten Tage, notfalls Wochen ansehen und sich auf kühlere Tage freuen.

Zukunftsorientierte: Jeden Tag mit Hitze seperat betrachten - es bleibt nicht für immer heiß!


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 141: Sexuelle Identität - ZEIT-Artikel

Immer wieder wird unter Psychographen die Frage diskutiert, in wie weit die Geschlechtermerkmale und die Typenmerkmale miteinander korrespondieren - oder wie stark die sexuelle Identität sich in der Gesamtpersönlichkeit auswirkt.

Dieses Frühjahr wurde die so genannte "Rice-Hypothese" bekannt und in der ZEIT veröffentlicht, die ich für sehr bedeutend halte. Ich empfehle dringend, diesen Artikel zu lesen - speziell auch im Hinblick auf die Frage, wie Homosexualität oder Transsexualität entsteht: http://www.zeit.de/2013/11/Homosexualitaet

Das Spannende an der dort beschriebenen Hypothese ist, dass die Entstehung der sexuellen Identität in die Zeit vor die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter - und damit vor die (vermutete) Weichenstellung für unsere Persönlichkeitstypen - eingeordnet wird. Womöglich hatte Dietmar Friedmann auch hier den richtigen Riecher, dass er in seinen frühen Büchern "weibliche" und "männliche" Grundtypen unterschied.

Kurz zusammengefasst ergibt sich aus der "Rice-Theorie", dass wir uns in drei voneinander unabhängigen Entwicklungsstufen eine sexuelle Identität aneignen:
1. Biologisches Geschlecht
2. "Gehirn-Geschlecht" (eher "männliches" oder "weibliches" Gehirn)
3. Sexuelle Präferenz (welches Geschlecht wir als Partner präferieren)

Je nach Differenzierung ergeben sich so zwischen acht und 27 (oder mehr) Varianten, die alle angeboren, natürlich und auch in der Realität vorkommend sind - also etwa ein biologischer Mann mit einem "männlichen" Gehirn und einer sexuellen Präferenz für Frauen (sehr häufig), genauso aber eine biologische Frau mit "männlichem" Gehirn und einer Präferenz für Frauen (seltener).

Mich würde eine Diskussion mit denen interessieren, die den Artikel gelesen haben, weshalb ich diesen "Tipp der Woche" ins Forum kopieren und dort einen Diskussionsfaden unter "Sexuelle Identität" eröffnen werden.  

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 140: Typgerechter Umgang mit Krankheiten (3)

Wie geht man als Handlungstyp-Mensch mit Krankheiten um? Wie geht man mit kranken Handlungstypen (Kindern, Partnern, Eltern, Patienten) um?

Grundgedanke der Psychographie ist, dass zusätzliche bzw. übersehene Lösungspotentiale in den jeweiligen "Ressourcen" zu finden sind. Bei der "Roten Gruppe" sind dies die "gelben" Eigenschaften. Daraus lässt sich zum Beispiel ableiten, dass es Handlungstypen im Umgang mit Krankheiten gut täte, in eine möglichst positive Verbindung zur Krankheit zu gehen, eine eher kindlich-hilflose Haltung zu akzeptieren, sofern diese eintritt und sich auch offen auf neue Menschen (Ärztinnen und Ärzte, Praxis- oder Krankenhauspersonal, Reha-Spezialisten, Bettnachbarn oder Besucher im Krankenhaus etc.) einzulassen und diesen "dumme" oder
neugierige Fragen zu stellen.

Krankheit nur als eine unangenehme Behinderung ihres Tatendranges zu erleben fügt den vorhandenen Beschwerden nur neue hinzu – stattdessen kann auf Krankheiten oder Schmerzen durchaus emotional bis "dramatisch" reagiert werden, also etwa damit, dass der Kranke sich entsprechend schont, die Zeit der Krankheit als eine Art "Urlaub" und "Regenerationszeit" auffasst und nutzt.

Handlungstypen hören häufig nur auf den Rat von Experten, denen sie vertrauen und auch nur dann, wenn diese praktikable und nachvollziehbare Therapien anbieten. Dafür nehmen sie auch hin, "hart angefasst" zu werden oder eine bittere Medizin zu schlucken.

Nach unserer Beobachtung ärgern sich Handlungstypen über ihren Körper, wenn dieser nicht mehr richtig funktioniert. Das kann sogar soweit gehen, dass sie ihren Körper mit seinen Schwächen ablehnen und sich damit nicht mehr vor anderen zeigen möchten, etwa nach einem Schlaganfall oder im Rollstuhl. In dieser Situation sollten
Handlungstypen von ihrer Krankheit durch etwas Stärkeres, Emotionales und Positives abgelenkt und ihnen dabei geholfen werden, ihre Gesamtsituation freundlicher einzuschätzen – etwa, indem sie ihren Zustand mit dem anderer, denen es noch schlechter geht, in Relation setzen. Auch auf praktische Vorschläge, wie die "erzwungene Auszeit" aktiv genutzt werden könnte, dürften Handlungstypen sehr gut reagieren. Manchmal sind hier von Angehörigen, Therapeuten oder Ärzten klare
Ansagen und deutliche Worte notwendig, um bis ans Herz vorzudringen.

Eventuell gelingt es sogar noch, dem Erkrankten "nebenbei" die Botschaft zu vermitteln, dass er nicht nur für sein perfektes Funktionieren respektiert, sondern auch als Mensch geliebt wird - oder dass für die Zeit nach der Krankheit klare Absprachen über die notwendigen Konsequenzen getroffen werden müssen.

Text: Sebastian Kirsch und Werner Winkler
Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 139: Typgerechter Umgang mit Krankheiten (2)

Wie geht man als Sachtyp-Mensch mit Krankheiten um? Wie geht man mit kranken Sachtypen (Kindern, Partnern, Eltern, Patienten) um?

Grundgedanke der Psychographie ist, dass zusätzliche bzw. übersehene Lösungspotentiale in den jeweiligen "Ressourcen" zu finden sind. Bei der "Blauen Gruppe" sind dies die "roten" Eigenschaften. Daraus lässt sich zum Beispiel ableiten, dass es Sachtypen im Umgang mit Krankheiten gut tut, die Option "weglassen" bzw. "Nein-Sagen" in Betracht zu ziehen, ebenso körperliche Bewegung, Ernährung, Sauna, Massagen usw. - Sachtypen neigen dazu, Krankheiten eher geistig-mental anzugehen oder gar, sie mit dem Schicksal, dem Planetenstand, göttlichen Strafen, dem Karma etc. in Verbindung zu bringen (und daraus den Schluss zu ziehen, selbst kaum Einfluss auf Entstehung oder Fortgang zu haben) - wohingegen häufig am Ende eine eher praktische Verhaltensänderung und nicht "die geistige Welt" die erhoffte Besserung bringt.

Zur Besserung verhilft Sachtypen oft auch das Umschalten vom minimalistischen auf ein maximales Prinzip: also nicht mehr "so wenig Aufwand und Risiko wie möglich" (homöopathisches Mittel in minimaler Dosierung), sondern "viel hilft viel" (Antibiotika wie vom Arzt empfholen) einzusetzen und mutig Dinge auszuprobieren, die Aufwand, Energie und Mühe kosten und bei denen noch nicht abzusehen ist, ob sich das alles auch "rechnet".  

Und im Umgang mit einem kranken Sachtypen: Nicht zu viel Aufmerksamkeit auf die Krankheit an sich, sondern mehr auf die bereit erprobten Aktivitäten in Richtung Besserung lenken - auch auf die Erfolge anderer, die nachgeahmt werden können. Da Sachtypen sehr leidensfähig sind, ist damit zu rechnen, dass sie im kranken Zustand noch mehr als gewöhnlich "jammern" (sachlich und ausgiebig feststellen, wie schlecht ihr Zustand gerade ist), aber eher wenig dagegen tun, diesen Zustand zu beenden.

Nach meiner Beobachtung nutzen Sachtypen ihre Krankheiten gerne als gutes Argument für eine Auszeit von der Erwerbsarbeit, vor allem dann, wenn sie trotzdem "versorgt" werden, z.B. durch eine Berufsunfähigkeitsrente oder Krankengeld. Das Kranksein scheint dann weniger schlimm als der kräftezehrende Beruf oder eine große Verantwortung, die man im gesunden Zustand tragen müsste. Ein attraktives neues Ziel - etwa eine neue berufliche Perspektive - kann hier also auch gesundheitliche Wunder bewirken und den Heilungsprozess beschleunigen, weshalb in solchen Fällen der Fokus eher auf einer Veränderung der "krankmachenden" Umstände liegen sollte als auf der Krankheit selbst.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 138: Typgerechter Umgang mit Krankheiten (1)

Wie geht man als Beziehungstyp-Mensch mit Krankheiten um? Wie geht man mit kranken Beziehungstypen (Kindern, Partnern, Eltern, Patienten) um?

Grundgedanke der Psychographie ist, dass zusätzliche bzw. übersehene Lösungspotentiale in den jeweiligen "Ressourcen" zu finden sind. Bei der "Gelben Gruppe" sind dies die "blauen" Eigenschaften. Daraus lässt sich zum Beispiel ableiten, dass es Beziehungstypen im Umgang mit Krankheiten gut tut, nicht zu dramatisieren, den Ursachen sachlich und vertieft auf den Grund zu gehen, die vorhandenen Probleme einzeln und konzentriert anzugehen. Oder auch, vorsichtiger und sorgsamer mit dem eigenen Körper umzugehen, sich Fachwissen anzueignen oder Experten zu befragen - auch mehrere Optionen in Betracht zu ziehen, dafür Zeit und Geld zu investieren usw.

Und im Umgang mit einem kranken Beziehungstypen: zum einen den liebevollen Kontakt halten, sich nicht wundern, wenn die kindliche Seite noch stärker als gewöhnlich zum Vorschein kommt - und ihm dann ein freundlicher Begleiter durch die Zeit der Krankheit sein, seine Leidensfähigkeit, Ausdauer und Geduld stärken - und vor allem die "gelben" Schwachstellen wie übertriebene Dramatik, Hektik oder Oberflächlichkeit nicht noch zu verstärken.

Und zuletzt: auch das zeitweise Ignorieren einer (nicht lebensbedrohlichen) Beschwerde und das Hoffen auf die Heilkraft der Zeit - oder schlicht ein warmer Pudding, ein Lieblingseis, eine Tasse Tee, ein gutes Wort - können ungeahnte Heilkraft entfalten!


Text und Redaktion: Werner Winkler  

Tipp Nr. 137: Typgerechtes Lernen nach Maß

Mehrere Gespräche mit "Lernwilligen", u.a. mit einem Berater-Kollegen in letzter Zeit haben mich intensiver über typgerechtes, selbst gesteuertes Lernen und meine bisherigen Lehrerfahrungen nachdenken lassen.

Nachdem besagter Berater eine sehr strukturierte Ausbildung hinter sich gebracht hatte, entdeckte er den typgerecht-lösungsorientierten Beratungsansatz und fragte mich nun, wie er diesen möglichst gut erlernen könne. Seine Vorstellung (zu Beginn unseres Gesprächs) gingen in Richtung eines festen "Lehrplans" und einer bestimmten Anzahl von Stunden, die er dann ableisten würde - so wie das in vielen Ausbildungsinstituten immer noch üblich ist.

Als ich ihm von der Idee des selbstgesteuerten Lernens erzählte und ihm die Verantwortung für seine Ausbildung anbot, war er zuerst überrascht, dann aber erleichtert. Auch die Möglichkeit, neben Gruppenangeboten Einzelunterricht buchen oder per Telefon über das von ihm selbst erlesene und ausprobierte Fachwissen reflektieren bzw. Beratungsgespräche am Telefon üben zu können, gefiel ihm gut.

"Typgerechtes Lernen nach Maß" bedeutet also die Auswahl der Lernthemen nach den jeweiligen individuellen Interessen oder Lücken des Lernenden (seine "Lernfenster") und auch die Reihenfolge der Themen, denen man sich widmen möchte, liegt in seiner Verantwortung und werden nicht vom Curriculum einer Schule oder den Eigeninteressen eines Lehrenden vorgegeben.

Ein weiterer Vorteil des eigenverantwortlichen Lernens besteht darin, sich frei zwischen den Angeboten verschiedener Schulen, Lehrer oder Angebote bewegen und sich so das optimal passende Lernumfeld gestalten zu können, um das selbst gesteckte Ziel auch möglichst gut zu erreichen - also eher in "Modulen" zu denken als in "Gesamtpaketen".

Dass sich auf diese Weise fast von selbst auch ein typgerechter Lehrplan ergibt, scheint selbstverständlich - und meine Erfahrung nach einem Jahr "Coachingschule" (s. www.coachingschule-waiblingen.de) spricht ebenfalls dafür, in dieser Richtung zu arbeiten und nicht nach den Vorgehensweisen, wie sie an den meisten staatlichen Bildungseinrichtungen gepflegt werden.
  

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 136: Vom Du zum Ich

Lange bevor 1998 das "Wir" Einzug in das psychographische Modell hielt, beschrieb Dietmar Friedmann den Unterschied zwischen dem "ich-vergessenden" und dem "ich-bezogenen" Typus Mensch - den er bei allen drei Grundtypen beobachtete. Da aber noch keine Triade vorhanden war, konnten auch keine typgerechten Tipps aus dieser Unterscheidung abgeleitet werden. Trotzdem ist der Entwicklungsweg "vom Du zum Ich" so gesehen mit der älteste im Modell.

Ziel der Entwicklungsarbeit ist es also, eine vorhandene Übertreibung der "Du-Verbundenheit" durch eine verstärkte Betonung des "Ichs" bzw. der "Ich-Verbundenheit" auszugleichen. Wenn also jemand zu sehr auf die Bedürfnisse, Werte, Ansichten etc. seiner Gegenüber eingeht und dabei sein "Eigenes" permanent in den Hintergrund stellt, hilft ihm dieser Entwicklungsschritt. Wie bei den anderen Schritten in den Triaden auch lässt sich ein Training aus (mindestens) drei Perspektiven ableiten:
a) durch die Vermehrung der eigenen Ausnahmen (also in diesem Fall von Zeiten und Aktivitäten, in denen das eigene Ich bereits ausreichend Raum und Beachtung bekam);
b) durch die Beobachtung und Nachahmung von Menschen, bei denen die "Ich-Verbundenheit" deutlich stärker entwickelt ist und die so als Vorbilder dienen können; und
c) durch die Formulierung von klaren Zielen und Schritten dahin, die hypothetisch vorgeben, bei welchen Gelegenheiten sich eine verstärkte "Ich-Verbundenheit" konkret zeigen soll.

Immer wieder zeigen sich du-verbundene Klienten im Coaching oder der Paarberatung  überrascht, wie wenig Raum, Zeit, Geld, Zuneigung, Fürsorge, Respekt, Energie oder Aktivitäten sie sich selbst, ihrem "Eigenen" einräumen - und wie viel im Vergleich dazu sie ihren Kindern, Partnern, Vorgesetzten, Eltern etc. schenken.

So gesehen gehört dieses schlichte Dreieck aus Du-Ich-Wir mit zu den wertvollsten Werkzeugen, die ich für meine Beratungstätigkeit entdeckt habe.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 135: Vom Wir zum Du

Nachdem es beim letzten Mal um den Weg "vom Ich zum Wir" ging, möchte ich nun den Ausgleich einer übertriebenen Wir-Verbundenheit durch stärkere Du-Verbundenheit beschreiben.

Ein aktuelles Beispiel ist der Vergleich der Wahlslogans von SPD ("Das Wir entscheidet") und Grünen ("Hier bist Du entscheidend"). Während im ersten Fall der Fokus auf die Gemeinschaft gelegt wird, tritt im zweiten Fall das Individuum in den Vordergrund. Kritisch könnte man auch anmerken, dass in einer übertrieben auf das "Wir" ausgerichteten Gruppe der Einzelne austauschbar ist und nicht als bedeutend gesehen wird. Andererseits ist nicht klar, wie in einer so großen Gruppe wie einer Partei der Einzelne (das "Du") ganz konkret (mit-)entscheidend sein soll. Wird so eine Aussage nicht durch konkrete Beispiele belegt (z.B. über Mitgliederentscheide), klingt sie rasch unglaubwürdig.

Für die Persönlichkeitsentwicklung lautet der Rat für die "Wir-Verbundenen" (Bsp. Angela Merkel, Jogi Löw, Barack Obama), ihre "Du-Bezüge" stärker zu beobachten, ihnen mehr Zeit und Aufmerksamkeit einzuräumen - vor allem dann, wenn man sich in einer "Wir-Situation" befindet. Beispiel: Ein "Wir-Mensch" feiert eine Geburtstagsparty und achtet (gemäß seinem Naturell) darauf, dass es allen gleichmäßig gut geht. Nun spricht ihn ein alter Freund an, den er schon lange nicht mehr gesehen hat und fragt, wie es ihm geht. Der "Wir-Impuls" wäre, nur kurz mit ihm zu sprechen und wieder nach allen zu sehen. Mehr "Du" hieße jetzt, sich für eine längere Zeit auf ihn einzulassen oder bewusst ein Treffen oder Telefonat zu vereinbaren, um die Du-Verbindung zu pflegen. Oder für einen wir-verbundenen Politiker: während einer Rede, die "an alle" gerichtet ist, auf einen Zwischenruf einzugehen oder sich auf eine einzelne Person im Publikum zu beziehen.

Mehr "Du" heißt also, den Einzelnen mit seinen Bedürfnissen, Meinungen oder Ideen ernster zu nehmen und nicht automatisch das "Wohl der Gruppe" über den Einzelnen zu stellen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 134: Vom Ich zum Wir

Durch den Wahlslogan der SPD "Das Wir gewinnt" und die Analyse von Journalisten zur starken Ich-Bezogenheit des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück angeregt, möchte ich ein paar Tipps geben, wie "mehr Wir" gelingen kann.

Grundsätzlich empfehle ich stets die lösungsorientierte Vorgehensweise - also zu beobachten, bei welchen Gelegenheiten bereits etwas von der verstärkt gewünschten "Wir-Verbundenheit" auftaucht - und das dann öfters zu wiederholen.

Beispiele: Ein Gefühl für die Wir-Verbundenheit könnte bei einem Besuch im Stadion entstehen, ebenso bei Sportarten, bei denen es besonders auf das Zusammenspiel und die Teamharmonie ankommt (Fußball, Volleyball, Handball). Auch das Singen in einem Chor, das Musizieren in einem Orchester, das gemeinsame Grillen, Kochen, Essen, eine Wanderung in der Gruppe oder ein Paartanz kann dieses Lebensgefühl verstärken.

Letztlich ist die Wir-Verbundenheit aber nur subjektiv erlebt werden - von außen können nur Anregungen kommen, genauer wahrzunehmen, was gerade geschieht.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 133: Sex, Drugs and ...

Neulich wurde ich gefragt, ob denn "Sex, Drugs and Rock-n-Roll" zu den "Triaden" in der Psychographie gehören würde. Aber ähnlich wie bei "Wein, Weib und Gesang" oder "Kinder, Küche, Kirche" scheint es sich hierbei nur um eine Zusammenstellung von drei Begriffen zu handeln, die einfach drei Aspekte einer Sache beleuchten.

Sie zeigen aber weder eine deutliche Zuordnungsmöglichkeit zu den drei Farben im Modell noch einen Prozessfortschritt - was sie zu einer Triade machen würde.

Drei Tipps der Woche daher:
1. (noch) einmal die Geschichte der Triaden auf www.123modell.de/modul035.htm in Ruhe nachlesen und sich von den dort aufgelisteten (und per "Anklicken und Ziehen" downloadbaren) Triaden-Bildern eine Lieblings-Triade aussuchen und dem Autor eine E-Mail schreiben, welche das ist und warum
2. sich kostenlos das neue Mini-E-Book "Die dritte Alternative" beim Autor dieser Tipps anfordern - oder
3. sich dieses Buch bei Amazon-Kindle kaufen, es lesen und bei Gefallen an möglichst viele interessierte Bekannte verschenken.

Rätselfrage zum Schluss: Lassen sich diese drei Tipps den drei Grundtypen zuordnen - Ja, Vielleicht oder Nein?


Text und Redaktion: Werner Winkler
E-Mail: wewinkler@t-online.de

Tipp Nr. 132: So tun als ob

Ein Beziehungstyp-Jugendlicher leidet (je nach Tageszeit mehr oder weniger dramatisch) darunter, dass er "allein" ist - also noch keine Freundin hat wie andere in seiner Clique. Gleichzeitig kultiviert er in Form von Tagebucheinträgen oder beim Hören melancholischer Lieder seine Sehnsucht. Beides in Kombination führt dazu, dass er sich immer weiter von der Realität entfernt und in eine Traumwelt abgleitet (praktisch: die Schule vernachlässigt).

Besonders hilfreich für ihn war der Tipp des Beraters (zu dem ihn seine Mutter geschickt hatte), sich einmal probeweise an einzelnen Tagen so zu verhalten, "als ob" er wie die anderen schon eine Freundin hätte. Als er sich diesen Gedanken zu eigen macht, erkennt er, dass große Teile seines Alltags überhaupt nicht anders verlaufen würden - und dass er viel von dem, was er von einer Freundin erwartet, schon jetzt (im Zusammensein mit seinen Freunden, in seinem Sportverein oder seiner Familie) vorhanden ist.

Zudem beobachtet er realistischer, welche "Nebenwirkungen" Freundinnen bei seinen Kumpels haben - dass also nicht "alles besser" wird, wenn man vom jugendlichen Singleleben zum Status "in fester Beziehung" wechselt. Infolge dessen gelingt es ihm nun eher, sein derzeitiges "Sein", (seinen Status als Single) mit seinen Freiheiten zu genießen und realistischer einzuschätzen, was eine Freundin in seinem Leben verändern würde.

Und das Wissen darum, dass er als Relationiker-Mensch "so ist, wie er ist", also unvermeidlich auf Beziehungsdinge besonders anspricht, emotional und dramatisch reagiert usw. - diese Erkenntnisse - schwarz auf weiß (in einer gedruckten Broschüre und nicht nur auf irgend einer Internetseite) nachzulesen - üben eine beruhigende und versachlichende Wirkung auf ihn aus. "Das hätte ich gerne schon vor ein paar Jahren von meinen Eltern oder einem Lehrer gehört und nicht erst, nachdem ich wegen Probleme in der Schule zu einem Berater geschickt wurde." - so sein Fazit nach dem "Aufklärungsgespräch".

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 131: Zum Naturell passende Arbeit

Eine Sachtyp-Frau beklagt sich im Coaching: alle ihre Kollegen und Kolleginnen seien erfolgreicher als sie, sogar "Neuankömmlinge" könnten bessere Verkaufszahlen vorweisen als sie, die am längsten in in diesem Team arbeitet. Der täglich sichtbare Misserfolg nagt massiv an ihrem Selbstbewusstsein.

Wir reden über ihre früheren Erfolge und über Erfolge außerhalb der Arbeit. Es wird klar: Sie ist dann gut, wenn sie nicht unter Erfolgsdruck gesetzt ist und "Zahlen" vorweisen muss, sondern ihre Arbeit in Ruhe, Gelassenheit und in einem Bereich machen kann, in dem ihre besonderen Kenntnisse und Erfahrungen gefordert sind.

Als ich sie dann noch über die Naturellunterschiede und die zu ihrem "blauen" Naturell passenden Berufe bzw. Arbeitsbedingungen aufkläre, entwickelt sie ein sehr motivierendes Zielbild und die dazu gehörigen Zwischenschritte - und ihr fällt auf, dass dieses Ziel fast genau dem entspricht, was sie zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn "aus dem Bauch heraus" als für sich passend angedacht hatte.

Abgelenkt wurde sie - eine typische Falle für ihre Typgruppe - durch das Versprechen ihres Arbeitgebers, in dieser Position sehr bequem gutes Geld verdienen zu können. Dass ein fast nur an Provisionszahlungen orientierter Job jedoch nicht zu ihr passt, war ihr damals nicht bewusst - ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie schlecht "ein bisschen lügen", Fakten unterschlagen oder Druck aufbauen kann, um einen Kunden zu einem Vertragsabschluss zu bringen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 130: Lastesel oder Pumajunges?

Im Coaching verwende ich gerne Tierbilder, um unterschiedliche innere Haltungen zu benennen und verfügbar zu machen.

Ein sehr typisches Beispiel dafür zeigte mir neulich ein Handlungstyp-Klient: In seinen "guten Zeiten" (den so genannten Ausnahmezeiten) zeigt er eine Haltung, die er auf meine Nachfrage und längeres Nachdenken "Pumajunge-Haltung" nennt, in den stressigen Zeiten fühlt er sich wie ein Lastesel.

Im Anschluss an die Unterscheidung beider Haltungen folgt nun eine Trainingsphase: Er muss sich beobachten, wann er welche Haltung einnimmt und wie er von der "Lastesel-" in die "Pumajunges-Haltung" wechseln kann. Damit erweitert er seine Kompetenzen und macht sich bewusster, was er bereits richtig macht (also im Sinne seines Zielbildes, das mehr "Puma-Zeiten" beinhaltet.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 129: Prominente beobachten - Papst Franziskus

Für unsere Reihe "Prominente beobachten" gibt es aktuell einen spannenden "Fall", nämlich den neuen Papst Franziskus. Da er bisher den Allermeisten von uns unbekannt war und die letzten Wochen sehr viel über ihn berichtet wird, ergeben sich viele Beobachtungspunkte. Zudem befindet sich dieser Mann in einer persönlichen Ausnahmesituation, was nach unserer Erfahrung die Chancen erhöht, "typspezifisches" Verhalten zu entdecken.

Beobachten wir also auf den uns zugänglichen Kanälen das äußerlich Sichtbare, dann sehen wir einen Menschen mit einer meist freundlichen und emotional gefärbten Mimik. Wir lesen und hören davon, dass er seine neuen Umgebung durch Spontanität und Unberechenbarkeit überrascht. Er geht einfach auf Besucher zu, durchschreitet von sich aus Sicherheitssperren, um Kinder zu küssen, ignoriert das Protokoll oder verweigert sich lautstark und hörbar Traditionen, die er nicht mag.

Gleichzeitig tauchen aus seiner Heimat zahlreiche "menschelnde" Geschichten von nahen Freunden, unkonventionellem Verhalten oder früheren Freundinnen auf. Er fährt lieber mit einem alten Passat oder dem Bus, als mit einer gepanzerten Limousine, geht mal eben seine Hotelrechnung bezahlen, kauft selbst im Supermarkt ein oder plaudert mit Journalisten darüber, wie er auf die Wahl seines Papstnamens kam. Und statt einem lateinischen Segensspruch, den man von ihm erwartet, bittet er um den Segen der Zuhörer und wünscht ihnen einen guten Appetit.

Ohne mich nun auf die Typvermutung "Beziehungstyp/Relationiker" festlegen zu wollen, ist der Unterschied zu seinen Amtsvorgängern Benedikt (höchstwahrscheinlich Handlungstyp/Aktioniker) und Johannes Paul (höchstwahrscheinlich Sachtyp/Temporiker) doch so überdeutlich, dass es mich überraschen würde, wenn es sich mit diesem "gelben" Verhalten nur um ein vorübergehendes Phänomen handeln würde.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 128: "Rote" Liebe

Im gerade wieder aufgelegten Buch "Der Gorilla in meinem Bett" wurden u.a. drei unterschiedliche Startpunkte für Liebesbeziehungen aufgeführt, die zu den drei Grundtypen gehören.

Da dieses Thema auch immer wieder in meinen Beratungs- und Coachinggesprächen auftaucht und zu deutlich besserem Verständnis für den Partner führt, will ich an die Unterschiede zwischen den drei Arten von Liebe erinnern, von denen jeder von uns - entsprechend seinem Naturell - eine bevorzugt.

Heute: Die "rote" Liebe, wie sie von Handlungstypen/Aktionikern bevorzugt geschenkt, erwartet und benötigt wird und bei Sachtypen/Temporikern eher zu kurz kommt.

Zur "roten Liebe" gehören Verlässlichkeit, Pflichterfüllung, Versorgungswillen, körperlicher Ausdruck, Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, starker Wille zum Festhalten an der (äußerlich demonstrierten) Verbindung oder zur Familien- bzw. Gruppenbildung, zur Arbeit an der Beziehung.

"Rote Liebe" äußert sich auch als Liebe zur Arbeit, zu einer als wertvoll empfundenen Tätigkeit bzw. als Zuneigung zu Tieren, Pflanzen (Garten) oder zu besonders schönen Objekten wie Autos, Häusern oder Kunstgegenständen.

Im extremen Fall (extreme Fälle sind bekanntlich oft lehrreicher als andere) äußert sich die "rote Liebe" so, dass ein Handlungstyp zwar den gesellschaftlichen Rahmen "Ehe" und seine Rolle darin liebt, jedoch eher wenig Zuneigung zum Ehepartner spürt oder sich besonders interessiert an der Pflege der persönlichen Beziehung zueinander zeigt.

Das Wissen um diese Unterschiede kann durchaus das Verständnis für den Partner und sein Verhalten erhöhen, selbst wenn man nicht damit einverstanden ist.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 127: "Blaue" Liebe

Im gerade wieder aufgelegten Buch "Der Gorilla in meinem Bett" wurden u.a. drei unterschiedliche Startpunkte für Liebesbeziehungen aufgeführt, die zu den drei Grundtypen gehören.

Da dieses Thema auch immer wieder in meinen Beratungs- und Coachinggesprächen auftaucht und zu deutlich besserem Verständnis für den Partner führt, will ich an die Unterschiede zwischen den drei Arten von Liebe erinnern, von denen jeder von uns - entsprechend seinem Naturell - eine bevorzugt.

Heute: Die "blaue" Liebe, wie sie von Sachtypen/Temporikern bevorzugt geschenkt, erwartet und benötigt wird und bei Beziehungstypen/Relationikern eher zu kurz kommt.

Zu ihr gehören Ernsthaftigkeit, Dauer, Tiefe, Innigkeit, das Erkennen und Verstehen des Gegenübers und seines geistigen Seinskerns, die spirituelle Überhöhung oder Verankerung der Liebe, Zartheit, dezente-vorsichtige Annäherung, Geheimnisse, tiefe und über lange Zeit haltbare Freundschaft (auch ohne gemeinsame Aktivitäten).

"Blaue" Liebe äußert sich ebenso als Liebe zu einer Leidenschaft, einem Fachthema, einem Anliegen von hohem ethischem Anspruch - aber auch in der (gelegentlich übersteigerten) Liebe zu Geld, Erfolg und Sicherheit.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 126: "Gelbe" Liebe

Im gerade wieder aufgelegten Buch "Der Gorilla in meinem Bett" wurden u.a. drei unterschiedliche Startpunkte für Liebesbeziehungen aufgeführt, die zu den drei Grundtypen gehören.

Da dieses Thema auch immer wieder in meinen Beratungs- und Coachinggesprächen auftaucht und zu deutlich besserem Verständnis für den Partner führt, will ich an die Unterschiede zwischen den drei Arten von Liebe erinnern, von denen jeder von uns - entsprechend seinem Naturell - eine bevorzugt.

Heute: Die "gelbe" Liebe, wie sie von Beziehungstypen/Relationikern bevorzugt geschenkt, erwartet und benötigt wird und bei Handlungstypen/Aktionikern eher zu kurz kommt.

Zu ihr gehören Freude, Spiel und Spaß, Leichtigkeit, Lockerheit, kindliches Verhalten, Kosenamen, Fantasie, Tagträumereien und die Betonung der Beziehung, der Verbundenheit an sich - als zweckfreien Wert, auch ohne tiefe geistige Fundierung oder die Möglichkeit, sie auch körperlich auszuleben.

Diese Art von Liebe kann sich durchaus auf weit entfernte Personen, auf ein Stofftier, einen Popstar, eine mythische Figur oder einen nur in der Fantasie existierenden "Idealpartner" richten. Sie hat helfende und rettende Qualitäten, begleitet von starken und als unkontrollierbar erlebten Emotionen, etwa der Sehnsucht, der Hilflosigkeit oder der Begeisterung.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 125: Promis beobachten - Die Queen/die Royals

Da ich zwischen dem scheidenden Papst und der Queen nicht nur vom Alter und vom psychographischen Typus her (Handlungstyp+Fühler) gewisse Ähnlichkeiten sehe, würde es mich nicht wundern, wenn sie - was Handlungstypen gerne machen - dem Vorbild eines anderen Menschen, also z.B. dem Joseph Ratzingers, folgen und sich noch zu Lebzeiten von ihrem Amt zurückziehen würde.

Typisch für einen Handlungstyp finde ich bei ihr etwa die starke Betonung von Etikette und Äußerlichkeiten, die (zum Beispiel beim Tod Dianas) sehr zurückgenommene Emotion und Mimik sowie das lange über das Rentenalter hinaus anhaltende Pflichtgefühl für die einmal übernommene Verantwortung.

Ob nun dadurch oder durch andere Schlagzeilen - es dürfte dieses Jahr immer wieder Gelegenheiten geben, die britische Königsfamilie aus psychographischer Sicht zu beobachten. Deshalb hier meine Typverdacht-Liste der wichtigsten Akteure:

Die Queen: Handlungstyp/Aktioniker
Charles: Sachtyp/Temporiker
Camilla: Sachtyp/Temporiker
Harry: Handlungstyp/Aktioniker
William: Beziehungstyp/Relationiker
Kate: Beziehungstyp/Relationiker

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 124: Promis beobachten - Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.

Mein bisheriger Typverdacht für den noch amtierenden Papst lautet auf Handlungstyp+Fühler - und wurde durch den Rücktritt selbst und seine Umstände verstärkt.

Typisch für die Kombination Handlungstyp+Fühler ist ein sehr genaues Wahrnehmen des Körpers, speziell natürlich von dem, was nicht mehr funktioniert. Wird dies zu viel (das, was nicht mehr funktioniert), fühlt er sich in seinem Handlungsspielraum eingeschränkt.

Zudem möchte dieser Typus nur ungern öffentlich Schwäche zeigen - im Gegensatz zum letzten Papst, den ich als Sachtyp eingeschätzt habe. Lieber zieht er sich jetzt ins Privatleben zurück und legt die Verantwortung in andere Hände.

Passend auch die Einschätzung von Kennern des Papstes, er hätte die Herzen der Menschen nicht erreicht und sei eher ein Theologe und Lehrer - oder, dass er mehr hätte kommunizieren sollen, sich etwa persönlicher um die Opfer des Missbrauchsskandals kümmern anstatt spitzfindigen theologischen Fragen nachzugehen.


Vielleicht gibt es in den nächsten Monaten ja Gelegenheit, die private Seite von Joseph Ratzinger kennen zu lernen?


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 123: Promis beobachten - Hillary Clinton

Bevor ich mich im "Tipp der Woche" auch wieder anderen Themen als der Beobachtung von Prominenten zuwende, zum Ausgleich (für diejenigen, die mitzählen) noch eine Handlungstyp-Frau: Hillary Clinton.

Sie ist nach dem Ende ihrer Amtszeit als US-Außenministerin zwar nicht mehr so häufig in den Medien vertreten, dafür dürfen wir aber vielleicht wieder mehr private Hinweise von ihr erwarten und so unseren Typverdacht festigen.

In einem aktuellen und sehr lesenswerten Artikel im Berliner Tagesspiegel (http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/mit-frischer-energie-hillary-clinton-inszeniert-sich-neu/7699872.html) wird ihr Wechsel vom Beruflichen ins Private beschrieben, ebenso ihr Leistungspensum der letzten vier Jahre im Amt.

Und wie es bei einem Aktioniker nicht anders zu erwarten ist, wird über ihre beruflichen Ziele spekuliert - also, ob sie die nächste US-Präsidentin werden will. Interessant auf dem psychographischen Hintergrund sind in diesem Artikel auch Details wie das "magentarote Kleid", das sie trägt oder dass Sie Barack Obama "meinen Präsidenten" nennt.

Oder wie sie sich körperlich ausgepowert hat für ihre Pflicht und am Ende der Amtszeit einen Zusammenbruch hatte und Wochen brauchte, um wieder fit zu sein. Es ist ihr nur zu wünschen, dass sie nicht in die für Handlungstypen so typische Falle (schlagartiker Aktivitätsabfall) tritt und kurz nach dem Ende des (bisherigen) Berufslebens einen Schlaganfall oder Herzinfarkt bekommt.

Wobei - wenn man einem Bericht glauben darf - sie immer noch beträchtliche Schulden aus dem Wahlkampf gegen Obama vor fünf Jahren hat - und um die abzutragen wird sie sicher den einen oder anderen Job annehmen. Insofern lohnt es sich, sie weiter unter Beobachtung zu halten und zu sehen, wie sich ein Handlungstyp im fortgeschrittenen Alter verhält und ob sie es auch einmal "genug" sein lassen kann oder ein neues Ziel braucht.

Text und Redaktion: Werner Winkler   

Tipp Nr. 122: Promis beobachten - Angela Merkel

Dass wir als Psychographen bei den Promis immer wieder sehr typische Merkmale sehen, verwundert ja nicht weiter. Spannend finde ich aber, wenn das auch Journalisten tun, die (vermutlich) nichts von den Typunterschieden wissen.

Tipp der Woche also am Beispiel von Angela Merkel: Öfters mal lesen, was die Journalisten so schreiben - wie hier der Soziologe Ulrich Beck in der FAZ vom 17.1.

"Angela Merkel hat eine Methode „Merkiavelli“ entwickelt, eine Verbindung zwischen Machiavellis und Merkels Machtpolitik. Ein charakteristisches Merkmal davon ist ihre Neigung zum Nicht-Handeln, Noch-nicht-Handeln, Später-Handeln, zum Zögern. In ihrem machtpokernden Jein erfahren die auf Kredite angewiesenen Länder und Regierungen ihre Abhängigkeit von der Zustimmung Deutschlands und damit immer wieder aufs Neue ihre Ohnmacht."

Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/im-gespraech-soziologe-ulrich-beck-ueber-den-merkiavellismus-12027300.html

An diesem Beispiel und der "Ohnmacht", die solch extrem sachtypisches Verhalten bei anderen Beteiligten zuweilen auslöst, lässt sich das Leiden speziell der Handlungstypen unter dem sachtypischen Zögern und Zaudern gut nachvollziehen - und so vielleicht besser aushalten.

Sehr interessant und auf Youtube nochmal lohnenswert nachzusehen ist ihre Pressekonferenz nach der verlorenen Niedersachsen-Wahl. Da konnte sie ihre Gesichtszüge kaum kontrollieren, zeigte aber doch die sachtypische Ehrlichkeit, als sie zugab, dass der Wahlabend trotz der Niederlage "spannend" gewesen sei. Oder ihr typisch "blauer" Humor: beim Besuch auf der Grünen Woche sprach sie einen Bauern an und fragte, "ob noch Fleisch im Antibiotika wäre".

Und zur typbedingt extremen Gelassenheit passt der Kommentar eines Journlisten zu Merkels Reaktion auf die EU-Austrittsdrohungen des britischen Regierungschef Cameron: Sie habe ihm mit "maximaler Gelassenheit bestraft".

Eine lange Liste mit Prominentennamen und meinem Typverdacht findet sich übrigens auf www.psychographie.de/prominente.htm


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 121: Promis beobachten - Barack Obama

Barack Obama tritt seine zweite Amtszeit als US-Präsident an. Bei dieser Gelegenheit und der häufigen Medienpräsenz können wir nochmal dem vorhandenen Typverdacht (Beziehungstyp/Relationiker, wir-verbunden, Denker, zukunftsorientiert) nachgehen.

Was mir immer wieder auffällt ist seine positive Grundhaltung - er macht Hoffnung, verweist auf das Gute und Wertvolle, verbreitet Begeisterung über sein Land und das bisher dort positiv Erreichte. Kritische Punkte blendet er fast konsequent aus.

Auffallend auch sein starkes Wir-Gefühl (beides im Slogan "Yes, we can" sichtbar oder wie in seiner zweiten Antrittsrede in der ständigen Betonung des "We, the people ...") - nicht nur im Bezug auf Amerika insgesamt, sondern auch in Richtung seiner Familie.

Sein Motto "Change" (Veränderung) klingt sehr nach Beziehungstyp, ebenso die recht vielen nicht gehaltenen Versprechen, sein lockerer Ton und sicher auch seine Bereitschaft, als Retter und Helfer aufzutreten (Banken- und Unternehmensrettung).

Wenn man sich Fotos von ihm anschaut (z.B. auf picsearch.de) fallen die vielfältigen Grimassen und seine beziehungstypisch stark ausgeprägte Mimik auf. Und dass er die Beziehung zu seiner Frau stärker präsentiert als alle mir bekannten Präsidenten zuvor, lässt mich ebenfalls an den "Gelben" denken.

Was für den Untertyp "Denker" bei ihm spricht, ist seine Fähigkeit, über ihm vertraute Themen sehr bildhaft und begeisternd zu reden. Wenn er aber zu Dingen gefragt wird, über die er selten oder zum ersten Mal spricht (wie beim Sturm Sandy in New York zu sehen), verfällt er ins Denker-typische Stocken und sein Redefluss ist deutlich gebremst.

Weitere Beobachtungen können im Forum unter "Promis" gepostet und diskutiert werden.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 120: Promis beobachten - Michelle Obama

Demnächst wird Barack Obama seine zweite Amtszeit als US-Präsident antreten. Bei dieser Gelegenheit wird voraussichtlich verstärkt über ihn und seine Frau Michelle berichtet, so dass wir nochmal dem vorhandenen Typverdacht von Michelle (Handlungstyp/Aktioniker) nachgehen können.

Was Michelle betrifft, erinnert mich ihre Vorliebe für hochwertige und stilvolle Kleidung an handlungstypisches Verhalten. Ebenso aber ihre loyale und sehr "mütterliche" Haltung und - was recht selten zu sehen ist - ihre Bereitschaft, für ihren Mann und die gemeinsame Sache kämpferisch aufzutreten (im Wahlkampf trat sie ab und zu auf). Außerdem zeigt sie einen typisch "roten" Gesichtsausdruck, der sehr an andere Handlungstypen (z.B. an die Schauspielerin Sigourney Weaver) erinnert.

Weitere Beobachtungen können im Forum unter "Promis" gepostet und diskutiert werden.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 119: Promis beobachten - Klaus Wowereit

Am Berliner Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, der in den letzten Wochen viel in den Schlagzeilen war, lässt sich recht gut ein Beziehungstyp beobachten.

Erst ignoriert oder übersieht er jahrelang die vorhandenen Probleme bei dem von ihm mit zu verantwortenden Flughafenbau, dann spielen Zeit, gemachte Versprechungen und auch Geld scheinbar keine Rolle - und wenn er dann kritisiert wird, deutet er das Ganze noch positiv (bzw. "sexy") und lächelt die Angriffe einfach weg, als sei nichts passiert.

Und er versteht scheinbar nicht, warum man ihm seine Partylaune und mangelnde Konzentration auf seine eigentliche Arbeit vorwirft - aus seiner (beziehungstypischen) Sicht verständlich: so lange er "geliebt" (also gut ankommt und gewählt) wird, ist doch alles in bester Ordnung, oder? Da stört es auch nicht, wenn Kritiker sagen, er nehme nichts richtig ernst und werde deshalb von immer weniger Leuten ernst genommen.

Diskussionen und Ergänzungen zum Thema unter "Promis" hier im Forum.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 118: Promis beobachten - Peer Steinbrück

Um sich in der Typerkennung "von außen" - also ohne eine konsensuelle, fachliche Typanalyse - zu üben, ist es immer wieder nützlich, sich besonders exponierte Zeitgenossen vorzunehmen und sie zu beobachten.

Seit einigen Wochen und sicher auch noch die nächsten Monate ist der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück besonders im Licht der Öffentlichkeit. Dabei zeigt er sein Naturell ausgesprochen deutlich - vermutlich auf Grund des zusätzlichen Stressfaktors, der durch seine Kandidatur entsteht.

Was mir auffällt ist: sein deutlich ausgeprägter Hang zum Geld und auch zu seiner eigenen Person. In einer Rede hat er z.B. gefordert, es brauche weniger "Ich" und mehr "Wir". Vermutlich schließt er da von sich auf die Gesellschaft.

Dass er so locker und kundig redet, erinnert an Sachtyp+Macher, was auch durch die anderen Äußerungen von ihm und seinen Gesamthabitus verstärkt wird.

Und im Hinblick auf seine Forderung, als Kanzler müsse man mehr verdienen als bisher üblich, könnte man an eine Zukunftsorientierung denken.

Typverdacht also: Sachtyp, ich-verbunden, zukunftorientiert und Macher.

Tipp hierzu: Mal auf youtube eine Rede von ihm anschauen oder ein Interview.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 117: Wunsch fürs Neue Jahr.

Statt eines "Tipps der Woche" diesmal ein "Tipp fürs Jahr" von Wilhelm Busch (1832-1908)

"Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage Dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt,
doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst,
möge dir gelingen."

... und natürlich jeder Typgruppe reichlich von dem, was für sie das "Gute" ausmacht und für jeden der Leserinnen und Leser viel von dem, was auch im letzten Jahr schon gut war und von dem Sie sich wünschen, dass es bleibt oder sich vermehrt - unabhängig davon, ob das dem Glück zu verdanken war, der eigenen Anstrengung oder einem freundlichen Menschen :)


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 116: Das Leben ist kein Ponyhof.

"Das Leben ist kein Ponyhof" höre ich bevorzugt im geschäftlichen Umfeld und da vor allem aus der "roten Ecke". Offenbar träumen auch die Handlungstyp-Menschen ab und zu davon, ein Leben führen zu können, das ihnen erlaubt, Arbeit und Freizeit, Geschäftliches und Privates, in Harmonie zu bringen (wie dies den Beziehungstypen recht gut gelingt) - und das Pony steht hier als emotional kräftige Metapher für das, was sie sich viel zu selten erlauben: kleiner zu sein als notwendig, ihre kindliche Seite zu leben, im spielerischen Kontakt mit anderen Lebewesen das Leben zu genießen.

Als Tipp an alle, die zwar glauben, das Leben sei kein Ponyhof, es sich aber doch heimlich wünschen deshalb dies: Der "Ponyhof" kann überall dort gelingen, wo wir die entsprechende Haltung einnehmen - also durchaus auch bei einer "ernsthaften Arbeit" zulassen, sie so zu tun, dass sie Freude macht oder anderen Freude schenkt.

Und als Verstärker lege ich allen "Roten" gerne den "Kleinen Prinzen" von Antoine de Saint-Exupéry ans Herz - er hat viel von den "Großen Leuten" und seiner eigenen kindlichen (Handlungstyp-) Seite verstanden, scheint mir.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 115: Das Beste hoffen ...

"Das Beste hoffen, mit dem Schlimmsten rechnen" zeigt treffend die dramatische Bandbreite der beziehungstypischen Sichtweise - vor allem in Richtung Zukunft.

Kennzeichnend für die gelbe Typgruppe ist ja unter anderem das weitgehende Fehlen oder Auslassen der neutralen, sachlichen oder unspektakulären Optionen. Und so pendeln diese Menschen häufig zwischen dem "positiv bis zum Erbrechen" und einer Vorliebe fürs Drama - besonders auf der zwischenmenschlichen Ebene.

Aus ihrer "blauen Ressource" ergänzt würde die zitierte Lebensweisheit dann vielleicht so lauten: "Das Beste hoffen, mit dem Schlimmsten rechnen - und alles dazwischen als den wahrscheinlichsten Normalfall erwarten."

Letzteres könnte dann durchaus als "Langeweile" daherkommen. Sie auszuhalten und nicht mit hektischem Aktivismus (oder einem selbst inszenierten Drama) zu füllen, gehört zu den Ressourcen des Relationikers, sie fordert ihn heraus, schenkt ihm aber im Rückblick gesehen Entspannung und eine Zeit emotionaler Ruhe in seinem meist viel zu aufregenden Leben.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 114: Vor den Erfolg ...

"Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt."
wirkt im ersten Moment wie ein "rotes" Motiv - aber bei genauerem Hinsehen klingt eine sachtypische Lebenserfahrung durch: dass nämlich der Erfolg eben doch nicht (wie erhofft) "von selbst" kommt, sondern dass dafür körperliche Anstrengung und Tatkraft investiert werden muss.

Für einen Sachtyp-Menschen als Autor spricht auch der Zusatz, dass "die Götter" diese Gesetzmäßigkeit erfunden haben. Denn diese Gruppe erkennt mehr als die anderen beiden Dinge im Leben als "Schicksal" oder "vorgegeben" an. Wobei hier der Ausdruck "das Schicksal in die eigenen Hände nehmen" als Gegenmittel empfohlen werden könnte - was ja nicht immer in schweißtreibende Bemühungen ausarten muss. Oft hilft den Sachtypen/Temporikern ja schon, ein paar Zeilen zu schreiben oder ein paar Worte zu sagen, die mehr Mut erfordern als von selbst zur Verfügung steht.

Aber der Erfolg, der sich im Ergebnis dann einstellen kann, entschädigt sicher für den Aufwand und motiviert für "mehr davon".

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 113: Wissen ist Macht.

"Wissen ist Macht" ist unschwer als sachtypisches Sprichwort zu erkennen und beleuchtet die Vorliebe der "Blauen" für geistige Werte, für Informationen, Daten und Erkenntnisse. Da Sachtypen den Wert von Wissen und die damit verbundene Macht automatisch erfassen, kümmern sie sich häufig bereits von Kindheit an um den Erwerb desselben. Und sie können damit - wie mit ihrer Zeit - sehr gut haushalten, können mit Wissen knausern, es verkaufen, gegen andere Werte eintauschen oder es aus taktischen Gründen ganz für sich behalten.

Sie verstehen daher oft nicht, warum andere (speziell Beziehungstypen) so freimütig mit ihrem Wissen umgehen - und missdeuten dieses Verhalten manchmal in der Richtung, als würde der Wert des Wissens nicht erkannt (oder als wäre das so günstig erhältliche Wissen nichts wert). Sie übersehen dabei, dass für Beziehungstypen der Wert des zwischenmenschlichen Kontakts mehr wiegt als andere Werte, gegen die man sein Wissen eintauschen könnte.

Trotzdem beinhaltet dieses Sprichwort eine Anregung für die "Gelben": sich der Macht bewusster zu werden, die durch das Teilen oder Nicht-Teilen von Wissen ausgeübt wird.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 112: Wer weiß, wozu das gut ist.

"Wer weiß, wozu das gut ist" dürfte zur Sammlung der Beziehungstyp-Sprichwörter gehören und damit als hilfreiche Haltung für Handlungstypen taugen.

Für Beziehungstypen/Relationiker ist es selbstverständlich, auch weniger schöne Ereignisse in einem größeren Zusammenhang zu sehen - mit dem Ziel, doch noch irgend einen positiven Aspekt an einer Niederlage, einem Verlust, einer Ablehnung zu finden. Während die "Gelben" hier offenkundig übertreiben, können die "Roten" sich durchaus von dieser Haltung ein Stückchen abschneiden, wie im Modell vorgegeben - die Übertreibung der Beziehungstypen ist die Vernachlässigung der Handlungstypen.

Denn Handlungstypen/Aktioniker neigen ja zum entgegengesetzen Motiv, das lauten könnte: "Mit etwas Mühe findet sich überall etwas Schlechtes". Ihnen kann so die bewusste Suche nach dem "Guten im Schlechten" durchaus ein Plus an Lebensqualität verschaffen und womöglich sogar ihre Umgebung überraschen, die ja nicht so sehr an ein Lächeln, ein gnädiges Verzeihen oder ein lockeres Hinwegsehen gewohnt sein dürften.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 111: In der Ruhe liegt die Kraft

"In der Ruhe liegt die Kraft" lautet eines der Sprichwörter, die gerne mit
dem Zen-Buddhismus oder mit fernöstlichen Lebensweisheiten in Verbindung
gebracht werden. Inhaltlich ist es das pure Gegenteil vom "Sich regen bringt
Segen" und passt - ähnlich wie die bereits beschriebenen Sprichwörter
"Reserve hat Ruh" und "Kommt Zeit kommt Rat" - zu den Sachtypen/Temporikern.

Sachtypen tun sich äußerst schwer, von der blauen in die rote Ecke des
Handelns zu gelangen. Während selbst Beziehungstypen/Relationiker kein
Problem damit haben - einer spontanen Idee folgend - schnell etwas in die
Hand zu nehmen (und es genauso schnell auch wieder liegen zu lassen), bleibt
der Sachtyp eher passiv. Selbst wenn objektiv betrachtet Handlungsbedarf
besteht, versucht er sich mit obigen Kraftsprüchen zu beruhigen.

Eine zusätzliche Dimension erhält der Spruch aber dann, wenn Sachtypen in
Handlungsstress geraten: Wenn mehrere Dinge gleichzeitig, gleichwertig und
dringlich zu erledigen sind, passiert es leicht, dass sie sich nicht
entscheiden können, was als nächstes in Angriff zu nehmen ist. Oftmals folgt
darauf die Totalblockade, die dazu führt, dass bis zum Abend keine einzige
der dringlichen Aufgaben erledigt wurde. Dadurch erledigen sich höchstens
bestimmte Entscheidungen wie von selbst (Abgabetermine, Fristen,
Jahreszeiten, etc.).

Handlungstypen/Aktioniker können mit solchen Sprüchen nichts anfangen, auch
wenn sie die eigentlichen Adressaten der darin enthaltenen Weisheit wären.
Es würde ihnen nämlich gut tun, in bestimmten Momenten nicht in Aktionismus
zu verfallen, sondern auch einmal abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

Text: Sebastian Kirsch, Chur
Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 110: Sich regen bringt Segen.

"Sich regen bringt Segen" ist wirklich unschwer als Leitmotiv der Aktioniker/Handlungstypen zu erkennen.

Interessant für mich (als Beziehungstyp) ist immer wieder die Beobachtung, dass Handlungstyp-Menschen meinen, fast alles im Leben durch ihre Aktivität, ihre Willenskraft oder ihren "vollen (Körper-)Einsatz" erreichen zu können - sei es bei einer Bewerbung oder in Liebesdingen (sichtbar z.B. im "Angriffskuss", der in vielen Filmen zu sehen ist).

Manchmal tut es mir direkt weh, mit ansehen zu müssen, wie diese Menschen nicht spüren, dass beim Wechsel in einen anderen Lebensbereich auch andere Kompetenzen angemessen sind. Denn klar macht es Sinn, "sich zu regen", wenn man etwa ein Haus bauen möchte - aber wenn es dann darum geht, in diesem Haus eine gute Beziehung zum Partner oder den Kindern aufzubauen, bringt es nicht mehr so viel, bevorzugt auf Aktivität zu setzen. Dann sind Qualitäten wie Lockerheit, Empfänglichkeit, Offenheit, Neugier oder Spontanität gefragt - und dafür braucht es freie Zeit, die jemand kaum hat, wenn er zwölf Stunden am Tag arbeitet.

Für Sachtypen/Temporiker jedoch könnte es von Nutzen sein, sich den Spruch "sich regen bringt Segen" in Leuchtschrift übers eigene Bett zu hängen und alle 2-3 Tage automatisch morgens einschalten zu lassen, um den inneren Schweinehund aus seiner Trägheit zu wecken. Aber bitte nicht verwechseln mit "Regen bringt Segen" oder "Sich aufregen bringt Segen" :)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 109: Love it, change it or leave it.

"Love it, change it or leave it" (Liebe etwas, verändere es oder ziehe dich zurück) klingt für mich sehr nach einer "Beziehungstyp-Weisheit". Alle drei Motive gehören zu den Bevorzugungen dieser Gruppe: das Lieben, das Verändern und das Verlassen bzw. Fliehen. Insofern könnte eine zu häufige Anwendung dieser Regel für Beziehungstyp-Menschen kritisch gesehen werden. Stattdessen könnte als "Gegengift" empfohlen werden: Sei öfters neutral (du musst weder lieben noch hassen), lass die Dinge stehen wie sie sind (es muss sich nicht alles ändern) und bleibe da, wo du gerade bist und halte durch, obwohl nicht alles perfekt ist und obwohl du dich nicht 100% wohlfühlst.

Für Handlungstypen hingegen, die ja tendenziell zu wenig "Gelb" zulassen, wäre die Regel durchaus eine hilfreiche Option - denn die Erfahrung lehrt, dass Menschen dieses Naturells dann ein gutes Leben haben, wenn sie ihre Arbeit mit Liebe machen, wenn sie sich Veränderung und Neuanfänge erlauben und dafür auch einmal eine ungute Situation bewusst verlassen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 108: Reserve hat Ruh

"Reserve hat Ruh" fasst eine elementare Lebenserfahrung von Sachtyp-Menschen in Worte. Die Reserven können dabei sowohl aus Nahrungsmitteln (Kühlschrank!), Geldmitteln (Sparbuch), Kraftreserven (nicht immer volle Power leben) oder auch freien Stunden/Tagen im Kalender bestehen, die bewusst nicht belegt bleiben.

Während so gesehen Beziehungstypen davon profitieren müssten, mehr auf ihre Reserven zu achten, könnte ein Übermaß an Reserven für Sachtypen zu einer Bequemlichkeitsfalle werden, die ihnen die Motivation nimmt, sich bewusst anzustrengen und dadurch Erfolge zu erzielen. Auch hier ist es wie so oft im Leben, dass die Dosis das Gift macht (nach Paracelsus) und dass jeder für sich selbst und immer wieder neu die angemessene und gesunde Dosis herausfinden muss.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 107: Eins nach dem anderen.

Das Sprichwort "Eins nach dem anderen" ist entweder eines für Beziehungstypen oder/und für Zukunftsorientierte, scheint mir. Da Beziehungstypen/Relationiker den Faktor Zeit unterschätzen, neigen sie dazu, "alles auf einmal" zu wollen. Der Satz "es kann nicht alles auf einmal geschehen" widerspricht hier ihrem Lebensgefühl - dass nämlich durch die richtigen Verbindungen und Aktivitäten prinzipiell alles (gleich, sofort, unmittelbar) machbar sein müsste.

Genauso fordert "eins nach dem anderen" die Konzentration auf ein Thema, eine Problemstellung oder Herausforderung, aktiviert damit die Ressource der "Gelben" und bremst sie in ihrer meist gut ausgeprägten Fähigkeit zum "Multitasking" zeitweise aus, was auch zu innerer Ruhe, weniger Leichtsinnsfehler und im Ergebnis zu mehr Gelassenheit führt.

Ein praktischer Tipp noch zum Schluss: damit es dem Beziehungstyp-Menschen nicht langweilig wird beim "eins nach dem anderen", bietet sich an, Aktivitäten zeitlich strukturiert abzuwechseln - also sich z.B. an einem Tag bevorzugt um Projekt A zu kümmern, am nächsten um Projekt B und dann wieder um Projekt A. Es hier den Sachtypen/Temporikern nachtun zu wollen und tage-, wochen- oder gar jahrelang nur ein Thema zu vertiefen, ist schlichtweg eine Überforderung und wird nicht lange funktionieren - die Ablenkbarkeit und Reaktionsfreudigkeit dieser Gruppe ist einfach zu stark ausgeprägt.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 106: Alles wird gut.

"Alles wird gut." oder "Alles ist gut." sind zweifellos Beziehungstyp-Sprichwörter. Denn diese Typgruppe lebt in der festen Vorannahme, dass das Leben im Grunde positiv ist und dass das, was gegen diese Annahme spricht, vorübergehend sein muss.

Das nicht Gute wird daher als nicht zur Welt gehörend erlebt und schon einmal verdrängt - auch um den Preis, dass es dann später umso stärker erneut zum Vorschein kommt.

Ausgleichend wirkt hier die Erkenntnis, dass das Leben gleichermaßen aus Gutem, Neutralem und Schlechtem besteht und gerade dadurch die unterschiedlichen Elemente überhaupt erst sichtbar werden. Denn wäre "alles gut", würden wir es überhaupt nicht als "gut" wahrnehmen, da ja kein Kontrast sichtbar wäre.

Für Handlungstypen (Aktioniker) könnten diese Sprichwörter insofern hilfreich sein, dass sie den Glauben an das Gute in der Welt oder im Menschen wachhalten helfen. Denn angenommen, die obige Dreiteilung von Gut, Neutral und Schlecht entspräche der Wirklichkeit, wären ja zwei Drittel nicht schlecht.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 105: Home sweet home.

"Home sweet home." oder "My home is my castle" (auf Deutsch "Mein Haus ist meine Burg") können leicht den handlungstypischen Sprichwörtern zugeordnet werden.

Für die Typengruppe "Rot" ist der eigene Körper der primäre Zugang zur Welt. Damit sind auch die Umhüllungen des Körpers, also Make-Up, Kleidung, das Auto und die Wohnung bzw. das Haus (auch ein Garten oder Wohnwagen) im Sinne von Erweiterungen des Körpers extrem wichtig.

Fühlt sich ein Handlungstyp in diesen wohl, geht es ihm automatisch gut - diese Erfahrung drücken die Sprichwörter aus. Zu dieser Beobachtung gehört auch, das Phänomen nichts, dass sich diese Menschen nach Harmonie in den eigenen vier Wänden sehnen und es gar nicht mögen, wenn dort "dicke Luft" herrscht. Denn Streit zu Hause, vor allem kurz vor dem für sie besonders wichtigen Schlaf, geht ihnen buchstäblich zu nahe oder gar unter die Haut.

Der Tipp der Woche könnte von daher lauten: Wenn Sie einen Handlungstypen (Aktioniker) zu Hause haben, versöhnen Sie sich spätestens eine Stunde vor dem Schlafengehen mit ihm.

Und falls Sie Sachtyp (Temporiker) sind: Testen Sie einmal, wie es sich auf Ihr Wohlbefinden und Ihre Zufriedenheit auswirkt, wenn Sie bewusst deutlich mehr Zeit und Geld für Ihre Körperpflege, Ihre Kleidung oder die Räume aufwenden, in denen Sie sich häufig aufhalten.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 104: Kommt Zeit, kommt Rat.

"Kommt Zeit, kommt Rat." gehört offenkundig zu den Sprichwörtern aus dem Fundus der Sachtypen bzw. Temporiker. Zu deren Grunderfahrung gehört es, der Zeit eine eigene Macht und Wirksamkeit zuzuschreiben - auch wenn aus Sicht der anderen Typgruppen es nicht die Zeit selbst ist, die eine Wirkung ausübt, sondern die Aktivitäten, die während dieser Zeit geschehen.

Auch die inaktive Grundhaltung drückt sich im Sprichwort aus. Die Zeit wird als etwas erlebt, das "kommt", während man selbst sich nicht bewegen muss. Also nicht "der Zukunft mutig entgegenmaschieren" oder "sich aktiv Rat holen", sondern das Warten wird empfohlen, da die Zeit ja den Rat mit sich bringt, der fehlt.

Handlungstypen würden wohl lieber sagen: "Kommt Zeit, kommt Tat." und Beziehungstypen unterschätzen die Wirksamkeit des Wartens ebenso wie die Möglichkeit, sich Rat zu erbitten. Denn dafür bräuchte es ja Geduld und das Eingeständnis, unwissend zu sein - zwei Dinge, die dieser Typfamilie eher fehlen; daher passt "Kommt Zeit, kommt Rat." am besten auf deren Schreibtisch.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 103: Man sieht sich im Leben immer zweimal.

"Man sieht sich im Leben immer zweimal." von Sebastian Kirsch, Chur

Beziehungstypen scheinen dieses Sprichwort verinnerlicht zu haben. Auch wenn
es nicht immer gelingt, versuchen sie bei jeder Begegnung einen positiven
Eindruck von sich zu hinterlassen. So können sie bei einer zweiten Begegnung
von diesem positiven, ersten Eindruck profitieren.
Sollte das Sprichwort jedoch ausgesprochen werden, hat es meist eine
negative Bedeutung: Man wird beispielsweise von einem Menschen
(Vorgesetzter, Türsteher, Gorilla, etc.) ungerecht behandelt. Weil man sich
aber in einer "ohn-mächtigen" Situation befindet, bleibt einem in seiner Wut
und Ohnmacht nichts anderes, als zu hoffen, dass man sich bei einer zweiten
Begegnung in einer besseren Ausgangsposition befindet.


Text: Sebastian Kirsch
Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 102: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Beim Sprichwort "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben" kann es sich nur um ein Handlungstyp-Motto handeln. Denn diese Typgruppe ist ja darauf gepolt, zunächst das Negative zu erwarten. Dass ein ganzer Tag gut läuft, wird als eher unerwartet gesehen.

Versucht man eine Übersetzung in die anderen Typsprachen, könnte das Sprichwort für Beziehungstypen lauten: "Man kann den Tag auch loben, wenn ein Teil davon nicht so gut war" und für Sachtypen: "Jeder Tag enthält Gutes und weniger Gutes - davon darf man sich nicht die innere Ruhe stören lassen."

In "therapeutischer Absicht" ließe sich für die Handlungstypen als Ersatz vorschlagen: "Man soll alles Gute an einem Tag für sich loben."


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 101: Gut Ding will Weile haben.

An zahlreichen Sprichwörtern lässt sich gut ablesen, welcher Typus sie geprägt hat. Ich möchte hierzu in nächster Zeit einige Beispiele bringen und sie aus psychographischer Sicht kommentieren.

"Gut Ding will Weile haben" ist ziemlich deutlich als Sachtyp-Sprichwort erkennbar. Einmal an der sachlichen Wortwahl, der passiven Grundtendenz und auch rein inhaltlich. Das "gute Ding" fordert die Weile nicht ein, arbeitet dafür oder erzwingt sie sich, sondern will sie nur (abwartend, ohne Aufwand) schlicht haben.

Aus Handlungstyp-Sicht würde das Sprichwort wohl lauten: "Gut Ding will erkämpft werden" und aus Beziehungstyp-Sicht: "Gut Ding findet sich überall, wo man es mit Liebe sucht" oder so ähnlich.

Klar ist, dass solche typtendenziellen Sprichwörter der einen Gruppe nützen und der anderen - da sie die geforderten Qualitäten sowieso schon ausreichend bis übertrieben auslebt - eher schaden.

P.S. Falls jemand sehr typische Sprichwörter ein- oder auffallen, freue ich mich über eine Zusendung auf psychographie@t-online.de


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 100: Die freie Ecke.

Das Phänomen der "freien Ecke" (innerhalb der psychographischen Dreiecke) lässt sich vor allem bei typgemischten Paaren beobachten. Angenommen, ein "Roter" und ein "Blauer" leben zusammen, bleibt die "gelbe Ecke" zwar nicht unbesetzt, aber doch im Hinblick auf die Bevorzungen "frei".

Die Frage ist nun, welcher der beiden Partner diese gelbe Ecke gewohnheitsmäßig belegt. Denn von der natürlichen Tendenz her zielt der "Rote" in Richtung Gelb, braucht dafür aber mehr Motivation als der "Blaue". Belegt der "Blaue" ständig die gelbe Ecke, z.B. (um auf der Grundebene und bei den Grundtypen zu bleiben) indem er viel Nähe, Kommunikation und Verbundenheit einfordert, wird sich der "Rote" dadurch unter Druck gesetzt sehen und dazu tendieren, seine Ruhe einzufordern.

Wartet hingegen der "Blaue" ab, bis der "Rote" in entsprechender "Gelb-Stimmung" ist und das auch signalisiert, wird er viel eher das bekommen, wonach er sich sehnt. Andererseits gilt auch die Regel des "zum Glück Zwingens" für die "Roten" - vor allem dort, wo es um deren Glück, um Spiel, Spaß und Lockerheit geht.

Praktisches Beispiel: Der Handlungstyp kommt wie so oft viel zu spät von der Arbeit, ist völlig ausgelaugt und nicht in der Stimmung, sich intensiv und ausdauernd mit dem Sachtyp-Partner zu beschäftigen. Der wartet aber schon länger auf seine tägliche Portion Zuwendung und ist in Versuchung, sofort nach dem Nachhausekommen entsprechende Anforderungen zu stellen. Da der Handlungstyp aber noch in der Arbeitshaltung ist, reagiert er abweisend bis bissig und wendet sich erst einmal einer häuslichen Arbeit zu. Hätte sich der Sachtyp jedoch "beschäftigt" gezeigt und sozusagen vorbeugend "abwehrend", wäre das dem Handlungstyp entgegen gekommen und er hätte sich langsam herunterfahren können und später dann, etwa mit einer Flasche Rotwein in der Hand, den sozialen Teil des Abends einleiten.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 99: Typentest am Telefon


Ein Tipp für die Praxis, genauer: für diejenigen, die professionell oder aus Liebhaberei anderen dabei helfen, ihre Typzugehörigkeit zu erkennen.

Auf www.123modell.de/test.htm gibt es einen neuen Typentest. Er ist sehr einfach angelegt und enthält trotzdem die volle Komplexität des Modells. Das Besondere ist, dass die Testperson in nur vier Schritten zum Ziel kommt. Ziel heißt: das eigene Stärken-Profil erkennen kann (eines von 81 verschiedenen Kombinationen aus Grundtyp und Untertypen).

Und da es in der Regel einfacher ist, wenn man so einen Test nicht alleine macht, bietet sich an, diesen Test mit Klienten oder Freunden gemeinsam zu machen - auch am Telefon, was ja per Internet bequem möglich ist. Idealerweise zuvor einmal selbst machen, um das Prinzip und die Funktionsweise zu erkennen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 98: Mimik als Hinweis auf die Typzugehörigkeit

Bekanntlich unterscheidet sich die "Standard-Mimik" der drei Grundtypen recht deutlich:
- die vielfältige und rasch wechselnde (reaktive) der Beziehungstypen denen man am Gesicht ansieht, wie es ihnen gerade emotional geht,
- die dezenten Bewegungen der Gesichtsmuskulatur, Lippen oder Augenbrauen der Sachtypen, die man oft erst bei genauem Hinsehen oder jahrelanger Bekanntschaft erkennt, und
- die eher maskenhaften "Poker-Faces" der Handlungstypen, die gerne zwischen einem ihrer Rolle angemessenen freundlich-geschäftsmäßigen Blick und einem (für andere Typen, vor allem für Beziehungstypen) leicht böse wirkenden "Angriffsblick" wechseln, ohne dadurch etwas über ihre emotionale Haltung zu verraten.

Tipp Nr.1 zum Beobachten dieser Unterschiede: Wenn man auf einer DVD eine Filmszene, in der die Gesichter der Schauspieler deutlich zu sehen sind, doppelt oder vierfach so schnell anschaut, fallen die verschiedenartigen Gesichtsbewegungen sehr viel stärker auf als bei normaler Geschwindigkeit. Wobei es auch im Alltag zu sehen ist, z.B. beim Skypen, wenn man darauf achtet.

Idealerweise mit einem Lieblingsfilm probieren, bei dem man nicht mehr von Inhalt abgelenkt wird. Eine Liste mit Typzuordnungen von Prominenten - auch vieler Schauspieler - findet sich auf www.psychographie.de/prominente.htm

Tipp Nr.2: In Filmen (Youtube) oder in einem Zoo die Mimik der drei Primatengruppen beobachten, die ähnliche Unterschiede zeigen - Schimpansen und Bonobos ähnlich den Beziehungstypen, Orang-Utans ähnlich den Sachtypen und Gorillas ähnlich den Handlungstypen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 97: Zieldefinition für Handlungstypen

Im typgerechten Coaching sollte man bei der Zieldefinition bekanntlich darauf achten, dass bestimmte (z.B. sieben) Kriterien für die Zielerreichung beachtet werden. Nach meiner Beobachtung sind jedoch für jeden unserer drei Grundtypen andere Kriterien "kritisch", d.h. sie werden leicht übersehen und verhindern so die Formulierung erreichbarer Ziele.

Bei Handlungstypen sollte besonders auf diese beiden Kriterien geachtet werden:

- Ziele sollten positiv-anwesend formuliert sein

Hintergrund: Handlungstypen neigen dazu, Ziele negativ zu formulieren, also z.B. zu sagen, was sie "weg haben" oder "nicht mehr erleben" möchten. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass solche Ziele eher nicht oder nur schwer erreicht werden. Abhilfe schafft die schlichte Frage "Was möchten Sie stattdessen?". So wird auf das erwünschte, also positiv-anwesende Ziel fokussiert.

- Ziele sollten möglichst bekömmlich für die Betroffenen formuliert sein   

Hintergrund: Handlungstypen neigen dazu, bei ihren Aktivitäten zur Zielerreichung und auch bei den Zielen selbst außer Acht zu lassen, welche Nebenwirkungen im Erfolgsfall auftreten. So kann ein Ziel etwa nur durch massiven Aufwand (bzw. "ohne Rücksicht auf Verluste") erreicht werden, mit der Folge, dass Gesundheit oder zwischenmenschliche Beziehungen Schaden nehmen. Im geschäftlichen Umfeld ist auch immer wieder zu beobachten, dass Ziele durch "kriegerisches Verhalten" erreicht werden sollen und im Ergebnis nur kurzfristige Erfolge bringen, weil die "Gegner" im Gegenzug ebenfalls "aufrüsten" und so kein wirklicher Erfolg entsteht, sondern nur ein so genanntes "Nullsummenspiel".


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 96: Zieldefinition für Sachtypen

Im typgerechten Coaching sollte man bei der Zieldefinition bekanntlich darauf achten, dass bestimmte (z.B. sieben) Kriterien für die Zielerreichung beachtet werden. Nach meiner Beobachtung sind jedoch für jeden unserer drei Grundtypen andere Kriterien "kritisch", d.h. sie werden leicht übersehen und verhindern so die Formulierung erreichbarer Ziele.

Bei Sachtypen/Temporikern sollte besonders auf diese drei Kriterien geachtet werden:

- Ziele sollten attraktiv-motivierend formuliert sein

Hintergrund: ohne ausreichende Attraktivität eines Ziels setzt offenbar das Unbewusste bei Sachtypen weder Motivation noch Kraft frei sondern bleibt im energiesparend-passiven "Stand-by-Modus".

- Ziele sollten konkret-messbar formuliert sein

Hintergrund: Sachtypen neigen dazu, Dinge zu theoretisch und zu wenig praktisch anzugehen - dadurch fehlt die konkrete und damit auch messbare Dimension (z.B. Zahlen). Wenn etwas schwer messbar ist, kann die bekannte 1-10-Skala eingesetzt werden. Auch die Frage: "Was könnte ich in eine Filmszene bannen, wenn du es einen Schritt weiter in Richtung des Ziels geschafft hast?" ist hilfreich, da so auf sichtbares Verhalten fokussiert wird.

- Ziele sollten so formuliert sein, dass ihre Erreichung in der Macht desjenigen liegt, der sie anstrebt

Hintergrund: Sachtypen neigen dazu, das Leben vor allem als etwas zu erleben, das ohne ihr Zutun geschieht. Ziele werden auf diesem Hintergrund häufig so formuliert, als würden sie ohne eigene Aktivität erreicht, nur weil sie "gewollt" werden oder wichtig sind. Ein typisches Beispiel hier ist, dass ein Sachtyp-Geschäftsmann sein Ziel nur in einer Umsatzzahl definiert, obwohl nicht er selbst über den Umsatz entscheidet, sondern die Kunden.  


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 95: Zieldefinition für Beziehungstypen

Im typgerechten Coaching sollte man bei der Zieldefinition bekanntlich darauf achten, dass bestimmte (z.B. sieben) Kriterien für die Zielerreichung beachtet werden. Nach meiner Beobachtung sind jedoch für jeden unserer drei Grundtypen andere Kriterien "kritisch", d.h. sie werden leicht übersehen und verhindern so die Formulierung erreichbarer Ziele.

Zunächst zu den Beziehungstypen/Relationikern: Bei ihnen sollte besonders auf diese beiden Kriterien geachtet werden:

- Ziele sollten realistisch erreichbar formuliert sein

Hintergrund: Beziehungstypen neigen dazu, sich unrealistische Traumziele vorzunehmen; häufig sind diese auch nicht aus einem konkreten Problem heraus entwickelt, sondern entspringen eher einer momentanen Laune, einer Fantasie, Neid auf Erfolge anderer, einem überzogenen Retterverhalten oder einem "Habenwollen-Motiv". Als Definition für "realistisch" könnte gelten, dass dieses Ziel schon einmal von einem Menschen mit ähnlichen Voraussetzungen erreicht wurde.

- Ziele sollten stufenweise/in Teilzielen formuliert werden

Hintergrund: Beziehungstypen blenden gerne den Faktor "Zeit" aus und unterschätzen, wie lange etwas dauert, selbst wenn man sich sehr dafür einsetzt. Um diese Tendenz auszugleichen, kann die Unterteilung des langen Weges bis zur Erreichung des Ziels in Teilstrecken und Zwischenziele passend sein, auch um die Motivation aufrecht zu erhalten, wenn sich etwas nur langsam vorwärts bewegt.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 94: Nochmal: Haben > Sein > Können

Auf meinen Hinweis vor zwei Wochen, die Triade "Haben > Sein > Können" zu beobachten und zu nutzen, bekam ich einen interessanten Hinweis von einer erfahrenen Psychographin und Beraterin, den ich hier gerne (etwas redigiert und ergänzt) weitergeben möchte:

Neben der "Müssen-Falle" (die Übertreibung oder Bevorzugung des jeweiligen Typs) gibt es eine "Dürfen-Erlaubnis" (die vernachlässigte Ressource), die sich aus dieser Triade ableiten lässt:

Beziehungstyp: Statt "etwas haben müssen" öfters "ich darf anspruchslos und zufrieden mit dem sein, was ich schon habe."

Sachtyp: Statt "etwas sein müssen" öfters "ich darf unbedeutend sein" oder "ich bin okay mit dem, was ich jetzt schon bin und kann".

Handlungstyp: Statt "etwas unbedingt können müssen" öfters "ich darf an dem genug haben, was ich habe und bereits kann".

Solche erlaubenden Sätze helfen, das eigene Selbstbild auszugleichen, sich nicht so einseitig zu sehen und das "eigene Haus" komplett auszunutzen anstatt nur wenige, bevorzugte Räume.

Und auch wenn man Kinder erzieht oder begleitet, kann man durch solche Anregungen vermeiden, bereits vorhandene Tendenzen zur Übertreibung noch zu verstärken - und stattdessen eher übersehene Ressourcen zu aktivieren.

Text und Redaktion: Werner Winkler (mit bestem Dank an Hanne Becker-Koch)

Tipp Nr. 93: Drei Problemlösungsebenen

Trotz jahrelanger Erfahrung im typgerechten, lösungsorientierten Problemlösungsansatz gibt es immer noch Neues zu entdecken. Offenbar neigt jeder unserer drei Grundtypen dazu, eine Problemlösungsebene zu bevorzugen und eine andere zu vernachlässigen:

Beziehungstypen bevorzugen Bilder, Vergleiche, Metapher.
Sachtypen bevorzugen Abstraktionen, Fachwörter, Problemdiagnosen.
Handlungstypen bevorzugen praktische Tipps und Verhaltensänderungen.

Im Kehrschluss bedeutet das, dass Beziehungstypen davon profitieren, bei der Problemlösung mehr auf Abstraktion, auf Fachwörter oder die passende Benennung ihrer Probleme zu achten. Sachtypen sollten mehr auf praktische Dinge, auf Verhaltensänderung und den konkreten Versuch setzen und Handlungstypen versuchen, stärker mit Bildern, Vergleichen und Metaphern zu arbeiten.

Ein Beispiel dazu: Ein Beziehungstyp beschreibt seine Situation sehr dramatisch, verwendet dabei Bilder wie "alles stürzt ein" oder "meine Welt steht in Flammen". Im Sinne des "Abholens" nehme ich als Berater diese Bilder lösungsorientiert auf, frage also nach, was trotz des Einsturzes noch ganz ist oder was den Flammen widersteht. Dann aber begleite ich den Gesprächspartner bewusst in die eher abstrakte Ebene. Ich erkläre, warum ich so frage, also warum Ausnahmen von der beklagten Situation so wichtig sind. Oder wir suchen gemeinsam nach weniger dramatischen, eher sachlichen Begriffen, die auch eine Lösungsoption eröffnen. Im konkreten Fall könnte das das Eingeständnis sein, dass der bisherige Lebensentwurf und Traum sich nicht als tragfähig herausgestellt hat und er zunächst mit dem Wenigen, das noch gut und erhaltenswert ist, zufrieden sein muss.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 92: Unterschätzen

Marie von Ebner-Eschenbach: "Wir unterschätzen das, was wir haben, und überschätzen das, was wir sind."

Aus psychographischer Sicht ist das Haben die Bevorzugung der Beziehungstypen (oder Überschätzung, um die Begrifflichkeit des Zitats zu verwenden). Das Sein gehört zum Sachtyp und das Können zum Handlungstyp.

Diese Erkenntnisse aufnehmend ergeben sich drei differenzierte Vermutungen:

Beziehungstypen unterschätzen, was sie sind und überschätzen, was sie haben.

Sachtypen unterschätzen, was sie können und überschätzen, was sie sind.

Handlungstypen unterschätzen, was sie haben und überschätzen, was sie können.

Zum "Haben" gehört etwa das "Beziehungen haben, Ideen haben", zum "Sein" das "Wichtig sein, bedeutend sein" und zum "Können" das "etwas bewegen können, etwas tun können".

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 91: Typgerecht Loben aus psychographischer Sicht


Generell gilt: Loben Sie regelmäßig-unregelmäßig! Kritisieren Sie sofort! Wieso? – Der Mensch ist ein „Gewohnheitstier“. Ein „zu“ regelmäßiges Lob wirkt mit der Zeit genau so wenig wie eine „verspätete“ Kritik.

Der kreative Beziehungstyp schöpft viel Motivation aus sich selbst heraus. Begleitend-anfeuerndes – oder dosiert-steuerndes Lob helfen, um nicht zu überdrehen. Es sollte offen, ehrlich und konkret kommuniziert werden. Entsprechende sachliche Bezüge sind dabei hilfreich. Wertschätzen sie seine Intelligenz und seinen bewiesenen Sachverstand.

Kurzbeispiel:
„Sie sind ein wertvoller Mitarbeiter im Team.“ / „Ihre Beiträge sind fundiert und durchdacht.“

Der eher ruhige Sachtyp braucht konkret ausgesprochenes und sachlich vorgetragenes Lob. Das gibt die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein – und gemocht zu werden, was sehr wichtig ist. Sprechen Sie dabei auch seine schnelle Auffassungsgabe und sein flexibles Denken an. Komplimente sollte anfeuernde Elemente enthalten, die zielorientiert ausgesprochen werden.

Kurzbeispiel:
„Ich setzte großes Vertrauen in Sie.“ / „Ich schätze Ihre Meinung sehr.“

Der zielstrebige Handlungstyp findet in sichtbarem Lob den Ansporn, sich immer noch ein wenig mehr anzustrengen, um schließlich Höchstleistungen zu vollbringen. Vorsicht! Hier kann des „Guten zuviel“ zum „totalen Verausgaben“ führen, was weder im Sinne des Handlungstypen, noch im Sinnes des Lobenden sein kann. Im Loben sollten nach Möglichkeit auch die Bezüge zu Kollegen (Partnern, Mitarbeiter) deutlich gemacht werden. Beachten Sie, dass er vor allem gemocht und respektiert werden möchte.

Kurzbeispiel:
„Dieser Erfolg hat unser Ansehen sehr gesteigert.“ / „Ihre mitreißende Art ist genau das, was wir hier brauchen, um voranzukommen.“

Zusammenfassendes Beispiel: Maria hat geholfen, aufzuräumen.

Maria ist Beziehungstyp:
„Danke, Maria. Das Zimmer ist jetzt in Ordnung. Nun ist es wieder ganz einfach, etwas zu finden, weil alles wieder seinen Platz hat.“

Maria ist Sachtyp:
„Danke schön, Maria, deine Ideen und dein tatkräftiges Mittun beim Aufräumen waren sehr hilfreich.“

Maria ist Handlungstyp:
„Maria, du hast sehr gute Arbeit beim Aufräumen für uns geleistet.“


Text: Klaus-Peter Scholz
Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 90: Das Fehlende sehen.

Neulich in einer Expertenrunde. Wir sollten eine Meinung zum Imagefilm eines Unternehmens abgeben. Ich sah vor allem Gebäude, Maschinen, Produkte - aber kaum einmal einen Mitarbeiter.

Als ich das äußerte, fiel es den anderen plötzlich ebenfalls auf. Für mich ist es fast schon selbstverständlich, auf die Ausgewogenheit oder Einseitigkeit zu achten, die ich durch die Psychographie sehen und benennen kann.

Eine schöne Triade im geschäftlichen Bereich ist zum Beispiel "Personen, Preise, Produkte". So hat die gerade in Insolvenz gegangene Firma Schlecker in ihren Geschäften sehr auf die Preise (angeblich) geachtet und sicherlich gute Produkte angeboten. Aber im Umgang mit den handelnden Personen fehlte eine ganze Menge. Den Chef bekam man nie zu Gesicht, die Mitarbeiterinnen wurden schlecht behandelt (so heißt es) und als Kunde hatte man öfters den Eindruck, die Mitarbeiter bei ihren eigentlichen Arbeit zu stören.

Schlussfolgerung: wenn ich rechtzeitig das Fehlende sehe und es noch ausgleichen kann, macht das einen positiven Unterschied. Und Dank der psychographischen Triaden ist das häufig recht einfach ...

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 89: Der Weg ist nicht das Ziel.

Jedesmal, wenn ich höre, dass der Weg angeblich auch das Ziel sei, zwickt mich innerlich ein bestimmter Nerv. Ich ärgere mich darüber, dass mit Begriffen so respektlos umgegangen wird. Warum darf der Weg nicht einfach der Weg sein und das Ziel das Ziel? Womöglich kommt demnächst noch jemand auf die Idee, dass der Start das Ziel ist oder der Weg der Start. Wobei Ersteres in manchen Rennveranstaltungen in gewissem Sinne passt. Die Zuschauer, die dort beim Start an der richtigen Stelle stehen, können sich danach schon auf den Zieleinlauf freuen.

Zurück zu Psychographie. Von dieser feinen Alltagswissenschaft haben wir gelernt, dass eine Gruppe Menschen (die Beziehungstypen oder Relationiker) es vor allem mit dem Start haben. Sie mögen das Neue, einen Neubeginn, das neue Projekt oder den Beginn einer Bekanntschaft. Eine andere Gruppe (die Sachtypen oder Temporiker) hingegen mögen das "auf dem Weg sein". Sie nehmen sich die Zeit und bringen ausreichend Geduld und Ausdauer mit bzw. starten überhaupt nur dann, wenn sie vorher ahnen, dass Motivation, Kraft oder Nutzen ausreichend sind. Und die dritte Gruppe (die Handlungstypen oder Aktioniker) sehen vor allem das Ziel, die Ergebnisse, das zu Erreichende. Davon sind sie so eingenommen, dass sie wenig Lust haben, neue Dinge anzufangen oder sich mit noch Unbekanntem zu beschäftigen.

Dass für die zweite Gruppe der Satz "Der Weg ist das Ziel" einen großen Reiz hat, wird so verständlich. Dann wären sie ja allein durch ihr Dasein schon am Ziel und könnten sich bequem einrichten. Aber übertragen auf Gruppe 1, die dann formulieren könnte "Der Start ist der Weg" wird der sprachliche Unsinn deutlich. Wer immer nur am Start dabei ist, aber nie die vorgegebene oder notwendige Strecke läuft, erreicht auch das Ziel nicht. Oder für Gruppe 3: "Das Ziel ist der Start." was an Sepp Herbergers "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel" erinnert. Wer möchte ständig unter diesem Druck leben? Wer möchte sofort nach dem Erreichen eines Ziels gleich wieder an den Start gehen?

Plädoyer daher und Tipp zugleich: Lassen wir den Begriffen ihre Qualitäten und sehen in einem Anfang einfach einen Anfang, in einem Weg einfach den Weg und freuen uns am Ziel, dass wir es erreicht haben.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 88: Warum Fußballspiele ansehen?

Zur Förderung des Verständnisses (z.B. für genervte Partner fußballliebender Menschen) seien heute aus aktuellem Anlass einige Motivatoren aufgelistet, warum Fußballspiele angesehen werden - getrennt nach den "Spezialitäten" unserer Typen selbstverständlich:

Gruppe 1 (Beziehungstyp/Relationiker):
liebt Spiele jeglicher Art, mag den Nervenkitzel, kennt die Spieler und ihre Geschichten, freut sich gerne über "schöne Spiele", über Tore und Siege oder leidet emotional bei Niederlagen, schaut sich Spiele zusammen mit Freunden an.

Gruppe 2 (Sachtyp/Temporiker):
analysiert Taktik und Spielzüge, kennt die Statistik zu bestimmten Paarungen, kann es sich beim Zuschauen gemütlich machen, z.B. mit etwas zum Essen, lümmelt gerne nichtstuend vor dem Fernseher und hat durch die Aktivitäten der Spieler trotzdem den Eindruck, dass etwas passiert.

Gruppe 3 (Handlungstyp/Aktioniker):
sieht im Fußballspiel eine Art "Kriegsersatz" und erlebt Spiele als "Schlacht" oder "Kampf" - ist entsprechend aufgewühlt und auch emotional beteiligt (ähnlich wie bei einem Theaterbesuch), die Emotionen springen auf ihn über, was er genießt, da er sonst eher selten so starke Gefühle spürt; spielt häufig mit (gefühlt), kommentiert lautstark das Geschehen, regt sich über vermeintliche Ungerechtigkeiten oder Fehlentscheidungen der Schiedsrichter auf.

Über Rückmeldungen zu weiteren Beobachtungen (auch an sich selbst!) freut sich Werner Winkler (Text und Redaktion).

Tipp Nr. 87: Wie werden Sachtypen sichtbar?

In dem bemerkens- und sehenswerten Film "Eine Insel namens Udo" (als DVD günstig erhältlich) wird das Phänomen des "Nicht-Gesehen-Werdens" thematisiert, unter dem viele Sachtyp-Menschen mehr oder weniger stark leiden.

Die Hauptperson Udo bewegt und verhält sich ohne besondere Anstrengung so, dass seine Umgebung ihn so gut wie nicht bemerkt. Sogar seine besten Freunde muss er "anstupsen", damit sie seine Anwesenheit bemerken. Und da er ständig angerempelt wird, hat er sich angewöhnt, einen Fahrradhelm zu tragen.

Eine massive Änderung in seinem Leben tritt jedoch ein, als er von einer Frau "gesehen" wird, obwohl er sich wie immer benimmt. Er ist natürlich völlig verblüfft und versteht die Welt nicht mehr. Und so lange sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkt, wird er immer sichtbarer. Er muss lernen, wie man sich in der Öffentlichkeit verhält und scheitert fast daran. Wobei seine "Trainerin" leider eine Handlungstyp-Frau ist, die ihn völlig überfordert und ihn zur Nachahmung "richtiger" Verhaltensweisen auffordert, was nun einmal nicht zum Sachtypen passt und schiefgehen muss.

Ohne das Ende der Geschichte zu verraten: Das Geheimnis der Sichtbarkeit (laut diesem Film bzw. seinen Autoren, die höchstwahrscheinlich Sachtypen sind) ist es, sich nicht wieder im "Schneckenhaus" zu verkriechen, nachdem man das Glück hatte, von jemand erkannt zu werden und sich stattdessen mit dem eigenen Leben zu zeigen, wie ungewöhnlich, chaotisch oder "kauzig" es auch sein mag. Und natürlich dann die Fragen oder die Kritik auszuhalten, die fast zwangsläufig folgt, wenn man auf einen Menschen anderen Typs trifft.

P.S. Der Film eignet sich auch als Lehrfilm für alle, die mit Sachtyp-Menschen zusammenleben und ihre Art noch besser verstehen wollen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 86: Gorillas im fairen Kampf

In einer politischen Gesprächsrunde erlebt: Ein sehr typischer "Gorilla" (Handlungstyp-Macher) stellt sich in einer kleinen Diskussionsrunde vor, was vor allem bedeutet, dass er über seine politische Arbeit spricht. Nach einigen Ausführungen unterbricht ihn ein "Junggorilla" (ein ungefähr halb so alter junger Handlungstyp-Mann) und stellt ihn wegen etwas zur Rede, das schon längere Zeit zurück liegt und das er als sehr negativ empfunden hatte.

Der "Silberrücken" blitzt angriffslustig mit den Augen und es hätte mich nicht gewundert, wenn er gleich darauf über den Tisch gesprungen und zum direkten Angriff übergegangen wäre. Aber er kommt nicht zur Gegenrede, da der junge Mann weitere Argumente nachlegt und merkt, dass die anderen Zuhörer ihm größtenteils zustimmen. Die nächste dreiviertel Stunde geht es hin und her - fair aber heftig - und die beiden "Roten" reden sich immer mehr in einen Streit, der ihnen offenkundig Freude macht. Am Ende haben sie einen Kompromiss gefunden und beschließen, gemeinsam eine Aktion ins Leben zu rufen, um den offenkundigen alten Fehler auszubügeln.

Die anwesenden Sachtypen hatten diesen "Kampf" fast nicht ausgehalten und anfangs sogar kurz versucht, ihn zu unterbinden. Die Handlungstypen aber genossen einen schönen Abend, wie sie auch danach zu Protokoll gaben.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 85: Handlungstypen zum Lachen bringen

Ein Handlungstyp-Freund monologisiert wie häufig über das Schlechte in der Welt, das Böse am Menschen, den Untergang der Zivilisation usw. - ich merke, dass ich mir das nicht mehr anhören möchte und fange an, ihm erst zuzustimmen, dann zu überholen: das Schlechte in der Welt dramatisiere ich durch zusätzliche Beispiele, das Böse am Menschen durch Geschichten über schlechte Menschen und auch für den baldigen Untergang der Welt, wie wir sie kennen, fallen mir zahlreiche Argumente ein.

Irgendwann bemerkt er, dass ich es nicht völlig ernst meine und beginnt, zu lachen. Rasch nutze ich die Gelegenheit, das Gespräch zu drehen und erzähle ihm einen wirklich guten Witz. Er lacht so sehr, dass ihm die Tränen kommen. Ich denke mir, dass er durch die sehr emotionale (wenn auch negative) Stimmung besonders offen für den Humor war und sich dadurch stärker freuen konnte als wenn ich ihm den Witz einfach so erzählt hätte.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 84: Mein Sohn ist mir ein Rätsel

Neulich nach einem Seminar bat mich eine Teilnehmerin, die sich schon ungefähr ein Jahr mit dem 123-Modell der Psychographie befasst, um eine Einschätzung ihres Sohnes - sie stehe trotz aller Mühe, ihn zu beobachten und einzuschätzen, vor einem Rätsel. Vor allem beim Grundtyp - bei den Untertypen war sie sich einigermaßen sicher.

Da ich sie schon ein bisschen kannte und wir sie der blauen Gruppe (Temporiker/Sachtypen) zugeordnet hatten, war ich nicht sonderlich erstaunt, dass sie mir von ihrem Sohn lauter Beobachtungen berichtete, die auf einen Menschen aus der blauen Gruppe hindeuteten. Ihr selbst war das aber bisher überhaupt nicht aufgefallen, erst als ich sie darauf hinwies, ging ihr das Licht auf: ihr Sohn war ihr sehr ähnlich, so dass sie wenig deutliche Unterschiede wahrgenommen hatte, aus denen sie einen Hinweis auf die Typzugehörigkeit hätte ableiten können.

Wieder einmal hatte sich hier die alte Regel bestätigt, dass bei langer Unsicherheit über die Zuordnung eines recht gut bekannten Mitmenschen der Verdacht nahe liegt, es mit einem "gleichen Typen" wie man selbst zu tun zu haben.

Wobei im Fall der Seminarteilnehmerin noch hinzukam (was ich ihr bei nächster Gelegenheit noch mitteilen muss), dass sie in die Gruppe der "Sachtyp-Macher" gehört und für sie (im Haus-Modell) der kleinste Raum das aktive Wahrnehmen darstellt. Auch von daher gesehen also kein Wunder, dass sie beim Beobachten nicht so erfolgreich war.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 83: TÜV für Sachtypen

Analog zu den in den letzten beiden Wochen vorgelegten Checklisten für Handlungs- und Beziehungstypen nun einige Fragen an Sachtypen, die ihren Allgemeinzustand überprüfen und ggf. verbessern möchten; die Bewertung mit einer 1-10-Skala kann hilfreich sein, z.B. auch dazu, die eigene Weiterentwicklung über längere Zeiträume zu messen bzw. zu dokumentieren.

1. Wie steht es um das Gleichgewicht zwischen sitzenden Tätigkeiten und aktiver Bewegung in meinem Leben?

2. Wie gut schaffe ich es, auf meine Ernährung zu achten und dann Nein zu sagen, wenn mir etwas zu essen angeboten wird, von dem ich weiß, dass es mir nicht gut tut?

3. Wie gut kann ich für Dinge kämpfen, die mir wichtig sind?

4. Wie steht es um die äußere Ordnung in meinem Leben (Arbeitsplatz, Wohnung, Unterlagen, Kleidung usw.)?

5. Gebe ich mir ausreichend Möglichkeit, Erfolgserlebnisse zu haben, bei denen ich selbst durch eigene Anstrengung entscheidenden Anteil habe (z.B. beim Sport)?

6. Kann ich aktiv Kritik und Rückmeldung zu dem einfordern, was ich leiste oder zu leisten glaube und mir eigene Fehler zugestehen, auch wenn ich dachte, ich hätte perfekte Arbeit geleistet?

7. Wie gut kann ich klar und deutlich kommunizieren, was ich nicht will und was stattdessen?

8. Habe ich meine Ziele klar vor Augen und strebe ich ihnen kraftvoll genug nach?

9. Kümmere ich mich ausreichend darum, dass meine körperlichen Bedürfnisse gut erfüllt sind oder warte ich eher nur darauf, dass andere sie bemerken und mir dann ihre Unterstützung anbieten?   

(10.) Stellen Sie sich selbst eine Frage, von der Sie wissen, dass sie auf ein für Sie sehr wichtiges Thema abzielt, an dem Sie schon lange "knabbern".


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 82: TÜV für Beziehungstypen

Analog zur letzte Woche vorgelegten Checkliste für Handlungstypen nun einige Fragen an Beziehungstypen, die ihren Allgemeinzustand überprüfen und ggf. verbessern möchten; die Bewertung mit einer 1-10-Skala kann hilfreich sein, z.B. auch dazu, die eigene Weiterentwicklung über längere Zeiträume zu messen bzw. zu dokumentieren.

1. Nehme ich mir genügend Zeit für das, was mir sehr wichtig ist?

2. Bilde ich mich regelmäßig in den Themen weiter, die mich schon lange und intensiv beschäftigen?

3. Bleibe ich konstant an Arbeiten und Anliegen, die ich begonnen habe und beende sie auch ordentlich?

4. Sträube ich mich ausreichend gegen potentielle Ablenkungen, die mich von einem einmal eingeschlagenen Weg ohne wirklichen Anlass abbringen könnten?

5. Pflege ich meine geistigen (oder spirituellen) Potentiale ausreichend und regelmäßig - mindestens ebenso liebevoll wie meinen Körper oder meine Beziehungen?

6. Achte ich sorgfältig (ohne dramatische Übertreibung) und konstant auf meine ökonomischen Dinge (Finanzen, Versicherungen, Vorsorge usw.)? Lasse ich mich hier beraten, wenn ich selbst nicht genügend Kenntnisse oder Überblick besitze?

7. Kann ich nicht nur Ja oder Nein, sondern auch Vielleicht sagen? Kann ich mich vor Entscheidungen ausführlich informieren und die verschiedenen Optionen neutral abwägen?

8. Wann hatte ich zum letzten Mal einen ganzen Tag der Entspannung, an dem ich nichts getan habe, das notwendig war oder das ich "für andere" getan habe?

9. Wie gut kann ich "die Dinge geschehen lassen", mich aus Entwicklungen auch eine zeitlang heraushalten, mich nicht in die Angelegenheiten anderer einmischen, auch wenn ich den Eindruck habe, meine Hilfe würde gebraucht?

(10.) Stellen Sie sich selbst eine Frage, von der Sie wissen, dass sie auf ein für Sie sehr wichtiges Thema abzielt, an dem Sie schon lange "knabbern".


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 81: TÜV für Handlungstypen

Neulich kam ein Handlungstyp ins Coaching, den ich schon einige Jahre begleite (er kommt vielleicht einmal im Jahr, wenn er dringend jemand zum Reden braucht). Am Ende des Gesprächs fiel mir auf, dass es viel Ähnlichkeit mit einem TÜV-Besuch hatte: Bitte einmal durchchecken und danach eine Fehlerliste ausdrucken.

Hier also die TÜV-Checkliste für Handlungstypen (ohne Gewähr auf Vollständigkeit natürlich):
- Wann hatten Sie zum letzten Mal Urlaub?
- Wie gut schlafen Sie?
- Wie geht es Ihrem Rücken und Magen?
- Wie ist das Verhältnis zu den Menschen, die Sie in Ihre Nähe und an Ihr Herz lassen?
- Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Wohn- und Arbeitssituation?
- Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Körper im Allgemeinen und mit Ihrem Aussehen?
- Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Garderobe?
- Wie oft kommen Sie zum (zweckfreien) Spielen?
- Wann waren Sie zum letzten Mal im Theater, Stadion, Kino usw.
- Wann haben Sie zum letzten Mal einen ganzen Tag lang "nichts" gemacht?
- Wann haben Sie zum letzten Mal ein gutes Glas Wein getrunken, lange mit einem Freund geplaudert, eine CD ohne Unterbrechung und ohne andere Aktivitäten nebenher gehört bzw. ein Buch nur zur Unterhaltung gelesen?
- Wann haben Sie zum letzten Mal so sehr gelacht, dass Ihnen die Tränen kamen? Wann geweint?
- Wie geht es Ihrer (Kinder-)Seele?


Text und Redaktion: Werner Winkler

P.S. Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen und Skalenwerte, die ich auf den letzten Tipp der Woche bekommen habe!  

Tipp Nr. 80: Das Streben nach Ruhe

Friedrich Schiller (1759 - 1805) dichtete: "Strebe nach Ruhe, aber durch das Gleichgewicht, nicht durch den Stillstand deiner Tätigkeit."

Auf dem Hintergrund des Wissens um unterschiedliche Anteile der Persönlichkeit könnte dieser Tipp dahingehend gedeutet werden, das eigene Leben im Gleichgewicht dieser Anteile zu leben - also sowohl den "gelben", "blauen" und "roten" Seiten in uns ausreichend Raum zur Entfaltung zu geben.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 79: Einfache Feedback-Methode

Auf einem Seminar neulich ging es um die Frage, wie man Mitarbeitern ein regelmäßiges Feedback zu ihrer Arbeit geben kann, dass folgenden Vorgaben entspricht: a) effektiv, b) in kurzer Zeit zu erledigen, c) typgerecht (falls der Typus des Mitarbeiters bekannt, d) typunabhängig (falls der Typus des Mitarbeiters nicht bekannt) und schließlich noch e) in beide Richtungen funktioniert (Vorgesetzter-Mitarbeiter).

Für diese zahlreichen und z.T. hohen Hürden wählte ich eine Vorgehensweise, die ich von Steve de Shazer gelernt hatte und die ersten Versuche waren so gut, dass der Geschäftsführer die Anweisung an seine Führungskräfte gab, sie künftig standardmäßig zu verwenden. Sie ist sehr einfach (nur drei Teile) und kann ohne große Schulung umgesetzt werden:

1. Einschätzung der Arbeitsqualität für den Beobachtungszeitraum auf einer Skala von 1 (min.) und 10 (max.). Hierbei kann der Mitarbeiter sich selbst einschätzen, aber auch der Vorgesetzte kann seine Einschätzung vortragen.

2. Was hat dazu beigetragen, diesen Wert zu erreichen? Hier geht es darum, alles Positive und Erhaltenswerte zusammenzutragen - nicht um Kritik. Man könnte auch fragen: Was ist so gut, dass es bleiben soll?

3. Was wäre anders, wenn bei der nächsten Bewertung ein Punkt höher (auf der Skala) gegeben würde? Hier ist es wichtig, dass über konkretes, sichtbares Verhalten gesprochen wird, also zum Beispiel darüber, welche praktischen Veränderungen, die im Einflussbereich der Gesprächspartner liegen, eine Verbesserung darstellen würden.  

Die Ergebnisse des Gesprächs können einfach festgehalten werden und bilden die Grundlage für das nächste Gespräch. Die Skalenwerte können zu einem Durchschnittswert (z.B. einer Abteilung) zusammengefasst oder über einen längeren Zeitraum in ein Diagramm eingetragen werden.

Wenn die Gesprächspartner die Typzugehörigkeit und das Modell an sich kennen, lassen sich die Sammlung an Erhaltenswertem und die Veränderungspotentiale noch typgerecht formulieren, aber auch ohne ist die Wirkung schon ziemlich beeindruckend.

Kleiner Praxistest für die Leser der "Tipps der Woche":
1. Bitte bewerten Sie auf der 1-10-Skala, wie gerne Sie die Tipps der Woche lesen.
2. Welche Inhalte mögen Sie besonders - welche sollen weiterhin kommen?
3. Wenn Sie in einiger Zeit bei einer erneuten Befragung einen Punkt höher bewerten würden, was wäre dann anders als bisher?

Vielen Dank im Voraus an alle Antwortenden für ihr Feedback. Unter allen Rückmeldungen, die bis Ende April eingehen, verlose ich ein Exemplar von "Praktische Anwendung der Psychographie in Unternehmen" oder (falls schon vorhanden) ein anderes der Psychographie-Bücher aus meiner Feder nach Wahl.


Text und Redaktion: Werner Winkler  

Tipp Nr. 78: Im Land der Buntgemischten

Neulich schickte mir Lilly, ein Schulkind, einen Hinweis auf ein wunderbares Lied, das ich euch nicht vorenthalten möchte - das Lied vom Anderssein (sie hatte mir den Text extra in bunter Schrift in eine Datei getippt!).

Unter anderem heißt es darin:
Im Land der Buntgemischten sind alle buntgemischt,
Und wenn ein Gelbgetupfter das bunte Land aufmischt,
dann rufen Buntgemischte: "Willkommen hier im Land!
Hier kannst du mit uns leben, wir reichen dir die Hand!"

Eine Knetverfilmung dieses Kinderlieds von Klaus Hoffmann gibt es hier zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=ow9swwgSTY4


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 77: Zu nett für diese Welt?

Ein Vorgesetzter kritisiert seine Beziehungstyp-Mitarbeiterin: Sie sei viel zu nett, lasse sich zu sehr auf die Kunden ein. Die Mitarbeiterin versteht die Welt nicht mehr - soll sie sich selbst aufgeben, kalt und hart werden?

Im Workshop erkennt sie sich schnell als Beziehungstyp, ihren Chef als Handlungstyp. Aus seiner Sicht ist sie verständlicherweise viel zu nett - denn er geht von sich aus und weiß, dass er nur ausnahmsweise so viel Freundlichkeit in die Kunden investiert.

Die Mitarbeiterin versteht nun nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Chef besser. Sie nimmt sich vor, sich nicht zu verändern und zu bleiben, wie sie ist - aber ihren Chef bei nächster Gelegenheit über die Unterschiede zwischen ihnen und die Ursache dafür aufzuklären.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 76: Tipp für den gegenwartsorientierten Joachim Gauck

Bei gegenwartsorientierten Menschen wie (so vermute ich) unserem neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck ist "der Augenblick alles" und die Vergangenheit hat ihr gegenüber meist nur geringes Gewicht. Solch ein Mensch kann etwa nach einem anstrengenden Tag des festen Entschluss fassen (und dies auch so kommunizieren), dass er morgen erst einmal eine Pause bräuchte oder dass er sich nächstes Mal zu keinem zweiten Glas Wein wird überreden lassen usw.
Am nächsten Morgen jedoch kann dieser Gegenwartsorientierte "spontan" entscheiden, dass er doch wieder fit ist, dass es ein wunderschöner Abend war und er gerne noch ein drittes Glas mit den Freunden geteilt hätte. Angenommen, er hat nun eine vergangenheitsorientierte Lebensgefährtin, wird diese von seinem Zick-Zack-Kurs vermutlich immer wieder erstaunt sein, da sie wesentlich konstanter agiert.
Tipp daher für Joachim Gauck und alle Gegenwartsorientierten: üben Sie sich bewusst darin, die "roten Fäden" Ihres Lebens nicht zu verlieren und sie auch in hektischen Zeiten eher länger als kürzer abzuschneiden.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 75: Tipp für die wir-verbundene Angela Merkel

In einer auf YouTube nachzusehenden Szene aus dem Deutschen Bundestag spricht Jürgen Trittin (Sachtyp-Denker) vom Rednerpult aus Angela Merkel (Sachtyp-Denker) auf ihren Urlaub an: wie schön es dort sicher sein wird, wenn es morgens von draußen kräht und sie sicher sein könne, dass es der Hahn ist und nicht Guido Westerwelle, ihr Außenminister. Darauf große Heiterkeit im Parlament, die Kanzlerin kann sich ein Mit-Lächeln nicht verkneifen ... bis ihr wohl bewusst wird, wer wie versteinert neben ihr sitzt: Außenminister Guido Westerwelle.
Mein Tipp an dieser Stelle für die vermutlich wir-verbundene Kanzlerin: Wenn Sie merken, wie eine größere Gruppe, der Sie sich zugehörig fühlen (im Beispiel die Mitglieder des Bundestages) Sie zu einem Spaß auf Kosten eines Einzelnen (eines "Du") einladen möchten, halten Sie einen Moment inne und überprüfen Sie, in welchem Verhältnis (geschäftlich, privat, politisch) Sie zu ihm stehen und ob Ihr Mitlachen nicht eine Nebenbotschaft transportiert, die Sie so nicht kommunizieren wollten. Und falls Sie die psychographische Terminologie kennen sollten könnte ich Ihnen auch raten: Nehmen Sie gerade als stark wir-verbundener Mensch Ihr direktes Gegenüber (oder Ihren Nebensitzer) besonders ernst und ignorieren Sie ihn nicht. Im konkreten Fall wäre es sicher gut gewesen, anstatt eines Lächelns einen Blick zur Seite zu werfen und dem Außenminister Ihre Solidarität zu versichern. Wobei natürlich auch ein kurzer Zwischenruf - falls Ihnen das als Kanzlerin gestattet ist - denkbar gewesen wäre, vielleicht in der Art: Wenn morgens niemand mehr kräht, war in der Nacht der Fuchs da.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 74: Der Kormoran an Vorbild

Kormorane gehören zu den wenigen Lebewesen, die sich regelmäßig sowohl auf dem Land, im Wasser und in der Luft aufhalten.

Jedoch nutzen diese Vögel ihre Fähigkeit zu schwimmen und zu tauchen eher selten und vor allem zum Fischen. Damit geben sie uns ein Vorbild für die Nutzung der vernachlässigten Ressourcen - es macht zwar Mühe, sie zu aktivieren, aber das Ergebnis (im Fall des Kormorans der gefangene Fisch) belohnt dafür.

Tipp: Schauen Sie sich auf youtube oder bei Gelegenheit im Fernsehen die beeindruckenden Vögel an, falls Sie keine Chance haben, sie in echt zu sehen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 73: Einfacher Sachtyp-Test?

Nach langer Beobachtung dieses Phänomens und mehreren Versuchen möchte ich" einen einfachen Test vorschlagen, wie Sachtypen/Temporiker erkannt werden können: Die Testperson stellt sich locker hin und lässt beide Arme nach unten hängen. Nun nimmt der Testleiter eine Hand und hebt sie im 90-Grad-Winkel an. Gleich darauf lässt er sie los. Fällt sie herunter, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Testperson Sachtyp ist, nach meiner Beobachtung ziemlich hoch. Für Rückmeldungen, speziell von Sachtypen, wäre ich hierzu sehr dankbar.

Tipp der Woche daher: Achten Sie darauf, wie hoch oder niedrig die Körperspannung eines Menschen ist, um Hinweise auf den Grundtypus zu bekommen. Niedrige Körperspannung wie bei den Sachtypen die Regel zeigen sich etwa auch durch das "im Takt schlenkern" der Arme beim Spazierengehen. Meist sind dann auch die Finger sehr entspannt und leicht eingeklappt, wie neulich beim Rücktritt von Christian Wulff zu beobachten, als er den Saal verließ.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 72: Die Super-Ressource nutzen

Zu den relativ neuen Erkenntnissen in der Psychographie, die sich bei der Erstellung der "Stärken-Profil-Analyse" in Form der "Haus-Darstellung" ergeben, gehört die Entdeckung der "Super-Ressource".

Wie auf www.123modell.de in der rechten Spalte an einem Beispiel zu sehen, zeigt sich für jedes Stärken-Profil genau eine von neun Stärken als besonders "klein" - woraus sich ihre enorme Wirksamkeit als Ressource ergibt - eben der "Super-Ressource".

Im Beispiel ist es das "Machen" beim Sachtyp-Denker - und so wunderte ich mich neulich nicht, als auf dem Flipchart im Büro eines solchen Sachtyp-Denkers kurz nachdem wir die Analyse durchgeführt hatten, in großen Buchstaben das Wort "Machen" zu lesen war.

Tipp der Woche: Finden Sie Ihre "Super-Ressource" heraus und nutzen Sie diese bewusst und regelmäßig!

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 71: Wie sich Stärken-Profile unbewusst zeigen

Auf ihrer Webseite www.dialog-ueber-deutschland.de bietet Bundeskanzlerin Angela Merkel (die ich für wir-verbunden, zukunftsorientiert und einen Denker halte) in großen Lettern Folgendes an:

"Lassen Sie uns gemeinsam nachdenken, wie wir in Zukunft leben wollen."

In solchen Sätzen zeigen sich für den "Kundigen" immer wieder genau die Stärken, die durch das Naturell des Einzelnen besonders ausgeprägt sind.

Oder wenn ein Kollege ins Büro kommt und sein erster Satz lautet: "Ich muss jetzt erstmal ganz viel machen." - dann lässt das schmunzeln, wenn man im Hinterkopf hat, dass man es mit einem "Handlungstyp, ich-verbunden, gegenwartsorientiert und Macher" zu tun hat.

Hinhören lohnt sich so gesehen nicht nur für Politiker, sondern auch für uns, die wir an den Unterschieden zwischen Menschen mehr als üblich interessiert sind.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 70: In einem Jahr ist alles vergessen?

Auch wenn es sachlich für den Betroffenen und die Öffentlichkeit eine sehr unangenehme Geschichte ist, bieten die Vorgänge rund um den Bundespräsidenten Christian Wulff reichlich Anschauungsmaterial für den "Persönlichkeitskundler".

Mein schon länger bestehender Verdacht zum Beispiel, dass er zur Gruppe der Gegenwartsorientierten gehören könnte, verstärkte sich neulich, als er meinte, „In einem Jahr ist das alles vergessen“. Hier scheint er von sich selbst auszugehen - denn für die Gegenwartsorientierten vergeht das Vergehende nun einmal überwiegend schneller und spurenloser als für Vergangenheits- oder Zukunftsorientierte.

Merke: Einer der prägnantesten Unterschiede, die durch das Erkennen und Akzeptieren der eigenen Bevorzugungen entsteht ist die Erkenntnis, dass ich nicht von mir auf alle anderen (und nicht einmal auf die Mehrheit!) schließen darf.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 69: Wünsche Sterbender

Eine Krankenschwester hat über viele Jahre die Wünsche gesammelt, die Sterbende ihr gegenüber geäußert haben - wie ich finde, eine Sammlung, die gerade aus Sicht der Psychographie eine gewisse Zuordnung (zu Grund- oder Untertypen) erlaubt und uns vielleicht dabei hilft, rechtzeitig gegen zu steuern. Wobei natürlich kritisch angemerkt werden könnte, dass diejenigen, die bereit sind, gegenüber einer Krankenschwester solche Wünsche zu äußern, vermutlich nicht gleichmäßig über alle unsere Typgruppen verteilt sein dürften. Die Häufung von typischen Handlungstyp-Wünschen lässt zudem vermuten, dass besonders diese Gruppe Menschen unter "Reuegefühlen" oder dem Eindruck, zu kurz gelebt zu haben, leidet.

Die "fünf Wünsche" in der Reihenfolge der Häufigkeit und in Klammern dahinter meine Vermutung der Bevorzugung:

1. Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, ein Leben getreu mir selbst zu führen – anstatt eines, das andere von mir erwarteten. (Du-Verbundene)
2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet. (Handlungstyp/Aktioniker)
3. Ich wünschte, ich hätte den Mut aufgebracht, meine Gefühle zu zeigen. (dto. wie 2.)
4. Ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben.(dto. wie 2.)
5. Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen. (dto. wie 2.)

Quelle: http://szmstat.sueddeutsche.de/blogs/nummereins/1647/nummer-eins-der-reue/

Ich werde diesen Text nach Erscheinen ins Forum einstellen und bin neugierig auf Rückmeldungen oder Ergänzungen dazu.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 68: Drei Anekdoten

"Aus drei Anekdoten ist es möglich, das Bild eines Menschen zu geben." (Friedrich Nietzsche)

Eine Anekdote ist eine kurze und prägnante Geschichte aus dem Leben eines Menschen, das diesen Menschen oder jemand aus seinem Umfeld charakterisieren soll.

Ob es sich nun um eine Anekdote in einem Buch oder einer Zeitung handelt oder nur um den Tratsch in der Mittagspause unter Kollegen - offenbar mögen wir solche Kurzgeschichten und haben ein gutes Gespür dafür, uns daraus ein Bild von jemand zu machen.

Gerade in Biografien finden sich häufig ganze Anekdoten-Sammlungen und daher lautet der Tipp der Woche auch: wer etwas über einen Menschen lernen und nebenbei nachforschen möchte, welche Bevorzugungen er womöglich zeigt, findet reichlich Stoff in Biografien oder Autobiografien.

Wobei natürlich die Deutung von Geschichten hinsichtlich des Persönlichkeitstyps eine gewisse Erfahrung voraussetzt - wie am Beispiel der Anekdote über Immanuel Kant zu sehen: lässt seine überdeutliche Pünktlichkeit bei seinen täglichen Spaziergängen (nach der die Königsberger angeblich ihre Uhr stellen konnten) nun auf einen Handlungs- oder Sachtyp schließen? Eine Anekdote allein reicht also - wie schon Nietzsche wusste - meist nicht aus ...

Text und Autor: Werner Winkler

Tipp Nr. 67: Drei bis einundachtzig Normalitäten

Was ist "normal", z.B. an Verhalten in einer bestimmten Situation? Die Relevanz der Naturell- oder Typunterschiede wurde mir neulich wieder bewusst, als ein Handlungstyp-Mensch seine Kritik mit dem Nachsatz versah: "Sie sollen sich einfach so verhalten, wie man sich normalerweise in solch einer Situation eben verhält."

Ein schönes Beispiel dafür, was geschieht, wenn jemand davon ausgeht, dass alle Menschen gleich sind (nämlich so, wie er selbst).

Das Wissen jedoch, dass es drei (Grundtypen) bis 81 (Untertyp-Kombinationen) zum Teil völlig verschiedene Sichtweisen auf das Leben allein schon aus dem angeborenen Naturell gibt, lässt diese Vereinfachung nicht zu.

Weil ich das weiß, kann ich mich entscheiden, mich dem Gegenüber zuliebe so zu verhalten, wie es in seinen Augen "normal" wäre - oder ich kann auch selbstbewusst sagen: Ich verhalte mich für meine Person völlig normal - nur sind Sie und ich eben verschiedene Menschen.

Das Nachdenken darüber und über die Konsequenzen kann ich meinem Gegenüber jedoch ebenso wenig abnehmen wie die Einsicht, dass er selbst nicht das Maß aller Dinge ist.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 66: Drei Arten von Glück

In der ZEIT vom 29.12.2011 findet sich ein kurzer Artikel mit dem Titel "Spuren im Gehirn" - darin berichtet der Autor, dass sich aus der Biochemie des Gehirns genau drei Arten von Glück unterscheiden lassen, jede von ihnen durch unterschiedliche Botenstoffe ausgelöst:

1. Das "Glück des Wollens": Wenn man nach etwas strebt, stellt Dopamin die Belohnung in Aussicht, Endorphine lösen Euphorie aus.

2. Das "Glück des Vermeidens": Wenn man einer Bedrohung entgeht oder sie übersteht, sinken Kortisol- und Adrenalinspiegel und führen zu Entspannung.

3. Das "Glück des Seins": Wenn man das hat, was man braucht, bilden sich körpereigenes Morphium (Zufriedenheit), Serotonin (Beruhigung) und Oxytocin (Verbundenheitsgefühl).

Ich werde diesen Artikel auch ins Forum stellen und bin gespannt, welche Zuordnung zu unseren drei Typgruppen die Leser vornehmen.

Für 2012 jedenfalls ausreichend von allen drei Glücksarten - und jedem speziell etwas mehr von dem, wovon ihm bisher noch fehlt!

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 65: Rückblick ins Alte Jahr

Von Jahren wurde die Neujahrsansprache eines deutschen Bundeskanzlers vom Vorjahr wiederholt - und nur wenige Zuhörer hatten es bemerkt.

Der Zweck, warum ich an dieser Stelle einen Tipp der Woche vom vorigen Jahreswechsel wiederhole soll jedoch sein: Blicken Sie einmal kurz zurück und bewerten Sie, ob oder wie häufig es Ihnen gelungen ist, nur diesen einfachen, zu Ihrem Naturell passenden Tipp umzusetzen ...

Beziehungstypen/Relationiker: Nur ein Drittel so viel verschiedene Dinge anfangen und dafür dreimal so viel Zeit nehmen.

Sachtypen/Temporiker: Dreimal so viel wegwerfen wie bisher, dreimal so schnell aktiv werden, dreimal so häufig "Nein" sagen.

Handlungstypen/Aktioniker: Dreimal so häufig lächeln, dreimal so oft eine Verschnaufpause einlegen und etwas Schönes genießen, dreimal so viel Nachsicht mit sich selbst und seinen Unperfektheiten üben.

Und?

Text und Redaktion: Werner Winkler  

Tipp Nr. 64: Triaden-Kombination (4)

Ein schönes Beispiel für eine Triaden-Kombination bietet das Sprichwort: "Die wichtigste Stunde ist immer die gegenwärtige, der wichtigste Mensch: dein Gegenüber."

Die Kombination besteht hier also aus Gegenwartsorientierung und Du-Verbundenheit und fasst die vernachlässigten Ressourcen von zukunftsorientierten und wir-verbundenen Menschen zusammen:

Zukunft >> Gegenwart
Wir >> Du


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 63: Die Drei in der Weihnachtszeit

Am vierten Advent ist Gelegenheit, nach der Zahl Drei in der Weihnachtszeit Ausschau zu halten. Es ist ja kein Zufall, dass die christliche Gottheit keine Zwei-, sondern eine Dreifaltigkeit darstellt, dass die "heilige Familie" aus drei Personen (Vater, Mutter, Kind) besteht und dass das Jesuskind von drei Weisen besucht wird.

Philosophisch könnte man formulieren: das "dritte Element" wird als das Besondere, manchmal sogar als die (Er-)Lösung aus der Sackgasse der Dualität erlebt; wie schon Erich Fried jenen riet, die sich zwischen Herz und Verstand gefangen sehen: "Geh zwischen beiden den heimlichen Weg". Wobei es für die psychographisch Kundigen kein Geheimnis bleibt, was mit diesem "heimlichen Weg" gemeint ist - denn während das Herz zu "Gelb" und der Verstand zu "Blau" gehört, bietet sich uns das "Rot" mit dem praktischen Verhalten als Ausweg an.

Theologisch könnte also laienhaft formuliert werden: Zuerst schwebte laut dem Buch Genesis der Geist über dem Chaos (der "blaue" Anteil der Gottheit"), dann sprach der Schöpfergott (der "rote" Anteil) das Machtwort des "Es werde ..." bis schließlich (schon im jüdischen Glauben, aber explizit im Christentum) der menschliche, "gelbe" Anteil zu Tage tritt: die Güte, Liebe und Vergebungsbereitschaft des Kindes.

Einen entspannten vierten Advent, frohe Weihnachten und an dieser Stelle herzlichen Dank allen Lesern, besonders den kritischen, die mir immer wieder Rückmeldungen per E-Mail geben!

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 62: Triaden-Kombination (3)


Beispiel 3 (für Beziehungstypen): Anstatt "Auf der Beziehungsebene dramatisch-emotional mit Flucht und Rückzug reagieren." lässt sich eine neue Triade aus den jeweiligen Ressourcen bilden:

dramatisch-emotional -->> gelassen-sachlich
Beziehungsebene -->> Sachebene
reagieren -->> passieren lassen, passiv bleiben
Flucht -->> Verteidigung

Zusammen also als neues Leitmotiv: "Auf der Sachebene gelassen die eigene Meinung verteidigen und die Dinge passieren lassen."


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 61: Triaden-Kombination (2)


Beispiel 2 (für Sachtypen): Anstatt "Vorsichtig abwarten und wenig tun oder riskieren" lässt sich eine neue Triade aus den jeweiligen Ressourcen bilden:

vorsichtig -->> mutig
abwarten -->> etwas tun
wenig riskieren -->> viel investieren

Zusammen also als neues Leitmotiv: "Mutig etwas tun und viel investieren."


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 60: Triaden-Kombination (1)


Wer sich ein wenig mit der Psychographie oder dem 123-Modell beschäftigt, wird früher oder später auf die Triaden und ihren Nutzen stoßen - und vielleicht auch darauf, dass man sie miteinander kombinieren kann.

Beispiel 1 (für Handlungstypen): Anstatt "Das Projekt zielgerichtet und mit viel Kraft zu verfolgen" lässt sich eine neue Triade aus den jeweiligen Ressourcen bilden:

Ziel -->> (neuer) Anfang
viel Kraft -->> vielfältige Ideen
verfolgen -->> helfen, retten

Zusammen also als neues Leitmotiv: "Dem Projekt durch einen Neuanfang mit vielfältigen Ideen auf die Sprünge helfen."

Dass sich mit diesem Ansatz eine andere Haltung ergibt, versteht sich von selbst - und ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie Gesprächspartner auf solche passgenauen Alternativen reagieren (meist ziemlich verdutzt).

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 59: Von Goethe lernen.

Ein interessantes Phänomen, für das wir noch keinen speziellen Fachbegriff haben und das ich am Beispiel des (vermuteten) Beziehungstyps/Relationikers Goethe illustrieren möchte: Da entwickelt sich jemand aus seinem angeborenen Naturell heraus und erobert sich den schwächer ausgeprägten Stärkenbereich - im Fall Goethes den des Verstehens, Wissens, Forschens. Denn "schöne Gedichte schreiben" konnte er von Anfang an. Aber das Dazulernen, die Wissenschaft - das reizte ihn je länger, je mehr.

Und dann erkennt er irgendwann: "Es genügt nicht zu wissen, man muss es auch anwenden."

Aus psychographischer Sicht merkt Goethe, dass er nun den "zweiten Schritt" gehen muss und nicht in seinem Ressourcen- oder Entwicklungsbereich stehen bleiben darf.

Dass jemand nach dem (wertvollen und mühsamen) ersten Entwicklungsschritt heraus aus seiner ursprünglichen "Stärkenheimat" nicht mehr weiter kommt, merkt man beim Beziehungstyp daran, dass er nur noch am Verstehen und Dazulernen ist und keine praktischen Konsequenzen daraus zieht. Der Sachtyp/Temporiker hingegen verharrt im einmal erzielten Erfolg, arbeitet Tag und Nacht und bleibt im "viel hilft viel" gefangen, wo er doch weiter in Richtung Glück und Muse gehen sollte. Und der in Richtung seiner Ressourcen glückliche Handlungstyp/Aktioniker wird zu einem weinseligen oder die häusliche Gemütlichkeit übertrieben auslebenden, dumpfen Menschen, der sich davor scheut, seinen geistigen Neigungen nachzugehen oder sich intensiv mit Fachthemen zu befassen.

Tipp Nr. 58: Ohne Leistung kein Leben?

Rüdiger Grube, derzeitiger Chef der Deutschen Bahn und nach meiner Beobachtung ein Handlungstyp-Macher wie aus dem Lehrbuch, kämpft angesichts des Volksentscheids in Baden-Württemberg darum, dass seinem Lieblingsprojekt Stuttgart21 von den Stimmbürgern nicht der Finanzhahn zugedreht wird.

Ein Zitat aus einem Artikel der Stuttgarter Zeitung lässt den oben geäußerten Typverdacht weiter erhärten: "Rüdiger Grube ist dennoch optimistisch. Sein ganzes Leben  habe er nach einer Devise gelebt: Wenn du Leistung bringst, dann  kriegst du etwas dafür. Und für Stuttgart 21, findet er, hat schon jetzt ziemlich viel Leistung gebracht."

Wenn ich solche Sätze lese, muss ich immer an die vermutete Ursache für die Herausbildung des Handlungstyps denken - seine erste Lebenserfahrung: er muss ständig Leistung bringen, das mütterliche Blut gegen die Schwerkraft in seinen kleinen Körper pumpen, sonst muss er sterben. Dass ein Leben unter diesem enormen Druck "kein Ponyhof ist", kann man auch als Nicht-Handlungstyp verstehen.


Quelle Zitat: www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.volksabstimmung-ante-portas-grube-brennt-fu er-stuttgart-21-page1.3d285a27-5280-4ae1-b7d1-a4568d1d5867.html

Tipp Nr. 57: Die Götter verstehen.

"Es gibt noch viele Aspekte der menschlichen Natur, die wir verstehen müssen und für die es noch keine brauchbaren Modell gibt. Vielleicht sollten wir davon ausgehen, dass die Moral nur den Göttern bekannt ist und dass wir, wenn wir Menschen als Modellorganismen für die Götter betrachten, durch das Studium unserer Selbst vielleicht auch dazu kommen, die Götter zu verstehen."
(Sydney Brenner, Biologe , in seiner Nobelpreisrede 2002; zitiert nach Eric Kandel, Auf der Suche nach dem Gedächtnis; er etablierte einen Fadenwurm als Modellorganismus für das menschliche Nervensystem)

Diese Zeilen erinnerten mich an die Aussage eines Kollegen: "Als ich noch versuchte, Gott zu suchen, fand ich nur Menschen. Bei der Suche nach mehr Verständnis für die Menschen aber wuchs mein Verständnis für das, was wir Gott nennen fast von allein."


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 56: Kant, Raum, Zeit.

Immer wieder einmal freue ich mich über zufällige und unerwartete Zeilen in einem Buch, die das psychographische Modell unterstreichen, ohne dass der Autor diese Absicht hegte.

So neulich in dem spannenden Buch des Nobelpreisträgers und Hirnforschers Eric Kandel "Auf der Suche nach dem Gedächtnis". Am Beginn des 23. Kapitels heißt es da über Immanuel Kant (bei dem ich schon lange vermute, dass er Sachtyp/Temporiker war): "Kant (...) vertrat die Ansicht, dass unsere Fähigkeit zur Repräsentation des Raumes unserem Verstand von Natur aus mitgegeben sei. Der Mensch werde mit Kategorien für die Ordnung von Raum und Zeit geboren, so dass andere Sinneswahrnehmungen - von Objekten, Melodien oder Tasterlebnissen - automatisch in bestimmter Weise mit Raum und Zeit verknüpft würden."

Das trifft sehr gut das Erleben der Sachtypen - aber eben nur dieser Gruppe. Für mich als Beziehungstyp etwa verknüpfen sich "Objekte, Melodien oder Tasterlebnisse" eher und automatisch mit den emotionalen Zuständen oder den Beziehungen zu Menschen, die ich mit diesen Erinnerungen verbinde. Und für die Handlungstypen würde ich einmal behaupten, bei ihnen sind es die körperlichen Aktivitäten, an die sich die anderen Erinnerungsbestandteile anhängen ...


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 55: Angeboren, nicht vererbt.

Ab und zu finde ich einen Satz oder Begriff, einen Teilaspekt unseres Modells verständlicher zu machen als das bis dato gelungen ist.

Neulich war es wieder einmal der Fall. Da ging es um die Frage (eines "Neulings"), woher die Typunterschiede kämen, welchen Anteil die Eltern, die Erziehung, die Umwelt usw ...

Als ich darauf zu erklären versuchte, dass am Beispiel eineiiger, aber typverschiedener Zwillinge deutlich werde, dass die Ursache der Typunterschiede weder in den vererbten Genen noch in der Erziehung liegen könne, fiel mir dieser Satz ein: "Die Typunterschiede sind angeboren, aber nicht vererbt."

Sie entstehen also - nach allem, was wir bisher wissen - in der Zeit zwischen der ersten Zellteilung und der Geburt.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 54: Affentheater im Team

Eine weitere nützliche Metapher, die ich seit vielen Jahren einsetze, speziell, wenn es darum geht, die Auswirkungen der Typ- oder Naturellunterschiede in Teams zu verdeutlichen ist die Vorstellung, wie es wohl in einer Gruppe unterschiedlicher Primaten (Gorillas, Orang-Utans, Schimpansen) zugehen würde, ließe man sie gemeinsam ein Gehege in einem Zoo oder ein Stück Urwald beziehen.

Während in der Natur diese drei Arten nirgends gemeinsam auftreten, leben beim homo sapiens die verschiedenen Ausprägungen - also homo sapiens relationis, homo sapiens temporis und homo sapiens actionis, um einmal diese Begriffe zu verwenden - in den gleichen Lebensräumen, z.B. in einer Abteilung eines Unternehmens.

Zwar werden in vielen Unternehmen inzwischen kulturelle Unterschiede oder Geschlechterunterschiede berücksichtigt, aber noch nicht sehr häufig die Unterschiede im Naturell (und damit in Verhaltensstilen, Denkweisen, Stärkenausprägung usw.), wie wir sie als Psychographen fast schon selbstverständlich erkennen und damit umgehen. Das Bild der "Affenbande", die sich aus deutlich zu unterscheidenden Arten zusammensetzt, öffnet vielen hier dauerhaft die Augen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 53: Starke und schwache Hand

Eine sehr taugliche Metapher, um das Phänomen von Bevorzugung und Vernachlässigung in der Psychographie zu erklären ist Vorhandensein einer "starken" und einer "schwachen" Hand bei uns Menschen. Ich verwende dieses Bild immer wieder in Gesprächen mit Klienten, die noch nichts von unserem Thema gehört haben und merke, dass es sofort verstanden wird.

Also zum Beispiel so, dass für jemand (den wir zukunftsorientiert nennen) sein automatischer Reflex auf der zeitlichen Ebene in die Zukunft geht und er dadurch das Bewusstsein für die Gegenwart ausblendet. Trotzdem hat er natürlich die Möglichkeit dazu, bewusst den Moment zu erleben - ebenso wie ein Rechtshänder nicht nur seine rechte Hand benutzen kann, sondern auch die linke oder beide gleichzeitig.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 52: Wachstumsbereiche und Co.

Auf dem 12. Psychographie-Tag letzten Samstag in Stuttgart hörte ich zum ersten Mal ein schönes Wort als Bezeichnung für das, was wir bisher "Entwicklungsbereiche" (nach Dietmar Friedmann), Vernachlässigungen oder Ressourcen genannt haben, nämlich "Wachstumsbereiche" (so der Ausdruck von Guido Vetter) - ein wunderbar organischer Begriff, der spontan auf viel positive Resonanz stieß.

Für mich wieder - ähnlich wie bei dem Begriff "Stärken-Profil-Analyse" - ein schönes Beispiel, dass wir noch lange nicht am Ende der sprachlichen Möglichkeiten sind, die Phänomene zu beschreiben, die uns die Psychographie so wertvoll machen.

Und die Erinnerung daran, dass psychologische Vorgänge selten mit nur einem einzigen Wort korrekt benannt werden können und dass wir uns unnötig einengen, wenn wir uns auf die Verwendung eines einzigen Begriffs beschränken. So wundert es mich auch nicht, dass der erste Psychograph der Ukraine sich schon seit einigen Monaten darum bemüht, die psychographischen Fachwörter möglichst gut in seine Sprache zu übertragen - wenn wir im Deutschen nach inzwischen über 20 Jahren noch nicht "fertig" sind, darf es auch in anderen Sprachen durchaus etwas länger dauern ...


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 51: Stärken-Profil-Analysen

Statt dem lange verwendeten Begriff "Typanalyse" verwende ich seit ungefähr einem Jahr im Gespräch mit Nicht-Fachleuten bewusst die Bezeichnung "Stärken-Profil-Analyse", z.B. wenn ich gefragt werde, was ich als Coach oder Trainer in einem Team konkret mache.

Meine Erfahrungen damit sind durchweg positiv, vermutlich auch deshalb, weil sich fast jeder unter jedem einzelnen der drei Teilbegriffe etwas vorstellen kann und sie in der gemeinsamen Verwendung etwas Neues, Neugier weckendes bilden.

Diese Neugier lässt sich auch leicht mit einem kleinen Beispiel weiter anfachen, etwa mit einer Erläuterung zu unterschiedlichen Stärken-Profilen in der zeitlichen Wahrnehmung (gegenwarts-, vergangenheits- oder zukunftsorientierte Mitarbeiter). Dieses Phänomen ist vielen meiner Gesprächspartner bereits aufgefallen, ohne dass sie dafür eine Erklärung oder einen Fachbegriff kannten.

Fazit: Die Suche nach möglichst guten Begriffen lohnt sich - auch wenn es manchmal ein paar Jahre dauert!


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 50: Rückzug

Von der übertriebenen und oft vorschnellen Neigung der Beziehungstypen/Relationiker zum Rückzug war bereits die Rede, auch von einem häufigen Auslöser, nämlich der emotionalen Überbeanspruchung (die übrigens nicht nur in einer negativen, sondern auch in einer extrem positiven Situation auftreten kann).

Wann ist also ein Rückzug passend, speziell für einen Beziehungstyp-Menschen? Als Faustregel könnte hier (gemäß der Triade) gelten: wenn er sich alle drei Optionen - also Angriff, Verteidigung und Rückzug als gleichwertige Optionen in Ruhe angeschaut und danach entschieden hat, welche davon er nutzen möchte. Dies gelingt freilich eher mit ausreichend Zeit, Abstand und einem kühlen Kopf als "im Eifer des Gefechts".

Für Sachtypen scheint ein Rückzug vor allem dann passend, wenn die Möglichkeiten zum Angriff entweder ohne den erhofften Erfolg ausgereizt oder völlig aussichtslos sind.

Und für Handlungstypen gilt der Tipp, den Rückzug fest als eine positive Handlungsoption einzuplanen und darin keine Schwäche, sondern die souveräne Entscheidung eines freien Willens zu sehen. Das Sprichwort "Der Klügere gibt nach" könnte aus dieser Erkenntnis entsprungen sein. Nach meiner Erfahrung wirken Handlungstypen übrigens sehr sympathisch, wenn sie sich als faire Verlierer outen und auf die letzte denkbar Stufe der Konflikteskalation verzichten.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 49: Angriff

Mit Angriff ist, wie im letzten Tipp der Woche bereits ausgeführt, die Bevorzugung der Handlungstypen beschrieben. Häufig geht es bei ihnen nach dem bekannten Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" und ein Rückzug oder gar die Flucht wird fast schon als Niederlage gewertet. Auch Sprichwörter wie "lieber tot als unfrei" könnten aus dieser Gruppe und Haltung entspringen.

Während sich also Beziehungstypen viel zu schnell und oft als Reaktion auf das Gefühl, nicht geliebt zu werden, zurückziehen, schließen Handlungstypen diese Option fast vollständig aus. Die Erfahrung zeigt aber, dass eine kritische Situation im Leben eines Handlungstyps oft schon allein dadurch entspannt, dass er den Raum (auch mit einer Entschuldigung) verlässt und tief Luft holt.

Wagen sich Sachtypen in ihre vernachlässigte Ressource und greifen aktiv und mutig an, anstatt sich defensiv (und in Opferhaltung) zu verteidigen, begeben sie sich auf eher ungewohntes Terrain und sollten deshalb damit rechnen, auch einmal einen Fehler zu machen und daraus zu lernen. Manchmal kann die Erfolgsaussicht für Sachtypen auch dadurch erhöht werden, dass sie sich gute Vorbilder suchen. Denn klar ist: wenn jemand auf einer bekannten Route schon einmal erfolgreich einen schwierigen Weg bis zum Ziel geschafft hat, lohnt es sich, diesen zumindest bei der eigenen Routenplanung in Betracht zu ziehen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 48: Verteidigung

In der Triade

- Rückzug/Flucht (gelb)
- Verteidigung (blau)
- Angriff (rot)

stellt die Verteidigung die Bevorzugung der Sachtypen/Temporiker und somit die Vernachlässigung der Beziehungstypen/Relationiker dar. Anders gesagt: Sachtypen verteidigen sich zu häufig und reflexartig, Beziehungstypen eher zu selten (sie wählen stattdessen zu häufig den Rückzug bzw. treten die Flucht an).

Beobachten wir also einen Sachtypen in der Verteidigungshaltung, können wir ihn dazu ermutigen, aktiver zu werden und ruhig einmal den Angriff zu wagen. Die Chancen stehen gut, dass als Ergebnis (der Triade folgend) der ursprüngliche Angreifer den Rückzug antritt.

Getraut sich hingegen ein Beziehungstyp, seinen (meist emotional verursachten) Impuls zum Rückzug zu unterdrücken und sich zu verteidigen, ist ihm zu besonderer Sachlichkeit, Vernunft und zu einer undramatischen Sprache zu raten.

Zuletzt für die Handlungstypen: Für sie sollte es nicht nur zwischen Verteidigung und Angriff hin- und hergehen - zusätzlich können sie auch einen (womöglich taktischen) Rückzug in Betracht ziehen, um ihre Verteidigungsstrategie in Ruhe und ohne hektischen Aktivismus zu planen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 47: Vom Vorausblicken der Zukunftsorientierten

Im Umgang mit zukunftsorientierten Menschen muss man sich darauf einstellen, dass das Gegenüber die Dinge automatisch aus der Zukunftsperspektive betrachtet - also etwa daraufhin, wie ein Projekt weitergehen bzw. zu Ende gehen soll. Auch Vorfreude oder Zukunftsängste werden eher stärker ausgeprägt sein als bei Vergangenheits- oder Gegenwartsorientierten.

Zur Erinnerung: durch die Bevorzugung der Zukunft ist die Gegenwartsorientierung schwächer ausgeprägt - diese kann jedoch durch gezieltes Ansprechen, Bewusstmachen oder Trainieren zumindest punktuell gestärkt werden. Eine hilfreiche Frage kann hier lauten: Welche Konsequenz hat das, was du dir für die Zukunft vorstellst, für dein heutiges Leben?


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 46: Von der Speicherkapazität der Vergangenheitsorientierten

Die Unterschiede im Erinnerungsvermögen zwischen Menschen werden vor allem dann offenkundig, wenn Vergangenheitsorientierte auf Gegenwarts- oder Zukunftsorientierte treffen. Hier hilft das Wissen um diese Unterschiede beim Verstehen bzw. Akzeptieren.

Ein Beispiel: Drei Kollegen in einer Besprechung. Der Zukunftorientierte stellt eine, wie er meint, völlig neue Idee vor. Dem Vergangenheitsorientierten fallen auf Anhieb zwei bis drei ähnliche Projekte ein, die vor vielen Jahren schief gingen. Für ihn handelt es sich keineswegs um ein neues Projekt, sondern um eine schlichte Wiederholung und er sieht ein ähnliches Ergebnis voraus. Die gegenwartsorientierte Kollegin hingegen findet die Idee interessant - sie hat völlig vergessen, dass früher bereits vergleichbare Ansätze versucht wurden.

Je nach Grundtypus wird sich die Vergangenheitsorientierung eher auf Negatives (beim Handlungstyp/Aktioniker), auf Positives (beim Beziehungstyp/Relationiker) oder auf Kritisches (beim Sachtyp/Temporiker) konzentrieren. Für eine typgerechte Intervention und um alle Aspekte der Erinnerungen abzurufen sollte daher bei bevorzugt negativen Erinnerungen gezielt nach positiven gefragt werden, bei nur positiven nach den sehr kritischen und bei den kritischen nach den negativen - entlang der Triade Ja/Vielleicht/Nein.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 45: Die Vergesslichkeit der Gegenwartsorientierten

Einen gegenwartsorientierten Menschen erkennen Sie zum Beispiel daran, dass er sich relativ viele Notizen macht und oft auch erwartet, dass andere das tun. Da er von sich selbst weiß, dass Vergesslichkeit "normal" ist, unterstellt er das auch seinen Mitmenschen - vor allem dann, wenn er sie noch nicht so gut kennt. Macht er sich etwa in einer Besprechung Notizen und Sie nicht, könnte er das so auslegen, dass Sie kein Interesse daran haben, sich das zu merken, worüber gesprochen wurde.

Die positive Seite dieser "Vergesslichkeit" (die wohl eher als extrem selektive Speicherung bezeichnet werden müsste) ist jedoch, dass Gegenwartsorientierte wesentlich flexibler darin sind, getroffene Vereinbarungen wieder spontan zu ändern, wenn neue Aspekte auftauchen. Auch sind sie bei weitem nicht so nachtragend wie etwa Vergangenheitsorientierte und vergessen auch kleine bis mittlere Kränkungen, Fehler oder Missklänge bald wieder.

Wobei man sich darauf bei schwerwiegenderen Erlebnissen nicht verlassen sollte - ein gegenwartsorientierter Jugendlicher drückte es gegenüber seiner Mutter nach einem Streit so aus: auch wenn ich gegenwartsorientiert bin - das vergesse ich dir nicht!


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 44: Was Fühlern beim Verdauen hilft

Menschen, bei denen das Fühlen besonders stark ausgeprägt ist (die "Fühler") neigen dazu, im Laufe eines Tages viele Reize aufzunehmen, sie aber nicht gut zu verdauen.

Um den Vorgang des Verarbeitens der aufgenommenen Reize zu ermöglichen, sollte die Reizzufuhr eine Zeit lang reduziert werden - also die Augen schließen, die Musik auszuschalten, die Stille zu suchen. Vermutlich ist deshalb der Schlaf für Fühler die beste Regeneration, besonders nach anstrengenden, also reiz-vollen Tagen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 43: Wenn Macher einmal nichts machen.

Die "Macher-Menschen", also jene, die im psychographischen 123-Modell das Machen bevorzugen und das Wahrnehmen vernachlässigen, sind in aller Regel eher selten still. Was nicht bedeutet, dass sie immer sprechen, singen, pfeifen oder mit Hilfe eines Instruments Lärm machen (als Teilnehmer zahlreicher Demonstrationen gegen Stuttgart21 weiß ich, wovon ich rede ...) - aber irgendwie sind sie häufiger in Bewegung als etwa "Denker-Menschen", zu denen ich selbst gehöre.

Schweigt nun der Macher-Mensch ausnahmsweise einmal oder macht er auch sonst nichts, und das sogar über eine längere Zeitspanne, lohnt es sich, genauer nachzusehen: einmal vorausgesetzt, er schläft nicht, ist es wahrscheinlich, dass er dann in einem spannenden Buch versunken ist, einen fesselnden Film schaut oder jemanden zuhört, dessen Worte ihn faszinieren.

Merke also: Wenn Macher schweigen nutzen sie häufig ihre vernachlässigte Wahrnehmungsfähigkeiten (also fachsprachlich ihre "Ressource") - und dabei sollte man sie nicht ohne Grund stören. Und was den Beratungs-, Therapie- oder Coaching-Kontext betrifft, lässt sich sagen, dass ein Macher-Mensch im Zuhörmodus dabei ist, Neues aufzunehmen und man als Berater, Therapeut oder Coach durchaus weiter reden sollte um so dem Zuhörer mehr "Futter" zu geben.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 42: Vom schweifenden Blick der Wir-Bezogenen

Während, wie in der letzten Folge beschrieben, die Du-Bezogenen sich häufig durch besonders große Augen und einen sehr eindringlichen Blick zu erkennen geben, lässt sich bei den Wir-Bezogenen (oder Wir-Verbundenen) oft der "umherschweifende Blick" beobachten.

Neulich erst fiel er mir beim bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer auf: während er mit dem Journalisten (bzw. der Kamera) sprach, schaute er ständig über beide hinweg oder an beiden vorbei - vermutlich, weil "Drumherum" spannendere Dinge oder Menschen zu sehen waren.

Mir selbst passierte es vor Jahren in einem Café, wo ich mich mit einem Bekannten zum Plaudern traf, der wie ich selbst wir-verbunden ist. Anstatt, wie zu erwarten, den Blick auf den anderen gerichtet zu halten, während wir uns rege austauschten, wanderten unserer beiden Blicke über den Marktplatz, auf dem das Café Stühle nach draußen gestellt hatte.

Als es mir auffiel und ich ihm das Phänomen erläuterte, war er direkt dankbar - ihm bzw. seinen Bekannten war dieses Verhalten auch schon aufgefallen, sie hatten es teilweise aber als Desinteresse am Gegenüber gedeutet oder interpretiert, der Junggeselle würde einfach jeder hübschen Frau in Sichtweite nachsehen ...

Tipp daher: Habt Verständnis für uns Wir-Verbundene - wir (!) können fast nicht anders, als immer "alle" im Blick zu haben.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 41: Du-Augen sind Kuh-Augen?

Auf der Suche nach äußerlich klar und rasch zu erkennenden Typmerkmalen wurde schon vor einigen Jahren offenkundig, dass die Du-Bezogenen (oder Du-Verbundenen) unter uns sehr häufig an ihren großen, zum Fixieren des Gegenübers neigenden Augen zu erkennen sind.

Klar ist natürlich, dass es sich hier zunächst um den Verdacht einer Zuordnung handelt, der im Gespräch gemeinsam überprüft werden muss. Zumindest aber liefert es denjenigen, die es nicht gewohnt sind oder nicht mögen, so "angestarrt" zu werden, eine wohlwollende Erklärung für diese Art der Kontaktaufnahme.

Obwohl schon bei du-bezogenen Kindern dieses Phänomen zu beoabachten ist, könnte es durchaus auch sein, dass es einfach durch die Gewohnheit entsteht, das Gegenüber besonders lange und intensiv anzusehen.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 40: Vom Schweigen der Denker

Neulich in einem Workshop zum 123-Modell erlebten die Teilnehmer (und ich selbst natürlich) einen sehr typischen Denker (Untergruppe, vom Grundtypus her Sachtyp/Temporiker). Es war nur eine kleine Gruppe, so dass jeder zu Wort kam bzw. hätte kommen können. Nur unser Denker schwieg fast komplett, hörte offenkundig aber interessiert zu und "dachte sich seinen Teil".

In der ersten Feedback-Runde zur Halbzeit fiel es den anderen Anwesenden auf, dass dieser Teilnehmer nun zum ersten Mal ausführlicher sprach und ihm selbst wurde ziemlich deutlich, dass seine "Super-Ressource", das "Machen", nicht zufällig den kleinsten Raum im "Persönlichkeitshaus" einnimmt - hier ein Beispiel zum Download: http://www.123modell.de/spa-muster2112.pdf

Auch wurde den restlichen Teilnehmern auf diese Weise überdeutlich, warum man einen Denker (zumal einen Sachtyp-Denker) in Gesprächsrunden immer wieder gezielt dazu auffordern muss, seine Gedanken mit den anderen zu teilen. Und am Ende meinte der Denker dann auch ganz offen: "Ich glaube, ich muss mich öfters äußern."

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 39: Der tänzelnde Gang der Beziehungstypen

Nicht umsonst leitete Dietmar Friedmann in den Anfangszeiten seiner Typenbeobachtung häufig den Typverdacht daraus ab, welche Gangart ein Mensch zeigt, wenn er sich im normalen Modus bewegt.

Neben dem sehr aufrechten und fast marschartigen Gang der Handlungstypen und dem lockeren dahinschlendern der Sachtypen lässt sich bei Beziehungstypen häufig eine Gangart beobachten, die ich als "tänzelnd" bezeichnen würde.

Besonders wenn es einem Beziehungstypen emotional sehr gut geht, wenn er von anderen bewundert wird (oder er die bewundernden Blicke Dritter auf sich spürt), sieht man dieses fast balzende und kokettierende Verhalten.

Auch bei Beziehungstyp-Kindern lässt sich aus der Art des Ganges leicht auf die innere Stimmung schließen - gute wie schlechte Erlebnisse schlagen sich kurz darauf in der Bewegung nieder, sei es in einem hüpfenden Springen oder einem mürrischen, steinekickenden Protestmarsch.

So gesehen: zeige mir, wie du gehst und ich sage dir, zu welcher Typengruppe du gehörst :)


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 38: Von der Lockerheit des Sachtypen

Ein Phänomen, das für mich stets einen Sachtyp-Verdacht aufkommen lässt ist die Art von Lockerheit, bei der zum Beispiel einem Spaziergänger die Arme und sogar die Hände im Rhythmus des Gehens mitschwingen. Es wirkt fast so, als wären die Gelenke an den Schultern ausgekugelt und nur noch durch die Sehnen und die Haut am Körper angewachsen.

Zu dieser Beobachtung passt auch die Fähigkeit von Sachtypen, fast jederzeit "auf Befehl" die Arme oder Beine so locker lassen zu können, dass sie nach dem Anheben und Loslassen durch einen Dritten ungehindert der Schwerkraft folgen. Eine ähnliche Spannungslosigkeit lässt sich auch beim spontanen Händedruck von Sachtypen wahrnehmen ("wie wenn man einen Fisch in der Hand hat").

Für Beziehungstypen und vermutlich auch für Handlungstypen ist das ein nur schwer oder gar nicht zu erreichender Zustand.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 37: Vom "bösen Blick" der Handlungstypen

Eine der massivsten Missdeutungen dessen, was ich an anderen Menschen zu beobachten glaubte, war (bevor ich über die Typunterschiede aufgeklärt wurde) ein Blick der Handlungstypen, den ich als "böse" oder "abweisend" interpretierte; was auch mit daher rührt, dass es Beziehungstypen gewohnt sind, aus dem Gesicht anderer zu lesen (weil man bei unserer Gruppe meist am Gesicht erkennt, wie es uns geht oder was uns beschäftigt).

Nach wiederholter Auskunft von Handlungstypen handelt es sich bei so einer Mimik aber keineswegs um eine Auskunft bezüglich der inneren Verfassung oder gar darüber, was der so Schauende über den Angeschauten denkt. Es scheint einfach eine Art "Nicht-Mimik" zu sein, die dann auftritt, wenn der Handlungstyp mit etwas stark beschäftigt ist.

Das nette Lächeln muss sozusagen absichtlich "angeknipst" werden - vielleicht sieht man deshalb auch gerade bei Handlungstypen besonders schöne lächelnde Gesichter. Ich erinnere mich an eine Handlungstyp-Kollegin, die sich angewöhnt hat, am Telefon absichtlich zu lächeln - weil dann ihre Stimme viel freundlicher klingen würde ...


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 36: Über violette Kommunikation

Als "violette Kommunikation" bezeichnen wir die Kommunikation zwischen dem roten Typus (Handlungstyp, Aktioniker) und dem blauen Typus (Sachtyp, Temporiker).

Im Gegensatz zu "gelber", "blauer" oder "roter" Kommunikation, bei der auf beiden Seiten der gleiche Typus kommuniziert und gegenseitiges Verständnis wahrscheinlich ist, treten hier bei der "gemischtfarbigen" Kommunikation eher Missverständnisse auf.

Ist sich mindestens einer der beiden Kommunikationspartner dieses Umstandes bewusst, kann dieser steuernd Einfluss nehmen. So kann der rote Typus seine Direktheit etwas zurücknehmen und die positiven, persönlichen und emotionalen Aspekte stärker berücksichtigen. Der blaue Typus hingegen kann dadurch positiven Einfluss nehmen, dass er die aus seiner Sicht eher grobe und viel zu zielorientierte Art der Kommunikation als Bestandteil des Naturells seines Gegenübers versteht und akzeptiert.

Eventuell kann "Rot" hier auch etwas Platz im "roten Bereich" machen und nicht dem blauen Gesprächspartner ständig seine Schwachstellen vorhalten, indem er selbst seine Stärken zu sehr in den Vordergrund stellt.

"Blau" kann die Kommunikation auch noch in sofern positiv beeinflussen, dass die gelben Aspekte (etwa die emotionalen Angelegenheiten) nicht übergangen werden, z.B. weil er die Stärken des "Roten" zu sehr bewundert und darüber dessen typbedingte Schwachstellen ausblendet.


Eine Kurzübersicht über die Merkmale, Stärken und Schwächen der drei Gruppen findet sich auf den Seiten
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe1.pdf (gelb)
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe2.pdf (blau)
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe3.pdf (rot)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 35: Über grüne Kommunikation

Als "grüne Kommunikation" bezeichnen wir die Kommunikation zwischen dem gelben Typus (Beziehungstyp, Relationiker) und dem blauen Typus (Sachtyp, Temporiker).

Im Gegensatz zu "gelber", "blauer" oder "roter" Kommunikation, bei der auf beiden Seiten der gleiche Typus kommuniziert und gegenseitiges Verständnis wahrscheinlich ist, treten hier bei der "gemischtfarbigen" Kommunikation eher Missverständnisse auf.

Ist sich mindestens einer der beiden Kommunikationspartner dieses Umstandes bewusst, kann dieser steuernd Einfluss nehmen. So kann der gelbe Typus seine Emotionalität etwas zurücknehmen und die sachlichen, thematischen und ökonomischen Aspekte stärker berücksichtigen. Der blaue Typus hingegen kann dadurch positiven Einfluss nehmen, dass er die aus seiner Sicht eher hektische und unkonzentrierte Art der Kommunikation als Bestandteil des Naturells seines Gegenübers versteht und akzeptiert.

Eventuell kann "Blau" hier auch etwas Platz im "blauen Bereich" machen und nicht dem gelben Gesprächspartner ständig seine Schwachstellen vorhalten, indem er selbst seine Stärken zu sehr in den Vordergrund stellt.

"Gelb" kann die Kommunikation auch noch in sofern positiv beeinflussen, dass die roten Aspekte (etwa die praktischen Dinge) nicht übergangen werden, z.B. weil er die Stärken des "Blauen" zu sehr bewundert und darüber dessen typbedingte Schwachstellen ausblendet.


Eine Kurzübersicht über die Merkmale, Stärken und Schwächen der drei Gruppen findet sich auf den Seiten
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe1.pdf (gelb)
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe2.pdf (blau)
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe3.pdf (rot)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 34: Über orangene Kommunikation

Als "orangene Kommunikation" bezeichnen wir die Kommunikation zwischen dem gelben Typus (Beziehungstyp, Relationiker) und dem roten Typus (Handlungstyp, Aktioniker).

Im Gegensatz zu "gelber", "blauer" oder "roter" Kommunikation, bei der auf beiden Seiten der gleiche Typus kommuniziert und gegenseitiges Verständnis wahrscheinlich ist, treten hier bei der "gemischtfarbigen" Kommunikation eher Missverständnisse auf.

Ist sich mindestens einer der beiden Kommunikationspartner dieses Umstandes bewusst, kann dieser steuernd Einfluss nehmen. So kann der gelbe Typus seine Emotionalität etwas zurücknehmen und die praktischen, zählbaren oder ergebnisorientierten Aspekte stärker berücksichtigen. Der rote Typus hingegen kann dadurch positiven Einfluss nehmen, dass er die aus seiner Sicht viel zu verspielte, unernste oder persönliche Art der Kommunikation als Bestandteil des Naturells seines Gegenübers respektiert und akzeptiert.

Eventuell kann "Gelb" hier auch etwas Platz im "gelben Bereich" machen und nicht dem gelben Gesprächspartner ständig seine Schwachstellen vorhalten, indem er selbst seine Stärken zu sehr in den Vordergrund stellt.

"Rot" kann die Kommunikation auch noch in sofern positiv beeinflussen, dass die blauen Aspekte (etwa die ökonimischen Dinge) nicht übergangen werden, z.B. weil er die Stärken des "Gelben" zu sehr bewundert und darüber dessen typbedingte Schwachstellen ausblendet.

Eine Kurzübersicht über die Merkmale, Stärken und Schwächen der drei Gruppen findet sich auf den Seiten
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe1.pdf (gelb)
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe2.pdf (blau)
http://www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe3.pdf (rot)

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 33: Die Ausnahmen

Aus der Kombination zwischen den Erfahrungen der Lösungsorientierten Kurztherapie und den Erkenntnissen aus den Typunterschieden lassen sich sehr praktikable Beobachtungsinstrumente bzw. Interventionen für die Gesprächsführung entwickeln.

Ein besonders nützliches Beispiel ist die Suche nach den so genannten Ausnahmen. Wir achten also nicht darauf, was uns ständig oder häufig passiert, sondern darauf, was nur ausnahmsweise, selten oder gar einmalig auftritt. Stellt so eine Ausnahmeerscheinung einen "erwünschten Unterschied" dar, versucht man, ihn absichtlich zu wiederholen.

So könnte etwa ein Beziehungstyp ausnahmsweise einmal zwei Jobangebote parallel bekommen. Beide erscheinen ihm reizvoll, so dass er nach Kriterien der Unterscheidung suchen muss. Bei dieser zeitaufwändigen Detailarbeit merkt er, dass es bei beiden Angeboten einen "Haken" gibt und gleichzeitig, dass er bisher viel zu oberflächlich und gutgläubig mit solchen Entscheidungen umgegangen ist. Also nimmt er sich vor, künftig öfters oder sogar regelmäßig mit mehr Zeit und Genauigkeit Informationen zu sammeln, bevor er sich entscheidet.

Dass diese "Ausnahmen" für jeden Typus an anderer Stelle zu finden sind, brauche ich hier wohl nicht extra zu erwähnen ...


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 32: Die drei Stadien des Seins

Im Film "Kundun" über die Geschichte des Dalai Lama gibt es eine Szene, in der der junge Dalai Lama einen buddhistischen Lehrtext zitiert:

"Und genau um Mitternacht
sah Bodhisattva ein gleißendes Licht.

Und in einem einzigen Augenblick sah er
die drei Stadien des Seins:

Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft,
mit durchdringender Klarheit."

Eine schöne Verbindung der Begriffe "Sein" und den drei Zeiträume, wie sie in der Landkarte der Psychographie benannt werden.

Wenn Sachtypen - was mir öfters passiert - mit dem Begriff "Zeitorientierung" nichts anfangen können, verbinde ich das mit dem Seinsbegriff. In der Regel wird es dann besser verstanden. Für Sachtypen scheint also "Dasein" und "Zeit" ganz automatisch verbunden zu sein.

Für mich als Beziehungstyp immer wieder faszinierend ...


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 31: Was ist das "Naturell"?

Je länger ich mich mit den vielen Begriffen befasse, die rund um "unser Thema" verwendet werden, desto klarer wird mir, dass der Begriff "Naturell" sehr gut das trifft, was wir mit "Typus" meinen.

Neulich - während der heißen Phase des Wahlkampfes in Baden-Württemberg - hieß es z.B., Teile der CDU kämen mit "dem Naturell" von Stefan Mappus, dem Ministerpräsidenten, nicht klar. Wir würden wohl sagen "mit seinem Typus".

Um es deutlicher auszudrücken: Unter Typus oder Naturell verstehen wir die Anteile der Gesamtpersönlichkeit, die weder durch Vererbung, Umwelt noch Erziehung oder Biografie verursacht sind, sondern durch einen zusätzlichen Faktor - vermutlich durch die epigenetische Erstprägung des Embryos während der Einnistung in die Gebärmutter-Schleimhaut.

In der europäischen Antike nannte man diesen Teil des Menschen übrigens "Temperamtent", woher auch die "Vier-Temperamenten-Lehre" mit den bekannten Typen der Choleriker, Sanguiniker, Melancholiker und Phlegmatiker stammen.

Heutzutage wird jedoch in der Umgangssprache "Temperament" meist als "feuriger Charakter" aufgefasst, weshalb ich mehr und mehr dazu tendiere, außerhalb von Fachkreisen vom "Naturell" eines Menschen zu sprechen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 30: 1+2+3=6

Durch Zufall bin ich dieser Tage auf eine einfache Metapher dafür gestoßen, wie sich die drei Basis-Stärken und deren unterschiedliche Gewichtung beschreiben lassen:
Stellen wir uns einen Würfel mit seinen sechs Seiten vor - allerdings nicht mit Punkten oder Zahlenwerten, sondern farbig markiert. Sind z.B. drei Seiten rot, zwei blau und eine gelb, ist das ein Bild für den Handlungstyp/Aktioniker und seiner Bevorzugung der "roten Seite" bei gleichzeitiger Vernachlässigung der "gelben".

Legt man den Würfel mit der gelben Seite nach unten auf den Tisch, könnte man meinen, er wäre nur rot und blau eingefärbt - aber nicht ausschließlich rot, wie manche am Anfang das 123-Modell missverstehen. Jeder Würfel ist so gesehen eine "Mischung" der drei Farben - und doch ist klar, wo die Präferenz liegt.

Und würfelt man einfach drauf los und führt eine Strichliste, wird ganz sicher "rot" gewinnen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 29: Wer nimmt etwas ganz Neues an?

Immer wieder werde ich gefragt, speziell von solchen Kolleginnen oder Kollegen, die erst recht kurz mit der Psychographie zu tun haben, warum die Verbreitung dieses so offenkundig nützlichen Modells nicht schon viel weiter vorangekommen ist.

Einer der Gründe dafür, dass es eher langsam geht, dürfte die Tatsache sein, dass etwas ganz Neues nicht ohne weiteres vom menschlichen Gehirn angenommen wird.

Anhand der zahlreichen "Ausnahmen", wo dies doch funktionierte, meine ich, drei Kriterien beobachtet zu haben, die den Zugang zu unserem Typenmodell erleichtern:

1. Es besteht Vertrauen zu demjenigen, der davon berichtet.

2. Es liegt eine Problemstellung oder ein Phänomen vor, das mit bisherigen Kenntnissen oder Erklärungsmodellen nicht befriedigend bearbeitet werden kann.

3. Es ist ein gewisses Maß an Interesse für Menschen, für Zwischenmenschliches, für Unterschiede zwischen Menschen vorhanden - man könnte auch vielleicht von "sozialer Intelligenz" sprechen.

Sind alle drei Voraussetzungen gegeben, scheint mir die Aufnahmebereitschaft auch für so etwas Neues und oft "Umwerfendes" wie die psychographischen Typunterschiede recht hoch zu sein, etwa im Gespräch mit Freunden oder auch mit Klienten in der Beratung oder im Coaching.

Anders gesagt: Würde eine Vertrauensperson wie etwa die ehemalige Bischöfin Margot Käßmann einer Gruppe Seelsorgern in der Ausbildung anhand praktischer Beispiele aufzeigen, wie mit typunterschiedlichen Menschen gute Gespräche geführt werden können, ihr wäre eine hohe Aufmerksamkeit und dem Thema eine hohe Aufnahmebereitschaft fast sicher.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 28: Typologie ist nicht gleich Typologie

Während an den deutschen Universitäten erst ganz zögerlich der Nutzen von guten Typologien erkannt wird, sind sie in vielen Unternehmen bereits seit vielen Jahrzehnten in Verwendung, z.B. in der Personalauswahl oder im Vertrieb.

Erst neulich machte die Hamburger Sparkasse Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass ihre Mitarbeiter Kunden in bestimmte Gruppen einsortiert haben, um ihnen dann mit möglichst passenden Argumenten Finanzprodukte zu verkaufen.

Wenn man sich einen Überblick über die am Häufigsten verwendeten Typologien verschafft (aus meiner Sicht sind dies DISG, MBTI, Insights, HDI, Struktogramm, Enneagramm) ist es doch verwunderlich, auf welche alten und zum Teil sogar uralten Modelle man so setzt.

Anders gesagt: wir brauchen uns mit der Psychographie bzw. dem 123-Modell, wie ich es im Umgang mit Unternehmen gerne nenne, nicht zu schämen.

Eine Vergleichstabelle aus Sicht der Anwender habe ich hier zusammengestellt: www.123modell.de/vergleich.htm - vielleicht hilft das ab und zu, wenn die Sprache auf scheinbar ähnliche Modelle kommt. Und auch die schon etwas länger im Netz befindliche Vergleichsliste, die Günter Hiller und ich erarbeitet haben und die noch weit mehr Typologien inhaltlich vergleicht, ist nach wie vor lesenswert: www.psychographie.de/typologien-vergleich.htm


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 27: Politikertypen im Superwahljahr

Frank-Walter Steinmeier, ehemals Kanzlerkandidat der SPD sagte einmal: "Die Politik braucht unterschiedliche Typen: die Rampensau, den Nachdenklichen, den eher Bauchgesteuerten und hoffentlich auch den, der mit Augenmaß eine gerade Furche zieht." (Stern Nr. 31/2007, S. 44)

Welcher der psychographischen Typen nun zu diesen "Steinmeierschen Politikertypen" passt, lasse ich einmal offen.

Klar ist aber, dass sowohl in aktuellen Interviews oder Talkrunden ebenso wie in älteren You-Tube-Videos reichlich Analysematerial zu finden ist. Meine Lieblinge sind z.B. Aufnahmen von Willy Brandt, Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Herbert Wehner oder auch Joschka Fischer.

Auch deshalb finden sich in meiner neuen Prominentenliste relativ viele Politikerinnen und Politiker - wo immer ich genügend Hinweise hatte, auch mit Angaben zum Untertypus. Kleiner Tipp hier: Vergleichen Sie eimmal das Typenmuster von Angela Merkel und Hannelore Kraft, der Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen - und sehen Sie sich dann Fotos der beiden an, z.B. auf picsearch.de

Die neue Promiliste finden Sie hier: www.123modell.de/promiliste.htm - viel Vergnügen!


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 26: Sein in der Zeit

Gestern fand ich zufällig im Buch von Ferdinand Seibt "Die Begründung Europas" einige sehr prägnante Zeilen (vermutlich eines Sachtypen) darüber, wie Zeit und Sein* zusammengehören:

"Sein in der Zeit

Nichts erscheint leichter in jenem Merksatz, der Descartes berühmt gemacht hat, als zu sagen: "Ich denke - also bin ich." "Ich denke heute, gestern, morgen. Also bin ich in der Zeit. Ich begreife die Zeit." (...) Sein und Zeit in Bezug zu setzen, ist ein altes Anliegen der Philosophie. Natürlich kann man auch Sein und Raum gemeinsam betrachten. Dazu muss man den Raum erkennen können. Man muss sehen. Die Zeit kann man nicht sehen, so wenig wie das Sein.

Man kann die Zeit also mit geschlossenen Augen wahrnehmen, und ganz allein. Aber man teilt diese Zeit auch mit allen anderen, ob sie wollen, ob wir wollen, oder nicht. Aus einem Raum kann man weggehen, um allein zu sein. Aus der Zeit nicht. Die Zeit, so freundlich sie uns ihr "Gestern, Heute, Morgen" anbietet, stellt uns sofort unter ihre Kuratel: Wir müssen mit dem Heute vorlieb nehmen, können nicht zurück ins Gestern, und dürfen das Morgen noch nicht erleben. Den Raum, diesen oder jenen, können wir dagegen, wie es scheint, wählen und nach Belieben erfahren.

Das ist ein merkwürdiges Zeitbewusstsein, das unser Dasein begleitet und uns zu Zeitgenossen macht: Wir teilen das Datum, wir wünschen uns einen guten Tag, Abend, Morgen, wir bekräftigen fort und fort ein Miteinander, das eigentlich nur durch ein Beisammensein verwirklicht wäre."

* dieser Zusammenhang von Sein und Zeit erscheint mir auch deshalb interessant, weil Dietmar Friedmann die Sachtypen ursprünglich als "Seinstypen" benennen wollte - und ich sie in der Neuauflage von "Warum sind wir so verschieden?" als "Temporiker" (also als "Zeittypen") bezeichne.

Text und Redaktion: Werner Winkler
Quelle: Ferdinand Seibt, Die Begründung Europas, S. Fischer Verlag, 2002

Tipp Nr. 25: Machen, Äußern, Erzeugen

Um den Unterschied zwischen Fühlen, Denken und Machen (die Unterebene "Aktivität" oder "Tätigkeit") zu illustrieren, greife ich schon seit längerem auf die Metapher einer kleinen Fabrik oder Werkstatt zurück:

Fühlen entspricht in diesem Bild den angelieferten Rohstoffen, der Energie usw. - also allem, was in das Gebäude hineingeht.

Denken steht hier für die Verarbeitung, den Vorgang des Ordnens, Kombinierens, Aussortierens, Verbindens der Materialien zu einem fertigen Produkt.

Und das Machen schließlich wird durch die Auslieferung, das Ausstellen, Zeigen oder Verkaufen der Erzeugnisse symbolisiert.

Insofern - und das war für mich eine neue Erkenntnis - lässt sich der Begriff "Machen" auch gut durch "Erzeugen" umschreiben und nicht nur durch "expressives Äußern", wie ich es bisher gerne getan habe. Jetzt verstehe ich auch besser, warum manchmal die Eltern "meine Erzeuger" genannt werden oder man vom "Kinder machen" spricht ... :)


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 24: Schriftlich oder mündlich?

Eine kleine Beobachtung am Rande zur Frage, wie sich die psychographischen Erkenntnisse effektiv vermitteln lassen.

Offenbar macht es einen großen Unterschied, ob jemand etwas über dieses Thema liest oder ob es ihm von einem lebendigen, anwesenden Menschen erklärt wird. Zwar gibt es auch Fälle, in denen der "Aha-Effekt" allein durch das Lesen (z.B. eines Buches oder einer Webseite) eintritt, aber meistens sind es die persönlichen (Einzel-) Gespräche.

Warum?

Ich vermute, dass wir in der Kommunikation von Mensch zu Mensch automatisch auf den Typus unseres Gegenübers Rücksicht nehmen und unsere Art zu Erklären anpassen - nicht nur im Sprachniveau oder die Geschwindigkeit, mit der wir von Stufe zu Stufe gehen - sondern eben auch auf unsere "Ahnung" davon, mit welchem Typus wir es zu tun haben.

Das klappt natürlich bei einem Buch nicht, selbst wenn es "typgerecht" geschrieben ist. Auch beantworten Bücher und Internetseiten (noch nicht) Fragen, die man ihnen stellt, wenn man etwas nicht auf Anhieb versteht. Und auch ein Lehrer oder Dozent, der eine größere Anzahl von Lernwilligen vor sich hat, läuft automatisch Gefahr, nicht alle gleichermaßen gut zu erreichen oder auf alle Fragen eingehen zu können.

Diese Beobachtung verstärkt bei mir die Tendenz, so oft es geht Einzelgespräche oder Einzeltrainings zur Vermittlung der Psychographie zu nutzen und weniger auf die "großen Gruppen" zu setzen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 23: Von Delfinen, Blauwalen und Haifischen

Neulich auf einer Fortbildung: Nachdem die grundlegenden Triaden-Begriffe wie Ja/Vielleicht/Nein oder Herz/Geist/Körper am Flipchart stehen, eröffne ich auf einem neuen Blatt ein neues Dreieck.

Zuerst zeige ich anhand dreier sehr verschiedener Meeresbewohner auf, wie gut sich Delfin, Blauwal und Haifisch als Metapher eignen, um das "Gesamtbild" der drei verschiedenen Gruppen vorstellbarer zu machen.

Dann ein kleiner Test, ob die Übertragung aufs Festland und in unsere nähere Verwandtschaft funktioniert:

Ich notiere nur "Schimpanse" in die obere Ecke und frage in der Runde nach, welche anderen Affen den anderen beiden zuzuordnen wären. Ein Handlungstyp ruft spontan "Pavian" und wird aus der Runde auf "Gorilla" korrigiert. Zwei Sachtypen murmeln verhalten etwas von "Orang-Utan" und freuen sich über ihren Treffer. Eine "Wer-wird-Millionär"-Stimmung liegt im Raum.

Dann gehen plötzlich die Kommentare in der Gruppe hin und her und ich merke, dass meine "Vorhersage" zu Beginn des Workshops einzutreffen beginnt: Einmal mit diesen Unterschieden konfrontiert gibt es kaum noch ein "zurück" hinter die gewonnenen Erkenntnisse. Kurz darauf die ersten befreienden Lacher, Kicherer und freundliche Schulterklopfer. Während die frisch ernannten Delfine ihr schönstes Lächeln zeigen, lehnen sich die Blauwale entspannt und "erkannt" zurück, während sich die kraftvollen Haifische ein neues Opfer für den nächsten Angriff auf die Lachmuskeln aussuchen ...


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 22: Drei Gesellschaften in einer

Immer wieder einmal hört man Beiträge, die sich über "die Gesellschaft" beklagen oder sich darüber ärgern, dass unsere Gesellschaft so ist, wie sie wahrgenommen wird.

Interessant finde ich hierbei, dass die drei psychographischen Lebensbereiche in solchen Diskussionen auftauchen:

- die Wissens- oder Informationsgesellschaft
- die Leistungsgesellschaft
- die Spaßgesellschaft und die Solidargemeinschaft

Spannend, hier zu beobachten, welcher Mensch sich über welche dieser Gesellschaften beklagt oder welche er als dominant erlebt.

Andererseits könnte man auch durchaus eine ganze Gesellschaft "typisieren" und nachsehen, welche Gewichtung zwischen den drei Bereichen jeweils aktuell vorliegt.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 21: Erkannt statt verkannt.

Wie kann ein Handlungstyp-Schüler in einem Fach die Note vier und im anderen die Note eins haben (mündlich, Mitarbeit), obwohl er beide Fächer gleich gerne mag und subjektiv den Eindruck hat, sie gleich gerne zu mögen? Ganz einfach: im ersten Fach ist der Lehrer Sachtyp und zweiten Handlungstyp.

Als der Schüler dem "Vierer-Lehrer" die Einsen aus dem anderen Fach zeigt und wissen will, warum er mündlich so schlecht bewertet wird, obwohl er doch so aktiv mitarbeite, kommt der Lehrer ins Grübeln und verspricht, ihn noch einmal besser zu beobachten.

Meine Vermutung hier (und die der Mutter, die über die Typunterschiede Bescheid weiß): Der Schüler bzw. seine typeigenen Stärken wurde schlicht nicht als solche erkannt - und er somit ver-kannt.

Um es mit einem Beispiel zu sagen: Angenommen, jemand hat noch nie ein Auto gesehen und ist auf der Suche nach einer Unterkunft. Das erste, das er findet, ist ein VW-Bus. Er öffnet die Tür und steigt ein. Er denkt, er habe ein Mini-Haus gefunden, wundert sich, dass es auf runden Gummistelzen steht und vier Türen hat. Dann ärgert er sich, dass die Fenster so unpraktisch sind und dass es keinen Ofen oder wenigstens eine Heizung gibt. Auch eine Steckdose sucht er vergeblich. Er gibt dieser Unterkunft die Note 5 und findet nie heraus, dass er damit nach Italien fahren könnte :)

Wobei sich ja langsam etwas ändert ... mit jedem, der über die Unterschiede zwischen den von uns beobachteten Typgruppen und ihre Ursachen "aufgeklärt" wird.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 20: Von Häusern, Gärten und Zoos

Seit es die "Haus-Metapher" gibt, um die Gewichtung der verschiedenen Stärken aufzuzeigen, benutze ich diese Möglichkeit fast immer, wenn ich eine Typanalyse oder Stärken-Profil-Analyse durchführe.

Da nicht jeder mit einem Haus etwas Positives verbindet, teste ich auch hin und wieder die "Garten-Metapher". Da sind die verschieden großen Räume des Hauses dann eben Felder mit Kartoffel- oder Blumenbeeten.

Oder sie zeigen neun Gehege, in denen wie in einem Zoo Tiere leben. Da stehen die Tiere dann als Metapher für die neun Stärken, also z.B. der brüllende Löwe für die Aktivität "Machen", die stumme Eule für die Aktivität "Denken"und der weitblickende Adler für das "Wahrnehmen".

Gerade für Kinder oder Jugendliche wird so der Zusammenhang verständlicher.

Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 19: Wer stört sich an was?

Zum wiederholten Mal hörte ich neulich von einem Klienten, dass eine Psychologin seine Eigenschaften als "Störung" betitelt hätte. Da, wo ich (als Psychographie-Kundiger) die typischen Eigenschaften eines Sachtyp-Menschen sah, beobachtete die Psychologin eine "Körperwahrnehmungsstörung". Und wo für mich die typischen Probleme eines Ich-Bezogenen erkennbar wurden, bekam er das Etikett der "Sozialen Störung" angeheftet.

Letztlich machen die Psychologin und der Psychograph etwas Ähnliches: wir geben einem offenkundigen Problem einen Namen. Der Unterschied wird aber dann deutlich, wenn es um die Konsequenzen aus der Etikettierung geht: Im einen Fall ist dringend eine Verhaltenstherapie angeraten, im anderen die eigenverantwortliche Aktivierung der typeigenen Ressourcen (was durchaus mit fachlicher Unterstützung stattfinden kann).

Ob sich jemand an seinen weniger entwickelten Stärken "stört", sie gar als Krankheit einordnet oder sie als Teil seines "Soseins" annimmt, macht für den Umgang so gesehen einen großen Unterschied ...


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 18: Akzeptieren des eigenen Charakters

Helmut Schmidt, der frühere Bundeskanzler, sagte neulich in einem Interview anlässlich seines 93. Geburtstages: "Sie müssen Ihren eigenen Charakter akzeptieren, wie er ist."

Damit spricht er einen nicht nur für Handlungstypen (ich halte ihn für einen Handlungstyp-Denker wie Jogi Löw) wichtigen Punkt an, der durch die Erkenntnisse der Psychographie erleichtert wird: Das Akzeptieren, Respektieren, Für-Okay-Nehmen und vielleicht sogar Lieben dessen, was wir als Persönlichkeit mitbekommen haben.

Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Persönlichkeitsstruktur angeboren und nicht durch Erziehung oder eigene Anstrengungen bzw. Versäumnisse entstanden ist, können wir im Grunde nicht anders als sie so anzunehmen, wie sie ist.

Und auch die Veränderung, Veredelung oder Erweiterung unserer Möglichkeiten setzt voraus, das Vorgefundene zu akzeptieren und dann auf ihm aufzubauen.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 17: 12-fache Weihnachtsgrüße

Aus der Reihe: Wo man die Typunterschiede gut beobachten kann.

In den Wochen vor Weihnachten war ich als Kalligraf (Schönschreiber) in einen Konsumtempel gebucht, um dort Grußtexte auf eine schöne Verpackung für Parfüms zu schreiben - Texte nach Wunsch der Kunden.

Immer wieder musste ich mir dabei ein Lächeln verkneifen, weil die Wünsche so typisch waren - manchmal machte einen "abmildernden" Vorschlag, meist aber beließ ich es dabei und dachte mir meinen Teil.

Einige (nicht wörtliche) Kostproben, passend zu den 12 unterschiedlichen Gruppen, die wir als Psychographen beoabachten:

Beziehungstyp/Relationiker: Für meinen Bären vom Bärchen in ewiger Liebe. (ihr Gesicht strahlt dabei wie ein Weihnachtsbaum)

Sachtyp/Temporiker: Für Manuela. (er hatte darüber vielleicht fünf Minuten in der Schlange nachgedacht; er fragt nach, ob der Text auch "neutral genug" sei und nicht zweideutig ankommen könne)

Handlungstyp/Aktioniker: Für die liebste Kollegin der Welt. (Auf Nachfrage, ob sie nur einer Kollegin etwas schenken würde: ja, mit der sei sie über die Jahre wirklich sehr gut befreundet, auch privat).

Du-Bezogene: "Was würden Sie denn für Ihre Mutter schreiben lassen?" Ich schlage vor: "Für die liebste Mama der Welt", was akzeptiert wird. Ich frage noch nach, ob ich auch schreiben soll, von wem. Antwort: "Nein, das weiß sie dann schon."

Ich-Bezogene: "Von Maria mit den besten Wünschen zu Weihnachten." Sie kommt später zurück und lässt noch den Namen ihres Mannes ergänzen, da ihr zuhause aufgefallen ist, dass das Geschenk von beiden ist und es sonst bestimmt Ärger gibt. Offenbar ist ihr so etwas schon öfters passiert.

Wir-Bezogener: "Es kommen da einige Namen darunter - hat es dafür Platz, oder sollen wir nur schreiben: von der Familie XY?". Ich bestehe darauf, alle Namen einzeln zu schreiben, was ihn sichtlich freut. Was ich da noch nicht wusste - er hatte drei Schachteln, in die ein identischer Text geschrieben werden sollte, nur mit anderen Adressaten.

Gegenwartsorientierter (völlig verstört, als er an die Reihe kommt): "Jetzt habe ich glatt vergessen, für wen das Geschenkt sein soll."

Vergangenheitsorientierter: Als Dank für ein besonderes Jahr und für Alles.

Zukunftsorientierter: Für ein duftendes Neues Jahr. (Kommentar: die Schachtel wird sicher noch lange benutzt, oder?)

Fühler: "Schreiben Sie einfach etwas ganz Schönes - Ihnen fällt bestimmt etwas ein!" Ich frage nach, was sie sich denn gedacht hat, worauf sie mit hochrotem Gesicht einen sehr ansprechenden Glückwunsch vorschlägt.

Denker: (stand lange in der Warteschlange und braucht dann - mit nervöser Schlange hinter sich) nochmal einige Sekunden, bis er seinen Text formulieren kann (welchen, habe ich leider vergessen).

Macher: (streitet sich schon in der Warteschlange und dann vor dem Schreibpult mit ihrer Freundin lautstark, ob der Text in Türkisch oder Deutsch geschrieben werden soll). Er war dann in Türkisch und sie hat ihn mir mit kräftigen Buchstaben aufgeschrieben.

Tipp Nr. 16: Drei Typen beim Jazz

Aus der Reihe: Wo man die Typunterschiede gut beobachten kann ...

Abends in einer kleinen Jazzbar in Stuttgart. Als erster Musiker kommt ein junger Sachtyp-Mann, der sein antiquarisch wirkendes Saxophon in aller Ruhe warmbläst. Er braucht etwas Zeit, um sich in Fahrt zu bringen, spielt sich dann aber seine Emotionen mit so viel Kraft aus dem Leib, dass fast die Tasten rauchen. Trotzdem bleibt er völlig locker (körperlich), jede Schallwelle scheint ihn im Rhythmus zu bewegen. Seine Soli kann er kaum beenden - immer kommt noch ein kleiner Zusatzschlenker. Am Ende nimmt er dankbar Umarmungen und Schulterklopfungen an.

Ganz anders die Handlungstyp-Pianistin und Chefin: Kerzengerade sitzt sie auf ihrer harten Bank, sie spielt die Töne hart und verzieht den ganzen Abend kaum eine Miene - nickt nur hin und wieder den anderen zu. Erst gegen Ende, nach einem Weihnachtslied und einer Rose, die ihr ein Fan überreicht, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht und verweilt noch einige Momente der Rührung. So kraftvoll, wie sie gespielt hat, müsste sie eigentlich völlig am Ende ihrer Kräfte sein - sie wirkt aber, als könne sie nochmal zwei Stunden dranhängen. Ähnlich der Drummer: auch er beackert sein Instrument so konsequent und berechenbar, dass man ihn glatt durch eine Maschine hätte ersetzen können. Auffallend auch, dass er in der ersten Hälfte den Blickkontakt mit dem Publikum meidet und konsequent zur Seite schaut. Da ist einer bei der Arbeit, denke ich. Spaß sieht anders aus.

Und dann die "dritte Partei": ein Beziehungstyp-Fühler mit einem weichen Gesicht wie ein dem Märchen entlaufener Königssohn. Schon bei den ersten Tönen wird klar, dass dieser Musiker sein Instrument, einen riesigen Kontrabass, ins Herz geschlossen hat. Sein Spiel wirkt, als ob er mit dem ihn überragenden Klangkörper einen Tanz absolviert. Zahlreiche Regungen sind in seinem Gesicht zu lesen, immer wieder sucht er den Blickkontakt zu seinen Mitspielern, lächelt ihnen zu oder schaut verstört, wenn er den Anschluss zu verlieren droht.

Eine gelungene Mischung, denke ich mir, finde es wieder einmal schade, dass ich keine kleine Kamera in meiner Brille eingebaut habe und nehme mir vor, das Beobachtete wenigstens für die Leser hier zu Papier zu bringen ...


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 15: Don Quichote im Coaching

Warum musste Don Quichote von la Mancha kämpfen?

Im Coaching-Gespräch mit einem Kollegen (vermutlich Handlungstyp) beklagte er sich darüber, dass seine trägen Mitarbeiter (hochspezialisierte Techniker! Vermutlich überwiegend Sachtypen) selten in die Gänge kämen und Neuerungen nur schwer annähmen oder sogar torpedierten.

Gegen Ende des Gespräches tauchte in mir das Bild von Don Quichote und seinem Kampf z.B. gegen Windmühlen auf. Motto: Wenn kein Feind da ist, muss man ihn sich erschaffen. Dann erinnerte ich mich, was einer meiner spirituellen "Meister" über Don Quichote zu sagen wusste:

Frage: Warum musste Don Quichote kämpfen?
Antwort: Weil er eine Rüstung trug! (Nicht, weil es so viel Feinde gäbe)

Genau diese Frage und Antwort spielte ich mit meinem Kollegen durch. Nach der Antwort schlug er sich mit der Handfläche auf die Stirne und fing an zu lachen.
"Mein Gott, warum muss eigentlich immer ich die Probleme lösen? Noch dazu, wo es doch gar nicht meine sind."

Er bedankte sich und konnte erleichtert in den Weihnachtsurlaub fahren.


Text: Bernhard Heerdt
Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 14: Enthüllung des Typverdachts

Da vielen Seminarteilnehmern am Anfang nicht bewusst ist, dass die Typen der Psychographie wertfrei zu sehen sind, ist es aus meiner Erfahrung besser, sich mit der schnellen "Enthüllung" eines Typverdachts zurück zu halten, auch wenn man sich ziemlich sicher ist.

Speziell für Sachtypen scheint es häufig eine Art "Übergriff" darzustellen, sie vor einer Gruppe als solche zu bezeichnen. Ich vermute (man möge mich korrigieren), dass es darum geht, das "Geheimnis um die eigene Person" zu wahren - insbesondere das Spezielle, Individuelle, Einzigartige.

Indem ich stattdessen die Typen in ihrer Unterschiedlichkeit möglichst deutlich vorstelle, auch Stärken und Schwächen ausgewogen berücksichtige, kann jeder Teilnehmer für sich darauf kommen, zu welcher Gruppe er gehört.

Interessanterweise scheinen Sachtypen in Pausengesprächen unter vier Augen wesentlich einfacher ihre "Typvermutung" entgegen zu nehmen. Eine Kursteilnehmerin meinte neulich so treffend: Ich fühle mich direkt wohl bei dem Gedanken, ein Sachtyp zu sein.


Text und Redaktion: Werner Winkler


Tipp Nr. 13: Bewertungsenthaltung

Neulich erzählte mir ein Kollege von einer asiatischen Typologie, die neben den "neutralen" Typbezeichnungen noch eine bewertende Unterteilung von Menschen anbietet, ähnlich wie die populäre Unterscheidung in "gute, schlechte und neutrale" Menschen.

Bei dieser Gelegenheit wurde mir nochmal bewusst, dass es für die Psychographie durchaus sinnvoll und auch wichtig ist, auf solche wertenden Begriffe völlig zu verzichten und die Typenbilder so wertfrei wie möglich zu halten.

Drei Gründe hierfür: Erstens: Menschen können sich hinsichtlich ihrer "Art" ändern, jedoch nicht in dem, was ihren Typus ausmacht (höchstwahrscheinlich).

Zweitens: Bewertungen entstehen stets zwischen (!) zwei Menschen - der Typus hingegen ist etwas, das direkt mit einem Menschen verbunden ist. So kann für mich ein Mensch "neutral" wirken, auf jemand anderen jedoch "gut".

Und Drittens: Kein Mensch ist "nur gut" oder "nur schlecht". Auch ein Heiliger hat sicher ab und zu Anflüge von Bosheit und selbst der schlimmste Verbrecher wurde sicher nicht als solcher geboren oder besteht nur aus "Bösem".


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 12: Aha? So, so. Na klar!

Ich benutze das Modell der Psychographie dafür, in den ersten 2-3 Unterrichtsstunden meiner Kommunikationsseminare einen nachhaltigen Aha-Effekt zu erzeugen.

Meine Teilnehmer sollen dabei keine Psychographen werden, aber ihr Bewusstsein
für die unterschiedlichen Hintergründe entwickeln vor denen Menschen miteinander umgehen, ihr Leben gestalten und Missverständnisse eskalieren.
So erzeuge ich Neugier und Betroffenheit als Grundlage für die Lernbereitschaft der TeilnehmerInnen.

Ich stelle anschließend eine wesentliche Motivationssteigerung zum Erlernen der wichtigsten Regeln gelingender Kommunikation fest. Wenn danach Teilnehmer mehr über Psychographie erfahren wollen, was häufig der Fall war, bekommen Sie von mir neben weiterführenden Antworten den Link auf die wunderschöne
www.dreifarbenwelt.de (auch für Erwachsene!) und den Hinweis auf Werner Winklers Buch.

Text: Bernhard Heerdt
www.sprechmanufactur.de

Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 11: Typgerechte Vorsätze fürs Neue Jahr.

Demnächst ist es wieder soweit: Ein neuer Kalender und eine neue Jahreszahl laden uns ein, alles anders und besser zu machen.

Für die Sammlung an guten Vorsätzen möchte daher ich einige für jeden Typus anbieten:

Beziehungstypen/Relationiker: Nur ein Drittel so viel verschiedene Dinge anfangen und dafür dreimal so viel Zeit nehmen.

Sachtypen/Temporiker: Dreimal so viel wegwerfen wie bisher, dreimal so schnell aktiv werden, dreimal so häufig "Nein" sagen.

Handlungstypen/Aktioniker: Dreimal so häufig lächeln, dreimal so oft eine Verschnaufpause einlegen und etwas Schönes genießen, dreimal so viel Nachsicht mit sich selbst und seinen Unperfektheiten üben.

... und wenn es dann nur halb so oft klappt, wie vorgenommen, ist trotzdem eine Menge erreicht :)


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 10: Typanalyse statt Psychoanalyse?

Neulich schrieb mir jemand: "Ich würde gerne eine Typanalyse bei Ihnen machen lassen".

Und da ich sehr auf "erwünschte Ausnahmen" achte - also auf Ereignisse, von denen ich mir wünsche, dass sie öfters passieren, hielt ich kurz inne und freute mich.

Denn wäre es nicht wundervoll, wenn in einigen Jahren oder Jahrzehnten überall auf der Welt Menschen diesen speziellen Blick auf sich selbst, den eine Typanalyse (oder "Stärken-Profil-Analyse") bietet, erleben könnten?

Mir scheint - ohne damit den Psychoanalytikern zu nahe treten zu wollen - dass das es wesentlich wirkungsvoller wäre, zwei Stunden damit zu verbringen als 200 Stunden auf einer Couch ins Leere zu sprechen.

In diesem Sinne: Mehr von dieser Ausnahme in 2011!


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 9: Mehr Erfolg der Psychographie?

Eine immer wieder gestellte Frage lautet:
Warum ist die Psychographie noch nicht erfolgreicher, verbreiteter, bekannter?

Die für mich plausibelste Antwort darauf ist, dass es sich beim psychographischen Wissen um mehr handelt, als nur etwas "Fachkenntnis", die ich mir an einem Wochenende oder aus einem Buch aneignen kann.

Um mit diesem Modell zu arbeiten, muss ich mich selbst in einer Weise einlassen, die für viele andere Modelle nicht notwendig ist. So kann ich z.B. bereits nach einem Crashkurs in Lösungsorientierter Gesprächsführung die dort gelernten Fragen stellen und werde einen guten Effekt erzielen.

Aber um mit den Typunterschieden zu arbeiten, muss ich zunächst mich selbst aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachten (lassen) - und das erfordert Mut, Offenheit und auch etwas Zeit, um die so gewonnenen Erkenntnisse zu verarbeiten und in den Alltag zu übertragen.

Der Tipp der Woche lautet daher: Nichts überstürzen! Die guten Dinge verbreiten sich in aller Regel im Laufe der Zeit und mit denen, die sie benutzen.  


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 8: Typmerkmale sicher kennen

Eine einfache Übungs- und Testmöglichkeit zur sicheren Erkennung der Typenmerkmale (Grund- und Untertypen) bieten die auf der Seite www.psychographen.de zu findenden Typentests:

Nehmen Sie sich vor, nur die Merkmale eines Typs anzukreuzen (z.B. Sachtypen oder Macher). Bei diesen kreuzen Sie jeweils 5 Punkte an, alle anderen lassen Sie leer. Beim Ergebnis müssten dann 100% für den ausgewählten Typ erscheinen, falls Sie alle korrekt angekreuzt haben.

Wissen Sie bei einem Text (Item) nicht, zu welchem Typus dieser gehört, kreuzen Sie nur diesen an und gehen dann gleich zur Auswertung.

Vier Beispiele als Test: Zu welchen Typen/Untertypen gehören diese Beschreibungen? (Lösungen weiter unten)

(1) .... vermeidet es, deutlich "Nein" zu sagen bzw. etwas abzubrechen, das schon längere Zeit besteht, zu kündigen, sich zu trennen, Telefongespräche zu beenden etc.

(2) .... redet vom Du, obwohl von sich selbst erzählt wird

(3) .... erinnert sich detailliert an sehr viele frühere Ereignisse

(4) .... neigt dazu, gegenüber jemandem, der viel spricht längere Zeit still zu sein

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Richtige Zuordnung:
(1) Sachtyp
(2) Du-Bezogener
(3) Vergangenheitsorientierter
(4) Denker


Text und Redaktion: Werner Winkler


Tipp Nr. 7: Typverdacht - Sprachmuster

Als ich 1997 begann, nach Merkmalen für offenkundigen Typunterschieden zu suchen, fiel mir recht bald auf, dass je nach Grundtyp bestimmte spontane Äußerungen als Hinweisgeber taugen.

Beziehungstyp/Relationiker:
antwortet sehr rasch und häufig mit "Ja" oder auch "Jaja" bzw. ähnlichen Wörtern (Okay, klar, gut, prima, toll, logo usw.) und unterstreicht die durch ein offenes-fröhliches Gesicht oder auch durch zustimmende Handbewegungen (Daumen nach oben etc.).

Sachtyp/Temporiker:
setzt oft Pausen, auch vor einer Antwort bzw. ergänzt seine Aussagen häufig mit "tja, hm" oder auch mit "vielleicht", "womöglich", "denkbar dass", "könnte sein dass" - manchmal begleitet mit einem langsamen Bewegen des Kopfes, der Unentschlossenheit signalisieren soll.

Handlungstyp/Aktioniker:
beginnt viele Sätze mit "Nein" oder antwortet spontan mit "Mehrfach-Neins" (gezählt wurden bis zu sieben Neins am Stück!) bzw. anderen verneinend-abwehrenden Wörtern wie "Ne", "Nicht doch" und Kopfschütteln. Abwehrende Handbewegungen sind auch zu beobachten.

Eine ausführliche Sammlung von "Lieblingswörtern" findet sich auf http://www.psychographium.de/woerter.htm

Tipp Nr. 6: Äußerliche Typverdachts-Merkmale

Auch wenn das natürlich keine "sicheren" Merkmale sind, wie im letzten Tipp der Woche erläutert, sind die folgenden Merkmale doch immer wieder hilfreich für den "ersten Verdacht":

Beziehungstyp/Relationiker:
vielfältige Mimik, die einen Rückschluss auf den emotionalen Zustand zulässt

Sachtyp/Temporiker:
lockerer, entspannter Körpertonus wird immer dann eingenommen, wenn möglich - auch beim Gehen oder Sitzen ("Stand-by-Modus")

Handlungstyp/Aktioniker:
hohe Körperspannung, aufrechter und oft "marschähnlicher" Gang sowie die anhaltend parallelen Handbewegungen, die wie Schnitte in die Luft ausgeführt werden, um das zu unterstreichen, was gesagt wird

Tipp Nr. 5: Verdacht und Analyse

Bei der Frage: "Zu welcher Gruppe bzw. zu welchem Typus gehört ein Mensch?" sollten wir wirklich streng zwischen dem "Verdacht" und der "Analyse" unterscheiden.

Die fachlich angemessene "Analyse" braucht sowohl den Fachkundigen (mit seiner Kenntnis des Modells und der Zugehörigkeitskriterien) als auch denjenigen, der wissen möchte, zu welcher der drei Gruppen er gehört. Daher der Begriff der "konsensuellen Typanalyse" bzw. "Stärken-Profil-Analyse".

Anders bei der Bildung eines "Verdachts": Hier kann ich etwa in einer Alltagssituation den Eindruck bekommen, Herr X. könne zur Gruppe der Beziehungstypen/Relationiker gehören. Er selbst bekommt davon überhaupt nichts mit, außer vielleicht dass ich mehr auf die Dinge eingehe, die für diese Gruppe von besonderer Bedeutung sind.

Auf diesem "Verdacht" basierend sind auch die Zuordnungslisten der Prominenten in den Büchern oder im Internet (z.B. auf www.psychographie.de/prominente.htm) erstellt worden. Trotzdem brauchen wir auch diese Methode, trotz ihrer Grenze, für die Anwendung.

Und je länger man sich mit dem Thema befasst und mit je mehr Menschen man eine fachlich korrekte Analyse durchgeführt hat (und damit seinen Verdacht bestätigt oder verworfen sieht), optimiert man auch die Fähigkeit, oft in wenigen Momenten "richtig" zuzuordnen.

Ein Beispiel: Neulich saß in einer Gruppe mir unbekannter Menschen jemand, der mich spontan an den Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Thierse erinnerte. Innerlich machte ich also einen kleinen Bleistiftvermerk "Sachtyp-Verdacht" und beobachtete ihn weiter. Als er an die Reihe kam, seine Meinung zu einem Projekt zu äußern, ging es ihm besonders darum, dass man sachlich bleibt, sich an Themen hält und die Organisation nicht übertreibt - weil er die bisher etwas sehr chaotische Entwicklung des Projekts so angenehm erlebt habe. Ihm war auch die Zeit, die für die Diskussion zur Verfügung stand, viel zu kurz. Ich habe dann später, als ich ihm an einem Punkt widersprechen musste, versucht, dies möglichst dezent und unter spezieller Würdigung seines Standpunktes zu tun. Er wirkte dabei so, als könne er meine Kritik annehmen, was meinen Verdacht weiter festigte.

Mehr dazu nächste Woche ...

Tipp Nr. 4: Das fehlende Dritte.

Eine der Hauptinnovationen des psychographischen Modells: die Triaden.

Wo z.B. bei Martin Buber nur von "Ich und Du" (1923) die Rede ist oder bei Erich Fromm von "To Have or to Be?" (dt. "Haben oder Sein", 1976) - kommt nun das "Wir" als drittes Element zum Ich und Du, und das "Können" zum Haben und Sein.

Ein kleiner Test: Ergänzen Sie das fehlende Dritte:

Ja-Nein-.....
Theorie-Praxis-....
gut-schlecht-.....
Herz-Hand-....
Saat-Ernte-....
Flucht-Angriff-...

Die Lösungen finden Sie, wenn Sie nach unten scrollen:
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Ja-Nein-Vielleicht
Theorie-Praxis-Innovation/Idee
gut-schlecht-neutral
Herz-Hand-Kopf
Saat-Ernte-Pflege
Flucht-Angriff-Verteidigung


Tipp Nr. 3: Das Doppelgänger-Phänomen

Die erste Bundesratspräsidentin Deutschlands und Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, wir von vielen als "Doppelgängerin" von Angela Merkel wahrgenommen - nicht nur optisch, sondern auch von ihrem Verhaltensmuster her.

Als Psychographen benutzen wir das Wort "psychographischer Zwilling" dann, wenn zwei Personen die gleiche Typkombination zeigen (also im Falle der beiden angesprochenen vermutlich: Sachtyp/Temporiker, wir-bezogen, zukunftsorientiert, Denker - Typencode 2332).

Warum sich bei gleichen Bevorzugungen häufig auch optische Ähnlichkeiten zeigen, gehört zu den noch nicht geklärten Fragen der Psychographie - auch deshalb, weil diese einerseits nicht immer vorkommen und andererseits wenn sie auftauchen (also wenn uns jemand massiv an einen uns bekannten Menschen erinnert), dann auch sehr oft die gleichen Bevorzugungen auftauchen.

Ich nutze das durchaus als einen Hinweisgeber bei der Typanalyse (zumindest als Typverdacht).

Auch unser derzeitiger Bundespräsident Christian Wulff hat im Bundestag einen solchen "Doppelgänger": http://www.picsearch.de/index.cgi?cols=4&width=737&q=clemens+binninger - ich selbst kenne drei Männer in ähnlichem Alter wie der Bundespräsident, die ihm ebenfalls sehr gleich sehen und die ich als Sachtyp/Temporiker, ich-bezogen, gegenwartsorientiert und Macher typisiert habe. Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit, das zu überprüfen?

Eine Diskussion zu diesem Thema findet sich übrigens hier: http://www.psychographen.de/forum/?file=forum_show&id=116&showselect=all

Text und Redaktion:
Werner Winkler

Tipp Nr. 2: Ist kostenlos automatisch billig?

Ist kostenlos automatisch billig?

Es ist zwar in Zeiten des Internets üblich, viele Dokumente, Dienste und Informationen kostenlos zur Verfügung zu haben - trotzdem höre ich manchmal, die vielen Angebote der Psychographie-Initiative könnten als "billig" missverstanden werden, wenn andere Typologien ihre Erkenntnisse, Tests und Analysen nur gegen einen entsprechenden Obulus, teure Ausbildungen oder an lizenzierte Geschäftspartner herausrücken.

Wie kam es dazu, dass "hier" so vieles kostenlos zu haben ist? Als wir 1999 den Verein mit 12 Gründungsmitglieder mit dem Ziel gründeten, eine Plattform für den Erfahrungsaustausch für diejenigen zu haben, die mit diesem Modell arbeiten, war auch rasch klar, dass wir das als gemeinnütziger Verein tun wollten. Und obwohl uns das nicht bewusst war, macht, wenn en wir das, was inzwischen als "Linux-Prinzip" oder "Wikipedia-Prinzip" bekannt ist: Jeder bringt seine Kompetenzen ein, wenn er sie hat und kann gleichzeitig davon profitieren - und zwar ohne ständig eine Rechnung schreiben zu müssen oder eine zu bekommen.

Gegenseitigkeit ist also eines der Fundamente des bisher erzielten Erfolgs und die vielen Angebote auf www.psychographen.de - gerade bei den Downloads*, die viel genutzt werden, wie uns die Auswertungen zeigen - sind zwar gratis zu haben, aber deswegen nicht billig. Sie sind möglich geworden, weil die (aktuell ca. 160) Vereinsmitglieder seit Jahren ihren relativ geringen Beitrag von 20 Euro pro Jahr bezahlen und so die Mittel für dieses "Geschäft auf Gegenseitigkeit" - und zum Nutzen der Allgemeinheit - bereitstellen.

An dieser Stelle also ein großes Dankeschön an alle derzeitigen Mitglieder und eine freundliche Einladung an diejenigen, die es gerne werden wollen!

* ganz aktuell dort: die neueste Version der "Stärken-Profil-Analysen"-Auswertung.


Text und Redaktion: Werner Winkler

Tipp Nr. 1: Kleine Häppchen gefällig?

Wie vom Vorstand der Psychographie-Initiative beschlossen, servieren wir euch künftig jeweils Sonntags um 12 Uhr ein "kleines Häppchen" vom reichhaltigen Büffet der Psychographie als Tipp der Woche.

Heute: Die Triade "Ja/Vielleicht/Nein" und ihre Verwendung im Alltag.

Wie inzwischen bekannt, hat jeder von uns seine Lieblingsecke in einer Triade und neigt dazu, diese übertrieben oft einzusetzen und die nachfolgende eher zu vergessen.

Während also Beziehungstyp-Menschen reflexartig ein "Ja" auf den Lippen haben, verschaffen sich Menschen der Sachtyp-Gruppe mit ihrem "Vielleicht" ausreichend Zeit, um noch mehr Informationen einzuholen. Und wer sich als Handlungstyp kennt weiß auch, dass er ohne das regelmäßige "Nein" bald so viel um die Ohren hätte, dass er überhaupt nicht mehr zur Ruhe käme.

Zum Glück ist es relativ einfach, die eigene Schwachstelle (oder die der anwesenden Mitmenschen) zu trainieren: Als Beziehungstyp nehme ich mir vor, dem "Ja, ja ..." gleich ein "... moment, ich muss nochmal in Ruhe nachschauen, ob das geht" hinterher zu schieben. Als Sachtyp stecke ich mir ein kleines rotes Kärtchen in den Geldbeutel oder die Hosentasche, das mich an die Möglichkeit erinnert, "Nein" oder "Stop" sagen zu dürfen - auch wenn das schwer fällt. Und als Mensch aus der Handlungstyp-Gruppe genehmige ich mir mindestens einmal am Tag ein herzhaftes "Ja, gerne." und lasse mich auf Neues, fremde Menschen, ungewöhnliche Ideen oder einen Versuch ein - zwinge mich gewissermaßen zu meinem Glück.

Ergebnis: mehr Verständnis für die anderen beiden Gruppen, weniger Stress und neue Erfahrungen.

Gerne lesen wir dazu Erfahrungsberichte der Leser und berichten darüber in einem der nächsten Tipps der Woche!


Redaktion und Text: Werner Winkler